16/01/2012
MONTAG
Der
Flieger setzt auf und mit einem sanftem Hoppsa setzen wir auf
thailändischen Boden auf. Während wir beide gespannt aus den
kleinen Fenstern des Fliegers schauen, fängt alles neben uns herum
schon aufzuspringen und davon zu laufen. Wenn es das halbe Flugzeug
gleichzeitig probiert, wird daraus natürlich nichts und so stehen
die meisten von den "eiligen"
Passagieren natürlich erst einmal wieder in den verstopften Gängen.
Doch allmählich schieben sie sich langsam aus dem Flieger heraus.
Ich für meinen Teil bin etwas nervös. Denn ich bin am Suchen, mal
wieder. Warum auch immer, mein Brillenetui scheint auf Wanderschaft
gegangen zu sein und hat vergessen sich vorher bei mir abzumelden.
Leider ist es nicht pünktlich zur Landung wieder zu mir zurück
gekehrt und etwas traurig muss ich feststellen, mal wieder einen
kleinen Teil von mir in der Weltgeschichte verloren zu haben. Zwar
begrenzt sich das Ganze noch auf ein Springseil, eine Mütze und nun
das Brillenetui, aber irgendwie sind es immer Gegenstände, die ich
eigentlich noch behalten wollte und nicht die, die eh über den
Jordan gegangen wären. Aber was soll´s, es sind ja Gott sei Dank
nur Gegenstände und nicht mein kleiner Müscha beispielsweise.
Müscha,
schon etwas angenervt von meinem Gesuche, und ich stolpern fast als
letztes aus dem Flieger. Ich musste natürlich fast noch unter die
Sitzbank krabbeln, um dann doch festzustellen, dass auch da kein
Brillenetui zu finden ist. Anstatt es einfach dabei zu belassen,
kitzel ich die Geduld des armen Müschas dann wohl doch manchmal
etwas heraus. Er hat´s schon nicht einfach mit mir als
Verbummellieschen.
So
und dann heißt es Bangkok Rules und wir stehen im Flughafengebäude.
Alles ist neu und sehr modern und groß. Schon alleine die Strecke zu
unserem Gepäck dauert eine halbe Ewigkeit und ich bemerke, dass es
sich bei den angegebenen 500 Metern, um "wirkliche" und
nicht australische 500 Meter handelt. Und die sind schon etwas
länger. Gar nicht mehr gewöhnt.
Zuerst
müssen wir durch die Gesichtskontrolle, die natürlich ohne Probleme
von statten geht. Während Familie Schmautz noch etwas
orientierungslos durch die Gegend schaut, wandern unsere dicken
Rucksäcke schon die zweite Runde am Gepäckband entlang. Müscha
entdeckt sie als erstes, während ich uns einen Trolley besorge.
Tja
und nun stehen wir da. Jeder einen Trolley vor sich und etwas
unsicher, was nun als nächstes passiert.
Schon
als wir aus dem Sicherheitsbereich rausrollen, stürzen sich die
Taxifahrer, Touristenfänger und sonst irgendwelche Leute auf uns und
versuchen uns irgendetwas anzudrehen, aufzuquatschen oder uns in ihre
Taxis zu lotsen. Doch nicht mit uns. Wir wissen Bescheid und gehen zu
einem Stand, wo Taxis mit Taxametern angeboten werden, so genannte
Taximeter, die vom Staat kontrolliert werden, so dass kein
Schindluder, wie in der Vergangenheit, betrieben werden kann.
Früher
wurden einige Touristen schon einmal irgendwo in der Pampa entlassen
oder gänzlich ausgeraubt. Um einen gewissen Schutz gewährleisten zu
können, hat der Staat dann die Kontrollfunktion mit den Taxametern
eingeführt. Natürlich gibt es diese Taxi-Mafia noch immer, aber
Dank vorherigen Recherchierens wussten Müscha und ich Bescheid.
Denn
eins sollte man wissen, wenn man nach Thailand kommt. Die Leute
versuchen, wo sie können, dir das Geld aus der Tasche zu ziehen.
Selbst, wenn man denkt, sie wollen einem nur was Gutes tun und
beiläufigen helfen, sind es oft Touristenfänger, die dich abpassen
und schwupps landest du im nächsten Reisebüro und zahlst das
Doppelte für ein Zugticket oder ein Hotel.
Ich
will sie nicht verurteilen oder alle über einen Kamm scheren. Nein,
letztendlich sind es gute Geschäftsleute, die ihr Handwerk verstehen
und auch nur das Beste aus dem Tourismus für sich heraus holen
wollen. Nur müssen Menschen wie ich, die ein erhöhtes
Sozialverhalten an den Tag legen und davon ausgehen, dass der andere
handelt wie man selbst, stark umdenken. Und das fällt schwer.
Wir
gehen also zu den Taxischaltern und bekommen einen Wisch von einer
Dame und werden einem Fahrer zugewiesen. Laut der Dame soll die Fahrt
450 Baht kosten. Okay, dann mal los. Schon als wir im Taxi sitzen,
will der Fahrer 70 Baht von uns für die Mautgebühren haben. Doch
Müscha bleibt hart und meint, er bekäme Geld von uns, wenn wir am
Hotel sind. Der Taxifahrer versucht es noch zwei weitere Male. Müscha
bleibt standhaft und ich bin etwas irritiert und verunsichert. Auf
der einen Seite möchte ich die Leute mit Respekt behandeln, auf der
anderen Seite möchte ich mich aber auch nicht wie eine
Weihnachtsgans ausnehmen und verarschen lassen. Ich habe ein
komisches Gefühl.
Kurzweilig,
weil die Fahrt so lange dauert, habe ich sogar Angst, der Taxifahrer
schmeißt uns gleich irgendwo raus, weil wir ihm das Geld nicht
gegeben haben. Aber ruhig Blut. Ca. eine halbe Stunde später stehen
wir vor unserem Hotel und der Taxifahrer lässt uns samt Gepäck
raus. Bezahlt werden 450 Baht und er steckt sich noch 10 Baht Tipp
ein. Das ist okay. Das erste Mal verstehe ich wie der Hase läuft und
denke mir, was ein gerissenes Kerlchen. Wäre Müscha nicht so hart
geblieben, hätte er uns doch glatt weitere 70 Baht aus dem Kreuz
geleihert.
Etwas
verblüfft, aber auch schockiert über diese Gerissenheit des
Taxifahrers betreten wir unser Hotel. Es ist nichts besonderes, hat
keinen Pool oder umfangreichen Luxus. Aber für eine Spontanbuchung
kurz vor Pfiff besser als okay. Unser Zimmer ist gemütlich, hat eine
große Dusche, ein großes Bett mit himmelweißen Laken und lädt zum
Schlafen ein. Ja Schlafen wäre jetzt schön, schließlich kommen wir
ja aus der Zukunft und würden schon längst an der Matratze horchen.
Das Bett ist nicht nur schneeweiß, sondern zu unserer Entzückung
auch sehr hart. Also angenehm hart, so dass sich unsere Rücken
freuen und entspannt in die Federn sinken.
Nachdem
wir uns ein wenig einrichten und dabei schon merken, wie viel Mist
wir eigentlich rumschleppen, gehen wir viel zu spät ins Bett und
schlafen sehr schnell und fest ein.
17/01/2012
DIENSTAG
Relativ
zeitig wachen wir heute morgen auf. Auch wenn wir nur einen
Zeitunterschied von 4 Stunden überwunden haben und zurück in die
Vergangenheit geflogen sind, unsere Körper scheinen noch an den
australischen Rhythmus gewöhnt zu sein. So schliefen wir gestern
bzw. heute morgen erst gegen 2.00 Uhr morgens ein, also zu einer
Zeit, wo wir eigentlich in Australien schon fast wieder aufstanden.
Da
ist es klar, dass wir schon gegen 6.00 Uhr wieder die Äuglein
öffnen. Trotz weniger Stunden Schlaf fühle ich mich fit und
entschließe mich auf´s Dach zu steigen, um den Fitnessbereich des
Hotels auszutesten. Sicherlich kann dieser mit einem Strand und
Meerblick nicht mithalten, aber besser als nichts. Ich ziehe mir also
meine Sportklamotten an und fahre in den achten Stock des Hotels.
Oben auf der Terrasse schließt sich ein kleiner klimatisierter
Fitnessbereich an.
Ein
Laufband, ein Crosstrainer und ein Fahrrad habe ich nun zur Auswahl
und schwinge ich mich zuerst auf das Laufband, das eine enorme
Geräuschkulisse von sich gibt und ich hoffe, dass sich unter mir
keine Zimmer befinden. Spätestens jetzt wären die Herrschaften da
auf jeden Fall auch wach, bei dem Lärm, den ich hier verursache.
Auch wenn die Geräte nicht auf dem aktuellsten Stand sind, sie tun
ihre Dienste. Außerdem ist die Aussicht von hier oben nicht schlecht
und es sieht toll aus, wie sich die Sonne versucht durch die Wolken
zu schieben, um Bangkok aus seinem Schönheitsschlaf zu holen. Leider
ist es heute etwas bedeckt oder der Smog ist zu dicht, so dass die
Sonne ganz schön kämpfen muss bis sie wirklich zu sehen ist.
Müscha
lauscht währenddessen der Stimme meines Bruder, die aus dem TV Gerät
rausbrabbelt. Das ist echt toll. Meinen Bruder habe ich immer bei
mir, nicht nur im Herzen. Dank Deutsche Welle TV brauche ich nur den
Fernseher anzumachen und auf die Sendung „Euromaxx“ warten und
mit etwas Glück erwische ich die Sendung, die mein Bruder
eingesprochen hat. Cool.
Nachdem
ich mich nun ein wenig aufgefrischt habe, gehen wir jetzt gut gelaunt
zum Frühstück. Da das Frühstück gerade einmal einen Aufpreis von
1,50 Euro ausmachte, buchten wir es im Vorfeld mit dazu. Auch wenn
wir uns davon nicht viel versprachen. Aber wer keine Erwartungen hat,
kann auch nicht enttäuscht werden.
Auch
wenn die Auswahl nicht groß ist, was ich ehrlich gesagt gar nicht so
schlecht finde, ist das Frühstück völlig ausreichend und
übertrifft sogar unsere nicht vorhandenen Erwartungen. Ich starte
mit frischem Obst, einem Minicroissant und einem Kaffee und bin dabei
schon wieder an meinen Tisch zu gehen, da entdecke ich das Curry.
Super, Curry zum Frühstück, das nenne ich doch mal was. Und die
Kombination aus einem guten scharfen Curry und Kaffee kann ich nur
jedem empfehlen. Während der Mund noch sagt: „Au shit, ist das
scharf!“, kipp dir einfach gleich einen Schluck Kaffee hinterher
und der Schmerz verdreifacht sich mindestens. Weil ich scheinbar
etwas rot anlaufe, fragt mich Müscha: „Na isset scharf?“
Schnaufend antworte ich:“Ja, voll, aber total geil!“
Klar,
dass das nach einer weiteren Portion schreit. Während ich mir also
die zweite Portion Curry reinziehe und mich freue wie schön scharf
das ist (und wahrscheinlich ist das die milde Variante), mumpelt
Müscha noch etwas zögerlich an seinen Toastscheiben mit Rührei.
