Mittwoch, 8. Februar 2012

Thailand - Third week - 30/01 - 06/02/2012 - Koh Tao - Bangkok


30/01/2012 MONTAG

Was für eine Nacht. Ich bin total gerädert und jetzt bimmelt dieses Telefon auch noch viel zu früh los und reißt mich aus dem Schlaf. Es ist grade einmal 6.30 Uhr. Wer im Urlaub freiwillig so früh auf steht, muss echt eins an der Waffel haben, Sonnenaufgänge fotografieren oder...genau Tauchen wollen. Obwohl das mit der Klatsche auf uns nun unbestritten auch zutrifft, haben wir auch letzteres vor und so heißt es: “Ab ins Bad und Zähne geschrabbelt.“

Auch wenn ich hoch motiviert bin, mich noch einmal in die Abgründe des Meeres zu wagen, bin ich fix und foxy. Die Nacht war wenig erholsam. Zum einen beschallte uns die Musik bis in die frühen Morgenstunden, zum anderen fing plötzlich ein monsunartiger Regen an. Kurzfristig dachte ich schon, die großen Regentropfen zerhämmern unsere kleine Hütte. Leider brachte der Regen eine erhöhte Luftfeuchtigkeit mit sich, dass unsere Laken total klamm und muffelig wurden.

Sowieso fühlen sich meine Klamotten ohnehin irgendwie klamm, feucht und muffelig an. Ich selbst habe auch die ganze Zeit das Gefühl, dass ich irgendwie riechen könnte und zu einem kleinen Muffelkopf mutiere. Jetzt durch den Regen ist wirklich alles irgendwie angegrindet und auch unsere Hütte ähnelt eher einem Feuchtbiotop. Und besonders in der Nacht ist das ecklig, wenn alles klebt und dann auch noch anfängt zu riechen. Waahhh. Der Geruch der Kissen liegt mir jetzt noch in der Nase, jetzt wo ich hier im Bad stehe. Baaah!

Aber vielleicht riechen ja nicht nur die Kissen, sondern ich selbst auch. Ich habe das Gefühl, ich würde nach Käse müffeln und wenn es so sein sollte, ist das ziemlich peinlich. Müscha meint, ich erzähl Quatsch, aber vielleicht riecht er es ja schon gar nicht mehr.

Duschen schaff ich jetzt trotzdem nicht mehr und außerdem steige ich gleich wieder in meinen heißen Neoprenanzug. Da ist es also egal, ob ich jetzt dufte oder eher müffel. Und dann ist ja da noch der Regen. Leider gießt es immer noch in Strömen und bei dem Wetter ist es wohl sowieso die beste Option tauchen zu gehen. Denn unter Wasser ist es egal, ob die Sonne scheint oder es aus Eimern schüttet.

Wir schnappen unsere Sachen und laufen in einer etwas regenfreieren Minute zur Tauchschule rüber. Unsere Tauchsachen liegen schon fertig gepackt für uns bereit und so können wir gleich starten, um runter zum Hafen zu fahren. Das Taxi, das uns von A nach B bringt, ist natürlich das altbekannte. Sprich, der Pick Up, der hinten über eine Pritsche für die Mitfahrenden verfügt. Natürlich ohne Dach. Eine Schlechtwetter Variante oder ein ausfahrbares Dach sehe ich hier jedenfalls nicht. Mist. Naja, jetzt stoppt der Regen ja grade einmal und vielleicht haben wir ja Glück.

Doch wir sind ja bei Familie Schmautz´Pleiten, Pech und Pannen und da ist so ziemlich klar, dass es natürlich kurz vor Ankunft ordentlich anfängt zu schütten und alle bis auf die Unterhose das erste Mal durchgeweicht sind. Denn, wenn´s dann regnet, dann aber auch Gießkannenartig. Grandios.

Und man mag es kaum glauben, aber der Regen bringt ein wenig Abkühlung und die paar Grad Temperaturunterschied und die feuchten Klamotten am Leib lassen uns schon ein wenig bibbern. Na da kommt doch Freude auf. Jipih.

Jetzt stehen wir auf dem Tauchboot und tuckern los. Das Prozedere mit der BCD(Tarierungsweste), der Sauerstoffflasche und dem ganzen anderen Gebammel klappt ziemlich gut und unser Equipment wäre dann zum Einsatz bereit. Jetzt muss ich mich nur noch in den kalten, nassen Neo reinpressen...brrr...in diesem Augenblick vergeht mir echt die Laune und ich würde lieber in einem kuscheligen Bett liegen. In meinem kuscheligen Bett!

Bevor es runter geht, bekommen wir noch eine Zusammenfassung unseres dritten Tauchgangs von Bastiaan und er erklärt uns, was wir unten im Wasser alles machen werden. Z. B. Übungen, um mit dem ganzen Equipment sicherer zu werden oder damit man gleichmäßiger und runder durch´s Wasser schwebt.   Prima, das gestern sah sicherlich komisch aus.

Wie wir die letzten Tage zu genügend gehört haben, macht Tauchen ja ganz viel Spaß. Alle haben gute Laune, egal zu welcher Uhrzeit und allen geht’s prima. Na eben so ein eingeschworenes Völkchen für sich. So eine kleine Sekte Sonnenschein, die auf reinem "Sauerstoff" ist. Bastiaan gehört dieser Sekte auch an und hat so verdammt gute Laune, dass es mich fast wahnsinnig macht. Aber meine Meinung interessiert grade keinen und so höre ich ihm "gespannt" zu, was er als nächstes mit uns vor hat.

Das Thema mit den Übungen haben wir ja jetzt geklärt. Was fehlt denn nun noch? Ach, das "Reinkommen ins Wasser", stimmt ja. Da schlagen doch bei mir grade sämtliche Alarmglocken los. Reicht denn nicht schon dieser komische „Große-Schritt-ins-Meer“ aus dieser Höhe? Natürlich nicht! Es darf immer noch ein bisschen mehr Spaß machen. Tooooll, ick freu ma. „Na dann lass mal hören!“

Die Übung, die Bastiaan da erklärt, hört sich leicht an. Doch schon jetzt weiß ich, dass sie mich Überwindung kosten wird. Naja, dazu gleich mehr. Zuerst zwinkert mir noch der Neo zu und so schnell er zwinkert, so schnell werfe ich ihn mir über meine Haut und versuche das Gefühl des Ekels zu unterdrücken. Ich schnalle mir die Taucherausrüstung auf den Rücken und Müscha und ich machen unseren obligatorischen „Buddy Check“ - BWRAF – was das genau heißt, erklärte ich ja bereits.

Ein wenig torklig tapse ich zur Reling und beobachte Bastiaan wie er sich Halsbrecherisch ins Wasser plumpsen lässt. Beim Anblick fallen mir fast die Augen raus und am liebsten möchte ich Müscha den Vortritt lassen. Aber leider heißt es auch hier „Frauen und Kinder zuerst“ und so bin ich die Nächste, die es Bastiaan gleich machen darf.

Bevor ich noch ein wenig höher klettere, damit sich der Sturz auch lohnt, schlüpfe ich in meine Flossen und ziehe mir die Brille ins Gesicht. Ich taumele mit Hilfe eines netten Tauchassistenten auf die Reling und stehe jetzt mit dem Rücken zum Wasser. Meine Aufgabe ist es, mich jetzt einfach rücklings ins Wasser fallen zu lassen. Angst vor Schmerzen brauche ich nicht haben, sagt man mir noch einmal, es sei angeblich kinderleicht und das Gewicht der Sauerstoffflasche würde das Wasser schon teilen, so dass das totalen "Spaß" bereitet. Auja, den Spaß will ich mir natürlich auch nicht nehmen lassen. (ironisch)

Und jetzt steh ich hier. Vor mir der Assistent. Er gibt mir Anweisungen und ich möchte eigentlich nur in mein Bett. Ob da wirklich nichts passieren kann? Nicht, dass ich mir meinen Rücken dann gänzlich kaputt haue? Vielleicht komme ich ja auch doof auf oder drehe mich wohl möglich in der Luft? Obwohl, physikalisch betrachtet, ist das sehr unwahrscheinlich. Naja, aus der Nummer komm ich jetzt eh nicht mehr raus, also stopfe ich mir das Mundstück der Sauerstoffflasche in den Mund. Lustigerweise sehen jetzt nicht nur alle anderen, dass ich Schiss habe, nein, sie hören es auch. Dank des Regulators in meinem Mund können alle meine Angst verzehrte unrhythmische Schnappatmung hören. Auch mir bereitet das Geräusch, das ich da von mir gebe, ein wenig Sorge und ich entscheide mich fürs Springen. Oder eben für das „Durch-nach-hinten-fallenlassen-ins-Wasser-kommen“.

Alles zieht sich in mir zusammen und ich habe das Gefühl in einer Achterbahn zu sitzen. Vor Schreck lasse ich einen kleinen Schrei von mir. Es kribbelt verdammt doll in der Magengegend. Dann macht es laut „Patsch“ und ich sinke  ein paar wenige Meter ins Meer bevor ich wieder nach oben gleite und wie ein Korken an der Oberfläche umherwippe.
„Puuuh, geschafft, ich lebe noch“, geht es mir durch den Kopf, während ich versuche wieder klare Gedanken zu fassen.

