30/01/2012
MONTAG
Was
für eine Nacht. Ich bin total gerädert und jetzt bimmelt dieses Telefon auch
noch viel zu früh los und reißt mich aus dem Schlaf. Es ist grade einmal 6.30
Uhr. Wer im Urlaub freiwillig so früh auf steht, muss echt eins an der Waffel haben,
Sonnenaufgänge fotografieren oder...genau Tauchen wollen. Obwohl das mit der
Klatsche auf uns nun unbestritten auch zutrifft, haben wir auch letzteres vor
und so heißt es: “Ab ins Bad und Zähne geschrabbelt.“
Auch
wenn ich hoch motiviert bin, mich noch einmal in die Abgründe des Meeres zu
wagen, bin ich fix und foxy. Die Nacht war wenig erholsam. Zum einen beschallte
uns die Musik bis in die frühen Morgenstunden, zum anderen fing plötzlich ein
monsunartiger Regen an. Kurzfristig dachte ich schon, die großen Regentropfen
zerhämmern unsere kleine Hütte. Leider brachte der Regen eine erhöhte
Luftfeuchtigkeit mit sich, dass unsere Laken total klamm und muffelig wurden.
Sowieso
fühlen sich meine Klamotten ohnehin irgendwie klamm, feucht und muffelig an. Ich
selbst habe auch die ganze Zeit das Gefühl, dass ich irgendwie riechen könnte
und zu einem kleinen Muffelkopf mutiere. Jetzt durch den Regen ist wirklich
alles irgendwie angegrindet und auch unsere Hütte ähnelt eher einem
Feuchtbiotop. Und besonders in der Nacht ist das ecklig, wenn alles klebt und
dann auch noch anfängt zu riechen. Waahhh. Der Geruch der Kissen liegt mir
jetzt noch in der Nase, jetzt wo ich hier im Bad stehe. Baaah!
Aber
vielleicht riechen ja nicht nur die Kissen, sondern ich selbst auch. Ich habe
das Gefühl, ich würde nach Käse müffeln und wenn es so sein sollte, ist das
ziemlich peinlich. Müscha meint, ich erzähl Quatsch, aber vielleicht riecht er
es ja schon gar nicht mehr.
Duschen
schaff ich jetzt trotzdem nicht mehr und außerdem steige ich gleich wieder in
meinen heißen Neoprenanzug. Da ist es also egal, ob ich jetzt dufte oder eher
müffel. Und dann ist ja da noch der Regen. Leider gießt es immer noch in
Strömen und bei dem Wetter ist es wohl sowieso die beste Option tauchen zu gehen.
Denn unter Wasser ist es egal, ob die Sonne scheint oder es aus Eimern
schüttet.
Wir
schnappen unsere Sachen und laufen in einer etwas regenfreieren Minute zur
Tauchschule rüber. Unsere Tauchsachen liegen schon fertig gepackt für uns
bereit und so können wir gleich starten, um runter zum Hafen zu fahren. Das
Taxi, das uns von A nach B bringt, ist natürlich das altbekannte. Sprich, der
Pick Up, der hinten über eine Pritsche für die Mitfahrenden verfügt. Natürlich
ohne Dach. Eine Schlechtwetter Variante oder ein ausfahrbares Dach sehe ich
hier jedenfalls nicht. Mist. Naja, jetzt stoppt der Regen ja grade einmal und
vielleicht haben wir ja Glück.
Doch
wir sind ja bei Familie Schmautz´Pleiten, Pech und Pannen und da ist so
ziemlich klar, dass es natürlich kurz vor Ankunft ordentlich anfängt zu
schütten und alle bis auf die Unterhose das erste Mal durchgeweicht sind. Denn,
wenn´s dann regnet, dann aber auch Gießkannenartig. Grandios.
Und
man mag es kaum glauben, aber der Regen bringt ein wenig Abkühlung und die paar
Grad Temperaturunterschied und die feuchten Klamotten am Leib lassen uns schon
ein wenig bibbern. Na da kommt doch Freude auf. Jipih.
Jetzt
stehen wir auf dem Tauchboot und tuckern los. Das Prozedere mit der
BCD(Tarierungsweste), der Sauerstoffflasche und dem ganzen anderen Gebammel
klappt ziemlich gut und unser Equipment wäre dann zum Einsatz bereit. Jetzt
muss ich mich nur noch in den kalten, nassen Neo reinpressen...brrr...in diesem
Augenblick vergeht mir echt die Laune und ich würde lieber in einem kuscheligen
Bett liegen. In meinem kuscheligen Bett!
Bevor
es runter geht, bekommen wir noch eine Zusammenfassung unseres dritten
Tauchgangs von Bastiaan und er erklärt uns, was wir unten im Wasser alles
machen werden. Z. B. Übungen, um mit dem ganzen Equipment sicherer zu
werden oder damit man gleichmäßiger und runder durch´s Wasser schwebt. Prima, das gestern sah sicherlich komisch
aus.
Wie
wir die letzten Tage zu genügend gehört haben, macht Tauchen ja ganz viel Spaß.
Alle haben gute Laune, egal zu welcher Uhrzeit und allen geht’s prima. Na eben
so ein eingeschworenes Völkchen für sich. So eine kleine Sekte Sonnenschein,
die auf reinem "Sauerstoff" ist. Bastiaan gehört dieser Sekte auch an
und hat so verdammt gute Laune, dass es mich fast wahnsinnig macht. Aber meine
Meinung interessiert grade keinen und so höre ich ihm "gespannt" zu,
was er als nächstes mit uns vor hat.
Das
Thema mit den Übungen haben wir ja jetzt geklärt. Was fehlt denn nun noch? Ach,
das "Reinkommen ins Wasser", stimmt ja. Da schlagen doch bei mir
grade sämtliche Alarmglocken los. Reicht denn nicht schon dieser komische
„Große-Schritt-ins-Meer“ aus dieser Höhe? Natürlich nicht! Es darf immer noch
ein bisschen mehr Spaß machen. Tooooll, ick freu ma. „Na dann lass mal hören!“
Die
Übung, die Bastiaan da erklärt, hört sich leicht an. Doch schon jetzt weiß ich,
dass sie mich Überwindung kosten wird. Naja, dazu gleich mehr. Zuerst zwinkert
mir noch der Neo zu und so schnell er zwinkert, so schnell werfe ich ihn mir
über meine Haut und versuche das Gefühl des Ekels zu unterdrücken. Ich schnalle
mir die Taucherausrüstung auf den Rücken und Müscha und ich machen unseren
obligatorischen „Buddy Check“ - BWRAF – was das genau heißt, erklärte ich ja
bereits.
Ein
wenig torklig tapse ich zur Reling und beobachte Bastiaan wie er sich
Halsbrecherisch ins Wasser plumpsen lässt. Beim Anblick fallen mir fast die
Augen raus und am liebsten möchte ich Müscha den Vortritt lassen. Aber leider
heißt es auch hier „Frauen und Kinder zuerst“ und so bin ich die Nächste, die
es Bastiaan gleich machen darf.
Bevor
ich noch ein wenig höher klettere, damit sich der Sturz auch lohnt, schlüpfe
ich in meine Flossen und ziehe mir die Brille ins Gesicht. Ich taumele mit
Hilfe eines netten Tauchassistenten auf die Reling und stehe jetzt mit dem
Rücken zum Wasser. Meine Aufgabe ist es, mich jetzt einfach rücklings ins
Wasser fallen zu lassen. Angst vor Schmerzen brauche ich nicht haben, sagt man
mir noch einmal, es sei angeblich kinderleicht und das Gewicht der Sauerstoffflasche
würde das Wasser schon teilen, so dass das totalen "Spaß" bereitet.
Auja, den Spaß will ich mir natürlich auch nicht nehmen lassen. (ironisch)
Und
jetzt steh ich hier. Vor mir der Assistent. Er gibt mir Anweisungen und ich
möchte eigentlich nur in mein Bett. Ob da wirklich nichts passieren kann?
Nicht, dass ich mir meinen Rücken dann gänzlich kaputt haue? Vielleicht komme
ich ja auch doof auf oder drehe mich wohl möglich in der Luft? Obwohl,
physikalisch betrachtet, ist das sehr unwahrscheinlich. Naja, aus der Nummer
komm ich jetzt eh nicht mehr raus, also stopfe ich mir das Mundstück der
Sauerstoffflasche in den Mund. Lustigerweise sehen jetzt nicht nur alle
anderen, dass ich Schiss habe, nein, sie hören es auch. Dank des Regulators in
meinem Mund können alle meine Angst verzehrte unrhythmische Schnappatmung
hören. Auch mir bereitet das Geräusch, das ich da von mir gebe, ein wenig Sorge
und ich entscheide mich fürs Springen. Oder eben für das
„Durch-nach-hinten-fallenlassen-ins-Wasser-kommen“.
Alles
zieht sich in mir zusammen und ich habe das Gefühl in einer Achterbahn zu
sitzen. Vor Schreck lasse ich einen kleinen Schrei von mir. Es kribbelt
verdammt doll in der Magengegend. Dann macht es laut „Patsch“ und ich sinke ein paar wenige Meter ins Meer bevor ich
wieder nach oben gleite und wie ein Korken an der Oberfläche umherwippe.
