Mittwoch, 14. März 2012

LANES WELT ZIEHT UM...

So, jetzt ist´s soweit. Lanes Welt zieht um und bekommt ihre eigene Welt. Ihre eigene Domain. Ab 01.04.2012 geht das Bloggen dann so richtig los und jeder der will, kann verfolgen, was Lane da so treibt.


Wer Anregungen hat, worüber man mal schreiben sollte oder was ihm auf dem Herzen liegt. Einfach eine Mail an: mail@laneswelt.de.

Ich hoffe, auch dort auf fleißige Leser zu stoßen.

Bis dahin heißt´s erst einmal für mich, das Nerdalphabet zu lernen. Und das ist doch etwas schwieriger als gedacht. Mist.
Eure Lane

Mittwoch, 8. Februar 2012

Thailand - Third week - 30/01 - 06/02/2012 - Koh Tao - Bangkok


30/01/2012 MONTAG

Was für eine Nacht. Ich bin total gerädert und jetzt bimmelt dieses Telefon auch noch viel zu früh los und reißt mich aus dem Schlaf. Es ist grade einmal 6.30 Uhr. Wer im Urlaub freiwillig so früh auf steht, muss echt eins an der Waffel haben, Sonnenaufgänge fotografieren oder...genau Tauchen wollen. Obwohl das mit der Klatsche auf uns nun unbestritten auch zutrifft, haben wir auch letzteres vor und so heißt es: “Ab ins Bad und Zähne geschrabbelt.“

Auch wenn ich hoch motiviert bin, mich noch einmal in die Abgründe des Meeres zu wagen, bin ich fix und foxy. Die Nacht war wenig erholsam. Zum einen beschallte uns die Musik bis in die frühen Morgenstunden, zum anderen fing plötzlich ein monsunartiger Regen an. Kurzfristig dachte ich schon, die großen Regentropfen zerhämmern unsere kleine Hütte. Leider brachte der Regen eine erhöhte Luftfeuchtigkeit mit sich, dass unsere Laken total klamm und muffelig wurden.

Sowieso fühlen sich meine Klamotten ohnehin irgendwie klamm, feucht und muffelig an. Ich selbst habe auch die ganze Zeit das Gefühl, dass ich irgendwie riechen könnte und zu einem kleinen Muffelkopf mutiere. Jetzt durch den Regen ist wirklich alles irgendwie angegrindet und auch unsere Hütte ähnelt eher einem Feuchtbiotop. Und besonders in der Nacht ist das ecklig, wenn alles klebt und dann auch noch anfängt zu riechen. Waahhh. Der Geruch der Kissen liegt mir jetzt noch in der Nase, jetzt wo ich hier im Bad stehe. Baaah!

Aber vielleicht riechen ja nicht nur die Kissen, sondern ich selbst auch. Ich habe das Gefühl, ich würde nach Käse müffeln und wenn es so sein sollte, ist das ziemlich peinlich. Müscha meint, ich erzähl Quatsch, aber vielleicht riecht er es ja schon gar nicht mehr.

Duschen schaff ich jetzt trotzdem nicht mehr und außerdem steige ich gleich wieder in meinen heißen Neoprenanzug. Da ist es also egal, ob ich jetzt dufte oder eher müffel. Und dann ist ja da noch der Regen. Leider gießt es immer noch in Strömen und bei dem Wetter ist es wohl sowieso die beste Option tauchen zu gehen. Denn unter Wasser ist es egal, ob die Sonne scheint oder es aus Eimern schüttet.

Wir schnappen unsere Sachen und laufen in einer etwas regenfreieren Minute zur Tauchschule rüber. Unsere Tauchsachen liegen schon fertig gepackt für uns bereit und so können wir gleich starten, um runter zum Hafen zu fahren. Das Taxi, das uns von A nach B bringt, ist natürlich das altbekannte. Sprich, der Pick Up, der hinten über eine Pritsche für die Mitfahrenden verfügt. Natürlich ohne Dach. Eine Schlechtwetter Variante oder ein ausfahrbares Dach sehe ich hier jedenfalls nicht. Mist. Naja, jetzt stoppt der Regen ja grade einmal und vielleicht haben wir ja Glück.

Doch wir sind ja bei Familie Schmautz´Pleiten, Pech und Pannen und da ist so ziemlich klar, dass es natürlich kurz vor Ankunft ordentlich anfängt zu schütten und alle bis auf die Unterhose das erste Mal durchgeweicht sind. Denn, wenn´s dann regnet, dann aber auch Gießkannenartig. Grandios.

Und man mag es kaum glauben, aber der Regen bringt ein wenig Abkühlung und die paar Grad Temperaturunterschied und die feuchten Klamotten am Leib lassen uns schon ein wenig bibbern. Na da kommt doch Freude auf. Jipih.

Jetzt stehen wir auf dem Tauchboot und tuckern los. Das Prozedere mit der BCD(Tarierungsweste), der Sauerstoffflasche und dem ganzen anderen Gebammel klappt ziemlich gut und unser Equipment wäre dann zum Einsatz bereit. Jetzt muss ich mich nur noch in den kalten, nassen Neo reinpressen...brrr...in diesem Augenblick vergeht mir echt die Laune und ich würde lieber in einem kuscheligen Bett liegen. In meinem kuscheligen Bett!

Bevor es runter geht, bekommen wir noch eine Zusammenfassung unseres dritten Tauchgangs von Bastiaan und er erklärt uns, was wir unten im Wasser alles machen werden. Z. B. Übungen, um mit dem ganzen Equipment sicherer zu werden oder damit man gleichmäßiger und runder durch´s Wasser schwebt.   Prima, das gestern sah sicherlich komisch aus.

Wie wir die letzten Tage zu genügend gehört haben, macht Tauchen ja ganz viel Spaß. Alle haben gute Laune, egal zu welcher Uhrzeit und allen geht’s prima. Na eben so ein eingeschworenes Völkchen für sich. So eine kleine Sekte Sonnenschein, die auf reinem "Sauerstoff" ist. Bastiaan gehört dieser Sekte auch an und hat so verdammt gute Laune, dass es mich fast wahnsinnig macht. Aber meine Meinung interessiert grade keinen und so höre ich ihm "gespannt" zu, was er als nächstes mit uns vor hat.

Das Thema mit den Übungen haben wir ja jetzt geklärt. Was fehlt denn nun noch? Ach, das "Reinkommen ins Wasser", stimmt ja. Da schlagen doch bei mir grade sämtliche Alarmglocken los. Reicht denn nicht schon dieser komische „Große-Schritt-ins-Meer“ aus dieser Höhe? Natürlich nicht! Es darf immer noch ein bisschen mehr Spaß machen. Tooooll, ick freu ma. „Na dann lass mal hören!“

Die Übung, die Bastiaan da erklärt, hört sich leicht an. Doch schon jetzt weiß ich, dass sie mich Überwindung kosten wird. Naja, dazu gleich mehr. Zuerst zwinkert mir noch der Neo zu und so schnell er zwinkert, so schnell werfe ich ihn mir über meine Haut und versuche das Gefühl des Ekels zu unterdrücken. Ich schnalle mir die Taucherausrüstung auf den Rücken und Müscha und ich machen unseren obligatorischen „Buddy Check“ - BWRAF – was das genau heißt, erklärte ich ja bereits.

Ein wenig torklig tapse ich zur Reling und beobachte Bastiaan wie er sich Halsbrecherisch ins Wasser plumpsen lässt. Beim Anblick fallen mir fast die Augen raus und am liebsten möchte ich Müscha den Vortritt lassen. Aber leider heißt es auch hier „Frauen und Kinder zuerst“ und so bin ich die Nächste, die es Bastiaan gleich machen darf.

Bevor ich noch ein wenig höher klettere, damit sich der Sturz auch lohnt, schlüpfe ich in meine Flossen und ziehe mir die Brille ins Gesicht. Ich taumele mit Hilfe eines netten Tauchassistenten auf die Reling und stehe jetzt mit dem Rücken zum Wasser. Meine Aufgabe ist es, mich jetzt einfach rücklings ins Wasser fallen zu lassen. Angst vor Schmerzen brauche ich nicht haben, sagt man mir noch einmal, es sei angeblich kinderleicht und das Gewicht der Sauerstoffflasche würde das Wasser schon teilen, so dass das totalen "Spaß" bereitet. Auja, den Spaß will ich mir natürlich auch nicht nehmen lassen. (ironisch)

Und jetzt steh ich hier. Vor mir der Assistent. Er gibt mir Anweisungen und ich möchte eigentlich nur in mein Bett. Ob da wirklich nichts passieren kann? Nicht, dass ich mir meinen Rücken dann gänzlich kaputt haue? Vielleicht komme ich ja auch doof auf oder drehe mich wohl möglich in der Luft? Obwohl, physikalisch betrachtet, ist das sehr unwahrscheinlich. Naja, aus der Nummer komm ich jetzt eh nicht mehr raus, also stopfe ich mir das Mundstück der Sauerstoffflasche in den Mund. Lustigerweise sehen jetzt nicht nur alle anderen, dass ich Schiss habe, nein, sie hören es auch. Dank des Regulators in meinem Mund können alle meine Angst verzehrte unrhythmische Schnappatmung hören. Auch mir bereitet das Geräusch, das ich da von mir gebe, ein wenig Sorge und ich entscheide mich fürs Springen. Oder eben für das „Durch-nach-hinten-fallenlassen-ins-Wasser-kommen“.

Alles zieht sich in mir zusammen und ich habe das Gefühl in einer Achterbahn zu sitzen. Vor Schreck lasse ich einen kleinen Schrei von mir. Es kribbelt verdammt doll in der Magengegend. Dann macht es laut „Patsch“ und ich sinke  ein paar wenige Meter ins Meer bevor ich wieder nach oben gleite und wie ein Korken an der Oberfläche umherwippe.
„Puuuh, geschafft, ich lebe noch“, geht es mir durch den Kopf, während ich versuche wieder klare Gedanken zu fassen.

Als nächstes ist Müscha dran. Wobei ich mir bei ihm keine Sorgen mache. Zum einen macht ihm so etwas Spaß, zum anderen hat er nicht so viel Angst vor der Höhe. Trotzdem hoffe ich, dass er sich nicht wehtut, denn er ist ja derjenige mit den noch größeren Rückenproblemen. Aber wer weiß, ob er an die grade denkt. So schnell wie er da oben in Position gebracht ist, wahrscheinlich nicht.
Auch er landet mit einem fetten „Patsch“ im Wasser. Alles gut gegangen, dann kann´s ja jetzt los gehen.

Für heute stehen sogar 18 Meter auf dem Programm und ich bin gespannt, wie meine Ohren das verkraften. Ein wenig Angst hab ich ja. Denn Ohrendruck ist echt ne unfeine Sache und kann schmerzhaft sein.
Ich lasse die Luft aus meiner Weste, stopfe mir wieder den Regulartor in den Mund und fange an zu sinken. Die ersten Meter gehen prima, doch dann beginnt das gleiche Spiel wie gestern. Abwechselnd machen mir meine Ohren Probleme und mir kommt es wie eine Ewigkeit vor bis wir die ersten 12 Meter geschafft haben.

Immer wieder steigen wir ein wenig auf, verweilen, gleiten wieder hinab oder Bastiaan massiert ein wenig rund um das Ohr herum. Das scheint zu helfen, denn danach, macht´s gleich immer „Flopp“! Endlich unten kann ich den Tauchgang auch genießen und alles klappt schon wesentlich besser als gestern. Müscha und ich gleiten ruhig und sanft vor uns hin und es ist toll hier unten. Kleine und große Fischis in den verschiedensten Farben und Formen, Korallen, Schildkröten oder Seeanemonen, ganz viel blau, grün und bunt. Ich mag besonders die kleine Minigewächse auf den Korallen. Sie sind blau, grün, gelb oder rot. Ich stänkere ein wenig mit ihnen, denn wenn ich ihnen mit der Hand zu fächere, dann ziehen sie ruckartig ihre "Köpfe" ein. Das sieht total putzig aus. Natürlich schadet es ihnen nicht. Denn das ist ja Gebot Nummer eins. Nichts anfassen und alles so lassen wie man es vorgefunden hat.

45 Minuten später stehen wir wieder auf dem Schiff und wir beide haben ein Leuchten in unseren Augen. Das war echt gut. Trotzdem bin ich geschafft und merke, dass mir eindeutig Schlaf fehlt. Außerdem ist es ganz schön frisch in den nassen Sachen. Aber dafür gib´s hier ja Kaffee und Tee und so kommt der Kreislauf wieder in Schwung.

