MONTAG
09/01/2012
Diese
Woche sollte unsere letzte Woche in Australien sein. Und heute stand
ein letzter Ausflug mit unserem Häuschen auf Rädern auf dem
Programm. Klar, dass wir beide da ein wenig traurig waren und ein
nachdenklicher als sonst wirkten.
Relativ
zeitig ließen wir den Tag beginnen und fuhren die letzten 20
Kilometer hoch auf die Spitze des Berges, den wir schon gestern
halbwegs erklommen hatten. Schon auf der Fahrt nach oben wussten wir,
dass sich die Fahrt in den Springbrook National Park definitiv
gelohnt hatte. Denn die Landschaft war hier wunderschön und für
einen letzten Ausflug wie dafür geschaffen.
Nach
einer serpentinenhaltigen Fahrt kamen wir gegen 8.00 Uhr auf der
Spitze des Berges und demnach im Springbrook National Park an. Dort
führten viele Abzweige zu verschiedenen Lookouts mit Wasserfällen.
Zuerst suchten wir uns jedoch erst einmal eine lauschige Picnic Area,
damit wir ein letztes Frühstück zelebrieren konnten.
Gleich
zu Beginn des Parks fanden wir dann auch eine. Es schien als wären
wir die einzigen im Park, denn hier war irgendwie keine
Menschenseele. Nicht, dass wir uns wieder kleine pupsende Asiaten
gewünscht hätten, aber ein wenig unheimlich war es schon. Denn die
Picnic Area schien irgendwie verlassen zu wirken und als ob hier
schon eine Weile keiner mehr gewesen war. Naja, egal.
Wir
zauberten uns jetzt ein schönes Frühstück mit allen Sachen, die
wir so aus unserem Kühl- und Vorratsschrank heraus holen konnten.
Während wir alles vorbereiteten, war hier wirklich nichts von
irgendwelchen anderen Menschen zu hören. Nur der Wind, die nicht
weit entfernten Wasserfälle und die piepsenden Vögel. Ja, und auch
der Elektrovogel gab wieder eins seiner herrlichsten Lieder zum
Besten.
Herrlich,
bei schönstem Vogelgezwischer ließen wir uns also unser Frühstück
schmecken. Auch, wenn wir nicht ganz so großen Hunger hatten als
sonst. Denn wehmütig um´s Herzlein war uns schon und der Appetit
wurde so ein wenig verstimmt. So richtig konnten wir noch gar nicht
glauben, dass jetzt wirklich schon 8 Wochen vorüber waren und wir
Australien nun bald verlassen werden müssen.
Während
jeder von uns beiden in seiner eigenen Welt dahin träumte und wir
beide etwas abwesend durch die Landschaft blickten, röhrten hinter
uns auf einmal Busse. Och nee, was war denn das? Wer störte denn da
beim Trübsal blasen? Na klar!!! Asiaten, die gerade in Bussen
reihenweise vor den nicht entfernten Lookout kutschiert wurden. Gut,
dass wir etwas geschützt von allem saßen, so dass wir weiter
relativ ungestört weiter essen konnten.
Naja,
wäre ja auch zu schön gewesen, wenn wir mal einen Tag ohne Asiaten
verbracht hätten. Während also die Busse auf dem Parkplatz
warteten, bugsierte man die Asiaten schnell zu den Lookouts und
sammelte alle brav einzeln am Parkplatz wieder ein. Vorher durfte
jeder noch einmal auf die Pippibox und die Fahrt ging im
wohltemperierten Bus weiter. Der Bus stand nämlich die ganze Zeit
mit laufendem Motor auf dem Parkplatz. Ein hoch auf den Klimaschutz.
Besonders, wenn man als Unternehmen einen fetten „Eco Tours“
Aufkleber auf der Seite des Busses zu kleben hat. Jaa, finde den
Fehler! Aber egal, scheinbar nehmen die Aussis das hier nicht ganz so
genau. Wie auch mit so anderen Dingen.
Teilweise
haben Müscha und ich das Gefühl, dass die Aussis sich denken:
„Hach, komm, was soll´s: Was nicht passt, wird passend gemacht.
Getreu dem Motto eines auch sehr bekannten Films, den ich nur jedem
ans Herz legen kann "Was
nicht passt, wird passend gemacht" mit Ralf Richter.
Diese
Eigenschaft sich alles irgendwie passend zu legen wie sie es gerade
wollen, scheint auch bei den Längenangaben ganz treffend zu sein.
Denn das mit den Längeneinheiten nehmen die hier irgendwie nicht
wirklich so genau. Besonders in den National Parks fällt immer
wieder auf, dass 100 Meter, schon mal zu 1000 Metern anwachsen können
und keiner weiß warum. Und da ist der kleine akkurate Deutsche
Tourist schon verwundert, wenn auf einem ersten Schild geschrieben
steht: „300 Meter bis zum Lookout“ und nach weiteren 200 Metern
ein Schild kommt mit „300 Meter Lookout“. Da fragt man sich doch,
haben die Ihre Maßbänder bei QVC bestellt oder es wie bei dem
besagten Film gemacht. Nämlich: „Was nicht passt, wird dann eben
passend gemacht!“ Wie auch immer, ganz normal ist das nicht und
führt doch das ein oder andere Mal zur Verwirrung.
Also
ist vielleicht auch mehr Chemiekeule in den Ecotours als man
eigentlich vermutet?! Wie auch immer, der Motor lief, es verpestete
die Luft und störte ungemein. Denn es verschandelte unsere schöne
traurige Atmosphäre. Aber was soll´s, wir mussten uns damit
abfinden. Also aßen wir auf, räumten unser Geschirr in den Camper
und machten uns auch selbst auf zum Lookout. Der natürlich keine 300
Meter, sondern bestimmt 1000 Meter entfernt war.
Aber
egal, ob 300 oder 300.000 Meter, die Aussicht und das schöne
Panorama entschädigte ungemein, für nervige Asiaten und Autobusse
oder sehr ungenaue Meterangaben.
