Sonntag, 20. November 2011

Australia 2.0 - First Week - 13/11 - 20/11/2011


SONNTAG 13/11/2011

Abschied fällt schwer. Und wie heißt es so schon: „Unverhofft kommt oft und erstens kommt es anders und zweitens als man denkt.“ Da arbeitet man 9 Wochen, schafft sich das nötige Kleingeld für die große Reise ran und freut sich nen Kullerkeks, dass es bald los geht und dann...dann rollen am Flughafen auf einmal dicke Krokodilstränen, weil einem dann wieder auffällt wie schön es ist seine Familie und enge Freunde um sich herum zu haben.

Dass ich im Vorfeld bei solchen Angelegenheiten kein Mensch mehr bin (wegen krassen Aufgeregtheitssyndrom), das wissen ja die meisten von Euch. Dass ich wohl am Wasser gezeugt worden bin, da bin ich mir mittlerweile auch ziemlich sicher. Aber dass ich so doll traurig bin, wenn ich los fliege, obwohl ich weiß, dass ich ja bald wieder komme und nicht aus der Welt bin, das ist auch mir neu. So dicke Krokodilstränen...auweia. Noch im Flieger hatte ich ein komisches Gefühl und wusste nicht richtig, ob es das Richtige war, einfach davon zu Fliegen.

Der Flug von Berlin nach London verlief relativ unspektakulär. Im Flieger gab´s dann erst einmal nen Rotwein zur Beruhigung und einen hässlichen Schokoriegel. Pilot Christian flog uns dann ganz schmoffte nach London Heathrow, wo wir dann via Bustransfer zum nächsten Terminal chauffiert wurden.

Nun hieß es 5 Stunden warten. Aber was machen zwei Internetjunkies, die ein bisschen neben der Spur stehen und kein Internet zur Verfügung haben? Genau, sie drehen kleine Filme, suchen Nahrung und versuchen Alternativen zu Spielen wie „Porno Ping Pong“ zu finden, um sich zu belustigen und die Zeit tot zuschlagen. (einfach mal Porno Ping Pong bei youtube eingeben und schon wisst ihr, um welches Spielchen es geht...und wer Alternativen dazu findet, gerne Posten, wir spielen es dann nach) Via SMS gab´s dann die Info von meinem Bruder, dass die Synchronisation von anderen Leuten recht unterhaltsam sei. Müssen wir auch noch unbedingt ausprobieren. Muaahhh...!

Der Versuch der Nahrungsaufnahme glückte schon einmal und wir bekamen für nen relativ schmalen Taler jeder zwei leckere Sandwiches. Leider war bis zum Boarding nach Singapore immer noch viel zu viel Zeit übrig und wir hatten immer noch bestimmt 3 Stunden zu überbrücken. Also machten wir das, was wir auch schon 2 Jahre zuvor gemacht hatten, bunte Bilder knipsen und diesmal auch aneinander gereihte Filme drehen. Heute wurde also der „blind passenger“ abgedreht...! Sehr gelungen wie ich finde.

Nachdem wir also Bilder und Filme im Kasten hatten, machten wir uns auf zum nächsten Stopp, nach Singapore. Geflogen wurde nun etwas gehobener, nämlich wieder mit dem fetten Vogel... dem A380. Leider war ein KOSTENLOSES UPGRADE wieder nicht drin. Wie wir erfahren mussten, hatte Qantas teilweise die Business Class sogar in die Holzklasse umbuchen müssen, weil kein Platz war. Naja, gibt ja noch einen Rückflug.


MONTAG 14/11/2011

Singapore is calling und es ist schön, wenn man an Orte fährt, die einem vertraut vorkommen und sich manche Dinge eben nie ändern. Wie nämlich Wifi for free, smoking area und...genau Sliced Pork...yummi.

Nachdem wir also erst einmal die Familie abtelefoniert hatten, um Bescheid zu geben, dass alles gut verlaufen sei, kauften wir uns lääääckeres sliced Pork. Einfach nur lecker. Also da werde auch ich als nicht so großer Fleischfan schwach und das Ganze schreit nach mehr...! Also wer von Euch in den thailändischen Raum kommt, unbedingt probieren. Sieht komisch aus...schmeckt aber verdammt lecker.

Ansonsten verlief der Aufenthalt auch hier relativ unspektakulär. Surfen,surfen surfen, essen, nix tun, Fotos machen...naja okay und eine Rauchen.

Dann gings um 22.10 Uhr nach Singapore Zeit wieder weiter und wir waren nur noch 5 Stunden von unserem letzten Ziel DARWIN entfernt. Doch leider hieß es schon beim Boarding...Warten. Hmm...passt ja zu den Aussis...die haben ja die Ruhe mit Löffeln gefuttert und sagen sich wohl auch immer: „In der Ruhe liegt die Kraft!“


MONTAG 14/11/2011 zu DIENSTAG 15/11/2011

Sodele, wir also rein in den großen Vogel...äh stopp Moment mal...großer Vogel? Was war denn das nun? Nix großer Vogel. Dieser Airbus A321 war ja voll klein. Genau das trifft´s Bus...in diesem Moment bemerkte ich dann auch, dass wir gar nicht mehr mit Qantas flogen, sondern mit der kleinen Schwester – Jetstar. Hmm...doch leider war der Name nicht Programm. Weder flogen wir mit einem Jet, der unsere Reise auf 30 Minuten verringern sollte, noch hatte der Vogel irgendwelche Sterne, was den Komfort betraf. Man könnte ja jetzt denken, tja Pech gehabt, wer billig kauft, kauft zweimal, aber unsere Flugbuchung hatten wir nicht bei Schmalhans Küchenmeister gemacht. Naja, vielleicht hätten wir mal das Kleingedruckte lesen sollen.

Für alle Flugzeugunwissenden von Euch: Es handelte sich bei der Flugzeuggröße um ein relativ kleines Flugzeug. Ein typischer Urlaubsbomber. Zwei Sitzreihen, mit jeweils 3 Sitzen, einem Mittelgang und...genau...keinem Komfort. Da kommt doch nach 24 Stunden auf den Beinen Freude auf. Vorher fragte ich Müscha noch: „Was hat man eigentlich früher gemacht, als es noch keine kleinen Bildschirme in den Sitzen gab? Das muss ja auf Langstreckenflügen übelst langweilig gewesen sein.“ Diese Frage wurde mir nicht nur durch Müscha selbst beantwortet, sondern gleichzeitig eröffnete sich mir die Beantwortung dieser Schwierigkeit im Flugzeug selbst. Denn auch hier hatte man auf das Entertainmentprogramm verzichtet. Stattdessen gab es das Sparprogramm. Ein Stuhl, ein paar Lampen und wenn man Glück hatte einen geruchlosen Nachbarn. Doch scheinbar blieb uns auch wirklich nichts erspart. Denn Letzteres – ein geruchloser Nachbar – hatten wir nun grade nicht.

Schon jetzt war mir klar, dieser letzte Flug ins Glück, würde anders verlaufen. Und so kam es wie es kommen musste. Einziger Lichtblick, der Urlaubsbomber nach Darwin war nicht voll ausgebucht, so dass sich Müscha gleich nach Betreten der Maschine einen neuen Platz weiter hinten klar machte. Ich blieb erst einmal auf dem mir vorbestimmten sitzen, um mich noch an den Gerüchen neben mir laben zu können und der Geräuschkulisse hinter mir meine vollendete Aufmerksamkeit zu schenken.

Mittlerweile hatten wir schon 40 Minuten Verspätung. Aber im Flieger selbst war von Aufregung oder Eile nichts zu merken. Im Gegenteil hier hatten noch alle die Ruhe weg. Weil einfach nichts passierte, machte ich es mir also doch am Fenster ein wenig gemütlich und schlief vor lauter Übermüdung doch prompt ein. Erst als auf einmal die Turbinen ur plötzlich angeworfen wurden, wachte ich auf und bemerkte, dass wir immer noch am Boden von Singapore rumoxidierten.