Müscha ist ja jetzt nicht so der scharf Esser, trotzdem motiviere
ich ihn und er probiert jetzt auch mal.
So
stellt jetzt auch Müscha fest, dass ein Curry mit Rumms am Morgen
doch schon was feines ist und holt sich eine eigene Portion. Also
kulinarisch hat mich Thailand schon jetzt überzeugt, schon allein
deswegen, weil es morgens Sachen gibt, die wir als Europäer eher zum
Mittag oder Abend essen. Also wer mir mal ne Freude machen will, lädt
mich einfach mal zu einem Frühstück mit Mittags- oder
Abendbrottisch ein. Ich werd nicht fragen, was das soll und eher
Nachschlag ordern.
Nun
heißt´s aber aufhübschen und ab in die City von Bangkok, um
Zugtickets zu besorgen. Wir setzen nur einen Schritt aus dem Hotel,
da quatschen uns schon wieder Menschen von der Seite an, ob wir nicht
dies oder jenes wollen. Ich vergesse kurzer Hand meine neu gelernten
Prinzipien und Müscha ist zu langsam, um mich zu stoppen, da sitzen
wir auch schon in einem Tuk Tuk und fahren durch die Gassen. Bei
einem Reisebüro lässt man uns jetzt raus und mit einem Wink zur
Tür, werden wir aufgefordert diese zu betreten.
Die
Dame, die uns gegenüber sitzt, scheint ganz nett zu sein. Aber wer
ist das nicht, der an unser Geld will. Sie zeigt uns ein paar Routen
und tippt irgendwas auf ihrem Taschenrechner zusammen. Dabei wirkt
sie etwas unsicher und wir wissen dementsprechend auch nicht, ob wir
auf diese erste Offerte gleich eingehen sollen. Der Taschenrechner
zeigt uns eine Summe von 1.250 Baht für Zugtickets nach Surat Thani
an. Tja, wenn wir jetzt nur wüssten, ob das angemessen ist. Das kam
jetzt doch ein wenig plötzlich.
Ich
versuche uns jetzt aus der Nummer rauszuholen, ohne unhöflich zu
sein und Müscha greift unterstützend ein. So poltern wir nach 5
Minuten schon wieder aus dem Laden heraus und stehen auf der Straße.
Jetzt haben wir also erst einmal eine Hausmarke und können ein wenig
gucken, was da noch rauszuholen ist.
Zwischenzeitlich
haben uns die umliegenden Taxi- und Tuk Tuk-Fahrer entdeckt und
wollen uns chauffieren. Scheinbar riechen die einen
orientierungslosen Touri schon auf einem Kilometer Entfernung und
stehen schon in den Startlöchern zum Angriff, bevor man selbst
überhaupt weiß, was man eigentlich will.
Völlig
orientierungslos irren wir jetzt durch die Straßen und ich für
meinen Teil habe das Gefühl in die falsche Richtung zu laufen. Aber
ich bin ja die Bockwurst also halte ich erst einmal den Mund. Leider
merke ich, dass Müscha auch zur Bockwurst mutiert und fühle mich
grade sehr unsicher. Ich mag es einfach nicht, wenn ich nicht weiß,
was ich tue oder wo es hingeht und ich fühle mich unwohl, wenn ich
das Gefühl habe, Müscha geht’s ähnlich wie mir. Das passiert
zwar nicht all zu oft, dass Müscha die Orientierung verliert, aber
jetzt gerade merke ich, dass er auch ein wenig verzweifelt nach
Orientierungspunkten sucht und nicht fündig wird. Ich fühle mich
grade einfach nicht beschützt.
Die
nächsten 15 Minuten sind schrecklich für mich. Überall stehen
Stände, von allen Seiten strömen Gerüche in unsere Nasen und
teilweise wird mir schlecht. Und dann die Menschen, sie erdrücken
mich fast. Und jeder bietet uns seinen Quatsch an. Jetzt sind es
nicht nur die Taxi- und Tuk Tuk-Fahrer, jetzt kommen die Händler
dazu. Scheiße, ich will weg. Und kaum halten wir an, um einen
kleinen Blick auf unsere Karte zu werfen, kommen sie immer dichter.
Jetzt
flüchten wir in eine Apotheke. Puh, hier drinnen können wir erst
einmal verschnaufen. Die Mädels, die hier arbeiten gucken uns nur
ungläubig an und als Müscha dann auch noch fragt, ob sie uns auf
der Karte zeigen können, wo wir uns befinden, sind sie gänzlich
überfordert. Naja, gut, dass die auch keinen Plan haben. Egal, wir
können wenigstens mal kurz Luft holen.
Wieder
auf der Straße laufen wir einfach los. Anhalten bringt nichts, da
wir dann wieder gleich zugetextet werden. Ich fühle mich immer
unwohler und kann meine angestauten Gefühle kaum noch verbergen. An
einer Zugstation bekommen wir endlich eine Orientierung und wissen,
wo wir uns befinden. Leider waren wir wirklich in die falsche
Richtung gelaufen. Aber halb so wild.
Während
wir uns einen Plan schmieden, wie wir jetzt zum Hauptbahnhof Bangkoks
kommen, quatscht uns ein sehr hilfsbereiter Mann an. Sehr
verständnisvoll geht er auf uns ein und weist uns den Weg zu einem
erneutem Reisebüro. Grad will ich schon mit ihm mitlaufen, da hält
mich Müscha zurück und meint: „Komm, wir wollten doch zum
Bahnhof!“ Hmm, stimmt, aber der Mann ist doch nett. Jetzt stehen
wir auf der einen Seite und der Mann winkt zu uns von der anderen und
wir wissen nicht, was passiert.
Ich
schaue Müscha an und frage, was wir jetzt machen sollen, doch er
antwortet nicht. Müscha ist genauso hilflos wie ich und irritiert
zugleich. So reiße ich mich los und renne dem Mann hinterher. Was
soll schon passieren, und eine weitere Meinung kann nicht schaden.
Der Mann und ich stehen nun vor einem weiteren Reisebüro. Müscha
steht wenige Minuten später neben mir und guckt mich etwas schräg
von der Seite an. Ich weiß ganz genau, was er denkt, ich hätte
nicht einfach davon laufen sollen, aber ich fand´s grad besser als
rumstehen und nichts tun.
Wir
gehen in das Büro und es sieht fast wie eine ganz normale
Touristeninformation aus. Soweit so gut. Wir schildern dem Menschen,
der da vor uns sitzt unsere Wünsche und er holt einen Zettel raus.
Sachlich und ziemlich professionell macht er uns klar, dass derzeit
Hochsaison herrscht und Zugtickets Wochen im Voraus gebucht werden
müssten. Die Wahrscheinlichkeit jetzt noch Plätze zu bekommen, sei
relativ gering. Müscha und ich gucken uns etwas verwundert an. Was
soll das denn jetzt? Die Tante eben hatte davon aber nix gesagt.
Merkwürdig.
Das
kleine Männchen vor uns, holt nun etwas weiter aus. Müscha und ich
hilft das nicht viel, denn so richtig glauben wir dem Typen nicht,
was er da sagt, auch wenn er meint, er hätte 10 Jahre Erfahrung.
Doch er ist gut. Mit dem Spruch: „Wisst ihr Kinder, jedes Jahr
kommen Leute nach Thailand und sie glauben, sie könnten hier her
kommen und "mal" schnell von A nach B kommen. Dem ist aber
nicht so.“ Die Falle schnappt zu, er hat unsere Schwachstelle
getroffen. Doof gucken wir uns beide an. Wie sollten wir denn sonst
in den Süden kommen, etwa mit dem Bus? Davon hatten uns alle
abgeraten.
Doch
genau das wird uns jetzt zu einem sensationellen Preis von 1.400 Baht
pro Person, sei hier bemerkt, angeboten. Denn seine Ausführungen
gehen jetzt in Runde zwei. Nicht nur, dass Zugtickets nicht mehr
vorhanden seien. Nein, diese wären jetzt auch um das doppelte im
Preis gestiegen. Ähnlich bei Flug- und Bustickets. Scheinbar merkt
der Typ wie skeptisch wir sind und er ruft vor unseren Augen irgend
eine Auskunft an, die ihm angeblich bestätigt, dass Zugtickets nicht
mehr vorhanden seien. Damit wir ihm glauben, zeigt er uns jetzt die
offizielle Nummer der thailändischen Bahn auf dem Telefondisplay.
Doch
Müscha und ich sind ja studierte Leute und zudem nicht auf den Kopf
gefallen. Wir gucken uns also an, ich stimme die Rückzugsmelodie an
und Müscha steigt an der richtigen Stelle ganz hervorragend ein und
wir verfrachten uns unbeschadet aus dem Laden.
Jetzt
hatten wir eventuell ein Problem, wenn das stimmt, was das Männchen
da von sich gab. Oder wir hatten einfach nur zwei Meinungen. Wir
mussten nur noch die Wahrheit herausfinden. Und wie macht man das am
besten? Genau, man spricht sich ab und kehrt auf den eigentlichen Weg
samt Plan zurück.
Vor
dem Bahnhof, vor dem ich Müscha vor 5 Minuten weggelaufen war,
standen wir jetzt wieder. Weil ich mich jetzt noch hilfloser als
vorher fühle, schildere ich Müscha meine Situation und mache ihm
klar, dass ich mich grade ganz und gar nicht von ihm beschützt
fühle. Auch wenn ich schon groß bin und gut alleine zurecht komme.
Jetzt will ich einfach, dass er auf mich aufpasst und den Ton angibt.
Bockwürste wie mich können sonst leicht zerplatzen. Müscha
versteht das und die Sache hätten wir damit geklärt. Schön.
Nun
müssen wir nur noch entscheiden, wie wir zum Hautbahnhof kommen.
Entweder laufen, Taxi oder Bahn. Taxi oder Tuk Tuk fällt aus, damit
würden wir bei dem Verkehr ewig brauchen. Laufen habe ich keine Lust
und ich entscheide mich für die Bahn. Ab jetzt übernimmt Müscha
und gibt den Ton an. Auch, wenn ich keinen Plan habe, was er da grade
macht, stiefel ich ihm brav hinterher und er hält mich fest an der
Hand, damit ich ihm nicht wieder davon laufe. Klar, ich weiß nicht
mal, ob das alles richtig ist, was er da macht, aber es ist mir egal.
Er trifft Entscheidungen für uns beide und das finde ich grade super
toll. Vor allem, weil ich mich dann jetzt auf mich konzentrieren
kann. Denn ich merke, dass die Menschenmassen in mir Unbehagen
auslösen und ich aufpassen muss, nicht gleich durchzudrehen.
Müscha
besorgt uns jetzt Fahrkarten, wir steigen in den Zug, steigen wieder
aus dem Zug, laufen ein Stückchen Straße mit dem Ziel Ubahn. Dort
besorgt uns Müscha wieder zwei Tickets und er steigt mit mir in die
Ubahn zum Hauptbahnhof. Ganz beschützt und sicher kommen wir beide
dort an und mein Puls kommt wieder in Ruhezustand. Auch schon allein,
weil hier keine Menschenseele herum läuft. Komischerweise ist die
Ubahn im Gegensatz zur Straße komplett leer gefegt und wir fragen
uns, wo all die Leute stecken. Aber naja.
