Dienstag, 24. Januar 2012

Thailand - First week - 16/01 - 22/01/2012 - Bangkok - Koh Lanta


16/01/2012 MONTAG

Der Flieger setzt auf und mit einem sanftem Hoppsa setzen wir auf thailändischen Boden auf. Während wir beide gespannt aus den kleinen Fenstern des Fliegers schauen, fängt alles neben uns herum schon aufzuspringen und davon zu laufen. Wenn es das halbe Flugzeug gleichzeitig probiert, wird daraus natürlich nichts und so stehen die meisten von den "eiligen" Passagieren natürlich erst einmal wieder in den verstopften Gängen. Doch allmählich schieben sie sich langsam aus dem Flieger heraus. Ich für meinen Teil bin etwas nervös. Denn ich bin am Suchen, mal wieder. Warum auch immer, mein Brillenetui scheint auf Wanderschaft gegangen zu sein und hat vergessen sich vorher bei mir abzumelden. Leider ist es nicht pünktlich zur Landung wieder zu mir zurück gekehrt und etwas traurig muss ich feststellen, mal wieder einen kleinen Teil von mir in der Weltgeschichte verloren zu haben. Zwar begrenzt sich das Ganze noch auf ein Springseil, eine Mütze und nun das Brillenetui, aber irgendwie sind es immer Gegenstände, die ich eigentlich noch behalten wollte und nicht die, die eh über den Jordan gegangen wären. Aber was soll´s, es sind ja Gott sei Dank nur Gegenstände und nicht mein kleiner Müscha beispielsweise.

Müscha, schon etwas angenervt von meinem Gesuche, und ich stolpern fast als letztes aus dem Flieger. Ich musste natürlich fast noch unter die Sitzbank krabbeln, um dann doch festzustellen, dass auch da kein Brillenetui zu finden ist. Anstatt es einfach dabei zu belassen, kitzel ich die Geduld des armen Müschas dann wohl doch manchmal etwas heraus. Er hat´s schon nicht einfach mit mir als Verbummellieschen.

So und dann heißt es Bangkok Rules und wir stehen im Flughafengebäude. Alles ist neu und sehr modern und groß. Schon alleine die Strecke zu unserem Gepäck dauert eine halbe Ewigkeit und ich bemerke, dass es sich bei den angegebenen 500 Metern, um "wirkliche" und nicht australische 500 Meter handelt. Und die sind schon etwas länger. Gar nicht mehr gewöhnt.

Zuerst müssen wir durch die Gesichtskontrolle, die natürlich ohne Probleme von statten geht. Während Familie Schmautz noch etwas orientierungslos durch die Gegend schaut, wandern unsere dicken Rucksäcke schon die zweite Runde am Gepäckband entlang. Müscha entdeckt sie als erstes, während ich uns einen Trolley besorge.
Tja und nun stehen wir da. Jeder einen Trolley vor sich und etwas unsicher, was nun als nächstes passiert.

Schon als wir aus dem Sicherheitsbereich rausrollen, stürzen sich die Taxifahrer, Touristenfänger und sonst irgendwelche Leute auf uns und versuchen uns irgendetwas anzudrehen, aufzuquatschen oder uns in ihre Taxis zu lotsen. Doch nicht mit uns. Wir wissen Bescheid und gehen zu einem Stand, wo Taxis mit Taxametern angeboten werden, so genannte Taximeter, die vom Staat kontrolliert werden, so dass kein Schindluder, wie in der Vergangenheit, betrieben werden kann.

Früher wurden einige Touristen schon einmal irgendwo in der Pampa entlassen oder gänzlich ausgeraubt. Um einen gewissen Schutz gewährleisten zu können, hat der Staat dann die Kontrollfunktion mit den Taxametern eingeführt. Natürlich gibt es diese Taxi-Mafia noch immer, aber Dank vorherigen Recherchierens wussten Müscha und ich Bescheid.

Denn eins sollte man wissen, wenn man nach Thailand kommt. Die Leute versuchen, wo sie können, dir das Geld aus der Tasche zu ziehen. Selbst, wenn man denkt, sie wollen einem nur was Gutes tun und beiläufigen helfen, sind es oft Touristenfänger, die dich abpassen und schwupps landest du im nächsten Reisebüro und zahlst das Doppelte für ein Zugticket oder ein Hotel.

Ich will sie nicht verurteilen oder alle über einen Kamm scheren. Nein, letztendlich sind es gute Geschäftsleute, die ihr Handwerk verstehen und auch nur das Beste aus dem Tourismus für sich heraus holen wollen. Nur müssen Menschen wie ich, die ein erhöhtes Sozialverhalten an den Tag legen und davon ausgehen, dass der andere handelt wie man selbst, stark umdenken. Und das fällt schwer.

Wir gehen also zu den Taxischaltern und bekommen einen Wisch von einer Dame und werden einem Fahrer zugewiesen. Laut der Dame soll die Fahrt 450 Baht kosten. Okay, dann mal los. Schon als wir im Taxi sitzen, will der Fahrer 70 Baht von uns für die Mautgebühren haben. Doch Müscha bleibt hart und meint, er bekäme Geld von uns, wenn wir am Hotel sind. Der Taxifahrer versucht es noch zwei weitere Male. Müscha bleibt standhaft und ich bin etwas irritiert und verunsichert. Auf der einen Seite möchte ich die Leute mit Respekt behandeln, auf der anderen Seite möchte ich mich aber auch nicht wie eine Weihnachtsgans ausnehmen und verarschen lassen. Ich habe ein komisches Gefühl.

Kurzweilig, weil die Fahrt so lange dauert, habe ich sogar Angst, der Taxifahrer schmeißt uns gleich irgendwo raus, weil wir ihm das Geld nicht gegeben haben. Aber ruhig Blut. Ca. eine halbe Stunde später stehen wir vor unserem Hotel und der Taxifahrer lässt uns samt Gepäck raus. Bezahlt werden 450 Baht und er steckt sich noch 10 Baht Tipp ein. Das ist okay. Das erste Mal verstehe ich wie der Hase läuft und denke mir, was ein gerissenes Kerlchen. Wäre Müscha nicht so hart geblieben, hätte er uns doch glatt weitere 70 Baht aus dem Kreuz geleihert.

Etwas verblüfft, aber auch schockiert über diese Gerissenheit des Taxifahrers betreten wir unser Hotel. Es ist nichts besonderes, hat keinen Pool oder umfangreichen Luxus. Aber für eine Spontanbuchung kurz vor Pfiff besser als okay. Unser Zimmer ist gemütlich, hat eine große Dusche, ein großes Bett mit himmelweißen Laken und lädt zum Schlafen ein. Ja Schlafen wäre jetzt schön, schließlich kommen wir ja aus der Zukunft und würden schon längst an der Matratze horchen. Das Bett ist nicht nur schneeweiß, sondern zu unserer Entzückung auch sehr hart. Also angenehm hart, so dass sich unsere Rücken freuen und entspannt in die Federn sinken.

Nachdem wir uns ein wenig einrichten und dabei schon merken, wie viel Mist wir eigentlich rumschleppen, gehen wir viel zu spät ins Bett und schlafen sehr schnell und fest ein.


17/01/2012 DIENSTAG

Relativ zeitig wachen wir heute morgen auf. Auch wenn wir nur einen Zeitunterschied von 4 Stunden überwunden haben und zurück in die Vergangenheit geflogen sind, unsere Körper scheinen noch an den australischen Rhythmus gewöhnt zu sein. So schliefen wir gestern bzw. heute morgen erst gegen 2.00 Uhr morgens ein, also zu einer Zeit, wo wir eigentlich in Australien schon fast wieder aufstanden.

Da ist es klar, dass wir schon gegen 6.00 Uhr wieder die Äuglein öffnen. Trotz weniger Stunden Schlaf fühle ich mich fit und entschließe mich auf´s Dach zu steigen, um den Fitnessbereich des Hotels auszutesten. Sicherlich kann dieser mit einem Strand und Meerblick nicht mithalten, aber besser als nichts. Ich ziehe mir also meine Sportklamotten an und fahre in den achten Stock des Hotels. Oben auf der Terrasse schließt sich ein kleiner klimatisierter Fitnessbereich an.

Ein Laufband, ein Crosstrainer und ein Fahrrad habe ich nun zur Auswahl und schwinge ich mich zuerst auf das Laufband, das eine enorme Geräuschkulisse von sich gibt und ich hoffe, dass sich unter mir keine Zimmer befinden. Spätestens jetzt wären die Herrschaften da auf jeden Fall auch wach, bei dem Lärm, den ich hier verursache. Auch wenn die Geräte nicht auf dem aktuellsten Stand sind, sie tun ihre Dienste. Außerdem ist die Aussicht von hier oben nicht schlecht und es sieht toll aus, wie sich die Sonne versucht durch die Wolken zu schieben, um Bangkok aus seinem Schönheitsschlaf zu holen. Leider ist es heute etwas bedeckt oder der Smog ist zu dicht, so dass die Sonne ganz schön kämpfen muss bis sie wirklich zu sehen ist.

Müscha lauscht währenddessen der Stimme meines Bruder, die aus dem TV Gerät rausbrabbelt. Das ist echt toll. Meinen Bruder habe ich immer bei mir, nicht nur im Herzen. Dank Deutsche Welle TV brauche ich nur den Fernseher anzumachen und auf die Sendung „Euromaxx“ warten und mit etwas Glück erwische ich die Sendung, die mein Bruder eingesprochen hat. Cool.

Nachdem ich mich nun ein wenig aufgefrischt habe, gehen wir jetzt gut gelaunt zum Frühstück. Da das Frühstück gerade einmal einen Aufpreis von 1,50 Euro ausmachte, buchten wir es im Vorfeld mit dazu. Auch wenn wir uns davon nicht viel versprachen. Aber wer keine Erwartungen hat, kann auch nicht enttäuscht werden.

Auch wenn die Auswahl nicht groß ist, was ich ehrlich gesagt gar nicht so schlecht finde, ist das Frühstück völlig ausreichend und übertrifft sogar unsere nicht vorhandenen Erwartungen. Ich starte mit frischem Obst, einem Minicroissant und einem Kaffee und bin dabei schon wieder an meinen Tisch zu gehen, da entdecke ich das Curry. Super, Curry zum Frühstück, das nenne ich doch mal was. Und die Kombination aus einem guten scharfen Curry und Kaffee kann ich nur jedem empfehlen. Während der Mund noch sagt: „Au shit, ist das scharf!“, kipp dir einfach gleich einen Schluck Kaffee hinterher und der Schmerz verdreifacht sich mindestens. Weil ich scheinbar etwas rot anlaufe, fragt mich Müscha: „Na isset scharf?“ Schnaufend antworte ich:“Ja, voll, aber total geil!“

Klar, dass das nach einer weiteren Portion schreit. Während ich mir also die zweite Portion Curry reinziehe und mich freue wie schön scharf das ist (und wahrscheinlich ist das die milde Variante), mumpelt Müscha noch etwas zögerlich an seinen Toastscheiben mit Rührei. Müscha ist ja jetzt nicht so der scharf Esser, trotzdem motiviere ich ihn und er probiert jetzt auch mal.