Wir
wanderten vom ersten Lookout noch zu einem weiteren und gingen dann
wieder zum Auto. Der nächste Lookout war ein wenig schwach und wir
sahen außer Nebel eigentlich nicht recht viel. Das angeschlossene
Museum war okay, doch lange blieben wir hier nicht.
Ein
weiterer Lookout war da schon viel besser. Dies hieß es jedoch
wieder, Rucksack und alle sieben Sachen zusammen packen und ein wenig
laufen bzw. spazieren oder wandern. Eigentlich hatte ich für meinen
Teil gar nicht so viel Lust, aber Müscha schaffte es irgendwie mich
zu motivieren und so stiefelten wir beide durch den Busch.
Gut,
dass mich Müscha motiviert hatte, denn es war einfach nur herrlich.
Vorbei an Wasserfällen, die wir eine Dusche aus der Wand liefen,
durch Schluchten und Felswände, entlang an Berghängen und an
Schlangen. Ja genau, Schlangen, um genau zu sein an einem Carpet
Python. Also einem Teppich Python. Da guckt man ja dann doch nicht
schlecht, wenn man da so lang stiefelt und auf einmal so einen
Weggefährten antrifft. Da denkt man, die verpieseln sich alle vom
Hauptpfad, weil es denen eh zu laut ist und dann liegt da so ein
Özedemir als Teppichverkäufer...äh Python herum und guckt dich
ganz verängstigt an.
Erschlagen
machste nicht, weil du grad selbst vor Angst in die Hose gemacht
hast, loslaufen bist du zu starr, weil du grad etwas neben der Spur
stehst. Da bleibt nichts anderes übrig als mit eingeschifften Hosen
mit der Kamera drauf zuhalten und zu hoffen, dass sich die Steifheit
löst und du dann geschwind die Beine in die Hand nimmst und abhaust.
Ja,
wenn einer eine Reise macht, dann kann er was erleben. Und das auf
den letzten Metern. Nicht, dass wir keine Schlangen gesehen hätten.
Aber so dicht und lebendig, war uns dann doch ein wenig viel.
An
einem nicht weit entfernten Wasserfall erholten wir uns erst einmal
von diesem Schreck. Wir beide hatten zwar nicht vergessen, in welchem
Land wir uns eigentlich befanden, aber mit dieser Bekanntschaft
hatten wir nicht gerechnet und wurden so ganz schnell wieder auf den
Boden der Realität geholt.
Auf
dem Rückweg zum Parkplatz liefen wir dementsprechend bedächtig und
besonders aufmerksam den Weg zurück. Eine weitere Begegnung wollten
wir vermeiden und wenn, wenigstens schon vom Weiten gefight sein.
Aber außer ein paar Echsen verirrten sich keine Tiere mehr an den
Wegesrand und wir kamen heil und gesund am Parkplatz wieder an.
Ich
für meinen Teil hatte jetzt genug vom wandern. Müscha war aber
gerade erst in Fahrt gekommen. Also besuchten wir auch alle weiteren
Lookouts, die da noch kamen. Der „Best of all Lookout“ sollte
natürlich alles toppen, dachten wir. Leider war die Sicht am
heutigen Tage etwas schlecht und "The
best" blieb uns verwehrt und wir hatten nur "of all
Lookout". Dementsprechend ein Lookout mit wenig "viel"
geschweigende "best".
Naja,
ein Highlight des Tages reicht ja auch. Und unsere voran gegangene
Wanderschaft zu den Wasserfällen und das kleine Intermezzo mit Herrn
Python hatte ja wohl gereicht. Dementsprechend machten wir uns jetzt
ganz gemächlich auf den Heimweg.
Wir
entschlossen uns durch´s Hinterland an Brisbane ran zu tasten, so
dass wir die Autobahn umfuhren und den weitaus schöneren Weg durch´s
Hinterland einschlugen. Auch wenn wir nicht wirklich wussten, wo wir
eigentlich waren, wir waren Richtung Brisbane und langsam aber sicher
rückte Tag X, der Tag der Camperübergabe näher.
Ca.
75 Kilometer vor Brisbane, in der Nähe von Nerang fanden wir eine
kleine Rest Area, auf der wir unser Nachtlager aufschlugen. Ich
zauberte uns ein kleines Henkersabendbrot und ein wenig bedröppelt
ließen wir uns ziemlich zeitig in die Camperfedern fallen.
DIENSTAG
10/01/2011
Heute
war also der Tag der Abrechnung. Den Fucy an Britz überreichen. Auch
wenn uns unser Ucy 013 immer noch viel lieber war, Fucy hatte uns
auch gute Dienste geleistet und auch von ihm wollten wir uns nicht
wirklich trennen. Aber was mutt, dat mutt!
Wir
rollten relativ zeitig aus den Federn. Der Tag war prall gefüllt und
Familie Schmautz war lange nicht mehr an Zeiten, geschweige denn an
Termine gewöhnt, so dass wir so unsere Anlaufschwierigkeiten hatten.
Gegen
7.00 Uhr rollten wir aus unserem Bett und setzten unseren Fucy in
Bewegung. Erst einmal in eine größere Stadt zu einem McDonalds.
Dort gab´s einen Milchkaffee zum Einstieg des Tages und danach
ging´s ins nächste Einkaufszentrum zum Aldi, um uns für die letzte
Woche mit Nahrungsmitteln eindecken zu können. Für Müscha eine
Fuhre Fleisch, für mich Joghurt, Gemüse und nen Cheesecake, in der
Hoffnung, dass dieser schmecken würde.
Als
wir alles im Auto verstaut hatten, ging´s auf nach Brisbane. Jetzt
lagen gerade einmal 45 Kilometer zwischen uns, dem jetzt und hier und
dem "Ende unserer Reise". So sehr sich alles in uns dagegen
sträubte, wir fuhren los und mit jedem Kilometer kamen wir der Stadt
näher und auch wir begriffen, dass jetzt Schluss war. Unsere
Synapsen erkannten alte Straßen, Häuser und Wege und bald wussten
wir: „Ja, wir sind wieder dort, dort, wo alles 2009 begann, wir
sind in Brisbane.“
Ein
ganz komisches Gefühl stieg in uns auf, doch keiner äußerte sich.
