Sonntag, 18. Dezember 2011

Australia 2.0 - Fifth Week - 11/12 - 18/12/2011 - Dunsborough - Albany


MONTAG 12/12/2011

Also die Schlafplatz suche am gestrigen Abend erwies sich mal wieder als etwas schwierig. Da es ja schon dunkel war, erschwerte es die Sache erheblich. Aber was soll´s. Auf dem Weg dorthin fanden wir leider erst einmal nichts. Da Dunsborough nur 20 Kilometer von Busselton entfernt ist, aber auch kein Problem.

Dunsborough selbst war gegen 22.00 Uhr schon längst im Bette und horchte an der Matratze. Der kleine Ort war wie ausgestorben und nirgendwo sahen wir Autos oder eine Menschenseele. Schon komisch, aber diesen Anblick kannten wir ja schon. Leider hieß das auch für uns weiter suchen. Denn wo niemand parkt, da ist es für uns zu heiß!

Wir fuhren also durch die Gegend, um die Lage zu inspizieren. Leider war auch etwas außerhalb keine Möglichkeit für uns. Mit etwas Glück fanden wir endlich den Teil der Stadt, an dem sich die Einwohner angesiedelt hatten. Und weil auch Dunsborough gerade einen Aufschwung erlebt und neue Häuser entstehen lässt, kam uns die ein oder andere Baustelle ganz gelegen. Kurzum stellten wir unseren Fucy in einer neu gemachte Parktasche vor einem noch nicht so fertigen Häuschen ab.

Nachdem um 6.30 Uhr noch niemand nach Mehl oder Zucker gefragt hatte, blieben wir einfach bis 8.00 Uhr in unseren Camperfedern liegen. Da es jetzt angefangen hatte zu regnen, kam uns das gerade Recht, denn so mussten wir kein schlechtes Gewissen haben. Und ich war der Meinung, so würde unser Camper in dem Bild hier ein wenig untergehen und keiner würde auf die Idee kommen, dass das Auto noch über Insassen verfügt.

Pünktlich kurz nach 8.00 Uhr hörte der Regen auf und wir konnten aufstehen. Wir zuckelten erst einmal wieder in die Stadt, um zu sehen, was jetzt so los war. Unser Frühstück wollten wir eigentlich am Strand genießen, jedoch wurde hier gebaut und so konnte man nicht einmal in die Strandnähe. Denn nicht nur am Strand, sondern auch die Straße zum Strand wurde grade ausgebessert.

Hmm...leider hatte Bockwurst-Lane das Ruder der Wegweisung bekommen und so landeten wir beim zweiten Versuch einen Strand zu finden nicht am Strand, sondern im nirgendwo. Mist, wieder voll durchgefallen. Naja, mit wahrscheinlich männlicher Intuition und besserem Kartenverständnis als ich chauffierte Müscha uns dann zum Meer und wir konnten frühstücken.

Leider zogen sich in der Zeit die Wolken wieder zusammen und es sah wieder ganz nach Regen aus. Mir persönlich gefiel der Tag mit den kühleren Temperaturen eigentlich so ganz gut. Nur der Regen, der war doof, denn dann war´s draußen einfach zu feucht für unsere anstehenden Aktivitäten.

Weil wir beide ja zwei Optimisten sind, ließen wir unsere Pläne von diesen Wolken nicht durchqueren und fuhren zum Cape Naturaliste. Dort gab es einen Leuchtturm und einen Lookout, an dem man wohl gut Wale beobachten konnte. Genau als wir beim Leuchtturm ankamen, fing es wieder an zu regnen. Na toll. Ich stieg kurz aus, um mir die Wanderwege zum Lookout anzugucken und musste leider feststellen, dass alles zwischen 1,5 und 3 Kilometern entfernt war. Also bei Regen und nicht adäquater Kleidung nicht so schön.
Gott sei Dank gab es noch eine Straße, die zum Lookout für die Walbeobachtungen führte. Auch wenn die nur 4WD geeignet war, wagten wir unser Glück. Denn die 1,5 Kilometer lange Straße würde unser Fucy schon mit links nehmen. Und so war es auch. Zwar schüttelte es uns kräftig durch, so dass unsere inneren Organe sicherlich um ein zwei Zentimeter verrutschten, aber die Straße blieb halbwegs fest und wurde nicht sandig, so dass sie befahrbar blieb.

Der Lookout war total mächtig, denn hier schlugen die Wellen meterhoch aufeinander. Leider wurde auf dem Tröpfeln nun wieder ein richtiges Regnen, so dass wir hier auch nicht länger bleiben konnten. Die Gefahr war zu groß, dass es richtig los gießen und die Straße dementsprechend verflüssigen würde und dann sähen wir ein wenig alt aus. Weil Bergauf und rutschige unbefestigte Straße ist dann vielleicht ein wenig viel verlangt von unserem Fucy.

Wir düsten erst einmal wieder zum Leuchtturm in der Hoffnung das Unwetter würde sich gleich wieder verziehen. Nach ein paar Runden Uno und MauMau war es leider immer noch nicht weg und die Regentropfen trommelten an die Scheiben. Also weiter im Auto warten. Und was macht man, wenn einem Langweilig ist? Genau, sich das Leben versüßen und essen. Nach der Kartenrunde kam jetzt also ein vorgezogenes Nachmittagskaffeekränzchen.

Tja und weil es danach noch immer regnete, schalteten wir irgendwann die Glotze an und guckten ein paar Folgen einer Sitcom. Also leichte Kost. So vergingen sicherlich ein paar Stunden, aber wir hatten den Glauben immer noch nicht verloren, dass es sicherlich bald aufhören würde zu regnen.

Etwas verdrieselt wachten Müscha und ich nebeneinander auf. Hoppala, da waren wir beide wohl vor lauter Langeweile und Warten eingeschlafen. Hmm...verpasst hatten wir wohl nichts, da es immer noch regnete. Aber um uns herum standen nicht mehr so viele Autos. Komisch, wie spät war es denn? Tja, und es war sage und schreibe 17.30 Uhr und wir waren ein wenig länger eingeschlafen als gedacht.

Mittlerweile war hier oben sogar alles geschlossen und wir beschlossen dann eben auch zu fahren. Aber schön, dass der Regen jetzt ein wenig nachließ und sich die Wolken vom Himmel verzogen. Das scheint hier echt ein Phänomen zu sein. Pünktlich zum Schlafen gehen, hört´s hier auf zu Regnen. Das war schon in Perth so.

Leider hatten wir davon jetzt nichts mehr, denn jetzt war es schon zu spät zum Wale gucken. Manno.

Den Tag ließen wir also ganz entspannt mit etwas Einkaufen und im Internet surfen mit abschließendem Abendbrotessen ausklingen. Da wir morgen früh vor hatten zeitig aufzustehen. Also eigentlich mitten in der Nacht. Der Wecker sollte das erste Mal um 4.00 Uhr früh scheppern, also schlugen wir unser Lager am Meer auf. Wir dachten uns, dass die abendliche Rangerrunde schon durch sein müsste und die morgendliche erst zwischen 5.00 und 7.00 Uhr stattfinden würde. Und da hätten wir uns ja schon vom Acker gemacht, um Fotos zu machen. Na denn mal die Äuglein zu gemacht und bis gleich. Leider waren es bis 4.00 Uhr grade mal nur 5 Stunden.


DIENSTAG 13/12/2011

Gesagt, getan. Um 4.00 Uhr morgens jaulte das erste Mal der Wecker auf. Trotz kurzem Schlafintervall waren wir relativ frisch. Wahrscheinlich durch unseren ausgiebigen Schönheitsschlaf am Vortag. ;-)
Leider machte uns das Wetter einen Strich durch unsere Rechnung, denn es tröpfelte mal wieder. Unsere Chance uns noch einmal umzudrehen. Um 5.00 Uhr ging´s dann aber wirklich raus, denn in die Arme des Rangers wollten wir ja nicht unbedingt geraten.

Trotz leichten Nieselns probierten wir ein paar Schüsse am Steg aus. Ich assistierte, indem ich uns einen Guten Morgen Tee kredenzte, um ein wenig frischer zu werden. Leider waren die Bedingungen nicht all zu rosig, dass Müscha nach knapp 20 Minuten schon wieder zurück kam. Hmm...und nu? Wieder schlafen ging ja nicht. Außerdem war ich für meinen Teil jetzt auch irgendwie wach.

Müscha hingegen wollte schon noch einmal gerne an der Matratze horchen. Meine Idee also: Ab zum Internet. Müscha konnte seelenruhig schlafen und ich in Ruhe ein wenig recherchieren und mit der Außenwelt kommunizieren. Sehr gut. Dunsborough schlief um diese Uhrzeit auch noch und so waren wir hier ungestört.

Gegen 8.00 Uhr schlossen die meisten Geschäfte auf und auch Müscha schlug seine Augen wieder auf. Na perfekt, dann konnte es jetzt ja losgehen. Vorher zog ich mich nur noch schnell um. Denn heute war der Tag, an dem ich das erste mal in den letzten Wochen eine lange Hose raus kramen musste. Durch Wind und Wetter war´s mir persönlich ein wenig zu kalt für eine kurze Hose. Mein Körper hatte sich wohl schon auf die mindestens 25 Grad Wohlfühltemperatur eingeschossen.

