Montag, 28. November 2011

Australia 2.0 - Second Week - 21/11 - 27/11/2011 - Broome to Denham


MONTAG 21/11/2011

Auch dieser Morgen wurde mit einem kleinen Sportprogramm für mich eröffnet. Herrlich. Leider musste ich vor Beginn meiner Sporteinheit feststellen, dass ich nicht nur ein ganz großes Bummellieschen bin, sondern auch noch ein ganz großes Verbummellieschen. Scheinbar hatte ich das von Müscha ergatterte Springseil am Vortag am Strand vergessen. Ach manno. Natürlich krempelte ich erst einmal den Camper um. Erst nachdem Müscha mich darauf aufmerksam machte, dass ich es vielleicht gestern am Strand liegen lassen habe, gab ich das Suchen auf und guckte ziemlich verdröppelt aus der Wäsche.

Natürlich konnte ich es nicht lassen und suchte den Strand auch noch ab. Doch auch selbst, wenn es dort seelenruhig in der Sonne vor sich hin geseilt und auf mich gewartet hätte, es wäre spätestens von der Flut ins Wasser gerissen worden. Und sicherlich war dem auch so. Nix Seil. Manno!!!

Unseren Mülschkaffee tranken wir wieder am Strand vor der Bar. Diesmal nicht zu ohrenbetäubender Musik von den Beastie Boys, sondern zu angenehmen Reggae Klängen, die von einem Gärtner mit einer warmen Männerstimme gesungen wurden. Ein kleiner Bob Marley, hihi!

Danach hieß es Bürozentrale McDonalds, um Euch den Zugang zu unserer Reise zu verschaffen. Ich rechnete im Vorfeld mit einer Stunde Zeitaufwand. Leider verdreifachte sich diese Übung. Dank rasanter Internetgeschwindigkeit – willkommen in Australien – dauerte der Prozess des Hochladens, samt Bilder und Buchstabenwust doch einige Zeit. Worin das eigentliche Problem bestand, verstand von uns beiden so richtig keiner. Aber naja, was sollten wir machen, vom Rumwundern wurde es ja auch nicht besser. Außerdem: „Eile mit Weile.“ Und Geduld ist ja bekanntlich eine Tugend. Ich kann hier also noch viel lernen. Wie ich z. B. meine sowieso schon ab und an langsamere Geschwindigkeit meiner Sprechweise an die lahme Internetleitung Australiens anpasse. Oder wie ich mich in Geduld übe ohne hektisch zu werden. Generell versuche ich gelassener zu werden. Kann ja nicht schaden. Schon vor zwei Jahren musste ich lernen, dass: „In der Ruhe liegt die Kraft!“, nicht nur ein Spruch ist. Damals legte ich z. B. meine Uhr ab und trage seitdem auch keine mehr. Wenn dann nur noch als Accessoire.

Nachdem der innere Motor nun auf „scheiß egal, beim nächsten Mal“ eingestellt war, hatte auch die Internetleitung ihr Bestes gegeben und alle Daten waren hochgeladen. Endlich. Geschafft. :-)

So. Nun stand also wieder Highwaygegurke auf dem Programm. Mal wieder. Von Broome nach Port Hedland waren es schlappe 600 Kilometer. Quasi ein Katzensprung. In der Annahme, der Highway würde entlang der Küste verlaufen, waren wir positiv gestimmt. Schließlich freuten wir uns darauf, immer mal wieder anhalten zu können und gegebenenfalls ins Meer zu hüpfen.

Doch schon nach wenigen Kilometern bemerkte nicht nur die kleine Bockwurst (Müscha meinte einmal zu mir, ich hätte eine Orientierung wie eine Bockwurst. Genau. Gar keine.), sondern auch Müscha, dass es doch wieder nur durch die Einöde Australiens ging. Leider waren es bis zur Küste ca. 10 Kilometer.

Trotzdem gestaltete sich die Fahrt als abwechslungsreich. Denn dank Gebläse vom Meer und vorherrschendem Flachland war die Angelegenheit ganz schön windig. Der Fucy wurde ordentlich durchgeschüttelt und die ein oder andere Böe versuchte uns von der Straße zu schubbsen. Und als wenn das nicht schon genug wäre, überholten uns dann noch dicke Roadtrains. Oder Roadtrains mit Überlänge und Überbreite kamen uns entgegen und drängten uns in den Straßengraben. Wahrscheinlich auch wieder ein verkappter Zeigefinger Hinweis, einfach langsamer zu fahren und alles ganz gelassen zu nehmen.

Auf unserem Weg erstreckte sich nun der Highway und laut Lonely Planet gab es drei Zugänge zum Strand. Den ersten schienen wir verpasst zu haben. Den zweiten am Eighty Mile Beach trauten wir uns wegen ungepflasterter Straße nicht und den dritten am Cape Keraudren Reserve schenkten wir uns letztendlich auch, weil wir für etwas zahlen sollten, was wir vorher nicht gesehen hatten. Und irgendwie sah die Umgebung vom Weiten nicht so einladend aus. Also kehrt um und direkt nach Port Hedland. So schrubbten wir die Strecke mal eben an einem Tag runter und waren relativ spät und ich persönlich fix und alle, in Port Hedland.

Auf den ersten Blick eine relativ unspektakuläre Arbeiterstadt, die viel Industrie vorzuweisen hat. Selbst jetzt so spät sah die Stadt sehr geschäftig aus und noch immer fuhren viele Fahrzeuge umher und Lichter blinkten von weitem.

Nachdem wir ein Schlafplätzchen am Strand vergeblich suchten, ein Duschversuch auf einem Campingplatz aufgrund von abgeschlossenen Sanitäranlagen scheiterte - „Die hielten sich wohl für besonders schlau?“, schlugen wir unser Lager kurz vor der Stadt am Highway auf. Natürlich ohne Dusche. Also hielten wir beide unsere Astralkörper, samt Popo in die Scheinwerfer der Autos und duschten unter freiem Himmel. Auweia, also wer uns da beobachtet hat, musste sicher gut lachen.

Auch wenn wir es hier ganz okay fanden, wechselten wir noch einmal unser Schlafplätzchen von dieser kleinen Rest Area zum Hafen. Ein anderer Camper meinte zu uns, dass dort ein besseres Plätzchen sei und es dort auch keine Probleme mit den örtlichen Rangern geben sollte.

Okay, also wieder aufsitzen und ab zum Hafen. Nach einigem Hin- und Hergegurke hatten wir den Parkplatz gefunden und blickten auf ein Meer von Lichtern, dass von den umliegenden Schiffen abgestrahlt wurde. Es sah wirklich toll aus und selbst ich kleines Vierauge konnte alles trotz ohne Brille sehen.

Gerne hätte ich mich hier noch länger hingesetzt und den Schiffen zugesehen. Leider reichte meine Kraft kaum noch zum Essen, geschweige denn zum unterhalten. Denn ich legte mich nur in die Camperfedern. Micha fragte mich noch etwas und im nächsten Moment war ich auch schon weg. Die Hitze hatte mich mal wieder völlig kaputt gespielt.


DIENSTAG 22/11/2011

Heute morgen konnten wir unser Frühstück direkt am Hafen zelebrieren. Riesen Monsterschiffe, die durch kleine andere Boote aus dem Hafen gezogen wurden, fuhren an uns vorbei und wir hatten was zum staunen.

Als Highlight gab´s heute morgen die erste von zwei ergatterten Mangos. Müscha hatte sie gestern an so einem verschrammelten Roadhouse für grade mal 1 Dollar das Stück erwerben können.

Und auch wenn beide nicht so hübsch anzusehen waren, geschmacklich waren sie einfach eine Wucht. Da fragte ich mich doch echt, was wir in Deutschland eigentlich für eine scheiß Ware vor die Nase gesetzt bekommen. Die sehen zwar hübsch aus und eine Mango ist wie die andere gewachsen, schmecken aber nicht und sind meistens faserig. Also scheiß auf Modelmangos. Die inneren Werte zählen.

Port Hedland verfügt nicht nur über viel Industrie und einen fetten Hafen, sondern auch über einen Strand. Der ist zwar nicht so hübsch anzusehen, hat aber ein paar Spezialeinlagen zwischen November und Februar. Hier kommen nämlich Wallriffschildkröten zur Eiablage.
Schon gestern bei unserer Schlafplatzsuche hatten wir versucht, einige dieser Schildkröten zu erspähen, doch leider war es einfach zu dunkel.

Heute morgen konnten wir zwar keine Schildkröten erblicken, jedoch hatte Super-Müscha, er wäre ein ganz hervorragender Tracker [Träcker] (das ist ein Spurenleser), am Strand die Spuren einer Schildkröte entdeckt. Diese waren noch total frisch und konnten nur ein paar Stunden alt sein. Der Größe der Spuren und des riesigen Lochs zu urteilen, musste es sich bei der Schildkröte um einen ganz schönen Kavensmann handeln. Schon krass, da schwimmen die Schildis ihr ganzes Leben in so einem riesigen Ozean und wissen jedes Jahr: „Ab nach Port Hedland, Eier ablegen.“
Laut Informationstafeln dauert dieser Prozess seine 2 Stunden. Krass.

Gerne hätte ich einer der dicken Morlas mal guten Tag gesagt. Ein bisschen traurig machten wir uns trotzdem weiter auf. Denn außer Schildis, einem netten Hafen und geschäftigen Leuten hatte Port Hedland jetzt nicht so viel für uns zu bieten. Und in Exmouth sollten wir noch einmal die Chance auf die Beobachtung der Eiablage bekommen. Gleich vier Schildkrötenarten sollen dort vorherrschen, die jedes Jahr an den Strand zur Eiablage gerobbt kommen.
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Kein Plan ist auch ein Plan. Die Schwierigkeit besteht nur darin, die Planlosigkeit beider Reiseteilnehmer, in dem Fall Müscha und ich, in einer gemeinsamen Planslosigkeit zu vereinen. Vergisst man diesen ausschlaggebenden Punkt jedoch, kann es schon mal zu Unstimmigkeiten kommen und beide Parteien merken, dass man sich ja auch einmal über die aktuellen Gegebenheiten, Erwartungen und Reiseziele im Vorfeld hätte austauschen können.

