SONNTAG
13/11/2011
Abschied
fällt schwer. Und wie heißt es so schon: „Unverhofft kommt oft
und erstens kommt es anders und zweitens als man denkt.“ Da
arbeitet man 9 Wochen, schafft sich das nötige Kleingeld für die
große Reise ran und freut sich nen Kullerkeks, dass es bald los geht
und dann...dann rollen am Flughafen auf einmal dicke Krokodilstränen,
weil einem dann wieder auffällt wie schön es ist seine Familie und
enge Freunde um sich herum zu haben.
Dass
ich im Vorfeld bei solchen Angelegenheiten kein Mensch mehr bin
(wegen krassen Aufgeregtheitssyndrom), das wissen ja die meisten von
Euch. Dass ich wohl am Wasser gezeugt worden bin, da bin ich mir
mittlerweile auch ziemlich sicher. Aber dass ich so doll traurig bin,
wenn ich los fliege, obwohl ich weiß, dass ich ja bald wieder komme
und nicht aus der Welt bin, das ist auch mir neu. So dicke
Krokodilstränen...auweia. Noch im Flieger hatte ich ein komisches
Gefühl und wusste nicht richtig, ob es das Richtige war, einfach
davon zu Fliegen.
Der
Flug von Berlin nach London verlief relativ unspektakulär. Im
Flieger gab´s dann erst einmal nen Rotwein zur Beruhigung und einen
hässlichen Schokoriegel. Pilot Christian flog uns dann ganz
schmoffte nach London Heathrow, wo wir dann via Bustransfer zum
nächsten Terminal chauffiert wurden.
Nun
hieß es 5 Stunden warten. Aber was machen zwei Internetjunkies, die
ein bisschen neben der Spur stehen und kein Internet zur Verfügung
haben? Genau, sie drehen kleine Filme, suchen Nahrung und versuchen
Alternativen zu Spielen wie „Porno Ping Pong“ zu finden, um sich
zu belustigen und die Zeit tot zuschlagen. (einfach
mal Porno Ping Pong bei youtube eingeben und schon wisst ihr, um
welches Spielchen es geht...und wer Alternativen dazu findet, gerne
Posten, wir spielen es dann nach)
Via
SMS gab´s dann die Info von meinem Bruder, dass die Synchronisation
von anderen Leuten recht unterhaltsam sei. Müssen wir auch noch
unbedingt ausprobieren. Muaahhh...!
Der
Versuch der Nahrungsaufnahme glückte schon einmal und wir bekamen
für nen relativ schmalen Taler jeder zwei leckere Sandwiches. Leider
war bis zum Boarding nach Singapore immer noch viel zu viel Zeit
übrig und wir hatten immer noch bestimmt 3 Stunden zu überbrücken.
Also machten wir das, was wir auch schon 2 Jahre zuvor gemacht
hatten, bunte Bilder knipsen und diesmal auch aneinander gereihte
Filme drehen. Heute wurde also der „blind passenger“
abgedreht...! Sehr gelungen wie ich finde.
Nachdem
wir also Bilder und Filme im Kasten hatten, machten wir uns auf zum
nächsten Stopp, nach Singapore. Geflogen wurde nun etwas gehobener,
nämlich wieder mit dem fetten Vogel... dem A380. Leider war ein
KOSTENLOSES UPGRADE wieder nicht drin. Wie wir erfahren mussten,
hatte Qantas teilweise die Business Class sogar in die Holzklasse
umbuchen müssen, weil kein Platz war. Naja, gibt ja noch einen
Rückflug.
MONTAG
14/11/2011
Singapore
is calling und es ist schön, wenn man an Orte fährt, die einem
vertraut vorkommen und sich manche Dinge eben nie ändern. Wie
nämlich Wifi for free, smoking area und...genau Sliced Pork...yummi.
Nachdem
wir also erst einmal die Familie abtelefoniert hatten, um Bescheid zu
geben, dass alles gut verlaufen sei, kauften wir uns lääääckeres
sliced Pork. Einfach nur lecker. Also da werde auch ich als nicht so
großer Fleischfan schwach und das Ganze schreit nach mehr...! Also
wer von Euch in den thailändischen Raum kommt, unbedingt probieren.
Sieht komisch aus...schmeckt aber verdammt lecker.
Ansonsten
verlief der Aufenthalt auch hier relativ unspektakulär.
Surfen,surfen surfen, essen, nix tun, Fotos machen...naja okay und
eine Rauchen.
Dann
gings um 22.10 Uhr nach Singapore Zeit wieder weiter und wir waren
nur noch 5 Stunden von unserem letzten Ziel DARWIN entfernt. Doch
leider hieß es schon beim Boarding...Warten. Hmm...passt ja zu den
Aussis...die haben ja die Ruhe mit Löffeln gefuttert und sagen sich
wohl auch immer: „In der Ruhe liegt die Kraft!“
MONTAG
14/11/2011 zu DIENSTAG 15/11/2011
Sodele,
wir also rein in den großen Vogel...äh stopp Moment mal...großer
Vogel? Was war denn das nun? Nix großer Vogel. Dieser Airbus A321
war ja voll klein. Genau das trifft´s Bus...in diesem Moment
bemerkte ich dann auch, dass wir gar nicht mehr mit Qantas flogen,
sondern mit der kleinen Schwester – Jetstar. Hmm...doch leider war
der Name nicht Programm. Weder flogen wir mit einem Jet, der unsere
Reise auf 30 Minuten verringern sollte, noch hatte der Vogel
irgendwelche Sterne, was den Komfort betraf. Man könnte ja jetzt
denken, tja Pech gehabt, wer billig kauft, kauft zweimal, aber unsere
Flugbuchung hatten wir nicht bei Schmalhans Küchenmeister gemacht.
Naja, vielleicht hätten wir mal das Kleingedruckte lesen sollen.
Für
alle Flugzeugunwissenden von Euch: Es handelte sich bei der
Flugzeuggröße um ein relativ kleines Flugzeug. Ein typischer
Urlaubsbomber. Zwei Sitzreihen, mit jeweils 3 Sitzen, einem
Mittelgang und...genau...keinem Komfort. Da kommt doch nach 24
Stunden auf den Beinen Freude auf. Vorher fragte ich Müscha noch:
„Was hat man eigentlich früher gemacht, als es noch keine kleinen
Bildschirme in den Sitzen gab? Das muss ja auf Langstreckenflügen
übelst langweilig gewesen sein.“ Diese Frage wurde mir nicht nur
durch Müscha selbst beantwortet, sondern gleichzeitig eröffnete
sich mir die Beantwortung dieser Schwierigkeit im Flugzeug selbst.
Denn auch hier hatte man auf das Entertainmentprogramm verzichtet.
Stattdessen gab es das Sparprogramm. Ein Stuhl, ein paar Lampen und
wenn man Glück hatte einen geruchlosen Nachbarn. Doch scheinbar
blieb uns auch wirklich nichts erspart. Denn Letzteres – ein
geruchloser Nachbar – hatten wir nun grade nicht.
Schon
jetzt war mir klar, dieser letzte Flug ins Glück, würde anders
verlaufen. Und so kam es wie es kommen musste. Einziger Lichtblick,
der Urlaubsbomber nach Darwin war nicht voll ausgebucht, so dass sich
Müscha gleich nach Betreten der Maschine einen neuen Platz weiter
hinten klar machte. Ich blieb erst einmal auf dem mir vorbestimmten
sitzen, um mich noch an den Gerüchen neben mir laben zu können und
der Geräuschkulisse hinter mir meine vollendete Aufmerksamkeit zu
schenken.
Mittlerweile
hatten wir schon 40 Minuten Verspätung. Aber im Flieger selbst war
von Aufregung oder Eile nichts zu merken. Im Gegenteil hier hatten
noch alle die Ruhe weg. Weil einfach nichts passierte, machte ich es
mir also doch am Fenster ein wenig gemütlich und schlief vor lauter
Übermüdung doch prompt ein. Erst als auf einmal die Turbinen ur
plötzlich angeworfen wurden, wachte ich auf und bemerkte, dass wir
immer noch am Boden von Singapore rumoxidierten.
