Sonntag, 25. Dezember 2011

Australia 2.0 - Sixth Week - 19/12 - 25/12/2011 - Albany - Port Augusta


19/12/2011 MONTAG

Die Bucht und die Berge von Norton Green hatten uns in der Nacht gut beschützt und wir schliefen wie die Babies. Leider ein wenig kurz, denn auch heute stand ein Fototermin an. Dank Regens musste der aber kurzer Hand abgesagt werden, so dass wir uns kurz nach 4.00 Uhr wieder umdrehten und noch einmal ins Traumland abdüsten. Auch gegen 5.00 Uhr tröpfelte es noch immer, so dass wir das mit dem Fotografieren einfach ließen.

Wir parkten unser Auto noch kurz um, damit wir unentdeckt blieben und dann hieß es wieder Äuglein zu und schön bis 8.00 Uhr geschlafen. Schon komisch, früher war um 8.00 Uhr viel zu früh. Jetzt kam es einem so vor, als wäre der halbe Tag schon rum. Gut ausgeschlafen, fuhren wir zum Middleton Beach, um dort zu frühstücken. Vorher erkundete ich noch ein wenig die Gegend und legte eine kleine Sportrunde am Strand ein.

Ich kann es nicht oft genug sagen, aber Sport am Meer ist einfach nur toll. Besonders, wenn es so schön warm ist und dazu ein kleines Lüftchen weht.

Danach gab´s dann die verdiente Stärkung. Während wir da so schön saßen, kam auf einmal ein älteres Ehepaar an uns vorbei und sprach uns einfach von der Seite an. Na so wie die Aussis eben drauf sind. Ganz frei Schnauze: „Naa, habt ihr eine schöne Reise?“ Und schwupp die wupp kamen wir ins Gespräch. Auch wenn die beiden einen Slang vom Herrn hatten, bekamen wir ein rundes Gespräch zu stande. Und so unterhielten wir uns über Gott und die Welt bestimmt über eine halbe Stunde.

Sehr erfrischend so ein Gespräch. Und schön, wie locker das hier immer abläuft.

Für heute hatten wir sonst weiter nichts großes geplant. Ein wenig die Gegend um Albany erkunden und sehen, was es hier noch so zu entdecken gab. Ich für meinen Teil war heute ein wenig träge, so dass sich Müscha um alles kümmerte und mich ganz hervorragend von A nach B schaukelte. Zuerst fuhren wir zu „The Gap“ (Die Lücke) und zur „Natural Bridge“(Naturbrücke).

Schön, wenn man ohne Erwartungen zu etwas fährt und dann so belohnt wird. Denn das, was es hier zu sehen gab, hob meine Stimmung erheblich und holte mich aus meiner etwas schläfrigen Stimmung heraus.

Eigentlich waren nur Felsen zu sehen. Felsen, Steine und das Meer. Nicht, dass wir so etwas nicht schon einmal gesehen haben. Aber die Kombination hier, war nicht grade langweilig, denn das Meer bauschte sich in großen Wellen auf, knallte auf die Felsen und spritzte in die Höhe. Und das so hoch, dass überall kleine Wasserkristalle umherflogen. Naturgewalten pur.

"The Gap" war so gewaltig, dass hier die Wellen anrollten, auf die Felsen krachte und in hohem Bogen bestimmt um die 20 bis 30 Meter in der Felslücke nach oben rauschte. Die "Natural Bridge" ist ein Felskonstrukt, was einer Brücke ähnelt. Durch diese Brücke hindurch trieben auch hier die Wellen ihr Spiel. Sie rollten an und zerschmetterten auf den Felsen.

Ich setzte mich oberhalb in sicherer Entfernung auf die warmen Felsen und beobachtete die Wellen bei ihrem Spiel. Stundenlang hätte ich hier sitzen und ihnen dabei zusehen können. Es hatte irgendwie etwas animalisches, aber gleichzeitig auch etwas extrem beruhigendes. Müscha hüpfte währenddessen zwischen den Felsen umher, um diese Szenen mit der Kamera festzuhalten. Später setzte er sich zu mir und wir guckten gemeinsam auf dieses herrliche Szenario.

Das war wieder so ein Ort, den ich gerne mit nach Hause genommen hätte. Und meines Erachtens kam er auch mal wieder im Lonely Planet etwas zu kurz. Müscha und ich saßen hier noch ein ganze Weile bis wir unsere Erkundungstour fortsetzten.

Dann ging´s zu den "Blowholes".(Blasloch) Für uns weniger eindrucksvoll, da man nichts sah und wenn überhaupt ab und zu ein Rauschen vernahm. Dafür waren sie aber anstrengender. Denn der Weg dort hin erforderte einen leichten Ab- und Aufstieg, so dass wir beide gut ins Schwitzen kamen. Gut, dass ich heute schon sportlich aktiv war...puhh! Aber scheinbar waren wir fitter als gedacht, denn alle anderen Touris legten beim Aufstieg Pausen ein oder waren wesentlich langsamer als wir. Na da können wir ja zuversichtlich sein – alles tippi toppi in Form.

Jetzt wollten wir weiter zur Frenchman Bay. Dort sollte wieder ein schöner Strandabschnitt auf uns warten. Und ja, die Frenchman Bay konnte sich sehen lassen und wickelte uns mit ihrem Charme gleich um den Finger. Da die Kaffeezeit fällig war, pausierten wir hier und gingen unseren alltäglichen Nachmittagsritualien nach.

Herrlich so ein Strandtag bei so schönem Wetter. Auch, wenn wir uns die Strände nur angeschaut hatten, war es schön. Denn bei den Anblicken kommt man schnell ins Träumen und das Leben kommt einem auf einmal so einfach und leicht vor. Da kommt schon mal die Frage auf, warum eigentlich nicht jeder Tag so von statten gehen kann.? Tja, warum eigentlich nicht? Weil es vielleicht langweilig wäre? Und vielleicht so etwas hätte wie jeden Tag Sonntag zu haben? Oder jeden Tag den leckersten Kaffee der Welt? Obwohl daran könnte man sich glaube ich wirklich gewöhnen.

Vielleicht sind all diese Dinge, die wir hier grade erleben dürfen aber genau deswegen besonders, weil sie für uns nicht alltäglich sind. Und meistens ist es ja so, dass gerade das, was man nicht haben kann, am begehrenswertesten ist. Eine tolle Bucht mit diesem Wasser anstelle des Müggelsees könnte mir auf jeden Fall auch gefallen. Nichts gegen den Müggelsee, aber das hier ist schon eine Stufe höher. Obwohl man ja Äpfel nicht mit Birnen vergleichen sollte.

Am Abend rollten wir wieder bei unserem Schlafplatz am Emu Point vor und konnten bei herrlichem Meeresrauschen die Äuglein schließen und beruhigt einschlafen.


DIENSTAG 20/12/2011

Auch heute morgen klingelte der Wecker sehr zeitig und wir beendeten unseren Schlaf mitten in der Nacht, um ihn dann etwas später an gleicher Stelle wieder fortzusetzen.

Manchmal könnte man vermuten, unsere Reise bestehe nur aus Sonnenauf- und Untergängen und Jettys. Aber wer weiß, wozu das alles noch gut ist. Wie meinte Müscha neulich: „Ach in Thailand ist dann Urlaub!“ Aha, sehr interessant und was machen wir jetzt grade? Das konnte er mir dann leider auch nicht wichtig beantworten. Schmautzens Forschungsreise. Auf der Suche nach dem Ich? Oder MitschiS – Motivation durch Fotografie? Gut wäre auch Wie einer auszog, die Jettys Australiens zu finden.

Mir ist es eigentlich gleich, denn mich stört es nicht. Und da wir unseren Tag selbst bestimmen, macht es nichts, wenn´s dann Nachmitttags ggf. noch einmal ein bisschen Schlaf auf die Mütze gibt, wenn der von der Nacht zu kurz war.

Gegen 9.00 Uhr machten wir die Äuglein zum zweiten mal auf und konnten mit Blick auf´s Meer und ein paar Schiffe frühstücken. Danach hieß es leider Abschied von Albany und Norton Green nehmen. Denn wir wollten weiter nach Esperance aufbrechen.

So machten wir uns nur noch kurz auf Nahrungssuche auf und setzten unseren Fucy Richtung Esperance in Bewegung. Auf dem Weg lagen noch ein paar Buchten, die wohl ganz ansehnlich sein sollten. Leider waren die nicht so der Knaller, dass sich der Umweg nicht wirklich gelohnt hatte. Naja, wir wurden ja gestern dafür gut belohnt.

Also ging´s jetzt wieder auf den Highway und wir konnten schon einmal ein Gefühl dafür bekommen wie es sich auf dem Weg von Esperance nach Sydney anfühlen würde. Kilometerschruppen im Nichts. Für heute standen lockere 500 Kilometer auf dem Programm und Trucker Mitschi würde sie entspannt wegfahren.

Während wir so durch´s Nichts fuhren, kamen uns immer wieder merkwürdig aussehende Fahrzeuge entgegen. Irgendwie mit einer komischen Schleimschicht überzogen, die grün oder gelb war. Mir Vierauge fiel es zuerst gar nicht auf bis ich mir die entgegen kommenden Autos etwas genauer anguckte. Und in diesem Moment passierte es. Angriff der Grashüpfer, obwohl es eher wie ein Angriff mit Minibomben gegen unseren Fucy war. Es schien als würden wir direkt von vorne beschossen.

Aber bei den Minibomben handelte es sich um tausende von Grashüpfern, die gegen unser Auto prallten und durch das Aufklatschen teilweise auch gut zermatschten. Daher kam also die grün-gelbliche Farbe.

Bei einem nächsten Stopp begutachteten wir erst einmal das Auto und waren etwas angeekelt. Der ganze vordere Bereich des Autos und besonders der Grill waren mit Heuschrecken oder Grashüpfer, die über eine beachtliche Größe verfügten, übersät. Teilweise lebten die armen Viecher sogar noch. Wir versuchten das Zeug mit Wasser und mit Hilfe eines Handfegers abzubekommen, aber das erwies sich als etwas schwierig. Also fuhren wir so weiter...! Leider brach danach gleich noch einmal ein dicker Heuschrecken-Bombenangriff auf uns ein. Bin gespannt, ob wir den wieder vom Auto beseitigen können. Igitt!

Weil die Dämmerung etwas früher als erwartet kam, machten wir 90 Kilometer vor Esperance halt und warfen im Nichts des Outbacks den Anker.


MITTWOCH 21/12/2011

Drei Mal werden wir noch wach, heißer dann ist Weihnachtstag. Apropos heiß, irgendwie war´s das hier auch. Scheinbar verändert sich das Klima mal wieder. Jedenfalls machen die 5 bis 7 Grad wärmer schon etwas aus, denn schon um 8.00 Uhr brannte die Sonne auf den Camper, der sich dadurch wieder in eine kleine Sauna verwandelte. Hmm...herrlich. So fühlt man sich doch gleich frisch für den Tag, so schön verschwitzt und klebrig. Aber wieso sollte es uns besser ergehen, als unserem Fucy. Der sah mit all den kleinen Heuschreckenleichen und dem Schmadder auch etwas verklebt aus.