Nachdem wir das Auto mit Wasser befüllten, fuhren wir noch einmal einkaufen. Mir kam da nämlich noch einmal eine Idee.
Unsere Eierkuchensession war ja nicht so das wahre vom Ei, also versuchten wir eine beschichtete Pfanne zu ergattern. Bei IGA fanden wir sogar eine relativ günstige für knapp 10 Dollar und so konnte ein weiterer Versuch gestartet werden. Natürlich wussten wir nicht, ob es damit besser gelingen würde, so dass ich den Deal einging, den Müscha vorschlug. „Du bekommst ne Pfanne, ich bekomm´ ne Pizza.“ Na okay, schließlich sind wir ja ein Team. Obwohl die Chancen gut standen, dass es diesmal essbare Eierkuchen geben würde, sah ich mich schon vor Verzweiflung genüsslich in die Pfanne beißen. Gleichzeitig Müscha neben mir stehend, mit einer deftigen fettigen Pizza in der Hand.

Als wir aus dem IGA kamen, strahlte uns nun auch die Sonne an. Herrlich. Na mensch, super, dann konnten wir ja jetzt einen weiteren Versuch starten, Wale zu erspähen. Wir fuhren also noch einmal zum Cape Naturaliste und bogen zum Lookout ein.

Und was stand jetzt auf dem Programm? Richtig ein zweites richtiges Frühstück mit? Genau Eierkuchen 2.0!!! Tja und der Meister hatte Recht, mit dem richtigen Werkzeug geht alles. Zwar musste das Anrühren des Teigs noch improvisiert werden, da wir leider immer noch nicht über einen Schneebesen verfügten, aber auch eine Gabel und ein Löffel taten gute Dienste.

Tja und siehe da, sogar der erste Eierkuchen wurde 1A. Und auch alle weiteren tippi toppi Vorzeigeeierkuchen. Müscha zauberte uns also erst einmal eine Armada Eierkuchen und ich erkundete die Umgebung und hielt Ausschau nach Walen. Ich sah zwar keine Wale, hatte aber als ich wieder kam einen guten Ausblick auf ca. 15 nett anzusehende Eierkuchen. Dazu machten wir uns noch einen Kaffee und genossen unser Frühstück am Meer.

Mensch, da war einer glücklicher als der andere und wir beide strahlten um die Wette. Und mir zeigt es, wie wenig man oder in dem Fall wir beide doch brauchen um glücklich zu sein. Eine beschichtete Pfanne und ein Eierkuchen me(e)hr und wir beide. Tja, so einfach kann´s gehen.

Nun wollten wir uns auf die Suche nach Walen machen. Doch anstelle von Walen trafen wir auf immer mehr Kumpels von Summi. Scheinbar war hier ne dicke fette Party am Start. Komischerweise sind wir mittlerweile gegen die Viecher schon etwas immuner und das anfängliche ärgerliche Gestöhne bleibt aus. Nur die Gestikulierung spricht weiterhin Bände. Unser Fuchteln hatte mit Sicherheit auch die Wale vertrieben, denn kein einziger rekelte mal das Köpfchen aus dem Wasser. Naja, also wieder zurück und ins Auto.

Der nächste Stopp war die Bunkers Bay. Eine schöne Bucht mit vielen kleineren Buchten, die umrankt von Bäumen sind. An den herumliegenden Felsen brechen die enormen Wellen und das Wasser spritzt in alle Ecken. Für Naturliebhaber ein schöner Anblick. Hier kletterten wir ein wenig auf den Steinen umher, alberten rum, ich las ein bisschen und Müscha fotografierte.

Die Bunkers Bay war aber nicht die einzige Bucht, die hier auf uns wartete. Zwischen Eagle Bay, der ein Ort von Dunsborogh ist und Dunsborough liegen die ein oder andere schöne Bucht, die sich auf jeden Fall sehen lassen kann. Die schönsten von Ihnen waren die Eagle Bay selbst und der Meelup Beach. Beim Meelup Beach legten wir unser mittlerweile tägliches Kaffeekränzchen ein und machten uns über die übrigen Eierkuchen her.

Ich drehte noch eine kleiner Sportrunde und erkundete die Gegend ein wenig joggend. Leider hatte ich mir eine sehr hügelige Strecke ausgesucht, denn es ging erst einmal schön einen Berg hoch. Ja, man glaubt es kaum, Australien verfügt auch über Berge. Naja, sagen wir Hügel, aber auch die können schon anstrengend sein.

Als ich von meiner Runde wieder kam, wurde es hier richtig voll. Scheinbar nutzte wer auch immer diese wunderschöne Location für die eigene Weihnachtsfeier. Den Autos zu urteilen nur betuchte Leute. Gerne hätten Müscha und ich sich da als Partycrasher eingeschleust, um auch ein wenig Prosi zu schlürfen und was von den Häppchen abzubekommen. Leider hatten wir dann noch nicht so viel Mumm in der Hose wie die da in ihren Gläsern.

Trotzdem sah es nach einer sehr angenehmen Runde aus und ich dachte mir, wie schön die Aussis es doch haben. Die können sich die Kohle für Partyräume sparen, die gehen einfach raus in den Park, an den Strand etc., nutzen dort die meist sehr gepflegten Anlagen und können sich so einen schönen Tag/Abend/Party machen. Und das Wetter spielt ja meistens auch zu 95 Prozent mit. Schon sehr cool.

Wir fuhren jetzt weiter zu ein paar weiteren Buchten, um dann zum Sonnenuntergang am Sugarloaf Rock zu sein. Gegen 19 Uhr fanden wir uns dort ein und hatten einen wunderschönen Sonnenuntergang. Nachdem die Sonne weg war, verdünnisierte ich mich jedoch wieder zum Auto und Müscha versuchte noch das ein oder andere Bild einzufangen. Richtig zufrieden war er leider trotzdem nicht. Wahrscheinlich fehlten mal wieder ein paar Wölkchen. Denn das habe auch ich mittlerweile begriffen, ein Bild ohne Wolken ist wie Pommes ohne Ketchup oder Majo, da fehlt einfach was.

Gegen 20.30 Uhr trafen wir wieder in der Metropole Dunsborough ein und mussten leider feststellen, dass das normale Leben mit Schlag 20.00 Uhr beendet ist. Alle Geschäfte schließen spätestens um 17.00 Uhr. Und Restaurants machen um 20.30 Uhr dicht. Nur ein oder zwei Kneipen hatten noch offen, aber das war auch alles. Und was hieß das für Müscha? Genau, keine Pizza, denn die hier ansässigen Eagle Boys hatten ihre Pizzabude auch grade dicht gemacht und wir konnten noch von draußen zu sehen, wie ein Angestellter die Abrechnung machte. Na toll!

Tja, dann eben doch selber kochen. Weil wir wieder an unserem alten Schlafplatz nächtigen wollten, verharrten wir noch ein wenig beim geschnorrten Internet und fuhren dann später rüber, um dem Herrn Ranger nicht in die Arme zu laufen. Natürlich hieß das dann auch für morgen wieder früh raus. Aber es bot sich ja an, denn wir wollten noch einmal zum Sugarloaf Rock, um erneut Fotos zu schießen.

Bei einem kleinen Abendessen und ein wenig in die Röhre gucken, ließen wir den Tag ausklingen und schliefen sehr zufrieden ein.


MITTWOCH 13/12/2011

Der heutige Tag startete bereits um 4.00 Uhr morgens. Leider noch früher, denn zum Sugarloaf Rock waren es sicher 25 Minuten Fahrt und die Sonne wartet ja leider nicht.
Ich für meinen Teil war heute doch ein wenig gerädert und wäre am liebsten liegen geblieben. Doch leider ist das zu gefährlich und ich schubbste mich auf den Vordersitz.

Am Rock angekommen, ging Müscha auf Sonnenaufgangspirsch und ich machte mich wieder ab ins Traumland und krabbelte ins Bett. Wenige Minuten später schlummerte ich wieder tief und fest und drehte dem Sonnenaufgang meinen Rücken zu. Nein, heute war´s mir echt noch zu früh.

Ich weiß nicht genau wann, ich denke, es war so gegen 5.30 und 6.00 Uhr, kam Müscha von seiner Jagd wieder. Leider war die Ausbeute auch heute wieder nicht so wie er sich das vorgestellt hatte. Komisch, ich hatte doch Wolken gesehen, was fehlte denn jetzt schon wieder? Diesmal schob sich wohl eine zu große Wolke vor die Sonne, die das Bild wohl etwas zerstörte. Hmm...also da bekommt er schon Wolken und dann sind´s auch noch die Falschen. Man, man, man...man! Sind wir hier bei wünsch dir was oder wie?

Nichtsdestotrotz kam auch er wieder ins Bett gekrabbelt und wir schliefen noch einmal ein bis uns ein paar lautstarke Touris gegen 8.00 Uhr weckten. Oh man, ich dachte wir seien schon verrückt, was ja auf die Fotografie zurückzuführen wäre. Aber welcher Touri rennt denn schon um kurz nach acht von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten? Leute gibt’s!

Als sich Familie Schreihals vom Acker machte, schoben wir dann auch unsere Campertür auf und fuhren zum Meelup Beach, um dort zu frühstücken.
Mit uns kamen gerade ein paar Schulklassen an, die wohl Wandertag hatten oder ihren Sportunterricht an den Strand verlegten. Brav halfen sie die Sportgerätschaften aufzubauen und schienen eine Menge Spaß zu haben.