Den zweiten Tauchgang besprechen wir jetzt an Deck. Auch bei diesem stehen ein paar Übungen an und wie nicht anders zu erwarten, wir sollen natürlich einen dritten „wie komme ich am besten ins Wasser-Sprung“ lernen. Den „James Bond“. Schon bei dem Namen richten sich sämtlich Nackenhaare auf und die Vermutung liegt nah, dass das wohl der Spektakulärste von allen drei Sprüngen sein wird. Na wir werden sehen, erst einmal verschnaufen wir ein bisschen und sammeln Kraft.

Ca. 30 – 45 Minuten später, stehen Müscha und ich wieder in voller Montur. Den Buddy Check sind wir schon durch und ich beobachte wie Bastiaan einen „James Bond“ der Meere vorführt. „Aha, Kopp voran, das ist schon einmal gut, aber was kommt jetzt? Ohhh nein, eine Rolle vorwärts und wieder auf dem Rücken landen!“ Ich glaub, es hackt.

Also gleiches Spiel wie vorhin. Nachmachen!!! Also in die Finnen, Maske auf und Regulator in den Mund. Meine Schnappatmung ist wieder nicht zu überhören und meine Atmung überschlägt sich fast, so sehr Angst habe ich. Aber was soll´s je länger ich hier stehe, desto schlimmer wird’s. Also beuge ich mich nach vorne, ziehe den Kopf zur Brust und bekomme von dem Tauchassistenten einen Schubs, drehe mich in der Luft und lande sicher auf meiner Sauerstoffflasche und es macht laut „Patsch“! „Bääääm“, auch das wäre geschafft.

Müscha benötigt auch ein wenig Hilfe, doch ist wesentlich sicherer als ich. So landet auch er mit einem dicken „Patsch“ im Meer und unser zweiter Tauchgang beginnt. Die Ohren machen mir auch jetzt wieder Probleme und wir brauchen meinetwegen wieder eine Halbe Ewigkeit. Trotzdem erreichen wir 18 Meter und alles verläuft wie vorher besprochen. Unter Wasser steht auch noch eine kleine Übung mit dem Kompass auf dem Programm. Schließlich sollte man hier unten nicht die Orientierung verlieren und wenigstens halbwegs navigieren können.

Obwohl ich an Deck noch alles verstanden habe, wie mit der Technik umzugehen sei, verreiße ich die Übung auf 18 Meter Tiefe völlig. Aber war ja klar, watt so ne Bockwurst ist. Wieso sollte das unter Wasser besser funktionieren als an Land. Ich muss voll lachen und um mich herum steigen lauter Blasen auf.

Dann geht’s weiter und wir sehen zwei kleine Nemos, nen Triggerfisch, weitere farbenfrohe Korallen und Fische. Wir tauchen durch einen Fels, entlang an Korallenbergen und es macht totalen Spaß. Leider gehen wir jetzt nach knapp 50 Minuten wieder hoch und der Tauchgang ist beendet. Ein schönes Gefühl. Auf jeden Fall besser als gestern. Das könnte man intensivieren.

An Deck merke ich, dass sich mein rechtes Ohr leider nicht wirklich erholt und ich bin einseitig etwas taub. Es ist als würde ich mono hören. Wie bei einem schlecht eingestellten Radio. Tja und wer nichts hört, der versteht auch nichts und ich freu mich jetzt schon auf die kommenden Stunden, wenn sich das nicht regulieren sollte. Denn schon jetzt verstehe ich nur die Hälfte und frage tausend mal nach: “Was hast du gesagt?“

Wir kommen wieder am Hafen an und leider fängt es jetzt wieder an zu regnen. Zu dumm aber auch, zumal wir uns gestern Abend einen Roller ausgeliehen haben, um mit den Mädels eine kleine Tour auf der Insel am Nachmittag unternehmen zu können. Das fällt dann wohl im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser.

Naja, vielleicht hört es ja noch auf und wir haben Glück. Erst mal gibt’s für uns beide eine warme Dusche, die uns wieder aufwärmt. Völlig erschöpft lasse ich mich in das muffelige Bett fallen. Es ist mir aber egal. Ich bin so müde und erschöpft, dass ich selbst im Stehen einschlafen würde. Müscha krabbelt zu mir und hält mich in seinem Armen. Fataler Fehler, denn ich schlafe sofort ein und bin weg.

Müscha weckt mich sanft. Hoppsa, da bin ich eben wohl total weggeschlummert. Auch wenn wir um 14.00 Uhr noch einmal mit Bastiaan verabredet sind, um einigen Papierkram zu regeln, möchte ich am liebsten Liegenbleiben. Ich bin müde, mir ist schlecht und ich kann nix hören. „Ick will zu meener Mama!!! Und am liebsten würde ich jetzt gerne in mein Bett nach Hause, in mein schönes Kuschelbett mit Riesendecke. Und der Müscha kann auch gerne mitkommen.“

Doch ich hab ja Anstand und so ziehe ich mir ein paar Klamotten über. Ich muss sogar einen Pullover tragen, so kühl ist es jetzt auf einmal. In der Tauchschule bekommen wir unseren vorläufigen Tauchscheine und so eine Art Logbuch ausgehändigt. So eine Art Tauchertagebuch, das sämtliche Tauchgänge dokumentiert und man einen Überblick behält, wo man, mit wem, wie tauchen war.

Bastiaan versucht uns einen Fortgeschrittenen Kurs jetzt schmackhaft zu machen. So müde wie ich grade bin ziemlich zwecklos, aber er schafft es trotzdem. So heißt es also auch die nächsten folgenden Tage:“Let´s go diving, making bubbles.“ So richtig euphorisch bin ich grad irgendwie noch nicht. Zum einen, weil es wieder früh aufstehen bedeutet, zum anderen weiß ich noch nicht, was mit meinen Ohren ist. Denn auch nach dem schönen Schläfchen kann ich immer noch nichts auf dem rechten Ohr hören.

Müscha und ich verabschieden uns von Bastiaan und gehen den restlichen Tag ganz entspannt an. Wir holen uns was zu essen, wo ich ganz nebenbei einen grandiosen Einblick in die Welt des Ingwer-Tee-Kochens bekomme, schlafen noch eine Runde und treffen uns abends mit den Mädels zu einem letzten gemeinsamen Abend.

Unsere Rollertour haben Müscha und ich mit den Mädels abgesagt. Zum einen zu gefährlich, zum anderen zu nass und beides zusammen eine üble Kombination. Die Straßen sind zum Teil überflutet und die Schlaglöcher stehen voller Wasser. Das riecht förmlich nach Gefahr. Das ist hier zwar „Pleiten, Pech und Pannen – Familie Schmautz in Thailand“, aber auf ein "Koh Tao Tattoo" können wir gut und gerne verzichten. So ein Tattoo ist dann quasi ein Tattoo mit Asphalt, Auto, Motorroller, Mensch oder allem zusammen. Danke nein!

Tja und nun sitzen wir hier beim Essen, schauen thailändisches Fernsehen, obwohl wir kein Wort verstehen (könnte bei mir daran liegen, weil ich eh nichts höre???) und die Stimmung ist etwas gedrückt. Wir sind alle etwas fertig und geschafft. Naja, und unsere Wege trennen sich schon wieder. Schade!

Wir schlafen relativ schnell ein. Der Regen scheint entweder die Musikanlage geschrottet zu haben oder sie blieb heute einfach mal aus, wegen ausbleibender Gäste. Wie auch immer. Gott sei´s gedankt, Ruhe! Aber ich hör ja eh nichts!


31/01/2011 DIENSTAG

Es ist noch Nacht und ich wache immer wieder auf, weil mir schlecht und unwohl ist. Dazu habe ich Kopfschmerzen und das Gefühl, mein Schädel platzt mir gleich weg. „Aua!“ Leider höre ich noch immer nichts mit dem rechten Ohr. Vermutlich kann ich mir den angesetzten Tauchgang abschminken. Mist

Draußen hämmert der Regen an unsere Hütte und es stürmt. Die kleine Hütte mufft und riecht komisch. Vielleicht habe ich deswegen auch Kopfschmerzen. Vielleicht ist es nicht nur feucht, sondern hier breiten sich gerade kleine Schimmelpilze aus. Sehen kann man hier nix. Außer das Bett. Das weißt Stellen auf, die könnten vermuten, dass da was entstehen könnte.

Ich stehe auf. Irgendwo in dem ganzen Kram, der hier liegt, müssen noch Kopfschmerztabletten versteckt sein. Da es keinen Schrank gibt und Ablagefläche fehlt, muss ich mit einem riesen Haufen aus Klamotten und meinen anderen Habseligkeiten vorlieb nehmen. Trotzdem finde ich unsere Reiseapotheke und werfe mir eine Tablette ein. Hoffentlich wird’s jetzt besser.

Relativ früh wache ich auf. Der Duft von Muff und Bähh erzeugt einen kleinen Würgereiz. Ich muss echt aufpassen, mich nicht zu übergeben. Mir ist total flau im Magen. Die Kopfschmerzen haben Gott sei Dank nachgelassen. Trotzdem fühle ich mich nicht gut. Mein Ohr ist ein bisschen besser und mittlerweile höre ich wieder. Leider gluckst es vor sich hin und meine nächtliche Vermutung bestätigt sich. Das Tauchen kann ich heute abhaken.

Schade. Leider entgehen uns so fünf weitere Tauchgänge. Unter anderem ein Nachttauchgang, Navigationstauchen, Tieftauchgang auf 30 Meter und ein Tauchgang zu einem Schiffswrack. Aber wer weiß, vielleicht bin ich ja morgen wieder fit. Heute bekommt mein Ohr auf jeden Fall eine Schonfrist.

Während Müscha in der Tauchschule bescheid sagt, dass ich krank bin, besorge ich uns ein kleines Frühstück, was halbwegs magenschonend ist. Dazu gibts noch eine große Flasche Febreze, um dem ein oder anderen Eckelgeruch den Gar auszumachen. Bevor wir uns mit dem Frühstück auf unsere Veranda setzen, verabschieden wir Anika und Caro. Die beiden setzen heute ihre Reise fort und verlassen die Insel. „Na denn, macht´s jut Nachbarn und immer schön aufpassen!“ Tja, und dann ziehen die beiden mit ihren in Mülltüten eingepackten Rucksäcken von dannen und Familie Schmautz zieht sich auf ihre Veranda zurück.

Auch wenn der Regen unsere Hütte zu einem Feuchtbiotop und Straßen zu Flüssen werden lässt. Irgendwie herrscht eine beeindruckende Stimmung. Es ist alles ein wenig gedämpfter, ein wenig ruhiger und die meisten der Touristen bleiben wohl in ihren Unterkünften versteckt.
Gut, dass wir beide eine Poleposition mit Blick auf unsere Bucht haben. Auch wenn es regnet, wir können es uns hier gut gehen lassen.

Der Regen lässt langsam nach und die Sonne tastet sich auch schon wieder langsam durch die dicken Wolken. Super, mein Zeichen ein wenig von dem Febreze zu versprühen. Wenn die Sonne scheint, dann trocknet es vielleicht noch. Auch Müscha hat schon sämtliche Sachen eingesprüht, mit dem Versuch den Muff zu beseitigen. Naja, wirklich weg geht’s davon sicherlich nicht. Wahrscheinlich doch nur eine Art verschlimmbessern, aber egal, einen Versuch ist es Wert.

Ich bin immer noch ganz schön schlapp und so verkrümele ich mich noch einmal ins Bett. Schlafen ist immer noch die beste Medizin. Außerdem möchte ich ja erholt aus dem Urlaub wieder kommen, also kann´s nicht schaden, nach dem sportlichen Tauchprogramm, sich einen Tag Ruhe zu gönnen.

Der Tag verläuft also ganz entspannt und wir bewegen uns nicht wirklich viel. Schlafen, essen, im Internet surfen, Fotos machen, lesen. Nicht sonderlich einfallsreich, dafür sehr erholsam und für ein Aufladen der leeren Batterien sehr förderlich. So wundert es dann auch nicht, dass wir heute sehr zeitig ins Bett gehen.


01/02/2012 MITTWOCH

Ausgeschlafen und halbwegs fit, wache ich gegen 7.00 Uhr auf. Ich fühle mich besser. Doch wieder pocht mein Schädel, mir ist flau im Bauch und ein wenig koddrig. Mein Ohr ist besser, aber richtig fit ist es irgendwie nicht. In der Nacht hatte ich ganz schöne Ohrenschmerzen und ich denke, dass ich einen weiteren Tauchgang auf einen nächsten Urlaub verschieben muss.

Ein wenig geknickt bin ich schon, denn ich habe das Gefühl, etwas zu verpassen. Ich dachte, dass Gefühl hört irgendwann einmal auf. Aber scheinbar ist es egal, ob man 15 oder 29 Jahre ist.
Vielleicht muss ich da ja noch ein paar Jahre auf den Buckel bekommen, damit ich ein wenig ruhiger, einsichtiger oder weiser werde? Keine Ahnung!