Als nächstes ist Müscha dran. Wobei ich mir bei ihm keine Sorgen mache. Zum einen macht ihm so etwas Spaß, zum anderen hat er nicht so viel Angst vor der Höhe. Trotzdem hoffe ich, dass er sich nicht wehtut, denn er ist ja derjenige mit den noch größeren Rückenproblemen. Aber wer weiß, ob er an die grade denkt. So schnell wie er da oben in Position gebracht ist, wahrscheinlich nicht.
Auch er landet mit einem fetten „Patsch“ im Wasser. Alles gut gegangen, dann kann´s ja jetzt los gehen.

Für heute stehen sogar 18 Meter auf dem Programm und ich bin gespannt, wie meine Ohren das verkraften. Ein wenig Angst hab ich ja. Denn Ohrendruck ist echt ne unfeine Sache und kann schmerzhaft sein.
Ich lasse die Luft aus meiner Weste, stopfe mir wieder den Regulartor in den Mund und fange an zu sinken. Die ersten Meter gehen prima, doch dann beginnt das gleiche Spiel wie gestern. Abwechselnd machen mir meine Ohren Probleme und mir kommt es wie eine Ewigkeit vor bis wir die ersten 12 Meter geschafft haben.

Immer wieder steigen wir ein wenig auf, verweilen, gleiten wieder hinab oder Bastiaan massiert ein wenig rund um das Ohr herum. Das scheint zu helfen, denn danach, macht´s gleich immer „Flopp“! Endlich unten kann ich den Tauchgang auch genießen und alles klappt schon wesentlich besser als gestern. Müscha und ich gleiten ruhig und sanft vor uns hin und es ist toll hier unten. Kleine und große Fischis in den verschiedensten Farben und Formen, Korallen, Schildkröten oder Seeanemonen, ganz viel blau, grün und bunt. Ich mag besonders die kleine Minigewächse auf den Korallen. Sie sind blau, grün, gelb oder rot. Ich stänkere ein wenig mit ihnen, denn wenn ich ihnen mit der Hand zu fächere, dann ziehen sie ruckartig ihre "Köpfe" ein. Das sieht total putzig aus. Natürlich schadet es ihnen nicht. Denn das ist ja Gebot Nummer eins. Nichts anfassen und alles so lassen wie man es vorgefunden hat.

45 Minuten später stehen wir wieder auf dem Schiff und wir beide haben ein Leuchten in unseren Augen. Das war echt gut. Trotzdem bin ich geschafft und merke, dass mir eindeutig Schlaf fehlt. Außerdem ist es ganz schön frisch in den nassen Sachen. Aber dafür gib´s hier ja Kaffee und Tee und so kommt der Kreislauf wieder in Schwung.

Den zweiten Tauchgang besprechen wir jetzt an Deck. Auch bei diesem stehen ein paar Übungen an und wie nicht anders zu erwarten, wir sollen natürlich einen dritten „wie komme ich am besten ins Wasser-Sprung“ lernen. Den „James Bond“. Schon bei dem Namen richten sich sämtlich Nackenhaare auf und die Vermutung liegt nah, dass das wohl der Spektakulärste von allen drei Sprüngen sein wird. Na wir werden sehen, erst einmal verschnaufen wir ein bisschen und sammeln Kraft.

Ca. 30 – 45 Minuten später, stehen Müscha und ich wieder in voller Montur. Den Buddy Check sind wir schon durch und ich beobachte wie Bastiaan einen „James Bond“ der Meere vorführt. „Aha, Kopp voran, das ist schon einmal gut, aber was kommt jetzt? Ohhh nein, eine Rolle vorwärts und wieder auf dem Rücken landen!“ Ich glaub, es hackt.

Also gleiches Spiel wie vorhin. Nachmachen!!! Also in die Finnen, Maske auf und Regulator in den Mund. Meine Schnappatmung ist wieder nicht zu überhören und meine Atmung überschlägt sich fast, so sehr Angst habe ich. Aber was soll´s je länger ich hier stehe, desto schlimmer wird’s. Also beuge ich mich nach vorne, ziehe den Kopf zur Brust und bekomme von dem Tauchassistenten einen Schubs, drehe mich in der Luft und lande sicher auf meiner Sauerstoffflasche und es macht laut „Patsch“! „Bääääm“, auch das wäre geschafft.

Müscha benötigt auch ein wenig Hilfe, doch ist wesentlich sicherer als ich. So landet auch er mit einem dicken „Patsch“ im Meer und unser zweiter Tauchgang beginnt. Die Ohren machen mir auch jetzt wieder Probleme und wir brauchen meinetwegen wieder eine Halbe Ewigkeit. Trotzdem erreichen wir 18 Meter und alles verläuft wie vorher besprochen. Unter Wasser steht auch noch eine kleine Übung mit dem Kompass auf dem Programm. Schließlich sollte man hier unten nicht die Orientierung verlieren und wenigstens halbwegs navigieren können.

Obwohl ich an Deck noch alles verstanden habe, wie mit der Technik umzugehen sei, verreiße ich die Übung auf 18 Meter Tiefe völlig. Aber war ja klar, watt so ne Bockwurst ist. Wieso sollte das unter Wasser besser funktionieren als an Land. Ich muss voll lachen und um mich herum steigen lauter Blasen auf.

Dann geht’s weiter und wir sehen zwei kleine Nemos, nen Triggerfisch, weitere farbenfrohe Korallen und Fische. Wir tauchen durch einen Fels, entlang an Korallenbergen und es macht totalen Spaß. Leider gehen wir jetzt nach knapp 50 Minuten wieder hoch und der Tauchgang ist beendet. Ein schönes Gefühl. Auf jeden Fall besser als gestern. Das könnte man intensivieren.

An Deck merke ich, dass sich mein rechtes Ohr leider nicht wirklich erholt und ich bin einseitig etwas taub. Es ist als würde ich mono hören. Wie bei einem schlecht eingestellten Radio. Tja und wer nichts hört, der versteht auch nichts und ich freu mich jetzt schon auf die kommenden Stunden, wenn sich das nicht regulieren sollte. Denn schon jetzt verstehe ich nur die Hälfte und frage tausend mal nach: “Was hast du gesagt?“

Wir kommen wieder am Hafen an und leider fängt es jetzt wieder an zu regnen. Zu dumm aber auch, zumal wir uns gestern Abend einen Roller ausgeliehen haben, um mit den Mädels eine kleine Tour auf der Insel am Nachmittag unternehmen zu können. Das fällt dann wohl im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser.

Naja, vielleicht hört es ja noch auf und wir haben Glück. Erst mal gibt’s für uns beide eine warme Dusche, die uns wieder aufwärmt. Völlig erschöpft lasse ich mich in das muffelige Bett fallen. Es ist mir aber egal. Ich bin so müde und erschöpft, dass ich selbst im Stehen einschlafen würde. Müscha krabbelt zu mir und hält mich in seinem Armen. Fataler Fehler, denn ich schlafe sofort ein und bin weg.

Müscha weckt mich sanft. Hoppsa, da bin ich eben wohl total weggeschlummert. Auch wenn wir um 14.00 Uhr noch einmal mit Bastiaan verabredet sind, um einigen Papierkram zu regeln, möchte ich am liebsten Liegenbleiben. Ich bin müde, mir ist schlecht und ich kann nix hören. „Ick will zu meener Mama!!! Und am liebsten würde ich jetzt gerne in mein Bett nach Hause, in mein schönes Kuschelbett mit Riesendecke. Und der Müscha kann auch gerne mitkommen.“

Doch ich hab ja Anstand und so ziehe ich mir ein paar Klamotten über. Ich muss sogar einen Pullover tragen, so kühl ist es jetzt auf einmal. In der Tauchschule bekommen wir unseren vorläufigen Tauchscheine und so eine Art Logbuch ausgehändigt. So eine Art Tauchertagebuch, das sämtliche Tauchgänge dokumentiert und man einen Überblick behält, wo man, mit wem, wie tauchen war.

Bastiaan versucht uns einen Fortgeschrittenen Kurs jetzt schmackhaft zu machen. So müde wie ich grade bin ziemlich zwecklos, aber er schafft es trotzdem. So heißt es also auch die nächsten folgenden Tage:“Let´s go diving, making bubbles.“ So richtig euphorisch bin ich grad irgendwie noch nicht. Zum einen, weil es wieder früh aufstehen bedeutet, zum anderen weiß ich noch nicht, was mit meinen Ohren ist. Denn auch nach dem schönen Schläfchen kann ich immer noch nichts auf dem rechten Ohr hören.

Müscha und ich verabschieden uns von Bastiaan und gehen den restlichen Tag ganz entspannt an. Wir holen uns was zu essen, wo ich ganz nebenbei einen grandiosen Einblick in die Welt des Ingwer-Tee-Kochens bekomme, schlafen noch eine Runde und treffen uns abends mit den Mädels zu einem letzten gemeinsamen Abend.