Aber
dank der auf dröhnenden Turbinen, die das Flugzeug wackeln ließen,
waren wir ja nun alle wieder munter und konnten den Start des
Flugzeuges volle Aufmerksamkeit schenken. Da mein abruptes Aufwachen
aus meiner Traumwelt dazu führte, dass ich noch ganz benommen war,
fühlte ich mich in der Situation etwas hilflos. Links neben mir der
Muffelkopp, hinter mir die Schnarchnase, rechts neben mir laut
aufjaulende Turbinen und kein Müscha da, der mein Händchen halten
konnte. Der Flieger begann sich mit einer enormen Geräuschkulisse in
Bewegung zu setzen, wurde immer schneller, doch hob irgendwie nicht
ab. Erst auf den letzten Pfiff, so kam es mir jedenfalls vor, ging
die Nase endlich hoch und wir hoben ab. Naja, schlimmer konnte es ja
jetzt nicht mehr werden, aber denkste Puppe.
Nachdem
wir in der Luft waren, sah ich zu von diesem Plätzchen Land zu
gewinnen und gesellte mich nach weiter hinten zu Müscha, wo es
weitaus besser roch und keine Schnarchnasen zu hören waren. Doch da
ging´s dann auf eine andere Art und Weise hoch her. Scheinbar hatten
wir nicht nur irgendeinen Urlaubsbomber, sondern auch noch die
Praktikantencrew mit dazu gebucht. Da wusste scheinbar die linke Hand
nicht, was die rechte tat und der gesamte Flug war einfach nur
nervig. Das Flugpersonal war ein Haufen quirliger Hühner, die
irgendwie nicht wussten, wie was funktionierte. Da es sich ja bei
Jetstar nur um die kleine Schwester von Qantas handelte, war ein
Essen, Getränke oder jeglicher „Luxus“, der zur Erleichterung
oder Entspannung des Fluges beigetragen hätte, nicht mit
inbegriffen. Aber wer schon einmal so lange geflogen ist, weiß, dass
das Enternainmentprogramm oder die einfache Nahrungsaufnahme zur
Aufhellung des Gemütes führen kann. Klar, dass man da einen Flunsch
zieht, wenn man feststellen muss, dass einem auf den letzten
Kilometern alles genommen wird. Denn wie Zeit Tod kriegen, wenn einem
nichts geboten wurde?
Als
die erste Saftschubbse dann heran rollte - sorry, aber zu einem
adäquaten Flight Attendent reichte es bei diesen Dilettanten leider
noch nicht - bemerkten wir einen Zettel, der für uns von großer
Bedeutung war. Auf ihm war nämlich vermerkt, wer das Sparprogramm
MIT EXTRAS bekam. Und wow, wir hatten Glück. Wir hatten durch unsere
Umplatzierung unserer kleinen Körper zwar für etwas Verwirrung
gesorgt, aber nach ein paar Instruktionen unsererseits, verstand dann
auch das Praktikantenpersonal, wie der Hase lief.
Also
bekamen wir eine schöne warme Decke und den Beutel mit den
Schlafutensilien. Und jaaa, wir bekamen auch ein kleines Happerchen
und was zu trinken. Extrawünsche wie einen sehr ausgefallenen
Tomatensaft oder einen Wein ließ das Angebot dann aber auch nicht
zu. Naja, dann eben nicht. Irgendwie würden diese paar Stunden schon
vorüber gehen. Denn nach Darwin waren es ja grade mal 5 Stunden, die
wir flogen.
DIENSTAG
15/11/2011
Um
5.10 Uhr australischer Zeit, setzen wir etwas verspätet mit einem
unsanften Aufklatschen in Darwin auf und waren etwas benommen.
Da
waren wir also. Wow. In der morgendlichen Dämmerung entließ man uns
über das Rollfeld aus dem Flieger. Und auch wenn Müscha und ich
völlig verdrieselt waren, wir beide sogen die australische Luft in
uns ein und verspürten ein heimatliches Gefühl.
Jeder
kennt bestimmt das Gefühl, wenn man nach Hause kommt. Egal ob zu
seiner Familie, Eltern oder in seine eigenen vier Wände. Es riecht
einfach vertraut und jedes Zuhause hat seinen typischen Geruch. Und
so war es hier, es roch nach Australien. Selbst das Flughafengebäude
hatte einen vertrauten muffeligen Geruch, den ich aus der Princhester
Street kannte (Meine Bleibe in Brisbane 2009). Ein wenig muffelig,
aber trotzdem heimelig, so dass man sich wohlfühlen konnte.
Völlig
überwältigt von diesen Eindrücken, holten wir unser Gepäck und
stellten uns die Schlange der Einreisekontrolle. Alles verlief völlig
glatt und schon standen wir in der Eingangshalle des Flughafens.
Leider
hieß es jetzt erst einmal warten, denn unseren Campervan konnten wir
erst um 10.00 Uhr abholen und es war grade mal um kurz vor sechs. Da
es ein kostenloses Wifi gab, verbrachten wir die Zeit mit Surferei im
Internet und telefonierten noch einmal ausgiebig mit unserem treuen
Freund Guido. Denn der hätte in dieses Bild gut rein gepasst. Aber
leider musste der sich ja einen festen Job suchen, so dass für
solche Ausflüge jetzt erst einmal keine Zeit mehr ist. Naja, muss er
ja wissen. :-)
Nach
einem ersten Flat White (Mülschkaffee) ging es dann ab in ein Taxi
und dann zu Britz Camper. Auf der Fahrt dort hin, erkannten wir schon
ein paar Gebäude wieder, wo wir zwei Jahre zuvor schon gewesen
waren. Echt ein tolles Gefühl.
Vor
Ort bekamen wir noch einmal eine kleine Einweisung in unser neues
Zuhause und nach dem ganzen bürokratischen Kram, wurde die Übergabe
des neuen UCYs vollzogen. UCY 013, unser geliebter kleiner Camper aus
dem Jahr 2009 war nun YAJ 609. Hmm... die einzige Verbindung, die ich
zu diesem Wust aus Buchstaben und Zahlen hatte, war der 609er Bus
nach Fahrland. (Fahrland ist ein Ort bei Potsdam) Hmm...da bringt der
uns aber nicht hin. YAJ 609 klang ja irgendwie nicht so spannend...
UCY 013 war für uns der eindeutig bessere Name. Ucy war wenigstens
ein Name, was sollte aber YAJ? Vielleicht eine Abkürzung für
Yaj...Jay? Jay Khan vielleicht...also ein schwuler Camper. Im Inneren
von unserem Stief-Ucy sah es auch ein wenig anders aus. Einiges war
besser, Anderes aber auch schlechter. Und was passiert, wenn man an
Dinge mit Erwartungen herantritt..genau...man bzw. Müscha und Lane
sind erst einmal enttäuscht. Naja...wir werden schon noch Freunde
werden.
Also
Sachen verstauen, aufsitzen und Ken anschmeißen und ab zum nächsten
Shoppingcenter.
Und
hier soll nun die Episode beginnen:“Fuck you, fuck you very very
much!“ Ein Tag wie er niemals sein sollte. Diese kommenden 24
Stunden möchte ich mit dem Lied von Lily Allen „Fuck you“
untermalen. Hört Euch einfach das Lied an und ihr wisst Bescheid.
Kenni
Ken ist unser australisches Navigationsgerät, was uns bislang immer
gute Dienste geleistet hatte. Natürlich hatten wir Ken vor unserem
Reiseantritt mit australischen Kartenmaterial gefüttert. Nochmals
einen fetten Dank an den prima Support von Tom Tom. Doch Ken hatte
Lust auf Western Europe. Ähh..stopp...was bitte...? Noch einmal von
vorne und...genau... Western Europe. Na das kann ja wohl nicht sein.
Auch ein Kartenwechsel war nicht möglich, da Ken nur eine Karte zur
Verfügung stellte und das war nicht Australien, sondern Western
Europe. Na toll, was sollte das jetzt wieder?
Naja
dann eben das Netbook angeworfen, um Ken noch einmal einer
Schönheits-OP zu unterziehen. Da das Netbook nach Strom schrie,
holte ich unseren Inverter (macht aus Autostrom Steckdosenstrom) raus
und schloss das Gerät an. Aber was war das? Nix Strom?
Hach...herrlich, da kommt doch richtig Freude auf. Ken hat kein Bock
auf sein Heimatland und der Inverter denkt sich auch, leck mich am
Arsch Marie. Jut. Was also nun? Nach einigem Hin und Her wussten wir,
Ken kriegen wir so schnell nicht zum laufen, Netbook geht, aber der
Inverter nicht.
Das
erste Mal etwas bedient, fuhren wir zu McDonalds. Mit dem letzten
Pups Strom versuchten wir, dank kostenlosem Wifi, Kenni wieder in
Schuss zu bringen. Gott sei Dank funktionierte mein Versuch. Leider
hatten wir immer noch das Problem mit der Stromzufuhr. Hmm...! Fuck
you!