„Puuuh,
geschafft, ich lebe noch“, geht es mir durch den Kopf, während ich versuche
wieder klare Gedanken zu fassen.
Als
nächstes ist Müscha dran. Wobei ich mir bei ihm keine Sorgen mache. Zum einen
macht ihm so etwas Spaß, zum anderen hat er nicht so viel Angst vor der Höhe.
Trotzdem hoffe ich, dass er sich nicht wehtut, denn er ist ja derjenige mit den
noch größeren Rückenproblemen. Aber wer weiß, ob er an die grade denkt. So
schnell wie er da oben in Position gebracht ist, wahrscheinlich nicht.
Auch
er landet mit einem fetten „Patsch“ im Wasser. Alles gut gegangen, dann kann´s
ja jetzt los gehen.
Für
heute stehen sogar 18 Meter auf dem Programm und ich bin gespannt, wie meine
Ohren das verkraften. Ein wenig Angst hab ich ja. Denn Ohrendruck ist echt ne
unfeine Sache und kann schmerzhaft sein.
Ich
lasse die Luft aus meiner Weste, stopfe mir wieder den Regulartor in den Mund
und fange an zu sinken. Die ersten Meter gehen prima, doch dann beginnt das
gleiche Spiel wie gestern. Abwechselnd machen mir meine Ohren Probleme und mir
kommt es wie eine Ewigkeit vor bis wir die ersten 12 Meter geschafft haben.
Immer
wieder steigen wir ein wenig auf, verweilen, gleiten wieder hinab oder Bastiaan
massiert ein wenig rund um das Ohr herum. Das scheint zu helfen, denn danach,
macht´s gleich immer „Flopp“! Endlich unten kann ich den Tauchgang auch
genießen und alles klappt schon wesentlich besser als gestern. Müscha und ich
gleiten ruhig und sanft vor uns hin und es ist toll hier unten. Kleine und
große Fischis in den verschiedensten Farben und Formen, Korallen, Schildkröten
oder Seeanemonen, ganz viel blau, grün und bunt. Ich mag besonders die kleine
Minigewächse auf den Korallen. Sie sind blau, grün, gelb oder rot. Ich stänkere
ein wenig mit ihnen, denn wenn ich ihnen mit der Hand zu fächere, dann ziehen
sie ruckartig ihre "Köpfe" ein. Das sieht total putzig aus. Natürlich
schadet es ihnen nicht. Denn das ist ja Gebot Nummer eins. Nichts anfassen und
alles so lassen wie man es vorgefunden hat.
45
Minuten später stehen wir wieder auf dem Schiff und wir beide haben ein
Leuchten in unseren Augen. Das war echt gut. Trotzdem bin ich geschafft und
merke, dass mir eindeutig Schlaf fehlt. Außerdem ist es ganz schön frisch in
den nassen Sachen. Aber dafür gib´s hier ja Kaffee und Tee und so kommt der
Kreislauf wieder in Schwung.
Den
zweiten Tauchgang besprechen wir jetzt an Deck. Auch bei diesem stehen ein paar
Übungen an und wie nicht anders zu erwarten, wir sollen natürlich einen dritten
„wie komme ich am besten ins Wasser-Sprung“ lernen. Den „James Bond“. Schon bei
dem Namen richten sich sämtlich Nackenhaare auf und die Vermutung liegt nah,
dass das wohl der Spektakulärste von allen drei Sprüngen sein wird. Na wir
werden sehen, erst einmal verschnaufen wir ein bisschen und sammeln Kraft.
Ca.
30 – 45 Minuten später, stehen Müscha und ich wieder in voller Montur. Den
Buddy Check sind wir schon durch und ich beobachte wie Bastiaan einen „James
Bond“ der Meere vorführt. „Aha, Kopp voran, das ist schon einmal gut, aber was
kommt jetzt? Ohhh nein, eine Rolle vorwärts und wieder auf dem Rücken landen!“
Ich glaub, es hackt.
Also
gleiches Spiel wie vorhin. Nachmachen!!! Also in die Finnen, Maske auf und
Regulator in den Mund. Meine Schnappatmung ist wieder nicht zu überhören und
meine Atmung überschlägt sich fast, so sehr Angst habe ich. Aber was soll´s je
länger ich hier stehe, desto schlimmer wird’s. Also beuge ich mich nach vorne,
ziehe den Kopf zur Brust und bekomme von dem Tauchassistenten einen Schubs,
drehe mich in der Luft und lande sicher auf meiner Sauerstoffflasche und es
macht laut „Patsch“! „Bääääm“, auch das wäre geschafft.
Müscha
benötigt auch ein wenig Hilfe, doch ist wesentlich sicherer als ich. So landet
auch er mit einem dicken „Patsch“ im Meer und unser zweiter Tauchgang beginnt.
Die Ohren machen mir auch jetzt wieder Probleme und wir brauchen meinetwegen
wieder eine Halbe Ewigkeit. Trotzdem erreichen wir 18 Meter und alles verläuft
wie vorher besprochen. Unter Wasser steht auch noch eine kleine Übung mit dem
Kompass auf dem Programm. Schließlich sollte man hier unten nicht die
Orientierung verlieren und wenigstens halbwegs navigieren können.
Obwohl
ich an Deck noch alles verstanden habe, wie mit der Technik umzugehen sei,
verreiße ich die Übung auf 18 Meter Tiefe völlig. Aber war ja klar, watt so ne
Bockwurst ist. Wieso sollte das unter Wasser besser funktionieren als an Land.
Ich muss voll lachen und um mich herum steigen lauter Blasen auf.
Dann
geht’s weiter und wir sehen zwei kleine Nemos, nen Triggerfisch, weitere
farbenfrohe Korallen und Fische. Wir tauchen durch einen Fels, entlang an
Korallenbergen und es macht totalen Spaß. Leider gehen wir jetzt nach knapp 50
Minuten wieder hoch und der Tauchgang ist beendet. Ein schönes Gefühl. Auf
jeden Fall besser als gestern. Das könnte man intensivieren.
An
Deck merke ich, dass sich mein rechtes Ohr leider nicht wirklich erholt und ich
bin einseitig etwas taub. Es ist als würde ich mono hören. Wie bei einem
schlecht eingestellten Radio. Tja und wer nichts hört, der versteht auch nichts
und ich freu mich jetzt schon auf die kommenden Stunden, wenn sich das nicht
regulieren sollte. Denn schon jetzt verstehe ich nur die Hälfte und frage tausend
mal nach: “Was hast du gesagt?“
Wir
kommen wieder am Hafen an und leider fängt es jetzt wieder an zu regnen. Zu
dumm aber auch, zumal wir uns gestern Abend einen Roller ausgeliehen haben, um
mit den Mädels eine kleine Tour auf der Insel am Nachmittag unternehmen zu
können. Das fällt dann wohl im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser.
Naja,
vielleicht hört es ja noch auf und wir haben Glück. Erst mal gibt’s für uns
beide eine warme Dusche, die uns wieder aufwärmt. Völlig erschöpft lasse ich
mich in das muffelige Bett fallen. Es ist mir aber egal. Ich bin so müde und
erschöpft, dass ich selbst im Stehen einschlafen würde. Müscha krabbelt zu mir
und hält mich in seinem Armen. Fataler Fehler, denn ich schlafe sofort ein und
bin weg.
Müscha
weckt mich sanft. Hoppsa, da bin ich eben wohl total weggeschlummert. Auch wenn
wir um 14.00 Uhr noch einmal mit Bastiaan verabredet sind, um einigen
Papierkram zu regeln, möchte ich am liebsten Liegenbleiben. Ich bin müde, mir
ist schlecht und ich kann nix hören. „Ick will zu meener Mama!!! Und am
liebsten würde ich jetzt gerne in mein Bett nach Hause, in mein schönes
Kuschelbett mit Riesendecke. Und der Müscha kann auch gerne mitkommen.“
Doch
ich hab ja Anstand und so ziehe ich mir ein paar Klamotten über. Ich muss sogar
einen Pullover tragen, so kühl ist es jetzt auf einmal. In der Tauchschule
bekommen wir unseren vorläufigen Tauchscheine und so eine Art Logbuch
ausgehändigt. So eine Art Tauchertagebuch, das sämtliche Tauchgänge
dokumentiert und man einen Überblick behält, wo man, mit wem, wie tauchen war.
Bastiaan
versucht uns einen Fortgeschrittenen Kurs jetzt schmackhaft zu machen. So müde
wie ich grade bin ziemlich zwecklos, aber er schafft es trotzdem. So heißt es
also auch die nächsten folgenden Tage:“Let´s go diving, making bubbles.“ So
richtig euphorisch bin ich grad irgendwie noch nicht. Zum einen, weil es wieder
früh aufstehen bedeutet, zum anderen weiß ich noch nicht, was mit meinen Ohren
ist. Denn auch nach dem schönen Schläfchen kann ich immer noch nichts auf dem
rechten Ohr hören.
Müscha
und ich verabschieden uns von Bastiaan und gehen den restlichen Tag ganz
entspannt an. Wir holen uns was zu essen, wo ich ganz nebenbei einen grandiosen
Einblick in die Welt des Ingwer-Tee-Kochens bekomme, schlafen noch eine Runde
und treffen uns abends mit den Mädels zu einem letzten gemeinsamen Abend.