Unsere Rollertour haben Müscha und ich mit den Mädels abgesagt. Zum einen zu gefährlich, zum anderen zu nass und beides zusammen eine üble Kombination. Die Straßen sind zum Teil überflutet und die Schlaglöcher stehen voller Wasser. Das riecht förmlich nach Gefahr. Das ist hier zwar „Pleiten, Pech und Pannen – Familie Schmautz in Thailand“, aber auf ein "Koh Tao Tattoo" können wir gut und gerne verzichten. So ein Tattoo ist dann quasi ein Tattoo mit Asphalt, Auto, Motorroller, Mensch oder allem zusammen. Danke nein!

Tja und nun sitzen wir hier beim Essen, schauen thailändisches Fernsehen, obwohl wir kein Wort verstehen (könnte bei mir daran liegen, weil ich eh nichts höre???) und die Stimmung ist etwas gedrückt. Wir sind alle etwas fertig und geschafft. Naja, und unsere Wege trennen sich schon wieder. Schade!

Wir schlafen relativ schnell ein. Der Regen scheint entweder die Musikanlage geschrottet zu haben oder sie blieb heute einfach mal aus, wegen ausbleibender Gäste. Wie auch immer. Gott sei´s gedankt, Ruhe! Aber ich hör ja eh nichts!


31/01/2011 DIENSTAG

Es ist noch Nacht und ich wache immer wieder auf, weil mir schlecht und unwohl ist. Dazu habe ich Kopfschmerzen und das Gefühl, mein Schädel platzt mir gleich weg. „Aua!“ Leider höre ich noch immer nichts mit dem rechten Ohr. Vermutlich kann ich mir den angesetzten Tauchgang abschminken. Mist

Draußen hämmert der Regen an unsere Hütte und es stürmt. Die kleine Hütte mufft und riecht komisch. Vielleicht habe ich deswegen auch Kopfschmerzen. Vielleicht ist es nicht nur feucht, sondern hier breiten sich gerade kleine Schimmelpilze aus. Sehen kann man hier nix. Außer das Bett. Das weißt Stellen auf, die könnten vermuten, dass da was entstehen könnte.

Ich stehe auf. Irgendwo in dem ganzen Kram, der hier liegt, müssen noch Kopfschmerztabletten versteckt sein. Da es keinen Schrank gibt und Ablagefläche fehlt, muss ich mit einem riesen Haufen aus Klamotten und meinen anderen Habseligkeiten vorlieb nehmen. Trotzdem finde ich unsere Reiseapotheke und werfe mir eine Tablette ein. Hoffentlich wird’s jetzt besser.

Relativ früh wache ich auf. Der Duft von Muff und Bähh erzeugt einen kleinen Würgereiz. Ich muss echt aufpassen, mich nicht zu übergeben. Mir ist total flau im Magen. Die Kopfschmerzen haben Gott sei Dank nachgelassen. Trotzdem fühle ich mich nicht gut. Mein Ohr ist ein bisschen besser und mittlerweile höre ich wieder. Leider gluckst es vor sich hin und meine nächtliche Vermutung bestätigt sich. Das Tauchen kann ich heute abhaken.

Schade. Leider entgehen uns so fünf weitere Tauchgänge. Unter anderem ein Nachttauchgang, Navigationstauchen, Tieftauchgang auf 30 Meter und ein Tauchgang zu einem Schiffswrack. Aber wer weiß, vielleicht bin ich ja morgen wieder fit. Heute bekommt mein Ohr auf jeden Fall eine Schonfrist.

Während Müscha in der Tauchschule bescheid sagt, dass ich krank bin, besorge ich uns ein kleines Frühstück, was halbwegs magenschonend ist. Dazu gibts noch eine große Flasche Febreze, um dem ein oder anderen Eckelgeruch den Gar auszumachen. Bevor wir uns mit dem Frühstück auf unsere Veranda setzen, verabschieden wir Anika und Caro. Die beiden setzen heute ihre Reise fort und verlassen die Insel. „Na denn, macht´s jut Nachbarn und immer schön aufpassen!“ Tja, und dann ziehen die beiden mit ihren in Mülltüten eingepackten Rucksäcken von dannen und Familie Schmautz zieht sich auf ihre Veranda zurück.

Auch wenn der Regen unsere Hütte zu einem Feuchtbiotop und Straßen zu Flüssen werden lässt. Irgendwie herrscht eine beeindruckende Stimmung. Es ist alles ein wenig gedämpfter, ein wenig ruhiger und die meisten der Touristen bleiben wohl in ihren Unterkünften versteckt.
Gut, dass wir beide eine Poleposition mit Blick auf unsere Bucht haben. Auch wenn es regnet, wir können es uns hier gut gehen lassen.

Der Regen lässt langsam nach und die Sonne tastet sich auch schon wieder langsam durch die dicken Wolken. Super, mein Zeichen ein wenig von dem Febreze zu versprühen. Wenn die Sonne scheint, dann trocknet es vielleicht noch. Auch Müscha hat schon sämtliche Sachen eingesprüht, mit dem Versuch den Muff zu beseitigen. Naja, wirklich weg geht’s davon sicherlich nicht. Wahrscheinlich doch nur eine Art verschlimmbessern, aber egal, einen Versuch ist es Wert.

Ich bin immer noch ganz schön schlapp und so verkrümele ich mich noch einmal ins Bett. Schlafen ist immer noch die beste Medizin. Außerdem möchte ich ja erholt aus dem Urlaub wieder kommen, also kann´s nicht schaden, nach dem sportlichen Tauchprogramm, sich einen Tag Ruhe zu gönnen.

Der Tag verläuft also ganz entspannt und wir bewegen uns nicht wirklich viel. Schlafen, essen, im Internet surfen, Fotos machen, lesen. Nicht sonderlich einfallsreich, dafür sehr erholsam und für ein Aufladen der leeren Batterien sehr förderlich. So wundert es dann auch nicht, dass wir heute sehr zeitig ins Bett gehen.


01/02/2012 MITTWOCH

Ausgeschlafen und halbwegs fit, wache ich gegen 7.00 Uhr auf. Ich fühle mich besser. Doch wieder pocht mein Schädel, mir ist flau im Bauch und ein wenig koddrig. Mein Ohr ist besser, aber richtig fit ist es irgendwie nicht. In der Nacht hatte ich ganz schöne Ohrenschmerzen und ich denke, dass ich einen weiteren Tauchgang auf einen nächsten Urlaub verschieben muss.

Ein wenig geknickt bin ich schon, denn ich habe das Gefühl, etwas zu verpassen. Ich dachte, dass Gefühl hört irgendwann einmal auf. Aber scheinbar ist es egal, ob man 15 oder 29 Jahre ist.
Vielleicht muss ich da ja noch ein paar Jahre auf den Buckel bekommen, damit ich ein wenig ruhiger, einsichtiger oder weiser werde? Keine Ahnung!

Auch wenn das mit dem Tauchen nichts wird, bleibt jetzt Zeit für die Insel. Schließlich haben wir von der ja noch gar nicht viel gesehen und es wäre doch schade morgen zu fahren, ohne einmal ins Hinterland gefahren zu sein.

Die Insel ist so aufgebaut, dass sich die meisten Resorts im Westen befinden. Etwas abgelegen sind dann die im Süden und Norden. Der Osten ist relativ dünn besiedelt und man muss durch den Busch und über unbefestigte Straßen.  Eigentlich kein Problem, aber der Regen hat sicherlich aus den unbefestigten Straßen, eher Rinnsale werden lassen. Trotzdem leihen wir uns "nur" einen Motorroller und kein Crossmoped.
Zum einen haben die hier nicht wirklich gute Helme und zum anderen bin ich ja noch nie Motorrad gefahren. Und so übermütig bin ich dann doch nicht, dass ich alles, um jeden Preis, erleben möchte. Meine oder unsere Gesundheit ist mir da doch wichtiger.
Ein Quad würde noch gehen, aber davon haben sie grade keines mehr. Also ein kleines Moped.

Damit düsen wir jetzt an den Sai Ree Beach. Dort wollen wir in das nette Café vom ersten Tag. Das mit dem herrlichen Kaffee.
Ich übernehme wieder die Navigation und fahre uns so gut es geht von A nach B. Die Straßenverhältnisse lassen echt zu wünschen übrig und so artet das hier  eher zu einem Balanceakt aus. Denn ich kann kaum schneller als 30 - 40 Km/h fahren, weil immer wieder tiefe Pfützen oder angeschwemmter Sand auf der Straße vorzufinden sind. Echt gefährlich. Wir beide sind zwar nicht wirklich schwer, aber mit Moped bringen wir sicherlich 200 - 230 Kilo auf die Waage und das muss erst einmal austariert werden. Besonders wenn ich hier so langsam fahre teilweise schon schwierig.