Naja,
also erst einmal in das Shoppingcenter. Bei Dick Smith holten wir uns
ein neues Kabel, mit der Option, falls das nicht das Problem war, es
wieder zurückzugeben.
Mittlerweile
fühlten Müscha und ich die Müdigkeit in uns aufsteigen und unsere
Reizschwelle war dementsprechend am Brodeln. Bis jetzt war alles nur
komisch. Am Auto angekommen, versuchten wir unser Glück mit dem
neuen Kabel und siehe da, es funktionierte. Da ich dem Ganzen aber
nicht so richtig traute, steckte ich noch einmal das alte Kabel rein
und...ja auch das funktionierte jetzt. Ähh...was? Nach einigem
Hin-und Herstecken wussten wir, es lag am Inverter, aber der Strom
floss auch mit dem alten Kabel und das neue ging wieder zurück. Was
genau das Problem war, konnten wir noch nicht feststellen. Hauptsache
war aber, es kam Strom.
Also
wieder zurück zu Dick Smith mit dem guten Stück. So... nun
brauchten wir ein paar Kisten, damit wir ein wenig Ordnung in unseren
Camper bringen konnten, eine Telefonkarte, vielleicht auch ein
bisschen Bargeld und vielleicht noch ein wenig Essen und dann konnten
wir endlich starten.
Müscha
hatte sich schon am Flughafen mit Geld ausgerüstet. Ich wollte jetzt
mein Glück versuchen. Aber wie sollte es auch anders sein? Genau,
ich bekam nichts. Jetzt ist es ja nicht so, dass ich nur eine Karte
zur Auswahl habe. Nein. Doch die eine Karte sagte mir, dass meine Pin
falsch sei und die andere, dass ich kein Geld auf dem Konto hätte.
Aha. Interessant. Dass mit der Pin ist natürlich auf
Eigenverschulden zurückzuführen. Dass Konto Nummer zwei aber über
keine Deckung verfügen sollte, war totaler Schwachsinn. Mittlerweile
brodelte es bei mir nicht nur, sondern mein Kopf blubberte schon und
ich war nahe am Siedepunkt. Watt ne scheiße.
Gut,
dann Lane eben erst einmal ohne Geld. Nachdem ich mindestens 10
Geldautomaten mit meinen Karten gequält hatte, beließ ich die Sache
dabei beruhen und sah mich geschlagen. Bank Nummer eins informierte
ich telefonisch darüber, dass ich meine Pins vergessen hatte und
hoffe nun auf die Zusendung neuer Pins via Post. Bank Nummer zwei
kann mich dann erst einmal am Arsch lecken. Fuck you.
Als
nächstes dann die Kisten zum besseren Verstauen unserer Sachen.
Laden eins...määp...Laden zwei...määp...okay dann vielleicht doch
lieber zuerst eine Telefonkarte. Aber auch das stellte sich als eine
Geduldsprobe heraus. Wir hatten eine Auswahl zwischen Vodafone, Optus
und Telstra. Da Telstra eine bessere Abdeckung des Netzes versprach
und ich für den Notfall erreichbar sein wollte, entschieden wir uns
für die etwas teurere Telstra Variante. Doch scheinbar hatte sich
das Jetstar Praktikantenpersonal nur mal schnell umgezogen, um dann
ihrem Zweitjob in neuer Uniform bei Telstra nachzugehen. Bei mir war
das Maß an Zumutbarem mittlerweile voll und ich hatte keine Lust
mehr. Vor allem auch, weil ich so dermaßen müde war, dass mir schon
schummrig wurde. Zicklein Lane war also in bester Laune und traf auf
Sturbock Müscha. Eieiei...was für eine Kombi. Irgendwann nach
gefühlten 100 Stunden hatten wir dann unsere Telefonkarte und gingen
noch in einen dritten Laden, wo wir versuchten ein paar Kisten zu
ergattern. Und siehe da, für nen schmalen Taler bekamen wir hier
alles was das Camperherz begehrte. Unsere Kisten und sogar leckere
Coca Cola für Müscha zu einem Spotpreis. Vollbepackt schleppten wir
uns mittlerweile zum Camper. Stellten dort dann fest, dass eine Kiste
nicht passte und schleppten uns wieder zurück, um diese umzutauschen
und machten uns auf Nahrungssuche. Leider gab´s keinen Coles, aber
Woolworth war auch okay.
Eins
zwei fix hatten wir was wir brauchten und schleppten uns
schleichenderweise zum Auto, verstauten alles und...aus die Maus.
Mein Akku war leer. Übermüdung, Hitze und alle weiteren Situationen
hatten mich nun ausgeknockt. Und trotz völliger Dämmse im Auto
schlief ich auf der Stelle ein.
Nach
ca. 2 Stunden wachten wir beide völlig benommen auf und hatten das
Gefühl wieder nach Hause zu wollen. Irgendwie verlief der erste Tag
nicht so wie wir uns das vorstellten und alles war irgendwie komisch.
Naja eben ein Fuck you Tag.
Obwohl
es uns schwer fiel, machten wir uns trotzdem auf, denn das Highlight
stand uns ja noch bevor. Genau, eine Duschmöglichkeit suchen. Doch
da wir uns ja noch ein wenig auskannten, war diese eins zwei fix
gefunden und schwupps stand ich als Erste unter dem kühlen Nass und
hatte das erste Mal nach diesem Ganzen Hick Hack das Gefühl
angekommen zu sein. Erfrischendes Nass aus der Wand und Klänge von
der garstigen Krähe und dem lustigen Gecko können enorm zur
Gemütsaufhellung beitragen.
Völlig
erledigt von diesem Tag fielen wir in die Camperfedern und schliefen
trotz Hitze sehr schnell ein.
MITTWOCH
16/11/2011
Neuer
Morgen neues Glück. Heute morgen ging es noch schnell zu McDonalds,
um vor Anbruch unserer Reise nach Westen noch einmal Kontakt mit der
Außenwelt aufzunehmen. Dabei mussten wir leider feststellen, dass
sich die Stromzufuhr des Netbooks mal wieder verabschiedet hatte und
wir etwas verwundert aus der Wäsche guckten. So ganz verstanden wir
des Rätsels Lösung noch nicht. Da kommt Strom raus, aber irgendwie
nicht auf Knopfdruck wie es sein sollte. Der Inverter musste sich
scheinbar erst einmal für das Netbook erwärmen, um dann die
Stromzufuhr zu gewährleisten.
Für
unsere Stromzufuhr gab´s erst einmal zwei Flat Whites, der guten
alten Zeiten wegen. Nach ein paar Telefonaten und Internetgesurfe
ging´s noch einmal zu Woolworth. Da wir schon gestern 3 Liter Wasser
ausgetrunken hatten, bemerkten wir, dass unsere 12 Flaschen wohl
etwas mickrig waren und dass es doch einen Unterschied machte,
zwischen Juni und September Australien zu bereisen, als zwischen
November und Januar. Da sind doch einige Grad Unterschied und die
kleinen Körper transpirieren, was das Zeug hält.
So
und nun sollte es losgehen. Erste Station nach Darwin...Litchfield
National Park. Auch wenn wir 2009 schon einmal dort waren, wollten
wir da unbedingt noch einmal hin, da uns der Park damals so
faszinierte.
Es
lockte nämlich eine Art Spa. Schöne kleine Wasserfälle, die sich
in kleinen Pools ergossen. Und als Müscha und ich dann in so einem
Plungepool saßen, guckten wir uns beide an und wussten wieder, warum
wir uns mit Coca Cola light durch irgendwelche Real oder Kaufland
Märkte geschubbst hatten. Genau. Um hier an diesem schönen
Fleckchen Erde zu sein.
Da
hier mittlerweile die Nebensaison begonnen hat, war im Park selbst
und auch an den Plungepools relativ wenig bis gar nichts los. Beim
letzten Mal war hier um einiges mehr los und wir hatten Glück auf
dem Campingground noch ein Plätzchen zu finden. Dieses Mal hatten
wir die Auswahl.
Dort
angekommen, begutachtete Müscha erst einmal die sanitären Anlagen.
Denn 2009 besuchte uns ja hier eine kleine Python auf dem Klosett.
Doch die war nicht da, vielleicht war das auch so ein Touristending
und das arme Vieh hatte nun Urlaub. Mich persönlich störte es
jedoch nicht, denn ich kann mir Schöneres als eine Würgeschlange
unter der Dusche vorstellen.
Abends
machten wir uns ein kleines Abendessen. Für Müscha leckerer
Sandwiches und für Lane Kartoffelbrei mit Gemüse. Nebenbei
duellierten wir uns mit hunderten von Fliegen. Leider verloren wir
den Kampf und flüchteten in den völlig überhitzen Camper.