Wie
wir jetzt aus dem Bahnhof stolpern, stürmen natürlich gleich wieder
alle auf uns und wollen uns irgendwo hinbuxieren. Man müsste echt
mal sagen, dass man gerne zum Hauptbahnhof möchte, mit Sicherheit
würden die einen nur um den Block fahren, auf der anderen Seite des
Bahnhofs raus lassen, 500 Baht abkassieren und schön für dumm
verkaufen.
Müscha
schwenkt seine Taktik jetzt um und ist überfreundlich zu jedem. So
ziehen wir, allen Hallo-sagend, in den Bahnhof, um hier die Lage nach
Zugtickets zu checken.
Vor
uns reihen sich nun mehrere Schalter auf und die Sache sieht schon
wesentlich professioneller als zuvor aus. Also stellen wir uns an.
Nachdem wir der Dame am Schalter jetzt erklären, was wir vorhaben,
tippt sie auf ihre Tastatur ein und meint, dass sie noch zwei
Bahntickets von Bangkok nach Surat Thani hat. Sogar Plätze zweiter
Klasse mit Ventilator und mit anschließendem Bustransfer nach Krabi
für insgesamt 1.450 Baht. Also völlig okay vom Preis.
Da
wir bar bezahlen müssen und so viel Geld noch nicht beisammen haben,
verschafft uns der Gang zum Geldautomaten ein wenig Bedenkzeit. Auch
wenn alles total seriös wirkt, Müscha und ich sind stark
verunsichert. Denn noch immer hören wir das Männchen aus dem
letzten Laden in unseren Ohren. Wir können nicht glauben, was die
uns da versuchen, den ganzen Tag weiß zu machen. Was die einem
wirklich für eine Scheiße (sorry, für diese Fäkalsprache, aber so
ist es) erzählen und einem vor allem für dumm verkaufen wollen.
Nachdem
wir beide nun um 20.000 Baht reicher sind, erleichtern wir uns jetzt
mit der Investition in Bahntickets. Juchhu, unserem kleinem Abenteuer
steht damit also nichts mehr im Wege. Alles andere wie die Fähre zur
Insel, Unterkunft und co werden wir vor Ort regeln. Auch wenn mir bei
der Sache ganz schön mulmig ist, wir schaffen das schon. Und da wir
eh noch keinen konkreten Plan haben, ob wir zuerst nach Koh Phi Phi
oder Koh Lanta übersetzen, können wir jetzt eh nichts tun.
Mit
einem etwas entspannterem Gefühl als vorher, fahren wir jetzt wieder
zurück in die Richtung unseres Hotels. Wir wollen noch ein wenig die
Gegend vor Ort erkunden und und uns schon einmal einen kleinen
Überblick der Läden für unseren Einkaufsbummel durch Bangkok
verschaffen, den wir aber ans Ende unserer Reise gepackt haben. Auf
noch mehr Zeug zum Schleppen können wir echt verzichten.
Auch
die Touritour wollen wir erst in den letzten Tagen machen. Also haben
wir keinen Stress und sind guter Dinge und fahren los. Wenig später
kommen wir in "unserem" Viertel an und laufen die
Hauptstraßen entlang. Wieder fängt das Gezerre und Generve an und
ich merke wie der Druck in mir wieder steigt. Bei ein paar kleinen
Einkäufen lernen wir das erste Mal zu Handeln und machen unsere
Sache gar nicht so schlecht. Für einen Steckdosenadapter, der mit 90
Baht angepriesen wird, zahlen wir letztendlich 20 Baht. Ich zahle im
gleichem Atemzug bei einem dämlichen Einwegrasierer in einer
Apotheke voll drauf und merke es jedoch viel zu spät. Naja, sei´s
drum.
Jetzt
laufen wir durch die Läden und die Reizüberflutung wird immer
schlimmer. Hier wird echt alles feil geboten und ich bekomme das
Gefühl, dass ich alles kaufen müsste oder sollte oder vielleicht
gebrauchen könnte und dann wieder doch nicht. Nebenher die Stimmen
der Händler, die auf mich einprasseln und bedrängen. An einer
Kreuzung halten wir kurz inne und ich merke wie der Stresspegel bei
mir grade komplett anschlägt und ich vor Angst auf einmal mitten auf
der Kreuzung stehen bleibe. Jetzt rempeln mich Fahrradfahrer an,
Autos hupen, Müscha ruft, ich blicke starr vor mich hin und bekomme
Herzklopfen. Müscha kommt, nimmt meine Hand, zieht mich von der
Straße und nimmt mich in den Arm.
Ein
wenig Pippi hab ich jetzt schon in den Augen, irgendwie ist mir das
alles zu viel. Das ist kein Urlaub, kein Abenteuer oder Spaß, das
ist der reinste Horror. Müscha versucht mich zu beruhigen und muss
glaube ich ein wenig lachen. Ich guck ihn etwas irritiert an, muss
aber selbst ein wenig Schmunzeln. Denn eigentlich ist die Situation
gleichzeitig auch sehr komisch.
Nachdem
wir jetzt noch durch ein Einkaufszentrum und ein paar kleine Läden
getigert sind, langt es uns und wir verschwinden auf unser
klimatisiertes Hotelzimmer. Vorher haben wir uns noch was zu trinken
und für jeden von uns ein bisschen Obst und Geflügelspieße geholt.
Denn auch wenn wir beide mit dem Land an sich noch nicht warm
geworden sind, das Angebot an Essen ist der Oberhammer und wer hier
zum blöden Burger greift, anstelle des tollen Thaifoods, ist echt
selbst schuld.
Mit
den kleinen Leckereien setzen wir uns auf´s Dach des Hotels und
fahren unseren Puls wieder runter. Ein bisschen besser geht es uns
dabei schon und wir können so ein Gefühl von Urlaubsstimmung
erkennen. Eigentlich kann´s jetzt nur besser werden.
Nach
einer kleinen Verschnaufpause strecken wir am Abend unsere Köpfe
noch einmal vor die Tür. Komischerweise sind die Gassen und Straßen
fast wie leer gefegt und wir haben Mühe noch etwas zu Essen zu
finden. Angenehm ist es trotzdem, denn es herrscht fast ein wenig
Ruhe. Denn von den nervigen Tuk Tuk-Fahrern ist keiner mehr zu
sehen. Leider sind auch die meisten Garküchen verschwunden und so
ist es fast schwer, was leckeres zum Happern zu finden.
Leider
will oder kann uns eine alte Frau mit einer Garküche nicht verstehen
und ein leckeres Essen bleibt uns verwehrt. Es sieht fast so aus, als
ob sie wirklich keine Lust auf uns hat. Pfe. Naja, mit den Farangs,
also den Ausländern, kann man es ja machen. Gleich neben dran ist
ein kleines einfaches Restaurant, was auch ganz gutes Essen anbietet.
Wir bestellen beim Koch persönlich und sitzen ein paar Minuten
später in verschrammelten Plastikstühlen und warten auf unser
Essen.
Ziemlich
schnell steht es vor uns und duftet ganz hervorragend. Für Müscha
gibt’s jetzt Huhn und für mich einfach nur "rattenscharfes"
Gemüse mit Reis. Aber auch wenn es nur Gemüse ist, es schmeckt
fantastisch. Yummi. Müscha und ich sind glücklich. Das Ambiente ist
zwar mittendrin und nicht gerade romantisch, aber es ist authentisch
und während wir essen, können wir dem Koch beim brutzeln zu gucken.
Relativ
spät kommen wir auch heute ins Bett und so machen wir erst gegen
1.30 Uhr die Äuglein zu und schlafen beide tief und fest ein.
18/01/2012
MITTWOCH
Heute
geht´s also mit dem Zug in den Süden. Das schreit doch regelrecht
nach Abenteuer und irgendwie auch nach "Pleiten, Pech und Pannen
– Wenn Schmautzens eine Reise machen!" Na wir werden sehen.
Jetzt
aber erst einmal Frühstücken und stärken, denn schon am Abend
freute ich mich auf das Curry zum Frühstück.
Als
wir jetzt das Buffet inspizieren, fällt uns auf, dass von einem
Curry keine Spur zu sehen ist und dieses durch ein alternatives
Reisgericht mit Cashewnüssen, Rosinen und Gemüse ersetzt wurde.
Schade. Ich probier´s aber trotzdem, denn Nüsse und Rosinen mit
Reis hört sich in meinen Ohren lecker an. Und das ist es auch.
Leider nur nicht so scharf wie das Curry von gestern.
Pappsatt
von frischem Obst und Reis überlegen wir, wie wir den heutigen Tag
gestalten. Unser Zug würde erst 17.35 Uhr lostuckern. Auschecken aus
dem Hotel aber schon um 11.00 Uhr. So müssten wir also noch ein
wenig Zeit tot schlagen. An und für sich überhaupt kein Problem,
aber mit unseren dicken Backpacks doch etwas doof.
Während
ich langsam unsere Sachen zusammen suche, rennt Müscha auf die
Einkaufsstraße vorne, um uns eine kleine Tasche zu besorgen. Die
wollen wir mit all den Sachen beladen, die wir auf unserer Reise
durch Thailand nicht benötigen und am Bahnhof unterstellen.
Gesagt
getan. Enorm wie viel Mist da zusammen kommt und wir beide
erschrecken, wie schwer die Tasche wird. Endlich haben wir jetzt
unsere Sachen verstaut und somit kann die Reise ins Unbekannte
beginnen.
Mit
den schweren Rucksäcken, der Tasche und ich noch mit meinem kleinen
Rucksack machen wir uns jetzt los. Man könnte uns wirklich mit
Packeseln verwechseln.
Klar will man uns vor der Tür gleich wieder ein Tuk Tuk oder ein
Taxi andrehen, aber wir laufen, schließlich können wir den Bahnhof
ja schon sehen und so können wir uns an die Schlepperei schon einmal
kurz gewöhnen.
Natürlich
ist der direkte Weg von grade mal ein paar Metern gesperrt und wir
müssen erst einmal kreuz und quer laufen. Mit einem Hüpfer geht’s
über die Bahnschienen und nach ein paar Metern querfeldein, sind wir
auch schon da. Als wir auf den Fahrstuhl warten, bemerke ich, dass
ich schon wieder schwitze und bildlich davon fließe. Das Tragen ist
eigentlich noch ganz okay, aber das Schwitzen. Wie peinlich. Ich muss
aussehen wie eine dicke triefende Speckschwarte. Bähhh...!
Ich
hab ja mal gehört: „Dicke Schwitzen schneller!“, aber dick bin
ich vielleicht hinter den Ohrläppchen, ansonsten trifft das ja eher
weniger auf mich zu. Aber vielleicht hab ich ja einen dicken
moppsigen Klon in mir und ich neige deswegen dazu, etwas mehr als
andere zu transpirieren. Schön fühlt sich das grade jedenfalls
nicht an, denn die Suppe läuft mir an allen Seiten runter und für
die anderen ist das sicherlich auch kein schöner Anblick.
Jetzt
stehen wir am Bahnsteig und warten auf die Bahn. Gefühlte 1000
Minuten später fährt sie jetzt ein und wir bekommen, dank
Aircondition, eine kleine Abkühlung. Trotzdem drücken die Rucksäcke
und ich frage mich, warum ich eigentlich immer so viel Zeug mit mir
rumschleppe. Aber nun ist´s zu spät.