Auch wenn das mit dem Tauchen nichts wird, bleibt jetzt Zeit für die Insel. Schließlich haben wir von der ja noch gar nicht viel gesehen und es wäre doch schade morgen zu fahren, ohne einmal ins Hinterland gefahren zu sein.

Die Insel ist so aufgebaut, dass sich die meisten Resorts im Westen befinden. Etwas abgelegen sind dann die im Süden und Norden. Der Osten ist relativ dünn besiedelt und man muss durch den Busch und über unbefestigte Straßen.  Eigentlich kein Problem, aber der Regen hat sicherlich aus den unbefestigten Straßen, eher Rinnsale werden lassen. Trotzdem leihen wir uns "nur" einen Motorroller und kein Crossmoped.
Zum einen haben die hier nicht wirklich gute Helme und zum anderen bin ich ja noch nie Motorrad gefahren. Und so übermütig bin ich dann doch nicht, dass ich alles, um jeden Preis, erleben möchte. Meine oder unsere Gesundheit ist mir da doch wichtiger.
Ein Quad würde noch gehen, aber davon haben sie grade keines mehr. Also ein kleines Moped.

Damit düsen wir jetzt an den Sai Ree Beach. Dort wollen wir in das nette Café vom ersten Tag. Das mit dem herrlichen Kaffee.
Ich übernehme wieder die Navigation und fahre uns so gut es geht von A nach B. Die Straßenverhältnisse lassen echt zu wünschen übrig und so artet das hier  eher zu einem Balanceakt aus. Denn ich kann kaum schneller als 30 - 40 Km/h fahren, weil immer wieder tiefe Pfützen oder angeschwemmter Sand auf der Straße vorzufinden sind. Echt gefährlich. Wir beide sind zwar nicht wirklich schwer, aber mit Moped bringen wir sicherlich 200 - 230 Kilo auf die Waage und das muss erst einmal austariert werden. Besonders wenn ich hier so langsam fahre teilweise schon schwierig.

Die Sonne scheint uns heute wieder auf den Pelz und wir "düsen" durch die Gegend. Auf der Hauptstraße stelle wir die kleine Karre ab und schlendern vor zum Strand. Das Café ist gut gefüllt und wir beide bekommen grade noch so einen Platz. Eigentlich wollte ich nur einen Cappuccino trinken, aber jetzt bekomme ich doch ein wenig Hunger. Wir entscheiden uns beide für ein Frühstück. Müscha bestellt sich ein englisches Frühstück und ich genehmige mir ein Omelette. 

Das Frühstück ist sehr lecker und gut gestärkt setzen wir unseren Ausflug fort. Zuerst schlendern wir noch ein wenig umher, bis wir uns wieder auf den Roller setzen und die Insel unsicher machen.

Leider bleibt uns das "wahre" Hinterland ein wenig verwehrt, denn der kleine Roller ist dafür einfach zu ungeeignet. Schon jetzt fällt es ihm schwer, uns beide Berghoch und Bergab zu tragen. Besonders Bergauf stottert sich die Kiste einen ab und ich habe immer gleich das Gefühl, dass das Ding uns abkratzt.

Aber dem ist nicht so. Der Roller bleibt tapfer und wir erkunden jeden Zipfel der Insel soweit wir kommen. Die Straßen sind durch den Regen in einem sehr schlechten Zustand, so dass wir einige Male wieder kehrt um machen. Aber egal, wir haben Spaß.

Nachmittags setzen wir uns mit einem Kaffee und Gebäck auf unsere Terrasse und tanken ein wenig Energie auf. Müscha schläft sogar ein wenig ein, während ich an meinem Tagebuch schreibe.

Den letzten Abend auf Koh Tao verbringen wir natürlich nicht auf unserer Hütte, sondern gucken uns die Hauptstrände noch einmal bei Nacht an. Wer weiß, welche Szenerien uns jetzt geboten werden.
Aber dort angekommen, stellen wir schnell fest, dass es wenig anders ist, als am Tage. Nur dass jetzt laute und alkoholisierte Touristen die Straßen säumen.

Aber nicht nur die. Auch ein paar hübsch zurecht gemachte Ladyboys treffen wir an. Die 4 "Mädels" machen für irgend eine Show Promotion und verteilen Flyer. Wirklich niedlich an zusehen die vier Typen. Da kann sich eine Frau noch den ein oder anderen Anmaltipp holen. Hihi!

Trotzdem ist es Müscha und mir zu viel Trubel und nachdem wir noch ein wenig hin und her laufen, schwingen wir uns wieder auf den Roller und düsen zu unserer lauschigen Hütte. Mit Früchten, ein paar Spießen und einem Kaltgetränk sitzen wir nun hier und merken, dass sich alles dem Ende neigt. Komisch.


02/02/2012 DONNERSTAG

Eine Woche später und es ist mal wieder Reisezeit. Unsere Tickets für Fähre, Taxi und Zug haben wir und auch das Hotel für Bangkok ist gesichert. Eigentlich sollte nichts schief gehen und wir können den Tag entspannt beginnen lassen.

Was passt da besser als sich eine schöne Massage zu genehmigen? Nachdem wir in der Tauchschule und im Resort alles bezahlen, unseren Roller zurückgeben, stehen wir vor einer Massage. Von außen sieht es einladend aus und ich denke, es ist wie mit den Garküchen. Wenn es gut riecht und einladend aussieht: „Greif zu!“

Ein wenig schüchtern stiefeln Müscha und ich jetzt durch die Tür. Wir werden herzlich begrüßt und man gibt uns "die Massagekarte". Hmm...nun müssen wir uns entscheiden. Wir beide schwanken noch zwischen Thai- und Öl Massage, wissen jedoch nicht, was uns besser bekommen könnte. Naja, entspannend ist wahrscheinlich beides, also egal. Wir nehmen beide eine Öl Massage für jeweils 300 Baht.

Die nächste Stunde heißt es also wieder Energie auftanken und vielleicht das Ziehen aus dem Rücken herausbekommen. Denn mein Rücken sagt seit zwei Tagen auch schon wieder ganz schön dolle Aua. Ein wenig unbeholfen, folgen wir der kleinen Thai und sie weist uns zwei Liegen zu. Sie geht weg. Ich gucke Müscha an: „Und nu? Hinsetzen, ausziehen, warten?“ Aber auch Müscha hat keine Ahnung.

Warten finde ich doof und so lunze ich hinter dem Vorhang hervor und frage. Klaro, ausziehen. Ist ja vielleicht auch logisch, wir wollen ja schließlich massiert werden. Da es sich um eine Ganzkörpermassage handelt, gehe ich davon aus, dass wir uns nackelig machen sollen und entkleide mich komplett. Ich ziehe mich aus und lege mich auf den Bauch auf die Liege. Müscha ist noch ein wenig zögerlich und behält seine Buxe an. Haha, ziert er sich jetzt etwa, wie geil?!

Die Thai kommt hinter dem Vorhang hervor und auch Müscha muss blank ziehen. Lustig wie er da sitzt, sieht wirklich so aus, als wäre es ihm grad ein wenig doof. Eine weitere Thai kommt hinzu und dann geht’s los. Rücken, Po, Beine, Arme, Hände. Dann wendet sie mich und knetet alles von der anderen Seite durch. Auch mein "Günther" (mein Bauch heißt so) bekommt ein paar Kneteinheiten zu spüren.

Zum Schluss massiert sie an Hals, Schultern und Kopf. Krass, was sie da mit mir anstellt und teilweise tut es fast ein wenig weh. Zu guter Letzt setzt sie mich auf, dehnt mich kurz, positioniert meine Beine zum Schneidersitz, krempelt sich über meinen Oberkörper, wippt in die eine Richtung und reißt mich dann schnell in die andere bis es "kracht". „Ach du schei..., hat sie mich jetzt kaputt gebrochen?“ Ich muss lachen. Denn auf der einen Seite merke ich grade, wie entspannt ich werde, auf der anderen Seite bin ich ein wenig erschrocken darüber, was ich für Geräusche von mir gebe. Das gleiche macht sie natürlich noch mit der anderen Seite. Kurz wippen und dann ratsch, reist sie mich rum und es knackt übelst laut.

Es hört sich zwar verdammt übel an, aber es tut nicht weh. Im Gegenteil. Wahrscheinlich hat sie mir grade sämtliche Verspannungen der letzten Wochen aus den Knochen gehebelt, so dass mein Körper jetzt wieder ein wenig freier durch die Gegend hüpfen kann.

Da Müschas Thai ein paar Minütchen hinterher hinkt, kann ich mir Müschas Spektakel des Ausrenkens aus nächster Nähe ansehen bzw. anhören. Auch er wird in diese Schneidersitz-Stellung gesetzt und dann macht´s auch bei ihm zwei Mal ein fettes „Knacks“. Unglaublich. Das hört sich nicht gesund an. Vielleicht sollten wir uns in Bangkok gleich noch einmal eine Massage gönnen. So günstig bekommen wir die in Berlin jedenfalls nicht. Also sehr zu empfehlen. Auch für diejenigen, die sonst nicht auf so "Spa-Zeug" stehen.

Jetzt sitzen wir auf einer kleinen Bank und trinken warmen Jasmintee, dazu gibt’s Kekse. Wir beide sind total entspannt und auch unsere Rücken danken uns grade sehr.
Mit entspanntem Körper und Geist steht doch einer Reise nach Bangkok eigentlich nichts mehr im Wege. Uns kann heute keiner was!

Kurze Zeit später heißt es jetzt Abschied nehmen. Unser Taxi ist da und der nette Thai, der uns schon am ersten Tag abholte, bringt uns jetzt wieder zum Hafen. Wir werfen uns und unsere Rucksäcke auf den Pickup und holpern davon. Ein bisschen wehmütig sind wir beide schon. Auch weil wir noch ein paar mehr Tauchgänge gemacht hätten. Koh Tao ist wirklich eine schöne Insel und die Tage hier haben uns gut getan.

Ein wenig früher als geplant, erreichen wir den Hafen und da stehen wir nun mit unserem Gepäck. Im Wartebereich des Fährterminals sind wir die ersten. Mir ist schon wieder ein wenig flau im Bauch. Ich muss mich erst einmal hinsetzten. Mensch, was ist denn da los? Ich kann nur hoffen, dass ich nichts falsches gegessen habe und ich jetzt noch Probleme mit dem Magen bekomme. Natürlich super, wenn man gleich eine Fährfahrt vor sich hat.

Oder hat mir die Massage-Thai ein wenig zu fest in die kleinen Speckröllchen gegriffen, so dass sich mein Magen etwas verdreht hat? Na wie auch immer, mir ist schlecht und ich habe das Gefühl, mir gleich noch einmal ein paar Gedankengänge im Detail durch den Kopf gehen zu lassen.
Während ich vor mich dahinvegetiere, macht sich Müscha noch einmal auf die Socken und zieht durch die Geschäfte. Mit ein paar kleinen Geschenken und etwas zu Essen kommt er wieder.

Hmm...da meldet sich auch wieder mein Magen und ein wenig wundert es mich, dass er trotz Unwohlsein nach Nahrung schreit. Merkwürdig. Naja. Müscha rennt meinetwegen also noch ein zweites Mal los und besorgt auch mir eine leckere Portion Pat Tay. Sehr leckere. Glasnudeln, Soyasprossen, Gemüse, Ei, ggf. Hühnchen, Erdnüsse und ein wenig scharf. Hmmm...! So einfach kann lecker sein.

"Günther" freut sich auch über die Wahl meines Essens und er hört für einen kurzen Moment auf herumzuzetern. Nachdem ich alles verputzt habe, meldet er sich jedoch gleich wieder und ich verziehe das Gesicht. „Ach manno, das ist doch echt nicht schön!“

Eigentlich müsste die Fähre schon längst da sein, doch sie hat Verspätung und angeblich müssen wir 40 Minuten warten. Na hoffentlich nicht später, sonst verpassen wir noch unseren Zug in Champon.
Obwohl, wenn ich es mir recht überlege, würde das doch zu unserer never ending story „Pleiten, Pech und Pannen – Familie Schmautz in Thailand“ passen. Also rechne ich mal mit dem Schlimmsten und fahre meinen Puls gleich auf Halbtot. Der sollte so bei 20 liegen. Dann hab ich noch ein bisschen Luft nach oben, wenn ich dann später innerlich am Ausrasten bin.

Doch zu meiner Verwunderung kommt das Boot doch tatsächlich unpünktlich pünktlich". Na wer hätte das gedacht. Zuerst müssen aber alle ankommenden Passagiere von Board, damit für die Neuen, also uns, auch Platz ist. Das dauert natürlich bis alle mit ihren Rücksäcken und Köfferchen vom Boot kommen. Dann schnappen wir unser Zeug und stellen uns mit in die Schlange und laufen ganz gemächlich auf das Boot.