Die Sonne scheint uns heute wieder auf den Pelz und wir "düsen" durch die Gegend. Auf der Hauptstraße stelle wir die kleine Karre ab und schlendern vor zum Strand. Das Café ist gut gefüllt und wir beide bekommen grade noch so einen Platz. Eigentlich wollte ich nur einen Cappuccino trinken, aber jetzt bekomme ich doch ein wenig Hunger. Wir entscheiden uns beide für ein Frühstück. Müscha bestellt sich ein englisches Frühstück und ich genehmige mir ein Omelette. 

Das Frühstück ist sehr lecker und gut gestärkt setzen wir unseren Ausflug fort. Zuerst schlendern wir noch ein wenig umher, bis wir uns wieder auf den Roller setzen und die Insel unsicher machen.

Leider bleibt uns das "wahre" Hinterland ein wenig verwehrt, denn der kleine Roller ist dafür einfach zu ungeeignet. Schon jetzt fällt es ihm schwer, uns beide Berghoch und Bergab zu tragen. Besonders Bergauf stottert sich die Kiste einen ab und ich habe immer gleich das Gefühl, dass das Ding uns abkratzt.

Aber dem ist nicht so. Der Roller bleibt tapfer und wir erkunden jeden Zipfel der Insel soweit wir kommen. Die Straßen sind durch den Regen in einem sehr schlechten Zustand, so dass wir einige Male wieder kehrt um machen. Aber egal, wir haben Spaß.

Nachmittags setzen wir uns mit einem Kaffee und Gebäck auf unsere Terrasse und tanken ein wenig Energie auf. Müscha schläft sogar ein wenig ein, während ich an meinem Tagebuch schreibe.

Den letzten Abend auf Koh Tao verbringen wir natürlich nicht auf unserer Hütte, sondern gucken uns die Hauptstrände noch einmal bei Nacht an. Wer weiß, welche Szenerien uns jetzt geboten werden.
Aber dort angekommen, stellen wir schnell fest, dass es wenig anders ist, als am Tage. Nur dass jetzt laute und alkoholisierte Touristen die Straßen säumen.

Aber nicht nur die. Auch ein paar hübsch zurecht gemachte Ladyboys treffen wir an. Die 4 "Mädels" machen für irgend eine Show Promotion und verteilen Flyer. Wirklich niedlich an zusehen die vier Typen. Da kann sich eine Frau noch den ein oder anderen Anmaltipp holen. Hihi!

Trotzdem ist es Müscha und mir zu viel Trubel und nachdem wir noch ein wenig hin und her laufen, schwingen wir uns wieder auf den Roller und düsen zu unserer lauschigen Hütte. Mit Früchten, ein paar Spießen und einem Kaltgetränk sitzen wir nun hier und merken, dass sich alles dem Ende neigt. Komisch.


02/02/2012 DONNERSTAG

Eine Woche später und es ist mal wieder Reisezeit. Unsere Tickets für Fähre, Taxi und Zug haben wir und auch das Hotel für Bangkok ist gesichert. Eigentlich sollte nichts schief gehen und wir können den Tag entspannt beginnen lassen.

Was passt da besser als sich eine schöne Massage zu genehmigen? Nachdem wir in der Tauchschule und im Resort alles bezahlen, unseren Roller zurückgeben, stehen wir vor einer Massage. Von außen sieht es einladend aus und ich denke, es ist wie mit den Garküchen. Wenn es gut riecht und einladend aussieht: „Greif zu!“

Ein wenig schüchtern stiefeln Müscha und ich jetzt durch die Tür. Wir werden herzlich begrüßt und man gibt uns "die Massagekarte". Hmm...nun müssen wir uns entscheiden. Wir beide schwanken noch zwischen Thai- und Öl Massage, wissen jedoch nicht, was uns besser bekommen könnte. Naja, entspannend ist wahrscheinlich beides, also egal. Wir nehmen beide eine Öl Massage für jeweils 300 Baht.

Die nächste Stunde heißt es also wieder Energie auftanken und vielleicht das Ziehen aus dem Rücken herausbekommen. Denn mein Rücken sagt seit zwei Tagen auch schon wieder ganz schön dolle Aua. Ein wenig unbeholfen, folgen wir der kleinen Thai und sie weist uns zwei Liegen zu. Sie geht weg. Ich gucke Müscha an: „Und nu? Hinsetzen, ausziehen, warten?“ Aber auch Müscha hat keine Ahnung.

Warten finde ich doof und so lunze ich hinter dem Vorhang hervor und frage. Klaro, ausziehen. Ist ja vielleicht auch logisch, wir wollen ja schließlich massiert werden. Da es sich um eine Ganzkörpermassage handelt, gehe ich davon aus, dass wir uns nackelig machen sollen und entkleide mich komplett. Ich ziehe mich aus und lege mich auf den Bauch auf die Liege. Müscha ist noch ein wenig zögerlich und behält seine Buxe an. Haha, ziert er sich jetzt etwa, wie geil?!

Die Thai kommt hinter dem Vorhang hervor und auch Müscha muss blank ziehen. Lustig wie er da sitzt, sieht wirklich so aus, als wäre es ihm grad ein wenig doof. Eine weitere Thai kommt hinzu und dann geht’s los. Rücken, Po, Beine, Arme, Hände. Dann wendet sie mich und knetet alles von der anderen Seite durch. Auch mein "Günther" (mein Bauch heißt so) bekommt ein paar Kneteinheiten zu spüren.

Zum Schluss massiert sie an Hals, Schultern und Kopf. Krass, was sie da mit mir anstellt und teilweise tut es fast ein wenig weh. Zu guter Letzt setzt sie mich auf, dehnt mich kurz, positioniert meine Beine zum Schneidersitz, krempelt sich über meinen Oberkörper, wippt in die eine Richtung und reißt mich dann schnell in die andere bis es "kracht". „Ach du schei..., hat sie mich jetzt kaputt gebrochen?“ Ich muss lachen. Denn auf der einen Seite merke ich grade, wie entspannt ich werde, auf der anderen Seite bin ich ein wenig erschrocken darüber, was ich für Geräusche von mir gebe. Das gleiche macht sie natürlich noch mit der anderen Seite. Kurz wippen und dann ratsch, reist sie mich rum und es knackt übelst laut.

Es hört sich zwar verdammt übel an, aber es tut nicht weh. Im Gegenteil. Wahrscheinlich hat sie mir grade sämtliche Verspannungen der letzten Wochen aus den Knochen gehebelt, so dass mein Körper jetzt wieder ein wenig freier durch die Gegend hüpfen kann.

Da Müschas Thai ein paar Minütchen hinterher hinkt, kann ich mir Müschas Spektakel des Ausrenkens aus nächster Nähe ansehen bzw. anhören. Auch er wird in diese Schneidersitz-Stellung gesetzt und dann macht´s auch bei ihm zwei Mal ein fettes „Knacks“. Unglaublich. Das hört sich nicht gesund an. Vielleicht sollten wir uns in Bangkok gleich noch einmal eine Massage gönnen. So günstig bekommen wir die in Berlin jedenfalls nicht. Also sehr zu empfehlen. Auch für diejenigen, die sonst nicht auf so "Spa-Zeug" stehen.

Jetzt sitzen wir auf einer kleinen Bank und trinken warmen Jasmintee, dazu gibt’s Kekse. Wir beide sind total entspannt und auch unsere Rücken danken uns grade sehr.
Mit entspanntem Körper und Geist steht doch einer Reise nach Bangkok eigentlich nichts mehr im Wege. Uns kann heute keiner was!

Kurze Zeit später heißt es jetzt Abschied nehmen. Unser Taxi ist da und der nette Thai, der uns schon am ersten Tag abholte, bringt uns jetzt wieder zum Hafen. Wir werfen uns und unsere Rucksäcke auf den Pickup und holpern davon. Ein bisschen wehmütig sind wir beide schon. Auch weil wir noch ein paar mehr Tauchgänge gemacht hätten. Koh Tao ist wirklich eine schöne Insel und die Tage hier haben uns gut getan.

Ein wenig früher als geplant, erreichen wir den Hafen und da stehen wir nun mit unserem Gepäck. Im Wartebereich des Fährterminals sind wir die ersten. Mir ist schon wieder ein wenig flau im Bauch. Ich muss mich erst einmal hinsetzten. Mensch, was ist denn da los? Ich kann nur hoffen, dass ich nichts falsches gegessen habe und ich jetzt noch Probleme mit dem Magen bekomme. Natürlich super, wenn man gleich eine Fährfahrt vor sich hat.

Oder hat mir die Massage-Thai ein wenig zu fest in die kleinen Speckröllchen gegriffen, so dass sich mein Magen etwas verdreht hat? Na wie auch immer, mir ist schlecht und ich habe das Gefühl, mir gleich noch einmal ein paar Gedankengänge im Detail durch den Kopf gehen zu lassen.
Während ich vor mich dahinvegetiere, macht sich Müscha noch einmal auf die Socken und zieht durch die Geschäfte. Mit ein paar kleinen Geschenken und etwas zu Essen kommt er wieder.