Aber wieso denn einfach, wenn´s auch schwierig geht. So bekamen wir heute eine Klatsche des ganz normalen Beziehungslebens. Ja, auch Müscha und Lane haben manchmal so ihre Problemchen und so kann beiderseitige Planlosigkeit zu...naja, nennen wir es mal kleinen Aussetzern, führen.

Ich für meinen Teil hatte mich in Deutschland wenig mit unserer Reiseroute beschäftigt und hatte nur grob im Kopf, wo wir eigentlich lang wollten. Eins stand für mich fest. Es ging an die Westküste Australiens und Silvester wollten wir in Sydney feiern. Dass die Strecke von Perth nach Sydney nicht grade ein Pappenstiel sein würde, war auch mir jedoch bewusst.

Trotzdem verließen mich meine geometrischen, äh geografischen Kenntnisse im Stich, sicherlich bedingt durch die starke Hitze. Denn irgendwie war ich in der Annahme, dass sich Perth noch oberhalb von Exmouth befinde. Also so ziemlich in der Mitte zwischen Broome und dem unteren Zipfel der Westküste. Naja, da hatte Bockwurst-Lane ja mal wieder wunderbar im Geometrieunterricht aufgepasst. Klar, dass es aufgrund dieser Fehlinformation meines Wissensstandes zu Unstimmigkeiten kam.

Müscha hingegen war ein wenig besser vorbereitet. Er hatte sich mit den ein oder anderen, an der Route liegenden, National Parks befasst. So wusste er wenigstens so halbwegs Bescheid, wo vielleicht kleine Abenteuer warten würden. Ansonsten war auch er ohne ausgeklügelten Plan an unsere Reise herangegangen. Warum auch? Vor 2 Jahren hatte das Ganze ja auch funktioniert und wieso wild rumplanen, wenn dann doch alles ganz anders kommt?

Doch nach unserem schönen Frühstück am Hafen von Port Hedland sahen wir ein, dass es vielleicht besser sei, sich mal über die jeweiligen Erwartungen des anderen auszutauschen, um eventuelle Missverständnisse aufzuklären. Leider kamen wir erst nach besagtem Aussetzer auf die Idee die Situation anzusprechen, so dass die Gemüter nun jetzt etwas erhitzt waren. Ach mensch, da kann man doch ein wenig traurig werden. Da standen nun die Lane und der Müscha. Etwas sprachlos über die Situation, jeder in einer sich gesuchten Ecke der Straße.

Da ich meinen Wissenstand ja etwas aufbessern musste, ging ich also in die Touristeninformation und versorgte uns mit Broschüren, Infoblättern und Kartenmaterial. So, nun sollte wohl auch der letzte Verpeiler begreifen, dass sich Perth unterhalb von Exmouth und eher am unteren Zipfel der Westküste befand. Das hätten wir also schon einmal geklärt.

Musste nur die Frage geklärt werden, ob sich unsere Route weiter stur gerade aus am Highway nach Exmouth lang hangeln würde oder ob wir einen Abstecher ins Landesinnere wagten, um dort dem Karijini National Park einem Besuch abzustatten. Da wir über nicht besonders gutes Kartenmaterial verfügten, wussten wir jedoch nicht, ob es sich vor Ort um gepflasterte oder ungepflasterte Straßen handelte. Um ehrlich zu sein, half gerade nur die Seite 1160 aus dem Lonely Planet, auf der sich die Karte 11 befand. Ein nicht so üppig ausgestatteter Kartenausschnitt vom Westen Australiens. Auch dieser Aspekt trug sicherlich zur besagten Kopfverspannung bei.

Da der Lonely nicht wirklich Aufschluss über seald oder unseald roads gab, sprich, wir nicht wirklich erkennen konnten, wie die Straßenverhältnisse im Park waren, wussten wir auch nicht, ob wir mit unserem Camper überhaupt dort lang fahren konnten. Nicht, dass wir vor Ort auf einmal vor verschlossenen 4 wheels camperpforten stehen würden. Wir benötigten ja schließlich Betonpisten.

Da ich aus der Touristeninformation nicht nur mit einem, sondern mit mindestens 20 bunten Heften wieder kam, konnte dieser Aspekt schnell geklärt werden. Auch wenn wir mit unserem Fucy nicht vor alle vorhanden Attraktionen rollen konnten, wir konnten im Groben unser Glück wagen, wussten aber trotzdem nicht, ob es lohnenswert sein würde oder nicht.

Einen letzten Haken gab´s aber leider immer noch. Die Route über den Karijini National Park bedeutete einen Umweg von ca. 300 Kilometern. Von Port Hedland bis nach Exmouth waren es 780 Kilometer. Die Strecke über den Nationalpark machten ca. 1100 Kilometer. Hmm...und wie trifft man nun eine so gewaltige Entscheidung? Umweg, vielleicht außer Spesen nix gewesen oder vielleicht doch Abenteuer pur, anstelle von sturem Highway Gefahre? Genau, mit einer Münze. Kopf hieß wir fahren und Zahl wir fahren stur aufm Highway. Ganze drei Mal warf ich die Münze. Und...? Zwei zu eins für? Kopf!!! Wir fuhren also.

Noch etwas verunsichert rollten wir also los und hatten nun gute 400 Kilometer vor uns.

Ein paar Outback-Kilometer weiter erreichten wir den Karijini National Park. Bislang hatte sich der Umweg landschaftlich definitiv gelohnt. Denn schon der Weg zum Park auf dem Highway war wieder sehr farbenfroh und abwechslungsreich.

Am Eingang des Parks angekommen, mussten wir erst einmal Eintritt zahlen. Aber nicht wie in Deutschland mit Kassenwart und so einem Schnick Schnack. Hier in Australien vertraut man noch auf die Ehrlichkeit der Menschen. Da wird dann alles an Tafeln erklärt, wie der Besucher was wie zu machen hat und dann gibt’s kleine Briefumschläge, in denen das Geld verstaut wird. Zu guter Letzt versieht man den Briefumschlag mit Namen und Nummernschild des Fahrzeuges und dann ab in den dafür vorgesehenen Postkasten bzw. besser gesagt Geldkasten.

Ist total einfach. Und die meisten halten sich auch daran, da es auch ab und an zu Kontrollen der Ranger kommt. Die kommen immer mal wieder vorbei, um zu schauen, ob alles mit rechten Dingen zu geht. Sicherlich in der Hauptsaison zwischen Mai und Oktober öfter als jetzt. Denn mittlerweile hatten auch wir bemerkt, dass die Regenzeit sich nicht nur landschaftlich anders präsentiert, sondern auch alle Sehenswürdigkeiten und Parks wesentlich leerer waren, als noch vor zwei Jahren.

Nicht, dass wir darüber traurig waren. Denn bis jetzt hatten wir super Glück mit dem Wetter und überall, wo wir hinkamen, war es total entspannt, da nicht wirklich viele Touristen unterwegs waren. So konnten wir die Momente total mit uns allein genießen. Außer Nachts. Da war die Angelegenheit der Einsamkeit doch teilweise etwas unheimlich. Aber was sollte schon passieren? Genau. Nichts. Denn die ganzen Krabbeltiere, Schlangen und Spinnen haben doch eher Angst vor uns als wir vor denen. Und da die Hauptstraßen und -plätze ja immer mal wieder mit Menschen belebt sind, trauen die sich da eh nicht hin. Und nachts wird die Campertür einfach zugehauen und dann ist eh Schicht im Schacht.

Dort also angekommen, fuhren wir erst einmal ins Visitor Center. Doch leider war es schon 16.00 Uhr durch und die Pforten blieben uns verschlossen. Na dann eben nicht. Wir waren ja bestens mit Infomaterial ausgestattet.

Die erste Station durch den Park war der Dales Gorge. Für alle, die nicht wissen, wer oder was eigentlich dieser Gorge ist, soll dies hier noch einmal erklärt werden. Der Gorge ist auf alle Fälle nicht der gute Einsiedler, den man hier mal auf Kaffee und Kuchen besuchen kann. Bei diesem Gorge handelt es sich um eine gewaltige Schlucht. Also eine Schlucht XXL, die in diesem Fall auch noch mit schönen Wasserfällen und einigen Plangepools bestückt ist.

Der Dales Gorge verfügt über zwei Attraktionen. Die Fortescue Falls und den Circular Pool. Wobei die Fortescue Falls auch zum Schwimmen einladen.

Da wir noch etwas Zeit hatten und die Dunkelheit erst in 2-3 Stunden einbrechen würde, machten wir uns zuerst zu den Circular Pools auf. Mensch, was ein Anblick. Einfach gewaltig. Da wird auch die größte Quasselstrippe ruhig, weil der Anblick einfach nur atemberaubend ist. Eine riesige Schlucht, in der eine kleine Oase schlief. Überall piepte und pfeifte es. Scheinbar dachte sich auch das ein oder andere Flattertier, dass man es sich hier gut gehen lassen könnte. Sogar mein Lieblingsvogel, der von mir benannte Elektrovogel begrüßte mich in altgewohnter Manier. Mit Strom laden (langer Ton) und dann in einem dicken Wassertropfen entladen. (kurzer höherer Ton) Leider weiss ich immer noch nicht wie dieses lustige Kerlchen wirklich heißt.
Um sachdienliche Hinweise wird gebeten.

Irgendwo plätscherte ein Wasserfall vor sich hin und ganz unten waren kleine Pools gelegen, die jedoch zum Schwimmen unerreichbar waren. Ich hätte jedenfalls den Abstieg nicht gewagt. Schon beim hinab schauen wurde mir mulmig, da die Schlucht ganz schön tief hinab ging. Huiuiuiui.