Naja, was soll´s die nächste Dusche naht. Auch unseren Fucy sollten wir mal eine gönnen, um ihn von dem Mist zu erlösen.
Nach einem Frühstück und einem erneuten Kampf zwischen Summi und uns, setzten wir unsere Fahrt nach Esperance fort. Nun standen noch 90 Kilometer auf dem Programm.

Die Fahrt dorthin war weniger Ereignisreich. So dass wir unserem Hörspiel Homo Faber weiter lauschten und uns so die Zeit nicht zu lang werden ließen. In Esperance angekommen, wurden wir erst einmal mit einem schönen Eingangsschild willkommen geheißen. NO CAMPING PERMITTED - IN AUTHORISED AREAS ONLY. Okay, das war ja wohl mal eine Ansage und schönes Fratzengeballer auf die Breitseite. Viele andere hätten wahrscheinlich spätestens jetzt auf dem Nahe gelegenen Caravanpark eingecheckt. Wir jedoch nicht. Wäre doch gelacht, wenn wir nicht ein verstecktes Plätzchen später finden würden.

Esperance selbst, ist ein typisches Touristenstädtchen, das durch seine Nähe zum Meer und die Nahe gelegenen Buchten besticht. Laut Lonely Planet soll Esperance und der Le Grande National Park über die schönsten und weißesten Strände Westaustraliens verfügen. Also wenn dem so sei, ausreichend, um eine Menge Touristen in das kleine Örtchen pilgern zu lassen.

Als wir unsere ersten Runden durch die Straßen und die nähere Umgebung drehten, fiel uns auf, dass auch Esperance sich am aufsteigenden Ast bewegt. Also würde ich ein paar Euro zu viel haben, würde ich mir hier eine Immobilie besorgen und in 10 Jahren wieder verkaufen. Ich denke, da reicht auch einfach nur ein Grundstück ohne Häuschen. In ein paar Jahren sollte das auf jeden Fall das Doppelte, höchstwahrscheinlich aber das 3 bis 4 fache Wert sein, je nachdem, wo sich das Grundstück befindet.

Nachdem wir den Tanker Jetty entdeckt hatten, den Müscha morgen früh ins rechte Licht setzten wollte, fuhren wir an der Küste entlang, um der angeblichen Schönheit dieser Buchten mal auf den Zahn zu fühlen. Und ja, hier war der Name wie Blue Heaven Bay auch Programm. Eine Bucht schöner als die andere. Die Twilight Bay war 2009 zum schönsten Strand Westaustraliens ausgezeichnet worden. Hui.

An diesem Strandabschnitt machten wir uns es auch ein wenig gemütlicher. Leider war es gerade kurz nach 12.00 Uhr und ich schlenderte alleine zum Strand. Müscha war das nichts wegen seiner Raffaellohaut. Schokolane war aber dank Sonnenschutzfaktor 30+ gut gewappnet und so watschelte ich vergnügt zum Strand, um ein bisschen zu relaxen. So wurde ich noch mehr Schokolane und ging, leider alleine, ein wenig planschen und beobachtete die anderen Leute, die scheinbar auch so viel Spaß hatten wie ich.

Es war wirklich sehr beeindruckend die ankommenden Leute zu beobachten, denn zu 99 Prozent reagierten alle gleich. Ein eben noch angespanntes oder trauriges Gesicht verwandelte sich blitzartig in ein heiteres beim Anblick der Bucht. Und das bei Kindern als auch Erwachsenen gleichermaßen. Tja, schon toll, was Mutter Natur da alles bewirken kann. Weil auch ich nicht zur Röstlane mutieren wollte, ging ich nach knapp 1,5 Stunden wieder zum Auto und leistete Müscha im Schatten Gesellschaft.

Den restlichen Tag düsten wir noch ein wenig durch die Gegend, hielten Ausschau nach einem Schlafplätzchen und fanden uns dann etwas später bei McDonalds ein, um Kontakt mit der Außenwelt aufzunehmen. Weil ich ein wenig müde war, hielt ich für meinen Teil ein kleines Nickerchen und Müscha surfte durch die Weiten des Internets. Das mit dem Surfen auf Wellen hatten wir ja für diese Reise gestrichen. So viel Spaß es auch macht. Auf ein Surfbrett neben mir und Müscha hatte ich jetzt nicht noch Lust. Obwohl sich die Westküste zum Wellenreiten/Surfen wesentlich besser als die Ostküste Australiens macht und wir eigentlich damit noch hätten anfangen sollen. Aber hätte die Oma Eier, wär´s der Opa, das wissen wir ja nun mal.

Also Surfen im Internet, da gibt’s auch nicht so viele Haie und ist auch nicht so anstrengend. Zum Abend fuhren wir wieder zum Twilight Beach, um genau dort unser Nachtlager aufzuschlagen. Mittlerweile kannten wir die Marotten der Ranger, so dass ein Überfall höchstwahrscheinlich in den Morgenstunden stattfinden würde. Denn so viel hatten wir mittlerweile herausgefunden. Die Miniörtchen, die vielleicht gerade mal über eine Straße verfügen, haben ABV´s. Also eher Möchtegern Ranger, die höchstwahrscheinlich gar nichts ausrichten können und den armen kleinen Campern nur Angst einjagen, damit sie sich dann auf einem Campingplatz einfinden. Und diese kommen abends. Und dann gibt’s richtige Ranger, die von der Stadt kommen. Meistens in größeren Orten oder Städten. Und die fahren meistens in den Morgenstunden zwischen 5.30 bis spätestens 7.00 Uhr ihre Runde ab. Da wo sich Toiletten oder Duschen befinden, ist die Gefahr Besuch zu bekommen am größten, so dass man so etwas bei seiner Schlafplatzsuche immer mit berücksichtigen sollte.

Wir waren ja mittlerweile geübt und so störte es auch nicht, dass wir die Keramikabteilung im Rücken hatten. Wir würden eh vor allen anderen schon von Dannen gezogen sein, um am Tanker Jetty Fotos zu machen. So gab´s zum Abendessen also einen herrlichen Ausblick auf das Meer am schönsten Strand Westaustraliens.


DONNSTERSTAG/22/12/2011

Zwei Mal werden wir noch wach. Heißer dann ist Weihnachtstag. Wie wir durch den frühzeitigeren Sonnenuntergang gestern mitbekamen, geht die Sonne hier in Esperance demnach auch ein wenig früher auf, so dass der Wecker jetzt wirklich mitten in der Nacht klingelte. Und zwar 3.30 Uhr. Ja, Schlafen wird echt überbewertet, kann ja jeder. Die Motivation zu finden so früh wieder aufzustehen oder den Schlaf einfach zu unterbrechen, dass sind doch wahre Herausforderungen, die sich der Mensch mal stellen sollte. Wir stellten uns diesen und gleichzeitig auch die Frage, ob wir vielleicht doch ein wenig verrückt seien. Mit beiderseitiger Übereinstimmung wurde das mit "Ja" beantwortet. Naja, lieber ein bisschen verrückt und quer denkend, als alles machen, was einem gesagt wird, nichts hinterfragen und sonst stets und ständig mit dem Strom schwimmen.

Ohne Mucken zogen wir uns also an und gondelten zum allseits beliebten Jetty. Diesmal so gar ein alter Tanker Jetty, der da in der aufsteigende Sonne schon ganz ansehnlich war. Leider hatte das Wetter keine Wolken gezaubert, so dass Müscha nicht ganz zufrieden mit seiner Arbeit war.
Während Müscha fotografierte, vertrieb ich mir mit Fucy ein wenig die Zeit. Leider hatte der auch nichts neues zu erzählen, so dass ich bald wieder in der Waagerechten lag und den Sonnenaufgang im Bette beobachtete.

Mein Magen schien wohl auch schon wach zu sein und krähte nach Nahrung. Eins zwei fix, schmierte ich mir ein Nutellabrot. Das ist doch fein, heimlich ein Schokostüllchen naschen und dabei den Sonnenaufgang beobachten. Leider bin ich sehr gut im "Essen-um-die-Schnute-drum-herum-schmieren"., so dass andere nicht lange Rätseln müssen, was ich grade gegessen habe. Meine Mama kann da ein Lied von singen, wenn es früher Nudeln mit Tomatensoße gab. Im Alter von knapp 2 oder 3 Jahren wurde ich quasi eins mit diesem Essen.

Jetzt war ich nicht grade eine Einheit mit der Nuttelacreme geworden, aber ein Verheimlichen war leider auch etwas schwierig. Denn Müscha guckte mich grinsend an und fragte nur: „Na Kleene, hat´s geschmeckt, wollteste heimlich nen Stüllchen essen?“ Mist, das ging inne Hose. Aber nichts tun morgens um 4.00 Uhr macht eben hungrig. :-) Scheinbar hatte ich mir das braune Zeug um den halben Mund geschmiert, als es mir wie jeder normale Mensch in die Mundöffnung zu schieben.

Als die Sonne über Esperance strahlte, setzte sich der Fucy und Familie Schmautz (Müschas Kombination aus Schmidt und Kautz) in Bewegung. Unser Ziel waren die angeblich weißesten Strände Westaustraliens. Na das wollten wir erst einmal sehen. Und so fuhren wir in den Le Grand National Park, der ca. 60 Kilometer von Esperance entfernt liegt.

Die Lucky Bay steuerten wir als erstes an, weil diese 2006 zu der weißesten Bucht gekürt wurde. Klar, dass wir das nachprüfen wollten. Als wir dort ankamen, suchten wir uns jedoch erst einmal ein schattiges Plätzchen, um noch einmal die Äuglein für 2 bis 3 Stündchen zu schließen. Auch wenn so frühes Aufstehen schon fetzig sein kann, anstrengend ist es allemal und morgens um 5.00 Uhr muss man ja auch noch nicht zu Höchstleistungen auftouren.

Gegen 9.00 Uhr begann dann der zweite Morgen und wir bereiteten uns für einen Strandvormittag vor. Also schön eincremen und luftige Sachen anziehen. Jetzt, wo die Sonne ein wenig höher am Firmament stand, sah auch die Lucky Bay noch besser aus. Ja, so ein Scheinwerfen kann schon Wunder bewirken. Denn nun kamen die Kontraste des Kristallklaren blauen Wassers und der super weiße Strand noch besser zur Geltung. Wow. Einfach nur fetzig, genial, ur toll, famos, atemberaubend, knorke oder derbst steil. Also die Lucky Bay, die alte kesse Biene hatte mal echt Glück gehabt, als der Liebe Gott die Schönheit verteilte. Scheinbar hatte die Lucky Bay gleich mehrmals „Hier!!!“ geschrien, als es darum ging, wer noch etwas Nachschlag möchte.