Da die meisten der Reisenden immer draußen einen Platz suchen, verkriechen wir uns gleich in den Bauch der Fähre. Hier gibt’s Schatten und die Temperaturen sind halbwegs erträglich. Einen Sonnenbrand kurz vor Schluss brauche ich jedenfalls nicht. Außerdem ist an jedem Sitz eine Rettungsweste festgezurrt, so dass ich im Notfall nur zugreifen müsste. Safty first, sag ich ja immer. :-) Die da draußen würden in ihrer Panik sicherlich erst einmal von A nach B irren.

So jetzt geht’s los und alle Passagiere, samt Gepäck sind verstaut. Die Fähre macht ordentlich Alarm und die Geschwindigkeit kommt mir wesentlich schneller vor als mit den vorherigen Booten. Naja, liegt vielleicht auch daran, dass wir ein Expressboot haben. Ich Blitzmerker. Aber auch so ein Expressboot kann die Wellen nicht ganz ohne Bewegung überwinden und so fängt der Kutter ganz schön an zu schaukeln. Jetzt wird’s lustig. Ich fixierie immer wieder den Horizont mit den Augen, damit mir nicht so schummerig wird. Günther hab ich mit dieser Stunteinlage jetzt wohl etwas überfordert und ich merke wie sich mein Mageninhalt auf Reise macht und verselbstständigt. „Oh oh, nein, nicht übergeben“, denke ich mir und versuche ganz entspannt zu atmen und den Blick vom Horizont nicht abzuwenden.

Es scheint zu funktionieren. Nach einer halben Stunde hat sich mein Magen an den etwas stärkeren Seegang gewöhnt und mein Mageninhalt bleibt da, wo er hingehört. Und nun schippern wir vor uns hin. Und es ist wohl das letzte Mal, dass ich auf so einem schrammelligen Kutter mit ohrenbetörendem Motor sitze. Das mit den Motoren ist wirklich ein sehr lustiges Phänomen. Ich habe sowieso die These ausgestellt, dass Busse, Taxis, Longtailboote und sowieso jeglichen Transportmittel, die hier rumfahren, über den gleichen Motor verfügen. Dieser röhrt laut, dass es einem in den Ohren scheppert und hat, glaube ich, halbwegs gute Power. Er besticht aber eindeutig durch sein Geräusch.

Gegen 17.30 Uhr kommen wir in Champon an und alles geht total gesittet und normal von statten. Wir schnappen unsere Rucksäcke, man brüllt uns von weitem schon zu: „Train? Champon?“ Und wir bekommen den Weg zu einem "Viehtaxi" gezeigt. Na toll, mal wieder Gruppenquetschen in einem Vehikel, was nur noch die Farbe zusammenhält. Naja, dafür der altbekannte röhrige laute Motor. Als wir aufspringen fallen mir gleich die Boxen auf. Ich muss lachen, vielleicht ist der Motor in Wahrheit gar nicht so laut und der Sound kommt aus den Boxen. J Na wer weiß, auf jeden Fall ein lustiger Anblick. Denn der Transporter verfügt so ziemlich über alles, außer Komfort oder bequeme Sitze. Dafür bestechen aber diese riesigen Boxen.

Ich setze mich mit Müscha auf die Bank und neben uns gesellen sich lauter andere kleine Touristen und die Fahrt geht los. Ganz schön lange dauert das Gschaukel. Wo der Typ uns wohl hinfährt? Hoffentlich bringt er uns wirklich zum Bahnhof. Nicht, dass wir am Ende auf den falschen Viehtransporter gestiegen sind. Meine Gedanken fangen an sich zu überschlagen und schon bin ich in meiner eigenen Welt.

Gefühlte Stunden später erreichen wir den Bahnhof von Champon. Wirklich viel los ist hier nicht. Aber egal, wir sind ja eh nur auf der Durchreise. Etwas müde und träge schlendern wir durch den Bahnhof. Wir beide sind etwas desorientiert und wissen nicht so richtig wohin mit uns. Da es nur einen Bahnsteig gibt, sollten wir auf dem Richtigen stehen. Ein wenig Zeit bis zur Abfahrt bleibt trotzdem noch und wir besorgen uns ein paar Getränke und ergattern eine Oberleckere Reissuppe mit einem Hühnchen, das so zart und mager ist, dass ein kleines Feuerwerk in unseren Gaumens entfacht.

Irgendwann fährt unser Zug mit einer Verspätung von 40 Minuten in den Bahnhof ein. Wir sehen unseren Wagon und laufen fast bis an den Kopf der Zugmaschine. Müscha gibt mir einen kleinen Schubs, damit ich mit dem ganzen Gepäck auf den Wagon steigen kann. Zack drin. Müssen wir nur noch unsere Plätze finden. Aber das sollte auch kein Problem darstellen, denn im Zugfahren sind wir ja mittlerweile geübt.

Unsere Betten sind schon fertig drapiert und wir müssen nur noch Platz nehmen. Auch wenn es gerade einmal 19.30 Uhr ist, schlafen die meisten der anderen Passagiere schon und wir verhalten uns dementsprechend leise. Unter Müscha schläft ein kleines Mädchen, das immer wieder die Äuglein aufmacht und uns beobachtet. Sie kneift die Augen zu und tut so als ob sie schläft, dann merken wir wie sie uns beobachtet und wenn sie merkt, dass wir es merken, kneift sie wieder die Augen zu. Süß die Kleine.

Müscha und ich erzählen noch ein bisschen bevor wir einschlafen. Wir tauschen uns aus wie jeder von uns die Reise empfunden hat. Wir erzählen unsere Eindrücke. Auch wenn alles etwas drunter und drüber ging, fanden wir die Reise toll, denn sie hat uns viele kleine Abenteuer erleben lassen. Und es hat gezeigt, mit wie wenig man doch immer wieder zufrieden ist und wie wenig es braucht, um glücklich zu sein. Ich denke, wir kommen noch einmal wieder.

Mir hat die Reise nach Thailand auch menschlich was gezeigt. Nämlich, dass nicht jeder dein Freund sein will. Über mich selbst habe ich so viele Dinge gelernt, die mir in meiner Welt in Deutschland sicherlich hilfreich sein werden. Besonders wenn es ums. Geschäftliche geht. Denn in unserer Welt bekommt man eben auch nichts geschenkt und nicht jeder ist dein Freund oder du willst alle zum Freund haben. Da bietet Thailand einen wirklich guten Kurs für Leute wie mich. So verfüge ich jetzt über eine gute Grundlage, die ausbaufähig ist.

Und auch Familie Schmautz ist in Thailand an den Rand ihrer Geduld gekommen. Auch hier habe ich gelernt, dass es sinnvoller ist Ruhe zu bewahren, als wie eine V1 abzugehen. Trotzdem fällt das manchmal schwer, besonders, wenn man bedrängt wird und Angst hat. Aber Müscha und ich sind nach wie vor ein gutes Team und auch diese Erfahrungen haben uns näher zusammen geschweißt.

Unterdessen wir uns unterhalten, kommen immer wieder die Essenverkäufer vorbei. Leider ist die Auswahl diesmal nicht so groß, so dass wir auch bei dieser Fahrt alle Angebote ausschlagen. Nur wenig später gegen 21.00 Uhr ist alles ruhig im Zug und nur der Ventilator macht seine komischen Geräusche. Müscha schläft auch. Ich lausche dem Ventilator und schreibe an meinem Tagebuch und genieße den Moment mit meinen vielen Gedanken.

Gegen 23.00 Uhr versuche auch ich jetzt einzuschlafen. Wäre da nur nicht dieser Ventilator. Das Ding kann einfach nicht nur Wind machen. Nein, es macht dazu wunderschöne unregelmäßige Quietschgeräusche, die mich irgendwie am Einschlafen hindern. Sie sind leider nicht monoton genug, dass man sie in seine Träume einschließen könnte. Mann...irgendwas ist ja immer. Da geht alles total glatt auf der letzten Reise und dann scheitert´s an dieser Quitsche. Na man kann ja nicht alles haben.


03/02/2012 FREITAG

In den Morgenstunden erreichen wir 5.20 Uhr den Bahnhof von Bangkok. Merkwürdig wie schnell die Zeit vergangen ist und wir noch vor drei Wochen hier standen, um in den Süden zu fahren.

Wir beide sind müde, denn die Nacht war weniger erholsam. Ich sag nur Quitsche. Auch Müscha hatte Spaß mit ihr. Aber erst einmal raus aus dem Zug und irgendwo einen Kaffee ziehen. Wir schnallen uns unsere Rucksäcke auf und wandern den Bahnsteig vor zur Eingangshalle. Ich dachte immer Thailand schläft nie, aber jetzt um diese Uhrzeit ist hier echt wenig los. Sogar die meisten Geschäfte sind noch geschlossen. Die Kaffeebude hat Gott sei Dank schon offen und wir holen uns erst einmal zwei flüssige Muntermacher. Unsere Tasche, die wir hier vor knapp drei Wochen abgegeben haben, holen wir auch ab.

Eigentlich habe ich damit gerechnet, dass sie unauffindbar ist oder irgendwelche Dinge fehlen. Aber nichts davon ist passiert. Im Gegenteil, völlig unspektakulär empfangen wir die Tasche und die zwei Thaifrauen sind sogar freundlich zu uns und wir "plauschen" ein bisschen. Hmm...vor drei Wochen waren sie noch relativ unfreundlich und barsch, aber vielleicht lag es daran, dass es da auch relativ voll war und beide schon etwas angenervt waren. Na wie auch immer, heute sind sie gut drauf.

Mit unserer wieder gewonnenen Tasche sitzen wir hier nun und nippen an unseren warmen Getränken. Noch ist es früh und wir wissen nicht genau, was wir jetzt machen sollen. Unser Zimmer im Hotel ist sicherlich erst ab frühestens 11.00 Uhr beziehbar. Aber solange im Bahnhof abhängen, ist auch doof. Mit dem ganzen Gepäck durch die Stadt rennen irgendwie auch. Also doch ins Hotel und darauf spekulieren, dass wir vielleicht schon früher auf unser Zimmer können.

Ich bin total faul und habe keine Lust auf öffentliche Verkehrsmittel. Zumal die Rucksäcke leider auch nicht wirklich leichter geworden sind. Ich bin für Taxi. Müscha muss ich das nicht zwei Mal sagen. Schwupps sitzen wir im Taxi zur Sukhumvit Road mit Ziel Hotel.

Bereits jetzt sind die Straßen voll und ich bin gespannt wie schnell wir durch den Verkehr kommen. Denn auch wenn die Öffentlichen Verkehrsmittel beschwerlicher sind, schnell sind sie allemal.
Der Taxifahrer düst mit uns durch die Straßen und Müscha und ich werden von links nach rechts geschüttelt. An einer roten Ampel hält das Taxi, doch noch bevor die Ampel auf grün schaltet, fahren wir bei Kirschgrün und ich frage mich, ob es ein „Gibt´s nicht!“ in diesem Land überhaupt gibt? Naja, immer getreu dem Motto: „Eins und eins macht zwei, widewidewit und drei mal drei macht neune, ich bin ein kleiner Thai und mach mir die Welt wie sie mir, widewievit, selbst am besten gefällt. Hey Thai Langstrumpf, trallalitrallala, tralla hoppsasa, hey Thai Langstrumpf, du machst´s dir, wie es dir gefällt.“

Leider stehen wir jetzt auch im Stau. Diese Hürde kann auch der wilde Taxifahrer nicht überwinden. Und da das Auto über keine zusätzlichen Flügel oder sonstige Überwindungstools verfügt, stehen wir jetzt im Stau. Gott sei dank nicht so lange. Diese Reisezeit verzögert sich gerade einmal um vielleicht 10 Minuten. Der Preis ist unschlagbar günstig, denn es kostet gerade einmal 110 Baht. Also minimal teuer als Bahnfahren, dafür aber wesentlich bequemer. Ob sicherer sei mal dahin gestellt.

Das Hotel ist wesentlich gepflegter als das erste und macht einen sehr guten Eindruck auf uns. Mit ein wenig Charme und lieb nachfragen, kann ich uns für heute ein Frühstück klar machen. Denn am Morgen des 06/02/2012 werden wir nicht mehr hier sein, um das Frühstück zu uns zu nehmen, da wir schon im Flieger nach Deutschland sitzen. Also frage ich höflich, ob wir das Frühstück quasi vorziehen können. Auch wenn die Kommunikation etwas holpert, sitzen Müscha und ich nur wenig später an einem gut gedeckten Frühstückstisch.

Auf unsere Zimmer können wir leider erst ab frühestens um 10.00 Uhr, so ist es gut, dass wir jetzt was essen und ein wenig Zeit rum bekommen. Leider gibt´s kein scharfes Curry. Aber trotzdem ist das Frühstück okay und völlig ausreichend.