Nachdem wir an der Schlucht einige Ecken erkundeten, ging´s weiter zu den Wasserfällen. Schon von oben war zu erahnen, was uns da erwartete. Doch zuerst mussten wir einen Abstieg wagen. Doch keine Angst, alles im grünen Bereich. Wer jetzt glaubt, wir wagten uns verbotener Weise nach unten und wollten uns in halsbrecherischen Kletterübungen versuchen, der irrt. Die Wasserfälle waren mit einem kleinen Weg nach unten auch für den ungeübten Kletterer erschlossen. Wir bewegten uns im Anfängerbereich – Grün, Level 3.

Unten angekommen, war ich meinerseits so verblüfft und regelrecht geflasht, dass Müscha glaubte, ich fänd´s hier nicht so toll. Aber im Gegenteil, der Anblick war einfach nur wunder wunderschön, dass ich keinen Mucks mehr von mir gab. Wow!

Ein Wasserfall, der sich in einem schönen klaren Plangepool ergoss. Vor ihm, aus Schiefer, treppenförmige Stufen, die zum Verweilen einluden. Vielleicht kann man ja auf den Bildern halbwegs erahnen, was ich meine.

Da wir leider keine Badesachen mit nach unten genommen hatten, sparten wir uns dieses Highlight für morgen auf. Also kraxelten wir wieder nach oben und suchten uns auf dem Nahe gelegenen Campingplatz ein Schlafplätzchen.

Dort angekommen, bemerkten wir wieder für wie viele Touristen der Park eigentlich Platz bot. Denn nach den vorhandenen Stellplätzen zu urteilen, musste es hier in der Hauptsaison nur so von Touristen wimmeln. Jetzt teilten wir uns ein relativ großes Gelände mit grade einmal drei Nachbarn. Und die Ranger nutzten scheinbar die Nebensaison, um die ein oder andere Stelle wieder in Stand zu setzen und aufzuhübschen.

Der Abend war herrlich. Bei einem kleinen Abendessen und einem leckeren Wein machten wir es uns unter einem sternenklarem Himmel gemütlich. Gigantisch wie viele Sterne man sehen kann, wenn keine Lichtquellen wie in der Stadt dazwischen funken. Sogar die Milchstraße war zu sehen. Und schwupps siehe da eine dicke lang gezogene Sternschnuppe. Instinktiv wünschten sich Müscha und ich das Gleiche. Und bei dieser dicken voll mit Energie geladenen Sternschnuppe kann beim Wünschen gar nichts schief gehen. Ich denke, dass Universum ist auf unserer Seite. :-) Auf jeden Fall werden Tulpen bald wieder ihr Köpflein rekeln, wachsen und gedeihen und nie wieder welk werden. Ganz sicher!!!

Nach einer spannenden Runde Flugzeugkarten - Eine gute Alternative zu den allseits beliebten Autokarten. „Ach und Bruder, auch für dich super, falls der Flugsimulator mal wieder nicht geht oder Schwesterl mal wieder alles heimlich versteckt hat.“ - ging´s dann in die Camperfedern. Diese hatten sich heute sogar abgekühlt und wir konnten mal ohne ein lästiges Kleben der Haut einschlafen.


MITTWOCH 23/11/2011

Relativ spät, erst um 6.30 Uhr...tztztztz wir Langschläfer, wachten wir heute nach einer für australische Verhältnisse frostigen Nacht auf. 20 bis 22 Grad können da schon mal als kühl empfunden werden. Aber trotzdem sehr angenehm nach der ganzen Hitze.

Nach einem Abwasch freundlichen Frühstück, also eher spartanisch, aber völlig ausreichend, machten wir uns zum Schwimmen auf. Also eincremen, Badesachen anziehen, Rucksack packen und ab in die Schlucht.

Ja, sogar das Wasser war uns wohlgesonnen, nicht zu kühl und nicht zu warm. Einfach erfrischend. Vor zwei Jahren waren einige Pools so kalt, dass wir immer einen kleinen Freudenschrei losließen, um die Kälte zu ertragen. Brrr...!

2 bis 3 Stunden vergnügten wir uns hier unten und tollten wie zwei kleine Kinder durch die Gegend. Erst als immer wieder neue Besucher auftauchten, die lautstark die Umgebung beschallten, machten wir uns vom Acker. Schon komisch wie manche Leute rumkrakehlen müssen und sich wie die Axt im Walde benehmen. Nerv.
Naja, wir waren ja auf unsere Kosten gekommen. Trotzdem! Gerne hätten wir dieses schöne Fleckchen Erde einfach mit nach Hause genommen. To go, quasi, um es dann Zu Hause weiter genießen zu können. Aber das war ja nur schwer möglich.

Also ging es wieder trippel trappel nach oben und wir mussten dem Dales Gorge ade sagen.

Nächste Station war noch einmal das gestern geschlossene Visitor Center. Heute erhielten wir jedoch Einlass. Ein wirklich sehr schönes Center. Viele Bilder, Erklärungen und Wissenswertes über die Region. Wie Aborigines und Nicht-Aborigines sich für die Gegend eingesetzt und zusammen so einen schönen Park errichtet und für Besucher erschlossen haben. Eigentlich glich das Visitor Center eher einem Museum als einem reinen Informationshäuschen. Schon allein das Gebäude machte einiges her und beeindruckte von außen.

Nun wollten wir unser Glück zu den nächsten Wasserfällen und Pools wagen und rollten mit unserem Fucy eine unasphaltierte Straße entlang. Schon zu Beginn schüttelte es uns mächtig hin und her und Unsicherheit stieg auf, ob wir uns wirklich weitere 80 Kilometer bei einer Geschwindigkeit von ca. 15 Km/h antun sollten. Wir würden Stunden für den Track benötigen und der Rat der guten Frau aus der Touristeninformation „Take it easy“ wäre auf jeden Fall Programm.

Da wir nicht so wie Guido vor zwei Jahren mit einem Motorschaden oder was auch immer Guido da hatte, enden wollten, drehten wir um und entschieden uns für den asphaltierten Weg. Leider war dementsprechend auch unser Besuch im National Park vorbei und weitere Sehenswürdigkeiten blieben uns verwehrt. Trotzdem hatte sich der Abstecher hierher definitiv gelohnt und wahrscheinlich sollten wir alle weiteren wichtigen Entscheidungen nur noch durch Münzwurf treffen.

Vor uns lagen jetzt mal wieder viele Kilometer. Um genau zu sein 680 Kilometer. Der Weg weiter nach Exmouth, an die Westküste. Auf unserem Weg kamen wir wieder nur an kleinen Dörfern wie Tom Price oder Paraburdoo vorbei, wo wir nur zum Tanken hielten und unsere Reise fortsetzten.

362 Kilometer vor unserem eigentlichen Ziel machten wir halt und schlugen unser Lager für die Nacht auf.


DONNERSTAG 24/11/2011

Vorab, heute in einem Monat ist Weihnachten, doch richtig Weihnachtsstimmung kriegen wir hier noch nicht mit. Aber gut, dass wir uns Ministollen eingepackt haben, so etwas gibt’s hier nämlich nicht.

Heute mussten wir vorerst zum letzten Mal so viele Kilometer am Stück abreißen. Denn ab Exmouth würden wir an der Westküste entlang tuckern und die Region würde nun auch dichter besiedelt. Gegen wenig Touristen hatten wir jedoch nichts einzuwenden, so war mehr Platz für uns beide und es fühlte sich alles nicht ganz so tourimäßig an.

Am Nanutarra Roadhouse tankten wir für unglaubliche 1,89 Dollar pro Liter und konnten es nicht fassen, warum gerade hier der Sprit so teuer war. Denn eigentlich waren wir gar nicht mehr so tief im Outback, sondern nur noch ca. 200 Kilometer von der Küstenregion entfernt.

Sehr einladend sah dieses Örtchen bzw. die Tankstelle irgendwie nicht aus. Irgendwie war es hier unentspannt und so laut. Eine größere Gruppe von Aborigines war auch grade am Tanken. Die unterhielten sich nur extrem lautstark oder keiften sich, warum auch immer, mal wieder an. Entweder ist die normale Lautstärke der Abos irgendwie ein paar Stufen lauter oder wir waren schon wieder auf ein Grüppchen mit den ein oder anderen verbalen Auseinandersetzungen getroffen. Komisch.

Naja, das soll auch nicht abwertend klingen. Trotzdem war unser Eindruck der Landsleute so etwas verschoben.

Einige Kilometer und eine tote Schlange (ja die soll´s hier geben...Angst) später erwartete uns dann das etwas verschlafene Exmouth. Doch scheinbar tat sich hier was. Überall wird gebaut und neue Häuser oder Hotelkomplexe werden hier grade hochgezogen. Also hier lassen die Aussis ihre Kohle. Sie kaufen sich ein Wochenendhäuschen. Sah auf jeden Fall alles sehr gepflegt, aber irgendwie auch sehr steril aus. Fast etwas zu künstlich für meinen Geschmack.

In der Touristeninformation durchstöberten wir die Broschüren, auf der Suche nach einem Abenteuer. Aber genau da liegt der Hase wohl im Pfeffer. Will man Abenteuer denn kaufen? Nee, eigentlich nicht. Wir wollten es doch erleben und nicht im nächsten Supermarkt um die Ecke käuflich erwerben. Und uneigentlich war dem auch so.
Also gingen wir frohen Mutes erst einmal wieder und fuhren zum Supermarkt. Also erst einmal Abenteuer Supermarkt. Die sind hier nämlich immer so schön bunt und hinter jeder Ecke kann man neue Sachen entdecken.

Dieses Abenteuer stellte sich leider in erster Linie als überteuert heraus. Nicht nur das Angebot war wesentlich spartanischer, was ja an und für sich gar kein Problem ist, aber für eine 1,5 Liter Milch umgerechnet 4 Euro, für Labbertoastbrot 3,50 Euro oder für 1 Kilo Weintrauben 18 Euro zu verlangen, finde ich dann doch etwas übertrieben. Naja, es half ja nix. Also ab ins Körbchen, ab zur Kasse und in den Kühlschrank damit. Also die Weintrauben blieben natürlich im Laden. Wucher wollen wir ja nicht unterstützen.