Unsere
Rollertour haben Müscha und ich mit den Mädels abgesagt. Zum einen zu
gefährlich, zum anderen zu nass und beides zusammen eine üble Kombination. Die
Straßen sind zum Teil überflutet und die Schlaglöcher stehen voller Wasser. Das
riecht förmlich nach Gefahr. Das ist hier zwar „Pleiten, Pech und Pannen –
Familie Schmautz in Thailand“, aber auf ein "Koh Tao Tattoo" können
wir gut und gerne verzichten. So ein Tattoo ist dann quasi ein Tattoo mit
Asphalt, Auto, Motorroller, Mensch oder allem zusammen. Danke nein!
Tja
und nun sitzen wir hier beim Essen, schauen thailändisches Fernsehen, obwohl
wir kein Wort verstehen (könnte bei mir daran liegen, weil ich eh nichts höre???)
und die Stimmung ist etwas gedrückt. Wir sind alle etwas fertig und geschafft.
Naja, und unsere Wege trennen sich schon wieder. Schade!
Wir
schlafen relativ schnell ein. Der Regen scheint entweder die Musikanlage
geschrottet zu haben oder sie blieb heute einfach mal aus, wegen ausbleibender
Gäste. Wie auch immer. Gott sei´s gedankt, Ruhe! Aber ich hör ja eh nichts!
31/01/2011
DIENSTAG
Es
ist noch Nacht und ich wache immer wieder auf, weil mir schlecht und unwohl
ist. Dazu habe ich Kopfschmerzen und das Gefühl, mein Schädel platzt mir gleich
weg. „Aua!“ Leider höre ich noch immer nichts mit dem rechten Ohr. Vermutlich
kann ich mir den angesetzten Tauchgang abschminken. Mist
Draußen
hämmert der Regen an unsere Hütte und es stürmt. Die kleine Hütte mufft und
riecht komisch. Vielleicht habe ich deswegen auch Kopfschmerzen. Vielleicht ist
es nicht nur feucht, sondern hier breiten sich gerade kleine Schimmelpilze aus.
Sehen kann man hier nix. Außer das Bett. Das weißt Stellen auf, die könnten
vermuten, dass da was entstehen könnte.
Ich
stehe auf. Irgendwo in dem ganzen Kram, der hier liegt, müssen noch
Kopfschmerztabletten versteckt sein. Da es keinen Schrank gibt und Ablagefläche
fehlt, muss ich mit einem riesen Haufen aus Klamotten und meinen anderen Habseligkeiten
vorlieb nehmen. Trotzdem finde ich unsere Reiseapotheke und werfe mir eine
Tablette ein. Hoffentlich wird’s jetzt besser.
Relativ
früh wache ich auf. Der Duft von Muff und Bähh erzeugt einen kleinen Würgereiz.
Ich muss echt aufpassen, mich nicht zu übergeben. Mir ist total flau im Magen.
Die Kopfschmerzen haben Gott sei Dank nachgelassen. Trotzdem fühle ich mich
nicht gut. Mein Ohr ist ein bisschen besser und mittlerweile höre ich wieder.
Leider gluckst es vor sich hin und meine nächtliche Vermutung bestätigt sich.
Das Tauchen kann ich heute abhaken.
Schade.
Leider entgehen uns so fünf weitere Tauchgänge. Unter anderem ein
Nachttauchgang, Navigationstauchen, Tieftauchgang auf 30 Meter und ein
Tauchgang zu einem Schiffswrack. Aber wer weiß, vielleicht bin ich ja morgen
wieder fit. Heute bekommt mein Ohr auf jeden Fall eine Schonfrist.
Während
Müscha in der Tauchschule bescheid sagt, dass ich krank bin, besorge ich uns
ein kleines Frühstück, was halbwegs magenschonend ist. Dazu gibts noch eine große
Flasche Febreze, um dem ein oder anderen Eckelgeruch den Gar auszumachen. Bevor
wir uns mit dem Frühstück auf unsere Veranda setzen, verabschieden wir Anika
und Caro. Die beiden setzen heute ihre Reise fort und verlassen die Insel. „Na
denn, macht´s jut Nachbarn und immer schön aufpassen!“ Tja, und dann ziehen die
beiden mit ihren in Mülltüten eingepackten Rucksäcken von dannen und Familie
Schmautz zieht sich auf ihre Veranda zurück.
Auch
wenn der Regen unsere Hütte zu einem Feuchtbiotop und Straßen zu Flüssen werden
lässt. Irgendwie herrscht eine beeindruckende Stimmung. Es ist alles ein wenig
gedämpfter, ein wenig ruhiger und die meisten der Touristen bleiben wohl in
ihren Unterkünften versteckt.
Gut,
dass wir beide eine Poleposition mit Blick auf unsere Bucht haben. Auch wenn es
regnet, wir können es uns hier gut gehen lassen.
Der
Regen lässt langsam nach und die Sonne tastet sich auch schon wieder langsam
durch die dicken Wolken. Super, mein Zeichen ein wenig von dem Febreze zu
versprühen. Wenn die Sonne scheint, dann trocknet es vielleicht noch. Auch
Müscha hat schon sämtliche Sachen eingesprüht, mit dem Versuch den Muff zu
beseitigen. Naja, wirklich weg geht’s davon sicherlich nicht. Wahrscheinlich
doch nur eine Art verschlimmbessern, aber egal, einen Versuch ist es Wert.
Ich
bin immer noch ganz schön schlapp und so verkrümele ich mich noch einmal ins
Bett. Schlafen ist immer noch die beste Medizin. Außerdem möchte ich ja erholt
aus dem Urlaub wieder kommen, also kann´s nicht schaden, nach dem sportlichen
Tauchprogramm, sich einen Tag Ruhe zu gönnen.
Der
Tag verläuft also ganz entspannt und wir bewegen uns nicht wirklich viel.
Schlafen, essen, im Internet surfen, Fotos machen, lesen. Nicht sonderlich
einfallsreich, dafür sehr erholsam und für ein Aufladen der leeren Batterien
sehr förderlich. So wundert es dann auch nicht, dass wir heute sehr zeitig ins
Bett gehen.
01/02/2012
MITTWOCH
Ausgeschlafen
und halbwegs fit, wache ich gegen 7.00 Uhr auf. Ich fühle mich besser. Doch
wieder pocht mein Schädel, mir ist flau im Bauch und ein wenig koddrig. Mein
Ohr ist besser, aber richtig fit ist es irgendwie nicht. In der Nacht hatte ich
ganz schöne Ohrenschmerzen und ich denke, dass ich einen weiteren Tauchgang auf
einen nächsten Urlaub verschieben muss.
Ein
wenig geknickt bin ich schon, denn ich habe das Gefühl, etwas zu verpassen. Ich
dachte, dass Gefühl hört irgendwann einmal auf. Aber scheinbar ist es egal, ob
man 15 oder 29 Jahre ist.
Vielleicht
muss ich da ja noch ein paar Jahre auf den Buckel bekommen, damit ich ein wenig
ruhiger, einsichtiger oder weiser werde? Keine Ahnung!
Auch
wenn das mit dem Tauchen nichts wird, bleibt jetzt Zeit für die Insel.
Schließlich haben wir von der ja noch gar nicht viel gesehen und es wäre doch
schade morgen zu fahren, ohne einmal ins Hinterland gefahren zu sein.
Die
Insel ist so aufgebaut, dass sich die meisten Resorts im Westen befinden. Etwas
abgelegen sind dann die im Süden und Norden. Der Osten ist relativ dünn
besiedelt und man muss durch den Busch und über unbefestigte Straßen. Eigentlich kein Problem, aber der Regen hat
sicherlich aus den unbefestigten Straßen, eher Rinnsale werden lassen. Trotzdem
leihen wir uns "nur" einen Motorroller und kein Crossmoped.
Zum
einen haben die hier nicht wirklich gute Helme und zum anderen bin ich ja noch
nie Motorrad gefahren. Und so übermütig bin ich dann doch nicht, dass ich
alles, um jeden Preis, erleben möchte. Meine oder unsere Gesundheit ist mir da
doch wichtiger.
Ein
Quad würde noch gehen, aber davon haben sie grade keines mehr. Also ein kleines
Moped.
Damit
düsen wir jetzt an den Sai Ree Beach. Dort wollen wir in das nette Café vom
ersten Tag. Das mit dem herrlichen Kaffee.
Ich
übernehme wieder die Navigation und fahre uns so gut es geht von A nach B. Die
Straßenverhältnisse lassen echt zu wünschen übrig und so artet das hier eher zu einem Balanceakt aus. Denn ich kann
kaum schneller als 30 - 40 Km/h fahren, weil immer wieder tiefe Pfützen oder
angeschwemmter Sand auf der Straße vorzufinden sind. Echt gefährlich. Wir beide
sind zwar nicht wirklich schwer, aber mit Moped bringen wir sicherlich 200 - 230
Kilo auf die Waage und das muss erst einmal austariert werden. Besonders wenn
ich hier so langsam fahre teilweise schon schwierig.