Dummerweise wurde es auch abends nicht wirklich kühler und es ist
als würden wir in einer Sauna nächtigen. Fehlt eigentlich nur noch
der Pinienaufguss. Also schön ist auf jeden Fall anders. Naja sei´s
drum, wir wollten es ja so.
DONNERSTAG
17/11/2011
Heute
Morgen endete die Nacht um 6.30 Uhr. Aber hier heißt es ja so schön,
der frühe Vogel fängt den Wurm und nicht der frühe Vogel kann mich
mal.
Da
Müscha sich der Leidenschaft der Fotografie gewidmet und er sich
bestens für unsere Reise ausgerüstet hat, hieß es heute Morgen
erst einmal Fotosession. Dank dicker Kamera von Nikon, Linsen,
Objektiven, Filtern, Stativen und Vielem mehr, wird diese Reise nicht
nur literarisch, sondern nun auch hoch professionell fotografisch
dokumentiert und kann für die Nachwelt bestmöglich festgehalten
werden.
Während
Müscha sich seiner Leidenschaft hingab, versuchte ich uns ein
kleines leckeres Frühstück zu zaubern. Weil es das erste richtige
war, dachte ich mir ein wenig aufzutischen. Also gab´s lecker Flat
White aus Eigenproduktion, Spiegelei auf Toast, eine leckere Mango,
für Müscha Toast an Haselnusscreme, auch Nutella genannt und für
mich Karöttchen an Hüttenkäse. Mjammi. So kann man sich es gut
gehen lassen. Das dachten sich diese Biester von Fliegen leider auch,
denn die schienen auch schon früh auf den Beinen zu sein und
verfolgten uns irgendwie auf Schritt und Tritt. Die wollten sich wohl
nicht nur an unserem Essen laben, sondern komplett an uns. Stalker
Flieger. Spätestens jetzt wusste ich wie sich so ein Aa Aa Haufen
fühlen muss. Ständig kreisten die Viecher um einen herum, am
schlimmsten ist es, wenn sie einem ins Gesicht fliegen und an Augen,
Ohren oder Lippen rumpopeln.
Als
alles aufgetischt war, kam der Herr Fotograf von der Fotosession
zurück und wir beide und wahrscheinlich auch unsere neuen Freunde
konnten gut in den Tag starten.
Nachdem
Frühstück ging´s noch einmal zum Schwimmen in die Pools und dann
weiter...weiter nach Westen. Unsere nächste Station sollten die
Edith Falls sein. Eine kleine Abzweigung vom Stuart Highway kurz vor
Katherine.
Auf
dem Weg dorthin fiel uns auf, dass die Natur ganz anders aussah als
noch vor 2 Jahren. Beim letzten Mal war alles ziemlich vertrocknet
und teilweise sogar verbrannt und schwarz. Jetzt war alles grün und
saftig. Sogar Pfützen und überflutete Wiesen waren hier
vorzufinden. War ja eigentlich auch klar, denn die Regenzeit stand
bevor und höchstwahrscheinlich werden aus diesen kleinen Pfützen
noch Teiche. Guckt man sich die Messstände am Straßenrand an, dann
steigt das Wasser hier bis auf 2 Meter an, was fast unvorstellbar
ist, da dann eigentlich alles von Wasser umgeben sein müsste und nur
noch vereinzelte Baumkronen aus den Fluten herausgucken dürften.
Sicherlich ein beeindruckendes Spektakel, jedoch wohl ohne 4 Wheel
drive und Schnorchel nicht passierbar, wenn überhaupt. Vielleicht
wäre ein Boot da doch das adäquatere Vehikel zur Fortbewegung.
Vielleicht schade, je nachdem aus welchem Blickwinkel man das Ganze
betrachten möchte. Da wir aber sicher und wohlbehütet nach Westen
kommen wollten, waren uns kleine Pfützen willkommener.
Die
Rollenverteilung beim Fahren war wie gewohnt. Müscha am Lenkrad und
am Schaltknüppel, maximal kam noch die Bedienung des
Lautstärkereglers hinzu. Ich selbst war wieder an den Turntables und
für das Entertainmentprogramm und für die Navigation zuständig.
Ken war mir ja mittlerweile wohlgesonnen und ich denke, ich spreche
für uns beide, wenn ich sage, dass wir drei wieder ein prima Duo
sind. (Wie schon Lothar Matthäus sagte: „Die Familie ist das
Wichtigste, alles andere ist primär.“)
Doch
da war ja noch die Sache mit dem Netbook. Noch immer stand ich mit
der Stromversorgung auf Kriegsfuß und auch heute morgen wollte das
ganze Unterfangen nicht so funktionieren wie es geplant war.
Vielleicht war es einfach nur ein Verständigungsproblem. Doch
Koreanisch hatte ich leider nicht in der Schule gelernt und so musste
sich dieses Samsung auf Deutsch und Englisch einstellen. Eigentlich
ja wohl kein Problem. Die Benutzung als solches stellte auch keine
weiteren Probleme dar. Nur, wenn man ihm diesen Schlauch in die eine
kleinere Seitenöffnung steckte, zierte es sich und ließ den Strom
nicht wirklich rein. Sollte es sich bei diesem Netbook um ein kleines
Zicklein, ein Mädchen handeln? Na das klang ja fast so. Auch nach
einstündigem gut zureden und Hin- und Herstecken, der Strom wollte
während der Fahrt nicht fließen.
Bei
der Spezies der Lane handelt es sich ja nun auch um eine weibliche
Ausführung, leider auch eine Art, die nicht geduldig ist und warten
und all solche Sachen nicht wirklich schön findet. Da bleibt es
nicht aus, dass sich die Gemütslage schon wieder in Kellernähe
befand und DEM Lane etwas gereizt auf alles reagierte.
Sowieso
konnte man merken, dass die Stimmung, die in der Luft lag noch immer
angespannt war. Natürlich konnten wir im Litchfield schon einmal
alle Viere von uns strecken und entspannen. Jedoch war unbewusst
immer noch etwas anders. Ich für meinen Teil ließ mich von
technischen Problemen noch immer mehr beeinflussen, als mal
abzuschalten und den ganzen Technikkram, ob er nun funktionierte oder
nicht, sein zu lassen. Aber auch Müscha war noch ganz woanders und
auch noch nicht wirklich angekommen.
Vielleicht
ist es wie mit einer Beziehung, die muss eben gehegt und gepflegt
werden. Und wir „Drei“, also Müscha, Lane und das Land
Australien hatten uns ja schließlich eine Weile nicht gesehen.
Scheinbar mussten wir uns erst einmal wieder etwas näher kommen und
beschnuppern. Und die Tatsache, dass wir bis Dato nur Sachen
unternahmen, die wir schon kannten, förderte die angespannte
Situation nicht grade. Ständig verglichen wir und wurden schon im
Vorfeld von einer uns vorgeprägten Meinung beeinflusst. Kurzum,
vielleicht war unsere Erwartungshaltung einfach ein wenig höher als
noch vor zwei Jahren. Jedoch kann ich mich entsinnen, dass ich auch
schon vor zwei Jahren in der ersten Woche nach meiner Ankunft in
Brisbane nur am Nörgeln war. Vielleicht müssen wir uns einfach ein
wenig Zeit geben und dann spielt sich alles nach und nach ein.
Vielleicht auch das Problem mit der Stromversorgung...hihi!
Ca.
150 km weiter kamen wir dann an die Edith Falls. Erst einmal war
nichts zu sehen. Nur ein großes Schild, dass uns darüber
informierte, dass uns drei Wege mit verschiedenen Entfernungen zur
Verfügung standen. Da die Sonne schon hoch stand und brannte,
entschieden wir uns für den 2,8 km langen Track. Also alle wichtigen
Sachen eingepackt und los ging´s. Schon nach wenigen Metern pumpten
wir wie kleine Maikäfer und die Brühe lief uns den Körper runter.
Unsere neuen Freunde, die Fliegen, waren auch mit von der Partie und
durften auch bei diesem Ausflug nicht fehlen. Scheinbar sollte das
der Beginn einer langen unzertrennlichen Freundschaft werden. Nur
doof, dass dies irgendwie auf einseitige Liebe beruhte.