Und dann kam, was kommen musste. Unser Vorratsschrank war ja voll Beladen mit kleinen Zuckerdöschen aka Coca Cola. Als Müscha den Schrank öffnete, um ein paar Dosen Coke in den Kühlschrank zu räumen, passierte es. Peeeng. Die Coke Dosen waren zu kleinen Zuckerbömbchen mutiert und Müscha bekam die volle Ladung an Zuckerwasser ab. Ach mensch, was würden wir jetzt für ne Coke Light geben, die klebt wenigstens nicht. Coca Cola hingegen war ne schöne Schmiererei und überall schwappte jetzt die braune Plörre rum, denn drei der Dosen waren beim Öffnen des Schrankes hoch gegangen.

Höchstwahrscheinlich war diese Explosion auf eine vorherige starke Bremsung zurück zu führen. Als wir nämlich auf dem Weg nach Exmouth waren, bremste Müscha zwei Mal kräftig für eine Echse und einmal für ein paar Emus ab, so dass alles etwas ruckartig zum Stehen gebraucht wurde. Tja, nun hatten wir den Salat oder besser die Kleberei.

Aber was half es? Lappen und Wasser und los ging die Schrupperei. Also alles raus aus dem Schrank und wieder rein. Jede Dose wurde von mir dabei einzeln abgewischt und ich bin nun stark im Bilde über unseren Coke Bestand. Als ich fast alles sauber hatte, explodierte natürlich noch einmal eine. Genau in meiner Hand machte es Booaamm und die Suppe spritzte mir ins Gesicht. Okay, also das Ganze noch einmal von Vorne.

Nachdem nun alles wieder trocken und zuckerfrei war, konnte es ja jetzt endlich wieder losgehen. Hihi!

Weil wir bemerkt hatten, dass der National Park leider über keine Duschen verfügte, mussten wir unsere Wasservorräte noch einmal an der Tankstelle auffüllen. Also aufsitzen und ab zur Tankstelle.

Der Fucy wurde von Müscha zielsicher auf die Straße geführt. Einmal drehen, links einordnen, dann noch einmal rechts auf die Hauptstraße abbiegen und...“Äh Müscha, stopp, da kommt doch ein Auto.“ Leider reagierte Müscha darauf nicht wirklich, vielleicht auch, weil ich ein wenig zaghaft gesprochen hatte. Nun dachte ich, dass Müscha sich nur vorrollen lassen wollte, aber irgendwie sah er das kommende Auto nicht so richtig. Da ich den Wagen mittlerweile fast auf meiner Augenhöhe hatte und Müscha jetzt wirklich dabei war dem anderen Fahrzeug, aus Versehen natürlich, die Vorfahrt zu nehmen, sagte ich etwas energischer: „Stooooopppp!“ In diesem Augenblick bemerkte ich, dass es sich bei dem Auto nicht um irgend ein Auto handelte. Nein, dummerweise waren es die Bullen, die in uns ein gefundenes Fressen witterten. Na toll. Denn anstatt das Ganze als Versehen gelten zu lassen, wurden wir natürlich gleich mit Blaulicht darauf hingewiesen, dass wir mal anhalten sollten. Na ganz großes Kino. Zuerst die Zuckerbomben, jetzt auch noch die Bullen.

Bei den Polizisten aus Exmouth handelte es sich um ein ganz besonderes Exemplar. Scheinbar waren diese nicht ursprünglich wie viele andere aus England, sondern aus Brandenburg immigriert. Denn anscheinend hatten die zwei Pfeifen nicht nur Langeweile wie der treue Freund und Helfer einer sehr bekannten Landeshauptstadt, sondern sie griffen auch mit besonders starker Härte durch und schwupps hatte Müscha einen fetten Strafzettel von 150 Bucks (Dollar) an der Backe. „Bitte was, ich glaub ich spinne?“ Für´s Vorfahrt nehmen 120 Euro? Das ist ja wohl nicht wahr?

Doch! Na da glaub ich doch, es hackt. Wäre Müscha mit Vollgas um die Kurve gedonnert, ohne nach links und rechts zu schauen, keine Frage, aber Müscha hatte das Auto doch wirklich übersehen. Nicht einmal eine Erklärung in Form von: „Verstehen Sie nicht, Linksverkehr und so, da muss man sich dran gewöhnen“, half. Na Dankeschön. Also hielt Müscha eine saftige Geldbuße in der Hand, die wir binnen 24 Tagen zahlen sollten. Klar, machen wir natürlich.

Hatte ich nicht noch kurz zuvor erwähnt, Abenteuer erlebt man und bekommt man nicht zu kaufen? Da schienen wir wohl in Exmouth das volle Programm zu erhalten, leider noch auf dem falschen Kanal. Denn die bisherige Vorstellung traf nicht wirklich unseren Geschmack.

Zögerlich setzten wir unseren Fucy wieder in Bewegung, um ihn an der Tankstelle mit Benzin und Wasser zu befüllen. Nachdem alles fertig war, rollten wir bedächtig los, mit dem Ziel jetzt mal was „Richtiges“ zu erleben. Unterdessen hatte ich schon wieder eine neue Aufgabe erhalten.
Da die Einsicht auf den von links nahenden Verkehr etwas schwieriger ist, darf ich jetzt immer gucken, ob Verkehr kommt oder nicht. Naja, Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste. Und lieber zwei Mal mehr geschaut, als einmal überrollt.

Die Möglichkeit Bullen bei der Jagd zu beobachten, hatten wir ja nun ausgenutzt. Nun wollten wir weitere Tiere sehen. Egal ob an Land oder im Wasser. Zur Zeit (November) sollten wir vielleicht Schildkröten, Buckelwale und Mantarochen zu Gesicht bekommen. Wie schon in Port Hedland erwähnt, ist zwischen November und März die Brutzeit der Schildkröten, die an den Strand geschwommen kommen, um dann vor Ort ihre Eier abzulegen.

Hier in Exmouth war ein relativ großer Küstenabschnitt dafür gekennzeichnet und wir sollten vielleicht diesmal Glück haben. So fuhren wir also als erstes zur Turtles Nurserie. Hier waren Schautafeln und niedlich gemachte Wegweiser in Form von Karikaturen, die darauf aufmerksam machten, wie man sich zu verhalten hätte. Scheinbar waren wir noch ein wenig früh. Denn alles wies darauf hin, dass das Beobachten bei Nacht am optimalsten wäre. Nur wie was sehen, wenn kein Mond von oben herab scheint?

Nichtsdestotrotz liefen wir gespannt zum Strand. Vielleicht hatten wir ja doch Glück? Aber leider war außer tiefen Furchen und Krabbelspuren von einer Morla nichts zu sehen. Ach manno! Etwas bedröppelt von der ganzen Situation schlichen wir ein klein bisschen enttäuscht zum Auto zurück. Was also nun? Zum Schnorcheln zu spät, zum Nachtlager aufschlagen zu früh?! Einen Plan schmieden. Also entschieden wir uns dafür, noch ein paar weitere Strände einfach so aus Lust und Laune ab zufahren, die Gegend unsicher zu machen, uns dann ein Nachtlager zu suchen, um dann abends Schildis zu beobachten.

Der nächste Strand sah zwar nicht wirklich einladend aus, trotzdem parkten wir unseren kleinen Fucy ab und wanderten los. Schon beim Einbiegen von der Düne zum Strand schrie ich freudig los und folgende Konversation brach los: Lane: „Guck, da ist eine, da ist eine, guck doch mal.“
Müscha nur:“Mensch, das ist ein Stein.“
Lane: „Nein, guck doch mal.“
Müscha völlig trocken: „Nein, das ist ein großer Stein.“
Lane: „Na okay, schade!“

Einige Meter weiter, dem „Stein“ sich nähernd, meinte dann aber auch Müscha: „Wow, das ist ja doch eine.“ „Hach, sag ich doch, auch ein blindes Huhn findet mal ein Korn. In dem Fall klein Vierauge. Und wie die Mama immer sagt: „ Ich bin kurzsichtig, aber nicht blind.“
Also Bingo, nix großer Stein, nee, fette Morla!!! Wie zwei kleine Kinder trippelten wir über die Felsen, um ihr so nah wie möglich zu sein. Einen gewissen Sicherheitsabstand ließen wir natürlich, um sie nicht zu stören.

Und da lag sie. Morla herself. Riesen Panzer, kleine Füße mit Flossen, nen Köpfchen mit großen Kulleraugen und nen langer Schrumpelhals. Ach mensch, wie gern hätten wir ihr geholfen, aber das wurde strengstens untersagt.
Also ließen wir Morla da im Wasser alleine ackern. Das sah alles andere als einfach aus und irgendwie kam die Gute nicht wirklich an den Strand raus. Blieb immer wieder hängen. Tja und nach nur 5 Minuten machte sie sich dann vom Acker, warum auch immer. Waren wir zu laut oder ihr vielleicht zu dicht gekommen? Hmm...?! Doch nur kurze Zeit später streckte eine weitere ihren Kopf samt Panzer zum Strand raus und wir schlichen uns in ihre Nähe. Schon sehr beeindruckend. Vor allem wie alt die sein müssen. Einige von ihnen haben sicherlich den ersten Weltkrieg mitgemacht und könnten wahrscheinlich Geschichten noch und nöcher erzählen. Einige sind sicher zwischen 100 und 150 Jahre alt.

Wir verweilten hier sicher zwei Stunden. In dieser Zeit tauchte auch noch Morla 3 auf. Doch alle drei schafften es nicht, sich aus dem Wasser zu wälzen. Wie man uns später erzählte, ist es wirklich sehr untypisch, dass die Schildis tagsüber ihre Eier ablegen und das eigentliche Prozedere bei Flut und in den Abendstunden oder in der Nacht passiert. Uns war es egal. Die Szenerie, die sich da vor unseren Augen abspielte, war atemberaubend genug.

Da die Sonne brannte und wir immer etwas vorsichtig sein mussten, entschieden wir uns gegen 18 Uhr ein Schlafplätzchen zu suchen und fuhren in den Nahe gelegenen Cape Range National Park. Leider war der wie schon vorhin erwähnt ohne jeglichen Komfort. Keine Duschen, kein Wasser, nur ein paar Toiletten. Hmm...? Schwärmten nicht alle so von dem? Naja, wer weiß, was der sonst noch zu bieten hatte?