Während Müscha und ich frühstückten und den herrlichen Blick auf die Bucht genossen, sprangen sicher 70 Kinder um uns herum, die phänomenal brav waren und wie vergnügt im Wasser planschten und vor Freude kreischten. Ein sehr herrlicher Anblick und kaum beschreibbar. Im Wasser standen nicht weit vom Strand jeweils links und rechts ein Lehrer, die aufpassten, dass nichts passiert und vor ihnen ca. 20 Kinder, die nicht wirklich tief im Wasser standen, aber dafür rumhoppsten und sich so sehr freuten, dass ich es kaum glauben konnte. Scheinbar haben auch sie so viel Spaß wie jemand, der Strand nicht so oft hat und es ist keine Selbstverständlichkeit.

Nach dem Frühstück machten wir uns ein wenig ausgehfein und auf in Richtung Yallingup. Was so viel heißt wie „Ort der Liebe“, wie süß. :-)
Wir wollten hier weiter auf Verkostungsreise gehen und uns weitere schöne Buchten angucken.

Auf dem Weg dort hin, war gleich Station Nummer eins. Simmo´s Ice Creamery. Eine ortsansässige Eisproduktion, die damit warb, so ziemlich das beste Eis der Region zu produzieren. Hier in der Nähe war die Factory und wir dachten, wir könnten ein paar Einblicke bei der Herstellung ergattern. Doch schon als wir ankamen, wussten wir, dass das hier eher ein etwas größerer Verkaufsladen mit Riesenspielplatz für Kinder war. Als wir den Laden betraten, bestätigte sich unsere Vermutung. Ein einfaches Ladengeschäft mit einem fetten Schild, worauf geschrieben stand: „Unsere Produktion ist hinter verschlossenen Türen und wird nicht verraten.“ Getoppt wurde das von einem sensationellen Kugelpreis für sage und schreibe 4,50 Dollar. Also bei dem derzeitigen Kurs macht das 3,46 Euro für eine kleine Kugel Eis. Ein Schnäppchen quasi.

Wir waren uns einig, das war uns zu fett. Außerdem hatte dieser Ort irgendwie kein Flair, Charme oder irgend eine sympathische Stimmung. Und das Eis würde eh nie besser als bei den Eispiraten imFriedrichshain schmecken.
Kleiner Tipp für den Sommer in Berlin. Unbedingt mal dort vorbei schauen. Eispiraten Berlin Friedrichshain, in der Grünberger Straße. Die haben ein sensationelles Pistazieneis, aber auch alle andere Sorten sind sehr lecker. Und gleich daneben ist das Wahrhaft Nahhaft. Dieses kleine Geschäft lockt zu jeder Jahreszeit mit tollen Leckereien und hat sogar Gluten- und Lactosefreie Köstlichkeiten.

Simmo´s war also schon mal ein Reinfall gewesen und so kehrten wir auf der Stelle um, stiegen in unser Auto und weiter ging die Reise nach Yallingup. Yallingup selbst war jetzt nicht so groß. Obwohl die Karte von einem "CBD der Stadt" sprach. (Zur Erinnerung: Das war der Central Business District einer Stadt) Muahh...ich werd verrückt. Wenn Yallingup über einen CBD verfügt, dann ist mein Wohnzimmer der CBD meiner beschaulichen Hütte. Hihi! Wir düsten hier ein wenig von einer Bucht zur nächsten und suchten ein Plätzchen zum Verweilen. Am Yallingup Beach tummelten sich viele Surfer und wir beobachteten ihr Warten auf "die perfekte Welle" eine ganze Weile. Leider fing es an zu Regnen, so dass wir unsere Fahrt erst einmal fortsetzten.

Wir fuhren weiter zum Smith Beach. Ja, auch der Herr Schmidt verfügt über einen ganz persönlichen Strand. Na das nenne ich mal lässig. Naja, ich kann mich ja hier in Australien nicht beschweren, denn so ziemlich überall stehen Schilder mit: "form one Lane", "take the right or left Lane", "Bike Lane", "xyz Lane", Lanes wohin das Auge reicht. Australien ist quasi Lane´s World. Und Müscha nimmt immer die right Lane, hihi. Und da kann man Meikel Smith alias Müscha Schmidt auch mal gönnen, dass ein Strand nach ihm benannt wurde.

Ganz zum Schluss kamen die Canal Rocks. Ein sehr hübsches Plätzchen. Wäre es nicht so stürmisch gewesen, hätten wir uns glatt in die Fluten geworfen, denn hier befanden sich auch schöne Korallen, die man beschnorcheln hätte können. Doch da sich kein einziger Mensch im Wasser befand, war uns das zu heiß.

Die Canal Rocks waren fast wie früher im "Blubb" (ein damals in Neukölln ansässiges Spaßbad in Berlin) der Strömungskanal, der alle 20 Minuten ordentlich Alarm machte. Nur, dass das hier um einige Male besser war und keiner auf irgendwelche Knöppe drücken musste. Was wir vorfanden, war ein kleiner Kanal, der durch die vom Meer ankommenden Wellen ordentlich durchgespült wurde. Dadurch entstand eine beachtliche Strömung, die sicherlich nicht ohne ist. Besonders der Sog wieder rauf auf´s Meer hatte es in sich und mit Sicherheit war das hier nix für schlechte Schwimmer.

Über den Meerkanal hatte man liebevoll eine kleine Brücke errichtet, um sich das Spektakel als Tourist möglichst nah ansehen zu können. Wirklich toll gemacht. Das konnte sich hier schon sehen lassen. Auch die Keramikabteilung, die einige Meter über den Parkplatz entfernt lag, musste sich nicht verstecken. Ein tolles Gebäude aus Fels und Holz.

An diesem schönen Ort war klar, dass wir hier eine kleine Teepause einlegten und bei Tee und Schnittchen den Wellen zuschauten.

Nach unserem Teechen wollten wir unser Kulturprogramm fortsetzen und eine Schokoladen- und Olivenfabrik besuchen. Zuerst ging´s zu "GabrielChocolate". Von außen ein sehr unauffälliges Gebäude und scheinbar war alles noch sehr neu. An der Fassade wurde an einigen Stellen sogar noch gebaut.
Als wir eintraten, wussten wir genau – Hier sind wir richtig. Da konnte diese Massenabfertigung der Margarete River Chocolate Factory einpacken. Spontan wusste ich, dass das hier ein Unterschied wie Tag und Nacht war.

In liebevoller Arbeit mit Blick für´s Detail war dieses kleine, aber feine Ladengeschäft eingerichtet. Und hier schien wirklich alles noch von Hand zu gehen. Auch wenn es hier nicht eine riesengroße Auswahl an Schokoladensorten gab, sprach alles für Qualität. Es gab ganz hervorragende Erklärungen zu jeder Schokolade und es wurden einem kleine Proben offeriert. Gabriel Chocolate wirbt damit, Western Australias erste Schokoladenfabrik zu sein, die von der Bohne bis zur Tafel alles selbst herstellt. Und damit werben sie nicht nur, nein, man kann es auch sehen und erleben.

Ein kleines integriertes Café lud zu einem Kaffee, einem Keks, Kuchen oder Eis mit Schokolade ein. Müscha und ich guckten uns an und wussten, hier würden wir uns was Schönes gönnen. Also gab´s zwei Milchkaffee, einen Macadamia Brownie und einen Chocchip Cookie. Die Dame mit ihrer großen Nerdbrille, die uns bediente, passte so zuckersüß in das Geschäft, dass sie uns wahrscheinlich alles hätte verkaufen können. Es war einfach total schön hier.

Als wir den ersten Schluck von unserem Kaffee schlürften, fielen uns fast die Augen aus dem Kopf, weil unsere Geschmacksknospen auf einmal lostanzen, dass es kaum zu glauben war. Gibt es sowas wie einen oralen Geschmacksorgasmus? Falls ja, dann hatten wir auf jeden Fall einen. Was war das denn für ein super leckerer Bohnenaufguss, der uns da serviert wurde? Müscha und ich waren uns einig, eine derartig leckere Bohnenmischung noch nicht vorher angetroffen zu haben. Diese Kaffeemischung war so mild und fein, dass man nicht mal Milch oder Zucker zur Geschmacksverbesserung benötigt hätte. Dazu das Gebäck, was auch sehr sehr lecker schmeckte und so schön schokoladig und fein war, dass es auf der Zunge den Gaumen runter glitt und man noch einen langen Geschmack des Schmelzes der Schokolade behielt.

Tja, und was soll man sagen, wer steht im Lonely Planet? Genau nicht Gabriel Chocolate, sondern die jute Massenabfertigung. Wie wir erfuhren, war das Ladengeschäft noch gar nicht so lange eröffnet und erst seit 2 Monaten hier ansässig. Vielleicht lag es also daran. Mein Lonely Planet ist ja noch von 2009. Als wir sogar einen Blick in die Räume hinter die Kulissen bekamen, war uns klar, das hier verdient ganz klar eine 1 Plus und noch ein fettes Sternchen.