Müscha
und ich waren auf jeden Fall – mal wieder – völlig bedient von
der Situation. Man hörte von uns nur ein: „Manno,
scheiße...boahh...haut ab...pfäää, äähhh, weg da...verfatzt
euch!“ Und vielleicht noch ein Gestöhne, da sich der kleine Pfad
den Berg hoch schlängelte. Naja, ein Wasserfall muss sich ja auch
irgendwie runter stürzen...klaro. Aber unsere Köpfe waren einfach
schon leicht überhitzt und zum schnell denken reichte es nicht.
Zumal wir ja grade auch eher mit Stöhnen und Fliegen verscheuchen
beschäftigt waren.
Nach
ca. einer halben Stunde Treppauf Treppab, links rechts, hoch und
runter waren wir an einem kleinen See, in dem sich ein großer
Wasserfall ergoss. Ganz niedlich anzusehen, doch lud das Wasser
irgendwie nicht zum Planschen ein. Also genossen wir nur den Ort an
sich und machten ein paar Fotos. Dank Müschas hervorragender
Ausrüstung konnten wir ja nun mit Hilfe eines ultraleicht Carbon
Stativs auch gute Bilder mit Selbstauslöser machen. Na da lohnt sich
doch die ganze Schlepperei. Denn vor Zwei Jahren benötigten wir nur
einen Rucksack, wenn wir auf Wanderschaft gingen und konnten uns
gegebenenfalls ablösen. Durch den ganzen Fotokram hatten wir nun
beide einen Rucksack mit dem wir uns abschleppen durften. In meiner
Tasche befanden sich Kenni Ken, meine hochmoderne Schreibmaschine,
Festplatten und natürlich alle persönlichen Wertdokumente. Für die
spontane Dokumentation bekam ich noch die alte Canon Ixus 870IS in
die Hände gedrückt, mit der Bitte doch die spontanen Fotos zu
schießen. „Hallo? Was denn noch, ich schreib doch schon den Blog.
Ich und fotografieren, das muss doch nun nicht noch sein!“ Naja,
nachdem man(n) mich mehrmals höflichst darauf hingewiesen hatte, ich
solle doch Fotos machen und ein mürrisches „Du machst ja gar keine
Fotos!“ kam, werde ich nun demnächst diese Aufgabe auch noch in
meine täglichen Aufgaben integrieren.
Müschas
Rucksack war voll mit seinem Fotoequipment, natürlich hatte auch er
seine persönlichen Dokumente dabei, die jedoch einen minimalen
Bruchteil des Gewichts ausmachten.
Beim
Auto angekommen widmete ich mich noch einmal meiner neuen
Leidenschaft, genau dem Aufladen der Schreibmaschine und siehe da,
das Zicklein öffnete ihre Pforten für den guten australischen
Strom. Sehr merkwürdig. Sollte aus diesem Inverter etwa anderer
Strom kommen, wenn wir standen? War zu viel Power, wenn wir fuhren?
Keine Ahnung. Da ich nicht nur in Geometrie, sondern auch in Physik
schon immer ne Lusche war und keine Lust hatte mir darüber auch noch
Gedanken zu machen, beließ ich es dabei und freute mich, einen Weg
gefunden zu haben, das gute Stück mit Strom zu versorgen.
Nach
einer kleinen Erfrischung und einem ersten Tänzchen fuhren wir
weiter nach Katherine. Das mit dem Tänzchen kann erst im Anschluss
unserer Reise aufgeklärt werden. So viel steht aber fest. Da wo es
schön ist oder für uns spektakuläre Sachen passieren, werden
Müscha und ich ein Tänzchen wagen, was gefilmt wird und am Ende
einen kleinen Film ergibt.
Nur
20 Minuten später kamen wir in Katherine an und tankten unseren
Stief-UCY auf. Gott sei Dank war der Sprit noch halbwegs bezahlbar.
Denn durch den schlechten Kurs zahlten wir weitaus mehr für alles
als noch vor 2 Jahren. Aber auch der Sprit selbst, war teurer
geworden. Bestimmt 20-40 cent. Spätestens im Outback sollten wir
wohl wieder die Bezinklatsche bekommen.
Ansonsten
war alles beim alten in Katherine. Noch immer waren hier weitaus mehr
Aborigines. Trotzdem war die Situation schon wie vor zwei Jahren
etwas angespannt. Als wir an der Tankstelle anhielten, war grade eine
kleinere Gruppe Abos neben uns, die sich lautstark stritten, was in
mir ein Gefühl von Angst, Anspannung und Unwohlsein auslöste. Klar
sie sahen auch einfach anders aus. Und gleichzeitig hatte ich ein
schlechtes Gewissen so zu denken, aber teilweise war es vielleicht
auch natürlich. Anders aussehende Menschen, die sich zudem auch noch
lautstark unterhalten und eine sehr aggressive Tonalität in ihrer
Stimme haben, können dann schon mal Angst machen, ob Aborigines oder
nicht.
Nachdem
ich ein letztes Mal mein Glück mit einem Bankautomaten versuchte
und, wie sollte es anders sein, jämmerlich scheiterte, fuhren wir
weiter Richtung Westen. Ab jetzt sollte alles neu werden. Und der nun
eingeschlagene Victoria Highway war Neuland für uns. Jetzt kannten
wir also den Stuart Boring Highway, den Barkley und nun auch den
Victoria Highway.
Und
endlich waren wir wieder in unserem Element. Unendliche Weiten...nur
wir und der kleine Stief-UCY. Ab und an kamen uns doch mal ein paar
Roadtrains oder Autos entgegen, die konnte man aber wirklich an einer
Hand abzählen. Die Kühe, die wir bei unserer Fahrt trafen, waren
eindeutig in der Überzahl.
Auch
wenn sich das vielleicht relativ langweilig und unspektakulär
anhört, uns gefiel es und unsere Stimmung verbesserte sich von
Kilometer zu Kilometer. Müscha schruppte also Kilometer, ich schrieb
meine Gedanken in die kleine Rechenmaschine oder ließ die Landschaft
auf mich wirken. Und auch wenn wir uns anschwiegen und keinen Ton
wechselten, waren wir uns sehr vertraut und genossen die Ruhe, die
nur durch die Musik aus den Boxen untermalt wurde.
Mittlerweile
war es schon relativ spät, doch die Sonne hatte ihre Lichter noch an
und so konnten wir bequem weiter fahren. Der Lichtschalter ging erst
gegen 20.00 Uhr aus, so dass wir kurz vor Timber Creek zum Stehen
kamen und an einem Cattle Memorial unser Lager aufschlugen. Natürlich
gab es weder Toilette, noch Dusche. Aber alles kein Problem. Für
diese Situation waren wir bestens vorbereitet und dementsprechend
ausgerüstet. Im Vorfeld hatte uns Müscha einen kleinen Aufsatz
gebastelt, der einem Duschkopf in Miniaturformat ähnelte. Dieser
sollte jetzt zum Einsatz kommen. Die Idee entstand durch einen
Aufsatz für ganz normale PET Flaschen von Globetrotter. Eigentlich
eine gute Idee, doch dieser Aufsatz passte leider auf keine
herkömmliche Flasche. Also bastelte sich Müscha einen eigenen, der,
wie ich fand, bei meiner ersten Nature Dusche ganz hervorragend
funktionierte und seinen Zweck vollkommen erfüllte. Erstaunlich wie
wenig Wasser man für die normale Körperreinigung doch benötigt.
Und dabei war ich nicht einmal sparsam. Aber die 1,5 Liter Flasche
reichte vollkommen aus.
Auch
Müscha reichten komischerweise 1,5 Liter. Komischerweise!!! Denn zu
Hause verwandelt er ja unserer Bad immer zu einem kleinen
Feuchtbiotop und verweilt doch schon mal so seine 10 – 15 Minuten
unter dem heißen Nass. Tztztz...!
Nachdem
wir uns aufgehübscht hatten, war es auch schon dunkel und ich für
meinen Teil wollte nicht mehr richtig raus, da ich mir der Natur und
ihren Bewohnern im Klaren war und nicht noch einer Schlange oder
einem anderen giftigen Etwas begegnen wollte. Müscha hingegen hatte
wohl ein wenig vergessen, wo wir waren. Erst als er sich noch einmal
raus machte, um seine Kamera vom Vordersitz zu holen, kam er ganz
schnell wieder in den Camper gesprungen und murmelte ganz aufgeregt,
dass da was im Gebüsch geraschelt hätte. „Aha!“ Ich glaube, so
schnell geht der jetzt auch nicht mehr vor die Campertür, wenn das
Gelände nicht 100% einsehbar ist. :-)
Nachdem
Schreck machten wir uns über ein kleines Abendmahl her, denn bei der
Hitze bekamen wir kaum etwas runter, und versuchten noch ein wenig in
die Rechenmaschine zu gucken. Nach 20 Minuten war ich aber so müde,
dass wir das Unterfangen „Breaking Bad“ abbrachen und wie immer
Hunde müde einschliefen. (Unbedingt anschauen – Breaking Bad 4.