Hmm...da meldet sich auch wieder mein Magen und ein wenig wundert es mich, dass er trotz Unwohlsein nach Nahrung schreit. Merkwürdig. Naja. Müscha rennt meinetwegen also noch ein zweites Mal los und besorgt auch mir eine leckere Portion Pat Tay. Sehr leckere. Glasnudeln, Soyasprossen, Gemüse, Ei, ggf. Hühnchen, Erdnüsse und ein wenig scharf. Hmmm...! So einfach kann lecker sein.

"Günther" freut sich auch über die Wahl meines Essens und er hört für einen kurzen Moment auf herumzuzetern. Nachdem ich alles verputzt habe, meldet er sich jedoch gleich wieder und ich verziehe das Gesicht. „Ach manno, das ist doch echt nicht schön!“

Eigentlich müsste die Fähre schon längst da sein, doch sie hat Verspätung und angeblich müssen wir 40 Minuten warten. Na hoffentlich nicht später, sonst verpassen wir noch unseren Zug in Champon.
Obwohl, wenn ich es mir recht überlege, würde das doch zu unserer never ending story „Pleiten, Pech und Pannen – Familie Schmautz in Thailand“ passen. Also rechne ich mal mit dem Schlimmsten und fahre meinen Puls gleich auf Halbtot. Der sollte so bei 20 liegen. Dann hab ich noch ein bisschen Luft nach oben, wenn ich dann später innerlich am Ausrasten bin.

Doch zu meiner Verwunderung kommt das Boot doch tatsächlich unpünktlich pünktlich". Na wer hätte das gedacht. Zuerst müssen aber alle ankommenden Passagiere von Board, damit für die Neuen, also uns, auch Platz ist. Das dauert natürlich bis alle mit ihren Rücksäcken und Köfferchen vom Boot kommen. Dann schnappen wir unser Zeug und stellen uns mit in die Schlange und laufen ganz gemächlich auf das Boot.

Da die meisten der Reisenden immer draußen einen Platz suchen, verkriechen wir uns gleich in den Bauch der Fähre. Hier gibt’s Schatten und die Temperaturen sind halbwegs erträglich. Einen Sonnenbrand kurz vor Schluss brauche ich jedenfalls nicht. Außerdem ist an jedem Sitz eine Rettungsweste festgezurrt, so dass ich im Notfall nur zugreifen müsste. Safty first, sag ich ja immer. :-) Die da draußen würden in ihrer Panik sicherlich erst einmal von A nach B irren.

So jetzt geht’s los und alle Passagiere, samt Gepäck sind verstaut. Die Fähre macht ordentlich Alarm und die Geschwindigkeit kommt mir wesentlich schneller vor als mit den vorherigen Booten. Naja, liegt vielleicht auch daran, dass wir ein Expressboot haben. Ich Blitzmerker. Aber auch so ein Expressboot kann die Wellen nicht ganz ohne Bewegung überwinden und so fängt der Kutter ganz schön an zu schaukeln. Jetzt wird’s lustig. Ich fixierie immer wieder den Horizont mit den Augen, damit mir nicht so schummerig wird. Günther hab ich mit dieser Stunteinlage jetzt wohl etwas überfordert und ich merke wie sich mein Mageninhalt auf Reise macht und verselbstständigt. „Oh oh, nein, nicht übergeben“, denke ich mir und versuche ganz entspannt zu atmen und den Blick vom Horizont nicht abzuwenden.

Es scheint zu funktionieren. Nach einer halben Stunde hat sich mein Magen an den etwas stärkeren Seegang gewöhnt und mein Mageninhalt bleibt da, wo er hingehört. Und nun schippern wir vor uns hin. Und es ist wohl das letzte Mal, dass ich auf so einem schrammelligen Kutter mit ohrenbetörendem Motor sitze. Das mit den Motoren ist wirklich ein sehr lustiges Phänomen. Ich habe sowieso die These ausgestellt, dass Busse, Taxis, Longtailboote und sowieso jeglichen Transportmittel, die hier rumfahren, über den gleichen Motor verfügen. Dieser röhrt laut, dass es einem in den Ohren scheppert und hat, glaube ich, halbwegs gute Power. Er besticht aber eindeutig durch sein Geräusch.

Gegen 17.30 Uhr kommen wir in Champon an und alles geht total gesittet und normal von statten. Wir schnappen unsere Rucksäcke, man brüllt uns von weitem schon zu: „Train? Champon?“ Und wir bekommen den Weg zu einem "Viehtaxi" gezeigt. Na toll, mal wieder Gruppenquetschen in einem Vehikel, was nur noch die Farbe zusammenhält. Naja, dafür der altbekannte röhrige laute Motor. Als wir aufspringen fallen mir gleich die Boxen auf. Ich muss lachen, vielleicht ist der Motor in Wahrheit gar nicht so laut und der Sound kommt aus den Boxen. J Na wer weiß, auf jeden Fall ein lustiger Anblick. Denn der Transporter verfügt so ziemlich über alles, außer Komfort oder bequeme Sitze. Dafür bestechen aber diese riesigen Boxen.

Ich setze mich mit Müscha auf die Bank und neben uns gesellen sich lauter andere kleine Touristen und die Fahrt geht los. Ganz schön lange dauert das Gschaukel. Wo der Typ uns wohl hinfährt? Hoffentlich bringt er uns wirklich zum Bahnhof. Nicht, dass wir am Ende auf den falschen Viehtransporter gestiegen sind. Meine Gedanken fangen an sich zu überschlagen und schon bin ich in meiner eigenen Welt.

Gefühlte Stunden später erreichen wir den Bahnhof von Champon. Wirklich viel los ist hier nicht. Aber egal, wir sind ja eh nur auf der Durchreise. Etwas müde und träge schlendern wir durch den Bahnhof. Wir beide sind etwas desorientiert und wissen nicht so richtig wohin mit uns. Da es nur einen Bahnsteig gibt, sollten wir auf dem Richtigen stehen. Ein wenig Zeit bis zur Abfahrt bleibt trotzdem noch und wir besorgen uns ein paar Getränke und ergattern eine Oberleckere Reissuppe mit einem Hühnchen, das so zart und mager ist, dass ein kleines Feuerwerk in unseren Gaumens entfacht.

Irgendwann fährt unser Zug mit einer Verspätung von 40 Minuten in den Bahnhof ein. Wir sehen unseren Wagon und laufen fast bis an den Kopf der Zugmaschine. Müscha gibt mir einen kleinen Schubs, damit ich mit dem ganzen Gepäck auf den Wagon steigen kann. Zack drin. Müssen wir nur noch unsere Plätze finden. Aber das sollte auch kein Problem darstellen, denn im Zugfahren sind wir ja mittlerweile geübt.

Unsere Betten sind schon fertig drapiert und wir müssen nur noch Platz nehmen. Auch wenn es gerade einmal 19.30 Uhr ist, schlafen die meisten der anderen Passagiere schon und wir verhalten uns dementsprechend leise. Unter Müscha schläft ein kleines Mädchen, das immer wieder die Äuglein aufmacht und uns beobachtet. Sie kneift die Augen zu und tut so als ob sie schläft, dann merken wir wie sie uns beobachtet und wenn sie merkt, dass wir es merken, kneift sie wieder die Augen zu. Süß die Kleine.

Müscha und ich erzählen noch ein bisschen bevor wir einschlafen. Wir tauschen uns aus wie jeder von uns die Reise empfunden hat. Wir erzählen unsere Eindrücke. Auch wenn alles etwas drunter und drüber ging, fanden wir die Reise toll, denn sie hat uns viele kleine Abenteuer erleben lassen. Und es hat gezeigt, mit wie wenig man doch immer wieder zufrieden ist und wie wenig es braucht, um glücklich zu sein. Ich denke, wir kommen noch einmal wieder.

Mir hat die Reise nach Thailand auch menschlich was gezeigt. Nämlich, dass nicht jeder dein Freund sein will. Über mich selbst habe ich so viele Dinge gelernt, die mir in meiner Welt in Deutschland sicherlich hilfreich sein werden. Besonders wenn es ums. Geschäftliche geht. Denn in unserer Welt bekommt man eben auch nichts geschenkt und nicht jeder ist dein Freund oder du willst alle zum Freund haben. Da bietet Thailand einen wirklich guten Kurs für Leute wie mich. So verfüge ich jetzt über eine gute Grundlage, die ausbaufähig ist.

Und auch Familie Schmautz ist in Thailand an den Rand ihrer Geduld gekommen. Auch hier habe ich gelernt, dass es sinnvoller ist Ruhe zu bewahren, als wie eine V1 abzugehen. Trotzdem fällt das manchmal schwer, besonders, wenn man bedrängt wird und Angst hat. Aber Müscha und ich sind nach wie vor ein gutes Team und auch diese Erfahrungen haben uns näher zusammen geschweißt.