Aber dank der auf dröhnenden Turbinen, die das Flugzeug wackeln ließen, waren wir ja nun alle wieder munter und konnten den Start des Flugzeuges volle Aufmerksamkeit schenken. Da mein abruptes Aufwachen aus meiner Traumwelt dazu führte, dass ich noch ganz benommen war, fühlte ich mich in der Situation etwas hilflos. Links neben mir der Muffelkopp, hinter mir die Schnarchnase, rechts neben mir laut aufjaulende Turbinen und kein Müscha da, der mein Händchen halten konnte. Der Flieger begann sich mit einer enormen Geräuschkulisse in Bewegung zu setzen, wurde immer schneller, doch hob irgendwie nicht ab. Erst auf den letzten Pfiff, so kam es mir jedenfalls vor, ging die Nase endlich hoch und wir hoben ab. Naja, schlimmer konnte es ja jetzt nicht mehr werden, aber denkste Puppe.

Nachdem wir in der Luft waren, sah ich zu von diesem Plätzchen Land zu gewinnen und gesellte mich nach weiter hinten zu Müscha, wo es weitaus besser roch und keine Schnarchnasen zu hören waren. Doch da ging´s dann auf eine andere Art und Weise hoch her. Scheinbar hatten wir nicht nur irgendeinen Urlaubsbomber, sondern auch noch die Praktikantencrew mit dazu gebucht. Da wusste scheinbar die linke Hand nicht, was die rechte tat und der gesamte Flug war einfach nur nervig. Das Flugpersonal war ein Haufen quirliger Hühner, die irgendwie nicht wussten, wie was funktionierte. Da es sich ja bei Jetstar nur um die kleine Schwester von Qantas handelte, war ein Essen, Getränke oder jeglicher „Luxus“, der zur Erleichterung oder Entspannung des Fluges beigetragen hätte, nicht mit inbegriffen. Aber wer schon einmal so lange geflogen ist, weiß, dass das Enternainmentprogramm oder die einfache Nahrungsaufnahme zur Aufhellung des Gemütes führen kann. Klar, dass man da einen Flunsch zieht, wenn man feststellen muss, dass einem auf den letzten Kilometern alles genommen wird. Denn wie Zeit Tod kriegen, wenn einem nichts geboten wurde?

Als die erste Saftschubbse dann heran rollte - sorry, aber zu einem adäquaten Flight Attendent reichte es bei diesen Dilettanten leider noch nicht - bemerkten wir einen Zettel, der für uns von großer Bedeutung war. Auf ihm war nämlich vermerkt, wer das Sparprogramm MIT EXTRAS bekam. Und wow, wir hatten Glück. Wir hatten durch unsere Umplatzierung unserer kleinen Körper zwar für etwas Verwirrung gesorgt, aber nach ein paar Instruktionen unsererseits, verstand dann auch das Praktikantenpersonal, wie der Hase lief.

Also bekamen wir eine schöne warme Decke und den Beutel mit den Schlafutensilien. Und jaaa, wir bekamen auch ein kleines Happerchen und was zu trinken. Extrawünsche wie einen sehr ausgefallenen Tomatensaft oder einen Wein ließ das Angebot dann aber auch nicht zu. Naja, dann eben nicht. Irgendwie würden diese paar Stunden schon vorüber gehen. Denn nach Darwin waren es ja grade mal 5 Stunden, die wir flogen.


DIENSTAG 15/11/2011

Um 5.10 Uhr australischer Zeit, setzen wir etwas verspätet mit einem unsanften Aufklatschen in Darwin auf und waren etwas benommen.

Da waren wir also. Wow. In der morgendlichen Dämmerung entließ man uns über das Rollfeld aus dem Flieger. Und auch wenn Müscha und ich völlig verdrieselt waren, wir beide sogen die australische Luft in uns ein und verspürten ein heimatliches Gefühl.

Jeder kennt bestimmt das Gefühl, wenn man nach Hause kommt. Egal ob zu seiner Familie, Eltern oder in seine eigenen vier Wände. Es riecht einfach vertraut und jedes Zuhause hat seinen typischen Geruch. Und so war es hier, es roch nach Australien. Selbst das Flughafengebäude hatte einen vertrauten muffeligen Geruch, den ich aus der Princhester Street kannte (Meine Bleibe in Brisbane 2009). Ein wenig muffelig, aber trotzdem heimelig, so dass man sich wohlfühlen konnte.

Völlig überwältigt von diesen Eindrücken, holten wir unser Gepäck und stellten uns die Schlange der Einreisekontrolle. Alles verlief völlig glatt und schon standen wir in der Eingangshalle des Flughafens.

Leider hieß es jetzt erst einmal warten, denn unseren Campervan konnten wir erst um 10.00 Uhr abholen und es war grade mal um kurz vor sechs. Da es ein kostenloses Wifi gab, verbrachten wir die Zeit mit Surferei im Internet und telefonierten noch einmal ausgiebig mit unserem treuen Freund Guido. Denn der hätte in dieses Bild gut rein gepasst. Aber leider musste der sich ja einen festen Job suchen, so dass für solche Ausflüge jetzt erst einmal keine Zeit mehr ist. Naja, muss er ja wissen. :-)

Nach einem ersten Flat White (Mülschkaffee) ging es dann ab in ein Taxi und dann zu Britz Camper. Auf der Fahrt dort hin, erkannten wir schon ein paar Gebäude wieder, wo wir zwei Jahre zuvor schon gewesen waren. Echt ein tolles Gefühl.

Vor Ort bekamen wir noch einmal eine kleine Einweisung in unser neues Zuhause und nach dem ganzen bürokratischen Kram, wurde die Übergabe des neuen UCYs vollzogen. UCY 013, unser geliebter kleiner Camper aus dem Jahr 2009 war nun YAJ 609. Hmm... die einzige Verbindung, die ich zu diesem Wust aus Buchstaben und Zahlen hatte, war der 609er Bus nach Fahrland. (Fahrland ist ein Ort bei Potsdam) Hmm...da bringt der uns aber nicht hin. YAJ 609 klang ja irgendwie nicht so spannend... UCY 013 war für uns der eindeutig bessere Name. Ucy war wenigstens ein Name, was sollte aber YAJ? Vielleicht eine Abkürzung für Yaj...Jay? Jay Khan vielleicht...also ein schwuler Camper. Im Inneren von unserem Stief-Ucy sah es auch ein wenig anders aus. Einiges war besser, Anderes aber auch schlechter. Und was passiert, wenn man an Dinge mit Erwartungen herantritt..genau...man bzw. Müscha und Lane sind erst einmal enttäuscht. Naja...wir werden schon noch Freunde werden.

Also Sachen verstauen, aufsitzen und Ken anschmeißen und ab zum nächsten Shoppingcenter.

Und hier soll nun die Episode beginnen:“Fuck you, fuck you very very much!“ Ein Tag wie er niemals sein sollte. Diese kommenden 24 Stunden möchte ich mit dem Lied von Lily Allen „Fuck you“ untermalen. Hört Euch einfach das Lied an und ihr wisst Bescheid.

Kenni Ken ist unser australisches Navigationsgerät, was uns bislang immer gute Dienste geleistet hatte. Natürlich hatten wir Ken vor unserem Reiseantritt mit australischen Kartenmaterial gefüttert. Nochmals einen fetten Dank an den prima Support von Tom Tom. Doch Ken hatte Lust auf Western Europe. Ähh..stopp...was bitte...? Noch einmal von vorne und...genau... Western Europe. Na das kann ja wohl nicht sein. Auch ein Kartenwechsel war nicht möglich, da Ken nur eine Karte zur Verfügung stellte und das war nicht Australien, sondern Western Europe. Na toll, was sollte das jetzt wieder?

Naja dann eben das Netbook angeworfen, um Ken noch einmal einer Schönheits-OP zu unterziehen. Da das Netbook nach Strom schrie, holte ich unseren Inverter (macht aus Autostrom Steckdosenstrom) raus und schloss das Gerät an. Aber was war das? Nix Strom? Hach...herrlich, da kommt doch richtig Freude auf. Ken hat kein Bock auf sein Heimatland und der Inverter denkt sich auch, leck mich am Arsch Marie. Jut. Was also nun? Nach einigem Hin und Her wussten wir, Ken kriegen wir so schnell nicht zum laufen, Netbook geht, aber der Inverter nicht.

Das erste Mal etwas bedient, fuhren wir zu McDonalds. Mit dem letzten Pups Strom versuchten wir, dank kostenlosem Wifi, Kenni wieder in Schuss zu bringen. Gott sei Dank funktionierte mein Versuch. Leider hatten wir immer noch das Problem mit der Stromzufuhr. Hmm...! Fuck you!