Staffel, bei Bedarf bei Guido M. melden, Telefonnummer 0170xxxxxx)
FREITAG
18/11/2011
Nachdem
wir gestern Abend schon dachten, wir wären unsere neuen Freunde los,
genau Summi und ihre Kumpels, standen genau diese wieder zum
Frühstück vor der Tür und kreisten um unsere Köpfe. Gestern Abend
waren scheinbar Summi und Co ausgeflogen und andere Tierarten hatten
sich zu uns gesellt. Ganz vorn dabei natürlich das furchteinflößende
Dings aus dem Busch, das sich eventuell heute morgen als ein kleines
Flattertier entpuppte (hihi) und eine laut quakende Kröte. Hatte ich
vorher noch nie gehört und hätte mich Müscha nicht darüber
aufgeklärt, um was es sich bei diesem Schreihals handelte, eine
Agakröte, hätte ich gedacht, es handele sich dabei eher um ein
Monster, das hinter irgend einem Busch rumkrakehlt. Dumm nur, dass
ich mir jetzt eine Riesenkröte von der Größe einer Kuh vorstellte,
denn die war so laut, dass man auch hätte denken können, dass auch
sie im Camper ihr Lager aufgeschlagen hatte. Dem war aber Gott sei
Dank nicht so.
Neben
Summi und ihren Kumpels sahen wir nun alle weiteren Nachbarn. Ein
Vogel, der wahrscheinlich im Herzen eher ein Schaf sein wollte,
reihte sich neben dem bunten Treiben ein. Ein kleiner schwarzer
Vogel, der lauthals brüllte und wir dachten, es handele sich dabei
um Schafe, die durch die Luft flögen oder kleine Babies, die nach
ihrer Mami brüllten. Wir einigten uns auf Flugschafe. Obwohl
Babyklappenvogel auch nicht schlecht ist. Vielleicht waren es ja auch
die Angry Birds aus dem Lieblingsspiel von Guido und Ecki?
Unser
Frühstück nahmen wir pünktlich um kurz nach 6.00 Uhr ein. Noch
immer litten wir an seniler Bettflucht und ich selbst war verwundert,
dass ich um eine solche Zeit schon Nahrung zu mir nehmen konnte,
geschweige denn gut drauf war.
Währenddessen
wurde die kleine Zicke von Netbook aufgeladen. Wir beide hatten
Frieden geschlossen und ich wusste nun, dass das gute Stück nur im
Stand mit Strom beladen werden wollte.
Kurz
nach 7.00 Uhr ging unsere Fahrt weiter nach Westen. Wir hatten uns
vorgenommen am Samstag Broome zu erreichen. Und das war ja noch ein
Stück. Also bewegte sich unser kleiner Fucy [Fuzy] (ich denke, dass
dies sein Name für die nächste Zeit werden wird, eine Kombination
aus Stief und Ucy – oder vielleicht doch lieber Stief...Stevi
[Schtiewi] ausn Osten, der nun sein Glück im Westen versuchen will.
Hmmm...na wie auch immer, wer Vorschläge hat, immer her damit.)
wieder vorwärts. Nächstes Ziel war erst einmal Kununurra, ca. 250
km von hier.
Viel
gab es auf dem Weg dorthin nicht. Wüste, wenige Menschen und eine
sich abwechselnde Vegetation. Echt beeindruckend. Eben noch Bäume,
saftige Wiesen und fast ein waldähnliches Äußeres und dann auf
einmal Berge, Wasserfälle, Schluchten und Geröll. Zivilisation gab
es nur in den kleinen Orten und wir beide fragten uns, wer wohl hier
leben würde. Wer diese totale Einsamkeit so sehr zu schätzen
wüsste, dass das eigene Leben erfüllt wäre? Das Einkommen der
Bewohner hier, wird mit der Landwirtschaft und der Viehzucht
bestritten, aber was will man denn hier ausgeben? Hier gibt’s doch
gar nichts. Jeden Tag einen Löten, ins örtliche Museum oder
Krokodile im Park gucken, wird ja auf Dauer auch langweilig. Oder die
sind hier immer nur ein paar Wochen arbeiten und dann fliegen oder
fahren sie wieder in die Zivilisation und genießen da ihre freie
Zeit. Denn auch, wenn Müscha und ich selbst diese Ruhe genossen, auf
Dauer wäre uns das auch nichts.
Gleich
hinter Timber Creek, der Geburtsort von Justin Timberlake (Brülla),
kam ein gewaltiger Affenbrotbaum von dem wir erst einmal ein Foto
machten. Später kam noch ein viel Größerer, der Gregory´s Tree ,
in dem die Innenschrift von A. C. Gregory steht. Er schnitze am 02.
July 1856 seine Ankunft in Australien in den Baum. Er war der Chef
einer europäischen Expedition, die hier strandeten, um ihr Schiff
mit Holz (Timber) zu reparieren. Deswegen auch der Stadtname Timber
Creek. Scheinbar war die Schrift mit dem Baum mit gewachsen, denn die
Buchstaben waren „mächtig gewaltig Egon“ und es sah aus, als ob
Mister Gregory das Ganze mit einer Schreibmaschine rein gedruckt
hatte, so schön sauber und gleichmäßig.
Dann
kam eine Weile wieder nichts. Aber ich versüßte uns die Fahrt mit
den Gebrüdern Grimm und so hörten wir unter anderem Dornröschen,
Der Froschkönig, Aschenputtel, Frau Holle, Die Bremer
Stadtmusikanten, Hans im Glück, Der Wolf und die sieben Geißlein,
Rumpelstilzchen, Rotkäppchen und dem Gruselhans – ich weiß den
Namen der Geschichte grade nicht mehr.
Kann
ich wirklich nur empfehlen. Spätestens nach Hans im Glück, diesem
Gruselhans, Rumpelstilzchen und Der Wolf und die sieben Geißlein
wurde uns beiden bewusst, dass diese Gebrüder Grimm ne ganz schöne
Schacke gehabt haben müssen. Also ich weiß jedenfalls nicht, ob ich
meinen Kindern diese Horrormärchen vorspielen möchte. Da ist ja die
ganze Zeit nur Mord und Totschlag. Nebenbei wird noch einer
aufgeschlitzt und danach tanzen alle Ringelrein und freuen sich wie
blöde, dass z. B. Der blöde Wolf „jämmerlich“ verreckt ist.
Auweia. Was mir vorher nie aufgefallen ist, wie blöd eigentlich
dieser Hans im Glück ist. Watt ne Pappnase. Obwohl, manchmal ist ja
weniger mehr und vielleicht macht Wohlstand auf Dauer einfach nur
unglücklich und auch er wusste schon, back to the roots.
Ich
schien all diese Märchen auf jeden Fall rauf und runter gehört zu
haben, denn bei Frau Holle, Rumpelstilzchen und Der Wolf und die
Sieben Geißlein war ich sowas von Textsicher, dass es Müscha doch
stark verwunderte. Hier fiel mir wieder ein, warum mein Bruder mal
einer von den ganz großen Sprechern werden wird. Er hatte einfach
gute Vorbilder wie Rumpelstilzchen. Ich sag nur: „Dasssssss gefällt
mir.“
Eine
weitere Prägung für mich, aber auch für meinen großen Bruder war
mit Sicherheit Wilhelm Busch. Der Struwelpeter kam gleich im
Anschluss der Gebrüder Grimm. Hier ging´s mit bösartigen Sachen
weiter. Also nur nen kleiner Tipp, hört Euch die Sachen lieber
vorher noch einmal an, bevor ihr sie Euren Kindern als Betthupferl
unter die Ohren reibt.
Kommen
wir nun aber wieder zum Wesentlichen unserer Geschichte. Genau der
Weg in den Westen. Müscha und Lane go west. Und mit ihm... Fucy
Stevi. Die drei waren also kurz vor der Grenze. Und nicht wie bei uns
damals zur Wende gab´s hier Geschenke, sondern im Gegenteil. Die
Wessis wollten an unser Hab und Gut. In diesem Fall aber eher an
unser Obst und Gemüse, da man dies aufgrund von Fruchfliegenplage
nicht einführen darf. An der Grenze hieß es also blank machen und
eins, zwei fix, waren wir mein geliebtes Gemüse los. Also hieß es
Schüsschen Möhrchen, Gürkchen und Weissköhlchen. Hoppala hatte
ich zu viel die Sieben Zwerge gehört. Na auf jeden Fall musste ich
Lebewohl zum Gemüsschen sagen. Gut, dass wir vorher noch das Obst
aufgefuttert hatten.