Unterdessen wir uns unterhalten, kommen immer wieder die Essenverkäufer vorbei. Leider ist die Auswahl diesmal nicht so groß, so dass wir auch bei dieser Fahrt alle Angebote ausschlagen. Nur wenig später gegen 21.00 Uhr ist alles ruhig im Zug und nur der Ventilator macht seine komischen Geräusche. Müscha schläft auch. Ich lausche dem Ventilator und schreibe an meinem Tagebuch und genieße den Moment mit meinen vielen Gedanken.

Gegen 23.00 Uhr versuche auch ich jetzt einzuschlafen. Wäre da nur nicht dieser Ventilator. Das Ding kann einfach nicht nur Wind machen. Nein, es macht dazu wunderschöne unregelmäßige Quietschgeräusche, die mich irgendwie am Einschlafen hindern. Sie sind leider nicht monoton genug, dass man sie in seine Träume einschließen könnte. Mann...irgendwas ist ja immer. Da geht alles total glatt auf der letzten Reise und dann scheitert´s an dieser Quitsche. Na man kann ja nicht alles haben.


03/02/2012 FREITAG

In den Morgenstunden erreichen wir 5.20 Uhr den Bahnhof von Bangkok. Merkwürdig wie schnell die Zeit vergangen ist und wir noch vor drei Wochen hier standen, um in den Süden zu fahren.

Wir beide sind müde, denn die Nacht war weniger erholsam. Ich sag nur Quitsche. Auch Müscha hatte Spaß mit ihr. Aber erst einmal raus aus dem Zug und irgendwo einen Kaffee ziehen. Wir schnallen uns unsere Rucksäcke auf und wandern den Bahnsteig vor zur Eingangshalle. Ich dachte immer Thailand schläft nie, aber jetzt um diese Uhrzeit ist hier echt wenig los. Sogar die meisten Geschäfte sind noch geschlossen. Die Kaffeebude hat Gott sei Dank schon offen und wir holen uns erst einmal zwei flüssige Muntermacher. Unsere Tasche, die wir hier vor knapp drei Wochen abgegeben haben, holen wir auch ab.

Eigentlich habe ich damit gerechnet, dass sie unauffindbar ist oder irgendwelche Dinge fehlen. Aber nichts davon ist passiert. Im Gegenteil, völlig unspektakulär empfangen wir die Tasche und die zwei Thaifrauen sind sogar freundlich zu uns und wir "plauschen" ein bisschen. Hmm...vor drei Wochen waren sie noch relativ unfreundlich und barsch, aber vielleicht lag es daran, dass es da auch relativ voll war und beide schon etwas angenervt waren. Na wie auch immer, heute sind sie gut drauf.

Mit unserer wieder gewonnenen Tasche sitzen wir hier nun und nippen an unseren warmen Getränken. Noch ist es früh und wir wissen nicht genau, was wir jetzt machen sollen. Unser Zimmer im Hotel ist sicherlich erst ab frühestens 11.00 Uhr beziehbar. Aber solange im Bahnhof abhängen, ist auch doof. Mit dem ganzen Gepäck durch die Stadt rennen irgendwie auch. Also doch ins Hotel und darauf spekulieren, dass wir vielleicht schon früher auf unser Zimmer können.

Ich bin total faul und habe keine Lust auf öffentliche Verkehrsmittel. Zumal die Rucksäcke leider auch nicht wirklich leichter geworden sind. Ich bin für Taxi. Müscha muss ich das nicht zwei Mal sagen. Schwupps sitzen wir im Taxi zur Sukhumvit Road mit Ziel Hotel.

Bereits jetzt sind die Straßen voll und ich bin gespannt wie schnell wir durch den Verkehr kommen. Denn auch wenn die Öffentlichen Verkehrsmittel beschwerlicher sind, schnell sind sie allemal.
Der Taxifahrer düst mit uns durch die Straßen und Müscha und ich werden von links nach rechts geschüttelt. An einer roten Ampel hält das Taxi, doch noch bevor die Ampel auf grün schaltet, fahren wir bei Kirschgrün und ich frage mich, ob es ein „Gibt´s nicht!“ in diesem Land überhaupt gibt? Naja, immer getreu dem Motto: „Eins und eins macht zwei, widewidewit und drei mal drei macht neune, ich bin ein kleiner Thai und mach mir die Welt wie sie mir, widewievit, selbst am besten gefällt. Hey Thai Langstrumpf, trallalitrallala, tralla hoppsasa, hey Thai Langstrumpf, du machst´s dir, wie es dir gefällt.“

Leider stehen wir jetzt auch im Stau. Diese Hürde kann auch der wilde Taxifahrer nicht überwinden. Und da das Auto über keine zusätzlichen Flügel oder sonstige Überwindungstools verfügt, stehen wir jetzt im Stau. Gott sei dank nicht so lange. Diese Reisezeit verzögert sich gerade einmal um vielleicht 10 Minuten. Der Preis ist unschlagbar günstig, denn es kostet gerade einmal 110 Baht. Also minimal teuer als Bahnfahren, dafür aber wesentlich bequemer. Ob sicherer sei mal dahin gestellt.

Das Hotel ist wesentlich gepflegter als das erste und macht einen sehr guten Eindruck auf uns. Mit ein wenig Charme und lieb nachfragen, kann ich uns für heute ein Frühstück klar machen. Denn am Morgen des 06/02/2012 werden wir nicht mehr hier sein, um das Frühstück zu uns zu nehmen, da wir schon im Flieger nach Deutschland sitzen. Also frage ich höflich, ob wir das Frühstück quasi vorziehen können. Auch wenn die Kommunikation etwas holpert, sitzen Müscha und ich nur wenig später an einem gut gedeckten Frühstückstisch.

Auf unsere Zimmer können wir leider erst ab frühestens um 10.00 Uhr, so ist es gut, dass wir jetzt was essen und ein wenig Zeit rum bekommen. Leider gibt´s kein scharfes Curry. Aber trotzdem ist das Frühstück okay und völlig ausreichend.

Jetzt brauchen wir einen Schlachtplan für die nächsten drei Tage, denn zum einen wollen wir ja noch ein bisschen shoppen. Zum anderen natürlich auch noch was von Bangkok sehen. Leider lassen sich Schlachtpläne besser schmieden, wenn man ausgeschlafen ist. Das stellen wir jetzt auch fest, denn so richtig können wir keine klaren Gedanken fassen und es fällt uns schwer nachzudenken.

Wir haben so lange damit verbracht, im Internet zu recherchieren und nachzudenken (das Hirn ist noch im Schlafmodus), dass unser Zimmer fertig ist und wir einchecken können.
Im vierten Stock wartet ein Zimmer mit einem frischen Bett und einem Bad mit Dusche. Und das Schönste, es ist trocken und angenehm temperiert. Kein Muff, nichts klamm, nichts oll. Einfach schön.

Ich packe meine Sachen aus. Ich stelle fest, dass ich schon wieder einmal was verloren bzw. vergessen habe. Manno, wo hab ich nur meinen Kopf und wieso verliere ich immer Sachen, die mir wichtig sind.
Diesmal musste mein neues Parfum dran glauben, dass ich mir gerade erst gekauft habe. 90 ml "gut riechen" weg. Naja, dann pass ich besser zu meinen ganzen Klamotten. Die haben nämlich den Muff der Hütte angenommen. Dann müffel ich jetzt eben auch rum.

Nachdem ich aus dem Hotelzimmer ein Schlachtfeld aus meinem Rucksackinhalt gezaubert habe, gehen wir jetzt ne Runde shoppen. Dann kann ich mit den Errungenschaften vielleicht noch mehr Chaos anrichten. Also ab ins MBK, irgend ein riesiges Shoppingcenter, das zum Einkaufen wohl gerade zu prädestiniert ist.

Gegen 12.00 Uhr stehen wir also vor dem Eingang des MBK´s und schon jetzt lässt sich erahnen, was uns bevorsteht. Im dritten Stock beginnt das Unterfangen Shopping und wir werfen uns in die Fluten der Raubkopien, des Plastiks und Tinnefs. Wir betreten das Gebäude und so verschlingt uns der Rachen des MBK´s. Das große Shoppen beginnt.

Gefühlte 100 Jahre später, mein Körper fühlt sich jedenfalls so geschunden an, spuckt uns das "Monster" MBK wieder aus. „Was war das denn?“ Reizüberflutung, Menschen wie Tiere, Plastik ohne Ende und Menschen, die eigentlich alle einen Vollschaden haben, uns eingeschlossen. Wenn man zu lange in diesem Schuppen verbringt, vergisst man regelrecht wer man ist und mutiert zu einem Plastikopfer, dass dem Konsum verfällt. Wahrscheinlich hervorgerufen durch den Plastikgeruch. Dieser scheint "da oben" irgendwie alles kurz zu schließen.