Also holten wir mal wieder unsere Plan B-Dusche aus dem Ärmel.
Genau am Strand parkten wir unseren Fucy ab. War schon ein lauschiges Plätzchen, zwar ein wenig windig, aber sonst ruhig.

Während wir den Tag Revue passieren ließen und uns das Abendessen zubereiteten, wollte Müscha noch schnell die Schreibmaschine laden, aber...ging natürlich mal wieder nicht. Madamchen zickte rum. Hmm...was denn nun schon wieder? Stecker rein, Stecker raus und schon kommt der Strom...heraus...na eben nicht. Gut, dann erst essen. Stecker rein und Stecker raus und schon kommt der Strom...wieder nicht heraus! Das Spiel ging noch so gefühlte 100 Mal weiter. Doch leider ohne Erfolg. Die Zicke zickte und die Lane bockte!


FREITAG 25/11/2011

Direkt am Wasser frühstückten wir und ließen uns es gut gehen. Dank männlicher Intuition, stand Fucy gut im Schatten und Müscha und ich fleezten in unseren Campingstühle.

Warum auch immer, wir waren noch etwas fix und foxi und fühlten uns auch nach 11,5 Stunden Schlaf noch nicht richtig erholt. Vielleicht hatten wir ja auch zu lange geschlafen? Ich tippte darauf, dass wir am Vortag zu lange in der Sonne gespielt hatten und das einfach ein wenig zu heiß für uns war. Wie auch immer. Mit einem Kaffee, tief versunken in den Klappstuhl, genossen wir unser schattiges Plätzchen am Meer. Nur Summi und ihre Kumpels nervten ab und an und kreisten um unsere Köpfe.

Natürlich wollte ich mich mit unserer Schreibmaschine wieder versöhnen und dachte mir: „Neuer Morgen, neues Glück, auch ein Zicklein will ein bisschen Strom zurück!“ Aber denkste Puppe. Scheinbar hatte Frau Schreibmaschine schon wieder zum Kampf aufgerufen. Also auf in Runde zwei. Oh mann. Leider wollte eine der Parteien nicht so wirklich mit der Sprache raus rücken, was denn nun schon wieder sei und die Kommunikation war etwas einseitig. Also zickte die Ziege und die Lane schmollte.

Aber wir waren ja auch nicht zum schmollen oder bocken hier, sondern zum was erleben, genau. Also ging´s zum Frühsport. Auf dem Programm stand aber nicht joggen für Lane, sondern Schnorcheln. Und das für beide.

An der Turquise Bay sollten sich die besten Voraussetzungen dafür befinden. Also sattelten wir die Hühner, cremten uns ordentlich ein und wackelten, samt unserer Habseligkeiten zum Strand. Und danke, wir wurden belohnt. Was für ein Anblick. Ein schöner weißer Sandstrand und Kristall klares blaues oder türkisfarbenes Wasser. Und in unmittelbarer Umgebung Korallen, die beschnorchelt werden durften.

Bikini an und Brille auf und Schnorchel in den Mund, rein ins Wasser und ab geht’s. Auch wenn die Korallen hier nicht so farbig sind, schon schön, was da unten alles so rum schwimmt. Große Fische, kleine Fische, bunte Fische, schwarze Fische, lange, kurze, moppelige, dünne. Also für jeden was dabei. Und sogar kleine Morlas, die noch groß werden wollen. Herrlich so eine Unterwasserwelt. Auch wenn ich kein Fan vom Tauchen bin, heute hätte ich gern einen Tauchschein gehabt.

So vertrieben wir uns einige Stunden am Strand mit Schnorcheln. Natürlich hielten wir die Eindrucke ausgiebig für die Nachwelt fest und machte das ein oder andere Foto bzw. Video. Leider brennt die Sonne so dermaßen von oben, dass wir trotzdem nach zwei drei Stunden wieder los machten. Ein ausgiebiges Sonnenbaden und am Strand Abhängen wäre einfach zu gefährlich und jeder, der sich dieser starken Sonne zu lang direkt aussetzt, ist eigentlich ein wenig Lebensmüde. Denn eigentlich wäre ich als Sonnenanbeter natürlich noch gerne hier geblieben, aber: SAFTY FIRST!!!

Auch wenn noch ein weiterer Strand zum Schnorcheln einlud, beließen wir es dabei, denn auf der einen Seite waren wir jetzt schon ganz schön gerädert von so viel Action und zum anderen war es einfach zu heiß. Also versuchten wir unser Glück noch einmal bei den Schildis. Vielleicht wagte sich ja jetzt doch eine am Tag an den Strand.

Wir fuhren also wieder zum Strand, an dem wir gestern schon die drei anderen Morlas entdeckt hatten und legten uns auf die Lauer. Und siehe da, wir hatten Glück. Wieder quälte sich so eine arme kleine Wurst ab, bei dem Versuch das Wasser zu verlassen. Leider vergeblich. Auch nach 1,5 Stunden Warten schaffte sie es nicht. Natürlich warteten wir im Auto, das wir im Schatten abgeparkt hatten. Sonst hätten wir ja auch Schnorcheln oder Sonne tanken können.

Während ich mich meiner Nägel widmete (ja auch die müssen ja mal ein wenig Liebe abbekommen), ging Müscha immer wieder vor zum Strand, um zu schauen, ob sich der Riesenpanzer schon aus dem Meer wuchten konnte. Da mittlerweile jedoch die Ebbe nahte und sich das Wasser jetzt schon immer weiter zurück zog, überließen wir sie ihrem Schicksal. Naja, wie heißt´s so schön: „Liegende soll man nicht aufhalten!“ Naja, oder so ähnlich. Vermutlich ist auch sie noch einmal ins Wasser zurück gekrabbelt, um dann bei Flut an Land zu kommen und in sicherer Dunkelheit ihre Eier abzulegen. (Bei Flut ist es für die Schildis wesentlich einfacher aus dem Meer zu steigen.)

Normalerweise hätten wir sicherlich noch ein paar Tage verweilen können. Doch irgendwie wurden wir mit Exmouth nicht so richtig grün. Viele Reisende schwärmen von diesem Ort und sind begeistert. Und auch wir können jetzt nicht sagen, dass es hier schlecht wäre. Nein, aber die Stimmung in Exmouth war uns irgendwie nicht hold und irgendwie zwickte der Schuh. Und wo schlechtes Karma herrscht, sollte man nicht bleiben und einfach weiter ziehen. Wir hatten ja noch so viele Orte, die vielleicht besser zu uns passen würden.

Auf unserer Rückreise besuchten wir noch den Leuchtturm und sahen auf Exmouth herab. Schon scheene hier, dachten wir uns. Aber wie heißt es so schön: „Die inneren Werte zählen.“ Und so mussten wir Exmouth leider sagen: „Pass uff Exmouth, du bist echt nen heißer Feger, so ne richtig kesse Summse, aber wir haben uns irgendwie nüschtz zu sagen, lass uns einfach Freunde bleiben! Und, man sieht sich immer zwei Mal im Leben.“ Tja und dann drehten wir uns um und fuhren einfach davon.

Auf der Fahrt nach Coral Bay begegneten wir dem halben Tierpark von Friedrichsfelde, denn ein extremer Wildwechsel war auf der Straße zu verzeichnen. Wo bei uns in Deutschland Rehe und Wildschweine die Straßen kreuzen, verschlägt es hier unter anderen Emus, Kühe und in dieser Region vermehrt auch Schafe und Ziegen auf die Straße. Naja, war ja Freitag. Wahrscheinlich lud wer auch immer zum Tanz ein und die Herrschaften waren geradewegs dorthin.

Nach einer begegnungsreichen Fahrt mit der ortsansässigen Tierwelt landeten wir Abends dann in Coral Bay. Müscha hätte wohl eher die Kuh auf dem Grill landen sehen, aber das blieb leider aus.
Auch Coral Bay war so ein verschlafendes Nest und zu dem wieder ne ganz schön aufgetackelte Püppi. Also heiße Kurven, türkis farbende Augen, äh Meer und ordentlich Holz vor der Hütten. Und davon natürlich wieder alles XXL. Also wieder so ein flotter Feger. Aber schon beim Begrüßen sprang der Funke nicht so richtig über. Keine Ahnung warum, denn wir waren nahezu im Paradies. Und was will der Mensch denn mehr? Tja, das fragten wir uns mittlerweile auch, was fehlte denn jetzt schon wieder?

Davon mal abgesehen, war, wie die Tage zuvor, nix los auf den Straßen. Nur wenige Touristen liefen ganz vereinzelt auf der Hauptstraße oder am Strand entlang. Geschäfte hatten alle geschlossen und dabei war es grade einmal 17 Uhr. Hmm...! Nun gut. Was also dann? Genau, eine Dusche aus dem Hahn wäre ja mal ganz erfrischend und belebt vielleicht die Sinne.

Also eins zwei fix und ab unter das kühle Nass. Aber was war das? Wieso brannten mir die Augen? War das Meer so extrem salzig, dass es in den Haaren verklebt war und mir nun in konzentrierter Form direkt in die Augen lief? „Bahhh...! Das kann doch nun wirklich nicht sein.“ Nein, konnte es auch nicht. Hatten wir nicht neulich das Märchen von der Goldmarie und der Pechmarie gehört? Ansatzweise fühlte ich mich jetzt wie...nein, leider nicht wie Goldmarie, sondern wie Pechmarie. Besser gesagt, Salzmarie. Denn aus dem Hahn kam doch echt gesalzenes Wasser bzw. Meerwasser. Wer um Gottes Namen duscht denn mit Meerwasser? Da ist der Sprung ins Meer doch weitaus spektakulärer. Oder ist das was für Nicht-Schwimmer, die trotzdem das Gefühl von Meerwasser an der Haut fühlen möchten? Keine Ahnung. Ziemlich genervt, denn das Salz tat in den Augen höllisch weh, kam ich aus der Dusche gelaufen. Etwas verwundert guckte mich Müscha an, als ich auf einmal im Bikini und mit shampoonierten Haaren vor ihm stand. Ich ging jedoch geradewegs an unser Wasserdepot und dampfte verärgert mit zwei Wasserflaschen in die Dusche ab. Naja, den Rest kann man sich denken. Ein wenig verzweifelt und fragend, stand ich unter der Dusche und versuchte mir die schöne Salz-Schaum-Lake aus den Haaren zu spülen. Was nicht wirklich einfach war, da alles irgendwie eine klebrige Konsistenz ergeben hatte. Aber was soll´s. Wir wollten was erleben, nun bekamen wir ein Highlight nach dem anderen. Wir hatten ja schließlich nicht erwähnt, welches Programm wir bevorzugen würden.