Jetzt brauchen wir einen Schlachtplan für die nächsten drei Tage, denn zum einen wollen wir ja noch ein bisschen shoppen. Zum anderen natürlich auch noch was von Bangkok sehen. Leider lassen sich Schlachtpläne besser schmieden, wenn man ausgeschlafen ist. Das stellen wir jetzt auch fest, denn so richtig können wir keine klaren Gedanken fassen und es fällt uns schwer nachzudenken.

Wir haben so lange damit verbracht, im Internet zu recherchieren und nachzudenken (das Hirn ist noch im Schlafmodus), dass unser Zimmer fertig ist und wir einchecken können.
Im vierten Stock wartet ein Zimmer mit einem frischen Bett und einem Bad mit Dusche. Und das Schönste, es ist trocken und angenehm temperiert. Kein Muff, nichts klamm, nichts oll. Einfach schön.

Ich packe meine Sachen aus. Ich stelle fest, dass ich schon wieder einmal was verloren bzw. vergessen habe. Manno, wo hab ich nur meinen Kopf und wieso verliere ich immer Sachen, die mir wichtig sind.
Diesmal musste mein neues Parfum dran glauben, dass ich mir gerade erst gekauft habe. 90 ml "gut riechen" weg. Naja, dann pass ich besser zu meinen ganzen Klamotten. Die haben nämlich den Muff der Hütte angenommen. Dann müffel ich jetzt eben auch rum.

Nachdem ich aus dem Hotelzimmer ein Schlachtfeld aus meinem Rucksackinhalt gezaubert habe, gehen wir jetzt ne Runde shoppen. Dann kann ich mit den Errungenschaften vielleicht noch mehr Chaos anrichten. Also ab ins MBK, irgend ein riesiges Shoppingcenter, das zum Einkaufen wohl gerade zu prädestiniert ist.

Gegen 12.00 Uhr stehen wir also vor dem Eingang des MBK´s und schon jetzt lässt sich erahnen, was uns bevorsteht. Im dritten Stock beginnt das Unterfangen Shopping und wir werfen uns in die Fluten der Raubkopien, des Plastiks und Tinnefs. Wir betreten das Gebäude und so verschlingt uns der Rachen des MBK´s. Das große Shoppen beginnt.

Gefühlte 100 Jahre später, mein Körper fühlt sich jedenfalls so geschunden an, spuckt uns das "Monster" MBK wieder aus. „Was war das denn?“ Reizüberflutung, Menschen wie Tiere, Plastik ohne Ende und Menschen, die eigentlich alle einen Vollschaden haben, uns eingeschlossen. Wenn man zu lange in diesem Schuppen verbringt, vergisst man regelrecht wer man ist und mutiert zu einem Plastikopfer, dass dem Konsum verfällt. Wahrscheinlich hervorgerufen durch den Plastikgeruch. Dieser scheint "da oben" irgendwie alles kurz zu schließen.

Gott sei Dank sind wir dem Wahn nicht all zu sehr verfallen, so dass sich unser Rucksack nur ein wenig gefüllt hat. Dennoch ist es krass, was mit einem passiert, wenn der Rausch des Kaufens einsetzt und man nicht mehr Herr seiner Sinne ist. Jedenfalls nicht wirklich. Und besonders hier in Bangkok artet das alles aus, denn alle wollen nur günstiger, billiger, Schnäppchen. Wertschätzung für bestimmte Dinge sind dahin. Wie auch, denn der Kram, der hier angeboten wird, ist ja auch nichts Wert, denn es handelt sich um gute bis schlechte Fälschungen. Bei den Klamotten daran zu merken, je schlimmer es nach Plastik riecht, desto übler die Qualität. Einen solchen Laden sollte man daher erst gar nicht betreten.

Trotzdem haben wir es fast fünf Stunden ausgehalten und sind nun völlig fertig und wollen nach Hause. Bzw. erst einmal ins Hotel. Wir kaufen uns noch eine Suppe zum Basteln und zwei Kaltgetränke und finden uns auf dem Dach des Hotels ein.
Über dem Dach sitzend, verputzen wir unser Essen. Gerade so schaffen wir es danach auf´s Hotelzimmer. Denn wir sind wirklich fix und foxy von der Rennerei. Und weil wir morgen um 3.00 Uhr aufstehen wollen, huschen wir schnell ins Bette.

Wieso so früh aufstehen? Wir wollen auf einen Schwimmenden Markt, die sollen wohl ne Wucht aus tausenden Farben sein. Na wir werden sehen.


04/02/2012 SAMSTAG

Ich glaube der Wecker hat geklingelt. Ich bin mir aber nicht sicher. Ach, keine Ahnung. Als ich jetzt auf die Uhr gucke, ist es jedoch nicht 3.00 Uhr morgens, sondern 7.30 Uhr. Und ich werde durch Müscha wach und nicht durch den gestellten Wecker.
„Häää, was ist denn hier los?“ Sollten wir wirklich verschlafen haben? An einen Wecker kann ich mich nicht erinnern. Und wenn dann habe ich ihn wohl im Halbschlaf ausgemacht.

Na wie auch immer. Familie Schmautz hat verpennt und für den Floating Market, so heißen die schwimmenden Märkte, ist´s jetzt irgendwie zu spät. Denn der, den wir uns heraus gesucht haben, macht schon um 7.00 Uhr wieder dicht. Deswegen sind da auch nicht so viele Touristen. Naja, aufstehen können wir ja trotzdem, denn mit Sicherheit gibt´s hier noch mehr zu sehen.

Ich springe unter die Dusche, putze mir die Zähne und zieh mich an. Alles passiert irgendwie zeitlupenartig und ich taumele noch ein wenig Schlaftrunken von links nach rechts. Auch, wenn ich gestern keinen Marathon gelaufen bin, ich fühl mich so. Und wahrscheinlich hat mir der Plastiksmog meine Synapsen verklebt. Denn mir fällt es schwer einen klaren Gedanken zu fassen. Ja, ich stehe irgendwie ganz schön neben der Spur. Ich schaue Müscha an. Da liegt er auf dem Bett und guckt auch noch ganz schön verdrieselt. Aber auch er macht sich fertig und kurze Zeit später stehen wir im Fahrstuhl. Ab zum Frühstück Nummer zwei.

Das Frühstück ist ähnlich wie gestern und so macht es schon weniger Spaß hier rumzustöbern. Nach 30 Minuten sind wir schon wieder auf unserem Zimmer und sammeln unsere Sachen zusammen. Alternativ zu den Floating Markets besuchen wir dann heute den Königspalast und eine Bootstour auf dem Fluss steht auch an.

Nach ein paar Stationen mit der Bahn, stehen wir am Ufer des Flusses. Und ein wenig ist es wie im Süden, denn als wir am Bootsanleger ankommen, springen gleich wieder irgendwelche Leute auf uns. Sie wollen uns überteuerte Bootsfahrten anbieten. Aber wir lassen sie links liegen. Und irgendwie lassen sie von uns ab. Scheinbar "schmecken" wir nicht mehr so gut wie noch vor drei Wochen. Naja, wir haben ja auch viel dazu gelernt.

Hier am Fluss gibt es verschiedene Boote. Einmal das Touriboot, und drei normale Verkehrsboote. Die unterscheiden sich nur im Preis und an der Anzahl der Haltestelle. Je weniger das Boot Haltestelle anfährt, desto teurer. Wir nehmen die mittle Variante, da halten wir auch öfter mal an, aber sehen bestimmt immer noch viel. Das ganze kostet dann pro Person 15 Baht. Zum Vergleich das Touriboot kostet 100 Baht pro Person und man sieht genauso viel. Nur dass man sicherlich noch was erzählt bekommt, was man eh nicht versteht.

Dann kommt das Boot angefahren, sieht fast ein wenig aus wie die gewohnten Fähren, die uns ja wohlbekannt sind. Nur ein wenig kleiner.
Die Fahrt ist okay, aber trotzdem nicht so spektakulär. Denn alles, was interessant erscheint, ist leider etwas versteckt. Trotzdem macht die Fahrt Spaß und wir tuckern erst einmal bis zur Endstation durch.
An der Endstation werden wir durch einen anliegenden Markt überrascht. Toll. Damit haben wir ja gar nicht gerechnet.

Eigentlich wollten wir ja gleich wieder zurück fahren, aber wenn hier ein Markt ist, dann lassen wir es uns natürlich nicht nehmen und schlendern hier auch noch einmal rüber.
Der Markt ist natürlich riesig. Er zieht sich bestimmt zwei Kilometer in die eine Richtung bis wir stoppen und abbiegen. Der Markt ist wieder typisch Thailändisch. Aneinandergereihte Buden, die den Bordstein zieren. Alles ganz schön enge, aber praktisch.

Uns fällt auf, dass die Preise hier draußen zum Teil wesentlich günstiger sind, als in der Stadt. So ersteigen wir die leckeren Chomphus, die übrigens übersetzt Rosenapfel heißen, für gerade einmal 20 Baht das Kilo. Und das ist sehr sehr günstig.

Ansonsten versuchen wir unser Feilschgeschick zu verbessern und wir probieren von ein paar Ständen Sachen zum Essen. Sieht alles total lecker aus und es durftet herrlich. Aber so viel kann man hier gar nicht essen. Die Auswahl und die Vielfalt ist einfach zu groß.

Fast drei Stunden dauert es bis wir uns durch einen Teil des Marktes durchschlagen. Jetzt stehen wir wieder am Fluss und warten auf ein Boot, das uns wieder zurück bringt. Wir sind ganz schön erledigt und am liebsten würde ich jetzt ein Mittagsschläfchen machen. Die vielen Eindrücke und das Laufen strengen ganz schön an.

Das Boot zurück wartet schon und wir nehmen ganz vorne Platz. An der Schulter von Müscha mache ich es mir bequem und versuche ein bisschen die Augen zu zu machen. Ich merke, dass ich sofort einschlafen könnte, aber ich wehre mich dagegen und versuche nur ein wenig zu verschnaufen.

Eine halbe Stunde später legen wir am Chiang Pier an, dem Bootsanleger, wo man aussteigen muss, um zum Königspalast zu gelangen. Leider hat es angefangen zu regnen. Dummerweise so sehr, dass wir erst einmal im Gebäude des Hafens warten müssen. Nach einer kleinen Verschnaufpause und einem Kaffee ziehen wir weiter und stehen jetzt vor dem Königpalast.

Mit uns gefühlte eine Millionen andere Menschen. Wie Ameisen quetschen sich hier alle die Hauptstraßen lang. Mittendrin immer wieder Thais, die einem überteuerte Regenschirme oder Regencapes andrehen wollen.
Aber wir sind ja nicht aus Zucker. Die paar Tropfen, wir brauchen doch keinen Regenschirm.

Genau vor dem Königpalast fängt es jetzt noch einmal richtig an zu pladdern. Toll. Ein Weiterlaufen ist unmöglich, außer man möchte sich noch eine Erkältung zu ziehen. Innerhalb von ein paar Sekunden ist man jedenfalls bis auf die Unterhose durchgeweicht und wir lassen das mit dem Königspalast. Also Rückzug und so stehen wir wenig später wieder im Hafengebäude.

Der heutige Tag läuft ein wenig suboptimal und wir wissen auch nicht, wie wir das alles bis morgen Abend schaffen sollen. Urlaub kann so anstrengend sein. Während wir auf Plastikstühlen an einem Eiskaffee nippen, überlegen wir uns einen Plan. Gar nicht so einfach, wenn man immer wieder über die Gegebenheiten des Landes stolpert. Denn der Transfer zu den Floating Markets stellt sich als gar nicht so einfach heraus.

Schon das Internet gab Aufschluss, dass der Transfer beschwerlich sei. Die Thais hier sind jetzt aber sogar der Meinung, dass der markt gar nicht mehr existiere und unter einem anderen Namen läuft. Die Fahrt dahin sei eigentlich Quatsch, denn wir sollen lieber auf den Touristenmarkt gehen. Aber das wollen wir ja eben gerade nicht. Schwer bekommen wir heraus, dass die Anbietung eines Bootes 1.800 Baht kosten soll. Hmm...ganz schön teuer, wenn man bedenkt, dass sollte eigentlich nur 300 Baht kosten.

Das Ganze hin und her verunsichert uns und wir merken, dass der Stresspegel schon wieder steigt. Auch wenn´s schwer fällt, wir blasen die Aktion Floating Markets ab. Denn auf Tourimarkt, Verlaufen und/oder Stress haben wir keine Lust. Zumal morgen unser letzter Tag ist. Nicht, dass wir auch noch unseren Flieger verpassen.