Ähnlich wie auf den Whitsunday Islands und auf Fraser Island ist der Sand hier super weiß. Höchstwahrscheinlich wegen des höheren Anteils an Silizium. Warum, wieso, weshalb kann ich leider auch nicht beantworten und müsste erst einmal recherchieren. Auf jeden Fall extrem weiß.

Weil wir die "kühleren" Temperaturen am Vormittag noch ausnutzen wollten, beschlossen wir unser Frühstück auf ein Mittag zu verschieben und machten uns gleich auf, die Bucht zu erkunden. Ein kleiner Spaziergang am Strand stand auf dem Programm und wir setzten uns gemütlich in Bewegung.
Während wir am Strand spazierten, konnte ich meine Augen gar nicht vom Meer abwenden, denn es sah einfach so verdammt schön aus und ich hatte ein Dauergrinsen im Gesicht.

Ein wenig Abseits von allen machten wir es uns gemütlich und relaxten ein wenig. So verbrachten wir den Vormittag mit Planschen im Meer, Sonnenbaden, Sandmann bauen, Unfug treiben, Videos und Fotos machen. Einfach genial.

Danach fuhren wir noch ein paar andere Buchten, wie die Rossiter Bay oder die Thistle Cove ab bis wir uns am Cape Le Grande Beach unser Frühstück/Mittag/Kaffee gönnten. Eigentlich wollten wir zuvor den Frenchman Peak besteigen. 1,5 Kilometer steil Bergauf, um dann von oben wie durch ein Fenster aus Fels über die Buchten gucken zu können. Leider war es gerade Mittag als wir diesen Einfall hatten, so dass das eindeutig zu warm für uns war.

Am Cape Le Grande Beach aßen wir also, dösten und relaxten im Schatten. Leider so lange, dass wir ein wenig die Zeit vergaßen und das Intermezzo mit dem Bergaufstieg verpatzten, denn nun war es wieder ein wenig zu spät. Aber nicht schlimm, da die Landschaft hier sehr hügelig war, hatten wir eine ungefähre Vorstellung wie der Ausblick von da oben wohl gewesen wäre. Trotzdem, so ein Aufstieg fetzt schon. Da weiß man, was man geleistet hat und ist stolz. Naja, dafür gab´s als Entschuldigung hier eine erfrischende Dusche, die uns den Sand vom Pelz spülen konnte. Hier gab´s nämlich auch einen Campingground des National Parks und der verfügte über Duschen. Leider gab´s keine Stellplätze mehr und der National Park war komplett ausgebucht. Wahrscheinlich wegen der bevorstehenden Feiertage.

Zuvor hatten wir nämlich auch überlegt, hier Weihnachten zu verbringen. Aber die wenigen Plätzen waren wahrscheinlich schon Monate, wenn nicht so gar Jahre im Voraus gebucht worden, so dass wir hier keine Chance hatten.

Deshalb beschlossen wir heute auch Weihnachten im Outback zu verbringen. Ganz vertraut in Zweisamkeit im Nichts. Lieber so, als nichts halbes und nichts ganzes. Wohl möglich noch am BBQ-Platz anstehen, um sich mal ein Stück Fleisch zu braten...! Nee, nee, dann lieber schön ruhig.

Deshalb wird sich unsere Reise morgen langsam Richtung Sydney bewegen. Gegen Nachmittag werden wir wohl gemächlich aufbrechen und die restlichen 3500 Kilometer in Angriff nehmen, damit wir pünktlich zu Silvester vor Ort sind. Da auf dem Weg dort hin, aber nicht mehr viel kommen wird, sollten wir nicht länger als 4 oder 5 Tage benötigen. Also ganz entspannt.

In weiser Voraussicht, dass morgen vielleicht halb Esperance einkaufen geht, versuchten wir heute noch einmal unser Glück und kauften noch die ein oder anderen Utensilien beim Woolworth. Ein Festessen würde es ja bei uns nun nicht grade geben, von daher bekamen wir alles, was wir auf unserem Zettelchen zu stehen hatten. Weil wir ziemlich spät hier aufschlugen, gab´s für Müscha sogar noch was zu Mampfen. Er ergatterte zwei Halbe Hähnchen, die es nun für die Hälfte ihres Preises gab, so dass er sich wie ein kleiner Junge darüber freute.

Am Abend fuhren wir nicht wie den Tag zuvor zum Twighlight Beach, sondern schliefen in der Stadtnähe am Port Beach. Schließlich möchten wir ja Abwechslung und wenn wir schon über ein fahrbares Häuschen verfügen, dann ist es doch sehr praktisch, dass wir uns jeden Tag aussuchen können, welchen Ausblick wir am Abend oder am Morgen genießen möchten. Der Hafen am Abend war jedenfalls ganz entzückend und rundete den heutigen Tag ab.

So fielen wir gut gesättigt und verträumt von so schönen Stränden in die Camperfedern, in der Gewissheit eigentlich "gleich" wieder aufzustehen.


FREITAG/23/12/2011

Einmal werden wir noch wach, heißer dann ist Outback Weihnachtstag. Morgen Stund hat Gold im Mund und leider auch manchmal dichte Wolken und Nebel, die die Sonne nicht hindurch lassen. Und so ist des einen Leid des anderen Freud. Kurzum: Der Wecker klingelte um 3.30 Uhr und um 4.00 Uhr, jedoch war ein frühes Aufstehen unnötig, weil der "Scheinwerfer" nicht zu sehen war. So parkten wir nur das Auto um und stellten uns auf den McDonalds Parkplatz und schliefen bis um 9.00 Uhr weiter.

Passend dazu, ließ sich jetzt auch ein wenig wieder die Sonne blicken, so dass wir zum West Beach fuhren, um dort zu frühstücken. Während Müscha vorher noch zum Fotografieren ausflog, schmiss ich den Haushalt und feudelte mal ein wenig durch. Der gestrige Tag hatte eindeutig zu viel Sand in unsere beschauliche Hütte gebracht.

Zu guter Letzt bereitete ich das Frühstück vor und wartete auf Müscha, der genau im richtigen Moment von seinem Ausflug wieder kam und dem Frühstück den letzten Feinschliff gab.

Danach machten wir eine kleine Beachtour in Esperance, um das ein oder andere Foto zu ergattern. Nicht ganz so leicht, da das Wetter heute doch etwas durchwachsen war und die Sache ein wenig verkomplizierte. Doch Gott sei Dank mag Müscha Herausforderungen und ich hatte andere Sachen zu tun, so dass hier keiner zu kurz kam oder irgendwie gelangweilt herum sitzen musste.

Zum Abschluss ging´s noch an den Pink Lake. So einen Salzsee hatten wir ja schon ein paar Wochen zuvor gesehen. Gut so. Denn der hier ansässigen Pink Lake war alles andere als Pink. Ach mensch, da war die mit größte Touristenattraktion auf einmal verschwunden? Hmm...wenn dem so sein sollte, schon dumm. Denn das ein oder andere Hotel Resort hatte sich danach benannt und auch eine Pink Lake Road gab es. Tja, schon doof, mehr Schein als sein. Also alle da draußen: In Esperance gibt’s keinen Pink Lake mehr...der nennt sich vielleicht noch so, farblich ist davon aber nichts mehr übrig geblieben.

Nachdem kurzen Zwischenspiel mit diesem See fuhren wir noch einmal in die Stadt, um nachzutanken und ein paar Sachen am Auto zu prüfen. Schließen würden wir ja die nächsten 3 Tage wieder die meiste Zeit getreu Manne Krug, "Auf Achse" nachspielen.

Für heute stand nur eine kurze Distanz von 205 Kilometern auf dem Programm. Es ging von Esperance bis nach Norseman. Kurz vor dem Örtchen wollten wir uns eine Rest Area suchen, um dort zu nächtigen und dann morgen früh zeitig wieder los zu rollen.

40 Kilometer vor der Ortschaft fanden wir auch ein gemütliches Plätzchen. Gleich neben dran entdeckten wir...ja wie soll man sagen? Vielleicht weitere Stellplätze. Es sah etwas skuril aus. Irgendwie wie eine Rest Area, da Mülleimer aufgestellt waren, aber irgendwie auch nicht. Eher wie eine Geisterstadt oder ein Geisterlager von wem auch immer. Denn es sah aus, als ob hier Zelte oder hausähnliche Bauten gestanden hatten. Drum herum war dieser Ort mit Feuerstellen übersät.

Uns war es auf jeden Fall viel zu unheimlich und wir fuhren auf Rest Area Nummer eins. Als wir uns dahin bewegten, sahen wir jetzt auch das Schild, was auf dieses Plätzchen vom Highway Zeigte. „Bromus Dam“ war darauf geschrieben. Aber was war denn bitte ein „Bromus Dam“?

Später als wir schon beim Essen waren, blätterte Müscha in einem Prospekt von Esperance, in dem auch ein paar Orte wie Norseman beschrieben wurden. Unter anderem stand doch da auch etwas über diesen „Bromus Dam“. Na jetzt war ich aber gespannt. Das, was Müscha da vor las, konnte aber nur ein Witz sein. Denn das Prospekt pries die Picnic Area hoch an. „Bromus Dam is a loveley picnic spot […].“ Muaahhh, das ich nicht lache!!! Also das hier war alles andere als ein süßer, netter Picknick Platz. Und wer die Reise, ob von Esperance oder Norseman auf sich nahm, wäre spätestens bei seiner Ankunft enttäuscht worden. Denn das war hier nicht lovely, sondern spuky and crazy. Also veruschen es nicht nur der Lonely Planet selbst, sondern auch die Aussies selbst manchmal aus Sch... Bonbons zu machen.

Wir machten jetzt auch jeden Fall die Äuglein zu, da wir morgen ca. 800 Kilometer abreißen wollten. Also schnell was essen und dann ab ins Körbchen.


24/12/2012 SAMSTAG

Weihnachten! Merry Christman, happy holidays. Hmm...ich glaube in meinem ganzen Leben habe ich mich zum einen noch nie so unweihnachtlich gefühlt, zum anderen habe ich so komisch noch nie Weihnachten verbracht. Ich glaube heute ist mir bewusst geworden, wie schön Traditionen sind und wie sehr ich sie doch vermisse, wenn sie gar nicht mehr da sind.

Ja, da haben wir es wieder. Man merkt erst, wie schön etwas ist, wenn es weg ist. In den letzten vier Wochen war es hier alles andere als weihnachtlich. Klar, es mag auch am Wetter liegen. Wie schön ist es, sich bei einem Glühwein und ein paar leckeren Keksen in eine Decke zu kuscheln oder mal über einen Weihnachtsmarkt zu schlendern. Die Adventszeit mit seiner Familie oder mit guten Freunden zu verbringen und die Liebe und die Vertrautheit zu genießen.

Hier ist es weniger vertraut, weil das Land einfach anders ist. Es ist warm, es gibt keine Kekse, keinen Glühwein, keine weihnachtlichen Düfte, keine Familie und...worüber Müscha und ich nicht wirklich traurig waren, es gibt keinen einzigen Ton von der Oberschnulze „Last Christmas I give you my heart von Wham“.