So stellt jetzt auch Müscha fest, dass ein Curry mit Rumms am Morgen doch schon was feines ist und holt sich eine eigene Portion. Also kulinarisch hat mich Thailand schon jetzt überzeugt, schon allein deswegen, weil es morgens Sachen gibt, die wir als Europäer eher zum Mittag oder Abend essen. Also wer mir mal ne Freude machen will, lädt mich einfach mal zu einem Frühstück mit Mittags- oder Abendbrottisch ein. Ich werd nicht fragen, was das soll und eher Nachschlag ordern.

Nun heißt´s aber aufhübschen und ab in die City von Bangkok, um Zugtickets zu besorgen. Wir setzen nur einen Schritt aus dem Hotel, da quatschen uns schon wieder Menschen von der Seite an, ob wir nicht dies oder jenes wollen. Ich vergesse kurzer Hand meine neu gelernten Prinzipien und Müscha ist zu langsam, um mich zu stoppen, da sitzen wir auch schon in einem Tuk Tuk und fahren durch die Gassen. Bei einem Reisebüro lässt man uns jetzt raus und mit einem Wink zur Tür, werden wir aufgefordert diese zu betreten.

Die Dame, die uns gegenüber sitzt, scheint ganz nett zu sein. Aber wer ist das nicht, der an unser Geld will. Sie zeigt uns ein paar Routen und tippt irgendwas auf ihrem Taschenrechner zusammen. Dabei wirkt sie etwas unsicher und wir wissen dementsprechend auch nicht, ob wir auf diese erste Offerte gleich eingehen sollen. Der Taschenrechner zeigt uns eine Summe von 1.250 Baht für Zugtickets nach Surat Thani an. Tja, wenn wir jetzt nur wüssten, ob das angemessen ist. Das kam jetzt doch ein wenig plötzlich.

Ich versuche uns jetzt aus der Nummer rauszuholen, ohne unhöflich zu sein und Müscha greift unterstützend ein. So poltern wir nach 5 Minuten schon wieder aus dem Laden heraus und stehen auf der Straße. Jetzt haben wir also erst einmal eine Hausmarke und können ein wenig gucken, was da noch rauszuholen ist.

Zwischenzeitlich haben uns die umliegenden Taxi- und Tuk Tuk-Fahrer entdeckt und wollen uns chauffieren. Scheinbar riechen die einen orientierungslosen Touri schon auf einem Kilometer Entfernung und stehen schon in den Startlöchern zum Angriff, bevor man selbst überhaupt weiß, was man eigentlich will.

Völlig orientierungslos irren wir jetzt durch die Straßen und ich für meinen Teil habe das Gefühl in die falsche Richtung zu laufen. Aber ich bin ja die Bockwurst also halte ich erst einmal den Mund. Leider merke ich, dass Müscha auch zur Bockwurst mutiert und fühle mich grade sehr unsicher. Ich mag es einfach nicht, wenn ich nicht weiß, was ich tue oder wo es hingeht und ich fühle mich unwohl, wenn ich das Gefühl habe, Müscha geht’s ähnlich wie mir. Das passiert zwar nicht all zu oft, dass Müscha die Orientierung verliert, aber jetzt gerade merke ich, dass er auch ein wenig verzweifelt nach Orientierungspunkten sucht und nicht fündig wird. Ich fühle mich grade einfach nicht beschützt.

Die nächsten 15 Minuten sind schrecklich für mich. Überall stehen Stände, von allen Seiten strömen Gerüche in unsere Nasen und teilweise wird mir schlecht. Und dann die Menschen, sie erdrücken mich fast. Und jeder bietet uns seinen Quatsch an. Jetzt sind es nicht nur die Taxi- und Tuk Tuk-Fahrer, jetzt kommen die Händler dazu. Scheiße, ich will weg. Und kaum halten wir an, um einen kleinen Blick auf unsere Karte zu werfen, kommen sie immer dichter.

Jetzt flüchten wir in eine Apotheke. Puh, hier drinnen können wir erst einmal verschnaufen. Die Mädels, die hier arbeiten gucken uns nur ungläubig an und als Müscha dann auch noch fragt, ob sie uns auf der Karte zeigen können, wo wir uns befinden, sind sie gänzlich überfordert. Naja, gut, dass die auch keinen Plan haben. Egal, wir können wenigstens mal kurz Luft holen.

Wieder auf der Straße laufen wir einfach los. Anhalten bringt nichts, da wir dann wieder gleich zugetextet werden. Ich fühle mich immer unwohler und kann meine angestauten Gefühle kaum noch verbergen. An einer Zugstation bekommen wir endlich eine Orientierung und wissen, wo wir uns befinden. Leider waren wir wirklich in die falsche Richtung gelaufen. Aber halb so wild.

Während wir uns einen Plan schmieden, wie wir jetzt zum Hauptbahnhof Bangkoks kommen, quatscht uns ein sehr hilfsbereiter Mann an. Sehr verständnisvoll geht er auf uns ein und weist uns den Weg zu einem erneutem Reisebüro. Grad will ich schon mit ihm mitlaufen, da hält mich Müscha zurück und meint: „Komm, wir wollten doch zum Bahnhof!“ Hmm, stimmt, aber der Mann ist doch nett. Jetzt stehen wir auf der einen Seite und der Mann winkt zu uns von der anderen und wir wissen nicht, was passiert.

Ich schaue Müscha an und frage, was wir jetzt machen sollen, doch er antwortet nicht. Müscha ist genauso hilflos wie ich und irritiert zugleich. So reiße ich mich los und renne dem Mann hinterher. Was soll schon passieren, und eine weitere Meinung kann nicht schaden. Der Mann und ich stehen nun vor einem weiteren Reisebüro. Müscha steht wenige Minuten später neben mir und guckt mich etwas schräg von der Seite an. Ich weiß ganz genau, was er denkt, ich hätte nicht einfach davon laufen sollen, aber ich fand´s grad besser als rumstehen und nichts tun.

Wir gehen in das Büro und es sieht fast wie eine ganz normale Touristeninformation aus. Soweit so gut. Wir schildern dem Menschen, der da vor uns sitzt unsere Wünsche und er holt einen Zettel raus. Sachlich und ziemlich professionell macht er uns klar, dass derzeit Hochsaison herrscht und Zugtickets Wochen im Voraus gebucht werden müssten. Die Wahrscheinlichkeit jetzt noch Plätze zu bekommen, sei relativ gering. Müscha und ich gucken uns etwas verwundert an. Was soll das denn jetzt? Die Tante eben hatte davon aber nix gesagt. Merkwürdig.

Das kleine Männchen vor uns, holt nun etwas weiter aus. Müscha und ich hilft das nicht viel, denn so richtig glauben wir dem Typen nicht, was er da sagt, auch wenn er meint, er hätte 10 Jahre Erfahrung. Doch er ist gut. Mit dem Spruch: „Wisst ihr Kinder, jedes Jahr kommen Leute nach Thailand und sie glauben, sie könnten hier her kommen und "mal" schnell von A nach B kommen. Dem ist aber nicht so.“ Die Falle schnappt zu, er hat unsere Schwachstelle getroffen. Doof gucken wir uns beide an. Wie sollten wir denn sonst in den Süden kommen, etwa mit dem Bus? Davon hatten uns alle abgeraten.

Doch genau das wird uns jetzt zu einem sensationellen Preis von 1.400 Baht pro Person, sei hier bemerkt, angeboten. Denn seine Ausführungen gehen jetzt in Runde zwei. Nicht nur, dass Zugtickets nicht mehr vorhanden seien. Nein, diese wären jetzt auch um das doppelte im Preis gestiegen. Ähnlich bei Flug- und Bustickets. Scheinbar merkt der Typ wie skeptisch wir sind und er ruft vor unseren Augen irgend eine Auskunft an, die ihm angeblich bestätigt, dass Zugtickets nicht mehr vorhanden seien. Damit wir ihm glauben, zeigt er uns jetzt die offizielle Nummer der thailändischen Bahn auf dem Telefondisplay.

Doch Müscha und ich sind ja studierte Leute und zudem nicht auf den Kopf gefallen. Wir gucken uns also an, ich stimme die Rückzugsmelodie an und Müscha steigt an der richtigen Stelle ganz hervorragend ein und wir verfrachten uns unbeschadet aus dem Laden.

Jetzt hatten wir eventuell ein Problem, wenn das stimmt, was das Männchen da von sich gab. Oder wir hatten einfach nur zwei Meinungen. Wir mussten nur noch die Wahrheit herausfinden. Und wie macht man das am besten? Genau, man spricht sich ab und kehrt auf den eigentlichen Weg samt Plan zurück.

Vor dem Bahnhof, vor dem ich Müscha vor 5 Minuten weggelaufen war, standen wir jetzt wieder. Weil ich mich jetzt noch hilfloser als vorher fühle, schildere ich Müscha meine Situation und mache ihm klar, dass ich mich grade ganz und gar nicht von ihm beschützt fühle. Auch wenn ich schon groß bin und gut alleine zurecht komme. Jetzt will ich einfach, dass er auf mich aufpasst und den Ton angibt. Bockwürste wie mich können sonst leicht zerplatzen. Müscha versteht das und die Sache hätten wir damit geklärt. Schön.

Nun müssen wir nur noch entscheiden, wie wir zum Hautbahnhof kommen. Entweder laufen, Taxi oder Bahn. Taxi oder Tuk Tuk fällt aus, damit würden wir bei dem Verkehr ewig brauchen. Laufen habe ich keine Lust und ich entscheide mich für die Bahn. Ab jetzt übernimmt Müscha und gibt den Ton an. Auch, wenn ich keinen Plan habe, was er da grade macht, stiefel ich ihm brav hinterher und er hält mich fest an der Hand, damit ich ihm nicht wieder davon laufe. Klar, ich weiß nicht mal, ob das alles richtig ist, was er da macht, aber es ist mir egal. Er trifft Entscheidungen für uns beide und das finde ich grade super toll. Vor allem, weil ich mich dann jetzt auf mich konzentrieren kann. Denn ich merke, dass die Menschenmassen in mir Unbehagen auslösen und ich aufpassen muss, nicht gleich durchzudrehen.

Müscha besorgt uns jetzt Fahrkarten, wir steigen in den Zug, steigen wieder aus dem Zug, laufen ein Stückchen Straße mit dem Ziel Ubahn. Dort besorgt uns Müscha wieder zwei Tickets und er steigt mit mir in die Ubahn zum Hauptbahnhof. Ganz beschützt und sicher kommen wir beide dort an und mein Puls kommt wieder in Ruhezustand. Auch schon allein, weil hier keine Menschenseele herum läuft. Komischerweise ist die Ubahn im Gegensatz zur Straße komplett leer gefegt und wir fragen uns, wo all die Leute stecken. Aber naja.