Während wir jetzt hier überlegen und beratschlagen, wird der Regen draußen weniger und wir versuchen jetzt einen erneuten Besuch des Königspalastes. Diesmal hält uns jedoch nicht der Regen ab, sondern die Pforten schließen sich vor unseren Augen. „Oh mann, zuerst Regen und jetzt auch noch die Zeit überschritten!“

Na was soll´s, dann eben morgen Königpalast. Vielleicht sowieso besser, wenn wir gleich früh um 8.00 Uhr hier aufschlagen.
Nicht weit weg vom Königspalast die Kho San Road. Eine der legendären Einkaufsstraßen von Bangkok. Naja und weil die eben gleich um´s Eck ist, latschen wir jetzt zu der. Wenn schon nicht Kultur, dann mal wieder ne Runde Shoppen.

Die Straße ist völlig zugebaut und links und rechts sind Stände aneinander gereiht wie Perlen auf einer Kette. An diesen schlängeln sich die ganzen Touristen wie Ameisenkolonnen vorbei. Bleiben stehen, gucken herum, kaufen und essen. Ein verrücktes Treiben unter das wir uns jetzt auch mischen. Wie im MBK verschlingt uns der Mopp von Menschen und wir sind wieder im Strom des Shoppingwahnsinns.

Nachdem wir die Straße einmal hoch und einmal runter gelaufen sind, stolpern wir jetzt wieder auf die Hauptstraße. Nach ein paar Unterhosen und T-Shirts für Müscha und einem T-Shirt für mich sitzen wir jetzt auf dem Boardstein und sind völlig fertig. Ich glaube, diese Straße bietet echt so ziemlich alles an. Besonders ziemlich viel Schrott und je öfter wir darüber nachdenken, desto mehr realisieren wir, dass wir diesen Schrott gar nicht brauchen. Die Ausbeute bleibt dementsprechend klein.

Die Reizüberflutung ist trotzdem enorm. So viele Farben, Gerüche und Formen. Ich für meinen Teil bin völlig im Eimer und auch mein Körper gibt mir die ersten Anzeichen dafür. Ich habe Kopfschmerzen und mir ist mal wieder schlecht.

Wir schnappen uns ein Taxi und lassen uns nach Hause kutschieren. Das geht total schnell, auch wenn die Straßen schon wieder total zugestopft sind. Wir haben Glück, wir kommen zügig durch und nur 15 Minuten später stehen wir von unserem Hotel.

Der Tag ist zu Ende und wir total fertig. Wir sind so müde, wir holen uns nicht einmal mehr was zu essen und fallen nur noch ins Bett.


05/02/2012 SONNTAG

Final Call! Heute ist der letzte Tag in Bangkok und dann heißt´s Abflug nach Deutschland. Mit gemischten Gefühlen wache ich auf und kann´s teilweise immer noch nicht glauben, dass 3 Monate so schnell vorbei gegangen sind. Kaum sind wir da, sind wir auch schon wieder weg. Besonders die Zeit in Thailand verging so schnell, dass es mir eigentlich wie drei Tage vorkommt und nicht wie drei Wochen.

Wir stehen früh auf, um rechtzeitig am Königspalast zu sein. Nach dem Frühstück und nach einer rasanten Taxifahrt stehen wir pünktlich um 8.30 Uhr vor den Toren. Noch ist die Dichte der Touristen überschaubar. Trotzdem ist es schon jetzt relativ voll und eigentlich möchte ich nur noch weg.

Naja, was soll´s Augen zu und durch. Leider geht das nicht so schnell, denn Familie Schmautz hat vergessen, sich adäquat anzuziehen. Auch wenn Anzug und Robe nicht Pflicht sind, Haut darf hier nicht gezeigt werden. Unsere Outfits sind quasi nicht Königpalasttauglich und so müssen wir uns Klamotten leihen. Da kann man nur von Glück sagen, dass wir mit die Ersten sind. Denn auf so ein schönes verschwitztes Höschen oder Hemd hätte ich jetzt keine Lust. Brrr...!

Wir leihen uns also einen Rock, ein Shirt und eine Hose. Alles extrem hässlich, aber ich sag ja sowieso immer: „Mut zur Hässlichkeit!“ Und in unserem Dress sind wir da sicherlich ganz weit vorne.
Gut, das mit der Kleiderordnung hätten wir dann jetzt auch geklärt, dann kann´s ja nun endlich los gehen oder?

Hübsch zurecht gemacht in unseren neuen heißen Outfits reihen wir uns in eine Schlange an. Wir bemerken leider erst jetzt, dass das hier nicht nur eine Massenveranstaltung ist, sondern auch ein gutes Geschäft. Eintritt ist ja völlig okay, aber gleich 400 Baht. Das ist im Verhältnis zu anderen Dingen ja fast Wucher.

Wir stehen in der nicht enden wollenden Schlange und ich weiß nicht, ob ich mir das hier alles antun will. Menschenmassen, Drängeln, Pöbeln, Schubbsen. Gerne würde ich mir das hier alles angucken, aber nicht um jeden Preis. Und damit meine ich nicht den monetären Preis. Mir ist das hier alles zu voll und zu doof. Die Menschen sind mir zu dicht. Darauf kann ich verzichten.

Müscha ist ähnlicher Ansicht. Und so wandern wir gegen den Strom zurück, geben unsere Sachen wieder ab und verlassen das Gelände des Königs. Eigentlich schade. Der sieht immer so niedlich auf den Fotos aus. Aber ihn selbst hätte ich ja eh nicht gesehen. Was soll´s, vielleicht Flieger wir ja mal mit dem Hubschrauber über den Palast. Das wäre echt toll. Gucken und das ohne die ganzen Menschenmassen.

Der restliche Tag verläuft halbwegs entspannt. Wir schlendern noch durch ein paar Straßen und machen ein paar letzte Besorgungen bis wir uns im Siam Square in einem Restaurant einfinden. Dort gibt´s Sushi und asiatisches Fondue all you can eat. Innerhalb von zwei Stunden verputzen Müscha und ich so viel wir können und schlagen uns die Bäuche voll. Sehr lecker.

Danach geht’s wieder zurück ins Hotel. Nach einem letzten Kaltgetränk auf der Dachterrasse packen wir unsere Sachen und verlassen um 21.00 Uhr unser Hotel. Tja, nun ist Schluss. Einfach so.

Eine Stunde später stehen wir dann auch am Flughafen. Ein Versuch, uns mal wieder kostenlos in die Business Class zu schleusen, scheitert leider. Obwohl ich mich extra hübsch gemacht und mir eine Jeans angezogen habe. Aber diesmal wollen sie uns nicht. Schade

Na dann kann ich meine Jeans wenigstens wieder ausziehen. Bis zum Abflug sind es noch knappe zwei Stunden, die ziemlich schnell vergehen. Aber Langeweile kommt hier auch nicht auf. Dank Passkontrollen, Gepäckkontrollen, wieder Passkontrollen und etlichem anderem Sicherheitskram. Naja, ist ja nur zu unserer Sicherheit und ich will mich ja nicht beschweren.

Tja und irgendwann sitzen wir im Flieger und alles kommt mir auf einmal so verdammt weit weg vor. Es ist fast als wäre ich nie weg gewesen. Ein komisches Gefühl.
Und nur ein paar Stunden später landen wir jetzt in Tegel. Schon im Gangway ist mir bitter kalt und ich frage mich, wieso ich so doof war, eine Reise zu planen ohne dabei die Wetterlage in Deutschland zu bedenken. Das muss beim nächsten Mal anders laufen. Die Überwindung von fast 50 Grad Unterschied sind einfach zu groß.

Meine Sandalen und mein Shirt sind jetzt die letzten Erinnerungen an eine Zeit im Warmen. Das Shirt bedeckt jetzt schon ein warmer Pullover und nur noch die Sandalen bieten der Kälte hier Paroli. Fragt sich nur noch wie lange, denn meine Füße haben da glaube ich auch noch ein Wörtchen mitzureden. Diese besagten fallen jetzt fast ab und ich hoffe, nicht da draußen in den Schnee zu müssen.

Aber egal, ich bleib standhaft. Während sich alle anderen ihre Mützen noch tiefer ins Gesicht ziehen und in ihre Mäntel werfen, nehme ich mein Gepäck und laufe in meinen Sandalen zum Ausgang.

Müscha und ich sind wieder da. Und auch wenn alle den gleichen Weg hinaus wählen, merke ich, im Herzen laufen wir schon wieder entgegen dem Strom.

RICHTIG SO! WILLKOMMEN ZURÜCK!






Montag, 30. Januar 2012

Thailand - Second week - 23/01 - 29/01/2012 - Koh Lanta - Koh Tao


23/01/2012 MONTAG

Neue Woche, neues Glück. Unsere Äuglein öffnen sich und wir beide begrüßen einen neuen Tag. Ein gutes Gefühl zu wissen, dass mindestens die nächsten zwei bis drei Tage völlig relaxt ablaufen werden. Denn eins steht fest, ein Zimmer haben wir und alles weitere ergibt sich eh von selbst.

Wir krabbeln aus dem großen Bett, werfen uns ein paar Klamotten über und wandern rüber zum Strand. So richtig wissen wir eigentlich noch nicht, was wir heute so anstellen könnten und so nehmen wir im Restaurant unseres Resorts Platz und bestellen uns zwei Milchkaffee. Ein wenig Hunger hab ich ja schon. Leider ist die Karte mal wieder etwas zu europäisch und Müscha und ich bestellen erst einmal nichts. Anstelle dessen holt er unsere frischen Mangos hervor, die wir uns gestern in einem Obstladen gekauft haben. Eigentlich völlig ausreichend und lecker noch dazu.

Alle sind sehr relaxt und entspannt und wir fühlen uns wohl. Während wir unseren Kaffee schlürfen, gucken wir auf´s Meer. Die Sonne blitzelt und ein wenig Dunst steht über dem Wasser. Ein paar Leute schnorcheln, baden, lesen oder schlafen und aalen sich in der Sonne. Da überlege auch ich, was wir eigentlich mit dem heutigen Tag anstellen?

Auch wenn wir ausgeschlafen und munter sind, so richtige Lust auf Touriprogramm haben wir nicht. Am liebsten würde ich hier herum sitzen und schreiben. Ich habe so viele Gedanken im Kopf und die letzten Tage waren so ereignisreich, dass ich ein regelrechtes Bedürfnis danach habe, es auf Papier zu bringen.

Müscha ist auch nach relaxen zu Mute und er hat nichts dagegen heute einfach nichts zu tun. Also verbringen wir den ganzen Tag am Meer in dem kleinen Restaurant. Ich schreibe und Müscha liest, macht ein paar Fotos oder sitzt einfach nur vor mir uns passt auf mich auf.

Geschafft, nach 6 Stunden tippe ich die letzten Zeilen der vergangenen Woche in den Rechner und kann nicht glauben, wie viel Seiten da zusammen gekommen sind. Hoppala, da hat wohl jemand Redebedarf? Müscha und ich wandern wieder in unser Zimmerchen. Wir frischen und hübschen uns jetzt auf, um uns den Sonnenuntergang am Meer anzusehen.

Auch heute genieße ich es wieder ein Mädchen zu sein und greife ein bisschen in den Farbtopf. Keine Ahnung warum, aber irgendwie ist mir danach. Vielleicht liegt´s ja daran, dass ich in Australien eher immer das Räubermädchen war und es viel zu heiß gewesen wäre, dass ich mich da anmalen hätte können. Also ich hätte schon, aber sicherlich wäre mir die Farbe eher im Gesicht zerlaufen.

Auch wenn es hier auch ganz schön heiß ist, die paar Grad kühler, machen schon einen Unterschied. Wir wandern zu einer Strandbar, die direkt neben unserem Resort liegt und machen es uns auf so einem Holzdingensbummens bequem. So eine Art Bank für zwei, auf der noch einer kleiner Tisch steht. Dank Happy Hour gibt’s auch heute wieder Alkohol für den Gaumen und wir bestellen uns einen Mojito und einen Mai Tai.

Herrlich, bei untergehender Sonne und zwei leckeren Kaltgetränken genießen wir den Anblick, der uns hier geboten wird. Wirklich schön. Auch wenn es sicherlich noch schönere Fleckchen hier auf der Insel geben wird, der Sonnenuntergang ist der Oberhammer. Sowieso sind die Sonnenuntergänge hier in Thailand wirklich schön. Eins hab ich ja auf unserer Reise gelernt, ein gutes Foto von einem Sonnenauf-oder -untergang braucht Wolken. Und Wolken, ein wenig Nebel oder Dunst liegt hier immer in der Luft. Fehlt eigentlich nur mal ein thailändischer Jetty, dann könnte die Fotodokumentation auch vervollständigt werden.