Kenni Ken navigierte uns geradewegs in die 56 Thomas Street in
Kangeroo Point. Müschas altes Zu Hause. Niall, sein alter Vermieter,
stellte uns auch 2,5 Jahre später eine Bleibe zur Verfügung und wir
waren froh in gewohnten Gefilden zu nächtigen.
Als
wir den CBD vor uns aufblinken sahen, verstummten wir beide und es
wurde mucksmäuschen still im Auto. Ich weiß nicht, was Müscha
dachte, ich für meinen Teil, empfand es irgendwie skurril und nicht
echt. Mein Kopf verstand noch nicht richtig, dass Brisbane nicht nur
Freude und Wiedersehen bedeutete, sondern auch Abschied. Zum einen
vom Fucy und zum anderen auf einen baldigen Abschied vom Land. Doch
mein Kopf war leer.
Als
wir in die Thomas Street einbogen, begrüßte uns altbekanntes. Und
das war schon schön. Denn es fühlte sich gut an. Auch wenn uns
Niall nicht in Müschas altem Zimmer einquartierte, sondern in einem
Zimmer des Vorderhauses, war es schön wieder hier zu sein. Ein paar
kleinere Sachen hatten sich verändert, wurden umgestellt oder andere
Leute wohnten jetzt hier. Aber sonst war nahezu alles gleich.
Wir
entrümpelten nun erst einmal den Fucy, um ihn wieder clean und ohne
Müscha und Lane-Überreste an Britz übergeben zu können. Ganze
zwei Stunden dauerte das Prozedere. Aber halb so wild, wir waren ja
auch 8 Wochen mit ihm durch die Gegend gebraust und da sammeln sich
ja dann doch ein paar Dinge an, die man dann meistens am Ende
wegwirft.
Nachdem
wir nun alles von Müscha und Lane befreit hatten, nahm ich erst
einmal eine Dusche und befreite mich vom Schweiß. Brisbane war um
einige Grad wärmer und schwüler, so dass man nur beim Gedanken an
Bewegung ins Schwitzen kam. Puuuhhhhh! Müscha schwang sich auch noch
ins kühle Nass und dann ging´s Richtung Flughafen zu Britz.
Vorher
fuhren wir aber noch ins DFO. Ein Einkaufszentrum, wo man
normalerweise günstige Klamotten ersteigern kann. Heute wurden wir
jedoch nicht fündig. Zum einen lag es wirklich an der Auswahl. Eine
Gesichtsentgleisung nach der anderen. Zum anderen stand der Kurs des
Euros zum Australischen Dollar so schlecht wie noch nie. Die Preise
waren für uns also nicht gerade Schnäppchen. Also ließen wir die
Fummel hängen und sagten uns, dass wir in Thailand schon auf unsere
Kosten kommen würden.
Dann
fuhren wir noch einmal zum Aldi, um uns unsere Henkersmahlzeit zu
besorgen. Wie schon 2009 gab´s als letzte Mahlzeit im Camper ein
Tiramisu. Leider mit etwas Zeitdruck, wir hatten das mit der Zeit ein
wenig verkalkuliert und waren im "Pünktlich sein" wohl
nicht mehr so gut. Aber acht Wochen ohne jegliches Zeitgefühl kann
die Sache schon ein wenig erschweren. Naja, anyway. Also schnell das
Tiramisu weggeatmet, ganz schön doof drein geschaut, zwei Tränen
vergossen und ab ging´s zu Britz.
Unser
trauriges Szenario wurde jedoch durch Klänge eines uns bekannten
Sängers unterbrochen und wir konnten nicht glauben, was wir da
hörten. „Musikanten herbei, spielt ein Lied für uns zwei. Bei
Musik und bei Wein, woll'n wir heut' glücklich sein. Ich
fand sie irgendwo, allein in Mexiko. Anita, Aaaanita.“ Costa
Cordales schmetterte doch glatt hier einen seiner größten Hits aus
dem an uns vorbeifahrenden Auto. Unglaublich, und das in Australien!
Aber damit nicht genug, als wir den Fucy noch einmal auftankten,
hörten wir aus den Lautsprechern der Tankstelle auch noch DJ Ötzi.
Hallo? Waren wir wirklich in Australien? Oder gab uns der liebe Gott
ein paar mehr Winke mit dem Zaunpfahl, wo für uns "eigentlich"
die Musik spielt? Sehr merkwürdig, aber skurril zugleich.
Die
Vermietungsstation von Britz lag dummerweise nicht so günstig wie
die von Apollo und der öffentliche Nahverkehr war hier nicht mehr
vorzufinden. Als wir dort ankamen, erahnten wir schon, was uns gleich
bei sengender Hitze blühen würde.
Nachdem
wir also den bürokratischen Teil hinter uns gebracht hatten, konnten
wir Fucy noch einmal winken und dann war´s also vorbei.
-
Finit, Ende, the End, aus die Maus. -
Müscha
und Lane standen nun ohne Häuschen da. Und die Befürchtung, die wir
bei Ankunft auf dem Gelände hatten, bewahrheitete sich. Nämlich:
Taxi oder ÖPNV?
Weil wir eh nichts mit uns anzufangen wussten und irgendwie noch ein
wenig allein sein wollten, entschieden wir uns für´s Laufen. Zwar
hatten wir die glühende Sonne dabei etwas vergessen, aber das war
uns egal.
Wie
zwei Aussätzige zogen wir los, auf der Suche nach einem Bus oder
einer Railwaystation. Zwischenzeitlich hatte ich schon überlegt, mal
den Daumen raus zuhalten, um per Anhalter unser Glück zu probieren.