Naja, also erst einmal in das Shoppingcenter. Bei Dick Smith holten wir uns ein neues Kabel, mit der Option, falls das nicht das Problem war, es wieder zurückzugeben.

Mittlerweile fühlten Müscha und ich die Müdigkeit in uns aufsteigen und unsere Reizschwelle war dementsprechend am Brodeln. Bis jetzt war alles nur komisch. Am Auto angekommen, versuchten wir unser Glück mit dem neuen Kabel und siehe da, es funktionierte. Da ich dem Ganzen aber nicht so richtig traute, steckte ich noch einmal das alte Kabel rein und...ja auch das funktionierte jetzt. Ähh...was? Nach einigem Hin-und Herstecken wussten wir, es lag am Inverter, aber der Strom floss auch mit dem alten Kabel und das neue ging wieder zurück. Was genau das Problem war, konnten wir noch nicht feststellen. Hauptsache war aber, es kam Strom.

Also wieder zurück zu Dick Smith mit dem guten Stück. So... nun brauchten wir ein paar Kisten, damit wir ein wenig Ordnung in unseren Camper bringen konnten, eine Telefonkarte, vielleicht auch ein bisschen Bargeld und vielleicht noch ein wenig Essen und dann konnten wir endlich starten.

Müscha hatte sich schon am Flughafen mit Geld ausgerüstet. Ich wollte jetzt mein Glück versuchen. Aber wie sollte es auch anders sein? Genau, ich bekam nichts. Jetzt ist es ja nicht so, dass ich nur eine Karte zur Auswahl habe. Nein. Doch die eine Karte sagte mir, dass meine Pin falsch sei und die andere, dass ich kein Geld auf dem Konto hätte. Aha. Interessant. Dass mit der Pin ist natürlich auf Eigenverschulden zurückzuführen. Dass Konto Nummer zwei aber über keine Deckung verfügen sollte, war totaler Schwachsinn. Mittlerweile brodelte es bei mir nicht nur, sondern mein Kopf blubberte schon und ich war nahe am Siedepunkt. Watt ne scheiße.

Gut, dann Lane eben erst einmal ohne Geld. Nachdem ich mindestens 10 Geldautomaten mit meinen Karten gequält hatte, beließ ich die Sache dabei beruhen und sah mich geschlagen. Bank Nummer eins informierte ich telefonisch darüber, dass ich meine Pins vergessen hatte und hoffe nun auf die Zusendung neuer Pins via Post. Bank Nummer zwei kann mich dann erst einmal am Arsch lecken. Fuck you.

Als nächstes dann die Kisten zum besseren Verstauen unserer Sachen. Laden eins...määp...Laden zwei...määp...okay dann vielleicht doch lieber zuerst eine Telefonkarte. Aber auch das stellte sich als eine Geduldsprobe heraus. Wir hatten eine Auswahl zwischen Vodafone, Optus und Telstra. Da Telstra eine bessere Abdeckung des Netzes versprach und ich für den Notfall erreichbar sein wollte, entschieden wir uns für die etwas teurere Telstra Variante. Doch scheinbar hatte sich das Jetstar Praktikantenpersonal nur mal schnell umgezogen, um dann ihrem Zweitjob in neuer Uniform bei Telstra nachzugehen. Bei mir war das Maß an Zumutbarem mittlerweile voll und ich hatte keine Lust mehr. Vor allem auch, weil ich so dermaßen müde war, dass mir schon schummrig wurde. Zicklein Lane war also in bester Laune und traf auf Sturbock Müscha. Eieiei...was für eine Kombi. Irgendwann nach gefühlten 100 Stunden hatten wir dann unsere Telefonkarte und gingen noch in einen dritten Laden, wo wir versuchten ein paar Kisten zu ergattern. Und siehe da, für nen schmalen Taler bekamen wir hier alles was das Camperherz begehrte. Unsere Kisten und sogar leckere Coca Cola für Müscha zu einem Spotpreis. Vollbepackt schleppten wir uns mittlerweile zum Camper. Stellten dort dann fest, dass eine Kiste nicht passte und schleppten uns wieder zurück, um diese umzutauschen und machten uns auf Nahrungssuche. Leider gab´s keinen Coles, aber Woolworth war auch okay.

Eins zwei fix hatten wir was wir brauchten und schleppten uns schleichenderweise zum Auto, verstauten alles und...aus die Maus. Mein Akku war leer. Übermüdung, Hitze und alle weiteren Situationen hatten mich nun ausgeknockt. Und trotz völliger Dämmse im Auto schlief ich auf der Stelle ein.

Nach ca. 2 Stunden wachten wir beide völlig benommen auf und hatten das Gefühl wieder nach Hause zu wollen. Irgendwie verlief der erste Tag nicht so wie wir uns das vorstellten und alles war irgendwie komisch. Naja eben ein Fuck you Tag.

Obwohl es uns schwer fiel, machten wir uns trotzdem auf, denn das Highlight stand uns ja noch bevor. Genau, eine Duschmöglichkeit suchen. Doch da wir uns ja noch ein wenig auskannten, war diese eins zwei fix gefunden und schwupps stand ich als Erste unter dem kühlen Nass und hatte das erste Mal nach diesem Ganzen Hick Hack das Gefühl angekommen zu sein. Erfrischendes Nass aus der Wand und Klänge von der garstigen Krähe und dem lustigen Gecko können enorm zur Gemütsaufhellung beitragen.

Völlig erledigt von diesem Tag fielen wir in die Camperfedern und schliefen trotz Hitze sehr schnell ein.


MITTWOCH 16/11/2011

Neuer Morgen neues Glück. Heute morgen ging es noch schnell zu McDonalds, um vor Anbruch unserer Reise nach Westen noch einmal Kontakt mit der Außenwelt aufzunehmen. Dabei mussten wir leider feststellen, dass sich die Stromzufuhr des Netbooks mal wieder verabschiedet hatte und wir etwas verwundert aus der Wäsche guckten. So ganz verstanden wir des Rätsels Lösung noch nicht. Da kommt Strom raus, aber irgendwie nicht auf Knopfdruck wie es sein sollte. Der Inverter musste sich scheinbar erst einmal für das Netbook erwärmen, um dann die Stromzufuhr zu gewährleisten.

Für unsere Stromzufuhr gab´s erst einmal zwei Flat Whites, der guten alten Zeiten wegen. Nach ein paar Telefonaten und Internetgesurfe ging´s noch einmal zu Woolworth. Da wir schon gestern 3 Liter Wasser ausgetrunken hatten, bemerkten wir, dass unsere 12 Flaschen wohl etwas mickrig waren und dass es doch einen Unterschied machte, zwischen Juni und September Australien zu bereisen, als zwischen November und Januar. Da sind doch einige Grad Unterschied und die kleinen Körper transpirieren, was das Zeug hält.

So und nun sollte es losgehen. Erste Station nach Darwin...Litchfield National Park. Auch wenn wir 2009 schon einmal dort waren, wollten wir da unbedingt noch einmal hin, da uns der Park damals so faszinierte.

Es lockte nämlich eine Art Spa. Schöne kleine Wasserfälle, die sich in kleinen Pools ergossen. Und als Müscha und ich dann in so einem Plungepool saßen, guckten wir uns beide an und wussten wieder, warum wir uns mit Coca Cola light durch irgendwelche Real oder Kaufland Märkte geschubbst hatten. Genau. Um hier an diesem schönen Fleckchen Erde zu sein.

Da hier mittlerweile die Nebensaison begonnen hat, war im Park selbst und auch an den Plungepools relativ wenig bis gar nichts los. Beim letzten Mal war hier um einiges mehr los und wir hatten Glück auf dem Campingground noch ein Plätzchen zu finden. Dieses Mal hatten wir die Auswahl.
Dort angekommen, begutachtete Müscha erst einmal die sanitären Anlagen. Denn 2009 besuchte uns ja hier eine kleine Python auf dem Klosett. Doch die war nicht da, vielleicht war das auch so ein Touristending und das arme Vieh hatte nun Urlaub. Mich persönlich störte es jedoch nicht, denn ich kann mir Schöneres als eine Würgeschlange unter der Dusche vorstellen.