Kurz
vor dem Zusammenbruch kommen wir endlich am Hauptbahnhof an. Auch gut
so, noch weitere 10 Meter und ich hätte mich wahrscheinlich
aufgelöst. So wie ich schwitze, verflüssigt sich gerade mein
kompletter Körper. Und schwupp die wupp hätte sich Müscha
umgedreht und nur eine kleine Pfütze und der dicke Rucksack wäre
übrig geblieben.
Jetzt
geben wir erst einmal unsere kleine Tasche ab, die mit Sicherheit
auch schon 15 Kilo wiegt. Auch wenn wir gestern einen Preis
ausgehandelt haben, verlangt man jetzt von uns einen ganz anderen
überteuerten und wir fühlen uns mal wieder total verarscht. Auch
gutes Handeln, Hundeblick und ein "Wir
haben nicht mehr Geld"
bringt nichts und wir beiden gehen erst einmal wieder aus dem Laden.
Ziemlich angesäuert über die Situation wissen wir nicht so recht,
was wir jetzt tun sollen. Am liebsten den Koffer einfach irgendwo
stehen lassen oder aus trotz mitschleppen. Aber diese beiden
Varianten sagen uns irgendwie nicht recht zu.
Und
reumütig latsche ich jetzt wieder in die kleine Butze, versuche
natürlich noch einmal auf die Tante einzugehen, die jedoch hart
bleibt und bezahle gezwungenermaßen den vollen Preis von 50 Baht pro
Tag. Na toll! Aber naja, mit gehangen mit gefangen. Wir kurbeln doch
gerne den Konsum an.
Tja
und nun heißt es warten. Wenigstens sind die Bahnhofshallen
klimatisiert und ich komme allmählich wieder auf Normaltemperatur.
Trotzdem fühle ich mich unwohl, denn ich klebe überall und mit
Sicherheit rieche ich auch. Duschen will ich aber auch nicht, denn
auf der einen Seite bin ich faul, auf der anderen Seite bringt´s
wahrscheinlich sowieso nichts.
Die
nächsten 5 Stunden verbringen wir mit Essen, Kaffee trinken, nichts
tun, lesen, Fotos machen und..."Auf die Toilette gehen",
das sich als Highlight herausstellt. Jeder von uns "Muss"
ja irgendwann mal, der eine früher, der andere später. Ich muss
jetzt. Die Toiletten sind nicht weit und ich schleppe meinen
verschwitzten Körper die Treppe runter, gehe durch die Halle des
Bahnhofs und befinde mich nun in der Keramikabteilung. Jetzt bin ich
gespannt, was für Schüsselexemplare ich vorfinde, denn schon die
ganze Zeit warte ich auf den Augenblick, wo nur eine Brause und kein
Toilettenpapier vorhanden ist.
Und
juchuh dieser Moment ist dann wohl jetzt gekommen. Na das kann ja
jetzt lustig werden. Zum einen befindet sich hier natürlich keine
Schüssel, sondern nur ein Loch und ein drum herum liegender
Fußtritt. Dazu gibt’s die "ersehnte" Brause. Weitere
Details erspare ich an dieser Stelle. Nur so viel sei gesagt, man sah
mir mit Sicherheit an, das ich mal "Pipi machen" war. Denn
die Benutzung der Brause stellte sich für mich dann doch ein wenig
schwieriger heraus und ich hätte vielleicht vorher Zielwasser
trinken sollen. Naja, ich wollte ja eh duschen.
Die
Zeit vergeht trotzdem relativ schnell und mittlerweile ist es 17.00
Uhr. Wir nehmen also unser Gepäck und laufen zum Bahnsteig. Unser
Zug, der gar nicht so schlecht aussieht, steht bereits dort.
Schnell
finden wir unsere Wagennummer und steigen ein. So, nun kann also das
Abenteuer beginnen. In einem Wagen der zweiten Klasse nehmen wir
Platz. Noch können wir auf Sitzbänken sitzen und ich bin gespannt,
wie daraus nachher Betten entstehen sollen. Aber wir werden sehen.
Die
Fenster sind geöffnet und ich kann zwei Frauen an einem Obststand
beobachten. Sie schneidet unzähliges frisches Obst zurecht und
verpackt es. Wie sie da so vor sich hin schnippelt, immer wieder ihr
Messer wetzt und alles fein säuberlich zurecht legt, ich könnte ihr
Stundenlang zusehen. Denn irgendwie hat es eine beruhige Art auf
mich. Außerdem bin ich beeindruckend wie penibel sie dabei vorgeht.
Von wegen unhygienisch, wie in einigen Reiseführern vorher gewarnt
wurde. Hier könnten sich einige europäische Restaurants noch eine
Scheibe Sauberkeit abschneiden.
Nun
tuckert die Bahn los und wir "eiern" davon. Brausen kann
man das nicht nennen, denn wir erreichen gerade mal eine
Geschwindigkeit vielleicht von 60 -80 Km/h. Aber lieber langsamer und
sicher, als schnell und unsicher. Außerdem dauert die Fahrt für
gerade einmal 600 Kilometer 12 Stunden, die müssen wir ja
schließlich ausnutzen.
Der
Zug hält immer wieder an und wir holpern durch die Nacht. Es ruckelt
und zuckelt und wir hüpfen auf unseren Sitzen umher. Müscha und ich
freuen uns. Rein ins Abenteuer. Die erste Hürde ist nun genommen.
Kann nur alles besser werden.
Immer
wieder kommen Thais vorbei, die verschiedenes Essen verkaufen. Also
verhungern würden wir hier höchstwahrscheinlich nicht. Alles ist
niedlich portionsgerecht verpackt und eigentlich könnten wir alles
einmal durchprobieren. Wir sind aber noch etwas zögerlich, denn
viele der Dinge können wir nicht identifizieren und so gucken wir
vorerst.
Pünktlich
mit dem Sandmann kommt jetzt so eine Art Schaffner, er scheint für
das "Bettenmachen" verantwortlich zu sein. Gekonnt macht er
aus den unteren Sitzbänken kleine Betten und klappt von oben die
Pritschen aus, so dass auch jeweils oben links und rechts kleine
Betten entstehen. Auf denen werden wir es uns gemütlich machen
dürfen. Ach du meine Nase, das wird lustig und eng.
Die
gebauten Betten sehen wirklich gut aus und ich bin fasziniert wie
schnell der junge Mann ist. Innerhalb von 5 Minuten hat er die 4
Betten unseres Abteils gebastelt und wandert zum nächsten. Jetzt
sehen wir 4 säuberlich gemachte Betten, mit frischen Decken und
Kissen. Unter uns schlafen zwei Thai-Muttis, die uns auffordernd
angucken, nach oben zu klettern. Müscha und ich gucken uns jedoch
noch etwas verunsichert an und die beiden müssen über uns lachen.
Ich
mache jetzt den Anfang und krabbel auf der Leiter nach oben. Meinen
kleinen Rucksack mit meinen Wertsachen nehme ich mit. Und wie ich
jetzt feststelle, so klein ist das hier gar nicht. Im Gegenteil, es
ist fast ein wenig wie Klassenfahrt. Nun liegen Müscha und ich auf
den oberen Betten und wir freuen uns wie zwei kleine Kinder.
Irgendwie ist das alles aufregend und macht wieder Spaß. Cool!!!
Auch
wenn wir anstelle der versprochenen Aircondition nur einen
ohrenbetäubenden Ventilator über unseren Köpfen herum zu sausen
haben, irgendwie ist es lustig. Müscha macht auch schon bald die
Äuglein zu, während ich noch an meinem Tagebuch schreibe. Außerdem
glaube ich noch nicht so recht daran, dass ich schlafen werde, denn
jetzt merke ich wieder wie sehr ich klebe. Aber die Müdigkeit siegt
und auch ich schlafe irgendwann total erschöpft ein.
19/01/2012
DONNERSTAG
Good
morning Thailand. Kurz vor 5.00 Uhr morgens wachen Müscha und ich
von den ersten "Essensanbietern" auf. Alle Nase lang drehen
sie schon wieder ihre Runde durch unseren Wagon und bieten uns
Kaffee, Snacks, Obst und undefinierbares Zeug an. Auf der einen Seite
toll, auf der anderen denke ich mir, dass sie ja auch eine Stunde
später damit anfangen hätten können.
Nicht
wenig später hält der Zug und ich habe Angst wir könnten unseren
Halt verpassen. Ich bin schon wieder total aufgeregt, denn ich kann
nicht nach draußen gucken, um so zu erfahren, ob es auch der
richtige Bahnhof ist. Die Fenster sind leider noch durch die gebauten
Betten versperrt. Doch "Bettenboy" ist schon im Anmarsch
und bringt die ersten Abteile wieder in ihren Originalzustand. Auch
dabei ist er schnell und akkurat. Toll!
Mensch
werde ich grade nervös. Wie kann man denn nur so eine Angst haben?
"Bettenboy" meint jetzt zu uns, dass wir in Surat Thani in
20 Minuten sein werden und ich kann mich ein wenig beruhigen. Tja und
dann geht alles recht zügig. Der Zug hält, von irgendwoher brüllt
jemand immer wieder Surat Thani Surat Thani und wir schnappen unser
Zeug und stolpern aus dem Zug.
Gleich
werden wir von irgend einmal Thai in Empfang genommen, der wissen
will, wo wir hin wollen. Und etwas verunsichert sagen wir was von
Krabi. Zack schubbst er uns sanft in eine Richtung und meint, wir
müssen warten. Wir sehen sicherlich etwas dusselig aus, aber wir
machen was der Thai sagt und gehen zu einer gegenüberliegenden
Bushaltestelle. Naja, jedenfalls sieht das so aus.
Dort
stellen wir unsere Sachen ab und Müscha stellt fest, dass mein
Shampoo ausgelaufen ist und die nächste halbe Stunde habe ich
Beschäftigung und versuche meinen großen Rucksack von Shampoo zu
befreien. Natürlich ist nicht nur ein bisschen ausgelaufen, sondern
die gesamte Füllmenge befindet sich jetzt in meinem Rucksack, der
jetzt wohlduftend nach meinem Shampoo riecht. Naja, so kann man ja
auch Ballast verlieren.
Um
7.00 Uhr knattert unser Bus vor. Hatten wir nicht einen mit
Aircondition bestellt? Der sah alles andere als danach aus. Hmm...!??
Jetzt brüllen wieder Thais von allen Seiten Krabi? Krabi? Krabi? Wir
nehmen unser Gepäck und laufen zum Bus. Dort bekommen wir einen
Aufkleber auf unsere T-shirts verpasst und wir steigen etwas
verunsichert in den Bus. Zum einen bin ich mir grade nicht sicher, ob
wir wirklich einsteigen sollten, zum anderen, habe ich ein wenig
Angst um unser Gepäck. Denn das ist jetzt im Bauch des Busses
gelandet.