Leider überwand ich mich nicht und war zu feige. Also latschten wir
weiter, die Sonne im Nacken, irgendwie vor uns hin.
Ca.
40 Minuten später saßen wir im Zug Richtung City. Wir beide konnten
es immer noch nicht glauben, dass wir gerade den Fucy abgegeben
hatten, geschweigedenn in knapp einer Woche schon im Flieger weiter
nach Thailand sitzen würden.
Alles
fühlte sich surreal an und unsere Köpfe hatten Schwierigkeit hinter
her zu kommen.
Mittlerweile
erkannten wir die ersten Vororte von Brisbane wieder und auch wenn
wir ein wenig neben der Spur standen, freuten wir uns wie kleine
Kinder, altbekanntes wieder zu erkennen. Zwar waren die Erinnerungen
etwas verrostet und mit Spinnenweben besetzt, aber je mehr wir sahen,
desto besser konnten wir Dinge zuordnen und wir pusteten die alten
Synapsen mal so richtig durch.
An
der Roma Street stiegen wir aus dem Zug und liefen gen CBD. Und dort
wurden alte Erinnerungen immer klarer. Müscha bestach durch
blendende Orientierung und führte uns den richtigen Weg zur Queen
Street. Ich für meinen Teil bestach durch Erinnerungen an Details.
Welchen Bus wir z. B. nach Kangeroo Point nehmen mussten, alle
wie viel Minuten der kam oder wo sich die Haltestellen dazu befanden.
Alles war noch beim alten. So fuhr auch der 199 Bus immer noch nach
West End und der 475 Bus nach Kangeroo Point. Also nichts verändert,
coool!
Nachdem
wir hier ein wenig umherliefen, schnappten wir uns im
"Schlussverkauf"
ein paar Sushirollen (Da sind sie dann meistens noch günstiger) und
fuhren wieder in die Thomas Street. Tja, nun waren wir erst einmal
"Zu Hause". Komisch.
Eigentlich
wollte ich jetzt kurz das Chaos in unserem Zimmer beseitigen. Nachdem
ich mir das Zimmer aber so anschaute, beschloss ich, diese Vorhaben
zu canceln, da es wahrscheinlich eh nicht möglich war und es nur
vergeudete Zeit bedeuten würde. Also machte ich für Müscha und
mich ein kleines Abendessen.
Später
gesellten wir uns zu Niall, holten ein paar Bier vom Sprittispäti
und quatschten mit Niall über Gott und die Welt. Es war schön ihn
wieder zu sehen und es tat gut, mit jemandem zu sprechen, den wir so
lange nicht gesehen hatten. Das Eis war ganz schnell gebrochen und es
war wie früher. Bis spät abends saßen wir in einer warmen
Sommernacht im Garten und auch Müscha und ich realisierten nun. Ja,
unsere Reise ist zu Ende.
11/01/2012 MITTWOCH
Völlig
gerädert stieg ich für meinen Teil aus dem Bett. Da hatte ich mich
wirklich auf ein richtiges Bett gefreut und dann war es gar nicht so
toll wie erwartet. Man könnte denken, dass es entspannter, schöner
oder was auch immer war. Aber nein, ich vermisste das Gepiepe von
draußen. Die Piepmätze morgens, die uns immer ein Liedchen
trällerten, blieben hier leider aus und nur die ansässigen
Arschlochtiere (ich berichtet bereits im Vorfeld, welche das sind),
nämlich so eine doofe Krähe blökten da vor sich hin. Schade.
Auch
wenn ich schlapp war, schwang ich mich in meine Laufklamotten. Ich
wollte die Gegend ein wenig erkunden und mich auf unseren alten
Spuren bewegen.
Also
ab zu den Cliffs von Kangeroo Point, runter entlang am Brisbane
River, vorbei an der Footbridge und nach Southbank zum City Beach.
Auch wenn hier 2011 krasse Überschwemmungen gewütet hatten, sah man
von den Schäden rein gar nichts mehr. Ein paar kleine Details ließen
Vermutungen zu, dass das davon sein könnte, aber waren eigentlich
kaum nennenswert. Brisbane war also mit einem blauen Auge davon
gekommen. Sehr gut.
Trotzdem
bemerkte ich, dass sich die Stadt verändert hatte, denn überall
wurde gebaut und gewerkelt. Schon gestern in der Stadt waren
unzählige Baustellen oder Kräne zogen neue Häuserkomplexe aus dem
Boden. Naja, wenn wir uns verändern, wieso dann nicht auch eine
Stadt? So ist eben der Lauf der Dinge.
Wieder
zurück, frühstückten Müscha und ich ausgiebig, um uns dann gut
gestärkt wieder in die Stadt aufzumachen. Um das alte Feeling
beizubehalten, natürlich zu Fuß. Denn schon 2009 war "Spazieren"
oder "Laufen" ganz groß geschrieben, da der ÖPNV nicht
gerade gut ausgebaut ist. Jedenfalls nicht so, wie man es aus Berlin
kennt. Also heißt es hier, einen Fuß vor den anderen setzten. Das
war schon 2009 ein Graus für mich, so dass ich damals auf ein
klappriges Rad umstieg. Aber immer noch schlecht, schnell gefahren,
als langsam und durchgeschwitzt gelaufen.
Für
diese Woche würden wir uns aber auf Bus oder laufen beschränken,
also auf zum ersten Spaziergang durch good old Brisbane.
Unser
erstes Ziel war die QUT – die Queensland University of Technology,
wo Müscha und ich 2009 studierten und uns dadurch auch kennen
gelernt hatten. Entlang am Fluss, über die lange Footbridge kamen
wir in die Gebäude der QUT. Auch wenn unsere hohen Studiengebühren
auch hier scheinbar gut in neue Gebäude investiert wurden, schien
sonst alles beim "Alten" zu sein.