Abends machten wir uns ein kleines Abendessen. Für Müscha leckerer Sandwiches und für Lane Kartoffelbrei mit Gemüse. Nebenbei duellierten wir uns mit hunderten von Fliegen. Leider verloren wir den Kampf und flüchteten in den völlig überhitzen Camper. Dummerweise wurde es auch abends nicht wirklich kühler und es ist als würden wir in einer Sauna nächtigen. Fehlt eigentlich nur noch der Pinienaufguss. Also schön ist auf jeden Fall anders. Naja sei´s drum, wir wollten es ja so.


DONNERSTAG 17/11/2011

Heute Morgen endete die Nacht um 6.30 Uhr. Aber hier heißt es ja so schön, der frühe Vogel fängt den Wurm und nicht der frühe Vogel kann mich mal.

Da Müscha sich der Leidenschaft der Fotografie gewidmet und er sich bestens für unsere Reise ausgerüstet hat, hieß es heute Morgen erst einmal Fotosession. Dank dicker Kamera von Nikon, Linsen, Objektiven, Filtern, Stativen und Vielem mehr, wird diese Reise nicht nur literarisch, sondern nun auch hoch professionell fotografisch dokumentiert und kann für die Nachwelt bestmöglich festgehalten werden.

Während Müscha sich seiner Leidenschaft hingab, versuchte ich uns ein kleines leckeres Frühstück zu zaubern. Weil es das erste richtige war, dachte ich mir ein wenig aufzutischen. Also gab´s lecker Flat White aus Eigenproduktion, Spiegelei auf Toast, eine leckere Mango, für Müscha Toast an Haselnusscreme, auch Nutella genannt und für mich Karöttchen an Hüttenkäse. Mjammi. So kann man sich es gut gehen lassen. Das dachten sich diese Biester von Fliegen leider auch, denn die schienen auch schon früh auf den Beinen zu sein und verfolgten uns irgendwie auf Schritt und Tritt. Die wollten sich wohl nicht nur an unserem Essen laben, sondern komplett an uns. Stalker Flieger. Spätestens jetzt wusste ich wie sich so ein Aa Aa Haufen fühlen muss. Ständig kreisten die Viecher um einen herum, am schlimmsten ist es, wenn sie einem ins Gesicht fliegen und an Augen, Ohren oder Lippen rumpopeln.

Als alles aufgetischt war, kam der Herr Fotograf von der Fotosession zurück und wir beide und wahrscheinlich auch unsere neuen Freunde konnten gut in den Tag starten.

Nachdem Frühstück ging´s noch einmal zum Schwimmen in die Pools und dann weiter...weiter nach Westen. Unsere nächste Station sollten die Edith Falls sein. Eine kleine Abzweigung vom Stuart Highway kurz vor Katherine.

Auf dem Weg dorthin fiel uns auf, dass die Natur ganz anders aussah als noch vor 2 Jahren. Beim letzten Mal war alles ziemlich vertrocknet und teilweise sogar verbrannt und schwarz. Jetzt war alles grün und saftig. Sogar Pfützen und überflutete Wiesen waren hier vorzufinden. War ja eigentlich auch klar, denn die Regenzeit stand bevor und höchstwahrscheinlich werden aus diesen kleinen Pfützen noch Teiche. Guckt man sich die Messstände am Straßenrand an, dann steigt das Wasser hier bis auf 2 Meter an, was fast unvorstellbar ist, da dann eigentlich alles von Wasser umgeben sein müsste und nur noch vereinzelte Baumkronen aus den Fluten herausgucken dürften. Sicherlich ein beeindruckendes Spektakel, jedoch wohl ohne 4 Wheel drive und Schnorchel nicht passierbar, wenn überhaupt. Vielleicht wäre ein Boot da doch das adäquatere Vehikel zur Fortbewegung. Vielleicht schade, je nachdem aus welchem Blickwinkel man das Ganze betrachten möchte. Da wir aber sicher und wohlbehütet nach Westen kommen wollten, waren uns kleine Pfützen willkommener.

Die Rollenverteilung beim Fahren war wie gewohnt. Müscha am Lenkrad und am Schaltknüppel, maximal kam noch die Bedienung des Lautstärkereglers hinzu. Ich selbst war wieder an den Turntables und für das Entertainmentprogramm und für die Navigation zuständig. Ken war mir ja mittlerweile wohlgesonnen und ich denke, ich spreche für uns beide, wenn ich sage, dass wir drei wieder ein prima Duo sind. (Wie schon Lothar Matthäus sagte: „Die Familie ist das Wichtigste, alles andere ist primär.“)

Doch da war ja noch die Sache mit dem Netbook. Noch immer stand ich mit der Stromversorgung auf Kriegsfuß und auch heute morgen wollte das ganze Unterfangen nicht so funktionieren wie es geplant war. Vielleicht war es einfach nur ein Verständigungsproblem. Doch Koreanisch hatte ich leider nicht in der Schule gelernt und so musste sich dieses Samsung auf Deutsch und Englisch einstellen. Eigentlich ja wohl kein Problem. Die Benutzung als solches stellte auch keine weiteren Probleme dar. Nur, wenn man ihm diesen Schlauch in die eine kleinere Seitenöffnung steckte, zierte es sich und ließ den Strom nicht wirklich rein. Sollte es sich bei diesem Netbook um ein kleines Zicklein, ein Mädchen handeln? Na das klang ja fast so. Auch nach einstündigem gut zureden und Hin- und Herstecken, der Strom wollte während der Fahrt nicht fließen.

Bei der Spezies der Lane handelt es sich ja nun auch um eine weibliche Ausführung, leider auch eine Art, die nicht geduldig ist und warten und all solche Sachen nicht wirklich schön findet. Da bleibt es nicht aus, dass sich die Gemütslage schon wieder in Kellernähe befand und DEM Lane etwas gereizt auf alles reagierte.

Sowieso konnte man merken, dass die Stimmung, die in der Luft lag noch immer angespannt war. Natürlich konnten wir im Litchfield schon einmal alle Viere von uns strecken und entspannen. Jedoch war unbewusst immer noch etwas anders. Ich für meinen Teil ließ mich von technischen Problemen noch immer mehr beeinflussen, als mal abzuschalten und den ganzen Technikkram, ob er nun funktionierte oder nicht, sein zu lassen. Aber auch Müscha war noch ganz woanders und auch noch nicht wirklich angekommen.

Vielleicht ist es wie mit einer Beziehung, die muss eben gehegt und gepflegt werden. Und wir „Drei“, also Müscha, Lane und das Land Australien hatten uns ja schließlich eine Weile nicht gesehen. Scheinbar mussten wir uns erst einmal wieder etwas näher kommen und beschnuppern. Und die Tatsache, dass wir bis Dato nur Sachen unternahmen, die wir schon kannten, förderte die angespannte Situation nicht grade. Ständig verglichen wir und wurden schon im Vorfeld von einer uns vorgeprägten Meinung beeinflusst. Kurzum, vielleicht war unsere Erwartungshaltung einfach ein wenig höher als noch vor zwei Jahren. Jedoch kann ich mich entsinnen, dass ich auch schon vor zwei Jahren in der ersten Woche nach meiner Ankunft in Brisbane nur am Nörgeln war. Vielleicht müssen wir uns einfach ein wenig Zeit geben und dann spielt sich alles nach und nach ein. Vielleicht auch das Problem mit der Stromversorgung...hihi!

Ca. 150 km weiter kamen wir dann an die Edith Falls. Erst einmal war nichts zu sehen. Nur ein großes Schild, dass uns darüber informierte, dass uns drei Wege mit verschiedenen Entfernungen zur Verfügung standen. Da die Sonne schon hoch stand und brannte, entschieden wir uns für den 2,8 km langen Track. Also alle wichtigen Sachen eingepackt und los ging´s. Schon nach wenigen Metern pumpten wir wie kleine Maikäfer und die Brühe lief uns den Körper runter. Unsere neuen Freunde, die Fliegen, waren auch mit von der Partie und durften auch bei diesem Ausflug nicht fehlen. Scheinbar sollte das der Beginn einer langen unzertrennlichen Freundschaft werden. Nur doof, dass dies irgendwie auf einseitige Liebe beruhte.