Die
Sonne scheint uns heute wieder auf den Pelz und wir "düsen" durch die
Gegend. Auf der Hauptstraße stelle wir die kleine Karre ab und schlendern vor
zum Strand. Das Café ist gut gefüllt und wir beide bekommen grade noch so einen
Platz. Eigentlich wollte ich nur einen Cappuccino trinken, aber jetzt bekomme
ich doch ein wenig Hunger. Wir entscheiden uns beide für ein Frühstück. Müscha
bestellt sich ein englisches Frühstück und ich genehmige mir ein Omelette.
Das
Frühstück ist sehr lecker und gut gestärkt setzen wir unseren Ausflug fort.
Zuerst schlendern wir noch ein wenig umher, bis wir uns wieder auf den Roller
setzen und die Insel unsicher machen.
Leider
bleibt uns das "wahre" Hinterland ein wenig verwehrt, denn der kleine
Roller ist dafür einfach zu ungeeignet. Schon jetzt fällt es ihm schwer, uns
beide Berghoch und Bergab zu tragen. Besonders Bergauf stottert sich die Kiste
einen ab und ich habe immer gleich das Gefühl, dass das Ding uns abkratzt.
Aber
dem ist nicht so. Der Roller bleibt tapfer und wir erkunden jeden Zipfel der Insel
soweit wir kommen. Die Straßen sind durch den Regen in einem sehr schlechten
Zustand, so dass wir einige Male wieder kehrt um machen. Aber egal, wir haben
Spaß.
Nachmittags
setzen wir uns mit einem Kaffee und Gebäck auf unsere Terrasse und tanken ein
wenig Energie auf. Müscha schläft sogar ein wenig ein, während ich an meinem
Tagebuch schreibe.
Den
letzten Abend auf Koh Tao verbringen wir natürlich nicht auf unserer Hütte,
sondern gucken uns die Hauptstrände noch einmal bei Nacht an. Wer weiß, welche
Szenerien uns jetzt geboten werden.
Aber
dort angekommen, stellen wir schnell fest, dass es wenig anders ist, als am
Tage. Nur dass jetzt laute und alkoholisierte Touristen die Straßen säumen.
Aber
nicht nur die. Auch ein paar hübsch zurecht gemachte Ladyboys treffen wir an.
Die 4 "Mädels" machen für irgend eine Show Promotion und verteilen
Flyer. Wirklich niedlich an zusehen die vier Typen. Da kann sich eine Frau noch
den ein oder anderen Anmaltipp holen. Hihi!
Trotzdem
ist es Müscha und mir zu viel Trubel und nachdem wir noch ein wenig hin und her
laufen, schwingen wir uns wieder auf den Roller und düsen zu unserer lauschigen
Hütte. Mit Früchten, ein paar Spießen und einem Kaltgetränk sitzen wir nun hier
und merken, dass sich alles dem Ende neigt. Komisch.
02/02/2012
DONNERSTAG
Eine
Woche später und es ist mal wieder Reisezeit. Unsere Tickets für Fähre, Taxi
und Zug haben wir und auch das Hotel für Bangkok ist gesichert. Eigentlich
sollte nichts schief gehen und wir können den Tag entspannt beginnen lassen.
Was
passt da besser als sich eine schöne Massage zu genehmigen? Nachdem wir in der
Tauchschule und im Resort alles bezahlen, unseren Roller zurückgeben, stehen
wir vor einer Massage. Von außen sieht es einladend aus und ich denke, es ist
wie mit den Garküchen. Wenn es gut riecht und einladend aussieht: „Greif zu!“
Ein
wenig schüchtern stiefeln Müscha und ich jetzt durch die Tür. Wir werden
herzlich begrüßt und man gibt uns "die Massagekarte". Hmm...nun
müssen wir uns entscheiden. Wir beide schwanken noch zwischen Thai- und Öl
Massage, wissen jedoch nicht, was uns besser bekommen könnte. Naja, entspannend
ist wahrscheinlich beides, also egal. Wir nehmen beide eine Öl Massage für
jeweils 300 Baht.
Die
nächste Stunde heißt es also wieder Energie auftanken und vielleicht das Ziehen
aus dem Rücken herausbekommen. Denn mein Rücken sagt seit zwei Tagen auch schon
wieder ganz schön dolle Aua. Ein wenig unbeholfen, folgen wir der kleinen Thai
und sie weist uns zwei Liegen zu. Sie geht weg. Ich gucke Müscha an: „Und nu?
Hinsetzen, ausziehen, warten?“ Aber auch Müscha hat keine Ahnung.
Warten
finde ich doof und so lunze ich hinter dem Vorhang hervor und frage. Klaro,
ausziehen. Ist ja vielleicht auch logisch, wir wollen ja schließlich massiert
werden. Da es sich um eine Ganzkörpermassage handelt, gehe ich davon aus, dass
wir uns nackelig machen sollen und entkleide mich komplett. Ich ziehe mich aus
und lege mich auf den Bauch auf die Liege. Müscha ist noch ein wenig zögerlich
und behält seine Buxe an. Haha, ziert er sich jetzt etwa, wie geil?!
Die
Thai kommt hinter dem Vorhang hervor und auch Müscha muss blank ziehen. Lustig
wie er da sitzt, sieht wirklich so aus, als wäre es ihm grad ein wenig doof.
Eine weitere Thai kommt hinzu und dann geht’s los. Rücken, Po, Beine, Arme,
Hände. Dann wendet sie mich und knetet alles von der anderen Seite durch. Auch
mein "Günther" (mein Bauch heißt so) bekommt ein paar Kneteinheiten
zu spüren.
Zum
Schluss massiert sie an Hals, Schultern und Kopf. Krass, was sie da mit mir anstellt
und teilweise tut es fast ein wenig weh. Zu guter Letzt setzt sie mich auf,
dehnt mich kurz, positioniert meine Beine zum Schneidersitz, krempelt sich über
meinen Oberkörper, wippt in die eine Richtung und reißt mich dann schnell in
die andere bis es "kracht". „Ach du schei..., hat sie mich jetzt
kaputt gebrochen?“ Ich muss lachen. Denn auf der einen Seite merke ich grade,
wie entspannt ich werde, auf der anderen Seite bin ich ein wenig erschrocken
darüber, was ich für Geräusche von mir gebe. Das gleiche macht sie natürlich
noch mit der anderen Seite. Kurz wippen und dann ratsch, reist sie mich rum und
es knackt übelst laut.
Es
hört sich zwar verdammt übel an, aber es tut nicht weh. Im Gegenteil.
Wahrscheinlich hat sie mir grade sämtliche Verspannungen der letzten Wochen aus
den Knochen gehebelt, so dass mein Körper jetzt wieder ein wenig freier durch
die Gegend hüpfen kann.
Da
Müschas Thai ein paar Minütchen hinterher hinkt, kann ich mir Müschas Spektakel
des Ausrenkens aus nächster Nähe ansehen bzw. anhören. Auch er wird in diese
Schneidersitz-Stellung gesetzt und dann macht´s auch bei ihm zwei Mal ein
fettes „Knacks“. Unglaublich. Das hört sich nicht gesund an. Vielleicht sollten
wir uns in Bangkok gleich noch einmal eine Massage gönnen. So günstig bekommen
wir die in Berlin jedenfalls nicht. Also sehr zu empfehlen. Auch für
diejenigen, die sonst nicht auf so "Spa-Zeug" stehen.
Jetzt
sitzen wir auf einer kleinen Bank und trinken warmen Jasmintee, dazu gibt’s
Kekse. Wir beide sind total entspannt und auch unsere Rücken danken uns grade
sehr.
Mit
entspanntem Körper und Geist steht doch einer Reise nach Bangkok eigentlich
nichts mehr im Wege. Uns kann heute keiner was!
Kurze
Zeit später heißt es jetzt Abschied nehmen. Unser Taxi ist da und der nette
Thai, der uns schon am ersten Tag abholte, bringt uns jetzt wieder zum Hafen.
Wir werfen uns und unsere Rucksäcke auf den Pickup und holpern davon. Ein
bisschen wehmütig sind wir beide schon. Auch weil wir noch ein paar mehr
Tauchgänge gemacht hätten. Koh Tao ist wirklich eine schöne Insel und die Tage
hier haben uns gut getan.
Ein
wenig früher als geplant, erreichen wir den Hafen und da stehen wir nun mit
unserem Gepäck. Im Wartebereich des Fährterminals sind wir die ersten. Mir ist
schon wieder ein wenig flau im Bauch. Ich muss mich erst einmal hinsetzten.
Mensch, was ist denn da los? Ich kann nur hoffen, dass ich nichts falsches
gegessen habe und ich jetzt noch Probleme mit dem Magen bekomme. Natürlich
super, wenn man gleich eine Fährfahrt vor sich hat.
Oder
hat mir die Massage-Thai ein wenig zu fest in die kleinen Speckröllchen
gegriffen, so dass sich mein Magen etwas verdreht hat? Na wie auch immer, mir
ist schlecht und ich habe das Gefühl, mir gleich noch einmal ein paar
Gedankengänge im Detail durch den Kopf gehen zu lassen.
Während
ich vor mich dahinvegetiere, macht sich Müscha noch einmal auf die Socken und
zieht durch die Geschäfte. Mit ein paar kleinen Geschenken und etwas zu Essen
kommt er wieder.