Für
alle, die hier mit dabei waren. Noch immer gibt’s das Z oder das Q
Buildung. Das Student Office für uns Ausländer ist umgezogen. Und
der Zugang zum Bookshop, wo das Ärztehaus oder die Cafeteria war,
wird gerade umgebaut. Da entsteht irgendwas neues. Keine Ahnung, ob
die Schwimmhalle und das Fitnessstudio weichen mussten.
Soweit
ist hier auf jeden Fall alles relativ gleich geblieben.
Nach
unserem QUT Besuch liefen wir weiter in die Stadt. Weil heute
Mittwoch war, wollten wir natürlich zum Markt. Doch leider, warum
auch immer, war kein Markt auf der Queen St zu sehen. Schade. Später
erfuhren wir dann, dass dieser die ersten beiden Wochen im Jahr nicht
stattfindet, wegen Ferienzeit. Schade.
Wir
liefen hier auch noch alte Wege ab und schlenderten durch die
Straßen. Eigentlich wollten wir einen Kaffee in dem Café ziehen, wo
Müscha und ich uns das erste Mal zu einem schönen Bohnenaufguss
getroffen hatten. Doch leider gab´s das Café, samt Bücherhandlung
nicht mehr. Alternativ hätten wir ja jetzt zu der Bar auf der Queen
St laufen können, wo ich ihm 2009 etwas angeschwippert mit den
Worten: „Hey, ich kenn dich, du kommst aus Berlin und studierst an
der FHTW!“ vor die Füße "fiel". Und gut, dass er nicht
auf seinen Freund hörte, der meinte: "Kennst du die?"
"Nee!" "Na, dann lass ma abhauen, die is ja völlig
durch!"
Nö,
Müscha fand die Pseikofrau wohl ganz nett und heute sind sie wie
Latsch und Bommel. Und das auch ohne Alkohol. Hihi!
Nachdem
wir also noch ein wenig die Stadt abliefen, fuhren wir gegen Abend
mit dem Bus nach Kangeroo Point. Auch bei der Fahrweise der Busfaher
hatte sich nichts geändert, so dass Müscha und ich mit grünen
Gesichtern aus dem Bus stiegen. Fast hätten wir unser Mittagessen,
das jetzt wieder Richtung Futterlucke aufmachte, in den nächsten
Busch gespuckt. Wenn die Aussis eins wirklich gut können, dann ist
das Nicht!!! Autofahren, geschweige denn Busfahren.
Abends
holten wir uns wieder ein paar Erwachsenen Brausen und gesellten uns
zu Niall und quatschten über alles mögliche. Ein wirklich schöner
zweiter Abend. Auch, wenn mir die englische Sprache teilweise einen
Strich durch die Rechnung machte und ich leider nicht so in der Lage
war, mich zu verständigen wie ich gerne wollte, konnten wir uns
super austauschen. Niall erzählte ein paar Geschichten, die Müscha
und mich sehr nachdenklich stimmten. Auf der anderen Seite aber auch
sehr inspirierten.
Keine
Ahnung warum, aber ich verstand immer mehr, warum dieser Tripp für
Müscha und mich so wichtig war. Es war nicht einfach nur "so
eine Reise". Nein, das war viel mehr. Und jetzt Niall zu
treffen, der uns in unserem Tun nur bestätigte, war einfach gut. Und
es tat gut, zu erfahren, dass auch Niall, der jetzt ein wohlhabender
Mann ist, der ein gutes Leben führt, auch mal klein und völlig
bankrott angefangen hat. Aber auch er meinte, dass er alles mit
Passion und Herz gemacht hat. Und das ist ja auch meine Einstellung.
Folge deinem Herzen, trage eine Passion unter deiner Brust und sei
fleißig wie die Bienchen, dann kannst du alles schaffen.
Müscha
und ich lagen noch eine Weile wach und ließen das ein oder andere
Revue passieren. Doch je mehr wir darüber nachdachten, desto besser
ging es uns. Wir waren auf einem guten Weg in unsere Zukunft. Zwar
würde dieser noch schwer und steinig werden, aber der Grundstein war
auf jeden Fall gelegt.
Auch
wenn´s wieder keine Piepmätze zum Einschlafen gab, schliefen wir
dann ganz schnell ein und kuschelten uns an unsere Kissen.
12/01/2012
DONNERSTAG
Nach
dem Aufstehen, liefen wir fix in die Stadt und trafen uns mit Niall
auf einen Kaffee. Da Niall heute schon wieder nach Noosa an die
Sunshine Coast zu seiner Familie fahren würde, war gestern der
letzte Abend mit ihm gewesen. Also wollten wir uns in der Stadt noch
auf einen letzten Kaffee treffen.
Leider
verpassten wir den Bus, der scheinbar "Mal" pünktlich
gekommen war. So erreichten wir den CBD etwas verschwitzt, dank eines
ordentlichen morgendlichen Spaziergangs. Niall war schon in seinem
Business Outfit und sah jetzt noch viel mehr wie ein "richtiger"
Geschäftsmann aus. Aber einem Geschäftsmann, mit dem Herzen am
rechten Fleck!
Nachdem
wir unsere Kaffees ausgeschlürft hatten, musste sich Niall auch
schon verabschieden und "back to work". Also waren Müscha
und ich jetzt wieder auf uns alleine gestellt. Tja, so schnell würden
wir uns wahrscheinlich nicht wieder sehen.
Jetzt
stand ein Besuch in West End auf dem Programm und so schlürften wir
zum Bus, noch ein wenig in Gedanken an Niall versunken und warteten
an der Haltestelle. Gut, dass der 199 Bus noch immer alle 10 Minuten
kam und nicht alle 30 Minuten wie der 475. So mussten wir gar nicht
lange warten bis der Bus eintraf.