Müscha und ich waren auf jeden Fall – mal wieder – völlig bedient von der Situation. Man hörte von uns nur ein: „Manno, scheiße...boahh...haut ab...pfäää, äähhh, weg da...verfatzt euch!“ Und vielleicht noch ein Gestöhne, da sich der kleine Pfad den Berg hoch schlängelte. Naja, ein Wasserfall muss sich ja auch irgendwie runter stürzen...klaro. Aber unsere Köpfe waren einfach schon leicht überhitzt und zum schnell denken reichte es nicht. Zumal wir ja grade auch eher mit Stöhnen und Fliegen verscheuchen beschäftigt waren.

Nach ca. einer halben Stunde Treppauf Treppab, links rechts, hoch und runter waren wir an einem kleinen See, in dem sich ein großer Wasserfall ergoss. Ganz niedlich anzusehen, doch lud das Wasser irgendwie nicht zum Planschen ein. Also genossen wir nur den Ort an sich und machten ein paar Fotos. Dank Müschas hervorragender Ausrüstung konnten wir ja nun mit Hilfe eines ultraleicht Carbon Stativs auch gute Bilder mit Selbstauslöser machen. Na da lohnt sich doch die ganze Schlepperei. Denn vor Zwei Jahren benötigten wir nur einen Rucksack, wenn wir auf Wanderschaft gingen und konnten uns gegebenenfalls ablösen. Durch den ganzen Fotokram hatten wir nun beide einen Rucksack mit dem wir uns abschleppen durften. In meiner Tasche befanden sich Kenni Ken, meine hochmoderne Schreibmaschine, Festplatten und natürlich alle persönlichen Wertdokumente. Für die spontane Dokumentation bekam ich noch die alte Canon Ixus 870IS in die Hände gedrückt, mit der Bitte doch die spontanen Fotos zu schießen. „Hallo? Was denn noch, ich schreib doch schon den Blog. Ich und fotografieren, das muss doch nun nicht noch sein!“ Naja, nachdem man(n) mich mehrmals höflichst darauf hingewiesen hatte, ich solle doch Fotos machen und ein mürrisches „Du machst ja gar keine Fotos!“ kam, werde ich nun demnächst diese Aufgabe auch noch in meine täglichen Aufgaben integrieren.

Müschas Rucksack war voll mit seinem Fotoequipment, natürlich hatte auch er seine persönlichen Dokumente dabei, die jedoch einen minimalen Bruchteil des Gewichts ausmachten.

Beim Auto angekommen widmete ich mich noch einmal meiner neuen Leidenschaft, genau dem Aufladen der Schreibmaschine und siehe da, das Zicklein öffnete ihre Pforten für den guten australischen Strom. Sehr merkwürdig. Sollte aus diesem Inverter etwa anderer Strom kommen, wenn wir standen? War zu viel Power, wenn wir fuhren? Keine Ahnung. Da ich nicht nur in Geometrie, sondern auch in Physik schon immer ne Lusche war und keine Lust hatte mir darüber auch noch Gedanken zu machen, beließ ich es dabei und freute mich, einen Weg gefunden zu haben, das gute Stück mit Strom zu versorgen.

Nach einer kleinen Erfrischung und einem ersten Tänzchen fuhren wir weiter nach Katherine. Das mit dem Tänzchen kann erst im Anschluss unserer Reise aufgeklärt werden. So viel steht aber fest. Da wo es schön ist oder für uns spektakuläre Sachen passieren, werden Müscha und ich ein Tänzchen wagen, was gefilmt wird und am Ende einen kleinen Film ergibt.

Nur 20 Minuten später kamen wir in Katherine an und tankten unseren Stief-UCY auf. Gott sei Dank war der Sprit noch halbwegs bezahlbar. Denn durch den schlechten Kurs zahlten wir weitaus mehr für alles als noch vor 2 Jahren. Aber auch der Sprit selbst, war teurer geworden. Bestimmt 20-40 cent. Spätestens im Outback sollten wir wohl wieder die Bezinklatsche bekommen.

Ansonsten war alles beim alten in Katherine. Noch immer waren hier weitaus mehr Aborigines. Trotzdem war die Situation schon wie vor zwei Jahren etwas angespannt. Als wir an der Tankstelle anhielten, war grade eine kleinere Gruppe Abos neben uns, die sich lautstark stritten, was in mir ein Gefühl von Angst, Anspannung und Unwohlsein auslöste. Klar sie sahen auch einfach anders aus. Und gleichzeitig hatte ich ein schlechtes Gewissen so zu denken, aber teilweise war es vielleicht auch natürlich. Anders aussehende Menschen, die sich zudem auch noch lautstark unterhalten und eine sehr aggressive Tonalität in ihrer Stimme haben, können dann schon mal Angst machen, ob Aborigines oder nicht.

Nachdem ich ein letztes Mal mein Glück mit einem Bankautomaten versuchte und, wie sollte es anders sein, jämmerlich scheiterte, fuhren wir weiter Richtung Westen. Ab jetzt sollte alles neu werden. Und der nun eingeschlagene Victoria Highway war Neuland für uns. Jetzt kannten wir also den Stuart Boring Highway, den Barkley und nun auch den Victoria Highway.

Und endlich waren wir wieder in unserem Element. Unendliche Weiten...nur wir und der kleine Stief-UCY. Ab und an kamen uns doch mal ein paar Roadtrains oder Autos entgegen, die konnte man aber wirklich an einer Hand abzählen. Die Kühe, die wir bei unserer Fahrt trafen, waren eindeutig in der Überzahl.

Auch wenn sich das vielleicht relativ langweilig und unspektakulär anhört, uns gefiel es und unsere Stimmung verbesserte sich von Kilometer zu Kilometer. Müscha schruppte also Kilometer, ich schrieb meine Gedanken in die kleine Rechenmaschine oder ließ die Landschaft auf mich wirken. Und auch wenn wir uns anschwiegen und keinen Ton wechselten, waren wir uns sehr vertraut und genossen die Ruhe, die nur durch die Musik aus den Boxen untermalt wurde.

Mittlerweile war es schon relativ spät, doch die Sonne hatte ihre Lichter noch an und so konnten wir bequem weiter fahren. Der Lichtschalter ging erst gegen 20.00 Uhr aus, so dass wir kurz vor Timber Creek zum Stehen kamen und an einem Cattle Memorial unser Lager aufschlugen. Natürlich gab es weder Toilette, noch Dusche. Aber alles kein Problem. Für diese Situation waren wir bestens vorbereitet und dementsprechend ausgerüstet. Im Vorfeld hatte uns Müscha einen kleinen Aufsatz gebastelt, der einem Duschkopf in Miniaturformat ähnelte. Dieser sollte jetzt zum Einsatz kommen. Die Idee entstand durch einen Aufsatz für ganz normale PET Flaschen von Globetrotter. Eigentlich eine gute Idee, doch dieser Aufsatz passte leider auf keine herkömmliche Flasche. Also bastelte sich Müscha einen eigenen, der, wie ich fand, bei meiner ersten Nature Dusche ganz hervorragend funktionierte und seinen Zweck vollkommen erfüllte. Erstaunlich wie wenig Wasser man für die normale Körperreinigung doch benötigt. Und dabei war ich nicht einmal sparsam. Aber die 1,5 Liter Flasche reichte vollkommen aus.

Auch Müscha reichten komischerweise 1,5 Liter. Komischerweise!!! Denn zu Hause verwandelt er ja unserer Bad immer zu einem kleinen Feuchtbiotop und verweilt doch schon mal so seine 10 – 15 Minuten unter dem heißen Nass. Tztztz...!