Etwas fassungslos saß ich im Fucy und wartete auf Müscha, der jetzt duschen war. Er hatte sich gleich zwei Falschen Wasser mitgenommen und ließ dieses Highlight aus. Naja, man muss ja nicht jeden Scheiß mitmachen, nicht wahr? Kann ich zwar nicht verstehen, aber muss er ja wissen.
Indessen widmete ich mich mal wieder meiner Freundin. Nein nicht der neugewonnenen Coral Bay. Richtig Zicklein Schreibmaschine. Aber mittlerweile hatte ich es aufgegeben. Denn auch einigen Versuche, sie an den normalen Stromkreislauf anzuschließen, scheiterten und ich sah mich geschlagen. Nix geht mehr. Schicht im Schacht. Ende Gelände.

Natürlich fand ich die Lage mehr als doof, denn wie sollte ich denn nun meine Gedanken manifestieren? Da wir hier so viel erleben und schon teilweise einen Tag später manchmal gar nicht mehr wissen, was wir unternommen haben, muss doch alles irgendwie festgehalten werden. Wir sind ja schließlich auch nicht mehr die Jüngsten. Und da kam die Uni Gang von Müscha ins Spiel. Dank Hanni, Laura, Robin, Anika, Anne und Flo besaßen wir ja seit unserer Party ein schönes Tagebuch. Tja und so schrieb ich also alles in ein kleines schwarzes Buch. Zwar nur stichpunktartig, aber so, dass es für mich im Nachhinein noch nachvollziehbar war. Dieser Punkt war also gelöst. Fein. Über den Rest mussten wir uns noch Gedanken machen.

Aber erst einmal hieß es Schlafplatzsuche. Und das war in einem Nest wie Coral Bay gar nicht so einfach. Jedenfalls, wenn man nicht auf dem dort ansässigen Campingplatz unterkommen wollte. Und das hatten wir ja nicht vor. Also fuhren wir die Straßen ab und landeten an einer etwas abgelegenen Bootsanlegestelle. Aber schon kurz nachdem wir unser Abendessen zu uns genommen hatten, stand da schon der ABV vom Dienst vor unserer Tür. Dieser Abschnittsbevollmächtigte machte uns relativ ungehalten darauf aufmerksam, dass es nicht gestattet sei hier zu campen. Dabei campten wir doch gar nicht, wir parkten doch nur. Wir hatten weder Stühle noch andere Utensilien vor der Tür zu stehen. Aber sei´s drum. Jedenfalls wurden wir relativ unfreundlich darauf hingewiesen, dass wir doch unsere Reise buchen müssten und im Vorfeld reservieren sollten und dies und jenes zu tun hätten und vor allem nicht mehr um diese Zeit auf den Straßen zu stehen hätten. Mal so nebenbei, wir hatten es grade mal 20.00 Uhr. Aja, okay, wir sollten uns also auf dem Campingplatz zum Sandmann einfinden.

Nach ein paar Ausreden unsererseits. Von wegen: „Ja, sind spät angekommen, der Campingplatz hatte schon zu (Diese machen wirklich um 17.30 Uhr meistens dicht und man trifft an der Rezeption niemanden mehr an.) oder wir wollen flexibel sein“, hatten wir jetzt nur noch zwei Möglichkeiten. Naja drei. Entweder Strafe kassieren, Stadt verlassen oder doch auf den Campingplatz. Erstere Vorschläge fielen flach und wir entschieden uns für´s Bleiben. Vielleicht hatten wir noch eine Chance auf die Wiederholung des Sandmanns auf dem Campingplatz. Also rollten wir auf das Gelände, suchten uns einen Stellplatz und guckten uns etwas ratlos an. Irgendwie war unsere Reise anders geplant. Hatte man uns nicht erzählt. „Ja, im Westen, da ist alles anders, da wird man nicht ständig des Weges verwiesen, wenn man irgendwo steht. Die sind da alle voll entspannt, auch weil da immer weniger los ist als an der Ostküste.“ Aha, na bis jetzt war dem ja noch nicht so.

Müscha und ich fielen etwas enttäuscht in die Camperfedern. Wir hatten uns das alles irgendwie ein wenig anders vorgestellt. Und auch hier kristallisiert sich: „Die inneren Werte zählen. Coral Bay, du alte Ziege, ach nee, Petze.“

SAMSTAG 26/11/2011

6.30 Uhr wurden Müscha und ich heute wach. Wie zwei kleine Strolche guckten wir uns verschmitzt in die Augen und jeder von uns beiden wusste ganz genau, was der andere im Schilde führte. Und so mussten wir beide grinsen.

Wir beiden hatten nämlich im gleichen Moment ähnliche Gedanken. Wer schon mal von einer Party ohne Tschüss zu sagen, verschwunden ist, weiß sicher was ein „Polnischer Abgang“ ist. Genau. Einfach Gehen. Keiner wundert sich, keinen interessiert´s und ist auch nicht schlimm. Genau das hatten wir jetzt vor. Schließlich hatten wir ja auch nur geparkt und z. B. keine sanitären Einrichtungen oder dergleichen genutzt. Also machten wir uns keine Vorwürfe.

Also T-Shirt und Hose an, rauf auf die vorderen Bänke und Schüssing. So rollten wir einfach vom Campingplatz und suchten uns ein Örtchen zum Frühstücken. Etwas abgelegen, inmitten von Sanddünen machten wir halt. Irgendwie war die Beschilderung der Straßennamen hier etwas notdüftig. Denn eigentlich waren wir auf der Suche nach dem Point Maud, wo man angeblich Mantarochen sehen konnte. Doch irgendwie waren wir noch etwas verträumt oder wir waren einfach blind.

Jetzt standen wir auf jeden Fall eher in so einer Art Trichter und rings herum hohe Dünen. Da ich sowieso joggen wollte, lief ich also los, um erst einmal die Lage zu checken und kraxelte eine der Dünen hoch. Denn von oben hatte man mit Sicherheit einen besseren Überblick. Doch schon nach einigen Metern wurden aus dem leichten joggen ein gequältes Wälzen. Der kleine Hügel entpuppte sich als halber Berg mit feinstem Zuckersand und ich musste ihn eher erklimmen und hoch kraxeln als hoch laufen.

Völlig durchgeschwitzt kam ich oben an, doch leider bekam ich auch hier keine bessere Sicht auf die Dinge. Viel Sand, in naher Entfernung das Meer, aber durch die Dünen auf jeden Fall zu weit und Dank Tierspielplatz auch etwas zu gefährlich. In Australien geht man ja nicht mal einfach querfeldein, wenn man sich nicht grade auf der Flucht befindet. Denn auf eine Begegnung mit einer Schlange oder Spinne oder anderem Getier hatten wir nicht wirklich Lust. Also Füße in die Hand genommen und wieder runter.

Und wie heißt´s so schön? Runter kommen sie alle wieder? So sieht´s aus! Denn der Abstieg war wesentlich angenehmer und so lies ich mich einfach vom Wind treiben und sauste im Laufschritt wieder nach unten. Nach einem kurzen Lagebericht studierten wir noch einmal die Karte und ich hatte mal wieder einen allseits beliebten Lane-Versprecher.

So bildete sich folgende Konversation:
Lane: „Guck mal, hier ist die Landebahn, da sind wir entlang gefahren und hier sind die Ventilatoren, irgendwo muss der Parkplatz vom Strand sein.“
Müscha schon total am abfeiern: „Ah die Ventilatoren, stimmt, deswegen ist´s hier auch die ganze Zeit so windig, he?“
Lane: „Na aber da stehen doch welche.“
Müscha: „Ja da stehen Windräder, aber Ventilatoren macht natürlich mehr Sinn. Anne Küste muss ja auch immer ordentlich Wind sein.“
Lane: „Manno, kann ja mal passieren...so ein Versprecher.“

Nachdem wir das also mit den Ventilatoren geklärt hatten, frühstückten wir erst einmal. Und mit gestärkten Bäuchen ließ es sich auch gleich viel besser Denken. Und siehe da, wir fanden den kleinen Parkplatz. Jetzt stand also erst einmal ein ausgiebiger Strandspaziergang auf der Agenda. Also schön eincremen und los. Stopp. Was vergessen und noch einmal zum Auto. Jetzt ging´s aber los. Stopp wieder was vergessen und noch einmal zurück. Jetzt dann aber doch. Kurz vorm Strand fiel uns dann ein, warum nicht die Schuhe auch gleich im Auto lassen, brauchen wir ja eh nicht. Also noch einmal zurück. Nach vier Ansätzen, dann doch endlich mal loszukommen, hatte es Familie Schmidt Kautz dann aber auch und wir schlenderten los.

Der Wind pfiff, dank Ventilatoren, das Meer rauschte, der Sand war wunderschön weiß, die Möwen und kleine Piepmätze flogen um uns herum, die Sonne tanzte auf dem Meer und überall lagen wunderschöne Muscheln und Korallen herum. Der Strand war ein kunterbunter Spielplatz, wo es an jeder Ecke etwas zu entdecken gab. Besonders die Muscheln, in ihren verschiedensten Formen und Größen hatten es mir angetan und natürlich wanderte die ein oder andere auch in unsere Taschen. Korallen blieben natürlich liegen.