Auch
wenn der Bus nur noch von Farbe und Rost zusammengehalten wird, er
verfügt über eine funktionierende Aircondition (AC). Der Rest ist
ziemlich unansehnlich und irgendwie sträube ich mich ein wenig
davor, mich auf die Stühle zu setzen. Denn alles andere ist hier
ganz schön abgeranzt, abgenutzt, schmutzig und unansehnlich. Ich bin
echt nicht aus Zucker, aber das kostet mich doch ein wenig
Überwindung. Und wenn ich mir Müscha so angucke, scheint´s dem
nicht viel besser zu gehen. Geteiltes Leid ist halbes Leid.
Rost
und Farbe scheinen eine gute Symbiose zu bilden und komischerweise
hört sich der Bus für seinen Zustand gar nicht so schlimm an. Kann
man nur hoffen, dass die Bremsen funktionieren.
In
diesem Moment frage ich mich mal wieder:“Was machen wir hier
eigentlich? Hätten wir nicht einfach auch mal auf Pauschalurlaub
machen können? Lohnt sich das alles?“ Naja, wir werden sehen. Bis
jetzt ist ja alles gut verlaufen und sogar unsere Anschlüsse mit Zug
und Bus haben super geklappt. Während ich mir schon wieder die
nächsten Gedanken über die Auswahl der ersten Insel mache, schlafe
ich irgendwie ein und bin erst einmal für die nächsten 20 Minuten
ausgeknockt.
Jetzt
halten wir wieder und ich werde aus meinem Traum gerissen. „Was
denn nun? Sind wir etwa schon da?“, murmel ich Müscha voll, aber
auch der weiß nicht Bescheid. Er berichtet mir nur, dass er vorhin
Schilder mit dem Pfeil nach Krabi gesehen hätte und wir in eine ganz
andere Richtung gefahren wären. „Aha, super!“, denke ich mir und
ich merke, dass mein Puls wieder nach oben schnallt. Sollte ich hier
an einem frühzeitigen Herzkasper zugrunde gehen, wäre dies nicht
verwunderlich.
Zum
Wundern bekomme ich jedoch keine Zeit, denn jetzt kommt eine kleine
Thai, die unsere Tickets haben will. Wir diskutieren ein wenig mit
ihr, weil sie uns nicht verständlich machen kann, wo wir eigentlich
sind und warum wir aus dem Bus müssen. Eine weitere in rosa
gekleidete Thai kommt dazu. Sie meint, der Bus mache nur einen
kleinen Zwischenstopp und wir können ruhig für einen Kaffee
aussteigen. Sie nimmt uns unsere Tickets ab. Seltsamerweise auch das
für den Transfer vom Bus zur Fähre. Auch wenn wir protestieren,
verschwindet es in ihrer Tasche und wir beide steigen verunsichert,
hilflos und sauer aus dem Bus.
Langsam
habe ich echt die Schnauze voll. Respekt hin oder her, aber gleich
gibt’s hier echt Fratzengeballer, wenn die uns weiter so dumm
kommen wollen.
Der
Bus fährt natürlich nicht gleich weiter und wir sitzen in einer Art
Zwischenlager für Touristen fest.
Auch
wenn Müscha und ich das Rauchen in den letzten Wochen fast komplett
eingeschränkt haben, hole ich mir einen Kaffee und zünde mir eine
Zigarette an.
Ich
kann´s echt nicht glauben. Ich sitze in...ja keine Ahnung, wo wir
eigentlich sind...fest. Um mich herum streunern Katzen, überall
liegt Müll und alte Gegenstände und es riecht komisch. Wir beide
haben keine Ahnung, was hier abläuft, aber scheinbar werden hier
alle Klischees erfüllt, von denen ich vorher gelesen habe und es
scheint sich hier um ein Touristen-Logistikzentrum zu handeln. Ein
Touristen-Umschlageplatz. Denn Touristen werden hier eigentlich nur
wie Ware behandelt, die günstig von A nach B transportiert werden
muss. Und Ware "Krabi Tourist" wird grade zwischengelagert,
weil der Container noch nicht voll genug ist. Wir warten quasi gerade
auf weitere Ware, damit sich die Fahrt auch lohnt.
Betrachte
ich das Ganze aus wirtschaftlichen Aspekten, bemerke ich jetzt, dass
die hier ganz schön clever sind und fange an zu lachen. Also
schlimmer als jetzt kann´s jetzt wirklich nicht mehr kommen und ich
hoffe, wir haben unser Zenit der "Pleiten Pech und Pannen Tour"
erreicht.
1,5
- 2 Stunden später sitzen wir jetzt wieder im Bus Richtung Krabi.
Auch wenn ich völlig verunsichert bin, schlafe ich ein. Ich kann eh
nichts mehr tun und lasse, was immer da jetzt noch kommen mag,
einfach passieren.
Laut
brüllend werden wir aus dem Bus vertrieben und eh wir uns versehen,
rollt der Bus weg. Unser Gepäck hat man uns freundlicherweise auf
einen Haufen geworfen. Vielen Dank!!!
Noch
eh wir uns austauschen können, prallen auf uns die ganzen Fragen der
Thais ein: „Where are you from? Where you wanna go?“ Do you want
a Taxi? Do you already have an accommodation?“
„Mann
scheiße verdammt, nein, ich hab keine Unterkunft, ich weiß auch
nicht wo ich hin will und dein kack Taxi will ich auch nicht“,
brüllt es innerlich in mir und ich möchte am liebsten zerplatzen
vor Wut. Auch als man uns jetzt 50 Baht für den Transfer zur Fähre
abknöpft, denke ich an die blöde Kuh, die uns vor 3 Stunden unsere
Tickets für diesen Transfer abgenommen hat. Schön clever.
Touristen-Mafia. Paah!
Der
Ticketverkäufer will uns gleich wieder ein Fährticket andrehen.
Angeblich viel günstiger als direkt bei der Fährstation und am
liebsten würde ich ihn mir greifen und ihm sagen, dass er jemand
anderen verarschen kann, dass jetzt auch einmal gut ist. Ja, ich
koche innerlich und muss mich echt zusammen reißen, ihm keine
reinzuhauen. Denn ich hab so was von die Schnauze voll.
Neben
uns steht Met, der genauso hilflos drein scheut wie wir. Met ist
grade mal 23 Jahre und aus England. Wir tauschen uns aus und
entscheiden uns dafür, erst einmal zum Fähranleger zu fahren, um
vor Ort Fährtickets zu kaufen. Müscha und ich wissen eh noch nicht,
ob wir nun zuerst nach Koh Lanta oder Koh Phi Phi wollen, so dass wir
jetzt eh keine Entscheidung treffen können.
Wir
landen in einem Pickup-artigen Auto, also Taxi mit Ladefläche, wo
zwei Sitzbänke eingebaut sind. Mit einem Ruck fährt das Auto los
und wir können nur hoffen, dass wir wirklich am Bootsanleger
ankommen.
Ca.
10 Minuten später stoppt die Karre und der Thai schmeißt uns samt
Gepäck vor einer Eingangshalle in Krabi raus. Hoffentlich die
Fährstation.
Sobald
wir aussteigen, prallt es wieder auf uns ein: „Where are you from?
Where you wanna go? Do you have an accommodation? Phi Phi? Lanta?
Ticket? Where are you from? Taxi?“
„Boah,
es knallt gleich. Und wenn du mir noch dichter kommst, dann zeig ich
dir gleich mal, wo ich her komme!“, denke ich mir. Wir drei gucken
uns an und das Maß an Geduld ist langsam echt voll.
Trotzdem
stellen wir fest, dass uns der Typ vorher scheinbar mal eine ehrliche
Auskunft gegeben haben muss, denn die Tickets für die Fähren kosten
alle 400 Baht. Hätten wir beim ihm also 50 Baht gespart. Naja, dass
mal einer ehrlich zu uns ist, kann ja keiner wissen. Wie dem auch
sei, wir müssen uns jetzt entscheiden ein Ticket zu kaufen. Müscha
und ich entscheiden uns für Koh Phi Phi.
Bevor
wir hier jedoch irgendwas kaufen, vergewissern wir uns jetzt erst
einmal, ob wir hier wirklich richtig sind. Denn, wenn das hier ein
Bootsanleger sein soll, dann müsste ja auch irgendwo Wasser zu sehen
sein. Das sehen wir aber nicht. Merkwürdig. Trotzdem deutet alles
darauf hin, dass es sich hierbei um eine Art Terminal, für was auch
immer, handelt und wir drei stiefeln zu den Schaltern.
Kaum
stehen wir vor dem ersten, wird uns ein top Angebot unterbreitet. Ein
Ticket, womit man noch zwei weitere Stopps einlegen kann und das
zeitlich nicht gebunden ist. Und das für gerade mal schlappe 350
Baht. Etwas skeptisch fragen wir nach und die kleine Thai erklärt
uns alles bestimmt fünf mal. Wir gehen den Deal ein, denn er hört
sich gut an. Während ich einen Wisch ausfülle, frage ich
obligatorisch noch einmal nach:“Und wirklich nur 350 Baht?“ Tja
und auf einmal sind es 700 Baht und sie erzählt was völlig anderes.
Wir
drei sind kurz vorm ausrasten und ich muss mich zusammen reißen hier
nicht irgendwem an die Kehle zu springen. Das kann doch wohl nicht
wahr sein?! Diese Dreistigkeit und immer wieder dieses auf Doof
stellen. Ich glaub, es hackt. Wir gehen jetzt zum nächsten Schalter.
Dort sitzt eine ganz relaxte Thai. Sie erklärt uns alles sehr
bedächtig und sie wirkt dabei sehr professionell. Schon alleine,
dass sie nicht gleich aus ihrem Tresen raus gesprungen ist, als wir
die Halle betreten, zeigt, dass sie anders ist.
Endlich
haben wir Tickets in den Händen. Müscha und ich sogar eines, was
uns von Koh Phi Phi nach Koh Lanta und wieder nach Krabi bringt. Und
dabei haben wir sogar gespart. Endlich ist eine erste Hürde mal
wieder geschafft.
13.30
Uhr geht unsere Fähre, wir haben also noch gut eine Stunde Zeit.
Met, Müscha und ich gehen in ein kleines Café und tauschen uns über
die bisherigen Erfahrungen aus und merken, dass wir ganz schön
angenervt sind. Diese ganzen Fragen gehen uns tierisch auf den Senkel
und wir beschließen, die Thais demnächst ein wenig hopps zu nehmen
und auf Fragen mit der gleichen Gegenfrage zu kontern. Und während
wir hier so sitzen, kommt auch schon wieder ein Taxifahrer, der uns
fragt: „Where you wanna go?“ Ganz gelassen treten wir zum
Rückschlag an und fragen: „Wheeeere you wanna go?“ Etwas
irritiert guckt er uns an. Hehe, der hat gesessen, denn er
verschwindet.
Nachdem
wir unsere Getränke weg geschlürft haben, wird es Zeit und wir
gehen zum Fährterminal. Klar, wir müssen wieder durch die Menge von
Thais, die, wie sollte es anders sein, auf uns verbal einschlagen.
Aber ganz schnell sind sie ruhig. Denn auf jede Frage, gibt’s von
uns im Chor die gleiche Gegenfrage und ein wenig doof gucken sie
jetzt aus der Wäsche. Endlich Ruhe.