Hmm...da
meldet sich auch wieder mein Magen und ein wenig wundert es mich, dass er trotz
Unwohlsein nach Nahrung schreit. Merkwürdig. Naja. Müscha rennt meinetwegen
also noch ein zweites Mal los und besorgt auch mir eine leckere Portion Pat
Tay. Sehr leckere. Glasnudeln, Soyasprossen, Gemüse, Ei, ggf. Hühnchen,
Erdnüsse und ein wenig scharf. Hmmm...! So einfach kann lecker sein.
"Günther"
freut sich auch über die Wahl meines Essens und er hört für einen kurzen Moment
auf herumzuzetern. Nachdem ich alles verputzt habe, meldet er sich jedoch
gleich wieder und ich verziehe das Gesicht. „Ach manno, das ist doch echt nicht
schön!“
Eigentlich
müsste die Fähre schon längst da sein, doch sie hat Verspätung und angeblich
müssen wir 40 Minuten warten. Na hoffentlich nicht später, sonst verpassen wir
noch unseren Zug in Champon.
Obwohl,
wenn ich es mir recht überlege, würde das doch zu unserer never ending story
„Pleiten, Pech und Pannen – Familie Schmautz in Thailand“ passen. Also rechne
ich mal mit dem Schlimmsten und fahre meinen Puls gleich auf Halbtot. Der
sollte so bei 20 liegen. Dann hab ich noch ein bisschen Luft nach oben, wenn
ich dann später innerlich am Ausrasten bin.
Doch
zu meiner Verwunderung kommt das Boot doch tatsächlich unpünktlich pünktlich".
Na wer hätte das gedacht. Zuerst müssen aber alle ankommenden Passagiere von
Board, damit für die Neuen, also uns, auch Platz ist. Das dauert natürlich bis
alle mit ihren Rücksäcken und Köfferchen vom Boot kommen. Dann schnappen wir
unser Zeug und stellen uns mit in die Schlange und laufen ganz gemächlich auf
das Boot.
Da
die meisten der Reisenden immer draußen einen Platz suchen, verkriechen wir uns
gleich in den Bauch der Fähre. Hier gibt’s Schatten und die Temperaturen sind
halbwegs erträglich. Einen Sonnenbrand kurz vor Schluss brauche ich jedenfalls
nicht. Außerdem ist an jedem Sitz eine Rettungsweste festgezurrt, so dass ich
im Notfall nur zugreifen müsste. Safty first, sag ich ja immer. :-) Die da
draußen würden in ihrer Panik sicherlich erst einmal von A nach B irren.
So
jetzt geht’s los und alle Passagiere, samt Gepäck sind verstaut. Die Fähre
macht ordentlich Alarm und die Geschwindigkeit kommt mir wesentlich schneller
vor als mit den vorherigen Booten. Naja, liegt vielleicht auch daran, dass wir
ein Expressboot haben. Ich Blitzmerker. Aber auch so ein Expressboot kann die
Wellen nicht ganz ohne Bewegung überwinden und so fängt der Kutter ganz schön
an zu schaukeln. Jetzt wird’s lustig. Ich fixierie immer wieder den Horizont mit
den Augen, damit mir nicht so schummerig wird. Günther hab ich mit dieser
Stunteinlage jetzt wohl etwas überfordert und ich merke wie sich mein
Mageninhalt auf Reise macht und verselbstständigt. „Oh oh, nein, nicht
übergeben“, denke ich mir und versuche ganz entspannt zu atmen und den Blick
vom Horizont nicht abzuwenden.
Es
scheint zu funktionieren. Nach einer halben Stunde hat sich mein Magen an den
etwas stärkeren Seegang gewöhnt und mein Mageninhalt bleibt da, wo er hingehört.
Und nun schippern wir vor uns hin. Und es ist wohl das letzte Mal, dass ich auf
so einem schrammelligen Kutter mit ohrenbetörendem Motor sitze. Das mit den
Motoren ist wirklich ein sehr lustiges Phänomen. Ich habe sowieso die These
ausgestellt, dass Busse, Taxis, Longtailboote und sowieso jeglichen
Transportmittel, die hier rumfahren, über den gleichen Motor verfügen. Dieser
röhrt laut, dass es einem in den Ohren scheppert und hat, glaube ich, halbwegs
gute Power. Er besticht aber eindeutig durch sein Geräusch.
Gegen
17.30 Uhr kommen wir in Champon an und alles geht total gesittet und normal von
statten. Wir schnappen unsere Rucksäcke, man brüllt uns von weitem schon zu:
„Train? Champon?“ Und wir bekommen den Weg zu einem "Viehtaxi"
gezeigt. Na toll, mal wieder Gruppenquetschen in einem Vehikel, was nur noch
die Farbe zusammenhält. Naja, dafür der altbekannte röhrige laute Motor. Als
wir aufspringen fallen mir gleich die Boxen auf. Ich muss lachen, vielleicht
ist der Motor in Wahrheit gar nicht so laut und der Sound kommt aus den Boxen. J Na wer weiß, auf jeden Fall ein lustiger Anblick.
Denn der Transporter verfügt so ziemlich über alles, außer Komfort oder bequeme
Sitze. Dafür bestechen aber diese riesigen Boxen.
Ich
setze mich mit Müscha auf die Bank und neben uns gesellen sich lauter andere
kleine Touristen und die Fahrt geht los. Ganz schön lange dauert das Gschaukel.
Wo der Typ uns wohl hinfährt? Hoffentlich bringt er uns wirklich zum Bahnhof.
Nicht, dass wir am Ende auf den falschen Viehtransporter gestiegen sind. Meine
Gedanken fangen an sich zu überschlagen und schon bin ich in meiner eigenen
Welt.
Gefühlte
Stunden später erreichen wir den Bahnhof von Champon. Wirklich viel los ist
hier nicht. Aber egal, wir sind ja eh nur auf der Durchreise. Etwas müde und
träge schlendern wir durch den Bahnhof. Wir beide sind etwas desorientiert und
wissen nicht so richtig wohin mit uns. Da es nur einen Bahnsteig gibt, sollten
wir auf dem Richtigen stehen. Ein wenig Zeit bis zur Abfahrt bleibt trotzdem
noch und wir besorgen uns ein paar Getränke und ergattern eine Oberleckere
Reissuppe mit einem Hühnchen, das so zart und mager ist, dass ein kleines
Feuerwerk in unseren Gaumens entfacht.
Irgendwann
fährt unser Zug mit einer Verspätung von 40 Minuten in den Bahnhof ein. Wir
sehen unseren Wagon und laufen fast bis an den Kopf der Zugmaschine. Müscha
gibt mir einen kleinen Schubs, damit ich mit dem ganzen Gepäck auf den Wagon
steigen kann. Zack drin. Müssen wir nur noch unsere Plätze finden. Aber das
sollte auch kein Problem darstellen, denn im Zugfahren sind wir ja mittlerweile
geübt.
Unsere
Betten sind schon fertig drapiert und wir müssen nur noch Platz nehmen. Auch
wenn es gerade einmal 19.30 Uhr ist, schlafen die meisten der anderen
Passagiere schon und wir verhalten uns dementsprechend leise. Unter Müscha schläft
ein kleines Mädchen, das immer wieder die Äuglein aufmacht und uns beobachtet.
Sie kneift die Augen zu und tut so als ob sie schläft, dann merken wir wie sie
uns beobachtet und wenn sie merkt, dass wir es merken, kneift sie wieder die
Augen zu. Süß die Kleine.
Müscha
und ich erzählen noch ein bisschen bevor wir einschlafen. Wir tauschen uns aus
wie jeder von uns die Reise empfunden hat. Wir erzählen unsere Eindrücke. Auch
wenn alles etwas drunter und drüber ging, fanden wir die Reise toll, denn sie
hat uns viele kleine Abenteuer erleben lassen. Und es hat gezeigt, mit wie
wenig man doch immer wieder zufrieden ist und wie wenig es braucht, um
glücklich zu sein. Ich denke, wir kommen noch einmal wieder.
Mir
hat die Reise nach Thailand auch menschlich was gezeigt. Nämlich, dass nicht
jeder dein Freund sein will. Über mich selbst habe ich so viele Dinge gelernt,
die mir in meiner Welt in Deutschland sicherlich hilfreich sein werden.
Besonders wenn es ums. Geschäftliche geht. Denn in unserer Welt bekommt man
eben auch nichts geschenkt und nicht jeder ist dein Freund oder du willst alle
zum Freund haben. Da bietet Thailand einen wirklich guten Kurs für Leute wie
mich. So verfüge ich jetzt über eine gute Grundlage, die ausbaufähig ist.
Und
auch Familie Schmautz ist in Thailand an den Rand ihrer Geduld gekommen. Auch
hier habe ich gelernt, dass es sinnvoller ist Ruhe zu bewahren, als wie eine V1
abzugehen. Trotzdem fällt das manchmal schwer, besonders, wenn man bedrängt
wird und Angst hat. Aber Müscha und ich sind nach wie vor ein gutes Team und
auch diese Erfahrungen haben uns näher zusammen geschweißt.
Unterdessen
wir uns unterhalten, kommen immer wieder die Essenverkäufer vorbei. Leider ist
die Auswahl diesmal nicht so groß, so dass wir auch bei dieser Fahrt alle
Angebote ausschlagen. Nur wenig später gegen 21.00 Uhr ist alles ruhig im Zug
und nur der Ventilator macht seine komischen Geräusche. Müscha schläft auch.