Wie wir jetzt aus dem Bahnhof stolpern, stürmen natürlich gleich wieder alle auf uns und wollen uns irgendwo hinbuxieren. Man müsste echt mal sagen, dass man gerne zum Hauptbahnhof möchte, mit Sicherheit würden die einen nur um den Block fahren, auf der anderen Seite des Bahnhofs raus lassen, 500 Baht abkassieren und schön für dumm verkaufen.

Müscha schwenkt seine Taktik jetzt um und ist überfreundlich zu jedem. So ziehen wir, allen Hallo-sagend, in den Bahnhof, um hier die Lage nach Zugtickets zu checken.
Vor uns reihen sich nun mehrere Schalter auf und die Sache sieht schon wesentlich professioneller als zuvor aus. Also stellen wir uns an. Nachdem wir der Dame am Schalter jetzt erklären, was wir vorhaben, tippt sie auf ihre Tastatur ein und meint, dass sie noch zwei Bahntickets von Bangkok nach Surat Thani hat. Sogar Plätze zweiter Klasse mit Ventilator und mit anschließendem Bustransfer nach Krabi für insgesamt 1.450 Baht. Also völlig okay vom Preis.

Da wir bar bezahlen müssen und so viel Geld noch nicht beisammen haben, verschafft uns der Gang zum Geldautomaten ein wenig Bedenkzeit. Auch wenn alles total seriös wirkt, Müscha und ich sind stark verunsichert. Denn noch immer hören wir das Männchen aus dem letzten Laden in unseren Ohren. Wir können nicht glauben, was die uns da versuchen, den ganzen Tag weiß zu machen. Was die einem wirklich für eine Scheiße (sorry, für diese Fäkalsprache, aber so ist es) erzählen und einem vor allem für dumm verkaufen wollen.

Nachdem wir beide nun um 20.000 Baht reicher sind, erleichtern wir uns jetzt mit der Investition in Bahntickets. Juchhu, unserem kleinem Abenteuer steht damit also nichts mehr im Wege. Alles andere wie die Fähre zur Insel, Unterkunft und co werden wir vor Ort regeln. Auch wenn mir bei der Sache ganz schön mulmig ist, wir schaffen das schon. Und da wir eh noch keinen konkreten Plan haben, ob wir zuerst nach Koh Phi Phi oder Koh Lanta übersetzen, können wir jetzt eh nichts tun.

Mit einem etwas entspannterem Gefühl als vorher, fahren wir jetzt wieder zurück in die Richtung unseres Hotels. Wir wollen noch ein wenig die Gegend vor Ort erkunden und und uns schon einmal einen kleinen Überblick der Läden für unseren Einkaufsbummel durch Bangkok verschaffen, den wir aber ans Ende unserer Reise gepackt haben. Auf noch mehr Zeug zum Schleppen können wir echt verzichten.

Auch die Touritour wollen wir erst in den letzten Tagen machen. Also haben wir keinen Stress und sind guter Dinge und fahren los. Wenig später kommen wir in "unserem" Viertel an und laufen die Hauptstraßen entlang. Wieder fängt das Gezerre und Generve an und ich merke wie der Druck in mir wieder steigt. Bei ein paar kleinen Einkäufen lernen wir das erste Mal zu Handeln und machen unsere Sache gar nicht so schlecht. Für einen Steckdosenadapter, der mit 90 Baht angepriesen wird, zahlen wir letztendlich 20 Baht. Ich zahle im gleichem Atemzug bei einem dämlichen Einwegrasierer in einer Apotheke voll drauf und merke es jedoch viel zu spät. Naja, sei´s drum.

Jetzt laufen wir durch die Läden und die Reizüberflutung wird immer schlimmer. Hier wird echt alles feil geboten und ich bekomme das Gefühl, dass ich alles kaufen müsste oder sollte oder vielleicht gebrauchen könnte und dann wieder doch nicht. Nebenher die Stimmen der Händler, die auf mich einprasseln und bedrängen. An einer Kreuzung halten wir kurz inne und ich merke wie der Stresspegel bei mir grade komplett anschlägt und ich vor Angst auf einmal mitten auf der Kreuzung stehen bleibe. Jetzt rempeln mich Fahrradfahrer an, Autos hupen, Müscha ruft, ich blicke starr vor mich hin und bekomme Herzklopfen. Müscha kommt, nimmt meine Hand, zieht mich von der Straße und nimmt mich in den Arm.

Ein wenig Pippi hab ich jetzt schon in den Augen, irgendwie ist mir das alles zu viel. Das ist kein Urlaub, kein Abenteuer oder Spaß, das ist der reinste Horror. Müscha versucht mich zu beruhigen und muss glaube ich ein wenig lachen. Ich guck ihn etwas irritiert an, muss aber selbst ein wenig Schmunzeln. Denn eigentlich ist die Situation gleichzeitig auch sehr komisch.

Nachdem wir jetzt noch durch ein Einkaufszentrum und ein paar kleine Läden getigert sind, langt es uns und wir verschwinden auf unser klimatisiertes Hotelzimmer. Vorher haben wir uns noch was zu trinken und für jeden von uns ein bisschen Obst und Geflügelspieße geholt. Denn auch wenn wir beide mit dem Land an sich noch nicht warm geworden sind, das Angebot an Essen ist der Oberhammer und wer hier zum blöden Burger greift, anstelle des tollen Thaifoods, ist echt selbst schuld.

Mit den kleinen Leckereien setzen wir uns auf´s Dach des Hotels und fahren unseren Puls wieder runter. Ein bisschen besser geht es uns dabei schon und wir können so ein Gefühl von Urlaubsstimmung erkennen. Eigentlich kann´s jetzt nur besser werden.

Nach einer kleinen Verschnaufpause strecken wir am Abend unsere Köpfe noch einmal vor die Tür. Komischerweise sind die Gassen und Straßen fast wie leer gefegt und wir haben Mühe noch etwas zu Essen zu finden. Angenehm ist es trotzdem, denn es herrscht fast ein wenig Ruhe. Denn von den nervigen Tuk Tuk-Fahrern ist keiner mehr zu sehen. Leider sind auch die meisten Garküchen verschwunden und so ist es fast schwer, was leckeres zum Happern zu finden.

Leider will oder kann uns eine alte Frau mit einer Garküche nicht verstehen und ein leckeres Essen bleibt uns verwehrt. Es sieht fast so aus, als ob sie wirklich keine Lust auf uns hat. Pfe. Naja, mit den Farangs, also den Ausländern, kann man es ja machen. Gleich neben dran ist ein kleines einfaches Restaurant, was auch ganz gutes Essen anbietet. Wir bestellen beim Koch persönlich und sitzen ein paar Minuten später in verschrammelten Plastikstühlen und warten auf unser Essen.

Ziemlich schnell steht es vor uns und duftet ganz hervorragend. Für Müscha gibt’s jetzt Huhn und für mich einfach nur "rattenscharfes" Gemüse mit Reis. Aber auch wenn es nur Gemüse ist, es schmeckt fantastisch. Yummi. Müscha und ich sind glücklich. Das Ambiente ist zwar mittendrin und nicht gerade romantisch, aber es ist authentisch und während wir essen, können wir dem Koch beim brutzeln zu gucken.

Relativ spät kommen wir auch heute ins Bett und so machen wir erst gegen 1.30 Uhr die Äuglein zu und schlafen beide tief und fest ein.


18/01/2012 MITTWOCH

Heute geht´s also mit dem Zug in den Süden. Das schreit doch regelrecht nach Abenteuer und irgendwie auch nach "Pleiten, Pech und Pannen – Wenn Schmautzens eine Reise machen!" Na wir werden sehen.
Jetzt aber erst einmal Frühstücken und stärken, denn schon am Abend freute ich mich auf das Curry zum Frühstück.

Als wir jetzt das Buffet inspizieren, fällt uns auf, dass von einem Curry keine Spur zu sehen ist und dieses durch ein alternatives Reisgericht mit Cashewnüssen, Rosinen und Gemüse ersetzt wurde. Schade. Ich probier´s aber trotzdem, denn Nüsse und Rosinen mit Reis hört sich in meinen Ohren lecker an. Und das ist es auch. Leider nur nicht so scharf wie das Curry von gestern.

Pappsatt von frischem Obst und Reis überlegen wir, wie wir den heutigen Tag gestalten. Unser Zug würde erst 17.35 Uhr lostuckern. Auschecken aus dem Hotel aber schon um 11.00 Uhr. So müssten wir also noch ein wenig Zeit tot schlagen. An und für sich überhaupt kein Problem, aber mit unseren dicken Backpacks doch etwas doof.

Während ich langsam unsere Sachen zusammen suche, rennt Müscha auf die Einkaufsstraße vorne, um uns eine kleine Tasche zu besorgen. Die wollen wir mit all den Sachen beladen, die wir auf unserer Reise durch Thailand nicht benötigen und am Bahnhof unterstellen.

Gesagt getan. Enorm wie viel Mist da zusammen kommt und wir beide erschrecken, wie schwer die Tasche wird. Endlich haben wir jetzt unsere Sachen verstaut und somit kann die Reise ins Unbekannte beginnen.

Mit den schweren Rucksäcken, der Tasche und ich noch mit meinem kleinen Rucksack machen wir uns jetzt los. Man könnte uns wirklich mit Packeseln verwechseln. Klar will man uns vor der Tür gleich wieder ein Tuk Tuk oder ein Taxi andrehen, aber wir laufen, schließlich können wir den Bahnhof ja schon sehen und so können wir uns an die Schlepperei schon einmal kurz gewöhnen.

Natürlich ist der direkte Weg von grade mal ein paar Metern gesperrt und wir müssen erst einmal kreuz und quer laufen. Mit einem Hüpfer geht’s über die Bahnschienen und nach ein paar Metern querfeldein, sind wir auch schon da. Als wir auf den Fahrstuhl warten, bemerke ich, dass ich schon wieder schwitze und bildlich davon fließe. Das Tragen ist eigentlich noch ganz okay, aber das Schwitzen. Wie peinlich. Ich muss aussehen wie eine dicke triefende Speckschwarte. Bähhh...!

Ich hab ja mal gehört: „Dicke Schwitzen schneller!“, aber dick bin ich vielleicht hinter den Ohrläppchen, ansonsten trifft das ja eher weniger auf mich zu. Aber vielleicht hab ich ja einen dicken moppsigen Klon in mir und ich neige deswegen dazu, etwas mehr als andere zu transpirieren. Schön fühlt sich das grade jedenfalls nicht an, denn die Suppe läuft mir an allen Seiten runter und für die anderen ist das sicherlich auch kein schöner Anblick.

Jetzt stehen wir am Bahnsteig und warten auf die Bahn. Gefühlte 1000 Minuten später fährt sie jetzt ein und wir bekommen, dank Aircondition, eine kleine Abkühlung. Trotzdem drücken die Rucksäcke und ich frage mich, warum ich eigentlich immer so viel Zeug mit mir rumschleppe. Aber nun ist´s zu spät.