Die
Fähre sieht okay aus und ich denke wir werden sicher und heil auf
der Insel ankommen. Unser Gepäck wird verstaut und wir setzten uns
in den Schatten aufs Oberdeck. Jetzt erst merke ich wie fertig ich
bin. Ich lehne mich an Müscha und schlafe sofort ein. Ich merke
immer wieder wie mein Körper zuckt und ich wache davon auf. Aber die
Müdigkeit übermannt mich und die damit verbundene Entspannung tritt
ein.
Fast
die komplette Fährfahrt habe ich verpennt und als ich jetzt
aufwache, haben wir fast Phi Phi erreicht. Schön wie die grün
bewachsenen Felsen aus dem Meer ragen. Das sieht schon schön aus.
Als ich das Festland erblicke, bin ich etwas schockiert, denn alles
sieht etwas verbaut und zusammengewürfelt aus. Hmm...naja, mal
schauen, was uns hier erwartet.
Nun
kommen wir an und in weniger von ein paar Minuten realisiere ich,
dass der Stress erst jetzt richtig losgeht. Denn zusammengefasst,
beginnt jetzt der stressigste Teil dieses Tages. Denn schön, dass
wir jetzt auf Phi Phi Island sind, ein Zimmer haben wir noch nicht
und wir dachten, dass das eigentlich der einfachste Teil dieser
Unternehmung sein sollte. Aber erstens kommt es anders und zweitens
als man denkt.
So
verbringen wir die nächsten 3 Stunden, bei sengender Hitze und 30
Grad im Schatten, Berg auf und Berg ab, ein akzeptables Zimmer,
Bungalow oder was auch immer zu finden. Doch das stellt sich als
relativ schwierig heraus, denn alle guten Unterkünfte, egal ob
günstig oder etwas teurer, sind komplett ausgebucht.
Ich
schwitze wie ein Tier und ich frage mich die ganze Zeit, was ich hier
eigentlich mache. Sieht so Urlaub aus? Wieder stelle ich mir die
Frage, ob ich nicht doch der Pauschaltourist bin und es nicht doch
besser gewesen wäre, vorher zu buchen. Aber weil mir das jetzt auch
nicht hilft, versuche ich produktive Gedanken zu finden und hoffe,
dass mein Stresslevel sich irgendwann an die Situation anpasst und
ich ein wenig gelassener werde.
Irgendwann
stehen wir vor einem Bungalowgarten, an dem wir schon 3x vorher
vorbei gelaufen sind. Eigentlich ist uns der angebotene Preis zu
teuer, aber wir sind bedient und haben keine Lust mehr weiter zu
suchen. Also gehen wir den Deal ein. Und "teuer" ist
vielleicht hier auch relativ. Sagen wir mal so, für thailändische
Zimmerpreise, die gewöhnlich bei ca. 200 Baht beginnen, schon. Denn
normalerweise bekommt man vor Ort schon Luxus, wenn man ca. 800 Baht
(also ungefähr 20 Euro) in die Hand nimmt. Wir bezahlen jetzt 1.600
Baht, das Zimmer ist eigentlich okay, aber trotzdem riecht es und es
ist sehr laut. Und über den gewünschten Meeresblick verfügt es
natürlich auch nicht. Also kann man da schon sagen, wir sind hier
grade die etwas überteuerte Variante eingegangen. Aber egal uns
reicht´s einfach mit der Sucherei.
Ich
nehme jetzt erst einmal eine Dusche und fühle mich jetzt wieder
halbwegs wie ein Mensch. Weil unsere Mägen sich mittlerweile auch
bemerkbar machen, hübschen wir uns ein wenig auf und stürzen uns
ins Getümmel. Gesagt getan und was wir nun erleben, schockt uns
einfach nur.
Die
Sonne ist mittlerweile untergegangen und aus den umliegenden Bars
ertönt lautstarke Musik. Am Straßenrand kann man Eimerchen mit
zusammengestelltem Alkohol kaufen und der Anblick ist für uns doch
etwas skurril. Wo sind wir hier? Auf Malle? Denn scheinbar sind hier
viele auf das Eimerangebot eingegangen und die Verrückten rennen mit
ihren Alkohol gefüllten Eimern durch die Gassen und saugen die
Flüssigkeit mit Strohhalmen in sich auf. Was für ein Anblick.
Anstelle der Garküchen, die in Bangkok an jeder Ecke zu finden sind,
gibt es hier nun Pizza-, Burger und Pancakestände. Na klar, alles
schön an die westlichen Partiejunkies angepasst, wie soll´s auch
anders sein.
Es
ist wirklich schwer was typisch thailändisches zu finden und wenn
ist es geschmacklich nicht gerade überzeugend. Denn auch das
halbwegs thailändische Essen schmeckt wie bei uns in Europa, da es
an den westlichen Gaumen angepasst ist. Kurzum, mir fliegt der Mund
nicht mehr weg, denn scharf ist es nicht wirklich. Ach manno!!!
Müscha
und ich haben keine Lust uns in ein Restaurant zu setzen. Wir suchen
uns also alle Utensilien für ein leckeres Abendessen zusammen. Also
gibt’s frisches Obst, ein Kokosdonut und ein paar kleine Hühnchen-
und Garnelenspieße für mich. Und Müscha greift auf Grund
mangelnder reichhaltiger Thaiküche auf so ein doofes, armseliges
Stück Pizza zurück.
Trotzdem
ist uns der Trubel hier zu wild. Der Lärm, die Menschenmassen, alles
viel zu viel. Also laufen wir wieder in unsere Hütte, ich hol mir
noch ein Chiang Bier und wir sitzen auf unserem riesigen Bett und
verputzen unsere Errungenschaften. Das Obst und der kleine Kokosdonut
sind am leckersten. Tja, die einfachsten Sachen sind eben immer noch
die besten. Der Kokosdonut ist ähnlich wie ein Kartoffelpuffer
gemacht. Also ein kleiner süßer Kokosraspelpuffer und er hat eine
ganz herrliche Konsistenz. Außen eine leichte Kruste, innen saftig
und knitschig, und im allgemeinen eine leicht gummihaftöse
Konsistenz, was aber hier positiv zu werten ist. Ein kleines
Träumchen auf jeden Fall.
Tja
und nun liegen wir hier im Bette. Über uns scheppert die AC und so
richtig wissen wir nicht, ob uns Thailand gefällt. Wir haben
irgendwie etwas anderes erwartet. Enttäuscht von diesem Tag schlafen
wir trotzdem erschöpft ein und hoffen, morgen eine bessere
Unterkunft in der Frühe finden zu können.
20/01/2012
FREITAG
Neue
Runde neues Glück. Zwar haben wir wenig geschlafen, aber trotzdem
stehen wir zeitig auf, um ein neues Zimmer für die nächsten Tage zu
sichern. Wir wollen auf die andere Seite der Insel. Aus dem Lonely
weiß ich schon jetzt, dass das wohl ein beschwerlicher Weg von 45
Minuten Fußmarsch sein soll. Aber wir müssen es wagen, denn
schließlich müssen wir jetzt Klinken putzen.
Jetzt
ist es 8.00 Uhr und wir laufen los. Egal wen wir fragen, alle
halbwegs schönen Unterkünfte sind komplett ausgebucht und die Sache
erweist sich als schwieriger als erwartet. Den ersten Teil der Insel
haben wir jetzt abgeklappert, die Sonne brennt und der Weg wird immer
beschwerlicher. Ich zerfließe schon wieder und das Wasser steht mir
bis zum Hals. Nein, eigentlich bin ich ein wandernder Eiswürfel, der
gerade dahinschmilzt und wahrscheinlich verneinen einige Ressorts
auch die Frage, ob sie noch Zimmer frei hätten, weil sie meinen
Anblick nicht ertragen können. Denn ich sehe aus wie ein sträunender
zerlauster Hund und demnach nicht wirklich zahlungskräftig.
Nun
müssen wir auch noch einen Berg hoch kraxeln und die Infrastruktur
ist nicht grade die Beste. Über Wurzeln, steile Hänge, zu steile
Treppen und matschige Wege schlagen wir uns durch´s Unterholz und
gelangen an den Long Beach von Phi Phi Island. Hier ist´s auf jeden
Fall schön lauschig und wir kommen unseren Vorstellungen schon ein
Stück näher. Auch hier klappern wir alle Rezeptionen ab. Leider
ohne Erfolg, denn auch hier ist alles ausgebucht. Watt ne scheiße.
Tja
nun stehen wir hier wie zwei begossenen Pudel, haben keine Unterkunft
und der Stressfaktor und unsere Launen sind mittlerweile am Brodeln.
Nicht verwunderlich, dass sich da Familie Schmautz auch anzickt und
das wiederum auch nicht gerade förderlich für die Gesamtsituation
ist.
Nach
zweistündigem Gesuche geben wir auf. Der einzige Lichtblick, wir
können in der gleichen Anlage unser Zimmer gegen ein noch besseres,
aber auch teureres eintauschen. Aber das ist mir mittlerweile echt
Wurst, Hauptsache kein Stress.
Das
neue Zimmer ist wesentlich heller, ruhiger und es duftig herrlich
nach Mädchen. Vom Ambiente ist es niedlich eingerichtet und wir
verfügen sogar über einen kleinen Balkon mit Hängematte. Super.
Das hätten wir irgendwie auch einfacher haben können, wenn wir
gleich einmal nachgefragt hätten. Aber unsere Vorstellung von
Thailand ist eben: Strandbungalow, Meerblick, Hängematte, Sonne,
bisschen Schatten, fertig. Tja und nun ist eben alles ein wenig
anders.
Nachdem
wir jetzt ein zweites Mal geduscht haben, laufen wir in die Stadt und
kaufen uns Sachen zum Frühstück ein. Die westliche
Rühreialternative im Restaurant ist uns zu langweilig und nicht
irgendwie nicht authentisch und so sammeln wir wieder alles bei
verschiedenen Ständen ein.
Jetzt
laufen wir zum Strand, in der Hoffnung ein kleines schattiges
Plätzchen zu finden, wo wir essen können.
Nach
ein paar Minuten sind wir auch schon vor Ort und das, was hier als
Strand bezeichnet wird, ist echt ein Witz. Oder sagen wir mal, zu
viele Leute für zu wenig Strand. Müscha entdeckt einen Holzstamm
auf dem wir uns niederlassen. Analysierend schweifen meine Augen
durch die Gegend. Ich kann nicht glauben wie es hier aussieht. Der
Strand ist zugemölt, dreckig und überall liegt Zeug herum.
Dazwischen liegen die überbräunten Touristen, den es scheinbar egal
ist.
Während
wir unsere frischen Mangos schnabullieren, kommen völlig verbrannte
Touristen an uns vorbei und ich bin schockiert, wie blöd manche
Leute sind. Ich habe fast die Vermutung, dass hier ein
Bräunungsbattle stattfindet: „Wer kann am schnellsten braun oder
regelrecht schwarz werden oder vielleicht auch, wer bekommt als
erstes Hautkrebs?“ In Australien würde man sie dafür auslachen
bzw. gleich in eine Nervenheilanstalt stecken.
Darüber
hinaus gibt’s dann noch die kleinen Möchtegern Pumper, die sich
vermutlich noch extra vor Urlaubsantritt ins Fitnessstudio gestellt
haben, um ihren Körper zu stählen. Aufgepumpt und gut durchgeröstet
flanieren sie jetzt am Strand, mit dem Versuch die potentielle
weibliche Fraktion zu beeindrucken, um später bei einem schönen
Alkoholeimerchen zum Zug zu kommen.