Ich lausche dem Ventilator und schreibe an meinem Tagebuch und genieße den
Moment mit meinen vielen Gedanken.
Gegen
23.00 Uhr versuche auch ich jetzt einzuschlafen. Wäre da nur nicht dieser Ventilator.
Das Ding kann einfach nicht nur Wind machen. Nein, es macht dazu wunderschöne
unregelmäßige Quietschgeräusche, die mich irgendwie am Einschlafen hindern. Sie
sind leider nicht monoton genug, dass man sie in seine Träume einschließen
könnte. Mann...irgendwas ist ja immer. Da geht alles total glatt auf der
letzten Reise und dann scheitert´s an dieser Quitsche. Na man kann ja nicht
alles haben.
03/02/2012 FREITAG
In
den Morgenstunden erreichen wir 5.20 Uhr den Bahnhof von Bangkok. Merkwürdig
wie schnell die Zeit vergangen ist und wir noch vor drei Wochen hier standen,
um in den Süden zu fahren.
Wir
beide sind müde, denn die Nacht war weniger erholsam. Ich sag nur Quitsche.
Auch Müscha hatte Spaß mit ihr. Aber erst einmal raus aus dem Zug und irgendwo
einen Kaffee ziehen. Wir schnallen uns unsere Rucksäcke auf und wandern den
Bahnsteig vor zur Eingangshalle. Ich dachte immer Thailand schläft nie, aber
jetzt um diese Uhrzeit ist hier echt wenig los. Sogar die meisten Geschäfte
sind noch geschlossen. Die Kaffeebude hat Gott sei Dank schon offen und wir
holen uns erst einmal zwei flüssige Muntermacher. Unsere Tasche, die wir hier
vor knapp drei Wochen abgegeben haben, holen wir auch ab.
Eigentlich
habe ich damit gerechnet, dass sie unauffindbar ist oder irgendwelche Dinge
fehlen. Aber nichts davon ist passiert. Im Gegenteil, völlig unspektakulär
empfangen wir die Tasche und die zwei Thaifrauen sind sogar freundlich zu uns
und wir "plauschen" ein bisschen. Hmm...vor drei Wochen waren sie
noch relativ unfreundlich und barsch, aber vielleicht lag es daran, dass es da
auch relativ voll war und beide schon etwas angenervt waren. Na wie auch immer,
heute sind sie gut drauf.
Mit
unserer wieder gewonnenen Tasche sitzen wir hier nun und nippen an unseren
warmen Getränken. Noch ist es früh und wir wissen nicht genau, was wir jetzt
machen sollen. Unser Zimmer im Hotel ist sicherlich erst ab frühestens 11.00
Uhr beziehbar. Aber solange im Bahnhof abhängen, ist auch doof. Mit dem ganzen
Gepäck durch die Stadt rennen irgendwie auch. Also doch ins Hotel und darauf
spekulieren, dass wir vielleicht schon früher auf unser Zimmer können.
Ich
bin total faul und habe keine Lust auf öffentliche Verkehrsmittel. Zumal die
Rucksäcke leider auch nicht wirklich leichter geworden sind. Ich bin für Taxi.
Müscha muss ich das nicht zwei Mal sagen. Schwupps sitzen wir im Taxi zur
Sukhumvit Road mit Ziel Hotel.
Bereits
jetzt sind die Straßen voll und ich bin gespannt wie schnell wir durch den
Verkehr kommen. Denn auch wenn die Öffentlichen Verkehrsmittel beschwerlicher
sind, schnell sind sie allemal.
Der
Taxifahrer düst mit uns durch die Straßen und Müscha und ich werden von links
nach rechts geschüttelt. An einer roten Ampel hält das Taxi, doch noch bevor
die Ampel auf grün schaltet, fahren wir bei Kirschgrün und ich frage mich, ob
es ein „Gibt´s nicht!“ in diesem Land überhaupt gibt? Naja, immer getreu dem
Motto: „Eins und eins macht zwei, widewidewit und drei mal drei macht neune,
ich bin ein kleiner Thai und mach mir die Welt wie sie mir, widewievit, selbst
am besten gefällt. Hey Thai Langstrumpf, trallalitrallala, tralla hoppsasa, hey
Thai Langstrumpf, du machst´s dir, wie es dir gefällt.“
Leider
stehen wir jetzt auch im Stau. Diese Hürde kann auch der wilde Taxifahrer nicht
überwinden. Und da das Auto über keine zusätzlichen Flügel oder sonstige
Überwindungstools verfügt, stehen wir jetzt im Stau. Gott sei dank nicht so
lange. Diese Reisezeit verzögert sich gerade einmal um vielleicht 10 Minuten.
Der Preis ist unschlagbar günstig, denn es kostet gerade einmal 110 Baht. Also
minimal teuer als Bahnfahren, dafür aber wesentlich bequemer. Ob sicherer sei
mal dahin gestellt.
Das
Hotel ist wesentlich gepflegter als das erste und macht einen sehr guten
Eindruck auf uns. Mit ein wenig Charme und lieb nachfragen, kann ich uns für
heute ein Frühstück klar machen. Denn am Morgen des 06/02/2012 werden wir nicht
mehr hier sein, um das Frühstück zu uns zu nehmen, da wir schon im Flieger nach
Deutschland sitzen. Also frage ich höflich, ob wir das Frühstück quasi
vorziehen können. Auch wenn die Kommunikation etwas holpert, sitzen Müscha und
ich nur wenig später an einem gut gedeckten Frühstückstisch.
Auf
unsere Zimmer können wir leider erst ab frühestens um 10.00 Uhr, so ist es gut,
dass wir jetzt was essen und ein wenig Zeit rum bekommen. Leider gibt´s kein
scharfes Curry. Aber trotzdem ist das Frühstück okay und völlig ausreichend.
Jetzt
brauchen wir einen Schlachtplan für die nächsten drei Tage, denn zum einen
wollen wir ja noch ein bisschen shoppen. Zum anderen natürlich auch noch was
von Bangkok sehen. Leider lassen sich Schlachtpläne besser schmieden, wenn man
ausgeschlafen ist. Das stellen wir jetzt auch fest, denn so richtig können wir
keine klaren Gedanken fassen und es fällt uns schwer nachzudenken.
Wir
haben so lange damit verbracht, im Internet zu recherchieren und nachzudenken
(das Hirn ist noch im Schlafmodus), dass unser Zimmer fertig ist und wir
einchecken können.
Im
vierten Stock wartet ein Zimmer mit einem frischen Bett und einem Bad mit
Dusche. Und das Schönste, es ist trocken und angenehm temperiert. Kein Muff,
nichts klamm, nichts oll. Einfach schön.
Ich
packe meine Sachen aus. Ich stelle fest, dass ich schon wieder einmal was verloren
bzw. vergessen habe. Manno, wo hab ich nur meinen Kopf und wieso verliere ich
immer Sachen, die mir wichtig sind.
Diesmal
musste mein neues Parfum dran glauben, dass ich mir gerade erst gekauft habe.
90 ml "gut riechen" weg. Naja, dann pass ich besser zu meinen ganzen
Klamotten. Die haben nämlich den Muff der Hütte angenommen. Dann müffel ich
jetzt eben auch rum.
Nachdem
ich aus dem Hotelzimmer ein Schlachtfeld aus meinem Rucksackinhalt gezaubert
habe, gehen wir jetzt ne Runde shoppen. Dann kann ich mit den Errungenschaften
vielleicht noch mehr Chaos anrichten. Also ab ins MBK, irgend ein riesiges
Shoppingcenter, das zum Einkaufen wohl gerade zu prädestiniert ist.
Gegen
12.00 Uhr stehen wir also vor dem Eingang des MBK´s und schon jetzt lässt sich
erahnen, was uns bevorsteht. Im dritten Stock beginnt das Unterfangen Shopping
und wir werfen uns in die Fluten der Raubkopien, des Plastiks und Tinnefs. Wir
betreten das Gebäude und so verschlingt uns der Rachen des MBK´s. Das große
Shoppen beginnt.
Gefühlte
100 Jahre später, mein Körper fühlt sich jedenfalls so geschunden an, spuckt
uns das "Monster" MBK wieder aus. „Was war das denn?“
Reizüberflutung, Menschen wie Tiere, Plastik ohne Ende und Menschen, die
eigentlich alle einen Vollschaden haben, uns eingeschlossen. Wenn man zu lange
in diesem Schuppen verbringt, vergisst man regelrecht wer man ist und mutiert
zu einem Plastikopfer, dass dem Konsum verfällt. Wahrscheinlich hervorgerufen
durch den Plastikgeruch. Dieser scheint "da oben" irgendwie alles
kurz zu schließen.