Jede Familie feiert durch Tradition und Erziehung sicherlich unterschiedlich Weihnachten. Und auch in Deutschland wird es immer mehr zu einer Kommerziellen Angelegenheit. Manchmal ist weniger viel viel mehr und vielleicht sollte man gucken wie zu den Ursprüngen zurück zu finden. Denn letztendlich geht es um die Familie und nicht um irgendwelche Geschenke. So etwas wie Bräuche scheint es hier nur in Ansätzen zu geben. Wie es dann wirklich zu Weihnachten abläuft, kann ich jedoch schwer beurteilen, weil ich ja mehr Asphalt sehe und nicht bei einer Australischen Familie unter der Weihnachtspalme sitze. Wer weiß, was sich da im stillen Kämmerlein wirklich abspielt.

Ich bin jedenfalls froh, wenigstens einen lieben Menschen bei mir zu haben, an den ich mich kuscheln kann. Auch, wenn der keine Kekse von meinem Muttl oder den leckeren Kartoffelsalat vom Vatti oder Glühwein aus der Tasche zaubert. Mein Müscha passt auf mich auf und kutschiert uns jeden Tag von A nach B. Familie "Schmautz" ist schon ein duftes Duo.

Aber wie lief eigentlich unser Weihnachten so ab? Heute morgen um 6.00 Uhr setzten wir unsere Reise Richtung Sydney fort. Vor uns standen 800 Kilometer Asphalt, die abgefahren werden wollten und ungefähr 3 oder 4 kleine Örtchen, wo lediglich zum Tanken oder für eine Toilettengang angehalten wurde. Und so war´s dann auch, so dass man den Tag in kleine Etappen unterteilen kann.

  1. Etappe Rest Area - Norseman 40 Km
  2. Etappe Norseman - Ballodonia 191 Km
  3. Etappe Ballodonia - Caiguna 183 km
  4. Etappe Caiguna - Madura 159 km
  5. Etappe Madura - Eucla 181 km
  6. Etappe Eucla – Irgendwo im Nirgendwo 100 km

Dabei ist die dritte Etappe sogar nennenswert. Auf diesem Stück des Eyre Highway befindet sich das längste Stück Asphalt mit 150 Kilometern, wo es nur gerade aus geht. Also keine Kurven, keine links, kein rechts. Also für Fahranfänger bestens geeignet. Oder für Leute, die sich nicht trauen Automatikgetriebe zu fahren. Hihi. Also ich kann sagen, super...langweilig genau. Gut, dass wir unsere Hörspiele und Hörbücher dabei haben.

Wir hörten noch Homo Faber zu Ende und wechselten dann zu „Schneller als der Tod“ von Josh Bazell, gelesen von Christoph Maria Herbst. Eine sehr skurrile Geschichte, die aber sehr unterhaltsam ist. Obwohl sie nichts für schwache Nerven ist. Trotzdem würde ich das Buch weiter empfehlen.

Pünktlich zum Ende des Hörbuchs kamen wir an unserer Rest Area an. Nicht sonderlich weihnachtlich, aber sauber und halbwegs geschützt. Da hier viele kleine Mäuse herum liefen, gingen wir davon aus, dass es hier vielleicht nicht so viele Schlangen gibt. Denn auf dem Weg hatten wir schon wieder zwei Exemplare angetroffen. Zwar zischelten sie nicht mehr, weil sie sich scheinbar am Straßenrand für den Autofreitod entschieden hatten, aber unheimlich ist es für uns immer noch.

Zu Essen gab´s nichts imposantes. Pasta an einer Thunfisch-Tomatensoße und als Nachtisch eine Nussnougatcreme auf einem Weißmehlbackwerk. Morgen wollten wir es uns ein wenig gemütlicher machen. Aber am Weihnachtsabend soll´s ja auch etwas spartanischer beim Essen zu gehen. Und erst am ersten und zweiten Weihnachtsfeiertag kann die Völlerei dann los gehen. Na mal sehen, was unser Kühlschrank da so zu bieten hat.


25/12/2011 SONNTAG

Frohe Weihnacht on the Road again. Ähnlich wie gestern, setzte sich unser Weihnachtsmobil mit Trucker-Mitschi um 6.24 Uhr in Bewegung. Der erste Weihanchtstag setzte sich dann folgendermaßen zusammen:

  1. Etappe Irgendwo im Nirgendwo – Nullabor Roadhouse 85 Km
  2. Etappe Nullabor Roadhouse – Yalata Roadhouse 93 Km
  3. Etappe Yalata Roadhouse - Penong 140 km
  4. Etappe Penong - Ceduna 73 km
  5. Etappe Ceduna - Poochera 110 km
  6. Etappe Poochera – Minnipa 50 km
  7. Etappe Minnipa – Kyancutta 61 Km
  8. Etappe Kyancutta – Kimba 110 Km
  9. Etappe Kimba – Oron Knob 80 Km
  10. Etappe Iron Knob – Port Augusta 65 Km

Bei den meisten dieser Etappen hielten wir nur zum Tanken an. Sonst gab es hier auch nichts großartiges zu sehen. Als ich an einer Tankstelle, ich weiß nicht mehr wo genau, die Öffnungszeiten zu Weihnachten in einem Augenwinkel wahrnahm, stellte ich mir die Frage, wie wohl die Tankstellen generell vor allem in den noch kleineres Nestern geöffnet sein würden. Heute war schließlich erster Weihnachtsfeiertag und mit Sicherheit hatte hier die ein oder andere Tankstelle geschlossen.

Wir fuhren erst einmal weiter und dachten uns nichts dabei, schließlich war es noch früh und erst irgendwas gegen 12.00 Uhr. Ich für meinen Teil rechnete jedoch schon ein wenig im Kopf hin und her, denn in Port Augusta würden wir wieder eine Zeitverschiebung haben. Leider nach hinten raus. Also uns würden glatt mal 2,5 Stunden geklaut werden. Und da könnte es dann doch sein, dass die ein oder andere Tankstelle geschlossen hat, wenn wir durch diese Mininester rollen.

Naja erst einmal bekamen wir Sprit und unsere Reise konnte völlig normal fortgesetzt werden. In Ceduna kamen wir dann an so eine Art Grenze und wir waren erst einmal ein wenig irritiert. Denn die "richtige" Grenze von Western Australia zu South Australia hatten wir kurz hinter Eucla gestern schon passiert. Aber in dem Moment sah ich schon das Schild. Mist, scheinbar wurden hier wieder Kontrollen wegen Fruchtfliegen gemacht und wahrscheinlich würde uns gleich alles Obst und Gemüse abgeknöpft werden. Als der kleine Mann an unseren Fucy herantrat, war ich so irritiert, dass ich regelrecht zu einer Salzsäule erstarrte.

Ich hatte keine Ausrede parat, ich war nicht vorbereitet, ich konnte keine Zeit schinden, ich konnte nur noch mit ansehen wie Müscha den Kühlschrank öffnete und der Mann uns unsere drei Äpfel (Gott sei dank nur 3) und die Avocado moppste. Die Möhren durften wir behalten, warum auch immer. Und ausgerechnet die Avocado. Die hatte ich nun fast auf den Tag genau 2 Wochen gehegt und gepflegt, damit sie wächst und gedeiht, um uns heute für eine schöne Guacamole herzuhalten. Stattdessen wurde sie uns nun geklaut, manno. Wahrscheinlich mampft der kleine Mann alles Gemüse und Obst dann heimlich selbst. Pfe.

Ein wenig stinkig fuhren wir weiter. An der Tankstelle überlegten wir noch einmal zu tanken, ließen es aber, weil wir in der Annahme waren, in ein paar Kilometern würde eh gleich wieder eine Tankstelle kommen. Doch scheinbar folgte nun nach der Pflicht die Kür. Denn egal, welchen Ort wir auch erreichten, alle ähnelten sich wie ein Ei dem anderen, waren wie ausgestorben und die Tankstellen oder das, was sie sein sollten, hatten natürlich zu.

In Kimba hieß es dann anhalten oder pokern. Unser Tank hatte noch eine Füllmenge von ¼ voll. Wenn man dem trauen konnte, sollte wir die restlichen 150 Kilometer locker schaffen. Doch keiner von uns wusste wie weit die Reserve uns bringen würde. Vielleicht hätten wir diese Angelegenheit wieder mit einem Münzwurf ausloten sollen, diesmal entschied aber das Bauchgefühl. Meins war für weiterfahren, Müschas wie ich in Port Augusta dann erfuhr war wohl für stehen bleiben. In Kimba entschieden wir uns also für´s Weiterfahren und nun stand die Kür auf dem Programm. Müscha brillierte in einer fahrerischen Glanzleistung und Berg und Tal verhalfen, dass wir ordentlich Sprit sparen konnten. So ließ uns Müscha viele Abschnitte einfach nur dahin rollen.

Nach 880 Kilometer, 12 Stunden Fahrt und einer nicht unbeachtlichen Füllmenge des Tanks, es waren noch 15 Liter vorhanden, kamen wir um 20.15 Uhr in Port Augusta an. Und gleich kam auch die ersehnte Tankstelle, die wir sogar kannten. Denn dort standen wir vor zwei Jahren schon einmal. Sogar der Caravanpark war noch am gleichen Ort, nämlich gleich gegenüber. Schon ein Vorteil, wenn man genau weiß, wo sich die Keramikabteilung befindet und man nicht ganz so doof heimlich über einen Campingplatz huschen muss. Blöd nur, wenn man dann geradewegs zu den Duschen vordringt, dann aber vor verschlossenen Türen steht. Mist. Da hatte sich wohl doch etwas kleines, aber essentielles verändert, ein kleines Türschloss. Und ich hatte keinen Schlüssel.

Nun war ich aber schon auf dem Gelände, so dass ich mir dachte, vielleicht doch noch etwas Glück zu haben. Schließlich würde es ja nicht nur ein Duschhäuschen auf dem Gelände geben. Erstmal nahm ich das hier unter Augenschein. Doch leider kein Reinkommen. Auf der gegenüberliegende Seite befand sich noch so ein Häuschen und siehe da bei den Frauen war die Tür nur angelehnt. Na dann mal rein in die gute Stube...!

Müscha erklärte ich die Situation und er versuchte als zweites sein Glück. Leider ohne Erfolg. Auch ein weiterer Caravanpark blieb verschlossen, so dass Müscha etwas angesäuert am Steuer saß, denn er wusste, nun wieder mit einer kalten Campingdusche vorlieb nehmen zu müssen.

Super, die Hälfte war damit geschafft und hier in Port Augusta fühlte es sich sogar ein wenig vertraut an. Wer hätte gedacht, dass wir zwei Jahre später wieder hier sein würden.