Nachdem wir uns aufgehübscht hatten, war es auch schon dunkel und ich für meinen Teil wollte nicht mehr richtig raus, da ich mir der Natur und ihren Bewohnern im Klaren war und nicht noch einer Schlange oder einem anderen giftigen Etwas begegnen wollte. Müscha hingegen hatte wohl ein wenig vergessen, wo wir waren. Erst als er sich noch einmal raus machte, um seine Kamera vom Vordersitz zu holen, kam er ganz schnell wieder in den Camper gesprungen und murmelte ganz aufgeregt, dass da was im Gebüsch geraschelt hätte. „Aha!“ Ich glaube, so schnell geht der jetzt auch nicht mehr vor die Campertür, wenn das Gelände nicht 100% einsehbar ist. :-)

Nachdem Schreck machten wir uns über ein kleines Abendmahl her, denn bei der Hitze bekamen wir kaum etwas runter, und versuchten noch ein wenig in die Rechenmaschine zu gucken. Nach 20 Minuten war ich aber so müde, dass wir das Unterfangen „Breaking Bad“ abbrachen und wie immer Hunde müde einschliefen. (Unbedingt anschauen – Breaking Bad 4. Staffel, bei Bedarf bei Guido M. melden, Telefonnummer 0170xxxxxx)


FREITAG 18/11/2011

Nachdem wir gestern Abend schon dachten, wir wären unsere neuen Freunde los, genau Summi und ihre Kumpels, standen genau diese wieder zum Frühstück vor der Tür und kreisten um unsere Köpfe. Gestern Abend waren scheinbar Summi und Co ausgeflogen und andere Tierarten hatten sich zu uns gesellt. Ganz vorn dabei natürlich das furchteinflößende Dings aus dem Busch, das sich eventuell heute morgen als ein kleines Flattertier entpuppte (hihi) und eine laut quakende Kröte. Hatte ich vorher noch nie gehört und hätte mich Müscha nicht darüber aufgeklärt, um was es sich bei diesem Schreihals handelte, eine Agakröte, hätte ich gedacht, es handele sich dabei eher um ein Monster, das hinter irgend einem Busch rumkrakehlt. Dumm nur, dass ich mir jetzt eine Riesenkröte von der Größe einer Kuh vorstellte, denn die war so laut, dass man auch hätte denken können, dass auch sie im Camper ihr Lager aufgeschlagen hatte. Dem war aber Gott sei Dank nicht so.

Neben Summi und ihren Kumpels sahen wir nun alle weiteren Nachbarn. Ein Vogel, der wahrscheinlich im Herzen eher ein Schaf sein wollte, reihte sich neben dem bunten Treiben ein. Ein kleiner schwarzer Vogel, der lauthals brüllte und wir dachten, es handele sich dabei um Schafe, die durch die Luft flögen oder kleine Babies, die nach ihrer Mami brüllten. Wir einigten uns auf Flugschafe. Obwohl Babyklappenvogel auch nicht schlecht ist. Vielleicht waren es ja auch die Angry Birds aus dem Lieblingsspiel von Guido und Ecki?

Unser Frühstück nahmen wir pünktlich um kurz nach 6.00 Uhr ein. Noch immer litten wir an seniler Bettflucht und ich selbst war verwundert, dass ich um eine solche Zeit schon Nahrung zu mir nehmen konnte, geschweige denn gut drauf war.
Währenddessen wurde die kleine Zicke von Netbook aufgeladen. Wir beide hatten Frieden geschlossen und ich wusste nun, dass das gute Stück nur im Stand mit Strom beladen werden wollte.

Kurz nach 7.00 Uhr ging unsere Fahrt weiter nach Westen. Wir hatten uns vorgenommen am Samstag Broome zu erreichen. Und das war ja noch ein Stück. Also bewegte sich unser kleiner Fucy [Fuzy] (ich denke, dass dies sein Name für die nächste Zeit werden wird, eine Kombination aus Stief und Ucy – oder vielleicht doch lieber Stief...Stevi [Schtiewi] ausn Osten, der nun sein Glück im Westen versuchen will. Hmmm...na wie auch immer, wer Vorschläge hat, immer her damit.) wieder vorwärts. Nächstes Ziel war erst einmal Kununurra, ca. 250 km von hier.

Viel gab es auf dem Weg dorthin nicht. Wüste, wenige Menschen und eine sich abwechselnde Vegetation. Echt beeindruckend. Eben noch Bäume, saftige Wiesen und fast ein waldähnliches Äußeres und dann auf einmal Berge, Wasserfälle, Schluchten und Geröll. Zivilisation gab es nur in den kleinen Orten und wir beide fragten uns, wer wohl hier leben würde. Wer diese totale Einsamkeit so sehr zu schätzen wüsste, dass das eigene Leben erfüllt wäre? Das Einkommen der Bewohner hier, wird mit der Landwirtschaft und der Viehzucht bestritten, aber was will man denn hier ausgeben? Hier gibt’s doch gar nichts. Jeden Tag einen Löten, ins örtliche Museum oder Krokodile im Park gucken, wird ja auf Dauer auch langweilig. Oder die sind hier immer nur ein paar Wochen arbeiten und dann fliegen oder fahren sie wieder in die Zivilisation und genießen da ihre freie Zeit. Denn auch, wenn Müscha und ich selbst diese Ruhe genossen, auf Dauer wäre uns das auch nichts.

Gleich hinter Timber Creek, der Geburtsort von Justin Timberlake (Brülla), kam ein gewaltiger Affenbrotbaum von dem wir erst einmal ein Foto machten. Später kam noch ein viel Größerer, der Gregory´s Tree , in dem die Innenschrift von A. C. Gregory steht. Er schnitze am 02. July 1856 seine Ankunft in Australien in den Baum. Er war der Chef einer europäischen Expedition, die hier strandeten, um ihr Schiff mit Holz (Timber) zu reparieren. Deswegen auch der Stadtname Timber Creek. Scheinbar war die Schrift mit dem Baum mit gewachsen, denn die Buchstaben waren „mächtig gewaltig Egon“ und es sah aus, als ob Mister Gregory das Ganze mit einer Schreibmaschine rein gedruckt hatte, so schön sauber und gleichmäßig.

Dann kam eine Weile wieder nichts. Aber ich versüßte uns die Fahrt mit den Gebrüdern Grimm und so hörten wir unter anderem Dornröschen, Der Froschkönig, Aschenputtel, Frau Holle, Die Bremer Stadtmusikanten, Hans im Glück, Der Wolf und die sieben Geißlein, Rumpelstilzchen, Rotkäppchen und dem Gruselhans – ich weiß den Namen der Geschichte grade nicht mehr.

Kann ich wirklich nur empfehlen. Spätestens nach Hans im Glück, diesem Gruselhans, Rumpelstilzchen und Der Wolf und die sieben Geißlein wurde uns beiden bewusst, dass diese Gebrüder Grimm ne ganz schöne Schacke gehabt haben müssen. Also ich weiß jedenfalls nicht, ob ich meinen Kindern diese Horrormärchen vorspielen möchte. Da ist ja die ganze Zeit nur Mord und Totschlag. Nebenbei wird noch einer aufgeschlitzt und danach tanzen alle Ringelrein und freuen sich wie blöde, dass z. B. Der blöde Wolf „jämmerlich“ verreckt ist. Auweia. Was mir vorher nie aufgefallen ist, wie blöd eigentlich dieser Hans im Glück ist. Watt ne Pappnase. Obwohl, manchmal ist ja weniger mehr und vielleicht macht Wohlstand auf Dauer einfach nur unglücklich und auch er wusste schon, back to the roots.

Ich schien all diese Märchen auf jeden Fall rauf und runter gehört zu haben, denn bei Frau Holle, Rumpelstilzchen und Der Wolf und die Sieben Geißlein war ich sowas von Textsicher, dass es Müscha doch stark verwunderte. Hier fiel mir wieder ein, warum mein Bruder mal einer von den ganz großen Sprechern werden wird. Er hatte einfach gute Vorbilder wie Rumpelstilzchen. Ich sag nur: „Dasssssss gefällt mir.“

Eine weitere Prägung für mich, aber auch für meinen großen Bruder war mit Sicherheit Wilhelm Busch. Der Struwelpeter kam gleich im Anschluss der Gebrüder Grimm. Hier ging´s mit bösartigen Sachen weiter. Also nur nen kleiner Tipp, hört Euch die Sachen lieber vorher noch einmal an, bevor ihr sie Euren Kindern als Betthupferl unter die Ohren reibt.

Kommen wir nun aber wieder zum Wesentlichen unserer Geschichte. Genau der Weg in den Westen. Müscha und Lane go west. Und mit ihm... Fucy Stevi. Die drei waren also kurz vor der Grenze. Und nicht wie bei uns damals zur Wende gab´s hier Geschenke, sondern im Gegenteil. Die Wessis wollten an unser Hab und Gut. In diesem Fall aber eher an unser Obst und Gemüse, da man dies aufgrund von Fruchfliegenplage nicht einführen darf. An der Grenze hieß es also blank machen und eins, zwei fix, waren wir mein geliebtes Gemüse los. Also hieß es Schüsschen Möhrchen, Gürkchen und Weissköhlchen. Hoppala hatte ich zu viel die Sieben Zwerge gehört. Na auf jeden Fall musste ich Lebewohl zum Gemüsschen sagen. Gut, dass wir vorher noch das Obst aufgefuttert hatten.