Kurz vor dem Zusammenbruch kommen wir endlich am Hauptbahnhof an. Auch gut so, noch weitere 10 Meter und ich hätte mich wahrscheinlich aufgelöst. So wie ich schwitze, verflüssigt sich gerade mein kompletter Körper. Und schwupp die wupp hätte sich Müscha umgedreht und nur eine kleine Pfütze und der dicke Rucksack wäre übrig geblieben.

Jetzt geben wir erst einmal unsere kleine Tasche ab, die mit Sicherheit auch schon 15 Kilo wiegt. Auch wenn wir gestern einen Preis ausgehandelt haben, verlangt man jetzt von uns einen ganz anderen überteuerten und wir fühlen uns mal wieder total verarscht. Auch gutes Handeln, Hundeblick und ein "Wir haben nicht mehr Geld" bringt nichts und wir beiden gehen erst einmal wieder aus dem Laden. Ziemlich angesäuert über die Situation wissen wir nicht so recht, was wir jetzt tun sollen. Am liebsten den Koffer einfach irgendwo stehen lassen oder aus trotz mitschleppen. Aber diese beiden Varianten sagen uns irgendwie nicht recht zu.
Und reumütig latsche ich jetzt wieder in die kleine Butze, versuche natürlich noch einmal auf die Tante einzugehen, die jedoch hart bleibt und bezahle gezwungenermaßen den vollen Preis von 50 Baht pro Tag. Na toll! Aber naja, mit gehangen mit gefangen. Wir kurbeln doch gerne den Konsum an.

Tja und nun heißt es warten. Wenigstens sind die Bahnhofshallen klimatisiert und ich komme allmählich wieder auf Normaltemperatur. Trotzdem fühle ich mich unwohl, denn ich klebe überall und mit Sicherheit rieche ich auch. Duschen will ich aber auch nicht, denn auf der einen Seite bin ich faul, auf der anderen Seite bringt´s wahrscheinlich sowieso nichts.

Die nächsten 5 Stunden verbringen wir mit Essen, Kaffee trinken, nichts tun, lesen, Fotos machen und..."Auf die Toilette gehen", das sich als Highlight herausstellt. Jeder von uns "Muss" ja irgendwann mal, der eine früher, der andere später. Ich muss jetzt. Die Toiletten sind nicht weit und ich schleppe meinen verschwitzten Körper die Treppe runter, gehe durch die Halle des Bahnhofs und befinde mich nun in der Keramikabteilung. Jetzt bin ich gespannt, was für Schüsselexemplare ich vorfinde, denn schon die ganze Zeit warte ich auf den Augenblick, wo nur eine Brause und kein Toilettenpapier vorhanden ist.

Und juchuh dieser Moment ist dann wohl jetzt gekommen. Na das kann ja jetzt lustig werden. Zum einen befindet sich hier natürlich keine Schüssel, sondern nur ein Loch und ein drum herum liegender Fußtritt. Dazu gibt’s die "ersehnte" Brause. Weitere Details erspare ich an dieser Stelle. Nur so viel sei gesagt, man sah mir mit Sicherheit an, das ich mal "Pipi machen" war. Denn die Benutzung der Brause stellte sich für mich dann doch ein wenig schwieriger heraus und ich hätte vielleicht vorher Zielwasser trinken sollen. Naja, ich wollte ja eh duschen.

Die Zeit vergeht trotzdem relativ schnell und mittlerweile ist es 17.00 Uhr. Wir nehmen also unser Gepäck und laufen zum Bahnsteig. Unser Zug, der gar nicht so schlecht aussieht, steht bereits dort.
Schnell finden wir unsere Wagennummer und steigen ein. So, nun kann also das Abenteuer beginnen. In einem Wagen der zweiten Klasse nehmen wir Platz. Noch können wir auf Sitzbänken sitzen und ich bin gespannt, wie daraus nachher Betten entstehen sollen. Aber wir werden sehen.

Die Fenster sind geöffnet und ich kann zwei Frauen an einem Obststand beobachten. Sie schneidet unzähliges frisches Obst zurecht und verpackt es. Wie sie da so vor sich hin schnippelt, immer wieder ihr Messer wetzt und alles fein säuberlich zurecht legt, ich könnte ihr Stundenlang zusehen. Denn irgendwie hat es eine beruhige Art auf mich. Außerdem bin ich beeindruckend wie penibel sie dabei vorgeht. Von wegen unhygienisch, wie in einigen Reiseführern vorher gewarnt wurde. Hier könnten sich einige europäische Restaurants noch eine Scheibe Sauberkeit abschneiden.

Nun tuckert die Bahn los und wir "eiern" davon. Brausen kann man das nicht nennen, denn wir erreichen gerade mal eine Geschwindigkeit vielleicht von 60 -80 Km/h. Aber lieber langsamer und sicher, als schnell und unsicher. Außerdem dauert die Fahrt für gerade einmal 600 Kilometer 12 Stunden, die müssen wir ja schließlich ausnutzen.

Der Zug hält immer wieder an und wir holpern durch die Nacht. Es ruckelt und zuckelt und wir hüpfen auf unseren Sitzen umher. Müscha und ich freuen uns. Rein ins Abenteuer. Die erste Hürde ist nun genommen. Kann nur alles besser werden.

Immer wieder kommen Thais vorbei, die verschiedenes Essen verkaufen. Also verhungern würden wir hier höchstwahrscheinlich nicht. Alles ist niedlich portionsgerecht verpackt und eigentlich könnten wir alles einmal durchprobieren. Wir sind aber noch etwas zögerlich, denn viele der Dinge können wir nicht identifizieren und so gucken wir vorerst.

Pünktlich mit dem Sandmann kommt jetzt so eine Art Schaffner, er scheint für das "Bettenmachen" verantwortlich zu sein. Gekonnt macht er aus den unteren Sitzbänken kleine Betten und klappt von oben die Pritschen aus, so dass auch jeweils oben links und rechts kleine Betten entstehen. Auf denen werden wir es uns gemütlich machen dürfen. Ach du meine Nase, das wird lustig und eng.

Die gebauten Betten sehen wirklich gut aus und ich bin fasziniert wie schnell der junge Mann ist. Innerhalb von 5 Minuten hat er die 4 Betten unseres Abteils gebastelt und wandert zum nächsten. Jetzt sehen wir 4 säuberlich gemachte Betten, mit frischen Decken und Kissen. Unter uns schlafen zwei Thai-Muttis, die uns auffordernd angucken, nach oben zu klettern. Müscha und ich gucken uns jedoch noch etwas verunsichert an und die beiden müssen über uns lachen.

Ich mache jetzt den Anfang und krabbel auf der Leiter nach oben. Meinen kleinen Rucksack mit meinen Wertsachen nehme ich mit. Und wie ich jetzt feststelle, so klein ist das hier gar nicht. Im Gegenteil, es ist fast ein wenig wie Klassenfahrt. Nun liegen Müscha und ich auf den oberen Betten und wir freuen uns wie zwei kleine Kinder. Irgendwie ist das alles aufregend und macht wieder Spaß. Cool!!!

Auch wenn wir anstelle der versprochenen Aircondition nur einen ohrenbetäubenden Ventilator über unseren Köpfen herum zu sausen haben, irgendwie ist es lustig. Müscha macht auch schon bald die Äuglein zu, während ich noch an meinem Tagebuch schreibe. Außerdem glaube ich noch nicht so recht daran, dass ich schlafen werde, denn jetzt merke ich wieder wie sehr ich klebe. Aber die Müdigkeit siegt und auch ich schlafe irgendwann total erschöpft ein.


19/01/2012 DONNERSTAG

Good morning Thailand. Kurz vor 5.00 Uhr morgens wachen Müscha und ich von den ersten "Essensanbietern" auf. Alle Nase lang drehen sie schon wieder ihre Runde durch unseren Wagon und bieten uns Kaffee, Snacks, Obst und undefinierbares Zeug an. Auf der einen Seite toll, auf der anderen denke ich mir, dass sie ja auch eine Stunde später damit anfangen hätten können.

Nicht wenig später hält der Zug und ich habe Angst wir könnten unseren Halt verpassen. Ich bin schon wieder total aufgeregt, denn ich kann nicht nach draußen gucken, um so zu erfahren, ob es auch der richtige Bahnhof ist. Die Fenster sind leider noch durch die gebauten Betten versperrt. Doch "Bettenboy" ist schon im Anmarsch und bringt die ersten Abteile wieder in ihren Originalzustand. Auch dabei ist er schnell und akkurat. Toll!

Mensch werde ich grade nervös. Wie kann man denn nur so eine Angst haben? "Bettenboy" meint jetzt zu uns, dass wir in Surat Thani in 20 Minuten sein werden und ich kann mich ein wenig beruhigen. Tja und dann geht alles recht zügig. Der Zug hält, von irgendwoher brüllt jemand immer wieder Surat Thani Surat Thani und wir schnappen unser Zeug und stolpern aus dem Zug.

Gleich werden wir von irgend einmal Thai in Empfang genommen, der wissen will, wo wir hin wollen. Und etwas verunsichert sagen wir was von Krabi. Zack schubbst er uns sanft in eine Richtung und meint, wir müssen warten. Wir sehen sicherlich etwas dusselig aus, aber wir machen was der Thai sagt und gehen zu einer gegenüberliegenden Bushaltestelle. Naja, jedenfalls sieht das so aus.

Dort stellen wir unsere Sachen ab und Müscha stellt fest, dass mein Shampoo ausgelaufen ist und die nächste halbe Stunde habe ich Beschäftigung und versuche meinen großen Rucksack von Shampoo zu befreien. Natürlich ist nicht nur ein bisschen ausgelaufen, sondern die gesamte Füllmenge befindet sich jetzt in meinem Rucksack, der jetzt wohlduftend nach meinem Shampoo riecht. Naja, so kann man ja auch Ballast verlieren.

Um 7.00 Uhr knattert unser Bus vor. Hatten wir nicht einen mit Aircondition bestellt? Der sah alles andere als danach aus. Hmm...!?? Jetzt brüllen wieder Thais von allen Seiten Krabi? Krabi? Krabi? Wir nehmen unser Gepäck und laufen zum Bus. Dort bekommen wir einen Aufkleber auf unsere T-shirts verpasst und wir steigen etwas verunsichert in den Bus. Zum einen bin ich mir grade nicht sicher, ob wir wirklich einsteigen sollten, zum anderen, habe ich ein wenig Angst um unser Gepäck. Denn das ist jetzt im Bauch des Busses gelandet.

Auch wenn der Bus nur noch von Farbe und Rost zusammengehalten wird, er verfügt über eine funktionierende Aircondition (AC). Der Rest ist ziemlich unansehnlich und irgendwie sträube ich mich ein wenig davor, mich auf die Stühle zu setzen. Denn alles andere ist hier ganz schön abgeranzt, abgenutzt, schmutzig und unansehnlich. Ich bin echt nicht aus Zucker, aber das kostet mich doch ein wenig Überwindung. Und wenn ich mir Müscha so angucke, scheint´s dem nicht viel besser zu gehen. Geteiltes Leid ist halbes Leid.