Leider sahen wir keine Rochen. Auch an der Bateman Bay zu der wir vorgelaufen waren, war von Rochen oder Riffhaien keine Spur. Aber egal, der Spaziergang war einfach nur schön und wohltuend für die Seele.

Laut Lonely Planet war es vom Main Beach in Coral Bay bis zum Point Maud nur 20 Gehminuten entfernt. Als wir jedoch vom Point Maud zum Main Beach hinüber blickten, fragten wir uns doch, wer diese Strecke in 20 Gehminuten schaffen sollte. Denn von hier bis zum Hauptstrand waren es bestimmt noch einmal locker 5 Kilometer und die waren in 20 "Gehminuten" ganz bestimmt nicht zu schaffen. Hatte das ein Langstreckenläufer getestet oder woher stammte diese ungenaue Angabe? Naja, der Lonely Planet wieder. :-)

Da uns bei der Hitze diese Strecke etwas zu weit vorkam, drehten wir kurzer Hand um und schlenderten wieder zum Auto zurück.
Dort angekommen, konnten wir schon erahnen, dass wir am nächsten Tag wahrscheinlich guten Muskelkater in den Waden verspüren würden. Denn der tiefe Sand strengte beim Laufen ganz schön an.

Beschwingt von diesen schönen Eindrücken fuhren wir noch einmal in die "City" von Coral Bay. Denn schön war´s hier wirklich. Die schöne Bucht verfügte ja auch über ein paar Korallen. Und das direkt vor der „Haustür“. Man musste sich also nur in Schnorchelschale werfen, ins Wasser stapfen und schwupps war man in einer prima Unterwasserwelt. Und weil das in Exmouth ja schon so gut geklappt hatte, wagten wir uns hier erneut in die Fluten.

Danach erforschten wir noch ein wenig den umliegenden Strand und suchten uns ein schattiges Plätzchen unter ein paar Felsklippen. Herrlich, so lässt´s sich´s aushalten. Ein wenig planschen, im Schatten sitzen und nichts tun. Als Müscha so im Wasser seine Faxen machte, bekamen wir sogar einen kleinen Rochen zu sehen. Etwas erschreckt, weil wir nicht wussten, ob Manta- oder Stachelrochen liefen wir vor Schreck aus dem Wasser. Wohingegen Mantas total entspannte und harmlose Rochen sind, kann der Stachelrochen schon mal ungemütlich werden. Für einen Schnappschuss aus sicherer Nähe reichte es aber trotzdem.

Nach ausgiebigem Planschen sattelten wir die Hühner. Unsere nächste Station sollte Carnavon heißen. Carnavon lockte mit tollen Südfrüchten und ich freute mich schon auf die vielleicht kommende Stände, wo man für einen schmalen Taler ein paar Früchte kaufen konnte.

Im Auto bemerkten wir, dass wir, dank gut funktionierender Ventilatoren, total besandet waren. Überall Sand, so ziemlich jede Körperöffnung hatte ein paar Körner abbekommen und es kribbelt und kitzelte. Ich bin ja echt ein Fan von Strand und Meer, aber Sand, der sich sonstewo hin verkriecht, ist jetzt auch nicht so meins. Auch Müscha kratzte sich überall und holte überall ne kleine Prise hervor. Naja, irgendwas ist ja immer. ;-)

In Carnavon angekommen, suchten wir uns erst einmal eine Dusche, um den Sand los zu werden. Schon beim Durchfahren von Carnavon stellten wir uns die Frage, wie dieses Städtchen in den Lonely Planet geraten sei? Denn außer herrlicher Mangoplantagen sagten sich hier scheinbar Herr Fuchs und Frau Elster Gute Nacht. Jeder Ort hat ja seine Daseinsberechtigung, aber dass er gleich einen Verweis im Lonely Planet erhält, doch fragwürdig. Werden hier etwa Bestechungsgelder gezahlt? Naja, erst einmal Duschen.

Am Strand wurden wir fündig. Hier stand wieder ein typisches Toiletten- und Duschhäuschen. Ich lief erst einmal rein, um die Lage zu checken, ob auch Süßwasser aus dem Hahn kam. Nicht noch einmal hatte ich Lust, von einem Salzregen überrascht zu werden. Aber diesmal hatten wir Glück. Ganz normales Wasser.

Mit meinem kleinen Duschutensilien und neuen Klamotten ging´s also zum Duschen. Wieder stand ich unter der Dusche, voller Vorfreude den piksenden Sand loszuwerden, als ich den Wasserhahn versuchte aufzudrehen. Doch vergeblich. Er blieb dicht. Nichts zu machen. Leider hatte ich eine defekte Dusche erwischt und über eine weitere Duschkabine verfügte die Damentoilette nicht.
Also wieder anziehen und zum Auto.

Also ging Müscha als erstes Duschen. Da sich vier kleine Franzosen bei den Männern breit gemacht hatten, wussten wir, dass die Dusche dort definitiv funktionieren musste. Und so war es auch. Müscha kam also als erstes frisch und entsandet wieder. Nun war der Plan warten bis die Franzosen mit ihrer Reinigungseinheit durch waren, um dann einfach bei den Männern zu Duschen. Aber scheinbar machten sich die Burschen wohl grade ausgehfertig und brauchten eine Ewigkeit.

Immer mal wieder versuchte ich mein Glück, in der Annahme, die Dusche sei endlich frei. Doch leider weit gefehlt. Wir fragten uns mittlerweile wirklich, was die da veranstalteten. Ein normaler Mensch brauch doch keine Stunden, um sich mal abzubrausen, besonders, wenn man merkt, dass andere warten.

Nach 1,5 Stunden warten hatte ich die Faxen dicke und entschied mich für eine andere Variante. Draußen vor dem Toilettenhäuschen war noch eine Dusche aufgebaut. Hier konnte ich mich zwar nicht in aller Ruhe und nackelig duschen, aber wozu gibt’s Bikinis. Also Bikini an und los ging´s. Sogar Haare waschen war drin. Zwar ein wenig frisch, weil hier zog es wie Hechtsuppe, aber dreimal besser als auf die Bengels weitere Stunden zu warten.

Sowieso kein Wunder, wieso sich viele Australier über einige Camper aufregen, wenn die sich so benehmen, wie diese Bengel. Viele Camper führen sich einfach wie die Axt im Walde auf. Ohne jeglichen Respekt vor anderen Gegebenheiten. Oftmals viel zu laut, breiten sich aus, stellen Stühle und Tische raus, wo es ihnen passt, lasen ihren Dreck liegen und nehmen Plätze in Beschlag. Kein Wunder, dass mittlerweile das wild campen so verpönt und eben auch verboten ist. Die Jugend von heute eben.

Nachdem nun auch ich geschniegelt und gestriegelt war, suchten wir uns ein Schlafplätzchen. Bei unserer Suche kamen wir noch an der 1 Mile Jetti vorbei. Das war eine kleine Brücke von einer Meile, worüber eine kleine Eisenbahn fuhr. In der untergehenden Sonne sah das schon scheene aus. Aber kaum standen wir da 5 Minuten, kam eine ortsansässige Frau im Auto angefahren und frotzelte uns doof von der Seite an. Kein „G´day“ oder „How are you?“ Nur ein: „If you wanna camp here, don´t think about it. Otherwise I´ll kick you out. I´m the caretaker.“ Was da so viel heißt wie: „Denkt nicht mal daran hier zu campen. Falls ihr es doch macht, schmeiß ich Euch raus. Ich bin hier der Chef vonz Janze.“

Ahh, it jibt also och Balina in Carnavon. Die Jute hatte uff jeden Fall och so ne schöne non charlonte Art. Na die Berliner ham ja och die Höflichkeit erfunden, wa? Dit scheint dann hier die Westaustralische non charlonte zu sein.
Maann, willkommen an der Westküste. Ja, jetzt haben wir´s ja auch verstanden, dass Camper hier auf den Straßen nicht so gerne gesehen sind.

Ganz in der Nähe am Hafen parkten wir dann unseren Fucy ab. Am Wochenende sollte wohl keiner mehr auf die Idee kommen zu arbeiten und so waren wir gut getarnt.


SONNTAG 27/11/2011

Advent, Advent ein Lichtlein brennt. Erst eins, dann zwei, dann drei, dann vier, dann steht Weihnachten vor der Tür. Heute also ein Lichtlein. Hier weihnachtet es bloß grade so doll, wie bei uns im Sommer wirklich Sommer war.

Trotzdem ließen wir es uns nicht nehmen und fuhren in einen kleinen Park, dem Baxter Park, und machten uns ein leckeres 1. Advents Frühstück. Lecker Milchkaffee, Rührei, Früchte, Toast und Gemüse. Als Highlight gab es mitgebrachtes Stollenkonfekt von Elbflorenz ausm juten Radebeul ausn Osten. Kann ich wirklich nur empfehlen, sau lecker. Gibt’s z. B.bei Kaufland in einer großen Auswahl für gar nicht so viel Geld. Mit Mohn und mit Mandelmarzipanfüllung u. a.. Es muss auch noch Stollenpastete irgendwo geben, jedenfalls kann man das auf der Internetseite nachlesen. Wer jetzt auf den Geschmack gekommen ist: www.vadossi.de

Gut, dass wir das Gebäck mitgenommen haben, denn so etwas wie Stollen haben wir bis jetzt noch gar nicht in einem Supermarkt gesehen. Auch nicht beim Bäcker. Aber bei den Temperaturen haben die Aussis sicherlich auch nicht wirklich Verlangen danach. Obwohl, sind ja schon Naschkatzen.

Bei so viel Leckereien, die aufgetischt wurden, dachten sich auch die herum sitzenden Krähen sie bekämen etwas vom Kuchen ab. So musste wirklich immer einer am Tisch bleiben, um die Viecher zu verscheuchen. Andernfalls hätten die sich schön den Bauch voll geschlagen. Naja, so kennen wir es ja, dieses dreiste Federvieh.