Es ist ein sehr entspannter Abend und wir können den gestrigen Ausklang des Tages damit noch toppen. Wieder erzählen wir wie kleine Wasserfälle und haben Unterhaltungsstoff bis in den späten Abend. Weil´s so schön ist, bestellen wir uns noch zwei weitere "Brausen" und was kleines Zu Essen.
Familie Schmautz geht’s wirklich gut und wir freuen uns hier zu sein. Irgendwie hätte das ja auch schneller gehen können, aber naja. Einfach kann ja jeder.


24/01/2012 DIENSTAG

Ich wache auf und ich strahle über´s Gesicht. Schon gestern habe ich mich auf den heutigen Tag gefreut, denn heute werden wir mit einem Roller über die Insel sausen. Jipih. Ich hüpfe aus dem Bett. Müscha macht jetzt auch die Äuglein auf und ich schaue ihn an. Ich muss lachen. Wie er da so liegt, fällt mir auf, dass er sich gestern halbseitig im Gesicht verbrannt haben muss und so trägt er auf der einen Seite immer noch seine "Sonnenbrille" als Abdruck und sieht aus wie ein Pirat.

Der arme Müscha. Ein bisschen rot und dann noch dieser fiese Abdruck. Auch wenn er jetzt selbst lacht, meint er zu mir, dass er schon gestern gemeint hätte, sich verbrannt zu haben. Mir ist das irgendwie nicht aufgefallen. Und ein wenig verstehen kann ich es auch nicht, wir saßen doch den ganzen Tag im vermeintlich geschützten Schatten.

Müscha möchte vorsichtig sein und es nicht den anderen "Verrückten" gleich tun und so verschieben wir die Rollertour auf den nächsten Tag. Müscha will sich heute vor der Sonne schützen und seine Haut etwas schonen. Eine Rollertour wäre da nicht grade förderlich. Klar bin ich enttäuscht, denn ich hatte mich schon so gefreut, aber egal, wir werden den Tag schon anders rum bekommen. Und so ist auch heute unser Motto: „Ich tue lieber nichts, als gar nichts!“

Ich betoniere mich jetzt mit guter australischer Sonnencreme zu, die wir mitgenommen haben. Auch wenn ich ja mittlerweile wie Schokolane aussehe, ziehe ich es vor, meine Haut zu schützen und da ich heute dann die Zeit mit Schnorcheln, schlafen, nichts tun, lesen und baden verbringen werde und das höchstwahrscheinlich in der Sonne, ist hier Vorsicht geboten. Auch die Schnorchelsachen nehme ich mit, denn gestern schwammen da einige Gäste hin und her. Vielleicht sieht man ja da wirklich was.

Wir wandern rüber und gesellen uns erst einmal ins Standrestaurant, um uns ein wenig zu stärken. Auch heute präsentiert sich die Karte im gestrigen Gewand und verfügt immer noch über ein obligatorisches English breakfast. Alternativ gibt’s auch Pancakes, Rührei und alle anderen westlichen Frühstücksutensilien, die mich grade eher weniger ansprechen. Eine weitere Alternative wäre auch mexikanisch, indisch, italienisch oder amerikanisch...oder eben auch nicht. Schade, dass sie all diesen Mist anbieten oder anbieten müssen, den authentisch ist das gerade nicht. Unsere Mango war da gestern schon besser.

Müscha und ich haben aber Hunger. Aus Verzweiflung bestellt er sich das Englisch Breakfast und ich nehme ein Omelette. Fataler Fehler, denn beide Sachen sind nicht wirklich appetitlich und wie heißt´s so schön: „Schuster bleib bei deinen Leisten!“ Das trifft in dem Fall auf den Koch zu, der lieber Thaifood kochen sollte, als "das" hier.

Denn so wie es aussieht, schmeckt es leider auch. Der Schinken und die Würste auf Müschas Teller sehen mehr als tot aus. Obwohl sich die Frage stellt, ob das "Zeug" da auch wirklich von einer Kuh oder einem Schwein abstammt. Wir wissen´s nicht und wollen´s, glaube ich, auch gar nicht wissen. Die Tomaten in meinem Omelette haben auch schon glücklichere Zeiten erlebt. Und mit dem Käse wirkt alles eher wie eine zusammen gemanschte Pampe, die nach Omelette aussehen soll. Ich hatte mich auf frische Tomaten und einen halbwegs genießbaren Käse mit Ei gefreut. Die Tomaten sind aber vertrocknet und bei dem Käse handelt es sich um Schmelzkäse und das finde ich persönlich dann auch "Käse". Ich bin zwar ein großer Käsefreund, aber Schmelzkäse würde ich eher verbannen. Schon dass das "Zeug" den Namen Käse im Namen trägt, ist eine Schande für jeden anderen Käse.

Mein Latte ist dagegen eine wahre Sensation und ich habe wenigstens eine Sache, die genießbar ist. Müscha hingegen nippt an seinem Kaffee, was vermuten lässt, dass das einzig verwandte mit einem herkömmliche Kaffee, die Schreibweise ist. Da denkt man doch gerne an das leckere Curry in Bangkok zurück und wundert sich, wieso man hier so einen Fraß vorgesetzt bekommt. Aber mit den Touris können sie es ja machen. Im gleichen Augenblick sehe ich ein paar Thais im Augenwinkel, die selbst grade ihre Frühstückspause zu haben scheinen. Komischerweise essen die nicht so einen Kack. Und ich frage mich, ob der Koch sein Essen vorher eigentlich auch einmal selbst probiert hat und weiß, was er seinen Gästen da für eine Moppelkotze andreht.

Denn auch wenn man hier zwischen einem Englischen, Indischen oder auch Mexikanischen Frühstück wählen kann, heißt das ja nicht, nur weil es nicht thailändisch ist, dass es deswegen gleich schlecht sein muss. Es heißt aber auch nicht, dass der Koch sich gar keine Mühe geben braucht und wahrscheinlich sein eigenes Essen nicht einmal anrühren würde. Egal, genug mit dem Essensthema.

Nachdem ich nun genügend in meinem Omelette herum gestochert habe, nehme ich mein Badezeug und gehe runter zum Strand. Lane macht heute Badetag und Müscha bleibt mit dem Rechner hier oben im geschützten Restaurant und legt einen Officetag ein.

Auf das Nichts-Tun habe ich mich schon die ganze Zeit gefreut. So verbringe ich fast den ganzen Tag mit sonnen, schnorcheln, planschen, nachdenken, Musik hören und vor allem schlafen. Wenn ich daran denke, dass wir in zwei Wochen wieder im kalten Deutschland sein werden, kann ich gar nicht so viel schlafen und Energie tanken wie ich möchte, um die kalte graue Zeit dort zu überwinden. Schon der Gedanke daran lässt mich frieren und ich drehe meinen Körper noch ein Stückchen der Sonne entgegen.

Regelmäßig verziehe ich mich nach oben ins Restaurant und geselle Müscha ein wenig Gesellschaft. Auch er genießt das nichts tun und erfreut sich an unserer gemeinschaftlichen Lethargie. Mein Magen scheint das mit der Lethargie nicht ganz verstanden zu haben und macht sich schon seit einer Weile bemerkbar. Mittlerweile ist mir doch ganz schön malad und ich hab das Gefühl gleich los zu spuken.

Würde mich nicht wundern, wenn ich mein Omelette noch einmal begrüßen darf. Das hätte mir jetzt echt noch gefehlt, ne schöne Lebensmittelvergiftung. Das würde das Maß an „Pleiten, Pech und Pannen - Lane und Müschael in Thailand“ zum überlaufen bringen. Mein Magen zwickt jetzt immer mehr und ich weiß auch nicht, was er hat. Vielleicht hab ich ja auch einfach zu viel in der Sonne gelegen und ich hab einen Sonnenstich. Aber andere Symptome dafür machen sich irgendwie gar nicht bemerkbar.

Ich hätte nach dem Frühstück echt einen Schnaps bestellen sollen, um solchen Dingen vorzubeugen. Schön nen Sambuca, der hätte das hässliche Omelette schön zerhackt und alles weitere abgetötet. Aber ich hab´s eben nicht gemacht und nun krümme ich mich vor Magenschmerzen.

Komischerweise wird’s immer weniger, wenn ich mich ablenke und so lege ich noch ein kleines Maniküre-Programm ein bevor ich mich in unsere Hütte verziehe. Ja, ich weiß, wieso nutze ich nicht den Service der netten Thais? Aber so ganz sicher bin ich nicht, ob ich sie an meine Fingernägel lassen soll. Vielleicht an meine Füße, aber das habe ich eigentlich erst auf Koh Tao vor.

Jetzt sitze ich halb im Wasser, halb am Strand, die Wellen umspülen meinen Körper, was sehr erfrischend ist und ich feile an meinen Fingernägeln herum. Alles mögliche geht mir dabei gerade durch den Kopf und immer wieder schaue ich auf´s Meer nach draußen und dann wieder zu Müscha hoch. Ich lächele. Auch wenn die vorherigen Tage hier in Thailand anders als geplant verliefen, sie stellen Müscha und mich immer wieder neu auf die Probe und manchmal zerrt es ganz schön an unserer Geduld für den anderen. Trotzdem merken wir, dass Familie Schmautz ein ganz schmofftes Duo ist und wir die meiste Zeit viele schöne Momente miteinander verleben.

So könnte es eigentlich die ganze Zeit gehen, aber Deutschland rückt immer näher und auch die Verwandtschaft, Bekannte und Freunde fragen immer öfter Fragen wie: „Was macht eigentlich der Müscha jetzt, müsste der nicht auch mal anfangen zu arbeiten?“ „Was habt ihr denn jetzt vor?“ Einer meiner persönlichen Favoriten ist auch: „Du wirst dich noch umgucken, dann fängt der Ernst des Lebens an!“ oder „Solltet ihr jetzt nicht auch langsam mal Arbeit finden?“, auch ganz großes Kino!

Schön, wenn sich alle um einen sorgen. Einige dieser Fragen empfinde ich jedoch teilweise schon als ganz schön beleidigend bzw. die Frage an sich ist in meinen Augen fragwürdig. Klar, sind Fragen berechtigt, die in Erfahrung bringen wollen, was wir nach unserer Reisezeit so anstellen wollen, ob wir Ziele, Pläne etc. haben. Die ein oder andere Frage urteilt jedoch schon so sehr über uns beide, dass es einer ehrlichen Antwort doch gar nicht mehr Bedarf.

Wer die eine Frage hat, darf sie gerne auch an uns persönlich richten!
Klar, Müscha ist 35 Jahre alt, da sind einige in seinem Alter, die einen geradlinigen Weg eingeschlagen haben, auf der Karriereleiter sicherlich schon weiter. Aber "weit" ist doch auch relativ.
Müscha hat jedoch so einen gradlinigen Weg hinter sich, wie ein betrunkener nach einer durchzechten Nacht. Umwege, Etappen, die vorher so nie geplant waren. Trotzdem hat er 12 Jahre bei diesem "Verein" da gearbeitet, hat eine Ausbildung und ein abgeschlossenes Studium, verdient sein Geld alleine und liegt niemandem auf der Tasche.

Und auch ich verdiene mein eigenes Geld, liege niemandem mehr auf der Tasche und komme auch sonst gut zurecht. Ich hatte noch nie eine Festanstellung, stimmt, aber darauf kann ich auch gut und gerne verzichten, wenn sich nicht grade "DER" Job anbietet, wo man zuschlagen muss. Und wenn ich so recht darüber nachdenke, will ich vielleicht auch gar nicht wirklich eine Festanstellung. Lieber glücklich und manchmal etwas weniger Geld, als so zu Enden wie unser "BINGO-Dreamteam", das wir in Sydney kennen lernen mussten. Die zwei mit ihrem "bezahlten Urlaub" und ihrem erhöhtem Mitteilungsbedürfnis machen sie wahrscheinlich auch nicht glücklicher und im schlimmsten Fall auch Gefangene Ihrer selbst oder einfach auch der Gesellschaft.

Und im Enddefekt ist es doch auch egal wie wer sein Geld verdient:“Hey, wir konnten uns 12 Wochen Urlaub gönnen, wer kann das schon von sich behaupten?“ Aber egal, darum geht’s gar nicht. Müscha und ich haben diese Reise ja auch gemacht, um nach all den letzten Etappen wie Studienabschluss ein wenig Zeit für sich zu finden, um nachdenken zu können, wo wir hin wollen, was uns bewegt und welche Ideen und Ziele wir verfolgen können.

Und ich kann schon so viel sagen, die Reise ist ein voller Erfolg. Denn nach Phasen der Erholung und Regeneration der kleinen Gehirnfasern, sprudeln unsere Köpfe jetzt nur so vor Ideen und bunter Knete. Wir kommen mit vollem Tatendrang nach Hause und freuen uns ans Werk zu gehen.