Rost und Farbe scheinen eine gute Symbiose zu bilden und komischerweise hört sich der Bus für seinen Zustand gar nicht so schlimm an. Kann man nur hoffen, dass die Bremsen funktionieren.

In diesem Moment frage ich mich mal wieder:“Was machen wir hier eigentlich? Hätten wir nicht einfach auch mal auf Pauschalurlaub machen können? Lohnt sich das alles?“ Naja, wir werden sehen. Bis jetzt ist ja alles gut verlaufen und sogar unsere Anschlüsse mit Zug und Bus haben super geklappt. Während ich mir schon wieder die nächsten Gedanken über die Auswahl der ersten Insel mache, schlafe ich irgendwie ein und bin erst einmal für die nächsten 20 Minuten ausgeknockt.

Jetzt halten wir wieder und ich werde aus meinem Traum gerissen. „Was denn nun? Sind wir etwa schon da?“, murmel ich Müscha voll, aber auch der weiß nicht Bescheid. Er berichtet mir nur, dass er vorhin Schilder mit dem Pfeil nach Krabi gesehen hätte und wir in eine ganz andere Richtung gefahren wären. „Aha, super!“, denke ich mir und ich merke, dass mein Puls wieder nach oben schnallt. Sollte ich hier an einem frühzeitigen Herzkasper zugrunde gehen, wäre dies nicht verwunderlich.

Zum Wundern bekomme ich jedoch keine Zeit, denn jetzt kommt eine kleine Thai, die unsere Tickets haben will. Wir diskutieren ein wenig mit ihr, weil sie uns nicht verständlich machen kann, wo wir eigentlich sind und warum wir aus dem Bus müssen. Eine weitere in rosa gekleidete Thai kommt dazu. Sie meint, der Bus mache nur einen kleinen Zwischenstopp und wir können ruhig für einen Kaffee aussteigen. Sie nimmt uns unsere Tickets ab. Seltsamerweise auch das für den Transfer vom Bus zur Fähre. Auch wenn wir protestieren, verschwindet es in ihrer Tasche und wir beide steigen verunsichert, hilflos und sauer aus dem Bus.

Langsam habe ich echt die Schnauze voll. Respekt hin oder her, aber gleich gibt’s hier echt Fratzengeballer, wenn die uns weiter so dumm kommen wollen.
Der Bus fährt natürlich nicht gleich weiter und wir sitzen in einer Art Zwischenlager für Touristen fest.
Auch wenn Müscha und ich das Rauchen in den letzten Wochen fast komplett eingeschränkt haben, hole ich mir einen Kaffee und zünde mir eine Zigarette an.

Ich kann´s echt nicht glauben. Ich sitze in...ja keine Ahnung, wo wir eigentlich sind...fest. Um mich herum streunern Katzen, überall liegt Müll und alte Gegenstände und es riecht komisch. Wir beide haben keine Ahnung, was hier abläuft, aber scheinbar werden hier alle Klischees erfüllt, von denen ich vorher gelesen habe und es scheint sich hier um ein Touristen-Logistikzentrum zu handeln. Ein Touristen-Umschlageplatz. Denn Touristen werden hier eigentlich nur wie Ware behandelt, die günstig von A nach B transportiert werden muss. Und Ware "Krabi Tourist" wird grade zwischengelagert, weil der Container noch nicht voll genug ist. Wir warten quasi gerade auf weitere Ware, damit sich die Fahrt auch lohnt.

Betrachte ich das Ganze aus wirtschaftlichen Aspekten, bemerke ich jetzt, dass die hier ganz schön clever sind und fange an zu lachen. Also schlimmer als jetzt kann´s jetzt wirklich nicht mehr kommen und ich hoffe, wir haben unser Zenit der "Pleiten Pech und Pannen Tour" erreicht.

1,5 - 2 Stunden später sitzen wir jetzt wieder im Bus Richtung Krabi. Auch wenn ich völlig verunsichert bin, schlafe ich ein. Ich kann eh nichts mehr tun und lasse, was immer da jetzt noch kommen mag, einfach passieren.

Laut brüllend werden wir aus dem Bus vertrieben und eh wir uns versehen, rollt der Bus weg. Unser Gepäck hat man uns freundlicherweise auf einen Haufen geworfen. Vielen Dank!!!
Noch eh wir uns austauschen können, prallen auf uns die ganzen Fragen der Thais ein: „Where are you from? Where you wanna go?“ Do you want a Taxi? Do you already have an accommodation?“

Mann scheiße verdammt, nein, ich hab keine Unterkunft, ich weiß auch nicht wo ich hin will und dein kack Taxi will ich auch nicht“, brüllt es innerlich in mir und ich möchte am liebsten zerplatzen vor Wut. Auch als man uns jetzt 50 Baht für den Transfer zur Fähre abknöpft, denke ich an die blöde Kuh, die uns vor 3 Stunden unsere Tickets für diesen Transfer abgenommen hat. Schön clever. Touristen-Mafia. Paah!

Der Ticketverkäufer will uns gleich wieder ein Fährticket andrehen. Angeblich viel günstiger als direkt bei der Fährstation und am liebsten würde ich ihn mir greifen und ihm sagen, dass er jemand anderen verarschen kann, dass jetzt auch einmal gut ist. Ja, ich koche innerlich und muss mich echt zusammen reißen, ihm keine reinzuhauen. Denn ich hab so was von die Schnauze voll.

Neben uns steht Met, der genauso hilflos drein scheut wie wir. Met ist grade mal 23 Jahre und aus England. Wir tauschen uns aus und entscheiden uns dafür, erst einmal zum Fähranleger zu fahren, um vor Ort Fährtickets zu kaufen. Müscha und ich wissen eh noch nicht, ob wir nun zuerst nach Koh Lanta oder Koh Phi Phi wollen, so dass wir jetzt eh keine Entscheidung treffen können.

Wir landen in einem Pickup-artigen Auto, also Taxi mit Ladefläche, wo zwei Sitzbänke eingebaut sind. Mit einem Ruck fährt das Auto los und wir können nur hoffen, dass wir wirklich am Bootsanleger ankommen.
Ca. 10 Minuten später stoppt die Karre und der Thai schmeißt uns samt Gepäck vor einer Eingangshalle in Krabi raus. Hoffentlich die Fährstation.

Sobald wir aussteigen, prallt es wieder auf uns ein: „Where are you from? Where you wanna go? Do you have an accommodation? Phi Phi? Lanta? Ticket? Where are you from? Taxi?“
Boah, es knallt gleich. Und wenn du mir noch dichter kommst, dann zeig ich dir gleich mal, wo ich her komme!“, denke ich mir. Wir drei gucken uns an und das Maß an Geduld ist langsam echt voll.

Trotzdem stellen wir fest, dass uns der Typ vorher scheinbar mal eine ehrliche Auskunft gegeben haben muss, denn die Tickets für die Fähren kosten alle 400 Baht. Hätten wir beim ihm also 50 Baht gespart. Naja, dass mal einer ehrlich zu uns ist, kann ja keiner wissen. Wie dem auch sei, wir müssen uns jetzt entscheiden ein Ticket zu kaufen. Müscha und ich entscheiden uns für Koh Phi Phi.

Bevor wir hier jedoch irgendwas kaufen, vergewissern wir uns jetzt erst einmal, ob wir hier wirklich richtig sind. Denn, wenn das hier ein Bootsanleger sein soll, dann müsste ja auch irgendwo Wasser zu sehen sein. Das sehen wir aber nicht. Merkwürdig. Trotzdem deutet alles darauf hin, dass es sich hierbei um eine Art Terminal, für was auch immer, handelt und wir drei stiefeln zu den Schaltern.

Kaum stehen wir vor dem ersten, wird uns ein top Angebot unterbreitet. Ein Ticket, womit man noch zwei weitere Stopps einlegen kann und das zeitlich nicht gebunden ist. Und das für gerade mal schlappe 350 Baht. Etwas skeptisch fragen wir nach und die kleine Thai erklärt uns alles bestimmt fünf mal. Wir gehen den Deal ein, denn er hört sich gut an. Während ich einen Wisch ausfülle, frage ich obligatorisch noch einmal nach:“Und wirklich nur 350 Baht?“ Tja und auf einmal sind es 700 Baht und sie erzählt was völlig anderes.

Wir drei sind kurz vorm ausrasten und ich muss mich zusammen reißen hier nicht irgendwem an die Kehle zu springen. Das kann doch wohl nicht wahr sein?! Diese Dreistigkeit und immer wieder dieses auf Doof stellen. Ich glaub, es hackt. Wir gehen jetzt zum nächsten Schalter. Dort sitzt eine ganz relaxte Thai. Sie erklärt uns alles sehr bedächtig und sie wirkt dabei sehr professionell. Schon alleine, dass sie nicht gleich aus ihrem Tresen raus gesprungen ist, als wir die Halle betreten, zeigt, dass sie anders ist.

Endlich haben wir Tickets in den Händen. Müscha und ich sogar eines, was uns von Koh Phi Phi nach Koh Lanta und wieder nach Krabi bringt. Und dabei haben wir sogar gespart. Endlich ist eine erste Hürde mal wieder geschafft.

13.30 Uhr geht unsere Fähre, wir haben also noch gut eine Stunde Zeit. Met, Müscha und ich gehen in ein kleines Café und tauschen uns über die bisherigen Erfahrungen aus und merken, dass wir ganz schön angenervt sind. Diese ganzen Fragen gehen uns tierisch auf den Senkel und wir beschließen, die Thais demnächst ein wenig hopps zu nehmen und auf Fragen mit der gleichen Gegenfrage zu kontern. Und während wir hier so sitzen, kommt auch schon wieder ein Taxifahrer, der uns fragt: „Where you wanna go?“ Ganz gelassen treten wir zum Rückschlag an und fragen: „Wheeeere you wanna go?“ Etwas irritiert guckt er uns an. Hehe, der hat gesessen, denn er verschwindet.

Nachdem wir unsere Getränke weg geschlürft haben, wird es Zeit und wir gehen zum Fährterminal. Klar, wir müssen wieder durch die Menge von Thais, die, wie sollte es anders sein, auf uns verbal einschlagen. Aber ganz schnell sind sie ruhig. Denn auf jede Frage, gibt’s von uns im Chor die gleiche Gegenfrage und ein wenig doof gucken sie jetzt aus der Wäsche. Endlich Ruhe.

Die Fähre sieht okay aus und ich denke wir werden sicher und heil auf der Insel ankommen. Unser Gepäck wird verstaut und wir setzten uns in den Schatten aufs Oberdeck. Jetzt erst merke ich wie fertig ich bin. Ich lehne mich an Müscha und schlafe sofort ein. Ich merke immer wieder wie mein Körper zuckt und ich wache davon auf. Aber die Müdigkeit übermannt mich und die damit verbundene Entspannung tritt ein.