Gott
sei Dank sind wir dem Wahn nicht all zu sehr verfallen, so dass sich unser
Rucksack nur ein wenig gefüllt hat. Dennoch ist es krass, was mit einem
passiert, wenn der Rausch des Kaufens einsetzt und man nicht mehr Herr seiner
Sinne ist. Jedenfalls nicht wirklich. Und besonders hier in Bangkok artet das
alles aus, denn alle wollen nur günstiger, billiger, Schnäppchen. Wertschätzung
für bestimmte Dinge sind dahin. Wie auch, denn der Kram, der hier angeboten
wird, ist ja auch nichts Wert, denn es handelt sich um gute bis schlechte
Fälschungen. Bei den Klamotten daran zu merken, je schlimmer es nach Plastik
riecht, desto übler die Qualität. Einen solchen Laden sollte man daher erst gar
nicht betreten.
Trotzdem
haben wir es fast fünf Stunden ausgehalten und sind nun völlig fertig und
wollen nach Hause. Bzw. erst einmal ins Hotel. Wir kaufen uns noch eine Suppe
zum Basteln und zwei Kaltgetränke und finden uns auf dem Dach des Hotels ein.
Über
dem Dach sitzend, verputzen wir unser Essen. Gerade so schaffen wir es danach
auf´s Hotelzimmer. Denn wir sind wirklich fix und foxy von der Rennerei. Und
weil wir morgen um 3.00 Uhr aufstehen wollen, huschen wir schnell ins Bette.
Wieso
so früh aufstehen? Wir wollen auf einen Schwimmenden Markt, die sollen wohl ne
Wucht aus tausenden Farben sein. Na wir werden sehen.
04/02/2012 SAMSTAG
Ich
glaube der Wecker hat geklingelt. Ich bin mir aber nicht sicher. Ach, keine
Ahnung. Als ich jetzt auf die Uhr gucke, ist es jedoch nicht 3.00 Uhr morgens,
sondern 7.30 Uhr. Und ich werde durch Müscha wach und nicht durch den
gestellten Wecker.
„Häää,
was ist denn hier los?“ Sollten wir wirklich verschlafen haben? An einen Wecker
kann ich mich nicht erinnern. Und wenn dann habe ich ihn wohl im Halbschlaf
ausgemacht.
Na
wie auch immer. Familie Schmautz hat verpennt und für den Floating Market, so
heißen die schwimmenden Märkte, ist´s jetzt irgendwie zu spät. Denn der, den
wir uns heraus gesucht haben, macht schon um 7.00 Uhr wieder dicht. Deswegen
sind da auch nicht so viele Touristen. Naja, aufstehen können wir ja trotzdem,
denn mit Sicherheit gibt´s hier noch mehr zu sehen.
Ich
springe unter die Dusche, putze mir die Zähne und zieh mich an. Alles passiert
irgendwie zeitlupenartig und ich taumele noch ein wenig Schlaftrunken von links
nach rechts. Auch, wenn ich gestern keinen Marathon gelaufen bin, ich fühl mich
so. Und wahrscheinlich hat mir der Plastiksmog meine Synapsen verklebt. Denn
mir fällt es schwer einen klaren Gedanken zu fassen. Ja, ich stehe irgendwie
ganz schön neben der Spur. Ich schaue Müscha an. Da liegt er auf dem Bett und
guckt auch noch ganz schön verdrieselt. Aber auch er macht sich fertig und
kurze Zeit später stehen wir im Fahrstuhl. Ab zum Frühstück Nummer zwei.
Das
Frühstück ist ähnlich wie gestern und so macht es schon weniger Spaß hier
rumzustöbern. Nach 30 Minuten sind wir schon wieder auf unserem Zimmer und
sammeln unsere Sachen zusammen. Alternativ zu den Floating Markets besuchen wir
dann heute den Königspalast und eine Bootstour auf dem Fluss steht auch an.
Nach
ein paar Stationen mit der Bahn, stehen wir am Ufer des Flusses. Und ein wenig
ist es wie im Süden, denn als wir am Bootsanleger ankommen, springen gleich
wieder irgendwelche Leute auf uns. Sie wollen uns überteuerte Bootsfahrten
anbieten. Aber wir lassen sie links liegen. Und irgendwie lassen sie von uns
ab. Scheinbar "schmecken" wir nicht mehr so gut wie noch vor drei
Wochen. Naja, wir haben ja auch viel dazu gelernt.
Hier
am Fluss gibt es verschiedene Boote. Einmal das Touriboot, und drei normale Verkehrsboote.
Die unterscheiden sich nur im Preis und an der Anzahl der Haltestelle. Je
weniger das Boot Haltestelle anfährt, desto teurer. Wir nehmen die mittle
Variante, da halten wir auch öfter mal an, aber sehen bestimmt immer noch viel.
Das ganze kostet dann pro Person 15 Baht. Zum Vergleich das Touriboot kostet
100 Baht pro Person und man sieht genauso viel. Nur dass man sicherlich noch
was erzählt bekommt, was man eh nicht versteht.
Dann
kommt das Boot angefahren, sieht fast ein wenig aus wie die gewohnten Fähren,
die uns ja wohlbekannt sind. Nur ein wenig kleiner.
Die
Fahrt ist okay, aber trotzdem nicht so spektakulär. Denn alles, was interessant
erscheint, ist leider etwas versteckt. Trotzdem macht die Fahrt Spaß und wir
tuckern erst einmal bis zur Endstation durch.
An
der Endstation werden wir durch einen anliegenden Markt überrascht. Toll. Damit
haben wir ja gar nicht gerechnet.
Eigentlich
wollten wir ja gleich wieder zurück fahren, aber wenn hier ein Markt ist, dann
lassen wir es uns natürlich nicht nehmen und schlendern hier auch noch einmal
rüber.
Der
Markt ist natürlich riesig. Er zieht sich bestimmt zwei Kilometer in die eine
Richtung bis wir stoppen und abbiegen. Der Markt ist wieder typisch
Thailändisch. Aneinandergereihte Buden, die den Bordstein zieren. Alles ganz
schön enge, aber praktisch.
Uns
fällt auf, dass die Preise hier draußen zum Teil wesentlich günstiger sind, als
in der Stadt. So ersteigen wir die leckeren Chomphus, die übrigens übersetzt
Rosenapfel heißen, für gerade einmal 20 Baht das Kilo. Und das ist sehr sehr
günstig.
Ansonsten
versuchen wir unser Feilschgeschick zu verbessern und wir probieren von ein
paar Ständen Sachen zum Essen. Sieht alles total lecker aus und es durftet
herrlich. Aber so viel kann man hier gar nicht essen. Die Auswahl und die
Vielfalt ist einfach zu groß.
Fast
drei Stunden dauert es bis wir uns durch einen Teil des Marktes durchschlagen.
Jetzt stehen wir wieder am Fluss und warten auf ein Boot, das uns wieder zurück
bringt. Wir sind ganz schön erledigt und am liebsten würde ich jetzt ein
Mittagsschläfchen machen. Die vielen Eindrücke und das Laufen strengen ganz
schön an.
Das
Boot zurück wartet schon und wir nehmen ganz vorne Platz. An der Schulter von
Müscha mache ich es mir bequem und versuche ein bisschen die Augen zu zu
machen. Ich merke, dass ich sofort einschlafen könnte, aber ich wehre mich
dagegen und versuche nur ein wenig zu verschnaufen.
Eine
halbe Stunde später legen wir am Chiang Pier an, dem Bootsanleger, wo man
aussteigen muss, um zum Königspalast zu gelangen. Leider hat es angefangen zu
regnen. Dummerweise so sehr, dass wir erst einmal im Gebäude des Hafens warten
müssen. Nach einer kleinen Verschnaufpause und einem Kaffee ziehen wir weiter
und stehen jetzt vor dem Königpalast.
Mit
uns gefühlte eine Millionen andere Menschen. Wie Ameisen quetschen sich hier
alle die Hauptstraßen lang. Mittendrin immer wieder Thais, die einem
überteuerte Regenschirme oder Regencapes andrehen wollen.
Aber
wir sind ja nicht aus Zucker. Die paar Tropfen, wir brauchen doch keinen
Regenschirm.
Genau
vor dem Königpalast fängt es jetzt noch einmal richtig an zu pladdern. Toll.
Ein Weiterlaufen ist unmöglich, außer man möchte sich noch eine Erkältung zu
ziehen. Innerhalb von ein paar Sekunden ist man jedenfalls bis auf die
Unterhose durchgeweicht und wir lassen das mit dem Königspalast. Also Rückzug
und so stehen wir wenig später wieder im Hafengebäude.
Der
heutige Tag läuft ein wenig suboptimal und wir wissen auch nicht, wie wir das
alles bis morgen Abend schaffen sollen. Urlaub kann so anstrengend sein.
Während wir auf Plastikstühlen an einem Eiskaffee nippen, überlegen wir uns
einen Plan. Gar nicht so einfach, wenn man immer wieder über die Gegebenheiten
des Landes stolpert. Denn der Transfer zu den Floating Markets stellt sich als
gar nicht so einfach heraus.
Schon
das Internet gab Aufschluss, dass der Transfer beschwerlich sei. Die Thais hier
sind jetzt aber sogar der Meinung, dass der markt gar nicht mehr existiere und
unter einem anderen Namen läuft. Die Fahrt dahin sei eigentlich Quatsch, denn
wir sollen lieber auf den Touristenmarkt gehen. Aber das wollen wir ja eben
gerade nicht. Schwer bekommen wir heraus, dass die Anbietung eines Bootes 1.800
Baht kosten soll. Hmm...ganz schön teuer, wenn man bedenkt, dass sollte
eigentlich nur 300 Baht kosten.