Gott sei Dank sind wir dem Wahn nicht all zu sehr verfallen, so dass sich unser Rucksack nur ein wenig gefüllt hat. Dennoch ist es krass, was mit einem passiert, wenn der Rausch des Kaufens einsetzt und man nicht mehr Herr seiner Sinne ist. Jedenfalls nicht wirklich. Und besonders hier in Bangkok artet das alles aus, denn alle wollen nur günstiger, billiger, Schnäppchen. Wertschätzung für bestimmte Dinge sind dahin. Wie auch, denn der Kram, der hier angeboten wird, ist ja auch nichts Wert, denn es handelt sich um gute bis schlechte Fälschungen. Bei den Klamotten daran zu merken, je schlimmer es nach Plastik riecht, desto übler die Qualität. Einen solchen Laden sollte man daher erst gar nicht betreten.

Trotzdem haben wir es fast fünf Stunden ausgehalten und sind nun völlig fertig und wollen nach Hause. Bzw. erst einmal ins Hotel. Wir kaufen uns noch eine Suppe zum Basteln und zwei Kaltgetränke und finden uns auf dem Dach des Hotels ein.
Über dem Dach sitzend, verputzen wir unser Essen. Gerade so schaffen wir es danach auf´s Hotelzimmer. Denn wir sind wirklich fix und foxy von der Rennerei. Und weil wir morgen um 3.00 Uhr aufstehen wollen, huschen wir schnell ins Bette.

Wieso so früh aufstehen? Wir wollen auf einen Schwimmenden Markt, die sollen wohl ne Wucht aus tausenden Farben sein. Na wir werden sehen.


04/02/2012 SAMSTAG

Ich glaube der Wecker hat geklingelt. Ich bin mir aber nicht sicher. Ach, keine Ahnung. Als ich jetzt auf die Uhr gucke, ist es jedoch nicht 3.00 Uhr morgens, sondern 7.30 Uhr. Und ich werde durch Müscha wach und nicht durch den gestellten Wecker.
„Häää, was ist denn hier los?“ Sollten wir wirklich verschlafen haben? An einen Wecker kann ich mich nicht erinnern. Und wenn dann habe ich ihn wohl im Halbschlaf ausgemacht.

Na wie auch immer. Familie Schmautz hat verpennt und für den Floating Market, so heißen die schwimmenden Märkte, ist´s jetzt irgendwie zu spät. Denn der, den wir uns heraus gesucht haben, macht schon um 7.00 Uhr wieder dicht. Deswegen sind da auch nicht so viele Touristen. Naja, aufstehen können wir ja trotzdem, denn mit Sicherheit gibt´s hier noch mehr zu sehen.

Ich springe unter die Dusche, putze mir die Zähne und zieh mich an. Alles passiert irgendwie zeitlupenartig und ich taumele noch ein wenig Schlaftrunken von links nach rechts. Auch, wenn ich gestern keinen Marathon gelaufen bin, ich fühl mich so. Und wahrscheinlich hat mir der Plastiksmog meine Synapsen verklebt. Denn mir fällt es schwer einen klaren Gedanken zu fassen. Ja, ich stehe irgendwie ganz schön neben der Spur. Ich schaue Müscha an. Da liegt er auf dem Bett und guckt auch noch ganz schön verdrieselt. Aber auch er macht sich fertig und kurze Zeit später stehen wir im Fahrstuhl. Ab zum Frühstück Nummer zwei.

Das Frühstück ist ähnlich wie gestern und so macht es schon weniger Spaß hier rumzustöbern. Nach 30 Minuten sind wir schon wieder auf unserem Zimmer und sammeln unsere Sachen zusammen. Alternativ zu den Floating Markets besuchen wir dann heute den Königspalast und eine Bootstour auf dem Fluss steht auch an.

Nach ein paar Stationen mit der Bahn, stehen wir am Ufer des Flusses. Und ein wenig ist es wie im Süden, denn als wir am Bootsanleger ankommen, springen gleich wieder irgendwelche Leute auf uns. Sie wollen uns überteuerte Bootsfahrten anbieten. Aber wir lassen sie links liegen. Und irgendwie lassen sie von uns ab. Scheinbar "schmecken" wir nicht mehr so gut wie noch vor drei Wochen. Naja, wir haben ja auch viel dazu gelernt.

Hier am Fluss gibt es verschiedene Boote. Einmal das Touriboot, und drei normale Verkehrsboote. Die unterscheiden sich nur im Preis und an der Anzahl der Haltestelle. Je weniger das Boot Haltestelle anfährt, desto teurer. Wir nehmen die mittle Variante, da halten wir auch öfter mal an, aber sehen bestimmt immer noch viel. Das ganze kostet dann pro Person 15 Baht. Zum Vergleich das Touriboot kostet 100 Baht pro Person und man sieht genauso viel. Nur dass man sicherlich noch was erzählt bekommt, was man eh nicht versteht.

Dann kommt das Boot angefahren, sieht fast ein wenig aus wie die gewohnten Fähren, die uns ja wohlbekannt sind. Nur ein wenig kleiner.
Die Fahrt ist okay, aber trotzdem nicht so spektakulär. Denn alles, was interessant erscheint, ist leider etwas versteckt. Trotzdem macht die Fahrt Spaß und wir tuckern erst einmal bis zur Endstation durch.
An der Endstation werden wir durch einen anliegenden Markt überrascht. Toll. Damit haben wir ja gar nicht gerechnet.

Eigentlich wollten wir ja gleich wieder zurück fahren, aber wenn hier ein Markt ist, dann lassen wir es uns natürlich nicht nehmen und schlendern hier auch noch einmal rüber.
Der Markt ist natürlich riesig. Er zieht sich bestimmt zwei Kilometer in die eine Richtung bis wir stoppen und abbiegen. Der Markt ist wieder typisch Thailändisch. Aneinandergereihte Buden, die den Bordstein zieren. Alles ganz schön enge, aber praktisch.

Uns fällt auf, dass die Preise hier draußen zum Teil wesentlich günstiger sind, als in der Stadt. So ersteigen wir die leckeren Chomphus, die übrigens übersetzt Rosenapfel heißen, für gerade einmal 20 Baht das Kilo. Und das ist sehr sehr günstig.

Ansonsten versuchen wir unser Feilschgeschick zu verbessern und wir probieren von ein paar Ständen Sachen zum Essen. Sieht alles total lecker aus und es durftet herrlich. Aber so viel kann man hier gar nicht essen. Die Auswahl und die Vielfalt ist einfach zu groß.

Fast drei Stunden dauert es bis wir uns durch einen Teil des Marktes durchschlagen. Jetzt stehen wir wieder am Fluss und warten auf ein Boot, das uns wieder zurück bringt. Wir sind ganz schön erledigt und am liebsten würde ich jetzt ein Mittagsschläfchen machen. Die vielen Eindrücke und das Laufen strengen ganz schön an.

Das Boot zurück wartet schon und wir nehmen ganz vorne Platz. An der Schulter von Müscha mache ich es mir bequem und versuche ein bisschen die Augen zu zu machen. Ich merke, dass ich sofort einschlafen könnte, aber ich wehre mich dagegen und versuche nur ein wenig zu verschnaufen.

Eine halbe Stunde später legen wir am Chiang Pier an, dem Bootsanleger, wo man aussteigen muss, um zum Königspalast zu gelangen. Leider hat es angefangen zu regnen. Dummerweise so sehr, dass wir erst einmal im Gebäude des Hafens warten müssen. Nach einer kleinen Verschnaufpause und einem Kaffee ziehen wir weiter und stehen jetzt vor dem Königpalast.

Mit uns gefühlte eine Millionen andere Menschen. Wie Ameisen quetschen sich hier alle die Hauptstraßen lang. Mittendrin immer wieder Thais, die einem überteuerte Regenschirme oder Regencapes andrehen wollen.
Aber wir sind ja nicht aus Zucker. Die paar Tropfen, wir brauchen doch keinen Regenschirm.

Genau vor dem Königpalast fängt es jetzt noch einmal richtig an zu pladdern. Toll. Ein Weiterlaufen ist unmöglich, außer man möchte sich noch eine Erkältung zu ziehen. Innerhalb von ein paar Sekunden ist man jedenfalls bis auf die Unterhose durchgeweicht und wir lassen das mit dem Königspalast. Also Rückzug und so stehen wir wenig später wieder im Hafengebäude.

Der heutige Tag läuft ein wenig suboptimal und wir wissen auch nicht, wie wir das alles bis morgen Abend schaffen sollen. Urlaub kann so anstrengend sein. Während wir auf Plastikstühlen an einem Eiskaffee nippen, überlegen wir uns einen Plan. Gar nicht so einfach, wenn man immer wieder über die Gegebenheiten des Landes stolpert. Denn der Transfer zu den Floating Markets stellt sich als gar nicht so einfach heraus.

Schon das Internet gab Aufschluss, dass der Transfer beschwerlich sei. Die Thais hier sind jetzt aber sogar der Meinung, dass der markt gar nicht mehr existiere und unter einem anderen Namen läuft. Die Fahrt dahin sei eigentlich Quatsch, denn wir sollen lieber auf den Touristenmarkt gehen. Aber das wollen wir ja eben gerade nicht. Schwer bekommen wir heraus, dass die Anbietung eines Bootes 1.800 Baht kosten soll. Hmm...ganz schön teuer, wenn man bedenkt, dass sollte eigentlich nur 300 Baht kosten.