Die
Fahrt dorthin war komisch und ich wurde immer ruhiger. Es war wie
eine Fahrt in die Vergangenheit. In der Boundary Street stiegen wir
aus, vorbei am ÜBER, dem tollen Club (muahh) und der Westella und
liefen den Rest hoch zur Vulture Street. Vorbei am Indian Kitchen und
der Hot Bread Bakery, um dann in meine alte Princhester Street
einzubiegen. Die im Übrigen ganz wie früher aussah. Selbst 30
Princhester Street, mein altes Zu Hause sah aus wie früher. Wir
erspähten einen Blick in den Garten. Auch hier alles beim Alten.
Nur, dass man aufgerüstet hatte. Ron, mein alter Vermieter schien in
eine neue Waschmaschine investiert zu haben und auch neue Fahrräder
standen da rum. Rennräder, olalaa! Tja, manche Dinge verändern sich
eben nicht. :-) Nur ihre Bewohner. Die wechseln jedes Jahr auf´s
Neue.
Auf
dem Rückweg holte ich mir noch eine Kleinigkeit bei der Hot Bread
Bakery und für Müscha gab´s nebenan einen handgemachten Burger.
Danach liefen wir den ganzen Weg bis nach Kangeroo Point über die
Boundary St in die Thomas St.
Ja,
so verging der Tag wieder mit Laufen Laufen und Laufen. Aber wer auf
alten Erinnerungen wandert, der nimmt das schon einmal in Kauf. 2009
war Laufen eben auch eine unserer Lieblingsbeschäftigungen.
Am
Abend gingen wir völlig erschöpft ins Bett und ein weiterer Tag war
nun vorüber.
13/01/2012
FREITAG
Müscha
stand heute ganz früh auf, um die Story Bridge mal ordentlich ins
Szene zu setzten. Ich horchte in der Zeit an der Matratze, denn um
3.30 Uhr morgens hatte ich noch keine Lust aufzustehen. Müscha
krabbelte gegen 6.30 Uhr wieder ins Bett und an ein Aufstehen war
erst gegen 10.00 Uhr zu denken.
Nach
einem Frühstück ging´s dann auch heute wieder Richtung CBD.
Natürlich zu Fuß. Wir gingen noch einmal in die QUT und machten ein
paar Besorgungen im CBD. Wenig spektakulär und es war fast ein wenig
wie früher. Fast ein wenig Alltag, wenn wir Unifrei hatten.
Das
Highlight für heute war ein kleines Rätsel von Bernd und Rieke. Die
hatten uns ein kleines Bilderrätsel vor unserer Abfahrt aufgegeben.
An Hand von Bildern sollten wir einen Baum mit den Initialen der
beiden finden. Für Müscha und mich natürlich ein Klacks, denn zum
einen war ja Müscha 12 Jahre bei der Aufklärungs-Taskforst der
Bundeswehr und ich habe ja eh langjährige Erfahrung im Suchen von
Dingen, da ich ja das Verbummelieschen Nummer eins bin.
Diese
Kombination, gepaart mit geballter Ortskenntnis, erleichterte die
Sache natürlich enorm. Und man könnte fast sagen, dass wir uns ein
wenig beleidigt fühlten, als wir so schnell vor dem Baum der
Begierde standen. Die Sache war damit also geritzt. Im wahrsten Sinne
des Wortes. Auch wenn uns der WWF nun im Nacken sitzt, gesellten wir
uns ritzenderweise zu den beiden schon vorhanden eingravierten
Buchstaben. Nun steht ein Bäumchen im Miller Park von Brisbane mit
R+B und L+M und einem kleinen Herzchen. Können wir nur hoffen, dass
der Miller Park nicht bald zum Miller Building mutiert und
Betonmassen weichen muss.
Nach
erfolgreicher Rätsellösung ging´s weiter Richtung Post.
Schließlich brauchen ja all die vielen Karten ein paar Briefmarken,
auch wenn´s nur die kostenlosen Airmailsticker sind.
Hätte
wir nicht gewusst, dass es sich um die Australische Post handelt, so
hätten wir gedacht, wir betreten grade einen Flagship Store von
Apple. Die Post hatte entweder zu viel Geld, von uns jedenfalls
nicht, oder Apple hatte mal ein dickes Paket bei denen versendet.
Denn hier standen fette imacs, ipads und andere Tools, die eher an
einen Verkaufsstand von Apple erinnerten als an eine Post. Da kann
sich die Deutsche Post noch was von abschneiden. Naja, wie heißt´s
so schön: „Wer hat, der kann!“ DHL und co. anscheinend nicht!
Auf
der Adelaide Street versorgten wir uns jetzt mit leckerem Sushi und
setzten uns auf die Queen Street. Schon komisch, dass wir hier wieder
saßen. Auf der einen Seite schön, auf der anderen etwas traurig zu
gleich. Denn wann würden Müscha und ich wieder hier her kommen?
Unserer baldiger Abflug machte uns schon ein wenig zu schaffen.
Mit
dem Bus fuhren wir wieder zurück nach Kangeroo Point. Heute hatte es
der Busfahrer mal wieder ganz gut mit uns gemeint und unser Sushi
konnten wir noch ein zweites Mal "erleben". Naja, man soll
ja auch immer schön 32 Mal kauen. Und hatten wir das beim ersten Mal
noch nicht geschafft, bekamen wir dank rasanter Fahrweise des
Busfahrers jetzt eine weitere Chance dazu. Müscha ging´s wirklich
nicht gut und er sah schon ein wenig blass, ja fast etwas grün um
die Nase aus.
Am
Abend packten wir ein paar Sachen für ein BBQ ein. Unterhalb der
Cliffs von Kangeroo Point, mit Blick auf den CBD hatten wir uns ein
Plätzchen ausgesucht. Nach ein wenig Grillspaß setzten wir uns auf
eine Bank und unsere Blicke wanderten immer wieder hin und her. Als
ob wir alles aufsaugen wollten, was unsere Augen da wahrnahmen. Wie
schön wäre es jetzt gewesen, die alten Leute von 2009 um einen
herum zu haben. Klar war´s auch schön in trauter Zweisamkeit, aber
das hätte den Moment einfach noch getoppt.
Auch
dieser Tag verging wieder viel zu schnell und nun blieben uns noch
zwei Tage in Brisbane.