Warum all dieser Terz um Obst, Gemüse, Honig, Nüsse und Samen gemacht wurde, wussten wir ehrlich gesagt auch nicht so richtig. Irgendwas mit Fruchtfliegen hatte es auf sich. Vielleicht waren ja Summi und ihre Freunde, die gemeingefährlichen Fruchtfliegen, und wir sollten sie nun endlich los geworden sein? Aber denkste. Bei einer nächsten Pause schwirrten die Biester schon wieder um unsere Köpfe.

Mann, echt nervig. Wir konnten uns auch nicht mehr erinnern, dass wir vor 2 Jahren diese nervigen Reisebegleiter hatten. Lag es eventuell am Wetter? Heißer und teilweise wesentlich feuchter? Naja, wie auch immer, wahrscheinlich mussten wir uns auf diese lästigen Zeitgenossen wohl oder übel für die nächsten Wochen einstellen.

Der heutige Tag bestand ansonsten aus Kilometerschruppen und wenigen Highlights. Die Landschaft beeindruckte uns trotzdem sehr. Sie war so abwechslungsreich und so herrlich anzusehen, dass es ein sehr faszinierendes Farb- und Landschaftsspiel war, an denen sich unsere Augen erfreuen konnten. Als dann auf einmal auch noch dunklere Wolken aufzogen und erste Gewitterblitze am Horizont zu erblicken waren, war das Naturschauspiel vollkommen.

Immer wieder kamen wir in kleine Huschen und es regnete in diesen Abschnitten dicke fette Tropfen runter. Der Himmel sah teilweise aus, als würde grade die Welt untergehen wollen. Schon ein wenig Angst einflößend. Müscha freute sich jedoch und hatte schon wieder Fotoflausen im Kopf und spielte teilweise mehr mit seiner Kamera rum als sich mit dem Fahren des Autos zu befassen. Also war es eher eine Stop and Go Fahrt, da wir immer wieder Pausen einlegen mussten, um das Fotoequipment zum Einsatz kommen zu lassen. Hier sei angemerkt, dass sich Müschas und meine Wahrnehmung über diese Situation etwas bis vollständig auseinandergeht. Er für seinen Teil hat nicht an der Knippse rumgespielt. Hmm...??? Also hier sind also nur meine Wahrnehmungen beschrieben, nicht, dass es hier zu Missverständnissen kommt.

*Jetzt muss ich mich aber auch einmal zu Wort melden: Also icke, Müscha... Der Lane macht die Hitze zunehmend zu schaffen, so dass sie schon teilweise fantasiert und zu maßlosen Übertreibungen tendiert. Meine Fotoausrüstung ist in Wirklichkeit eine Einweg-Papp-Kamera mit nem 24er Film mit Drehrädchen und wir sind auch gar nicht in Australien. Setzt der Lane ne Palme und nen Strand vor die Nase und sie denkt wir sind am anderen Ende der Welt. In Wirklichkeit machen wir ein Praktikum im Tropical Island bei Cottbus..., Freitag ist Familien-Tag, Ihr seid alle recht herzlich eingeladen...
Kurz gesagt, Lane hat immer recht...!*

Nach einigen kleinen... tja wie soll man diese Einöden eigentlich genau bezeichnen? Kleine Städte, Dörfer, Haupstraße mit Tankstellen und 5 Häusern kamen wir kurz nach Halls Creek an unseren letzten Haltepunkt an. Einer kleinen Rest Area mit ohne Toiletten oder Dusche.

Eigentlich wollten wir in Halls Creek zum Wolfe Creek Meteoritenkrater, doch leider war dieser für unser Empfinden zu weit ab vom Schuss und die Straße dort hin nur mit einem Geländewagen passierbar. Also fiel das Unterfangen Meteoritenkrater aus. Auch so einige andere schöne Sehenswürdigkeiten auf dieser Strecke blieben uns verwehrt, da wir uns im Vorfeld nun doch für einen Campervan und nicht wie ursprünglich geplant für einen Geländewagen entschieden hatten. So mussten wir auf dem eher langweiligen asphaltierten Highway bleiben und konnten uns nicht wirklich in die richtigen Abenteuer der Wildnis stürzen. Stürzen wäre hier wohl Programm gewesen und alle Sandkastenspielfreunde unter Euch wären sicherlich wie wir auf ihre Kosten gekommen.

Da unsere Tour aber nun einmal im November beginnen sollte und das der Beginn der Regenzeit ist, hätte uns keiner zu 100 % versichern können, dass die Gibb Road, die querfeldein nach Broome führt, noch passierbar sei. Teilweise ist sie durch die starken Regenfälle, die oftmals auch schon Anfang November auf die Erde prasseln, so verwüstet, dass die Straßen zu großen Schlammmassen mutieren und kleine Rinnsale zu reißenden Flüssen anschwellen. Und schon in der Trockenzeit soll das Unterfangen Gibb Road nichts für schwache Nerven sein, dementsprechend wird diese Straße bei zu krassen Witterungsverhältnissen geschlossen. Logisch. Aber wenn Engel reisen. Wir hätten natürlich Glück gehabt, denn alle Straßen waren offen und passierbar. Naja, hätte hätte liegt im Bette und hätte die Oma Eier wäre es der Opa. Das wissen wir ja nun auch. Also safty first und im Sinne unserer Eltern, das Sparprogramm auf´m Highway. Toll. Irre.

Unser bzw. Müschas Highlight bestand nun also in einer unfassbar gewaltigen Gewitterfront, die uns von allen Seiten einkreiste.
So hieß es also nach Ankunft an unserer Restarea, schnell noch einmal das Popöchen unter die Dusche halten und ganz fix in den Camper verschwinden. Ich jedenfalls für meinen Teil. Müscha war so beeindruckt von dem Naturschauspiel, was sich am Horizont zusammen braute, dass er immer wieder nach draußen verschwand und sich seiner Leidenschaft hingab. Natürlich nur, um diese geistlichen Ergüsse hier bildlich untermauern zu können. Yes...no...is clear!

Was sich als ein kleiner Sturm, mit Blitz und Donner noch relativ weit weg von uns formatierte, verschonte uns dann aber doch. Es regnete zwar ein bisschen, aber das, was sich insgeheim Müscha gewünscht hatte – neben uns einschlagende Blitze oder überflutete Straßen blieb aus. „Na ich glaub es hackt, wohl ne Stulle heut morgen zu viel gefuttert?“ Müscha meinte doch echt zu mir, dass er es schade findet, dass da jetzt nicht mehr passierte. Aha, na dann hätten wir das ja auch geklärt. Gute Nacht.


SAMSTAG 19/11/2011

Pünktlich um 5.00 Uhr wachten wir heute auf und ich konnte nicht fassen, schon wieder so zeitig gut gelaunt auf den Beinen zu sein. Völlig entsetzt guckte ich Müscha an, als der mich mit der genauen Uhrzeit informierte. Also 6.00 Uhr ist ja nun schon früh, wieso denn jetzt noch eine Stunde früher?

Aber das klärte sich in dem Moment, wo uns einfiel, dass ja im Westen die Uhren anders tickten. Nämlich genau 1,5 Stunden zurück. Hieß, wir hatten sogar eine halbe Stunde länger geschlafen. In der Northern Territory, wo wir unsere Reise begonnen hatten, war es nämlich schon 6.30 Uhr. :-) Also geht doch. Obwohl Müscha total begeistern war, denn er meinte doch allen ernstes: „Is doch super, da haben wir dann mehr von Australien!“ Na wo er recht hat, hat er recht, aber das aus dem Mund von ihm...da war ich doch ein wenig sprachlos. Da ja besonders er zu einem der begnadetsten Langschläfern gehört, die ich kenne. (Mich natürlich eingeschlossen)

Frisch gestärkt gings dann auf zu den letzten Kilometern nach Broome. Wir passierten Fitzroy Crossing und noch ein paar andere kleine Käffer und außer in Derby, eine schon an der Küste liegende kleine Stadt, sollte hier nicht so viel interessantes sein. Naja schon, aber da durften wir mit unserem Camper ja nicht hin. Manno.