Fast die komplette Fährfahrt habe ich verpennt und als ich jetzt aufwache, haben wir fast Phi Phi erreicht. Schön wie die grün bewachsenen Felsen aus dem Meer ragen. Das sieht schon schön aus. Als ich das Festland erblicke, bin ich etwas schockiert, denn alles sieht etwas verbaut und zusammengewürfelt aus. Hmm...naja, mal schauen, was uns hier erwartet.

Nun kommen wir an und in weniger von ein paar Minuten realisiere ich, dass der Stress erst jetzt richtig losgeht. Denn zusammengefasst, beginnt jetzt der stressigste Teil dieses Tages. Denn schön, dass wir jetzt auf Phi Phi Island sind, ein Zimmer haben wir noch nicht und wir dachten, dass das eigentlich der einfachste Teil dieser Unternehmung sein sollte. Aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt.

So verbringen wir die nächsten 3 Stunden, bei sengender Hitze und 30 Grad im Schatten, Berg auf und Berg ab, ein akzeptables Zimmer, Bungalow oder was auch immer zu finden. Doch das stellt sich als relativ schwierig heraus, denn alle guten Unterkünfte, egal ob günstig oder etwas teurer, sind komplett ausgebucht.

Ich schwitze wie ein Tier und ich frage mich die ganze Zeit, was ich hier eigentlich mache. Sieht so Urlaub aus? Wieder stelle ich mir die Frage, ob ich nicht doch der Pauschaltourist bin und es nicht doch besser gewesen wäre, vorher zu buchen. Aber weil mir das jetzt auch nicht hilft, versuche ich produktive Gedanken zu finden und hoffe, dass mein Stresslevel sich irgendwann an die Situation anpasst und ich ein wenig gelassener werde.

Irgendwann stehen wir vor einem Bungalowgarten, an dem wir schon 3x vorher vorbei gelaufen sind. Eigentlich ist uns der angebotene Preis zu teuer, aber wir sind bedient und haben keine Lust mehr weiter zu suchen. Also gehen wir den Deal ein. Und "teuer" ist vielleicht hier auch relativ. Sagen wir mal so, für thailändische Zimmerpreise, die gewöhnlich bei ca. 200 Baht beginnen, schon. Denn normalerweise bekommt man vor Ort schon Luxus, wenn man ca. 800 Baht (also ungefähr 20 Euro) in die Hand nimmt. Wir bezahlen jetzt 1.600 Baht, das Zimmer ist eigentlich okay, aber trotzdem riecht es und es ist sehr laut. Und über den gewünschten Meeresblick verfügt es natürlich auch nicht. Also kann man da schon sagen, wir sind hier grade die etwas überteuerte Variante eingegangen. Aber egal uns reicht´s einfach mit der Sucherei.

Ich nehme jetzt erst einmal eine Dusche und fühle mich jetzt wieder halbwegs wie ein Mensch. Weil unsere Mägen sich mittlerweile auch bemerkbar machen, hübschen wir uns ein wenig auf und stürzen uns ins Getümmel. Gesagt getan und was wir nun erleben, schockt uns einfach nur.
Die Sonne ist mittlerweile untergegangen und aus den umliegenden Bars ertönt lautstarke Musik. Am Straßenrand kann man Eimerchen mit zusammengestelltem Alkohol kaufen und der Anblick ist für uns doch etwas skurril. Wo sind wir hier? Auf Malle? Denn scheinbar sind hier viele auf das Eimerangebot eingegangen und die Verrückten rennen mit ihren Alkohol gefüllten Eimern durch die Gassen und saugen die Flüssigkeit mit Strohhalmen in sich auf. Was für ein Anblick. Anstelle der Garküchen, die in Bangkok an jeder Ecke zu finden sind, gibt es hier nun Pizza-, Burger und Pancakestände. Na klar, alles schön an die westlichen Partiejunkies angepasst, wie soll´s auch anders sein.

Es ist wirklich schwer was typisch thailändisches zu finden und wenn ist es geschmacklich nicht gerade überzeugend. Denn auch das halbwegs thailändische Essen schmeckt wie bei uns in Europa, da es an den westlichen Gaumen angepasst ist. Kurzum, mir fliegt der Mund nicht mehr weg, denn scharf ist es nicht wirklich. Ach manno!!!

Müscha und ich haben keine Lust uns in ein Restaurant zu setzen. Wir suchen uns also alle Utensilien für ein leckeres Abendessen zusammen. Also gibt’s frisches Obst, ein Kokosdonut und ein paar kleine Hühnchen- und Garnelenspieße für mich. Und Müscha greift auf Grund mangelnder reichhaltiger Thaiküche auf so ein doofes, armseliges Stück Pizza zurück.

Trotzdem ist uns der Trubel hier zu wild. Der Lärm, die Menschenmassen, alles viel zu viel. Also laufen wir wieder in unsere Hütte, ich hol mir noch ein Chiang Bier und wir sitzen auf unserem riesigen Bett und verputzen unsere Errungenschaften. Das Obst und der kleine Kokosdonut sind am leckersten. Tja, die einfachsten Sachen sind eben immer noch die besten. Der Kokosdonut ist ähnlich wie ein Kartoffelpuffer gemacht. Also ein kleiner süßer Kokosraspelpuffer und er hat eine ganz herrliche Konsistenz. Außen eine leichte Kruste, innen saftig und knitschig, und im allgemeinen eine leicht gummihaftöse Konsistenz, was aber hier positiv zu werten ist. Ein kleines Träumchen auf jeden Fall.

Tja und nun liegen wir hier im Bette. Über uns scheppert die AC und so richtig wissen wir nicht, ob uns Thailand gefällt. Wir haben irgendwie etwas anderes erwartet. Enttäuscht von diesem Tag schlafen wir trotzdem erschöpft ein und hoffen, morgen eine bessere Unterkunft in der Frühe finden zu können.


20/01/2012 FREITAG

Neue Runde neues Glück. Zwar haben wir wenig geschlafen, aber trotzdem stehen wir zeitig auf, um ein neues Zimmer für die nächsten Tage zu sichern. Wir wollen auf die andere Seite der Insel. Aus dem Lonely weiß ich schon jetzt, dass das wohl ein beschwerlicher Weg von 45 Minuten Fußmarsch sein soll. Aber wir müssen es wagen, denn schließlich müssen wir jetzt Klinken putzen.

Jetzt ist es 8.00 Uhr und wir laufen los. Egal wen wir fragen, alle halbwegs schönen Unterkünfte sind komplett ausgebucht und die Sache erweist sich als schwieriger als erwartet. Den ersten Teil der Insel haben wir jetzt abgeklappert, die Sonne brennt und der Weg wird immer beschwerlicher. Ich zerfließe schon wieder und das Wasser steht mir bis zum Hals. Nein, eigentlich bin ich ein wandernder Eiswürfel, der gerade dahinschmilzt und wahrscheinlich verneinen einige Ressorts auch die Frage, ob sie noch Zimmer frei hätten, weil sie meinen Anblick nicht ertragen können. Denn ich sehe aus wie ein sträunender zerlauster Hund und demnach nicht wirklich zahlungskräftig.

Nun müssen wir auch noch einen Berg hoch kraxeln und die Infrastruktur ist nicht grade die Beste. Über Wurzeln, steile Hänge, zu steile Treppen und matschige Wege schlagen wir uns durch´s Unterholz und gelangen an den Long Beach von Phi Phi Island. Hier ist´s auf jeden Fall schön lauschig und wir kommen unseren Vorstellungen schon ein Stück näher. Auch hier klappern wir alle Rezeptionen ab. Leider ohne Erfolg, denn auch hier ist alles ausgebucht. Watt ne scheiße.

Tja nun stehen wir hier wie zwei begossenen Pudel, haben keine Unterkunft und der Stressfaktor und unsere Launen sind mittlerweile am Brodeln. Nicht verwunderlich, dass sich da Familie Schmautz auch anzickt und das wiederum auch nicht gerade förderlich für die Gesamtsituation ist.

Nach zweistündigem Gesuche geben wir auf. Der einzige Lichtblick, wir können in der gleichen Anlage unser Zimmer gegen ein noch besseres, aber auch teureres eintauschen. Aber das ist mir mittlerweile echt Wurst, Hauptsache kein Stress.

Das neue Zimmer ist wesentlich heller, ruhiger und es duftig herrlich nach Mädchen. Vom Ambiente ist es niedlich eingerichtet und wir verfügen sogar über einen kleinen Balkon mit Hängematte. Super. Das hätten wir irgendwie auch einfacher haben können, wenn wir gleich einmal nachgefragt hätten. Aber unsere Vorstellung von Thailand ist eben: Strandbungalow, Meerblick, Hängematte, Sonne, bisschen Schatten, fertig. Tja und nun ist eben alles ein wenig anders.

Nachdem wir jetzt ein zweites Mal geduscht haben, laufen wir in die Stadt und kaufen uns Sachen zum Frühstück ein. Die westliche Rühreialternative im Restaurant ist uns zu langweilig und nicht irgendwie nicht authentisch und so sammeln wir wieder alles bei verschiedenen Ständen ein.
Jetzt laufen wir zum Strand, in der Hoffnung ein kleines schattiges Plätzchen zu finden, wo wir essen können.

Nach ein paar Minuten sind wir auch schon vor Ort und das, was hier als Strand bezeichnet wird, ist echt ein Witz. Oder sagen wir mal, zu viele Leute für zu wenig Strand. Müscha entdeckt einen Holzstamm auf dem wir uns niederlassen. Analysierend schweifen meine Augen durch die Gegend. Ich kann nicht glauben wie es hier aussieht. Der Strand ist zugemölt, dreckig und überall liegt Zeug herum. Dazwischen liegen die überbräunten Touristen, den es scheinbar egal ist.

Während wir unsere frischen Mangos schnabullieren, kommen völlig verbrannte Touristen an uns vorbei und ich bin schockiert, wie blöd manche Leute sind. Ich habe fast die Vermutung, dass hier ein Bräunungsbattle stattfindet: „Wer kann am schnellsten braun oder regelrecht schwarz werden oder vielleicht auch, wer bekommt als erstes Hautkrebs?“ In Australien würde man sie dafür auslachen bzw. gleich in eine Nervenheilanstalt stecken.
Darüber hinaus gibt’s dann noch die kleinen Möchtegern Pumper, die sich vermutlich noch extra vor Urlaubsantritt ins Fitnessstudio gestellt haben, um ihren Körper zu stählen. Aufgepumpt und gut durchgeröstet flanieren sie jetzt am Strand, mit dem Versuch die potentielle weibliche Fraktion zu beeindrucken, um später bei einem schönen Alkoholeimerchen zum Zug zu kommen.

Eins steht fest, Müscha und ich müssen hier weg. Leider sind wir einfach noch zu schwach für eine weitere Überfahrt ins Ungewisse, so dass wir hier erst einmal verweilen werden, um irgendwie Energie zu tanken.