Wahrscheinlich Vater und Tochter saßen an einem Tisch und falteten per Hand Tüten, in die die Schokolade reingesteckt wird. Und beide hatten ein Lächeln auf den Lippen, so dass man sah, die beiden hatten Spaß, an dem was sie da taten. Hier stimmte einfach alles und wir können diesem kleinen Unternehmen nur viel Erfolg wünschen. Wenn sie diese hohe Qualität und diese Liebe zum Detail auch bei einer höheren Touristenanzahl bewältigen können, dann kann da gar nichts schief gehen. Weiter so!

Eigentlich pappsatt, fuhren wir jetzt noch zu Vasse Virgin, der Natural OliveOil Soap Factory. Hier sollten wir eine große Auswahl an mediterranen Köstlichkeiten und handgefertigten Seifen probieren dürfen. Obwohl Zweiteres wohl eher etwas für die Geruchsknospen als für die Geschmacksrezeptoren bot. Seife an Käse wäre mir jedenfalls neu. Maximal noch an Käsefuß. Brrr...!

Müscha und ich stürzten uns also erst einmal in den essbaren Teil der Manufaktur. Und hier war besonders ich im Schlaraffenland, da ich Oliven doch so gerne mag. Doch nicht nur Oliven, sondern auch verschieden Pestoarten, Öle, Senfsorten, Kräuter oder Dressings konnten verkostet werden. Verdammt lecker. Besonders das Macadamia Pesto, der Fenchelsenf und eine Vinigrette aus Passionsfrucht und Ölen hatte es mir angetan. Leider alles viel zu schwer, um es zu kaufen. Denn ich hatte nicht vor, mich in Thainland abzuschleppen. Obwohl es die Mühen sicherlich Wert gewesen wäre. Aber Gott sei Dank gibt es ja das Internet und die Post, so dass das ein oder andere Gläschen oder Fläschen doch noch in die deutschen Gefilde kommen könnte.

Auch Müscha, der normalerweise nicht so der Olivenfan ist, traute sich. Sogar die bissigen grünen, die ich persönlich vorher auch noch nicht probiert hatte, schmeckten ihm. Giftig grüne Oliven, die aber geschmacklich sehr sehr mild und ein Traum für jeden Olivenfreund sind.

Nach dem vielen Naschen guckten wir jetzt rüber in die Seifenabteilung. Aber auch hier hatten wir das Transportproblem. Denn es hatten uns ein paar Duftkerzen um den Verstand gebracht. Doch leider wog eine sicherlich fast 1,5 Kilo. Aber dieser sensible feine Geruch war einfach eine Wucht. Ich dachte mir nur: „So müsste unsere Wohnung immer duften, das wäre herrlich!“ Hmmm...!

Nun kamen wir zur Kür dieser Verkostungsreise. Wie unauffällig verschwinden, ohne etwas zu kaufen, obwohl wir es total toll fanden? Wir hatten zwar schon vorher unser Problem mit dem Gepäck geschildert, aber trotzdem fühlt man sich ein wenig doof, wenn man dann abhaut ohne was mitzunehmen, besonders, wenn es doch so schön war. Aber manchmal will man ja auch nur Inspiration.

Wie dem auch sei. Wir warteten einen kleinen Augenblick ab, schlengelten uns langsam durch die Seifenabteilung zum Eingangsbereich und passten eine Sekunde ab, in der die Infodame nicht an ihrem Platz saß und machten doch glatt einen schönen "Polnischen". Ich hatte zwar ein kleines schlechtes Gewissen, aber Müscha meinte nur: „Ach komm, ist doch okay, wir sind eben Ossis.“ :-)

Gut gesättigt und mit tollen Erlebnissen fuhren wir wieder nach Dunsborough, um dort zu nächtigen. Leider war der "Ort der Liebe" zu klein, um hier zu schlafen und die Gefahr auf nervige Ranger war zu groß, so dass wir lieber ein paar Kilometer in Kauf nahmen.

Pünktlich zum Sonnenuntergang fanden wir uns am Jetty ein. Doch leider war hier alles andere als optimal zum Fotografieren. Zum einen standen zu viele Leute auf der Brücke, dann lag noch ein Schiff im Weg, dann auch noch schlechte Wolken und Dreck auf dem Sensor der Kamera. Das alles wurde dann noch vom Wetter getoppt. Es fing wieder an zu trippeln. Ich kann Euch sagen, dass einer von uns beiden ein klitze kleines bisschen angenervt war. Ich sag aber nicht wer.

Naja, da wir ja wieder nach " Hause" gekommen waren, konnten wir ja morgen noch einmal unser Glück versuchen. Denn der Hahn würde morgen eh wieder zwischen 4.00 und 5.00 Uhr krähen. Und so wurde der Wecker brav auf um 4.00 Uhr gestellt und wir verschwanden nach einer kalten Dusche und einem kleinen Abendbrot ins Camperbettchen.


DONNERSTAG 15/12/2011

Heute morgen, bzw. eigentlich war es ja noch mitten in der Nacht, ging es wie üblich erst einmal zum Fotografieren. Heute war der Jetty von Dunsborough/Quindalup noch einmal fällig. Und siehe da, wer sich in Geduld übt, der wird auch belohnt. Kleine Wolken, keine Menschenseele, die das Bild zerstören könnten, ein akzeptabler Sonnenaufgang, der auch mit genügend Röte daher kam und ein ganz schönes Licht. Na endlich, irgendwann musste es doch auch mal passen.

Ich für meinen Teil legte mich noch einmal auf´s Ohr und horchte an der Matratze. Als Müscha wieder kam, war es leider immer noch nicht viel später und wir mussten noch ein wenig Zeit um die Ecke bringen. Und Hunger hatten wir um 5.30 Uhr noch nicht. Also fuhren wir zum Internet und tauschten die Plätze. Müscha legte sich jetzt noch einmal hin und ich surfte und werkelte an meinem Blog herum.

Gegen 8.00 Uhr verzogen wir uns aus der Innenstadt und fuhren in die Nähe des Jettys, um dort in Ruhe zu frühstücken. Dank der großartigen beschichteten Pfanne gab´s heut ein paar Spiegeleier. Ja mit gutem Werkzeug wird einem der lästige Abwasch doch wesentlich erleichtert.

Weil wir ja nicht auf der Flucht sind und ich gerne mal das Bummellieschen bin, setzen wir uns erst gegen 10.00 Uhr wieder in Bewegung. Frisch geschniegelt und gestriegelt, sollte es heute in Runde zwei der Verkostungsserie gehen. Auf dem heutigen Programm standen Brot, Galerien, Schokolade, Nougat und Nüsse. Natürlich alles andere Unternehmen, sonst wäre es ja langweilig.

Ziel Nummer 1: Yallingup Woodfired Bread: Diese Bäckerei fanden wir leider nicht und unser Kenni schickte uns ins Nirwana. Auch sichteten wir keine Schilder, so dass wir nicht auf den richtigen Weg kamen. Dieser Punkt fiel also schon einmal aus, schade.

Ziel Nummer 2: M8 Photography: Hier erhofften wir uns schöne Fotografien der Umgebung zu sehen. Mittlerweile hatten wir ja die ein oder andere Galerie besucht, so dass man sagen kann, dass wir uns schon ein wenig auskannten. Das kleine Häuschen war zwar niedlich anzusehen, doch im Inneren wurde schnell klar, dass die Fotografien von nicht all zu guter Qualität waren. Jedenfalls überzeugten sie uns beide nicht und Müscha meinte sogar: „Ich weiß gar nicht, wieso ich immer so kritisch bin, wenn sich so ein … verkaufen lässt und sich dafür Abnehmer finden?“ Naja, lieber die Messlatte sehr hoch und sich entwickeln und wachsen, als sich mit so etwas zu messen. Wir guckten uns hier also nur kurz um und stiefelten dann wieder zum Auto.

Ziel Nummer 3: Margarete River Chocolate Company: Ja, auch wenn wir hier schon einmal waren, wir wollten noch ein Foto der Toiletten ergattern. Und weil es eh auf dem Weg lag, machten wir hier einen Abstecher. Heute hatten wir das Glück auch auf die Produktion ein Auge werfen zu können. Der Anblick der zwei Angestellten, die hinter der Scheibe an Schokolade arbeiteten, war jedoch nicht sehr glücklich. Jedenfalls sahen sie nicht wirklich aus, als hätten sie Spaß und wenn, hätten sie es wohl auch mal ihren Gesichtern sagen müssen. Bei Gabriel Chocolate hatten wir jedenfalls in enthusiastischere Gesichter geblickt. Nachdem ich mal schnell in der Keramikabteilung für das Foto verschwand, besorgte mir Müscha netterweise eine große Ladung kostenloser Schokolinsen. Leider bekam ich nicht mein Erpresserfoto. Wahrscheinlich waren die 100 Reisebusse noch nicht durch den Laden gerollt. Denn jetzt war es vielleicht grade mal 12.30 Uhr und auch nicht Sonntag, sondern mitten in der Woche. Heißt, das Toilettchen war sauber.

Ziel Nummer 4: Margarete River Nougat Company: Dieser Besuch wurde auch sehr kurz. Auch wenn das Ganze hier ein ganz nettes Ambiente hatte, irgendwie wurden wir mit dem Örtchen nicht richtig warm. Nach einer kleinen Kostprobe wussten wir beide auch, dass Nougat, so wie er hier produziert wurde, auch nicht so unseren Geschmack traf. Mir persönlich zu süß und eine Konsistenz, die ich irgendwie nicht mochte. Da der Inhaber eh grade mit anderen Touris beschäftigt war, fackelten wir nicht lange und verließen den Laden wieder.