Später suchten wir uns ein lauschiges Plätzchen und machten uns ein Abendessen. Weil es schon viel zu spät war, fiel unser Weihnachtsessen das zweite Mal in die Hose. Naja, gibt ja Gott sei Dank zwei Weihnachtsfeiertage.
19/12/2011 MONTAG

Die Bucht und die Berge von Norton Green hatten uns in der Nacht gut beschützt und wir schliefen wie die Babies. Leider ein wenig kurz, denn auch heute stand ein Fototermin an. Dank Regens musste der aber kurzer Hand abgesagt werden, so dass wir uns kurz nach 4.00 Uhr wieder umdrehten und noch einmal ins Traumland abdüsten. Auch gegen 5.00 Uhr tröpfelte es noch immer, so dass wir das mit dem Fotografieren einfach ließen.

Wir parkten unser Auto noch kurz um, damit wir unentdeckt blieben und dann hieß es wieder Äuglein zu und schön bis 8.00 Uhr geschlafen. Schon komisch, früher war um 8.00 Uhr viel zu früh. Jetzt kam es einem so vor, als wäre der halbe Tag schon rum. Gut ausgeschlafen, fuhren wir zum Middleton Beach, um dort zu frühstücken. Vorher erkundete ich noch ein wenig die Gegend und legte eine kleine Sportrunde am Strand ein.

Ich kann es nicht oft genug sagen, aber Sport am Meer ist einfach nur toll. Besonders, wenn es so schön warm ist und dazu ein kleines Lüftchen weht.

Danach gab´s dann die verdiente Stärkung. Während wir da so schön saßen, kam auf einmal ein älteres Ehepaar an uns vorbei und sprach uns einfach von der Seite an. Na so wie die Aussis eben drauf sind. Ganz frei Schnauze: „Naa, habt ihr eine schöne Reise?“ Und schwupp die wupp kamen wir ins Gespräch. Auch wenn die beiden einen Slang vom Herrn hatten, bekamen wir ein rundes Gespräch zu stande. Und so unterhielten wir uns über Gott und die Welt bestimmt über eine halbe Stunde.

Sehr erfrischend so ein Gespräch. Und schön, wie locker das hier immer abläuft.

Für heute hatten wir sonst weiter nichts großes geplant. Ein wenig die Gegend um Albany erkunden und sehen, was es hier noch so zu entdecken gab. Ich für meinen Teil war heute ein wenig träge, so dass sich Müscha um alles kümmerte und mich ganz hervorragend von A nach B schaukelte. Zuerst fuhren wir zu „The Gap“ (Die Lücke) und zur „Natural Bridge“(Naturbrücke).

Schön, wenn man ohne Erwartungen zu etwas fährt und dann so belohnt wird. Denn das, was es hier zu sehen gab, hob meine Stimmung erheblich und holte mich aus meiner etwas schläfrigen Stimmung heraus.

Eigentlich waren nur Felsen zu sehen. Felsen, Steine und das Meer. Nicht, dass wir so etwas nicht schon einmal gesehen haben. Aber die Kombination hier, war nicht grade langweilig, denn das Meer bauschte sich in großen Wellen auf, knallte auf die Felsen und spritzte in die Höhe. Und das so hoch, dass überall kleine Wasserkristalle umherflogen. Naturgewalten pur.

"The Gap" war so gewaltig, dass hier die Wellen anrollten, auf die Felsen krachte und in hohem Bogen bestimmt um die 20 bis 30 Meter in der Felslücke nach oben rauschte. Die "Natural Bridge" ist ein Felskonstrukt, was einer Brücke ähnelt. Durch diese Brücke hindurch trieben auch hier die Wellen ihr Spiel. Sie rollten an und zerschmetterten auf den Felsen.

Ich setzte mich oberhalb in sicherer Entfernung auf die warmen Felsen und beobachtete die Wellen bei ihrem Spiel. Stundenlang hätte ich hier sitzen und ihnen dabei zusehen können. Es hatte irgendwie etwas animalisches, aber gleichzeitig auch etwas extrem beruhigendes. Müscha hüpfte währenddessen zwischen den Felsen umher, um diese Szenen mit der Kamera festzuhalten. Später setzte er sich zu mir und wir guckten gemeinsam auf dieses herrliche Szenario.

Das war wieder so ein Ort, den ich gerne mit nach Hause genommen hätte. Und meines Erachtens kam er auch mal wieder im Lonely Planet etwas zu kurz. Müscha und ich saßen hier noch ein ganze Weile bis wir unsere Erkundungstour fortsetzten.

Dann ging´s zu den "Blowholes".(Blasloch) Für uns weniger eindrucksvoll, da man nichts sah und wenn überhaupt ab und zu ein Rauschen vernahm. Dafür waren sie aber anstrengender. Denn der Weg dort hin erforderte einen leichten Ab- und Aufstieg, so dass wir beide gut ins Schwitzen kamen. Gut, dass ich heute schon sportlich aktiv war...puhh! Aber scheinbar waren wir fitter als gedacht, denn alle anderen Touris legten beim Aufstieg Pausen ein oder waren wesentlich langsamer als wir. Na da können wir ja zuversichtlich sein – alles tippi toppi in Form.

Jetzt wollten wir weiter zur Frenchman Bay. Dort sollte wieder ein schöner Strandabschnitt auf uns warten. Und ja, die Frenchman Bay konnte sich sehen lassen und wickelte uns mit ihrem Charme gleich um den Finger. Da die Kaffeezeit fällig war, pausierten wir hier und gingen unseren alltäglichen Nachmittagsritualien nach.

Herrlich so ein Strandtag bei so schönem Wetter. Auch, wenn wir uns die Strände nur angeschaut hatten, war es schön. Denn bei den Anblicken kommt man schnell ins Träumen und das Leben kommt einem auf einmal so einfach und leicht vor. Da kommt schon mal die Frage auf, warum eigentlich nicht jeder Tag so von statten gehen kann.? Tja, warum eigentlich nicht? Weil es vielleicht langweilig wäre? Und vielleicht so etwas hätte wie jeden Tag Sonntag zu haben? Oder jeden Tag den leckersten Kaffee der Welt? Obwohl daran könnte man sich glaube ich wirklich gewöhnen.

Vielleicht sind all diese Dinge, die wir hier grade erleben dürfen aber genau deswegen besonders, weil sie für uns nicht alltäglich sind. Und meistens ist es ja so, dass gerade das, was man nicht haben kann, am begehrenswertesten ist. Eine tolle Bucht mit diesem Wasser anstelle des Müggelsees könnte mir auf jeden Fall auch gefallen. Nichts gegen den Müggelsee, aber das hier ist schon eine Stufe höher. Obwohl man ja Äpfel nicht mit Birnen vergleichen sollte.

Am Abend rollten wir wieder bei unserem Schlafplatz am Emu Point vor und konnten bei herrlichem Meeresrauschen die Äuglein schließen und beruhigt einschlafen.


DIENSTAG 20/12/2011

Auch heute morgen klingelte der Wecker sehr zeitig und wir beendeten unseren Schlaf mitten in der Nacht, um ihn dann etwas später an gleicher Stelle wieder fortzusetzen.

Manchmal könnte man vermuten, unsere Reise bestehe nur aus Sonnenauf- und Untergängen und Jettys. Aber wer weiß, wozu das alles noch gut ist. Wie meinte Müscha neulich: „Ach in Thailand ist dann Urlaub!“ Aha, sehr interessant und was machen wir jetzt grade? Das konnte er mir dann leider auch nicht wichtig beantworten. Schmautzens Forschungsreise. Auf der Suche nach dem Ich? Oder MitschiS – Motivation durch Fotografie? Gut wäre auch Wie einer auszog, die Jettys Australiens zu finden.

Mir ist es eigentlich gleich, denn mich stört es nicht. Und da wir unseren Tag selbst bestimmen, macht es nichts, wenn´s dann Nachmitttags ggf. noch einmal ein bisschen Schlaf auf die Mütze gibt, wenn der von der Nacht zu kurz war.

Gegen 9.00 Uhr machten wir die Äuglein zum zweiten mal auf und konnten mit Blick auf´s Meer und ein paar Schiffe frühstücken. Danach hieß es leider Abschied von Albany und Norton Green nehmen. Denn wir wollten weiter nach Esperance aufbrechen.

So machten wir uns nur noch kurz auf Nahrungssuche auf und setzten unseren Fucy Richtung Esperance in Bewegung. Auf dem Weg lagen noch ein paar Buchten, die wohl ganz ansehnlich sein sollten. Leider waren die nicht so der Knaller, dass sich der Umweg nicht wirklich gelohnt hatte. Naja, wir wurden ja gestern dafür gut belohnt.

Also ging´s jetzt wieder auf den Highway und wir konnten schon einmal ein Gefühl dafür bekommen wie es sich auf dem Weg von Esperance nach Sydney anfühlen würde. Kilometerschruppen im Nichts. Für heute standen lockere 500 Kilometer auf dem Programm und Trucker Mitschi würde sie entspannt wegfahren.

Während wir so durch´s Nichts fuhren, kamen uns immer wieder merkwürdig aussehende Fahrzeuge entgegen. Irgendwie mit einer komischen Schleimschicht überzogen, die grün oder gelb war. Mir Vierauge fiel es zuerst gar nicht auf bis ich mir die entgegen kommenden Autos etwas genauer anguckte. Und in diesem Moment passierte es. Angriff der Grashüpfer, obwohl es eher wie ein Angriff mit Minibomben gegen unseren Fucy war. Es schien als würden wir direkt von vorne beschossen.

Aber bei den Minibomben handelte es sich um tausende von Grashüpfern, die gegen unser Auto prallten und durch das Aufklatschen teilweise auch gut zermatschten. Daher kam also die grün-gelbliche Farbe.

Bei einem nächsten Stopp begutachteten wir erst einmal das Auto und waren etwas angeekelt. Der ganze vordere Bereich des Autos und besonders der Grill waren mit Heuschrecken oder Grashüpfer, die über eine beachtliche Größe verfügten, übersät. Teilweise lebten die armen Viecher sogar noch. Wir versuchten das Zeug mit Wasser und mit Hilfe eines Handfegers abzubekommen, aber das erwies sich als etwas schwierig. Also fuhren wir so weiter...! Leider brach danach gleich noch einmal ein dicker Heuschrecken-Bombenangriff auf uns ein. Bin gespannt, ob wir den wieder vom Auto beseitigen können. Igitt!

Weil die Dämmerung etwas früher als erwartet kam, machten wir 90 Kilometer vor Esperance halt und warfen im Nichts des Outbacks den Anker.


MITTWOCH 21/12/2011

Drei Mal werden wir noch wach, heißer dann ist Weihnachtstag. Apropos heiß, irgendwie war´s das hier auch. Scheinbar verändert sich das Klima mal wieder. Jedenfalls machen die 5 bis 7 Grad wärmer schon etwas aus, denn schon um 8.00 Uhr brannte die Sonne auf den Camper, der sich dadurch wieder in eine kleine Sauna verwandelte. Hmm...herrlich. So fühlt man sich doch gleich frisch für den Tag, so schön verschwitzt und klebrig. Aber wieso sollte es uns besser ergehen, als unserem Fucy. Der sah mit all den kleinen Heuschreckenleichen und dem Schmadder auch etwas verklebt aus.