Das Ganze hin und her verunsichert uns und wir merken, dass der Stresspegel schon wieder steigt. Auch wenn´s schwer fällt, wir blasen die Aktion Floating Markets ab. Denn auf Tourimarkt, Verlaufen und/oder Stress haben wir keine Lust. Zumal morgen unser letzter Tag ist. Nicht, dass wir auch noch unseren Flieger verpassen.

Während wir jetzt hier überlegen und beratschlagen, wird der Regen draußen weniger und wir versuchen jetzt einen erneuten Besuch des Königspalastes. Diesmal hält uns jedoch nicht der Regen ab, sondern die Pforten schließen sich vor unseren Augen. „Oh mann, zuerst Regen und jetzt auch noch die Zeit überschritten!“

Na was soll´s, dann eben morgen Königpalast. Vielleicht sowieso besser, wenn wir gleich früh um 8.00 Uhr hier aufschlagen.
Nicht weit weg vom Königspalast die Kho San Road. Eine der legendären Einkaufsstraßen von Bangkok. Naja und weil die eben gleich um´s Eck ist, latschen wir jetzt zu der. Wenn schon nicht Kultur, dann mal wieder ne Runde Shoppen.

Die Straße ist völlig zugebaut und links und rechts sind Stände aneinander gereiht wie Perlen auf einer Kette. An diesen schlängeln sich die ganzen Touristen wie Ameisenkolonnen vorbei. Bleiben stehen, gucken herum, kaufen und essen. Ein verrücktes Treiben unter das wir uns jetzt auch mischen. Wie im MBK verschlingt uns der Mopp von Menschen und wir sind wieder im Strom des Shoppingwahnsinns.

Nachdem wir die Straße einmal hoch und einmal runter gelaufen sind, stolpern wir jetzt wieder auf die Hauptstraße. Nach ein paar Unterhosen und T-Shirts für Müscha und einem T-Shirt für mich sitzen wir jetzt auf dem Boardstein und sind völlig fertig. Ich glaube, diese Straße bietet echt so ziemlich alles an. Besonders ziemlich viel Schrott und je öfter wir darüber nachdenken, desto mehr realisieren wir, dass wir diesen Schrott gar nicht brauchen. Die Ausbeute bleibt dementsprechend klein.

Die Reizüberflutung ist trotzdem enorm. So viele Farben, Gerüche und Formen. Ich für meinen Teil bin völlig im Eimer und auch mein Körper gibt mir die ersten Anzeichen dafür. Ich habe Kopfschmerzen und mir ist mal wieder schlecht.

Wir schnappen uns ein Taxi und lassen uns nach Hause kutschieren. Das geht total schnell, auch wenn die Straßen schon wieder total zugestopft sind. Wir haben Glück, wir kommen zügig durch und nur 15 Minuten später stehen wir von unserem Hotel.

Der Tag ist zu Ende und wir total fertig. Wir sind so müde, wir holen uns nicht einmal mehr was zu essen und fallen nur noch ins Bett.


05/02/2012 SONNTAG

Final Call! Heute ist der letzte Tag in Bangkok und dann heißt´s Abflug nach Deutschland. Mit gemischten Gefühlen wache ich auf und kann´s teilweise immer noch nicht glauben, dass 3 Monate so schnell vorbei gegangen sind. Kaum sind wir da, sind wir auch schon wieder weg. Besonders die Zeit in Thailand verging so schnell, dass es mir eigentlich wie drei Tage vorkommt und nicht wie drei Wochen.

Wir stehen früh auf, um rechtzeitig am Königspalast zu sein. Nach dem Frühstück und nach einer rasanten Taxifahrt stehen wir pünktlich um 8.30 Uhr vor den Toren. Noch ist die Dichte der Touristen überschaubar. Trotzdem ist es schon jetzt relativ voll und eigentlich möchte ich nur noch weg.

Naja, was soll´s Augen zu und durch. Leider geht das nicht so schnell, denn Familie Schmautz hat vergessen, sich adäquat anzuziehen. Auch wenn Anzug und Robe nicht Pflicht sind, Haut darf hier nicht gezeigt werden. Unsere Outfits sind quasi nicht Königpalasttauglich und so müssen wir uns Klamotten leihen. Da kann man nur von Glück sagen, dass wir mit die Ersten sind. Denn auf so ein schönes verschwitztes Höschen oder Hemd hätte ich jetzt keine Lust. Brrr...!

Wir leihen uns also einen Rock, ein Shirt und eine Hose. Alles extrem hässlich, aber ich sag ja sowieso immer: „Mut zur Hässlichkeit!“ Und in unserem Dress sind wir da sicherlich ganz weit vorne.
Gut, das mit der Kleiderordnung hätten wir dann jetzt auch geklärt, dann kann´s ja nun endlich los gehen oder?

Hübsch zurecht gemacht in unseren neuen heißen Outfits reihen wir uns in eine Schlange an. Wir bemerken leider erst jetzt, dass das hier nicht nur eine Massenveranstaltung ist, sondern auch ein gutes Geschäft. Eintritt ist ja völlig okay, aber gleich 400 Baht. Das ist im Verhältnis zu anderen Dingen ja fast Wucher.

Wir stehen in der nicht enden wollenden Schlange und ich weiß nicht, ob ich mir das hier alles antun will. Menschenmassen, Drängeln, Pöbeln, Schubbsen. Gerne würde ich mir das hier alles angucken, aber nicht um jeden Preis. Und damit meine ich nicht den monetären Preis. Mir ist das hier alles zu voll und zu doof. Die Menschen sind mir zu dicht. Darauf kann ich verzichten.

Müscha ist ähnlicher Ansicht. Und so wandern wir gegen den Strom zurück, geben unsere Sachen wieder ab und verlassen das Gelände des Königs. Eigentlich schade. Der sieht immer so niedlich auf den Fotos aus. Aber ihn selbst hätte ich ja eh nicht gesehen. Was soll´s, vielleicht Flieger wir ja mal mit dem Hubschrauber über den Palast. Das wäre echt toll. Gucken und das ohne die ganzen Menschenmassen.

Der restliche Tag verläuft halbwegs entspannt. Wir schlendern noch durch ein paar Straßen und machen ein paar letzte Besorgungen bis wir uns im Siam Square in einem Restaurant einfinden. Dort gibt´s Sushi und asiatisches Fondue all you can eat. Innerhalb von zwei Stunden verputzen Müscha und ich so viel wir können und schlagen uns die Bäuche voll. Sehr lecker.

Danach geht’s wieder zurück ins Hotel. Nach einem letzten Kaltgetränk auf der Dachterrasse packen wir unsere Sachen und verlassen um 21.00 Uhr unser Hotel. Tja, nun ist Schluss. Einfach so.

Eine Stunde später stehen wir dann auch am Flughafen. Ein Versuch, uns mal wieder kostenlos in die Business Class zu schleusen, scheitert leider. Obwohl ich mich extra hübsch gemacht und mir eine Jeans angezogen habe. Aber diesmal wollen sie uns nicht. Schade

Na dann kann ich meine Jeans wenigstens wieder ausziehen. Bis zum Abflug sind es noch knappe zwei Stunden, die ziemlich schnell vergehen. Aber Langeweile kommt hier auch nicht auf. Dank Passkontrollen, Gepäckkontrollen, wieder Passkontrollen und etlichem anderem Sicherheitskram. Naja, ist ja nur zu unserer Sicherheit und ich will mich ja nicht beschweren.

Tja und irgendwann sitzen wir im Flieger und alles kommt mir auf einmal so verdammt weit weg vor. Es ist fast als wäre ich nie weg gewesen. Ein komisches Gefühl.
Und nur ein paar Stunden später landen wir jetzt in Tegel. Schon im Gangway ist mir bitter kalt und ich frage mich, wieso ich so doof war, eine Reise zu planen ohne dabei die Wetterlage in Deutschland zu bedenken. Das muss beim nächsten Mal anders laufen. Die Überwindung von fast 50 Grad Unterschied sind einfach zu groß.

Meine Sandalen und mein Shirt sind jetzt die letzten Erinnerungen an eine Zeit im Warmen. Das Shirt bedeckt jetzt schon ein warmer Pullover und nur noch die Sandalen bieten der Kälte hier Paroli. Fragt sich nur noch wie lange, denn meine Füße haben da glaube ich auch noch ein Wörtchen mitzureden. Diese besagten fallen jetzt fast ab und ich hoffe, nicht da draußen in den Schnee zu müssen.

Aber egal, ich bleib standhaft. Während sich alle anderen ihre Mützen noch tiefer ins Gesicht ziehen und in ihre Mäntel werfen, nehme ich mein Gepäck und laufe in meinen Sandalen zum Ausgang.

Müscha und ich sind wieder da. Und auch wenn alle den gleichen Weg hinaus wählen, merke ich, im Herzen laufen wir schon wieder entgegen dem Strom.

RICHTIG SO! WILLKOMMEN ZURÜCK!