Mensch schon Ziel Nummer 4 abgefahren und noch immer leere Bäuche. Da wurden wir aber gestern besser belohnt.

Ziel Nummer 5: Margarete River Nuts & Cereal: Hier stand kein einziges Auto auf dem Parkplatz und wahrscheinlich würden wir die einzigen sein, was ja vorteilhaft, aber auch etwas beklemmend sein kann. Der Laden war an und für sich ganz ansehnlich, aber irgendwie hätte man mehr draus machen können. Alles etwas verstaubt und es wirkte nicht wirklich einladend. Wir hatten zwar die Chance ein wenig zu probieren, aber auch die Gläschen aus den wir uns die Nüsse fischten, wirkten etwas eingestaubt und nicht grade frisch, so dass es mir dabei ein wenig verging. Weil nichts an Köstlichkeiten lockte, was ich nicht schon kannte, verließen wir den Laden wieder ohne etwas gekauft zu haben.

Tja, da war unsere heutige Verkostung ja leider nicht so das Wahre gewesen. Aber es ist ja auch nicht alle Tage Sonntag, von daher auch okay. Als wir wieder auf die Hauptstraße einbogen, fanden wir spontan noch eine Käserei. Die Margarete River Diary Company. Hier konnten wir verschiedene Käsesorten und Joghurt probieren. Alles sehr lecker. Als Müscha und ich etwas schüchtern standen und probierten, kamen plötzlich ein paar andere Touristen dazu und da gab man uns mal das Exempel wie so eine Verkostung richtig von statten ging. Nicht wie bei uns, ruhig, langsam und mit Überlegung. Sondern laut, schnell, alles essen und probieren, kaufen und weg.
Wir entschieden uns für einen leckeren Mango-Pfirsich Joghurt in der 1 Kilogramm Vorratspackung.
Mein Adlerauge hatte noch einen Naturjoghurt im Kühlschrank entdeckt, wo das MHD (Mindesthaltbarkeitsdatum) fast abgelaufen war. Aber da es sich um 500 Gramm Naturjoghurt handelte, war ich mir sicher diesen von innerhalb 10 Tagen vernichten zu können. Und für 1,50 Dollar war das ein super Schnäppchen. Und so wanderte der also auch noch mit in die Tasche.

Das sollte es dann erst einmal mit Kulturprogramm gewesen sein und wir fuhren weiter Richtung Süden. Der nächste Ort hieß Prevelly und wir erhofften uns auch hier wieder schöne Buchten vorzufinden. Auf dem Weg dorthin fiel uns auf, dass ein komischer Geruch in der Luft lag. Auch sah man neben der Straße immer mal wieder Waldstücke, wo es irgendwie gezündelt haben musste. Und da fiel es uns ein. Vor nicht einmal zwei Wochen hatte es ja in der Margarete River Region gebrannt. Scheinbar hatten wir grade diese Region erreicht. An einer kleinen Bucht vor Prevelly fing es an und dieses Bild, was wir da vorfanden war einfach nur traurig. Überall verkohlte Bäume. Asche und eine traurig herrschende Stimmung. Fast ein wenig Angst einflößend. Dazu der Geruch nach Verbranntem.

Natürlich dachten wir, dass es das jetzt war, aber als wir in die Straße nach Prevelly einbogen, lief es uns eiskalt den Rücken runter. Denn hier hatte nicht nur die Natur Schaden genommen, sondern auch Existenzen und Familien. Wir sahen geschmolzene Mülltonnen. Zerstörte und verbrannte Häuser, verbrannte Autos, verbrannte Landstriche, regelrecht verkohlt alles. Zerschmolzene Dächer, verkohlte Wiesen. Dazu auch hier der beißende Geruch. Ich kann das gar nicht in Worte fassen wie mir da zu Mute wurde. Es tat mir so unendlich leid. Die Vorstellung Familien mussten mit ansehen wie ihre Häuser einfach verpufften, muss doch einfach nur schrecklich sein. Und hier sah man auch wie eng Glück und Elend beieinander lagen. Wo der eine Nachbar Pech hatte und sein Haus verbrannte, hatte der Nachbar, der nur 5 Meter weiter wohnte, Glück und wurde vom Feuer verschont.

Mit diesen Eindrücken war Prevelly schon ein wenig gespenstisch. Denn nach Urlaub sah das hier jetzt grade nicht mehr aus.
Doch scheinbar ließen sich Mensch und Natur von solchen Schicksalen nicht unterkriegen.
Denn viele Häuser wurden teilweise schon wieder aufgebaut oder frisch angestrichen. Und das, obwohl das Feuer grade mal zwei Wochen her war. Und auch die Natur regenerierte sich bereits und viele Bäume hatten schon wieder grüne Triebe. Auch die ein oder andere Schlange war schon wieder unterwegs. Und die Natur holte sich ihren Raum zum Leben zurück. Eine hatte ich vor der Toilette angetroffen und bemerkte sie erst als ich wieder zum Auto laufen wollte. Das arme Ding war jedoch zweigeteilt und nicht mehr am Leben. Trotzdem hatte ich sie vorher gar nicht wahrgenommen. Das hätte auch ins Auge gehen können. Ein wenig später kreuzte eine andere unseren Weg und schmiss sich regelrecht vor unser Auto. Vielleicht war ihr das alles zu viel und sie hatte den Freitod gewählt. Müscha weichte aber gezielt aus, denn durch ihre grasgrüne Alarmfarbe konnten wir sie nicht übersehen.

Klar drehten wir noch einmal um. Ein Foto mit der Guten musste ja drin sein. Doch scheinbar hatte sie es sich nun anders überlegt und war davon gezischelt.

Etwas nachdenklich fuhren wir die verkohlte Straße wieder zurück zum Highway, wo immer mal wieder verbrannte Flächen in der Landschaft zu sehen waren. Gott sei Dank sahen wir keine verbrannten Häuser mehr, denn dieser Anblick in Prevelly war für mich schon sehr traurig.

In der Nähe von Prevelly war die Hamelin Bay, wo wir den Tag für heute beenden wollten. Laut einem Tipp von Sani sollte es hier zwischen 15.00 und 16.00 Uhr ganz viele Rochen zu sehen geben, da zu dieser Uhrzeit die Fischer wieder zur Bucht angeschippert kamen und Fischreste ins Meer warfen, die die Rochen anlockte.

Als wir dort ankamen, war es bereits 17.00 Uhr und wir dachten eigentlich viel zu spät zu sein. Doch als wir in der kleinen Bucht mit dem Bootsjetty ankamen, tummelten sich hier doch tatsächlich noch ein zwei Rochen. Ob Manta-, Stachel- oder xyz-Rochen kann ich leider nicht sagen, da meine Rochenkenntnisse dann doch nicht so ausgeprägt sind. Die Einheimischen sprachen von Stachelrochen und Eagle Ray.

Wie dem auch sei es waren Rochen und sie schwammen genau vor unseren Fußen am Ufer im Meer. Tja, wie war das: „What you deserve is what you get!?“ (Was du gibst, das bekommst du auch.) Und man muss nicht alles erzwingen und eine Freakshow wie in Monkey Mia daraus werden lassen. Nein, es geht auch anders. Nämlich so wie hier.

Für heute sollte es aber erst einmal genügen und ich für meinen Teil zog mich ins Auto zurück und Müscha probierte einen erneuten Versuch den Sonnenuntergang samt Jetty und Bucht in den Kasten zu bekommen.
Die Hamelin Bay schien Müscha wohl gesonnen, denn er kam das erste Mal zufrieden wieder. Na da haben wir es wieder. In der Ruhe liegt die Kraft und mit ein wenig Geduld gelingt alles.

Leider befand sich hier nur ein Caravan Park zum Schlafen und nicht wie erwartet eine Camping Area eines National Parks. Das hieß also für uns entweder auf den Caravanpark rauf und löhnen oder noch einmal 10 Kilometer zurück, wo wir eine Camping Area zuvor gesehen hatten. Weil es noch ein wenig hell war, um verbotenerweise auf den Caravanpark zu rollen, entschieden wir uns für die Camping Area außerhalb.

Durch die ganzen Bäume war es hier schon wesentlich dunkler und ziemlich unheimlich. Als wir ankamen, war es finster wie im Sack und wir beide hatten ganz schön Schiss. Denn die Straße war schlecht befahrbar und mit lauter tiefen Schlaglöchern und Wurzeln übersät, so dass wir aufpassen mussten, das Auto nicht zu schrotten. Nach einer weiteren Runde fanden wir ein halbwegs ebenes Plätzchen.

Trotzdem war es hier unheimlich. Ähnlich wie am Waterfall Way vor 2 Jahren. Da war es genauso gruselig und finster. Besonders vor dem Kriechzeug muss man sich ja hier so sehr in acht nehmen, da man ihnen hier meistens besonders nah kommt. Ist ja schließlich auch ihr zu Hause.

Nach dem Abendessen ging´s dann schnelle ins Bett und wir kauerten uns vor Angst ein wenig enger zusammen.