Naja, was soll´s die nächste Dusche naht. Auch unseren Fucy sollten wir mal eine gönnen, um ihn von dem Mist zu erlösen.
Nach einem Frühstück und einem erneuten Kampf zwischen Summi und uns, setzten wir unsere Fahrt nach Esperance fort. Nun standen noch 90 Kilometer auf dem Programm.

Die Fahrt dorthin war weniger Ereignisreich. So dass wir unserem Hörspiel Homo Faber weiter lauschten und uns so die Zeit nicht zu lang werden ließen. In Esperance angekommen, wurden wir erst einmal mit einem schönen Eingangsschild willkommen geheißen. NO CAMPING PERMITTED - IN AUTHORISED AREAS ONLY. Okay, das war ja wohl mal eine Ansage und schönes Fratzengeballer auf die Breitseite. Viele andere hätten wahrscheinlich spätestens jetzt auf dem Nahe gelegenen Caravanpark eingecheckt. Wir jedoch nicht. Wäre doch gelacht, wenn wir nicht ein verstecktes Plätzchen später finden würden.

Esperance selbst, ist ein typisches Touristenstädtchen, das durch seine Nähe zum Meer und die Nahe gelegenen Buchten besticht. Laut Lonely Planet soll Esperance und der Le Grande National Park über die schönsten und weißesten Strände Westaustraliens verfügen. Also wenn dem so sei, ausreichend, um eine Menge Touristen in das kleine Örtchen pilgern zu lassen.

Als wir unsere ersten Runden durch die Straßen und die nähere Umgebung drehten, fiel uns auf, dass auch Esperance sich am aufsteigenden Ast bewegt. Also würde ich ein paar Euro zu viel haben, würde ich mir hier eine Immobilie besorgen und in 10 Jahren wieder verkaufen. Ich denke, da reicht auch einfach nur ein Grundstück ohne Häuschen. In ein paar Jahren sollte das auf jeden Fall das Doppelte, höchstwahrscheinlich aber das 3 bis 4 fache Wert sein, je nachdem, wo sich das Grundstück befindet.

Nachdem wir den Tanker Jetty entdeckt hatten, den Müscha morgen früh ins rechte Licht setzten wollte, fuhren wir an der Küste entlang, um der angeblichen Schönheit dieser Buchten mal auf den Zahn zu fühlen. Und ja, hier war der Name wie Blue Heaven Bay auch Programm. Eine Bucht schöner als die andere. Die Twilight Bay war 2009 zum schönsten Strand Westaustraliens ausgezeichnet worden. Hui.

An diesem Strandabschnitt machten wir uns es auch ein wenig gemütlicher. Leider war es gerade kurz nach 12.00 Uhr und ich schlenderte alleine zum Strand. Müscha war das nichts wegen seiner Raffaellohaut. Schokolane war aber dank Sonnenschutzfaktor 30+ gut gewappnet und so watschelte ich vergnügt zum Strand, um ein bisschen zu relaxen. So wurde ich noch mehr Schokolane und ging, leider alleine, ein wenig planschen und beobachtete die anderen Leute, die scheinbar auch so viel Spaß hatten wie ich.

Es war wirklich sehr beeindruckend die ankommenden Leute zu beobachten, denn zu 99 Prozent reagierten alle gleich. Ein eben noch angespanntes oder trauriges Gesicht verwandelte sich blitzartig in ein heiteres beim Anblick der Bucht. Und das bei Kindern als auch Erwachsenen gleichermaßen. Tja, schon toll, was Mutter Natur da alles bewirken kann. Weil auch ich nicht zur Röstlane mutieren wollte, ging ich nach knapp 1,5 Stunden wieder zum Auto und leistete Müscha im Schatten Gesellschaft.

Den restlichen Tag düsten wir noch ein wenig durch die Gegend, hielten Ausschau nach einem Schlafplätzchen und fanden uns dann etwas später bei McDonalds ein, um Kontakt mit der Außenwelt aufzunehmen. Weil ich ein wenig müde war, hielt ich für meinen Teil ein kleines Nickerchen und Müscha surfte durch die Weiten des Internets. Das mit dem Surfen auf Wellen hatten wir ja für diese Reise gestrichen. So viel Spaß es auch macht. Auf ein Surfbrett neben mir und Müscha hatte ich jetzt nicht noch Lust. Obwohl sich die Westküste zum Wellenreiten/Surfen wesentlich besser als die Ostküste Australiens macht und wir eigentlich damit noch hätten anfangen sollen. Aber hätte die Oma Eier, wär´s der Opa, das wissen wir ja nun mal.

Also Surfen im Internet, da gibt’s auch nicht so viele Haie und ist auch nicht so anstrengend. Zum Abend fuhren wir wieder zum Twilight Beach, um genau dort unser Nachtlager aufzuschlagen. Mittlerweile kannten wir die Marotten der Ranger, so dass ein Überfall höchstwahrscheinlich in den Morgenstunden stattfinden würde. Denn so viel hatten wir mittlerweile herausgefunden. Die Miniörtchen, die vielleicht gerade mal über eine Straße verfügen, haben ABV´s. Also eher Möchtegern Ranger, die höchstwahrscheinlich gar nichts ausrichten können und den armen kleinen Campern nur Angst einjagen, damit sie sich dann auf einem Campingplatz einfinden. Und diese kommen abends. Und dann gibt’s richtige Ranger, die von der Stadt kommen. Meistens in größeren Orten oder Städten. Und die fahren meistens in den Morgenstunden zwischen 5.30 bis spätestens 7.00 Uhr ihre Runde ab. Da wo sich Toiletten oder Duschen befinden, ist die Gefahr Besuch zu bekommen am größten, so dass man so etwas bei seiner Schlafplatzsuche immer mit berücksichtigen sollte.

Wir waren ja mittlerweile geübt und so störte es auch nicht, dass wir die Keramikabteilung im Rücken hatten. Wir würden eh vor allen anderen schon von Dannen gezogen sein, um am Tanker Jetty Fotos zu machen. So gab´s zum Abendessen also einen herrlichen Ausblick auf das Meer am schönsten Strand Westaustraliens.


DONNSTERSTAG/22/12/2011

Zwei Mal werden wir noch wach. Heißer dann ist Weihnachtstag. Wie wir durch den frühzeitigeren Sonnenuntergang gestern mitbekamen, geht die Sonne hier in Esperance demnach auch ein wenig früher auf, so dass der Wecker jetzt wirklich mitten in der Nacht klingelte. Und zwar 3.30 Uhr. Ja, Schlafen wird echt überbewertet, kann ja jeder. Die Motivation zu finden so früh wieder aufzustehen oder den Schlaf einfach zu unterbrechen, dass sind doch wahre Herausforderungen, die sich der Mensch mal stellen sollte. Wir stellten uns diesen und gleichzeitig auch die Frage, ob wir vielleicht doch ein wenig verrückt seien. Mit beiderseitiger Übereinstimmung wurde das mit "Ja" beantwortet. Naja, lieber ein bisschen verrückt und quer denkend, als alles machen, was einem gesagt wird, nichts hinterfragen und sonst stets und ständig mit dem Strom schwimmen.

Ohne Mucken zogen wir uns also an und gondelten zum allseits beliebten Jetty. Diesmal so gar ein alter Tanker Jetty, der da in der aufsteigende Sonne schon ganz ansehnlich war. Leider hatte das Wetter keine Wolken gezaubert, so dass Müscha nicht ganz zufrieden mit seiner Arbeit war.
Während Müscha fotografierte, vertrieb ich mir mit Fucy ein wenig die Zeit. Leider hatte der auch nichts neues zu erzählen, so dass ich bald wieder in der Waagerechten lag und den Sonnenaufgang im Bette beobachtete.

Mein Magen schien wohl auch schon wach zu sein und krähte nach Nahrung. Eins zwei fix, schmierte ich mir ein Nutellabrot. Das ist doch fein, heimlich ein Schokostüllchen naschen und dabei den Sonnenaufgang beobachten. Leider bin ich sehr gut im "Essen-um-die-Schnute-drum-herum-schmieren"., so dass andere nicht lange Rätseln müssen, was ich grade gegessen habe. Meine Mama kann da ein Lied von singen, wenn es früher Nudeln mit Tomatensoße gab. Im Alter von knapp 2 oder 3 Jahren wurde ich quasi eins mit diesem Essen.

Jetzt war ich nicht grade eine Einheit mit der Nuttelacreme geworden, aber ein Verheimlichen war leider auch etwas schwierig. Denn Müscha guckte mich grinsend an und fragte nur: „Na Kleene, hat´s geschmeckt, wollteste heimlich nen Stüllchen essen?“ Mist, das ging inne Hose. Aber nichts tun morgens um 4.00 Uhr macht eben hungrig. :-) Scheinbar hatte ich mir das braune Zeug um den halben Mund geschmiert, als es mir wie jeder normale Mensch in die Mundöffnung zu schieben.

Als die Sonne über Esperance strahlte, setzte sich der Fucy und Familie Schmautz (Müschas Kombination aus Schmidt und Kautz) in Bewegung. Unser Ziel waren die angeblich weißesten Strände Westaustraliens. Na das wollten wir erst einmal sehen. Und so fuhren wir in den Le Grand National Park, der ca. 60 Kilometer von Esperance entfernt liegt.

Die Lucky Bay steuerten wir als erstes an, weil diese 2006 zu der weißesten Bucht gekürt wurde. Klar, dass wir das nachprüfen wollten. Als wir dort ankamen, suchten wir uns jedoch erst einmal ein schattiges Plätzchen, um noch einmal die Äuglein für 2 bis 3 Stündchen zu schließen. Auch wenn so frühes Aufstehen schon fetzig sein kann, anstrengend ist es allemal und morgens um 5.00 Uhr muss man ja auch noch nicht zu Höchstleistungen auftouren.

Gegen 9.00 Uhr begann dann der zweite Morgen und wir bereiteten uns für einen Strandvormittag vor. Also schön eincremen und luftige Sachen anziehen. Jetzt, wo die Sonne ein wenig höher am Firmament stand, sah auch die Lucky Bay noch besser aus. Ja, so ein Scheinwerfen kann schon Wunder bewirken. Denn nun kamen die Kontraste des Kristallklaren blauen Wassers und der super weiße Strand noch besser zur Geltung. Wow. Einfach nur fetzig, genial, ur toll, famos, atemberaubend, knorke oder derbst steil. Also die Lucky Bay, die alte kesse Biene hatte mal echt Glück gehabt, als der Liebe Gott die Schönheit verteilte. Scheinbar hatte die Lucky Bay gleich mehrmals „Hier!!!“ geschrien, als es darum ging, wer noch etwas Nachschlag möchte.