Den restlichen Tag verbringen wir mit Nichts tun, abhängen, schlafen, in der Hängematte schaukeln und eine Stunde am Strand liegen. Also sehr relaxt. Vielleicht langweilig, aber für uns sehr entspannend. Zwischendurch schlendern wir durch die Gassen, besorgen uns kleine Snacks und bummeln durch die Geschäfte. In einem Geschäft werde ich fündig und ich suche mir 5 Teile aus. Bin gespannt wie wir das mit dem Feilschen gleich hinbekommen, denn das gehört ja in Thailand eigentlich zum guten Ton.

Im Vorfeld haben wir uns natürlich informiert und Thailandinsider sagen, dass man locker mit dreisten 10-20 Prozent vom eigentlichen Preis beginnen kann. Das Spiel beginnt, doch irgendwie hat der Thai keine Lust auf spielen oder ich war jetzt doch zu dreist. Das Ganze geht ein wenig hin und her, aber auf einen gemeinsamen Nenner kommen wir irgendwie nicht. Maann...! Müscha und ich gehen wieder aus dem Laden. Ich ärgere mich, denn die Kleidchen waren zuckersüß und auch später finde ich sie nicht in weiteren Läden. Wahrscheinlich muss ich mir die Blöße geben und doch wieder zurück.

Jetzt stehen wir an einem weiteren Stand. Diesmal möchte Müscha Flip Flops. Auch hier beginnt das Spiel. Der Thai sagt 300 Baht und Müscha meint 100 Baht. Doch der Thai reagiert nicht einmal mehr und guckt uns gar nicht an. Völlig desinteressiert guckt er durch die Gegend. Wir gehen noch einmal auf ihn ein, aber auch jetzt ignoriert er uns. Okay, dann eben nicht.

Als wir wieder in unserer Hütte sind, recherchieren wir im Internet doch noch einmal. Vielleicht haben wir ja da was mit dem Feilschen falsch verstanden. Dabei stoße ich auf diesen Artikel und wir Kringeln uns vor Lachen:


Mittlerweile ist es Abend und wir hübschen uns ein wenig zum Essensbummel auf. Ähnlich wie gestern ziehen wir durch die Gassen und suchen uns unser Abendessen von verschiedenen Ständen zusammen. An einem Tauchstand treffen wir auf eine Freundin von Müscha, die hier grade auf Phi Phi als Tauchgide arbeitet. Wie lustig, die Welt ist echt ein Dorf. Sie bestätigt uns im Übrigen auch noch einmal, dass das Feilschen auf Phi Phi etwas schwerfällig ist und die Leute nicht wirklich dazu bereit sind. Aha, dann wissen wir ja jetzt Bescheid.

Mit einem frischen Fisch, den wir uns an einem Stand grillen lassen haben, Früchten und einem Kokosdonut geht’s jetzt wieder in unsere bescheidene Hütte. Als wir an dem Laden mit den Kleidchen vorbei kommen, hüpfe ich schnell rein und lass mich auf den, wahrscheinlich für mich, unvorteilhaften Deal ein. Aber die Kleidchen sind einfach zu niedlich.

In unserer Hütte verputzen wir den herrlichen Fisch und auch hier kann ich nur wieder betonen. Die einfachsten Sachen, sind immer wieder die Schönsten. Denn der Fisch schmeckt herrlich und es fehlt uns an nichts. Mittlerweile sind unsere Gemüter ein wenig besser gestimmt, denn wir haben uns mit der Situation abgefunden und versuchen nun das Beste daraus zu machen.


21/01/2012 SAMSTAG

Ein letzter Tag auf Koh Phi Phi. Der Wecker scheppert und wir fallen um 5.45 Uhr aus den Betten. Au backe. Aber angeblich soll der Sonnenaufgang am Viewpoint wohl ganz nett anzusehen sein und so stiefeln wir gegen 6.00 Uhr die 185 Stufen hoch, in der Hoffnung oben mit einem herrlichen Blick über die Insel belohnt zu werden.

Die Straßen sind noch ruhig und es ist schön Phi Phi mal ein bisschen ruhiger erleben zu dürfen. Trotzdem macht es mich nachdenklich und ich bin schockiert über den Zustand der kleinen Insel. Immer wieder liegt Müll herum, Hotel- oder Bungalowanlagen werden kreuz die quer hochgezogen und irgendwie scheint sich keiner um ein wenig Ordnung oder Struktur zu kümmern.

Hauptsache der Rubel rollt. Und ich mache den Thais auch keinen Vorwurf, aber die Regierung müsste sich doch um den Zustand kümmern und einmal darüber nachdenken, wie es hier in 5-10 Jahren aussieht. Nachhaltiger Tourismus sieht anders aus und spätestens in ein paar Jahren ist die Insel einfach tot und wird wahrscheinlich durch eine andere einfach ausgewechselt. Phi Phi versinkt im Müll und wahrscheinlich ragt dann nur noch eine verlassene Müllhalde aus dem Meer.

Der Weg zum Aussichtspunkt ist ganz schön beschwerlich, aber ich genieße die körperliche Betätigung, denn es macht den Kopf frei und ich komme auf andere Gedanken.
Nach einer halben Stunden sind wir oben, doch der erhoffte „Ohhh, ahhh Effekt“ bleibt leider aus. Klar, der Anblick von hier oben ist ganz ansehnlich und erst jetzt bemerke ich wie klein Phi Phi eigentlich ist. Aber 8 Wochen Australien haben unsere Messlatte ganz schon hoch gesetzt und eine gewisse Reizüberflutung kommt mit Sicherheit auch noch hinzu.

Trotzdem genießen wir die Ruhe, die hier oben herrscht und kuscheln uns aneinander. Wenig später kommen ein paar Deutsche, Japaner und ein "typisch" deutscher Tourist. Er hat Schlappen und eine viel zu enge Badehose an. Sein von deutschem Bier geformter Bauch wird von einer obligatorischen Gürteltasche umschmeichelt. Klar ist auch, dass das Goldkettchen hier nicht fehlen darf, das sich an seine viel zu braune ledrige Haut schmiegt.

Müscha und ich nehmen reiß aus und verziehen uns in den Hintergrund. Ich bin immer noch auf der Suche nach einer Gedenktafel für die Tsunamiopfer, werde aber nicht fündig. Auch nachdem ich hier jetzt jeden Stein umgedreht habe, finde ich nichts. Hmm...bin ich blind oder gibt es so etwas hier oben nicht? Anstelle einer Gedenktafel finde ich Tsunami-DVD, die hier zum Kauf angeboten werden und mir wird beim Anblick ganz schlecht. Wie makaber ist das denn?

Sehr nachdenklich machen wir uns wieder an den Abstieg. Ich bin wütend, traurig und verzweifelt zugleich. Mich macht das hier alles nachdenklich und ich kann nicht fassen wie das hier alles abläuft. Ich möchte niemanden verurteilen, aber die Insel scheint mehrere Probleme zu haben, die mit ein wenig Gewissenhaftigkeit gelöst werden könnten. Interessiert das hier wirklich niemanden?

Doch auf Lösungen stoße ich jetzt auch nicht. Eher auf kleine Katzen. Und wie gemein ist das denn? Es ist eine Kittler...eine Katze, die entweder in den Schminktopf gefallen ist und auf seltsame Weise Karneval spielt oder es handelt sich hierbei um Reinkarnation. Auf jeden Fall tut sie mir leid. Sie ist auf Phi Phi Island und dann muss sie auch noch so herum laufen.

Auch wenn mir so vieles durch den Kopf geht, schlafen wir in unserer Hütte noch einmal ein. Erst um 11.00 Uhr hüpfen wir in unsere Badeklamotten und wandern in die "Stadt" los. Zuerst Nahrung sammeln und dann ein paar Stündchen am Strand schlafen.
Für mich gibt’s heute frische Ananas und einen Kokosyoghurt, dazu einen frischen Wassermelonenshake zur Erfrischung. Weil es schon etwas später ist, holt sich Müscha mal wieder ein Stück lumpige Pizza. Am Strand, zu feinstem Entertainmentprogramm, das uns andere Touristen bieten, mümmeln wir unser Essen und feixen uns eins.

Teilweise weiß ich jedoch wirklich nicht, ob ich weinen oder lachen soll. Ich gehe ins Wasser und überall schwimmt Müll und Zeug herum. Der Sand hat auch eine komische Farbe und es riecht. Wenn wir in Australien glasklares Wasser hatten, ist das hier eine echte Plörre. Von einer Skala von 1- 10 hatten wir in Westaustralien eine 10. Das hier ist vielleicht gerade einmal eine 3-4.

Das Schlimme, sicherlich wäre hier locker auch eine 7-8 möglich, aber wenn die dummen Touristen nicht einmal in der Lage sind ihren Müll in Mülleimer zu werfen, dann kann das ja nichts werden. In Australien werden fette Strafen verteilt und vielleicht sollte die so etwas auch einführen. Zack 1000 Baht, wenn man Kippenstummel oder Müll einfach liegen lässt. Die lumpigen 20 Baht für die Müllentsorgung, die man bei Ankunft der Insel bezahlen muss, sind vielleicht ein Anfang, aber sicherlich keine große Hilfe. Und dann einfach alle Preise anheben, damit sich verrückte Teenis sich den "Spaß" hier nicht mehr leisten können und sich verdünnisieren und ihre Orgien woanders veranstalten. Ich weiß, so leicht ist es sicherlich auch nicht, aber irgend etwas muss man doch tun, damit sich die Insel wieder akklimatisieren kann.

Das Sonnenbaden halten Müscha und ich nicht lange aus. Zum einen sind wir es gar nicht mehr gewohnt, stundenlang in der Sonne zu braten, zum anderen ist uns langweilig. Also ziehen wir nach zwei Stunden wieder ab und suchen den Schatten in der Hängematte vor unserer Hütte. Ich schlafe sogar noch einmal tief und fest ein und wache erst zum Abend wieder auf als es schon dunkel ist.

Der letzte Abend auf Koh Phi Phi und wir überlegen, was wir machen könnten. Da wir die letzten Tage immer in unserer Hütte gegessen haben, wollen wir heute mal zum Strand. Ich werfe mir eins von den niedlichen Kleidchen über und male mich ein bisschen an. Ich freue mich total, mich ein wenig mehr als sonst aufzuhübschen und ich find´s immer wieder klasse, ein Mädchen zu sein.

Auch heute versuchen wir irgend etwas nettes zum Essen zu finden, doch irgendwie spricht uns noch weniger an und ich bin echt traurig nichts wirklich thailändisches zu finden. Mit zwei Erwachsenenbrausen, ein paar Früchten und zwei Kokosdonuts gehen wir zum Strand, als wir an einer ganz kleinen Bude, die Suppe verkauft, vorbei kommen. Die Frau hinter dem Trog sieht nett aus und ich bestelle mir eine Nudelsuppe.