FREITAG 16/12/2011

Heute morgen um 5.00 Uhr wollte keiner von uns beiden so richtig aufstehen. Obwohl Sonnenaufgang an schönem alten Jetty, toller Bucht und drapierten Rochen auf Müscha wartete, schlug er dieses Angebot aus. Auch um 6.30 Uhr fragte ich noch einmal nach, weil ich den Wecker erneut gestellt hatte, aber Müscha hatte keine Lust.

Um 7.00 Uhr standen wir dann trotzdem auf, um den Tag nicht all zu lang im Bette zu verbringen. Außerdem war´s hier im düsteren Wald jetzt auch nicht so spannend, dass wir hätten länger bleiben müssen. Und Frühstück im hellen in einer schönen Bucht mit Blick auf´s Meer war uns auch lieber, als hier im Hexenwald.

In der Hamelin Bay war schon ordentlich was los und viele Autos mit Bootstrailer standen in den Parkbuchten. Sicherlich waren die Fischer schon seit einigen Stunden auf den Beinen, um mit vollen Netzen wieder nach Hause zu kommen.

Wir frühstückten erst einmal ausgiebig, machten uns zurecht, um dann auf Erkundungstour zu gehen. Dabei entdeckten wir, dass die Bucht noch einen hinteren Teil hatte, der atemberaubend schön war. Vor allem war hier keine Menschenseele und wir hatten die Bucht für uns alleine. Alle anderen waren vorne beim Jetty und sonnten sich, spielten oder machten Spaziergänge. Nur Müscha und ich waren entgegengesetzt gelaufen und waren hier jetzt dementsprechend allein.

Aber gut für uns, so konnten wir wieder den ein oder anderen Spaß machen und Unfug treiben, ohne Zuschauer zu haben, die sich fragten, was das für zwei komische Menschen seien.

Das hier war wieder so ein Strand, den ich gerne vor meiner Haustür hätte. Am liebsten einpacken und wenn man gefragt wird: „Und darf´s auch ein bisschen mehr sein?“ Sofort „jaaaa“ brüllen. Die Bucht war einfach nur herrlich. Und ich hoffe so sehr, dass ich diese schönen Momente irgendwie in meinem Kopf behalte und nie vergesse. Sie am besten heraus kramen kann, wenn es mir mal schlecht geht.

Danach liefen wir wieder zum vorderen Teil der Bucht, wo es jetzt auch total ruhig war. Eigentlich hatten wir jetzt einen kleinen Stadtbummel in Karridale vor, um dann später wieder hier her zukommen, um vielleicht noch einmal einen Blick auf die Rochen zu ergattern. Doch irgendwie durchfuhr uns beide die Intuition, es doch jetzt gleich zu probieren. Warum auch immer. Wir hatten so ein Gefühl, dass es jetzt besser sei.

Und wir warteten nicht lange am Ufer als die ersten Rochen angeschwommen kamen. Und wir hatten diesen Moment ganz für uns allein. Müscha und ich konnten mit einem Eagleray so gar Shake Hands machen, was sich total glibschelig anfühlte. Immer wenn man mit dem Fuß oder der Hand im Wasser herum plätscherte, kamen sie langsam angeschwommen. Auch wenn ich großen Respekt hatte, blieb ich im Wasser stehen, weil das Erlebnis einfach so großartig war.

Irgendwann kam auf einmal eine Horde wild gewordener Kinder angerannt, die umher schrien und völlig unentspannt waren. Viel zu laut und aufgeregt liefen sie hin und her und vertrieben die Tiere. Und die Eltern sagten wie immer nix und standen nur doof daneben, anstatt den Kindern zu erklären, sich etwas ruhiger zu verhalten. Naja Kinder sind ja nur das Produkt ihrer Eltern.

Müscha und ich waren total froh, auf unsere Eingebung gehört zu haben, denn wahrscheinlich würde es gegen 15.00 Uhr so voll werden, dass das Ganze auch wieder einer Massenveranstaltung glich.

Also verließen wir die schöne Hamelin Bay und fuhren so überglücklich von diesem Erlebnis nach Karridale. In Karridale sollte eigentlich ein Christ Kindel Markt sein. Doch außer einer Tankstelle und einem Grundstück, das aufblasbare Weihnachtsdeko überall zu hängen hatte, war hier von einem Markt nichts zu finden. Aber wir waren so überglücklich, dass uns das so ziemlich egal war und so fuhren wir einfach weiter Richtung Süden. Augusta ließen wir auf unserer Fahrt aus, weil uns Sani erzählte, dass der Ort nicht all so spannend sei. Und da er nicht auf unserem Weg lag, wanderten die Zeigefinger einmal auf der Karte über den Ort und das war´s.

Unsere nächste Station für den heutigen Tag hieß demnach Pemberton. Auf dem Weg dorthin sollte noch der ein oder andere National Park einladen. Jedoch wussten wir bis Dato noch nicht, wie die Gegebenheiten der Straßen vor Ort sein würden, so dass wir nicht genau wussten, was uns erwartet. Die Fahrt war alles andere als langweilig, denn die Vegetation hatte sich mal wieder völlig verändert.

Schon nachdem wir in Prevelly Richtung Hamelin Bay unterwegs waren, wechselte die Landschaft von fast europäisch, also Felder, Wiesen, vereinzelte Bäume in einen kompletten Urwald aus meterhohen Bäumen. Dazwischen rankelten kleinere Gewächse und ließen das alles noch mystischer wirken.
Jetzt wurden diese Bäume immer größer und mächtiger. Überall blinkten Sonnenstrahlen durch und es sah einfach nur genial aus.

Kurz vor Pemberton war der Beedelup National Park. Hier gab es einen kleinen Wanderweg, der einem über eine aus Karri-Holz gefertigte Brücke zu den Beedelup Falls führt. Total niedlich gemacht. Auf dem Weg zur Brücke fand ich eine wunderschöne bunte Feder von einem Vogel und folgende kurze Konversation zwischen Müscha und mir entstand.

Müscha: „Ne Feder, die sich im Unterholz versteckt findest du, aber eine Schlange, die vor deinen Füßen rumschlängelt, die siehst du nicht?“
Lane: „Naja, die glitzert ja auch nicht!“
Müscha: „Naja, partielles Vieraugentum eben!“

Die Brücke, die wir kurz danach erreichten, war nicht nur nett anzusehen, sondern wackelte auch kräftig, dass mir kurzfristig mal das Lachen verging, als Müscha da seine Späße mit mir machte. Der Park bot auch längere Wanderwege von 8 Kilometern an, doch dafür war es zum einen schon etwas zu spät und zum anderen waren wir beide zum Wandern etwas zu faul.

Wir ritten nun in Pemberton ein. Ein sympathisches verschlafenes Örtchen, dass irgendwie Charme versprühte. Denn überall waren Blümchen, Rüschen, Terrassen, Schnick Schnack und niedliche Häuser. Es machte total Spaß hier durch die Straßen zu rollen. Trotzdem fuhren wir zum Gloucester Tree, der angeblichen Hauptattraktion. Ein sehr hoher Baum, um den sich spindelförmig eine Art Treppe 60 Meter nach oben bis in die Gipfel des Baumes windet. Diese Konstruktion sah jedoch schon ein wenig Angst einflößend aus, denn diese Treppe war nicht mehr als in den Stamm gerammte Eisenstangen. Müscha meinte auch, dass so etwas beim TÜV in Deutschland niemals abgenommen werden würde.

Müscha wollte natürlich hoch, was ich ihm aber ausredete, weil ich es zu gefährlich fand. Das waren einfach mal 60 Meter ungesicherter Auf- und Abstieg und jeder, der da hochsteigt, ist eigentlich ein wenig doof. Der Aufstieg ist sicherlich noch halbwegs okay, aber runter ist das besonders für Kinder doch etwas gewagt.

Den Familien um uns herum schien das egal zu sein. Sie stiegen munter drauf los und das obwohl die Kinder grade mal 4 oder 5 Jahre alt waren. Das empfand ich dann schon etwas verantwortungslos. Ich bin sicherlich nicht spießig, aber jemand der keine Klettererfahrung hat, sollte doch schon gar nicht seine übermütigen Kinder einen 60 Meter hohen Baum hochscheuchen. Was passiert, wenn die Kinder auf der Hälfte Panik bekommen? Wer soll da helfen? Betreuungspersonal gab es hier nicht.

Müscha und ich machten trotzdem eine Pause und genehmigten uns am Boden ein Tässchen Tee und eine kleine Stärkung. Als wir da so saßen, hörten wir nicht wenig später ein Krachen und einen lauten Schrei eines kleinen Mädchens. Der kam natürlich aus den Baumwipfeln und ich dachte schon das Schlimmste. Gott sei Dank verhallte das Weinen und das Kind beruhigte sich wieder. Was da genau abgelaufen war, konnten wir nicht herausfinden, denn auch nach ca. einer Stunde war noch immer keiner vom Baum runter gekommen.

Während wir so an unserem Tisch saßen und unseren Tee schlürften, kamen auf einmal ein paar Papageien angeflattert, die scheinbar auch etwas abhaben wollten. Die kleinen Kerlchen waren total niedlich und am liebsten hätte ich ihnen was abgegeben. Aber: „Keep Wildlife wild!!!“ Trotzdem hopsten sie auf unserem Tisch und waren sehr drollig anzusehen.