Warum
all dieser Terz um Obst, Gemüse, Honig, Nüsse und Samen gemacht
wurde, wussten wir ehrlich gesagt auch nicht so richtig. Irgendwas
mit Fruchtfliegen hatte es auf sich. Vielleicht waren ja Summi und
ihre Freunde, die gemeingefährlichen Fruchtfliegen, und wir sollten
sie nun endlich los geworden sein? Aber denkste. Bei einer nächsten
Pause schwirrten die Biester schon wieder um unsere Köpfe.
Mann,
echt nervig. Wir konnten uns auch nicht mehr erinnern, dass wir vor 2
Jahren diese nervigen Reisebegleiter hatten. Lag es eventuell am
Wetter? Heißer und teilweise wesentlich feuchter? Naja, wie auch
immer, wahrscheinlich mussten wir uns auf diese lästigen
Zeitgenossen wohl oder übel für die nächsten Wochen einstellen.
Der
heutige Tag bestand ansonsten aus Kilometerschruppen und wenigen
Highlights. Die Landschaft beeindruckte uns trotzdem sehr. Sie war so
abwechslungsreich und so herrlich anzusehen, dass es ein sehr
faszinierendes Farb- und Landschaftsspiel war, an denen sich unsere
Augen erfreuen konnten. Als dann auf einmal auch noch dunklere Wolken
aufzogen und erste Gewitterblitze am Horizont zu erblicken waren, war
das Naturschauspiel vollkommen.
Immer
wieder kamen wir in kleine Huschen und es regnete in diesen
Abschnitten dicke fette Tropfen runter. Der Himmel sah teilweise aus,
als würde grade die Welt untergehen wollen. Schon ein wenig Angst
einflößend. Müscha freute sich jedoch und hatte schon wieder
Fotoflausen im Kopf und spielte teilweise mehr mit seiner Kamera rum
als sich mit dem Fahren des Autos zu befassen. Also war es eher eine
Stop and Go Fahrt, da wir immer wieder Pausen einlegen mussten, um
das Fotoequipment zum Einsatz kommen zu lassen. Hier sei angemerkt,
dass sich Müschas und meine Wahrnehmung über diese Situation etwas
bis vollständig auseinandergeht. Er für seinen Teil hat nicht an
der Knippse rumgespielt. Hmm...??? Also hier sind also nur meine
Wahrnehmungen beschrieben, nicht, dass es hier zu Missverständnissen
kommt.
*Jetzt
muss ich mich aber auch einmal zu Wort melden: Also icke, Müscha...
Der Lane macht die Hitze zunehmend zu schaffen, so dass sie schon
teilweise fantasiert und zu maßlosen Übertreibungen tendiert. Meine
Fotoausrüstung ist in Wirklichkeit eine Einweg-Papp-Kamera mit nem
24er Film mit Drehrädchen und wir sind auch gar nicht in Australien.
Setzt der Lane ne Palme und nen Strand vor die Nase und sie denkt wir
sind am anderen Ende der Welt. In Wirklichkeit machen wir ein
Praktikum im Tropical Island bei Cottbus..., Freitag ist
Familien-Tag, Ihr seid alle recht herzlich eingeladen...
Kurz
gesagt, Lane hat immer recht...!*
Nach
einigen kleinen... tja wie soll man diese Einöden eigentlich genau
bezeichnen? Kleine Städte, Dörfer, Haupstraße mit Tankstellen und
5 Häusern kamen wir kurz nach Halls Creek an unseren letzten
Haltepunkt an. Einer kleinen Rest Area mit ohne Toiletten oder
Dusche.
Eigentlich
wollten wir in Halls Creek zum Wolfe Creek Meteoritenkrater, doch
leider war dieser für unser Empfinden zu weit ab vom Schuss und die
Straße dort hin nur mit einem Geländewagen passierbar. Also fiel
das Unterfangen Meteoritenkrater aus. Auch so einige andere schöne
Sehenswürdigkeiten auf dieser Strecke blieben uns verwehrt, da wir
uns im Vorfeld nun doch für einen Campervan und nicht wie
ursprünglich geplant für einen Geländewagen entschieden hatten. So
mussten wir auf dem eher langweiligen asphaltierten Highway bleiben
und konnten uns nicht wirklich in die richtigen Abenteuer der Wildnis
stürzen. Stürzen wäre hier wohl Programm gewesen und alle
Sandkastenspielfreunde unter Euch wären sicherlich wie wir auf ihre
Kosten gekommen.
Da
unsere Tour aber nun einmal im November beginnen sollte und das der
Beginn der Regenzeit ist, hätte uns keiner zu 100 % versichern
können, dass die Gibb Road, die querfeldein nach Broome führt, noch
passierbar sei. Teilweise ist sie durch die starken Regenfälle, die
oftmals auch schon Anfang November auf die Erde prasseln, so
verwüstet, dass die Straßen zu großen Schlammmassen mutieren und
kleine Rinnsale zu reißenden Flüssen anschwellen. Und schon in der
Trockenzeit soll das Unterfangen Gibb Road nichts für schwache
Nerven sein, dementsprechend wird diese Straße bei zu krassen
Witterungsverhältnissen geschlossen. Logisch. Aber wenn Engel
reisen. Wir hätten natürlich Glück gehabt, denn alle Straßen
waren offen und passierbar. Naja, hätte hätte liegt im Bette und
hätte die Oma Eier wäre es der Opa. Das wissen wir ja nun auch.
Also safty first und im Sinne unserer Eltern, das Sparprogramm auf´m
Highway. Toll. Irre.
Unser
bzw. Müschas Highlight bestand nun also in einer unfassbar
gewaltigen Gewitterfront, die uns von allen Seiten einkreiste.
So
hieß es also nach Ankunft an unserer Restarea, schnell noch einmal
das Popöchen unter die Dusche halten und ganz fix in den Camper
verschwinden. Ich jedenfalls für meinen Teil. Müscha war so
beeindruckt von dem Naturschauspiel, was sich am Horizont zusammen
braute, dass er immer wieder nach draußen verschwand und sich seiner
Leidenschaft hingab. Natürlich nur, um diese geistlichen Ergüsse
hier bildlich untermauern zu können. Yes...no...is clear!
Was
sich als ein kleiner Sturm, mit Blitz und Donner noch relativ weit
weg von uns formatierte, verschonte uns dann aber doch. Es regnete
zwar ein bisschen, aber das, was sich insgeheim Müscha gewünscht
hatte – neben uns einschlagende Blitze oder überflutete Straßen
blieb aus. „Na ich glaub es hackt, wohl ne Stulle heut morgen zu
viel gefuttert?“ Müscha meinte doch echt zu mir, dass er es schade
findet, dass da jetzt nicht mehr passierte. Aha, na dann hätten wir
das ja auch geklärt. Gute Nacht.
SAMSTAG
19/11/2011
Pünktlich
um 5.00 Uhr wachten wir heute auf und ich konnte nicht fassen, schon
wieder so zeitig gut gelaunt auf den Beinen zu sein. Völlig entsetzt
guckte ich Müscha an, als der mich mit der genauen Uhrzeit
informierte. Also 6.00 Uhr ist ja nun schon früh, wieso denn jetzt
noch eine Stunde früher?
Aber
das klärte sich in dem Moment, wo uns einfiel, dass ja im Westen die
Uhren anders tickten. Nämlich genau 1,5 Stunden zurück. Hieß, wir
hatten sogar eine halbe Stunde länger geschlafen. In der Northern
Territory, wo wir unsere Reise begonnen hatten, war es nämlich schon
6.30 Uhr. :-) Also geht doch. Obwohl Müscha total begeistern war,
denn er meinte doch allen ernstes: „Is doch super, da haben wir
dann mehr von Australien!“ Na wo er recht hat, hat er recht, aber
das aus dem Mund von ihm...da war ich doch ein wenig sprachlos. Da ja
besonders er zu einem der begnadetsten Langschläfern gehört, die
ich kenne. (Mich natürlich eingeschlossen)
Frisch
gestärkt gings dann auf zu den letzten Kilometern nach Broome. Wir
passierten Fitzroy Crossing und noch ein paar andere kleine Käffer
und außer in Derby, eine schon an der Küste liegende kleine Stadt,
sollte hier nicht so viel interessantes sein. Naja schon, aber da
durften wir mit unserem Camper ja nicht hin. Manno.