Eins
steht fest, Müscha und ich müssen hier weg. Leider sind wir einfach
noch zu schwach für eine weitere Überfahrt ins Ungewisse, so dass
wir hier erst einmal verweilen werden, um irgendwie Energie zu
tanken.
Den
restlichen Tag verbringen wir mit Nichts tun, abhängen, schlafen, in
der Hängematte schaukeln und eine Stunde am Strand liegen. Also sehr
relaxt. Vielleicht langweilig, aber für uns sehr entspannend.
Zwischendurch schlendern wir durch die Gassen, besorgen uns kleine
Snacks und bummeln durch die Geschäfte. In einem Geschäft werde ich
fündig und ich suche mir 5 Teile aus. Bin gespannt wie wir das mit
dem Feilschen gleich hinbekommen, denn das gehört ja in Thailand
eigentlich zum guten Ton.
Im
Vorfeld haben wir uns natürlich informiert und Thailandinsider
sagen, dass man locker mit dreisten 10-20 Prozent vom eigentlichen
Preis beginnen kann. Das Spiel beginnt, doch irgendwie hat der Thai
keine Lust auf spielen oder ich war jetzt doch zu dreist. Das Ganze
geht ein wenig hin und her, aber auf einen gemeinsamen Nenner kommen
wir irgendwie nicht. Maann...! Müscha und ich gehen wieder aus dem
Laden. Ich ärgere mich, denn die Kleidchen waren zuckersüß und
auch später finde ich sie nicht in weiteren Läden. Wahrscheinlich
muss ich mir die Blöße geben und doch wieder zurück.
Jetzt
stehen wir an einem weiteren Stand. Diesmal möchte Müscha Flip
Flops. Auch hier beginnt das Spiel. Der Thai sagt 300 Baht und Müscha
meint 100 Baht. Doch der Thai reagiert nicht einmal mehr und guckt
uns gar nicht an. Völlig desinteressiert guckt er durch die Gegend.
Wir gehen noch einmal auf ihn ein, aber auch jetzt ignoriert er uns.
Okay, dann eben nicht.
Als
wir wieder in unserer Hütte sind, recherchieren wir im Internet doch
noch einmal. Vielleicht haben wir ja da was mit dem Feilschen falsch
verstanden. Dabei stoße ich auf diesen Artikel und wir Kringeln uns
vor Lachen:
Mit
einem frischen Fisch, den wir uns an einem Stand grillen lassen
haben, Früchten und einem Kokosdonut geht’s jetzt wieder in unsere
bescheidene Hütte. Als wir an dem Laden mit den Kleidchen vorbei
kommen, hüpfe ich schnell rein und lass mich auf den, wahrscheinlich
für mich, unvorteilhaften Deal ein. Aber die Kleidchen sind einfach
zu niedlich.
In
unserer Hütte verputzen wir den herrlichen Fisch und auch hier kann
ich nur wieder betonen. Die einfachsten Sachen, sind immer wieder die
Schönsten. Denn der Fisch schmeckt herrlich und es fehlt uns an
nichts. Mittlerweile sind unsere Gemüter ein wenig besser gestimmt,
denn wir haben uns mit der Situation abgefunden und versuchen nun das
Beste daraus zu machen.
21/01/2012
SAMSTAG
Ein
letzter Tag auf Koh Phi Phi. Der Wecker scheppert und wir fallen um
5.45 Uhr aus den Betten. Au backe. Aber angeblich soll der
Sonnenaufgang am Viewpoint wohl ganz nett anzusehen sein und so
stiefeln wir gegen 6.00 Uhr die 185 Stufen hoch, in der Hoffnung oben
mit einem herrlichen Blick über die Insel belohnt zu werden.
Die
Straßen sind noch ruhig und es ist schön Phi Phi mal ein bisschen
ruhiger erleben zu dürfen. Trotzdem macht es mich nachdenklich und
ich bin schockiert über den Zustand der kleinen Insel. Immer wieder
liegt Müll herum, Hotel- oder Bungalowanlagen werden kreuz die quer
hochgezogen und irgendwie scheint sich keiner um ein wenig Ordnung
oder Struktur zu kümmern.
Hauptsache
der Rubel rollt. Und ich mache den Thais auch keinen Vorwurf, aber
die Regierung müsste sich doch um den Zustand kümmern und einmal
darüber nachdenken, wie es hier in 5-10 Jahren aussieht.
Nachhaltiger Tourismus sieht anders aus und spätestens in ein paar
Jahren ist die Insel einfach tot und wird wahrscheinlich durch eine
andere einfach ausgewechselt. Phi Phi versinkt im Müll und
wahrscheinlich ragt dann nur noch eine verlassene Müllhalde aus dem
Meer.
Der
Weg zum Aussichtspunkt ist ganz schön beschwerlich, aber ich genieße
die körperliche Betätigung, denn es macht den Kopf frei und ich
komme auf andere Gedanken.
Nach
einer halben Stunden sind wir oben, doch der erhoffte „Ohhh, ahhh
Effekt“ bleibt leider aus. Klar, der Anblick von hier oben ist ganz
ansehnlich und erst jetzt bemerke ich wie klein Phi Phi eigentlich
ist. Aber 8 Wochen Australien haben unsere Messlatte ganz schon hoch
gesetzt und eine gewisse Reizüberflutung kommt mit Sicherheit auch
noch hinzu.
Trotzdem
genießen wir die Ruhe, die hier oben herrscht und kuscheln uns
aneinander. Wenig später kommen ein paar Deutsche, Japaner und ein
"typisch"
deutscher Tourist. Er hat Schlappen und eine viel zu enge Badehose
an. Sein von deutschem Bier geformter Bauch wird von einer
obligatorischen Gürteltasche umschmeichelt. Klar ist auch, dass das
Goldkettchen hier nicht fehlen darf, das sich an seine viel zu braune
ledrige Haut schmiegt.
Müscha
und ich nehmen reiß aus und verziehen uns in den Hintergrund. Ich
bin immer noch auf der Suche nach einer Gedenktafel für die
Tsunamiopfer, werde aber nicht fündig. Auch nachdem ich hier jetzt
jeden Stein umgedreht habe, finde ich nichts. Hmm...bin ich blind
oder gibt es so etwas hier oben nicht? Anstelle einer Gedenktafel
finde ich Tsunami-DVD, die hier zum Kauf angeboten werden und mir
wird beim Anblick ganz schlecht. Wie makaber ist das denn?
Sehr
nachdenklich machen wir uns wieder an den Abstieg. Ich bin wütend,
traurig und verzweifelt zugleich. Mich macht das hier alles
nachdenklich und ich kann nicht fassen wie das hier alles abläuft.
Ich möchte niemanden verurteilen, aber die Insel scheint mehrere
Probleme zu haben, die mit ein wenig Gewissenhaftigkeit gelöst
werden könnten. Interessiert das hier wirklich niemanden?
Doch
auf Lösungen stoße ich jetzt auch nicht. Eher auf kleine Katzen.
Und wie gemein ist das denn? Es ist eine Kittler...eine Katze, die
entweder in den Schminktopf gefallen ist und auf seltsame Weise
Karneval spielt oder es handelt sich hierbei um Reinkarnation. Auf
jeden Fall tut sie mir leid. Sie ist auf Phi Phi Island und dann muss
sie auch noch so herum laufen.
Auch
wenn mir so vieles durch den Kopf geht, schlafen wir in unserer Hütte
noch einmal ein. Erst um 11.00 Uhr hüpfen wir in unsere
Badeklamotten und wandern in die "Stadt" los. Zuerst
Nahrung sammeln und dann ein paar Stündchen am Strand schlafen.
Für
mich gibt’s heute frische Ananas und einen Kokosyoghurt, dazu einen
frischen Wassermelonenshake zur Erfrischung. Weil es schon etwas
später ist, holt sich Müscha mal wieder ein Stück lumpige Pizza.
Am Strand, zu feinstem Entertainmentprogramm, das uns andere
Touristen bieten, mümmeln wir unser Essen und feixen uns eins.
Teilweise
weiß ich jedoch wirklich nicht, ob ich weinen oder lachen soll. Ich
gehe ins Wasser und überall schwimmt Müll und Zeug herum. Der Sand
hat auch eine komische Farbe und es riecht. Wenn wir in Australien
glasklares Wasser hatten, ist das hier eine echte Plörre. Von einer
Skala von 1- 10 hatten wir in Westaustralien eine 10. Das hier ist
vielleicht gerade einmal eine 3-4.
Das
Schlimme, sicherlich wäre hier locker auch eine 7-8 möglich, aber
wenn die dummen Touristen nicht einmal in der Lage sind ihren Müll
in Mülleimer zu werfen, dann kann das ja nichts werden. In
Australien werden fette Strafen verteilt und vielleicht sollte die so
etwas auch einführen. Zack 1000 Baht, wenn man Kippenstummel oder
Müll einfach liegen lässt. Die lumpigen 20 Baht für die
Müllentsorgung, die man bei Ankunft der Insel bezahlen muss, sind
vielleicht ein Anfang, aber sicherlich keine große Hilfe. Und dann
einfach alle Preise anheben, damit sich verrückte Teenis sich den
"Spaß" hier nicht mehr leisten können und sich
verdünnisieren und ihre Orgien woanders veranstalten. Ich weiß, so
leicht ist es sicherlich auch nicht, aber irgend etwas muss man doch
tun, damit sich die Insel wieder akklimatisieren kann.
Das
Sonnenbaden halten Müscha und ich nicht lange aus. Zum einen sind
wir es gar nicht mehr gewohnt, stundenlang in der Sonne zu braten,
zum anderen ist uns langweilig. Also ziehen wir nach zwei Stunden
wieder ab und suchen den Schatten in der Hängematte vor unserer
Hütte. Ich schlafe sogar noch einmal tief und fest ein und wache
erst zum Abend wieder auf als es schon dunkel ist.
Der
letzte Abend auf Koh Phi Phi und wir überlegen, was wir machen
könnten. Da wir die letzten Tage immer in unserer Hütte gegessen
haben, wollen wir heute mal zum Strand. Ich werfe mir eins von den
niedlichen Kleidchen über und male mich ein bisschen an. Ich freue
mich total, mich ein wenig mehr als sonst aufzuhübschen und ich
find´s immer wieder klasse, ein Mädchen zu sein.
Auch
heute versuchen wir irgend etwas nettes zum Essen zu finden, doch
irgendwie spricht uns noch weniger an und ich bin echt traurig nichts
wirklich thailändisches zu finden. Mit zwei Erwachsenenbrausen, ein
paar Früchten und zwei Kokosdonuts gehen wir zum Strand, als wir an
einer ganz kleinen Bude, die Suppe verkauft, vorbei kommen. Die Frau
hinter dem Trog sieht nett aus und ich bestelle mir eine Nudelsuppe.
Auch
wenn wir uns nur mit Händen und Füßen verständigen, habe ich
wenig später eine "Bastelsuppe" to go in den Händen, die
mich gerade mal 30 Baht gekostet hat. Toll. Ich freue mich. Wenn sie
so gut schmeckt wie sie aussieht, dann ist das heute das Highlight.