Da ich für meinen Teil etwas müde war, gab´s jetzt einen kleinen Powernapp von nem Stündchen eh wir wieder aufbrachen und nach einem Schlafplatz Ausschau hielten.
Gegen 17.00 Uhr machte Müscha mich wach und teilte mir mit, dass wir mittlerweile alleine im Park waren. Hoppala, da war die Zeit schon wieder vergangen wie im Flug.

Auch wenn Pemberton ganz niedlich war, fuhren wir noch ein paar Kilometer auf dem Highway Richtung Süden, in der Hoffnung dort einfach auf einem Parkplatz halt zu machen. Wenige Kilometer später fanden wir auch einen. Zuvor hatten wir noch ein paar Kängurus beim Grasen auf einer Wiese entdeckt, die wir ein wenig beobachteten und versuchten zu filmen. Jedoch ließen die sich von uns irgendwie gar nicht stören und bewegten sich nicht einen Millimeter von der Stelle.

Auf dem Parkplatz machten wir es uns gemütlich und nahmen nach langem mal wieder eine Freilanddusche, die hier unten schon ein wenig frischer war, als oben im Norden. Gut, dass sich das Wasser über den Tag aufgewärmt hatte.

Ganz schön erschöpft von den vielen schönen Eindrücken gingen wir nach dem Dinner ins Bett und zogen die Vorhänge unseres Campers zu.


SAMSTAG 17/12/2011

Heute klingelte weder Wecker, noch wurden wir unsanft von einem Ranger aus dem Schlaf gerissen. Im Gegenteil, weil das hier schon Dschungelartig war, trällerten die schönsten Vogelarten und sogar mein heiß geliebter Elektrovogel versuchte grade seine ersten Pfeifversuche. Er schien noch recht klein zu sein, denn den abschließenden Wassertropfen hatte er noch nicht so gut raus.

Aber wie schön ist es aufzuwachen und ein solches Vogelorchester zu hören. Morgens kann ich mir fast nichts schöneres vorstellen und es könnte immer so sein. Dann noch der Duft des Eukalyptus in der Nase, herrlich.

Mittlerweile war es schon um 9.00 Uhr und ich vernebelte die gute Luft mit dem Duft von Kaffee und Spiegeleiern. Also auch nicht grade so schlecht. Nach einem Frühstück unter hohen Bäumen fuhren wir noch einmal zurück zum Shannon National Park. Hier gab es einen 22 Kilometer langen Loop, also ein Rundkurs, der noch mehr Einblicke in diesen Wald und den hier wachsenden Karri Bäumen gewähren sollte.

Dort angekommen, waren wir uns noch ein wenig unsicher, ob unser Auto die Strecke meistern würde, aber die unansphaltierte Straße sah ziemlich gut aus und wir rollten los. Mehr als 30 Km/h waren hier aber nicht drin. So startete also das Dschungelkarussel. Diesmal kauften wir aber nur eine Runde, denn das sollte erst einmal für´s erste reichen. Für die 22 Kilometer würden wir sicherlich zwischen 1 und 1,5 Stunden benötigen.

Anfangs war die Fahrt ja noch ganz spannend. Nach ca. 6 Kilometern wurden die Bäume jedoch eher kleiner als größer und das "Aha Erlebnis" blieb irgendwie aus. Klar, es war beeindruckend durch so viel Gestrüpp zu fahren, aber 22 Kilometer muss man sich das wohl dann doch nicht antun. Und auf dem Highway waren die Bäume teilweise noch viel höher gewesen.

Nach knapp 2 Stunden landeten wir wieder auf dem Highway und waren um eine Erfahrung reicher. Nur wenige Kilometer weiter auf dem Highway war das jemand auch geworden. Nämlich um die, dass zu schnelles Fahren in kurvigen Straßen zu Unfällen führen kann. Und diese Erfahrung hätten sich die Insassen des Wohnmobils sicher gerne erspart. Scheinbar hatte sich der Fahrer in der Kurve verbremmst, sich gedreht und das Wohnmobil war auf die Seite geklatscht. Sah ziemlich gefährlich aus, denn das Fahrzeug sah extrem mitgenommen aus. Gott sei Dank waren die Insassen unverletzt und der Fahrer hatte nur eine Platzwunde. Da schon andere Fahrzeuge angehalten hatten, fuhren wir nur ganz langsam vorbei.

Aber da sieht man mal wieder, auch so etwas kann passieren. Und bei den hiesigen Fahrbahnverhältnissen nicht ungewöhnlich. Das, was hier als Highway bezeichnet wird, ist oftmals nur ein etwas breiterer Asphaltstreifen, der über keine Leitplanken oder anderen Gefahrenreduktionskomfort verfügt. Auch weisen keine Schilder auf die Gefahren hin und es ist nicht verwunderlich, dass solche Unfälle hin und wieder entstehen.

Also fuhren wir jetzt ein bisschen bedächtiger auf Wunsch einer einzelnen Dame, denn ich wollte hier nix riskieren. Zumal wir hier nicht einmal Empfang mit dem Telefon hatten.

Der Highway sollte uns für heute nach Walpole und Denmark führen. Auf dem Weg dorthin klapperten wir den ein oder anderen National Park ab und hatten noch einmal die Chance auf Riesenbäume gucken. Kurz hinter Walpole im Walpole -Nornalup National Park fuhren wir zum Giant Tingle Tree. Auch wenn ich persönlich mittlerweile ein wenig genug Bäume für heute gesehen hatte, schubbste ich mich aus dem Auto. Schließlich sollte man sich ja jeden Tag bewegen, damit man nicht einrostet und Autoscouter im Park gab´s ja heute schon.

Wir wanderten also einen kleinen Loop von nur einem Kilometer an riesigen Bäumen entlang. Einer größer als der andere. Einige von diesen Bäumen sind aus der Zeit der Dinosaurier übrig geblieben. Also diese Baumart wuchs da auch. Das ist schon krass, wenn man eine Vorstellung davon bekommt wie es vielleicht vor Tausenden von Millionen Jahren ausgesehen haben muss.

Gleich in der Nähe war der Tree Top Walk. Das sind Hängebrücken, die zwischen den Baumwipfeln gespannt wurden, auf denen man quasi über dem Wald spazieren gehen kann. Hier schauten wir aber nur kurz vorbei. Müscha hatte so etwas schon einmal gemacht und war davon nicht so begeistert. Und als wir uns Fotos ansahen, sprach uns das Ganze nicht so zu und wir verzichteten.

Jetzt waren wir kurz vor Denmark. Ja genau Denmark. Australien bis nach Dänemark ist ja schließlich nicht so weit. Nein Quatsch. Der Ort heißt wirklich Denmark und liegt in Australien. Auch ein Bornholm ist gleich um die Ecke. Denmark soll wieder über einen schönen Strand verfügen, den Müscha zum Sonnenuntergang festhalten wollte.

Auf dem Weg dort hin, bogen wir noch zu den Elephant Rocks ab. Komischerweise standen die gar nicht im Lonely Planet und waren sonst auch gar nicht so sehr angepriesen. Verdient hätten sie es alle Mal, denn die Elephant Rocks waren riesige Felssteine, die hier am Meer herum lagen. Eine total schöne Bucht, die durch die Steine zu etwas Besonderem gemacht wurde. Scheinbar fanden das auch die Einheimischen. Denn obwohl es schon 17 Uhr war und die Straßen ja da meistens schon leer gefegt sind, war hier der Parkplatz noch gut gefüllt.

Etwas weiter hinter dem Mainbeach waren noch größere Felsen. In die Zwischenräume hatte man eine Holztreppe gebaut, die einem den Zugang zu den hinteren Steinen zu einer weiteren kleinen Bucht gewährte. Einfach genial gemacht. Und die kleine Bucht, die von diesen riesigen Felsmassen umringt war, einfach nur schön.

Wenn Denmark nicht so weit weg ist, wollten wir hier morgen früh noch einmal her kommen, um Fotos zu machen und einen schönen Sonntagvormittag zu haben. Da jetzt das Licht nicht so mitspielte und Müscha ja den Sonnenuntergang in Denmark einfangen wollte, kraxelten wir erst einmal wieder aus diesem schönen Paradies heraus und liefen zum Auto zurück.

Nur 16 Kilometer entfernt lag Denmark. Auch ein relativ kleines Örtchen, das nicht wirklich viele Highlights hatte als Strand und die umliegenden National Parks. Wir machten uns erst einmal auf die Suche nach dem Strand. Nachdem wir an drei verschiedenen Lookouts geguckt hatten und Müscha immer noch nicht zufrieden war und feststellen musste, dass sich der Strand eher für einen Sonnenaufgang, als -untergang eigne, machte ich den Vorschlag zu den Elephant Rocks zurück zu fahren, da dort das Licht vielleicht besser sei als hier. Nach ein wenig hin und her überlegen, ging´s also wieder zurück. Denn auch wenn wir so ziemlich frei in unserer Routenplanung sind, der ein oder andere Kilometer kommt hier schon zu Stande. Besonders wenn wir in jede Niesche, in jeden Park und dann noch Baumrundkurse von 22 Kilometer mitnehmen. Da werden locker aus 1000 Kilometern direkter Weg, mal schnell 1600 Kilometer und mehr, wenn man die Abzweigungen mit einkalkuliert.