Um uns die Reisezeit nicht langweilig werden zu lassen, ließen wir uns von Christoph Maria Herbst das Buch „Resturlaub von Tommy Jaud“ vorlesen und kringelten uns vor lachen. Schon 2009 hatte Herr Herbst uns durch seine Interpretation der Hörbücher für Vollidiot und Millionär das ein oder andere Grinsen in der Einöde verpasst. Also wer demnächst Zeit bei langen Fahrten oder Warten rum bekommen muss, kann ich nur empfehlen.

Derby selbst war wieder so ein verschlafenes typisches Outback Städtchen, das ein paar geschichtliche Hintergründe des Landes zu bieten hatte. Gleich am Ortseingang befand sich ein so dicker Affenbrotbaum, dass man diesen von Anfang des 19. Jahrhunderts bis in die 1970er als eine Art Gefängnis benutzt hatte. Deswegen auch der Name. Boab Prison Tree. Zu dieser Zeit herrschte ja noch eine starke Feindschaft zwischen den Aborigines und den europäischen Siedlern, so dass arme Abos hier „zwischengelagert“ wurden, bis es dann ins Gefängnis ging. Das älteste Gebäude der Stadt, das Old Derby Goal. Dieses alte Gebäude besuchten wir auch und waren ziemlich entsetzt, dass diese unnötigen Gewalttaten an den Abos noch bis in die frühen 1970er gingen und sich das Unverständnis füreinander erst dann legte. Tja, wie sagt die Mama immer: „Unter jedem Dach ein Ach.“ :-(

Danach fuhren wir noch zum Kai und ans „Meer“. Naja, eher eine Schlammgrütze, da sich das Wasser grade verzogen hatte. Also fuhren wir eine kleine Runde über die Brücke, machten ein paar Fotos vor Ort und in der naheliegenden Umgebung, tankten und machte uns auf nach Broome.

Während der Fahrt nach Broome durchforstete ich den Lonely Planet nach allen Attraktionen durch, die Broome zu bieten hatte und machte einen kleinen Plan für die nächsten zwei kommenden Tage. Scheinbar war mein Modus hier noch auf Freitag eingestellt und ich freute mich, morgen mit Müscha den morgendlichen Samstagmarkt besuchen zu können.

In Broome angekommen, checkten wir erst einmal in der Meldehauptzentrale McDonalds ein und nahmen Kontakt mit der Außenwelt auf. Wifi for free ist schon was feines. Bei einem gegrillten Wurstbrot für Müscha und einem Softeis für mich, kühlten wir unsere erhitzen Schädel in den Räumlichkeiten des McDonalds ab. Abkühlen war wirklich gut, denn irgendwie war mein Tagemodus etwas durch einander geraten. In einer Chatunterhaltung mit Ela, die Schwester von Micha, bemerkte ich, dass irgend etwas nicht stimmte. Denn Ela meinte, dass in Deutschland schon Samstagmorgen sei und wir wohl aus der Vergangenheit schreiben. Äh stopp mal...nee nee...wir sind doch hier in der Zukunft. Nun war für mich die Verwirrung perfekt. Welchen Tag hatten wir denn nun? Jetzt bemerkte auch Blitzmerker Lane, dass es nicht Freitagabend war, sondern schon Samstagabend und dass sich das mit dem Markt wohl erledigt hatte. Ach manno.

Dann ging´s endlich ab zum Strand und zum Meer und der Anblick entschuldigte alles, was in den letzten Tagen an unschönen Dingen passiert war. Herrlich. Himmelblaues Wasser, eine untergehende Sonne, die grade dabei war ins Meer einzutauchen und ein wunderschöner weißer Sandstrand. Dazu glühten im Hintergrund rote Felswände und es war ein traumhaftes Farbenspiel.
Vor Ort herrschte eine wunderschöne Stimmung. Gelassene Menschen, chillige Musik und Müscha und ich mittendrin.

Nachdem die Sonne ins Meer eingetaucht war, genossen wir noch eine Weile den Moment und starrten teilweise nur vor uns hin, völlig geflasht von der Situation. Ich glaube jetzt können wir wirklich sagen, dass wir wieder angekommen sind. Auch wenn Müscha und ich uns wirklich gut verstehen, aber die letzten Tage waren teilweise mit Situationen durchwachsen, die irgendwie skuril auf uns wirkten.

Nachdem der Schalter die liebe Sonne ausgeknippste, gingen wir Duschen und relativ früh schlafen. Unser Rhythmus wird sich wohl auf Frühaufstehen einstellen, so dass wir pünktlich zum Sandmann ins Bett fallen.


SONNTAG 20/11/2011

Heute morgen standen wir um 5.00 Uhr auf. Dann hieß es Sport frei...endlich, ich konnte wieder altbekannten Ritualen nachgehen. Nämlich einer kleinen Spritztour am Strand. Joggen. Das vor zwei Jahren gefundene Springseil von Müscha war auch wieder mit dabei. Und so schubbste ich Möppelchen Lane am Strand lang. Naja, kriechen oder schleppen trifft´s wohl eher, denn bei den Temperaturen war ein Elan volles joggen irgendwie nicht möglich. Krass, dass die Sonne schon morgens um 5.30 Uhr so drückend sein kann, dass man schon beim Nichtstun ins Schwitzen kommt.

Nach der 30minütigen Sporteinheit, sprangen wir beide unter die Dusche und freuten uns über selbstgemachten Flat White, den wir am Strand zu uns nahmen und dabei den Anblick der Kulisse genossen. Da sich hinter uns eine Bar befand, konnte wir in den Hochgenuss feinster ausgesuchter Musik kommen. „You gotta fight for your right...to Paaaarteeeey.“ Genau morgens um 6.00 Uhr eine wirklich passende Musik von den Beastie Boys. Naja, Australier eben.

Und dann ging´s auf Erkundungstour. Schnell merkten wir, dass Broome an einem Sonntag etwas verschlafener war. Viele Läden hatten nicht oder noch nicht auf und unser Touriprogramm musste sich auf wenige kleine Sachen beschränken.

Wir machten uns also ein Bild von der Stadt, fuhren zu einigen kleinen Sehenswürdigkeiten und zum Hafen, der irgendwie im Lonely Planet für unseren Geschmack zu kurz gekommen war. Denn hier herrschte eine so wundervolle Ruhe, dass so ziemlich jeder gestresster Städter auf einen Ruhepuls von 60 kommen musste. Vereinzelte kleine Schiffe, Meeresplätschern, eine kleine Brücke, Angler, denen man beim fischen zusehen konnte, entspannte Leute und eine traumhafte Kulisse. Sicherlich weniger spektakulär, aber enorm beruhigend, wenn man an den Punk in einer Stadt wie Berlin gewöhnt ist. Müscha und mir tat es auf jeden Fall gut und wir konnten unseren Gedanken freien Lauf lassen.

Wieder zurück in Broome City machten wir einen Abstecher im Coles, um unseren Kühlschrank mit ein paar Utensilien aufzufüllen. Zwar war die Coke, die sich Müscha in Darwin gekauft hatte noch nicht komplett vernichtet, aber Coles lockte mit einem Angebot, dem Müscha nicht widerstehen konnte.

So landeten kurzum weitere 60 Büchsen a 375ml Coke in unserem Camper. Ich würd sagen, bei Müscha hat die Promo für Coke Light auf jeden Fall ihre Wirkung gezeigt. Wie dem auch sei, verfügen wir jetzt über 22,5 Liter Coke in portionierten Häppchen, was einer Menge von 2,25 Kilo Zucker entspricht. Na wunderbar. Naja, wollen wir mal nicht ganz so streng sein, diese Ration wird ja gut eingeteilt und es sollte bis zum Ende unserer Reise langen. Nicht, dass hier der Eindruck geweckt werden könnte, bei Müscha handele es sich um einen Coke saufenden Nerd, der völlig vernarrt in seine Nikon ist und mich links liegen lässt. Nein, dem ist nicht so. Müscha is der beste Müscha der Welt, den ich bekommen konnte. Und die Coke wird dazu benötigt, dass er mir hier nicht vom Fleisch fällt.

Nachdem wir dann alles verstaut hatten, fuhren wir mal hier und mal dort hin und gesellten uns wieder zum Strand, wo der Tag mit einem wunderschönen Sonnenuntergang endete.




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