Je näher wir jetzt dem Strand kommen, desto lauter wird es und ein
wenig verwundert gucken wir uns an. Wir dachten, wir könnten ein
lauschiges Plätzchen ergattern.
Ich
fass es nicht, jeweils rechts und links voneinander, übertönen sich
zwei Openair Bars. Eine lauter als die andere. Da sich der Strand in
einer kleinen Bucht befindet, die von steilen Klippen umgeben ist,
erledigt die Physik den Rest und die gesamte Insel wird mit
dröhnender "Musik" beschallt. Auch wer hier die Deluxe
Variante gebucht hat, wird von diesem "Ohrenschmaus" nicht
ausgeschlossen. Da bekommt der Begriff "All-inclusive" eine
ganz neue Bedeutung.
Nachdem
wir uns durch den Mopp von Leuten quetschen, lassen wir uns etwas
abgelegen nieder und ich bastele uns die Suppe zusammen. Denn alles
ist separat in kleine Tütchen verpackt. Brühe, Nudeln,
Scharfzeugdingsbums und Gewürze. Auf der einen Seite total genial,
auf der anderen ärger ich mich, schon wieder so viel Müll
produziert zu haben. Aber ich glaube, ich sollte das Thema Umwelt
erst einmal etwas von mir wegschieben, sonst komme ich gar nicht mehr
zum Entspannen.
Auch
wenn die Situation sehr konträr ist, genießen wir unseren letzten
Abend am Strand und immer mehr kommt in uns so etwas wie
Urlaubsstimmung hoch. Danke!!!
22/01/2012
SONNTAG
Während
ich schlafe, flitzt Müscha am Morgen zum Hafen, um ein paar
Eindrucke mit der Kamera einzufangen. Plötzlich klopft es an der Tür
und ich werde völlig aus dem Schlaf gerissen und stehe komplett
neben mir. Überfall? Nee, Müscha mit einem total süßem Frühstück.
Och wie niedlich er hat uns zwei Mangos, ein Schokocroissant, eine
Zimtrolle und zwei Milchkaffee besorgt, die er niedlich mit Blumen
auf die Veranda vor unserem Bungalow drapiert hat.
Müscha
ist echt der Beste. Auch wenn ich ein bisschen neben der Spur stehe,
schlüpfe ich schnell in eine Hose und ein Shirt und geselle mich zu
ihm. Hach, so lässt es sich aushalten, besonders, wenn man so
verwöhnt wird.
Um
11.00 Uhr müssen wir aus unserem Zimmer auschecken und jetzt wird’s
Zeit unsere sieben Sachen wieder in die Rucksäcke zu verstauen und
unter die Dusche zu springen.
Kurz
nach 10.00 Uhr stehen wir wieder wie zwei Packesel da, verabschieden
uns und laufen zum Hafen. Dort empfängt uns schon die Fähre nach
Koh Lanta und wir nehmen im Bauch des Schiffs Platz. Wir sind ein
wenig überpünktlich, so dass das Schiff noch ganz leer ist.
Aber
trotzdem werden wir gleich wieder von irgendwelchen Thais zugetextet,
ob wir schon eine Unterkunft haben und schwupps halten wir tausende
von Prospekten in den Händen und jeder will uns für sich gewinnen.
„Nerv!“ Kann das nicht auch einmal aufhören? Kann das nicht auch
einmal entspannt ablaufen, wir waren doch gerade runtergekommen,
sollte es jetzt in Runde zwei gehen? Ich ahne schon wieder Schlimmes.
Pünktlich
wie die Maurer und ich bin wirklich überrascht, legt das Schiff um
11.30 Uhr ab und wir schippern los. Mittlerweile quetschen sich hier
Unmengen von Touristen und ein wildes Gebrabbel herrscht. Ich nehme
mir jedoch meine kleine Rechenmaschine und tippe fleißig auf sie
ein, um diese Zeilen hier zu schreiben, so dass ich alles andere gut
ausblenden kann. Müscha sitzt neben mir oder er geht ab und an auf
Wanderschaft, um mit der Kamera ein paar Momentaufnahmen einzufangen.
Nur
eine Stunde später erreichen wir das Festland von Koh Lanta und ich
bemerke wie mein Stresspegel wieder ansteigt. Sicherlich wird vor Ort
schon wieder ein Empfangskomitee aus Taxi- und Tuk Tuk-Fahrern
sowieso Hotelanlagenfänger sein. Ich freue mich jetzt schon.
Gleich
sind wir da und legen an, da springen die ersten schon von ihren
Plätzen, klar, hier will jeder der Erste sein und alle laufen
aufgeregt durch die Gegend. Erst ein Machtwort einer Thai beruhigt
die Massen und weist darauf hin, dass man erst einmal vom Schiff
gehen soll und das Gepäck dann an Land gebracht wird. Naja, die
meisten können das nicht wirklich verstehen und laufen kreuz und
quer. Müscha und ich setzen uns als letztes in Bewegung. Weil unser
Gepäck als erstes verfrachtet wurde, kriegen wir es eh als letztes.
Gott sei Dank, denn so liegt es jetzt auf dem anderen Rucksackhaufen
oben auf und wir müssen nur noch zuschnappen und nicht wie die
anderen danach graben.
Wir
stehen in der Eingangshalle und ich sehe den Mopp aus Taxi-und Tuk
Tuk-Fahrern schon auf uns lauern. Ehrlich gesagt möchte ich jetzt
gerne hier stehen bleiben oder mit einem großen Satz über die Menge
springen. Ich mag da nicht raus. Die nehmen mir doch wieder die Luft
zum Atmen. Müscha nimmt meine Hand, zieht mich ganz fest an sich und
wir wagen den Schritt ins "Freie".
Und
dann fallen sie uns an, schnappen regelrecht zu. Sie kommen so nah
und fassen mich an, versuchen mich von Müscha wegzuziehen, labern
auf mich ein. Halten uns Prospekte vor die Nase, lassen einfach nicht
locker. Ich bekomme Beklemmungen und Müscha versucht uns einen Weg
aus dem Trubel zu bahnen. Doch gar nicht so einfach. Wie ein Ping
Pong Ball wandern wir erst einmal von links nach rechts und wieder
zurück bis wir vor einem einsamen Taxifahrer stehen.
Mister
Kum guckt uns an und fragt ganz freundlich, ob wir Hilfe brauchen.
Dabei wirkt er aber gar nicht aufdringlich und Müscha handelt mit
ihm einen Preis aus.
Wir
steigen auf die Pritsche seines Wagens und die Fahrt geht los. Auch
wenn wir keinen richtigen Plan haben, was mich doch stark
verunsichert. Wir fahren mit Mister Kum von einem Hotel zum nächsten.
Auch wenn die Lage hier wesentlich entspannter aussieht, die schönen
Ressorts sind alle ausgebucht und es dauert eine Stunde bis wir am
Klong Nin Beach von Koh Lanta im Nature Beach Resort eine Unterkunft
finden.
Zwar
ist unser Zimmer wieder nicht mit Meerblick und auch nicht das Gelbe
vom Ei, aber für eine Nacht ausreichend, sauber und klimatisiert.
Außerdem ist das Personal freundlich und niemand will uns zu irgend
etwas überreden.
Mister
Kum geben wir ein bisschen mehr Geld als vereinbart, weil er uns ja
so nett von A nach B, C, D, F bis nach G gefahren hat.
Ich
springe erst einmal unter die Dusche, um mich auf Normaltemperatur zu
regeln. Das Ganze war für mich schon wieder viel zu stressig und ich
weiß nicht, ob ich mir das noch ein drittes und viertes Mal auf den
zwei anderen Inseln antun möchte.
Die
Gegend hier ist trotzdem viel entspannter und die Thais sind total
höflich und freundlich. Wir haben nicht das Gefühl, dass uns hier
einer etwas Böses will. Wir kommen Thailand wahrscheinlich immer
näher.
Nach
einer kleinen Verschnaufpause schnüren wir unseren Ranzen und
tippeln nun los, auf der Suche nach einem schönen Bungalow für die
kommenden Tage.
Zwei
Stunden rennen wir den Strand ab, um ein Hotel zu finden, dass uns
beherbergen möchte. Doch die Anlagen, die uns gefallen, sind restlos
ausgebucht. Ach man, wie kann man denn so viel Pech haben? Gibt’s
denn sowas? Naja, mittlerweile ist es uns egal. Wir ändern unsere
Strategie und sagen uns auf Koh Tao, unserer letzten Insel richtig
auf die Kacke zu Hauen und uns dort eine richtig fette Unterkunft im
Internet zu suchen.
Für
heute werden wir hier auf jeden Fall nicht fündig. Aber es könnte
uns schlimmer gehen. Alles kein Problem, im Enddefekt schlafen wir ja
nur in den Hütten. Und den Rest der Zeit sind wir unterwegs. Und da
unser Zimmer jetzt nur 1000 Baht pro Nacht kostet, können wir in
andere Dinge investieren und uns beispielsweise einen Roller mieten
und die Gegend unsicher machen.
Mit
einem Eis in der Hand trotten wir beide zurück und die Einheimischen
sprechen uns an, fragen, ob sie helfen können oder machen ihre Späße
mit uns. Koh Lanta gefällt uns, wesentlich entspannter.
Wieder
zurück springe ich schon wieder unter die Dusche. Auf Koh Lanta
scheint es einige Grad wärmer zu sein und ich klebe schon wieder an
meiner Kleidung fest.
Heute
Abend wollen wir in ein Restaurant gehen und ich werfe mich in mein
zweites neues Kleidchen. Während Müscha das Internet nach
Unterkünften durchforstet, male ich mir im Gesicht herum, bammel mir
ein paar Ohrringe ans Ohr und hübsche mich auf. Noch ein paar hohe
Schuhe und die Sache wäre perfekt, leider habe ich aber nur meine
Sandalen dabei und die tun´s zur Not auch. Ach das wird fein.
Wie
zwei frisch Verliebte (das sind wir ja auch) schlendern wir in ein
nicht entferntes Restaurant. An einem Tisch mit Blick auf´s Meer
nehmen wir Platz und der Abend klingt bei ein paar Cocktails und
einem relativ leckeren Essen aus. Leider ist die Küche auch hier
sehr an die Touristen angepasst und ich finde es schade, auf der
Karte nicht was passendes zu finden. Trotzdem ist der Abend schön
und wir genießen es. Auch, wenn wir schon 10 Wochen unterwegs sind,
quatschen wir wie Wasserfälle und man könnte denken, wir hätten
uns Jahre nicht gesehen. Müscha und ich sind glücklich.
Das
Personal in dem Restaurant ist auch sehr freundlich. Besonders die
Bardame hat es mir angetan, denn sie spaßt mit den Gästen rum und
strahlt dabei eine positive Energie aus. Sie ist einfach süß in
ihrer Art und es ist mir grade peinlich, dass ich nicht einmal Danke
oder Guten Tag auf Thailändisch sagen kann. Auweia, das ist sonst
gar nicht meine Art.
Relativ
spät und mit einem kleinen Schwipps schlendern wir nach Hause und
freuen uns auf das, was die nächsten Tage so passieren wird. Denn
schlimmer kann´s doch jetzt wirklich nicht mehr kommen.
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