Ähnlich wie auf den Whitsunday Islands und auf Fraser Island ist der Sand hier super weiß. Höchstwahrscheinlich wegen des höheren Anteils an Silizium. Warum, wieso, weshalb kann ich leider auch nicht beantworten und müsste erst einmal recherchieren. Auf jeden Fall extrem weiß.

Weil wir die "kühleren" Temperaturen am Vormittag noch ausnutzen wollten, beschlossen wir unser Frühstück auf ein Mittag zu verschieben und machten uns gleich auf, die Bucht zu erkunden. Ein kleiner Spaziergang am Strand stand auf dem Programm und wir setzten uns gemütlich in Bewegung.
Während wir am Strand spazierten, konnte ich meine Augen gar nicht vom Meer abwenden, denn es sah einfach so verdammt schön aus und ich hatte ein Dauergrinsen im Gesicht.

Ein wenig Abseits von allen machten wir es uns gemütlich und relaxten ein wenig. So verbrachten wir den Vormittag mit Planschen im Meer, Sonnenbaden, Sandmann bauen, Unfug treiben, Videos und Fotos machen. Einfach genial.

Danach fuhren wir noch ein paar andere Buchten, wie die Rossiter Bay oder die Thistle Cove ab bis wir uns am Cape Le Grande Beach unser Frühstück/Mittag/Kaffee gönnten. Eigentlich wollten wir zuvor den Frenchman Peak besteigen. 1,5 Kilometer steil Bergauf, um dann von oben wie durch ein Fenster aus Fels über die Buchten gucken zu können. Leider war es gerade Mittag als wir diesen Einfall hatten, so dass das eindeutig zu warm für uns war.

Am Cape Le Grande Beach aßen wir also, dösten und relaxten im Schatten. Leider so lange, dass wir ein wenig die Zeit vergaßen und das Intermezzo mit dem Bergaufstieg verpatzten, denn nun war es wieder ein wenig zu spät. Aber nicht schlimm, da die Landschaft hier sehr hügelig war, hatten wir eine ungefähre Vorstellung wie der Ausblick von da oben wohl gewesen wäre. Trotzdem, so ein Aufstieg fetzt schon. Da weiß man, was man geleistet hat und ist stolz. Naja, dafür gab´s als Entschuldigung hier eine erfrischende Dusche, die uns den Sand vom Pelz spülen konnte. Hier gab´s nämlich auch einen Campingground des National Parks und der verfügte über Duschen. Leider gab´s keine Stellplätze mehr und der National Park war komplett ausgebucht. Wahrscheinlich wegen der bevorstehenden Feiertage.

Zuvor hatten wir nämlich auch überlegt, hier Weihnachten zu verbringen. Aber die wenigen Plätzen waren wahrscheinlich schon Monate, wenn nicht so gar Jahre im Voraus gebucht worden, so dass wir hier keine Chance hatten.

Deshalb beschlossen wir heute auch Weihnachten im Outback zu verbringen. Ganz vertraut in Zweisamkeit im Nichts. Lieber so, als nichts halbes und nichts ganzes. Wohl möglich noch am BBQ-Platz anstehen, um sich mal ein Stück Fleisch zu braten...! Nee, nee, dann lieber schön ruhig.

Deshalb wird sich unsere Reise morgen langsam Richtung Sydney bewegen. Gegen Nachmittag werden wir wohl gemächlich aufbrechen und die restlichen 3500 Kilometer in Angriff nehmen, damit wir pünktlich zu Silvester vor Ort sind. Da auf dem Weg dort hin, aber nicht mehr viel kommen wird, sollten wir nicht länger als 4 oder 5 Tage benötigen. Also ganz entspannt.

In weiser Voraussicht, dass morgen vielleicht halb Esperance einkaufen geht, versuchten wir heute noch einmal unser Glück und kauften noch die ein oder anderen Utensilien beim Woolworth. Ein Festessen würde es ja bei uns nun nicht grade geben, von daher bekamen wir alles, was wir auf unserem Zettelchen zu stehen hatten. Weil wir ziemlich spät hier aufschlugen, gab´s für Müscha sogar noch was zu Mampfen. Er ergatterte zwei Halbe Hähnchen, die es nun für die Hälfte ihres Preises gab, so dass er sich wie ein kleiner Junge darüber freute.

Am Abend fuhren wir nicht wie den Tag zuvor zum Twighlight Beach, sondern schliefen in der Stadtnähe am Port Beach. Schließlich möchten wir ja Abwechslung und wenn wir schon über ein fahrbares Häuschen verfügen, dann ist es doch sehr praktisch, dass wir uns jeden Tag aussuchen können, welchen Ausblick wir am Abend oder am Morgen genießen möchten. Der Hafen am Abend war jedenfalls ganz entzückend und rundete den heutigen Tag ab.

So fielen wir gut gesättigt und verträumt von so schönen Stränden in die Camperfedern, in der Gewissheit eigentlich "gleich" wieder aufzustehen.


FREITAG/23/12/2011

Einmal werden wir noch wach, heißer dann ist Outback Weihnachtstag. Morgen Stund hat Gold im Mund und leider auch manchmal dichte Wolken und Nebel, die die Sonne nicht hindurch lassen. Und so ist des einen Leid des anderen Freud. Kurzum: Der Wecker klingelte um 3.30 Uhr und um 4.00 Uhr, jedoch war ein frühes Aufstehen unnötig, weil der "Scheinwerfer" nicht zu sehen war. So parkten wir nur das Auto um und stellten uns auf den McDonalds Parkplatz und schliefen bis um 9.00 Uhr weiter.

Passend dazu, ließ sich jetzt auch ein wenig wieder die Sonne blicken, so dass wir zum West Beach fuhren, um dort zu frühstücken. Während Müscha vorher noch zum Fotografieren ausflog, schmiss ich den Haushalt und feudelte mal ein wenig durch. Der gestrige Tag hatte eindeutig zu viel Sand in unsere beschauliche Hütte gebracht.

Zu guter Letzt bereitete ich das Frühstück vor und wartete auf Müscha, der genau im richtigen Moment von seinem Ausflug wieder kam und dem Frühstück den letzten Feinschliff gab.

Danach machten wir eine kleine Beachtour in Esperance, um das ein oder andere Foto zu ergattern. Nicht ganz so leicht, da das Wetter heute doch etwas durchwachsen war und die Sache ein wenig verkomplizierte. Doch Gott sei Dank mag Müscha Herausforderungen und ich hatte andere Sachen zu tun, so dass hier keiner zu kurz kam oder irgendwie gelangweilt herum sitzen musste.

Zum Abschluss ging´s noch an den Pink Lake. So einen Salzsee hatten wir ja schon ein paar Wochen zuvor gesehen. Gut so. Denn der hier ansässigen Pink Lake war alles andere als Pink. Ach mensch, da war die mit größte Touristenattraktion auf einmal verschwunden? Hmm...wenn dem so sein sollte, schon dumm. Denn das ein oder andere Hotel Resort hatte sich danach benannt und auch eine Pink Lake Road gab es. Tja, schon doof, mehr Schein als sein. Also alle da draußen: In Esperance gibt’s keinen Pink Lake mehr...der nennt sich vielleicht noch so, farblich ist davon aber nichts mehr übrig geblieben.

Nachdem kurzen Zwischenspiel mit diesem See fuhren wir noch einmal in die Stadt, um nachzutanken und ein paar Sachen am Auto zu prüfen. Schließen würden wir ja die nächsten 3 Tage wieder die meiste Zeit getreu Manne Krug, "Auf Achse" nachspielen.

Für heute stand nur eine kurze Distanz von 205 Kilometern auf dem Programm. Es ging von Esperance bis nach Norseman. Kurz vor dem Örtchen wollten wir uns eine Rest Area suchen, um dort zu nächtigen und dann morgen früh zeitig wieder los zu rollen.

40 Kilometer vor der Ortschaft fanden wir auch ein gemütliches Plätzchen. Gleich neben dran entdeckten wir...ja wie soll man sagen? Vielleicht weitere Stellplätze. Es sah etwas skuril aus. Irgendwie wie eine Rest Area, da Mülleimer aufgestellt waren, aber irgendwie auch nicht. Eher wie eine Geisterstadt oder ein Geisterlager von wem auch immer. Denn es sah aus, als ob hier Zelte oder hausähnliche Bauten gestanden hatten. Drum herum war dieser Ort mit Feuerstellen übersät.

Uns war es auf jeden Fall viel zu unheimlich und wir fuhren auf Rest Area Nummer eins. Als wir uns dahin bewegten, sahen wir jetzt auch das Schild, was auf dieses Plätzchen vom Highway Zeigte. „Bromus Dam“ war darauf geschrieben. Aber was war denn bitte ein „Bromus Dam“?

Später als wir schon beim Essen waren, blätterte Müscha in einem Prospekt von Esperance, in dem auch ein paar Orte wie Norseman beschrieben wurden. Unter anderem stand doch da auch etwas über diesen „Bromus Dam“. Na jetzt war ich aber gespannt. Das, was Müscha da vor las, konnte aber nur ein Witz sein. Denn das Prospekt pries die Picnic Area hoch an. „Bromus Dam is a loveley picnic spot […].“ Muaahhh, das ich nicht lache!!! Also das hier war alles andere als ein süßer, netter Picknick Platz. Und wer die Reise, ob von Esperance oder Norseman auf sich nahm, wäre spätestens bei seiner Ankunft enttäuscht worden. Denn das war hier nicht lovely, sondern spuky and crazy. Also veruschen es nicht nur der Lonely Planet selbst, sondern auch die Aussies selbst manchmal aus Sch... Bonbons zu machen.

Wir machten jetzt auch jeden Fall die Äuglein zu, da wir morgen ca. 800 Kilometer abreißen wollten. Also schnell was essen und dann ab ins Körbchen.


24/12/2012 SAMSTAG

Weihnachten! Merry Christman, happy holidays. Hmm...ich glaube in meinem ganzen Leben habe ich mich zum einen noch nie so unweihnachtlich gefühlt, zum anderen habe ich so komisch noch nie Weihnachten verbracht. Ich glaube heute ist mir bewusst geworden, wie schön Traditionen sind und wie sehr ich sie doch vermisse, wenn sie gar nicht mehr da sind.

Ja, da haben wir es wieder. Man merkt erst, wie schön etwas ist, wenn es weg ist. In den letzten vier Wochen war es hier alles andere als weihnachtlich. Klar, es mag auch am Wetter liegen. Wie schön ist es, sich bei einem Glühwein und ein paar leckeren Keksen in eine Decke zu kuscheln oder mal über einen Weihnachtsmarkt zu schlendern. Die Adventszeit mit seiner Familie oder mit guten Freunden zu verbringen und die Liebe und die Vertrautheit zu genießen.

Hier ist es weniger vertraut, weil das Land einfach anders ist. Es ist warm, es gibt keine Kekse, keinen Glühwein, keine weihnachtlichen Düfte, keine Familie und...worüber Müscha und ich nicht wirklich traurig waren, es gibt keinen einzigen Ton von der Oberschnulze „Last Christmas I give you my heart von Wham“.