Da wir ja etwas aufgetischt hatten, kam natürlich ein etwas größerer Abwasch zusammen, so dass wir die sanitären Einrichtungen im Park aufsuchten, um alles wieder rein zu bekommen. Leider fiel uns da auf, dass besagter Baxter Park, wohl besser als Junki Baxter Park benannt werden sollte. Denn im Eingangsbereich waren Kästen für die Spritzenentsorgung angebracht. Na super. Carnavon, du wirst uns immer sympathischer. Dem Park hatte man es so gar nicht angesehen, dass hier ein paar Junkis ein und ausgehen würden. Erst auf der Toilette sahen wir, wo wir uns befanden.

Schnell packten wir unser Geschirr also wieder ein und wuschen es letztendlich doch im Camper ab. Der Gedanke an Ekelspritzen war uns doch mehr als suspekt.

Nach dem Frühstück huschten wir noch einmal bei Woolworth rein, weil hier angeblich das Obst wesentlich günstiger als in anderen Regionen sein sollte. Bzw. sollte wohl das Angebot größer sein, denn schließlich hingen hier ja die Bäume voll. Doch irgendwie war dem nicht so. Zwar bogen sich die Äste vor lauter saftiger Mangos und Bananen, aber im Supermarkt war dennoch keine größere Auswahl.

Also ab zur nächsten Station. So kickten wir uns jetzt mal selber out und nicht diese Truse von caretaker...! „Also mach´s jut Carnavon und besser dich.“ Nächster Halt sollte Denham sein. Wie vom Lonely Planet beschrieben, ein ziemlich hippes Örtchen, mit tollen Geschäften und einer wohl angenehmen Atmosphäre. Na wir sind gespannt.

Am Overlander Roadhouse tankten wir Fucy noch einmal auf und bogen dann Richtung Denham ab. Auf der Fahrt dorthin, kamen wir an der ein oder anderen Sehenswürdigkeit vorbei, die sogar zum World Heritage (Weltnaturerbe) gehört. Also besonders bedeutsam für unsere heutige Zivilisation.

Erste Station war der Hamelin Pool. Dort befanden sich Stromatolithen. Das ist die weltweit bekannteste Kolonie an felsähnlichen Mikroben. Diese Mikroben pupsen den ganzen Tag vor sich hin. Und das haben sie schon vor ca. 2 Milliarden Jahren gemacht. Sie pupsen aber nicht irgendwas aus sich heraus, sondern Sauerstoff in die Atmosphäre. Sie haben 20 Prozent an Sauerstoff zusammen gepupst und dementsprechend dazu beigetragen, dass es uns Menschen überhaupt gibt. Diese schwarzen felsartigen Gebilde sind nämlich wie gesagt knapp 2 Milliarden Jahre alt. Kann man sich heute gar nicht vorstellen, aber so ist es.

Der Ort wurde in liebevoller Arbeit hergerichtet und alles wurde mit niedlichen Schildern verdeutlicht. Über eine Brücke konnte man ganz dicht an die noch vorhandenen Gebilde heran treten und beliebäugeln.

Ein weiteres Phänomen sind ganz kleine feine Muscheln, die überall herum liegen. Sie besäumen heute noch den Hauptweg. Früher wurden sogar Häuser aus Muschelziegeln gebaut und einige von diesen Häusern kann man heute noch sehen. Schon schick. So rein und sauber.

Dann kam wieder viel Straße und links und rechts säumten sich kleine Bäume oder Sträucher, die aussahen wie Riesen-Brokkoli. Ja im Ernst, wie ein fettes Brokkolifeld, bloß das der Brokkoli die Ausmaße von Bäumen hatte. War natürlich keiner, sondern irgendwelche anderen Gewächse. :-)

Am Eagle Bluff bogen wir noch einmal zu einer Lookout ab. Hier sollten wir eventuell die Chance bekommen Haie, Schildkröten und mehr zu sehen. Aber leider waren die wohl alle grade Treideln. Trotzdem hatte man von hier oben eine Atemberaubende Sicht auf die Shark Bay. Eine wunderschöne Bucht mit kristallklarem Wasser, durch das man bis auf den Grund sehen konnte. Wären also Hinz und Kunz da gewesen, hätten wir ihnen beim planschen zu gucken können.
Auch hier war alles wieder sehr gepflegt und die Anlage schien noch gar nicht so alt zu sein. Ein lang gezogener Boardwalk, also so eine Art langer Steg über den Klippen, hangelte sich die Felsen entlang, so dass man einen wirklich guten Rundumblick erhielt. Wirklich schön gemacht.

Gegen 16.00 Uhr kamen wir in Denham an. Doch vom Hipp der Stadt bekamen wir leider nichts mit, denn mal wieder hatte alles geschlossen. Zum einen war dann noch Sonntag, zum anderen war ja jetzt die schon öfter beschriebene Nebensaison. So blieb vom hippen Flair wenig übrig. Schade. Da will man mal nen Käffchen schlürfen und dann hat nüschtz offen. Schade. Also nix Käffchen, nix Schlendern. Nur hoch die Straße, anschlagen und wieder zurück zum Auto.

An einem etwas abgelegeneren Parkplatz machten wir uns was zu Essen und erzählten. Und Gott sei Dank können wir uns nach zwei Wochen Einöde noch so viel erzählen. Wir tauschten uns aus wie jeder so die letzten Tage empfand und dabei stellten wir fest, dass viele Sachen anders liefen, als gedacht. Trotzdem fühlten wir uns wohl und bereuten keinen Tag. Denn letztendlich sind es Erfahrungen, die uns keiner mehr wegnehmen kann.

Als Nachtisch gab´s jetzt noch einen leckeren Joghurt mit Passionsfrucht. Hmmm... lecker. Da die Mama ja neulich noch zu mir meinte: „Kind, iss auch mal ein bisschen mehr Fett, sonst fällste vom Fleisch.“ Mama, das tat ich nun. Denn in Australien gibt’s Zucker- und Fettbomben en mass. Ich dachte ja noch, wir hätten aus Versehen, so eine doofe Lightvariante des Joghurts gekauft. Denn da hier die nicht enthaltenen Fettangaben auf allen Produkten aufgeführt werden, kann das schon mal zu Verwirrungen führen.

Also in Deutschland ist ja deklariert wie viel Fett enthalten ist, z. B. Joghurt 1,5 oder 3 Prozent Fettanteil. In Australien sind se aber total genial. Gaukeln denen schön was vor wie viel nicht enthalten ist, z. B. 94 oder 98 Prozent fettfrei, so dass man durch die hohe Zahl glaubt, man ernährt sich bewusster und voll gesund. Aber ein Joghurt mit 6 Prozent Fett hat´s ordentlich in sich. Hihi. Kann man sich schon mal gönnen. Mjammi.

Also Muttl, bei dem bräuchteste deine Sahne nicht mehr reinkippen, der ist auch so cremig genug. Nur den vielen Zucker, den könnten die wirklich mal weg lassen oder wenigstens reduzieren.

Nach ein paar Runden Uno und MauMau war´s nun eigentlich Zeit für´s Bettchen, aber wer stand da auf einmal vor unser Tür. Na klar, der Herr Ranger. Hmm...das Spiel kannten wir ja nun schon. Wir also wieder unsere alte Leier von: „Ja, wir sind so spät angekommen, kein Campinplatz mehr besetzt, wir sind flexibel...blabla.“ Jetzt durften wir uns das volle Programm anhören. Die Ranger-Endlos-Schleife: „Ja, ihr habt doch ein Telefon, da könnt ihr doch vorher anrufen und reservieren. Was habt ihr um 20.30 Uhr noch auf der Straße zu suchen? Immer seh ich euch Deutsche und Franzosen wild campen, bei uns gelten andere Regeln. Könnt ihr euch nicht benehmen? Das steht doch alles in diesem Buch (er meinte den Lonely Planet). Ja, habt ihr denn kein Telefon...?“ So ging´s dann ohne Komma und Pause in einer Tour. Achso Ende vom Lied war natürlich weg hier oder Strafe.

Ein wenig geflääsht von dieser Situation guckten wir uns an und mussten los lachen. Naja, wenigstens hatten wir unseren Humor nicht verloren.

In einem nicht weit entfernten Caravanpark ließen wir unseren Fucy bedächtig an der Rezeption vorbei rollen. Natürlich war die nicht mehr besetzt und geöffnet wurde auch erst um 8.00 Uhr. Da würden wir nur schon wieder längst über alle Berge sein.

Unter ein paar Bäumen, in einer relativ dunklen Ecke parkten wir ab und konnten es teilweise noch nicht so richtig fassen, dass wir mal wieder so ein Pech gehabt hatten. Mittlerweile regen wir uns aber schon gar nicht mehr auf.
Ich dachte mir eher Taktiken aus wie man diese Ranger überlisten könnte und meinte, dass weiße oder schwarze Folie zum Überkleben der Britz Werbung von Vorteil wäre. Bzw. generell Folie, die einen eins mit der Natur werden lässt, so dass man im Dunkeln nicht so auffällt. Oder ein Nummernschild, das umklappbar ist, so dass man sich heimlich davon machen kann.

Fest steht jedoch, für zart besaitete Nerven ist diese Tour hier nichts. :-)

Falls noch jemand Vorschläge für Ausreden hat, immer her damit, sind für alles offen.

Anmerkung: Heute konnte eine Lösung für die Zicke von Schreibmaschine gefunden werden. Dank Guido M. aus E. bekommen wir zwischen dem 29.11 und 01.12.2011 ein Paket nach Geraldton geschickt. Herr M. war so freundlich sich dieser tragischen Situation anzunehmen und uns aus der Patsche zu helfen.
Wer Herrn M. dafür danken möchte, soll ihm beim nächsten Mal gerne ordentlich auf die Schultern hauen und ihn drücken und herzen. Der Junge hat´s verdient. Natürlich nimmt er auch andere Aufmerksamkeiten in Form von Geld, Pralinen, Frauen, Autos, Nüsschen und anderen Sachen an. Wir werden uns auch noch rechtmäßig bei Gelegenheit erkenntlich zeigen. Guido, du bist der Beste!!!