Um
uns die Reisezeit nicht langweilig werden zu lassen, ließen wir uns
von Christoph Maria Herbst das Buch „Resturlaub von Tommy Jaud“
vorlesen und kringelten uns vor lachen. Schon 2009 hatte Herr Herbst
uns durch seine Interpretation der Hörbücher für Vollidiot und
Millionär das ein oder andere Grinsen in der Einöde verpasst. Also
wer demnächst Zeit bei langen Fahrten oder Warten rum bekommen muss,
kann ich nur empfehlen.
Derby
selbst war wieder so ein verschlafenes typisches Outback Städtchen,
das ein paar geschichtliche Hintergründe des Landes zu bieten hatte.
Gleich am Ortseingang befand sich ein so dicker Affenbrotbaum, dass
man diesen von Anfang des 19. Jahrhunderts bis in die 1970er als eine
Art Gefängnis benutzt hatte. Deswegen auch der Name. Boab Prison
Tree. Zu dieser Zeit herrschte ja noch eine starke Feindschaft
zwischen den Aborigines und den europäischen Siedlern, so dass arme
Abos hier „zwischengelagert“ wurden, bis es dann ins Gefängnis
ging. Das älteste Gebäude der Stadt, das Old Derby Goal. Dieses
alte Gebäude besuchten wir auch und waren ziemlich entsetzt, dass
diese unnötigen Gewalttaten an den Abos noch bis in die frühen
1970er gingen und sich das Unverständnis füreinander erst dann
legte. Tja, wie sagt die Mama immer: „Unter jedem Dach ein Ach.“
:-(
Danach
fuhren wir noch zum Kai und ans „Meer“. Naja, eher eine
Schlammgrütze, da sich das Wasser grade verzogen hatte. Also fuhren
wir eine kleine Runde über die Brücke, machten ein paar Fotos vor
Ort und in der naheliegenden Umgebung, tankten und machte uns auf
nach Broome.
Während
der Fahrt nach Broome durchforstete ich den Lonely Planet nach allen
Attraktionen durch, die Broome zu bieten hatte und machte einen
kleinen Plan für die nächsten zwei kommenden Tage. Scheinbar war
mein Modus hier noch auf Freitag eingestellt und ich freute mich,
morgen mit Müscha den morgendlichen Samstagmarkt besuchen zu können.
In
Broome angekommen, checkten wir erst einmal in der Meldehauptzentrale
McDonalds ein und nahmen Kontakt mit der Außenwelt auf. Wifi for
free ist schon was feines. Bei einem gegrillten Wurstbrot für Müscha
und einem Softeis für mich, kühlten wir unsere erhitzen Schädel in
den Räumlichkeiten des McDonalds ab. Abkühlen war wirklich gut,
denn irgendwie war mein Tagemodus etwas durch einander geraten. In
einer Chatunterhaltung mit Ela, die Schwester von Micha, bemerkte
ich, dass irgend etwas nicht stimmte. Denn Ela meinte, dass in
Deutschland schon Samstagmorgen sei und wir wohl aus der
Vergangenheit schreiben. Äh stopp mal...nee nee...wir sind doch hier
in der Zukunft. Nun war für mich die Verwirrung perfekt. Welchen Tag
hatten wir denn nun? Jetzt bemerkte auch Blitzmerker Lane, dass es
nicht Freitagabend war, sondern schon Samstagabend und dass sich das
mit dem Markt wohl erledigt hatte. Ach manno.
Dann
ging´s endlich ab zum Strand und zum Meer und der Anblick
entschuldigte alles, was in den letzten Tagen an unschönen Dingen
passiert war. Herrlich. Himmelblaues Wasser, eine untergehende Sonne,
die grade dabei war ins Meer einzutauchen und ein wunderschöner
weißer Sandstrand. Dazu glühten im Hintergrund rote Felswände und
es war ein traumhaftes Farbenspiel.
Vor
Ort herrschte eine wunderschöne Stimmung. Gelassene Menschen,
chillige Musik und Müscha und ich mittendrin.
Nachdem
die Sonne ins Meer eingetaucht war, genossen wir noch eine Weile den
Moment und starrten teilweise nur vor uns hin, völlig geflasht von
der Situation. Ich glaube jetzt können wir wirklich sagen, dass wir
wieder angekommen sind. Auch wenn Müscha und ich uns wirklich gut
verstehen, aber die letzten Tage waren teilweise mit Situationen
durchwachsen, die irgendwie skuril auf uns wirkten.
Nachdem
der Schalter die liebe Sonne ausgeknippste, gingen wir Duschen und
relativ früh schlafen. Unser Rhythmus wird sich wohl auf
Frühaufstehen einstellen, so dass wir pünktlich zum Sandmann ins
Bett fallen.
SONNTAG
20/11/2011
Heute
morgen standen wir um 5.00 Uhr auf. Dann hieß es Sport
frei...endlich, ich konnte wieder altbekannten Ritualen nachgehen.
Nämlich einer kleinen Spritztour am Strand. Joggen. Das vor zwei
Jahren gefundene Springseil von Müscha war auch wieder mit dabei.
Und so schubbste ich Möppelchen Lane am Strand lang. Naja, kriechen
oder schleppen trifft´s wohl eher, denn bei den Temperaturen war ein
Elan volles joggen irgendwie nicht möglich. Krass, dass die Sonne
schon morgens um 5.30 Uhr so drückend sein kann, dass man schon beim
Nichtstun ins Schwitzen kommt.
Nach
der 30minütigen Sporteinheit, sprangen wir beide unter die Dusche
und freuten uns über selbstgemachten Flat White, den wir am Strand
zu uns nahmen und dabei den Anblick der Kulisse genossen. Da sich
hinter uns eine Bar befand, konnte wir in den Hochgenuss feinster
ausgesuchter Musik kommen. „You gotta fight for your right...to
Paaaarteeeey.“ Genau morgens um 6.00 Uhr eine wirklich passende
Musik von den Beastie Boys. Naja, Australier eben.
Und
dann ging´s auf Erkundungstour. Schnell merkten wir, dass Broome an
einem Sonntag etwas verschlafener war. Viele Läden hatten nicht oder
noch nicht auf und unser Touriprogramm musste sich auf wenige kleine
Sachen beschränken.
Wir
machten uns also ein Bild von der Stadt, fuhren zu einigen kleinen
Sehenswürdigkeiten und zum Hafen, der irgendwie im Lonely Planet für
unseren Geschmack zu kurz gekommen war. Denn hier herrschte eine so
wundervolle Ruhe, dass so ziemlich jeder gestresster Städter auf
einen Ruhepuls von 60 kommen musste. Vereinzelte kleine Schiffe,
Meeresplätschern, eine kleine Brücke, Angler, denen man beim
fischen zusehen konnte, entspannte Leute und eine traumhafte Kulisse.
Sicherlich weniger spektakulär, aber enorm beruhigend, wenn man an
den Punk in einer Stadt wie Berlin gewöhnt ist. Müscha und mir tat
es auf jeden Fall gut und wir konnten unseren Gedanken freien Lauf
lassen.
Wieder
zurück in Broome City machten wir einen Abstecher im Coles, um
unseren Kühlschrank mit ein paar Utensilien aufzufüllen. Zwar war
die Coke, die sich Müscha in Darwin gekauft hatte noch nicht
komplett vernichtet, aber Coles lockte mit einem Angebot, dem Müscha
nicht widerstehen konnte.
So
landeten kurzum weitere 60 Büchsen a 375ml Coke in unserem Camper.
Ich würd sagen, bei Müscha hat die Promo für Coke Light auf jeden
Fall ihre Wirkung gezeigt. Wie dem auch sei, verfügen wir jetzt über
22,5 Liter Coke in portionierten Häppchen, was einer Menge von 2,25
Kilo Zucker entspricht. Na wunderbar. Naja, wollen wir mal nicht ganz
so streng sein, diese Ration wird ja gut eingeteilt und es sollte bis
zum Ende unserer Reise langen. Nicht, dass hier der Eindruck geweckt
werden könnte, bei Müscha handele es sich um einen Coke saufenden
Nerd, der völlig vernarrt in seine Nikon ist und mich links liegen
lässt. Nein, dem ist nicht so. Müscha is der beste Müscha der
Welt, den ich bekommen konnte. Und die Coke wird dazu benötigt, dass
er mir hier nicht vom Fleisch fällt.
Nachdem
wir dann alles verstaut hatten, fuhren wir mal hier und mal dort hin
und gesellten uns wieder zum Strand, wo der Tag mit einem
wunderschönen Sonnenuntergang endete.
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