Jede Familie feiert durch Tradition und Erziehung sicherlich unterschiedlich Weihnachten. Und auch in Deutschland wird es immer mehr zu einer Kommerziellen Angelegenheit. Manchmal ist weniger viel viel mehr und vielleicht sollte man gucken wie zu den Ursprüngen zurück zu finden. Denn letztendlich geht es um die Familie und nicht um irgendwelche Geschenke. So etwas wie Bräuche scheint es hier nur in Ansätzen zu geben. Wie es dann wirklich zu Weihnachten abläuft, kann ich jedoch schwer beurteilen, weil ich ja mehr Asphalt sehe und nicht bei einer Australischen Familie unter der Weihnachtspalme sitze. Wer weiß, was sich da im stillen Kämmerlein wirklich abspielt.

Ich bin jedenfalls froh, wenigstens einen lieben Menschen bei mir zu haben, an den ich mich kuscheln kann. Auch, wenn der keine Kekse von meinem Muttl oder den leckeren Kartoffelsalat vom Vatti oder Glühwein aus der Tasche zaubert. Mein Müscha passt auf mich auf und kutschiert uns jeden Tag von A nach B. Familie "Schmautz" ist schon ein duftes Duo.

Aber wie lief eigentlich unser Weihnachten so ab? Heute morgen um 6.00 Uhr setzten wir unsere Reise Richtung Sydney fort. Vor uns standen 800 Kilometer Asphalt, die abgefahren werden wollten und ungefähr 3 oder 4 kleine Örtchen, wo lediglich zum Tanken oder für eine Toilettengang angehalten wurde. Und so war´s dann auch, so dass man den Tag in kleine Etappen unterteilen kann.

  1. Etappe Rest Area - Norseman 40 Km
  2. Etappe Norseman - Ballodonia 191 Km
  3. Etappe Ballodonia - Caiguna 183 km
  4. Etappe Caiguna - Madura 159 km
  5. Etappe Madura - Eucla 181 km
  6. Etappe Eucla – Irgendwo im Nirgendwo 100 km

Dabei ist die dritte Etappe sogar nennenswert. Auf diesem Stück des Eyre Highway befindet sich das längste Stück Asphalt mit 150 Kilometern, wo es nur gerade aus geht. Also keine Kurven, keine links, kein rechts. Also für Fahranfänger bestens geeignet. Oder für Leute, die sich nicht trauen Automatikgetriebe zu fahren. Hihi. Also ich kann sagen, super...langweilig genau. Gut, dass wir unsere Hörspiele und Hörbücher dabei haben.

Wir hörten noch Homo Faber zu Ende und wechselten dann zu „Schneller als der Tod“ von Josh Bazell, gelesen von Christoph Maria Herbst. Eine sehr skurrile Geschichte, die aber sehr unterhaltsam ist. Obwohl sie nichts für schwache Nerven ist. Trotzdem würde ich das Buch weiter empfehlen.

Pünktlich zum Ende des Hörbuchs kamen wir an unserer Rest Area an. Nicht sonderlich weihnachtlich, aber sauber und halbwegs geschützt. Da hier viele kleine Mäuse herum liefen, gingen wir davon aus, dass es hier vielleicht nicht so viele Schlangen gibt. Denn auf dem Weg hatten wir schon wieder zwei Exemplare angetroffen. Zwar zischelten sie nicht mehr, weil sie sich scheinbar am Straßenrand für den Autofreitod entschieden hatten, aber unheimlich ist es für uns immer noch.

Zu Essen gab´s nichts imposantes. Pasta an einer Thunfisch-Tomatensoße und als Nachtisch eine Nussnougatcreme auf einem Weißmehlbackwerk. Morgen wollten wir es uns ein wenig gemütlicher machen. Aber am Weihnachtsabend soll´s ja auch etwas spartanischer beim Essen zu gehen. Und erst am ersten und zweiten Weihnachtsfeiertag kann die Völlerei dann los gehen. Na mal sehen, was unser Kühlschrank da so zu bieten hat.


25/12/2011 SONNTAG

Frohe Weihnacht on the Road again. Ähnlich wie gestern, setzte sich unser Weihnachtsmobil mit Trucker-Mitschi um 6.24 Uhr in Bewegung. Der erste Weihanchtstag setzte sich dann folgendermaßen zusammen:

  1. Etappe Irgendwo im Nirgendwo – Nullabor Roadhouse 85 Km
  2. Etappe Nullabor Roadhouse – Yalata Roadhouse 93 Km
  3. Etappe Yalata Roadhouse - Penong 140 km
  4. Etappe Penong - Ceduna 73 km
  5. Etappe Ceduna - Poochera 110 km
  6. Etappe Poochera – Minnipa 50 km
  7. Etappe Minnipa – Kyancutta 61 Km
  8. Etappe Kyancutta – Kimba 110 Km
  9. Etappe Kimba – Oron Knob 80 Km
  10. Etappe Iron Knob – Port Augusta 65 Km

Bei den meisten dieser Etappen hielten wir nur zum Tanken an. Sonst gab es hier auch nichts großartiges zu sehen. Als ich an einer Tankstelle, ich weiß nicht mehr wo genau, die Öffnungszeiten zu Weihnachten in einem Augenwinkel wahrnahm, stellte ich mir die Frage, wie wohl die Tankstellen generell vor allem in den noch kleineres Nestern geöffnet sein würden. Heute war schließlich erster Weihnachtsfeiertag und mit Sicherheit hatte hier die ein oder andere Tankstelle geschlossen.

Wir fuhren erst einmal weiter und dachten uns nichts dabei, schließlich war es noch früh und erst irgendwas gegen 12.00 Uhr. Ich für meinen Teil rechnete jedoch schon ein wenig im Kopf hin und her, denn in Port Augusta würden wir wieder eine Zeitverschiebung haben. Leider nach hinten raus. Also uns würden glatt mal 2,5 Stunden geklaut werden. Und da könnte es dann doch sein, dass die ein oder andere Tankstelle geschlossen hat, wenn wir durch diese Mininester rollen.

Naja erst einmal bekamen wir Sprit und unsere Reise konnte völlig normal fortgesetzt werden. In Ceduna kamen wir dann an so eine Art Grenze und wir waren erst einmal ein wenig irritiert. Denn die "richtige" Grenze von Western Australia zu South Australia hatten wir kurz hinter Eucla gestern schon passiert. Aber in dem Moment sah ich schon das Schild. Mist, scheinbar wurden hier wieder Kontrollen wegen Fruchtfliegen gemacht und wahrscheinlich würde uns gleich alles Obst und Gemüse abgeknöpft werden. Als der kleine Mann an unseren Fucy herantrat, war ich so irritiert, dass ich regelrecht zu einer Salzsäule erstarrte.

Ich hatte keine Ausrede parat, ich war nicht vorbereitet, ich konnte keine Zeit schinden, ich konnte nur noch mit ansehen wie Müscha den Kühlschrank öffnete und der Mann uns unsere drei Äpfel (Gott sei dank nur 3) und die Avocado moppste. Die Möhren durften wir behalten, warum auch immer. Und ausgerechnet die Avocado. Die hatte ich nun fast auf den Tag genau 2 Wochen gehegt und gepflegt, damit sie wächst und gedeiht, um uns heute für eine schöne Guacamole herzuhalten. Stattdessen wurde sie uns nun geklaut, manno. Wahrscheinlich mampft der kleine Mann alles Gemüse und Obst dann heimlich selbst. Pfe.

Ein wenig stinkig fuhren wir weiter. An der Tankstelle überlegten wir noch einmal zu tanken, ließen es aber, weil wir in der Annahme waren, in ein paar Kilometern würde eh gleich wieder eine Tankstelle kommen. Doch scheinbar folgte nun nach der Pflicht die Kür. Denn egal, welchen Ort wir auch erreichten, alle ähnelten sich wie ein Ei dem anderen, waren wie ausgestorben und die Tankstellen oder das, was sie sein sollten, hatten natürlich zu.

In Kimba hieß es dann anhalten oder pokern. Unser Tank hatte noch eine Füllmenge von ¼ voll. Wenn man dem trauen konnte, sollte wir die restlichen 150 Kilometer locker schaffen. Doch keiner von uns wusste wie weit die Reserve uns bringen würde. Vielleicht hätten wir diese Angelegenheit wieder mit einem Münzwurf ausloten sollen, diesmal entschied aber das Bauchgefühl. Meins war für weiterfahren, Müschas wie ich in Port Augusta dann erfuhr war wohl für stehen bleiben. In Kimba entschieden wir uns also für´s Weiterfahren und nun stand die Kür auf dem Programm. Müscha brillierte in einer fahrerischen Glanzleistung und Berg und Tal verhalfen, dass wir ordentlich Sprit sparen konnten. So ließ uns Müscha viele Abschnitte einfach nur dahin rollen.

Nach 880 Kilometer, 12 Stunden Fahrt und einer nicht unbeachtlichen Füllmenge des Tanks, es waren noch 15 Liter vorhanden, kamen wir um 20.15 Uhr in Port Augusta an. Und gleich kam auch die ersehnte Tankstelle, die wir sogar kannten. Denn dort standen wir vor zwei Jahren schon einmal. Sogar der Caravanpark war noch am gleichen Ort, nämlich gleich gegenüber. Schon ein Vorteil, wenn man genau weiß, wo sich die Keramikabteilung befindet und man nicht ganz so doof heimlich über einen Campingplatz huschen muss. Blöd nur, wenn man dann geradewegs zu den Duschen vordringt, dann aber vor verschlossenen Türen steht. Mist. Da hatte sich wohl doch etwas kleines, aber essentielles verändert, ein kleines Türschloss. Und ich hatte keinen Schlüssel.

Nun war ich aber schon auf dem Gelände, so dass ich mir dachte, vielleicht doch noch etwas Glück zu haben. Schließlich würde es ja nicht nur ein Duschhäuschen auf dem Gelände geben. Erstmal nahm ich das hier unter Augenschein. Doch leider kein Reinkommen. Auf der gegenüberliegende Seite befand sich noch so ein Häuschen und siehe da bei den Frauen war die Tür nur angelehnt. Na dann mal rein in die gute Stube...!

Müscha erklärte ich die Situation und er versuchte als zweites sein Glück. Leider ohne Erfolg. Auch ein weiterer Caravanpark blieb verschlossen, so dass Müscha etwas angesäuert am Steuer saß, denn er wusste, nun wieder mit einer kalten Campingdusche vorlieb nehmen zu müssen.

Super, die Hälfte war damit geschafft und hier in Port Augusta fühlte es sich sogar ein wenig vertraut an. Wer hätte gedacht, dass wir zwei Jahre später wieder hier sein würden.

Später suchten wir uns ein lauschiges Plätzchen und machten uns ein Abendessen. Weil es schon viel zu spät war, fiel unser Weihnachtsessen das zweite Mal in die Hose. Naja, gibt ja Gott sei Dank zwei Weihnachtsfeiertage. 

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