Naja, egal, so schnell kommen wir hier nicht mehr her und da sollten wir wohl nicht sparen. Schließlich ist das Fotografieren die einzige Möglichkeit, wenigstens einen Krümel dieser Momente zu vakuumieren und mit nach Hause zu nehmen. Der Rest bleibt als Erinnerung im Herzen.

Dort angekommen machte ich uns ein kleines Abendbrot und Müscha stieg in den Schlund der Bucht zu den Steinen hinab. Als es schon fast dunkel war, kam er etwas verschreckt wieder, denn er musste mit einer Schlange Bekanntschaft machen, die seinen Weg kreuzte. Scheinbar hatte aber die Schlange mehr Angst vor Müscha, als Müscha vor ihr, denn blitzschnell war sie wohl davon geschlängelt als sie Müscha gehört hatte.

Müscha war trotzdem etwas verschreckt. Ja, immer schön aufpassen. Schließlich weiß man ja nie, wo hier Krabbelzeug wohnt.

Bei einer nicht entfernten Rest Area gab´s dann unser Abendessen und wir guckten noch ein wenig in die Flimmerkiste bis wir uns in die Camperfedern verkrümelten.


SONNTAG 18/12/2011

Advent, Advent ein Lichtlein brennt, erst eins, dann zwei, dann drei, dann vier, dann findest du einen Weihnachtsstern vor deiner Tür. Morgens um 4.00 Uhr schepperte das erste Mal der Wecker, weil wir ein paar Fotos vom Sonnenaufgang und den riesigen Felsen einfangen wollten. Um 4.00 Uhr hatten aber weder Müscha und ich schon Lust, so dass wir es auf eine Stunde nach hinten verschoben.

Gegen 5.00 Uhr wurden wir jedoch nicht wie gewohnt vom Wecker wach, sondern von üblen Brüllgeräuschen, die wir nicht genau definieren konnten. Ich tippte auf Kuh, die man grade zu Hackbraten verarbeiten wollte. Es hörte sich jedenfalls nach einem ganz komischen Schreien einer wehleidigen Kuh an. Da sich das Brüllen irgendwie bewegte, ging ich davon aus, dass die schreiende Kuh vor irgend etwas davon lief.

Bei wehleidigem Kuhgeschrei und diesen Schafvögeln stolperten wir also um kurz nach 5.00 Uhr aus dem Bett, um zu den Elephant Rocks zu fahren. Weil ich mich auf das ein oder andere Foto quetschen wollte, stieg ich mit hinab. Hier unten war grade alles am Erwachen und eine schöne Stimmung herrschte hier.

Während wir so hin und her probierten, fand Müscha am Ufer auf einmal einen Seestern. Der arme Drops lag da im Sand auf dem Rücken und bewegte sich kaum. Klar war der jetzt wesentlich interessanter als das Fotografieren und so begann die Rettung von "Peterchen". Ich hatte ihn spontan so getauft, weil es irgendwie zu dem kleinem Kerl passte. Zuerst legten wir ihn nicht weit vom Strand wieder ins Meer. Müscha war aber der Meinung, dass es nicht lange dauern würde und er wieder schnell an Land gespült und vielleicht sogar von den Kindern gefunden würde.

Um also nichts zu riskieren, wanderten wir auf die Steine, nahmen Peterchen bei einer seiner Sternflossen und trugen ihn etwas weiter raus, so dass er sich in Ruhe wieder ein neues Plätzchen zwischen den Korallen suchen konnte. Peterchens Rettung verlief einwandfrei und Müscha warf ihn sanft ins Meer zurück.

Was hatten wir denn da für ein Glück gehabt. Bzw. Peterchen ja eher Glück im Unglück. Vorgestern Rochen, gestern Schlangen, heute Seesterne. So viele Tiere hatten wir bei unserer ersten Reise durch Australien nicht gesehen. Und ich glaube, diese Eindrücke sind mit die Schönsten, die wir erleben durften. Es war, als würden wir für all den Stress, den wir oberhalb der Westküste hatten, entschädigt werden.

Bevor wir wieder zum Auto liefen, machten wir noch ein wenig Quatsch am Strand, wagten ein Tänzchen und versuchten eins unserer legendären Sprungfotos. Leider war ich von uns beiden noch ein wenig Schwach, so dass ich den Popo nicht wirklich aus dem Wasser bekam und dazu eine Schnute vom Herrn zog. Und mein Opi meinte immer noch zu mir: „Kind guck nicht in die Sonne, davon bekommste Falten!“ Zu spät, diese Zornesfalte ist mittlerweile echt hübsch. Aber Mut zur Hässlichkeit sag ich da immer. ;-)

Als wir uns wieder über die Treppe nach oben machten, konnte auch ich der Schlange Guten Tag sagen. Schön, wie einem das Adrenalin durch die Venen schießt und man einen Augenblick etwas gelähmt ist. Es war wohl scheinbar die von gestern. Schwarz mit braunen oder orangefarbenen Streifen. Sie hatte aber vor mir genauso viel Angst wie vor Müscha und war schnell im Gebüsch verschwunden.

Hui, da ist man doch ganz schnell wach. Weil ein dicker fetter Fels noch zum Verweilen einlud, setzen wir uns noch ein wenig und träumten verkuschelt vor uns hin. Der Ausblick von hier oben auf das kleine "Becken" (Die Felsen waren so angeordnet, dass es was von einem Becken hatte.) war einfach nur so wunderschön. Wieder ein Moment, den ich so gern eingepackt hätte. Das blaue Wasser, die Felsen, die wirklich elephantengleich waren und mein Müscha neben mir.

Nachdem wir uns ein wenig frisch für den Tag machten, ging´s jetzt nach Albany, der Heimatstadt von Gordon McKenzie.
Und ich sang jetzt schon:
Albaaany, hoch in den Bergen von Norton Green! Albany, in deinen Mauern war ich einst zu Hause, Albany, Schloss meiner Väter, das ich geliebt, ach, könnt' ich dich nur einmal wiedersehen.“
Aber ich glaube Roger meint da eigentlich ein anderes Albany. Aber egal, ich summte es so gut ich konnte und hatte auch noch die Spezialversion meines Bruders in den Ohren. Wer sie kennt, weiß ja Gott sei dank, was ich meine.

In Albany angekommen, fuhren wir erst einmal zum Middelton Beach, um zu frühstücken. Die Stadt selbst war irgendwie wie ausgestorben und schon ein wenig merkwürdig, denn so klein war sie nun wirklich nicht. Als wir am Strand ankamen, wussten wir jedoch warum. Obwohl es grade mal 9.00 Uhr war, schienen hier alle Menschen zu sein. Scheinbar stehen die auch am Sonntag sehr zeitig auf.

Hier tummelte sich also ganz Albany und wir hatten was zum gucken. Surfer, Schwimmer, Kinder, die im Wasser plantschten, Wellenreiter, Bootsfahrer, Leute, die sich sonnten und wir mitten drin. Wir machten es uns auf einer Wiese vor dem Strand bequem und genossen unser Adventsfrühstück.

Müscha hatte im Visitor Center zuvor ein paar Karten und Infos geholt und fand dabei heraus, dass heute ein kleiner Markt am Hafen stattfinden würde. Weil wir sonst noch keinen richtigen Plan für heute hatten, fuhren wir dort also hin. Der Markt war nicht sonderlich spektakulär, aber trotzdem immer mal wieder eine schöne Abwechslung. Und da wir beide es mögen, herum zustöbern und zu schauen, bot sich das Ganze an.

Auf dem Markt war ein kleiner Bäcker aus Frankreich, der himmlische Spezialitäten anbot. Quiche und so kleine Teilchen. Schon visuell totale Hingucker. Auch wenn sie ein wenig teurer waren, gönnten wir uns ein herzhaftes und ein süßes Teilchen und oben drauf gab´s noch ein saftiges Croissant, das uns spediert wurde. Wir setzten uns an den Hafen und schnabulierten die französischen Leckereien weg. Hmmm...! Wer also demnächst mal in Albany Western Australia unterwegs ist, unbedingt probieren. Terroir & Table - peasant food. Davon hätten wir gerne noch mehr genascht.

Da wir bis jetzt schon ganz schön viel gemacht hatten und einige Stunden auf den Beinen waren, machten wir pünktlich zur Mittagsstunde gegen 13.00 Uhr ein schönes Mittagsschläfchen und ruhten uns ein bisschen aus. Sowieso sollte der restliche Tag ganz entspannt ausklingen. Noch eine Runde Internetsurfen bei McDonalds, Duschen, Schlafplatz suchen und essen.

Genau in dieser Reihenfolge taten wir es dann auch. Unser Schlafplätzchen war heute direkt am Meer mit Blick auf die Berge. Vielleicht ist es doch Rogers Albany und es sind die Berge von Norton Green. Wer weiß.

Mit Rogers Albany und dem Meeresrauschen in den Ohren schliefen wir vergnügt ein. Diese Woche war einfach herrlich. Abenteuer pur! Vielen Dank liebes Universum, dass du uns so wohlgesonnen bist. Aber vergiss nicht meine kleinen Tulpen zu Hause. Schick ihnen die Sonne und das Licht, was sie zum wachsen und gedeihen brauchen. :-)



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