14/01/2012
SAMSTAG
Heute
stand so gar nichts auf dem Programm. Wir schliefen aus. Frühstückten
sehr spät und lungerten ein wenig herum. Und das war nicht einmal
langweilig. Reisen und Abenteuer erleben, strengt schließlich auch
an. Und die Batterien mussten ja für Thailand wieder aufgeladen
werden.
Also
verbrachten wir den Tag wenig produktiv und schrieben Karten, Müscha
fotografierte ein wenig und ich betrieb schon Recherche für
Thailand. Ganz so planlos wollten wir ja schließlich nicht dorthin
reisen.
15/01/2012
SONNTAG
Mein
Tag fing heute mit einem letzten Lauf am Brisbane River an. Klar,
dass ich mir das nicht nehmen ließ und ein letztes Mal nach South
Bank entlang joggte. Auch wenn ich jede einzelne Sekunde genoss,
irgendwie war´s komisch. Ich kann das gar nicht so richtig
beschreiben. Vielleicht wie ein dicker Kloß, der mir da im Halse
feststeckte und es mir ein wenig schwerer um´s Herz wurde.
Danach
gab´s ein letztes Frühstück in der Thomas Street. Da wir gestern
bemerkten, dass unser Flug morgen schon um 11.50 Uhr nach Bangkok
ging und nicht wie gedacht um 13.50 Uhr hätten wir morgen sicherlich
nicht mehr so viel Zeit dafür. Ja irgendwie hatten wir es ein wenig
mit den Zeiten. Den Camper wollten wir irgendwie schon einen Tag
früher abgeben, warum auch immer, jetzt hätten wir schon fast
unseren Flug verpasst und wer weiß, ob wir überhaupt in Deutschland
am 07/02/2012 ankommen. Vielleicht sollten wir da auch noch einmal
einen Blick auf unsere Reiseunterlagen werfen.
Mit
der City Cat, einem Wassertaxi auf dem Brisbane River, fuhren wir in
die Stadt. Als wir einstiegen fing es plötzlich an wie aus Eimern zu
schütten. Ja, es war fast, als wäre auch der Himmel über unsere
Abreise ein wenig traurig. Hmm...!
Nähe
der Queen Street stiegen wir aus, um uns ein letzten Mal ins Getümmel
der Stadt zu werfen. Auf der Queen Street herrschte eine ausgelassene
Stimmung und viele Straßenmusiker und Touristen waren unterwegs.
Müscha
und ich schlenderten durch die Geschäfte und gingen zu guter Letzt
zu BIG W, um die letzten Fotos für diese neunte Woche in Australien
zu drucken. Tja, und dann ging´s gegen späten Nachmittag wieder
zurück zur Thomas Street.
Ein
Tänzchen vor der QUT gab´s natürlich auch noch und durfte in
unserem Tanzrepertoire nicht fehlen. Und dann schlürften wir nach
Hause. Ein letzter Gang über die Footbridge und am Ufer des Flusses
vorbei. Schon doof, aber man kann sich nicht oft genug sagen,
vielleicht auch eher einreden, dass man ja aufhören soll, wenn´s am
Schönsten ist. Den Sinn soll mal einer verstehen.
Den
Rest des Abends verbrachten wir mit Akkord-Karten-Schreiben, Rucksack
packen und in Erinnerungen schwelgen.
Abends
machten wir ein letztes BBQ am neuen Kangeroo Point Park oberhalb der
Cliffs. Bei einem saftigen Steak für Müscha und einem viel zu süßem
Cheesecake für mich zelebrierten wir unseren letzten Abend.
Voller
Wehmut, aber auch gestärkt für neue Aufgaben pusteten wir die
Kerzen aus und ließen Wunderkerzen funkeln. Tja Australia, das war´s
dann erst einmal mit uns. Außer wir werden kleine Minenarbeiter und
seilen uns für 1 Jahr in die Pampa ab. Wie wir hörten, soll man da
ne Menge Asche machen können. Zwar hat man dann kein Leben mehr,
aber dafür eine dicke Brieftasche.
16/01/2012
MONTAG
Tja,
heute war´s dann soweit. Abflug und Tschüss gesagt. Nachdem unsere
Rucksäcke fertig gepackt im Eingang standen, liefen wir ein letztes
Mal hoch zu den Cliffs. Ein letztes Tänzchen und das auch noch im
Regen.
Kurz
nach 9.00 Uhr holte uns unser Taxi ab und wir standen nicht wenig
später am Flughafen. Komisch, irgendwie hatten wir nicht das Gefühl,
dass wir gleich weg fliegen würden. Es war eher wie ein: „Ja ich
bin mal kurz weg, ich komme gleich wieder.“ So ganz hatten unsere
Köpfe es noch nicht realisiert, dass heute unser Abflug auf dem
Programm stand.
Auch
als wir im Flieger nach Sydney saßen, waren wir noch völlig relaxt
und irgendwie war´s komisch. Der Flug verlief reibungslos. Trotzdem
kamen wir mit einer gewaltigen Verspätung an.
In
Sydney wurden wir dann ein wenig auf den Boden der Tatsachen gerufen.
Nach einem umständlichen hin und her auf dem Flughafen, mussten wir
feststellen, dass Qantas alles andere als Serviceorientiert arbeitet.
Unsere Maschine war auf dem Terminal für Inlandsflüge gelandet, wir
mussten aber zum International Terminal. Alles kein Problem, die
Frage, die sich uns nur stellte: Wie dort hinkommen? Klar dachten
wir, dass es sicherlich einen kostenlosen Shuttle gibt, wie auf jedem
Flughafen, aber hier ticken die Uhren eben anders.