Auch wenn wir uns nur mit Händen und Füßen verständigen, habe ich wenig später eine "Bastelsuppe" to go in den Händen, die mich gerade mal 30 Baht gekostet hat. Toll. Ich freue mich. Wenn sie so gut schmeckt wie sie aussieht, dann ist das heute das Highlight. Je näher wir jetzt dem Strand kommen, desto lauter wird es und ein wenig verwundert gucken wir uns an. Wir dachten, wir könnten ein lauschiges Plätzchen ergattern.

Ich fass es nicht, jeweils rechts und links voneinander, übertönen sich zwei Openair Bars. Eine lauter als die andere. Da sich der Strand in einer kleinen Bucht befindet, die von steilen Klippen umgeben ist, erledigt die Physik den Rest und die gesamte Insel wird mit dröhnender "Musik" beschallt. Auch wer hier die Deluxe Variante gebucht hat, wird von diesem "Ohrenschmaus" nicht ausgeschlossen. Da bekommt der Begriff "All-inclusive" eine ganz neue Bedeutung.

Nachdem wir uns durch den Mopp von Leuten quetschen, lassen wir uns etwas abgelegen nieder und ich bastele uns die Suppe zusammen. Denn alles ist separat in kleine Tütchen verpackt. Brühe, Nudeln, Scharfzeugdingsbums und Gewürze. Auf der einen Seite total genial, auf der anderen ärger ich mich, schon wieder so viel Müll produziert zu haben. Aber ich glaube, ich sollte das Thema Umwelt erst einmal etwas von mir wegschieben, sonst komme ich gar nicht mehr zum Entspannen.

Auch wenn die Situation sehr konträr ist, genießen wir unseren letzten Abend am Strand und immer mehr kommt in uns so etwas wie Urlaubsstimmung hoch. Danke!!!


22/01/2012 SONNTAG

Während ich schlafe, flitzt Müscha am Morgen zum Hafen, um ein paar Eindrucke mit der Kamera einzufangen. Plötzlich klopft es an der Tür und ich werde völlig aus dem Schlaf gerissen und stehe komplett neben mir. Überfall? Nee, Müscha mit einem total süßem Frühstück. Och wie niedlich er hat uns zwei Mangos, ein Schokocroissant, eine Zimtrolle und zwei Milchkaffee besorgt, die er niedlich mit Blumen auf die Veranda vor unserem Bungalow drapiert hat.

Müscha ist echt der Beste. Auch wenn ich ein bisschen neben der Spur stehe, schlüpfe ich schnell in eine Hose und ein Shirt und geselle mich zu ihm. Hach, so lässt es sich aushalten, besonders, wenn man so verwöhnt wird.

Um 11.00 Uhr müssen wir aus unserem Zimmer auschecken und jetzt wird’s Zeit unsere sieben Sachen wieder in die Rucksäcke zu verstauen und unter die Dusche zu springen.
Kurz nach 10.00 Uhr stehen wir wieder wie zwei Packesel da, verabschieden uns und laufen zum Hafen. Dort empfängt uns schon die Fähre nach Koh Lanta und wir nehmen im Bauch des Schiffs Platz. Wir sind ein wenig überpünktlich, so dass das Schiff noch ganz leer ist.

Aber trotzdem werden wir gleich wieder von irgendwelchen Thais zugetextet, ob wir schon eine Unterkunft haben und schwupps halten wir tausende von Prospekten in den Händen und jeder will uns für sich gewinnen. „Nerv!“ Kann das nicht auch einmal aufhören? Kann das nicht auch einmal entspannt ablaufen, wir waren doch gerade runtergekommen, sollte es jetzt in Runde zwei gehen? Ich ahne schon wieder Schlimmes.

Pünktlich wie die Maurer und ich bin wirklich überrascht, legt das Schiff um 11.30 Uhr ab und wir schippern los. Mittlerweile quetschen sich hier Unmengen von Touristen und ein wildes Gebrabbel herrscht. Ich nehme mir jedoch meine kleine Rechenmaschine und tippe fleißig auf sie ein, um diese Zeilen hier zu schreiben, so dass ich alles andere gut ausblenden kann. Müscha sitzt neben mir oder er geht ab und an auf Wanderschaft, um mit der Kamera ein paar Momentaufnahmen einzufangen.

Nur eine Stunde später erreichen wir das Festland von Koh Lanta und ich bemerke wie mein Stresspegel wieder ansteigt. Sicherlich wird vor Ort schon wieder ein Empfangskomitee aus Taxi- und Tuk Tuk-Fahrern sowieso Hotelanlagenfänger sein. Ich freue mich jetzt schon.

Gleich sind wir da und legen an, da springen die ersten schon von ihren Plätzen, klar, hier will jeder der Erste sein und alle laufen aufgeregt durch die Gegend. Erst ein Machtwort einer Thai beruhigt die Massen und weist darauf hin, dass man erst einmal vom Schiff gehen soll und das Gepäck dann an Land gebracht wird. Naja, die meisten können das nicht wirklich verstehen und laufen kreuz und quer. Müscha und ich setzen uns als letztes in Bewegung. Weil unser Gepäck als erstes verfrachtet wurde, kriegen wir es eh als letztes. Gott sei Dank, denn so liegt es jetzt auf dem anderen Rucksackhaufen oben auf und wir müssen nur noch zuschnappen und nicht wie die anderen danach graben.

Wir stehen in der Eingangshalle und ich sehe den Mopp aus Taxi-und Tuk Tuk-Fahrern schon auf uns lauern. Ehrlich gesagt möchte ich jetzt gerne hier stehen bleiben oder mit einem großen Satz über die Menge springen. Ich mag da nicht raus. Die nehmen mir doch wieder die Luft zum Atmen. Müscha nimmt meine Hand, zieht mich ganz fest an sich und wir wagen den Schritt ins "Freie".

Und dann fallen sie uns an, schnappen regelrecht zu. Sie kommen so nah und fassen mich an, versuchen mich von Müscha wegzuziehen, labern auf mich ein. Halten uns Prospekte vor die Nase, lassen einfach nicht locker. Ich bekomme Beklemmungen und Müscha versucht uns einen Weg aus dem Trubel zu bahnen. Doch gar nicht so einfach. Wie ein Ping Pong Ball wandern wir erst einmal von links nach rechts und wieder zurück bis wir vor einem einsamen Taxifahrer stehen.

Mister Kum guckt uns an und fragt ganz freundlich, ob wir Hilfe brauchen. Dabei wirkt er aber gar nicht aufdringlich und Müscha handelt mit ihm einen Preis aus.
Wir steigen auf die Pritsche seines Wagens und die Fahrt geht los. Auch wenn wir keinen richtigen Plan haben, was mich doch stark verunsichert. Wir fahren mit Mister Kum von einem Hotel zum nächsten. Auch wenn die Lage hier wesentlich entspannter aussieht, die schönen Ressorts sind alle ausgebucht und es dauert eine Stunde bis wir am Klong Nin Beach von Koh Lanta im Nature Beach Resort eine Unterkunft finden.

Zwar ist unser Zimmer wieder nicht mit Meerblick und auch nicht das Gelbe vom Ei, aber für eine Nacht ausreichend, sauber und klimatisiert. Außerdem ist das Personal freundlich und niemand will uns zu irgend etwas überreden.
Mister Kum geben wir ein bisschen mehr Geld als vereinbart, weil er uns ja so nett von A nach B, C, D, F bis nach G gefahren hat.

Ich springe erst einmal unter die Dusche, um mich auf Normaltemperatur zu regeln. Das Ganze war für mich schon wieder viel zu stressig und ich weiß nicht, ob ich mir das noch ein drittes und viertes Mal auf den zwei anderen Inseln antun möchte.

Die Gegend hier ist trotzdem viel entspannter und die Thais sind total höflich und freundlich. Wir haben nicht das Gefühl, dass uns hier einer etwas Böses will. Wir kommen Thailand wahrscheinlich immer näher.
Nach einer kleinen Verschnaufpause schnüren wir unseren Ranzen und tippeln nun los, auf der Suche nach einem schönen Bungalow für die kommenden Tage.

Zwei Stunden rennen wir den Strand ab, um ein Hotel zu finden, dass uns beherbergen möchte. Doch die Anlagen, die uns gefallen, sind restlos ausgebucht. Ach man, wie kann man denn so viel Pech haben? Gibt’s denn sowas? Naja, mittlerweile ist es uns egal. Wir ändern unsere Strategie und sagen uns auf Koh Tao, unserer letzten Insel richtig auf die Kacke zu Hauen und uns dort eine richtig fette Unterkunft im Internet zu suchen.

Für heute werden wir hier auf jeden Fall nicht fündig. Aber es könnte uns schlimmer gehen. Alles kein Problem, im Enddefekt schlafen wir ja nur in den Hütten. Und den Rest der Zeit sind wir unterwegs. Und da unser Zimmer jetzt nur 1000 Baht pro Nacht kostet, können wir in andere Dinge investieren und uns beispielsweise einen Roller mieten und die Gegend unsicher machen.

Mit einem Eis in der Hand trotten wir beide zurück und die Einheimischen sprechen uns an, fragen, ob sie helfen können oder machen ihre Späße mit uns. Koh Lanta gefällt uns, wesentlich entspannter.
Wieder zurück springe ich schon wieder unter die Dusche. Auf Koh Lanta scheint es einige Grad wärmer zu sein und ich klebe schon wieder an meiner Kleidung fest.

Heute Abend wollen wir in ein Restaurant gehen und ich werfe mich in mein zweites neues Kleidchen. Während Müscha das Internet nach Unterkünften durchforstet, male ich mir im Gesicht herum, bammel mir ein paar Ohrringe ans Ohr und hübsche mich auf. Noch ein paar hohe Schuhe und die Sache wäre perfekt, leider habe ich aber nur meine Sandalen dabei und die tun´s zur Not auch. Ach das wird fein.

Wie zwei frisch Verliebte (das sind wir ja auch) schlendern wir in ein nicht entferntes Restaurant. An einem Tisch mit Blick auf´s Meer nehmen wir Platz und der Abend klingt bei ein paar Cocktails und einem relativ leckeren Essen aus. Leider ist die Küche auch hier sehr an die Touristen angepasst und ich finde es schade, auf der Karte nicht was passendes zu finden. Trotzdem ist der Abend schön und wir genießen es. Auch, wenn wir schon 10 Wochen unterwegs sind, quatschen wir wie Wasserfälle und man könnte denken, wir hätten uns Jahre nicht gesehen. Müscha und ich sind glücklich.

Das Personal in dem Restaurant ist auch sehr freundlich. Besonders die Bardame hat es mir angetan, denn sie spaßt mit den Gästen rum und strahlt dabei eine positive Energie aus. Sie ist einfach süß in ihrer Art und es ist mir grade peinlich, dass ich nicht einmal Danke oder Guten Tag auf Thailändisch sagen kann. Auweia, das ist sonst gar nicht meine Art.

Relativ spät und mit einem kleinen Schwipps schlendern wir nach Hause und freuen uns auf das, was die nächsten Tage so passieren wird. Denn schlimmer kann´s doch jetzt wirklich nicht mehr kommen.





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