Das
Ganze hin und her verunsichert uns und wir merken, dass der Stresspegel schon
wieder steigt. Auch wenn´s schwer fällt, wir blasen die Aktion Floating Markets
ab. Denn auf Tourimarkt, Verlaufen und/oder Stress haben wir keine Lust. Zumal
morgen unser letzter Tag ist. Nicht, dass wir auch noch unseren Flieger
verpassen.
Während
wir jetzt hier überlegen und beratschlagen, wird der Regen draußen weniger und
wir versuchen jetzt einen erneuten Besuch des Königspalastes. Diesmal hält uns
jedoch nicht der Regen ab, sondern die Pforten schließen sich vor unseren
Augen. „Oh mann, zuerst Regen und jetzt auch noch die Zeit überschritten!“
Na
was soll´s, dann eben morgen Königpalast. Vielleicht sowieso besser, wenn wir gleich
früh um 8.00 Uhr hier aufschlagen.
Nicht
weit weg vom Königspalast die Kho San Road. Eine der legendären Einkaufsstraßen
von Bangkok. Naja und weil die eben gleich um´s Eck ist, latschen wir jetzt zu
der. Wenn schon nicht Kultur, dann mal wieder ne Runde Shoppen.
Die
Straße ist völlig zugebaut und links und rechts sind Stände aneinander gereiht
wie Perlen auf einer Kette. An diesen schlängeln sich die ganzen Touristen wie
Ameisenkolonnen vorbei. Bleiben stehen, gucken herum, kaufen und essen. Ein verrücktes
Treiben unter das wir uns jetzt auch mischen. Wie im MBK verschlingt uns der
Mopp von Menschen und wir sind wieder im Strom des Shoppingwahnsinns.
Nachdem
wir die Straße einmal hoch und einmal runter gelaufen sind, stolpern wir jetzt
wieder auf die Hauptstraße. Nach ein paar Unterhosen und T-Shirts für Müscha
und einem T-Shirt für mich sitzen wir jetzt auf dem Boardstein und sind völlig
fertig. Ich glaube, diese Straße bietet echt so ziemlich alles an. Besonders
ziemlich viel Schrott und je öfter wir darüber nachdenken, desto mehr
realisieren wir, dass wir diesen Schrott gar nicht brauchen. Die Ausbeute
bleibt dementsprechend klein.
Die
Reizüberflutung ist trotzdem enorm. So viele Farben, Gerüche und Formen. Ich
für meinen Teil bin völlig im Eimer und auch mein Körper gibt mir die ersten
Anzeichen dafür. Ich habe Kopfschmerzen und mir ist mal wieder schlecht.
Wir
schnappen uns ein Taxi und lassen uns nach Hause kutschieren. Das geht total
schnell, auch wenn die Straßen schon wieder total zugestopft sind. Wir haben
Glück, wir kommen zügig durch und nur 15 Minuten später stehen wir von unserem
Hotel.
Der
Tag ist zu Ende und wir total fertig. Wir sind so müde, wir holen uns nicht
einmal mehr was zu essen und fallen nur noch ins Bett.
05/02/2012 SONNTAG
Final
Call! Heute ist der letzte Tag in Bangkok und dann heißt´s Abflug nach
Deutschland. Mit gemischten Gefühlen wache ich auf und kann´s teilweise immer
noch nicht glauben, dass 3 Monate so schnell vorbei gegangen sind. Kaum sind
wir da, sind wir auch schon wieder weg. Besonders die Zeit in Thailand verging
so schnell, dass es mir eigentlich wie drei Tage vorkommt und nicht wie drei
Wochen.
Wir
stehen früh auf, um rechtzeitig am Königspalast zu sein. Nach dem Frühstück und
nach einer rasanten Taxifahrt stehen wir pünktlich um 8.30 Uhr vor den Toren.
Noch ist die Dichte der Touristen überschaubar. Trotzdem ist es schon jetzt
relativ voll und eigentlich möchte ich nur noch weg.
Naja,
was soll´s Augen zu und durch. Leider geht das nicht so schnell, denn Familie
Schmautz hat vergessen, sich adäquat anzuziehen. Auch wenn Anzug und Robe nicht
Pflicht sind, Haut darf hier nicht gezeigt werden. Unsere Outfits sind quasi
nicht Königpalasttauglich und so müssen wir uns Klamotten leihen. Da kann man
nur von Glück sagen, dass wir mit die Ersten sind. Denn auf so ein schönes
verschwitztes Höschen oder Hemd hätte ich jetzt keine Lust. Brrr...!
Wir
leihen uns also einen Rock, ein Shirt und eine Hose. Alles extrem hässlich,
aber ich sag ja sowieso immer: „Mut zur Hässlichkeit!“ Und in unserem Dress
sind wir da sicherlich ganz weit vorne.
Gut,
das mit der Kleiderordnung hätten wir dann jetzt auch geklärt, dann kann´s ja
nun endlich los gehen oder?
Hübsch
zurecht gemacht in unseren neuen heißen Outfits reihen wir uns in eine Schlange
an. Wir bemerken leider erst jetzt, dass das hier nicht nur eine
Massenveranstaltung ist, sondern auch ein gutes Geschäft. Eintritt ist ja
völlig okay, aber gleich 400 Baht. Das ist im Verhältnis zu anderen Dingen ja
fast Wucher.
Wir
stehen in der nicht enden wollenden Schlange und ich weiß nicht, ob ich mir das
hier alles antun will. Menschenmassen, Drängeln, Pöbeln, Schubbsen. Gerne würde
ich mir das hier alles angucken, aber nicht um jeden Preis. Und damit meine ich
nicht den monetären Preis. Mir ist das hier alles zu voll und zu doof. Die
Menschen sind mir zu dicht. Darauf kann ich verzichten.
Müscha
ist ähnlicher Ansicht. Und so wandern wir gegen den Strom zurück, geben unsere
Sachen wieder ab und verlassen das Gelände des Königs. Eigentlich schade. Der
sieht immer so niedlich auf den Fotos aus. Aber ihn selbst hätte ich ja eh
nicht gesehen. Was soll´s, vielleicht Flieger wir ja mal mit dem Hubschrauber
über den Palast. Das wäre echt toll. Gucken und das ohne die ganzen Menschenmassen.
Der
restliche Tag verläuft halbwegs entspannt. Wir schlendern noch durch ein paar
Straßen und machen ein paar letzte Besorgungen bis wir uns im Siam Square in
einem Restaurant einfinden. Dort gibt´s Sushi und asiatisches Fondue all you
can eat. Innerhalb von zwei Stunden verputzen Müscha und ich so viel wir können
und schlagen uns die Bäuche voll. Sehr lecker.
Danach
geht’s wieder zurück ins Hotel. Nach einem letzten Kaltgetränk auf der
Dachterrasse packen wir unsere Sachen und verlassen um 21.00 Uhr unser Hotel.
Tja, nun ist Schluss. Einfach so.
Eine
Stunde später stehen wir dann auch am Flughafen. Ein Versuch, uns mal wieder
kostenlos in die Business Class zu schleusen, scheitert leider. Obwohl ich mich
extra hübsch gemacht und mir eine Jeans angezogen habe. Aber diesmal
wollen sie uns nicht. Schade
Na
dann kann ich meine Jeans wenigstens wieder ausziehen. Bis zum Abflug sind es
noch knappe zwei Stunden, die ziemlich schnell vergehen. Aber Langeweile kommt
hier auch nicht auf. Dank Passkontrollen, Gepäckkontrollen, wieder
Passkontrollen und etlichem anderem Sicherheitskram. Naja, ist ja nur zu
unserer Sicherheit und ich will mich ja nicht beschweren.
Tja
und irgendwann sitzen wir im Flieger und alles kommt mir auf einmal so verdammt
weit weg vor. Es ist fast als wäre ich nie weg gewesen. Ein komisches Gefühl.
Und
nur ein paar Stunden später landen wir jetzt in Tegel. Schon im Gangway ist mir
bitter kalt und ich frage mich, wieso ich so doof war, eine Reise zu planen
ohne dabei die Wetterlage in Deutschland zu bedenken. Das muss beim nächsten
Mal anders laufen. Die Überwindung von fast 50 Grad Unterschied sind einfach zu
groß.
Meine
Sandalen und mein Shirt sind jetzt die letzten Erinnerungen an eine Zeit im
Warmen. Das Shirt bedeckt jetzt schon ein warmer Pullover und nur noch die
Sandalen bieten der Kälte hier Paroli. Fragt sich nur noch wie lange, denn
meine Füße haben da glaube ich auch noch ein Wörtchen mitzureden. Diese
besagten fallen jetzt fast ab und ich hoffe, nicht da draußen in den Schnee zu
müssen.
Aber
egal, ich bleib standhaft. Während sich alle anderen ihre Mützen noch tiefer
ins Gesicht ziehen und in ihre Mäntel werfen, nehme ich mein Gepäck und laufe
in meinen Sandalen zum Ausgang.
Müscha
und ich sind wieder da. Und auch wenn alle den gleichen Weg hinaus wählen,
merke ich, im Herzen laufen wir schon wieder entgegen dem Strom.
RICHTIG
SO! WILLKOMMEN ZURÜCK!