Der
Flughafen hier ist so unübersichtlich und verquer, dass man sich zum
einen schnell verlaufen kann und zu guter Letzt für den Transfer
auch noch einmal zur Kasse gebeten wird. Na toll. Nachdem wir eine
sinnlose Diskussion mit einer Dame von Qantas hinter uns gebracht
hatten, mussten auch wir in den sauren Apfel beißen und für den
Transfer blechen. Laut Qantas würde das alles in ihren AGB´s stehen
und wir seien selbst dran schuld. Aha, genau, schuld Qantas gewählt
zu haben. Vielen Dank für´s Gespräch.
Nachdem
wir wie zwei Packesel und mit einer Menge Wut im Bauch den
International Terminal erreichten, checkten wir nun ein weiteres Mal
ein. Schon in Brisbane war die Dame beim Check-in die Freundlichkeit
in Person. Hätte ich es nicht besser gewusst, wir hätten auch in
Berlin Neukölln sein können.
Die
Dame hier machte auf uns einen ähnlichen Eindruck. Nachdem sie sich
ihren Mund mit Lippgloss zugemanscht hatte, nahm auch sie sich jetzt
für uns beide Zeit. Klar ließ sich Müscha es nicht nehmen und
stellte seine obligatorische Frage beim einchecken: „Is it possible
to upgrade for free into the business class?“ Ihr Blick streifte
unsere beiden Visagen von oben nach unten und gleichzeitig verzog sie
ihren zugemanschten Lippgloss Mund.
Ihr
Körper sprach Bände und wir rechneten schon damit, nicht mal mehr
in der Holzklasse, sondern eher im Gepäcklager ein Plätzchen zu
ergattern. Wahrscheinlich bei Trockenbrot und Wasser.
Doch
der Blick sprach eben nur Bände, sie jedoch verstummte und hackte
wild auf ihrer Tastatur herum.
Ein
wenig doof aus der Wäsche guckend, schauten wir uns beide an. Was
sollte das jetzt wieder? Ignoranz pur? Doch dann sprach die Gute auf
einmal mit uns. „Yes we can do it!“ Müscha und ich guckten uns
jetzt noch fragender an. Sie meinte doch tatsächlich, dass wir zwei
Plätze in der Business Class bekommen konnten. Bingo!!!
Die
Dame hinter dem Schalte erstrahlte plötzlich in einem ganz anderem
Licht. Sie war auf einmal total freundlich. Warum auch immer.
Vielleicht hatte sie sich Zauberlippgloss auf ihre Lippen geschmiert,
der erst nach ein paar Minuten seine volle Wirkung entfaltete. Einen
Haken hatte die Sache nur. Gesichtskontrolle. Es war als würden wir
vor einem der angesagtesten Clubs stehen und sie mutierte geradewegs
zu einem Türsteher. Bei Müscha passten die Schuhe nicht und meine
Wenigkeit fiel gänzlich durch. Naja, ich sah ja auch auch eher wie
die kleine little Miss Sunshine aus der 1b aus. Was ja nicht
unbedingt schlimm sein muss. Aber eben nicht Business Class like.
Naja,
sei´s drum. Müscha ging jetzt als erstes zur Gesichtskontrolle.
Leider hatte die Dame vom Schalter darüber nicht die alleinige
Entscheidungsgewalt. Doch Müschas Schuhe waren problemlos
durchgegangen. Nur ich musste meinen Rucksack öffnen, um nach
adäquater Kleidung zu suchen. Nachdem ich ein Kleidchen und andere
Schuhe herausgesucht hatte, ging ich jetzt los. Leider machten mir
meine Schuhe einen Strich durch die Rechnung. Scheinbar sagten meine
Sandalen der anderen Dame nicht ganz so zu. Obwohl die meines
Erachtens völlig ausreichend waren, pochten die Mädels auf ein
geschlossenes Schuhpaar. Doch damit konnte ich einfach nicht dienen.
Denn ich hatte nur die Auswahl zwischen Waldorf Crocks, abgeranzten
Sportschuhen und gepflegten, aber dennoch offenen Sandalen.
Tja,
und das ließen sie nicht durchgehen. Und meinem Charme widerstanden
sie irgendwie. Mist. Da Müscha nicht alleine Champagner schlürfen
wollte, saßen wir also eine halbe Stunde später dann doch in der
Holzklasse. Verdammt.
Und
was sagt uns das? Komme zum Check in immer geschniegelt und
gestriegelt mit feinem Schuhwerk und mit ein wenig Glück stehen dir
alle Türen in die Business Class offen. Im Flieger konnten wir dann
nur einen Blick auf das Werfen, was uns verwehrt blieb. Naja, halb so
wild. Da es sich um ein etwas älteres Model einer Boing 747
handelte, war alles schon etwas abgegriffen und mit einer leichten
Patina überzogen. Ja, man kann sich die Sache dann auch schlecht
reden. Scheiß auf Champagner und Co, wenn du noch schlechter in der
Holzklasse sitzen kannst. Naja. Beim nächsten Mal.
Ich
ärgerte mich trotzdem. Denn das, was Qantas im Vorfeld völlig
verrissen hatte, wäre durch das Upgrade wieder gut gemacht worden.
Aber naja. Auf jeden Fall wissen wir jetzt, dass das wirklich
funktioniert und ich kann nur jedem dazu raten, vor jedem langen Flug
einfach vorher am Schalter einmal nett nachzufragen.
Der
Flug verging auch wie im Flug und nur 10 Stunden später, landeten
wir in Bangkok. Ich für meinen Teil war trotzdem etwas durch den
Wind, denn ich suchte verzweifelt mein Brillenetui. Ich hatte die
Brille zwar auf der Nase. Aber auch die half nicht beim Suchen. Ich
hatte es beim Einsteigen noch in die Ablage vor mir reingesteckt.
Doch die war jetzt leer. Manno. Ich bin aber auch ein kleines
Verbummellieschen. Naja, wir waren ja jetzt in Thailand. Und ich hab
mir sagen lassen, dass es hier nichts gibt, was es nicht gibt.
Tja,
ab jetzt hieß es also Bangkok bzw. Thailand calling. Mehr dazu
gibt’s in der nächsten Woche!
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