Und genau jetzt, wo ich hier im Wasser sitze und daran denke, bin ich ganz aufgeregt. Ich verspüre so viel Energie, dass ich weiß, dass auch die Zeit zu Hause schön wird. Sicherlich viel viel kälter und anstrengender, aber deswegen tanke ich ja jetzt Sonnenenergie, versuche sie zu speichern, damit sie mir im kalten Deutschland dann regelrecht aus´m Poppes scheint. Alles Negative, wie vielleicht mal das Wetter, kann mir dann so ziemlich egal sein.

Mittlerweile zieht sich das Wasser zurück und ich muss immer wieder mit dem Po nach vorne rücken, um nicht im Trockenen zu sitzen. Erst als meine Nägel in Form gebracht sind, tue ich es dem Meer gleich und verziehe mich. Ich schnappe meine sieben Sachen und laufe in unsere Bude, um mich schon einmal ausgehfein zu machen. Denn wie soll´s anderers sein. „The same procedure as every day.“ Schmoffter Abend am Strand mit schmofften Cocktails und Essen, schmoffter Musik und schmofften Gesprächen. Auch wenn mein Magen immer noch ein wenig rumpelt, probiere ich einen Happen zu essen und hoffe den Rest mit dem Alkohol abzutöten.

Tja und dann sitzen wir dann auch auf unserer Bank und genießen den Moment und den schmofften Abend. Einfach nur scheene. Danke!


25/01/2012 MITTWOCH

Toll, jetzt steht Rollerfahren auf dem Programm und ich freue mich. Schließlich hatte ich selbst mal einen kleinen Rennflitzer. Mein roter Yamaha Zest Roller, der zu seinen Spitzenzeiten mit mir 75 km/h den Berg hinab gedüst ist. Zwar keine Schönheit, denn rot, aber ein mir treues Gefährt. Leider musste eine unaufmerksame Frau 2005 auf mich drauf fahren, so dass ich ihn schweren Herzens abgegeben habe. Auch zu meiner eigenen Sicherheit. Traurig war ich schon, aber schon ein halbes Jahr später trat ja Golle in mein Leben, mein kleiner schwarzer treuer Freund – mein Twingo. Er half mir wirklich gut über diese schwere Phase des Trauerns hinweg.

Auf Koh Lanta gibt es die verschiedensten Modelle von Rollern. Von gepflegt, hübsch, niedlich in einem verspielten Rosa bis ungepflegt, hässlich und verranzt. Natürlich ist klar welches Model wir nehmen, schließlich werde ich das Steuer übernehmen. Zum einen, weil Müscha uns die ganze Zeit durch Australien chauffiert hat, zum anderen, weil ich tierische Lust habe, Roller zu fahren. Und da steht er der kleine...hässliche, nicht so wirklich gepflegte Roller. Ja genau, wir bekommen ein Hässlon, wie soll´s anders sein und nicht wie gewünscht, ein schönes Gerät in rosa. War ja irgendwie klar. Als hätten wir echt auf der Stirn zu stehen: „Recyclinghof -alles nicht mehr verwertbare zu uns.“

Hmm...so recht trau ich dem ja nicht. Aber selbst mein eigener Roller war nicht die Inkarnation einer Harley und auch Golle trumpft durch seine inneren Werte und ist mir einer treuer Wegbegleiter. Warum dann nicht auch dieses kleine Stück Blech?

Safety first wird bei uns natürlich groß geschrieben, so dass wir uns zwei Helme aufsetzen. Diese ähneln zwar eher zwei Suppenschüsseln, aber besser als gar nichts. Ich dreh erst einmal allein eine Runde. Schließlich ist es ja doch ein paar Tage her, dass ich auf einem Geschoss mit zwei Rädern gegessen habe. Etwas eirig fährt sich die Kiste schon, aber wenn wir gemächlich mit 30 -50 km/h vor uns hintuckern, wird uns schon nichts passieren.

Ich drehe um und lade mir Müscha hinten drauf. Tja, und dann sausen oder rollern wir davon. Sehr cool. Der Wind saust uns um die Ohren und ein angenehmes Lüftchen weht. Auch wenn alle anderen an uns vorbei fahren, ich bin eher vorsichtig. Zum einen traue ich der Kiste nicht wirklich, zum anderen bin ich selbst grade noch ein wenig unsicher. Trotzdem macht es Spaß.

An einer französischen Bäckerei legen wir einen ersten Zwischenstopp ein. Nachdem wir gestern so ein gruseliges Frühstück hatten, konnte man hier unsere Gaumen vielleicht ein wenig aufhellen. Die Räumlichkeiten wirken auf mich gepflegt, sauber und ganz charmant. Und auch das Essen sieht lecker aus und die Chance was appetitliches zu ergattern ist relativ groß. Wir nehmen in der Mitte des Cafés Platz und studieren die kleine Karte.

Wenig später stehen zwei Milchkaffee, Früchte mit Joghurt, eine Zimtrolle und ein Mandelcroissant auf unserem Tisch. Da ich meinem Magen noch nicht so richtig traue, lasse ich das lieber mit den Eiern und bleibe bei dem Croissant. Müscha bestellt sich gleich eine zweite Runde und die kleine Thai kommt mit einer weiteren Früchte-Joghurt Schüssel und einer Zimtrolle. Müscha ist offenbar ein wenig ausgehungert.

Gut gestärkt geht’s auf in die nächste Etappe. Entlang an Hotelanlagen, Garküchen, Märkten, Handelsleuten und unzähligen Ständen mit Zeug und Essen brausen wir zum Hafen von Koh Lanta. Unser Gefährt stellen wir ab und bummeln an den Ständen vorbei. Hier gibt’s wieder jede Menge Zeug, aber das "Richtige" ist für uns beide nicht dabei. Aber egal, wir genießen den Tag und saugen alle Eindrücke in uns auf.

Als wir wieder vor unserem Roller stehen, erblicke ich das Auto von Mister Kum und mir fällt ein, dass wir ja noch ein Taxi für morgen früh benötigen. Warum nicht auf alt bewährtes oder in dem Fall freundliche Menschen zurück greifen? Müscha erblickt Mister Kum bei ein paar anderen Taxifahrern und wir gehen zu ihm rüber.
Mister Kum erinnert sich sogar an uns und wir machen ein Treffen für morgen früh um 7.00 Uhr klar. Na da bin ich ja mal gespannt, ob das was wird, denn ich habe keine Ahnung, ob die thailändische Kultur Pünktlichkeit schätzt. Na wir werden sehen.

Zwischen den ganzen ankommenden Touristen, die schon wieder wild mit den Tuk Tuk Fahrern feilschen, quetschen wir uns zu unserem kleinen Hässlon und entrinnen den Massen Richtung „Old Town“. Hier soll es noch so etwas wie eine "alte" thailändische Architektur geben. Old Town liegt auf der anderen Seite der Insel und hier ist es wesentlich ruhiger. Vorbei an typischen Garküchen, kleinen Häusern und Tropenwald, knattern wir die Straße entlang. Während ich unser Moped navigiere, bekomme ich von Müscha kleine Streicheleinheiten. Und wenn ich sage: „Kurve, festhalten!“, umklammert er mich ganz fest und mir bleibt fast die Luft zum Atmen weg. Ich hab ganz vergessen wie vorteilhaft doch so ein Roller zum kuscheln sein kann. :-)

In "Old Town" legen wir jetzt einen Stopp ein und schlendern ein bisschen durch das kleine Dorf. Hier sieht´s echt total anders aus, als auf der anderen Seite der Insel. Uriger, ländlicher und wesentlich ruhiger und entspannter. Trotzdem fehlt es dem Dorf an nichts und auch hier sind kleine Läden, die ihren Tinnef anbieten oder kleine Shops, die über ein ähnliches Sortiment einer gut geführten Tankstelle verfügen.

Apropos Tankstelle, wie sieht eigentlich unser Tank aus? Vielleicht sollten wir da auch mal was reinlullern lassen. Das Benzin dafür gibt’s hier in 1 -1,5 Liter Flaschen. Schön in alte Getränkeflaschen abgefüllt. Ein lustiger Anblick.
Old Town verfügt sogar über einen langen Jetty, den wir jetzt hoch sausen. Eigentlich ein gutes Motiv für Abends, aber Müscha ist ja hier, um "Urlaub" zu machen und nicht zum fotografieren. Von daher werden wir unseren letzten Abend wieder an unserem Hausstrand beim fast schon obligatorischen Kaltgetränk, verbringen.

Auf einem Parkplatz neben dem Jetty machen wir jetzt halt und ich kaufe mir ein paar Früchte. Müscha hat eine Idee zum Fotografieren und nachdem ich meine Früchte verputzt habe, setze ich mich auf den Roller und düse ein paar mal an Müscha hin und her. Spätestens jetzt bemerken uns auch die Einheimischen und fragen sich sicherlich, warum diese Touris immer so nervig sein müssen.

Nachdem ich 5 oder 6 mal Straße hoch und Straße runter gedüst bin, immer an Müschas Linse vorbei, ist das Foto auch im Kasten und wir hoppsen wieder gemeinsam auf den Roller. In der Nähe ist ein kleiner Tempel, den wir jetzt mal besuchen wollen. Ich fahre und fahre, aber irgendwie seh ich keinen Tempel. Nur so einen kleiner Altar. Der sieht mir aber etwas mickrig aus und ich fahre vorbei. Hmm...? Ob wir hier noch richtig sind? Die Straße wird enger und der Wald dichter. Naja, was soll passieren? Trotzdem ist es ein wenig unheimlich, aber ich fahre trotzdem. Erst als jetzt die Straße zu ende ist und nur ein Waldweg weiter geht, halte ich an. Auf Motocross mit dem kleinen Hässlon habe ich dann doch keine Lust.

Also wende ich gekonnt. Mittlerweile hab ich den Dreh wieder ganz gut raus. Müscha schmiegt sich an mich und winkt allen zu, die uns entgegen kommen. Doch entweder wir kassieren dafür nur böse Blicke oder man bestraft uns mit Ignoranz. Nur vereinzelt winkt auch mal jemand zurück. Auch die anderen Touris scheinen richtig gut drauf zu sein und ziehen eher einen Flunsch. Strahlen geht irgendwie anders.

Ein paar Mal biegen wir in irgendwelche Straße ein und landen im Hinterland. Da die Straßenverhältnisse dort schlecht sind, drehen wir meistens um und fahren wieder auf die Hauptstraße. Wenig später biege ich nach links ab und wir sind wieder in unserem kleinen Dörfchen.

Ich stelle das Moped vor einem Frisör ab und wir holen uns bei unserer hiesigen Gemüseelse zwei frische Mangos. Nebenan ist gleich ein kleiner Supermarkt und ich kaufe mir ein Eis für 10 Baht. Hehe. Wo gibt’s sowas noch zu Hause? Für nicht mal 10 cent bekommt man bei uns vielleicht einen feuchten Händedruck, aber bestimmt kein kleines Eis.

Während ich mein Eis schlabbere, wirkt Müscha auf mich ein wenig nachdenklich. Was überlegt er denn? Wir sitzen vor dem Supermarkt und er schielt die ganze Zeit auf den Frisörladen. Sollte Müscha wirklich darüber nachdenken, sich die Haare hier schneiden zu lassen? Und auf einmal steht er auf und meint, er geht jetzt zum Frisör. Na jetzt bin ich doch ein wenig Baff. Sonst lässt er doch auch nur den Herrn Jeschke aus Berlin an seine Haare.

Einige Minuten später sitzt Müscha auf einem total coolen alten Frisörstuhl und bekommt einen Haarschnitt aus erstklassiger thailändischen Hand. Also der Herr Jeschke aus Koh Lanta. 20 Minuten später sind die Haare ab und wir beide sitzen wieder auf dem Roller.

Wir fahren nur wenige Meter, denn irgendwie fährt sich die Kiste eirig. Zuerst denke ich, Müscha rüttelt sich hinter mir zurecht, doch er ist es nicht. Hmm...? Ich halte an. Doch ein kurzer Blick lässt nichts vermuten. Also wieder los. Aber das ist gerade kein Fahren, sondern eher ein Eiern. Ich lade Müscha kurz ab und düse alleine los und da merken wir es beide. Das Hinterrad ist nahezu platt und je mehr ich mich fort bewege, desto schlimmer wird es. Auch wenn es nur noch ein oder zwei Kilometer zum Hotel sind, so können wir nicht weiter fahren. Maannn. Hört das denn nie auf? Kann nicht einmal etwas glatt laufen?

Wir schieben den Roller in eine nicht weit entfernte Werkstatt. Bzw. vielmehr Müscha schiebt. Ich laufe angesäuert hinter her. Die Werkstatt will uns gleich einen kompletten Check verpassen. Und wenn der Werkstattfuzie nicht gleich seine Backen hält, dann hau ich ihn, glaube ich. „Mensch ick will keenen Check, dit is schließlich nicht meen Roller, ick will einfach nur verdammte fuxxx ing Luft in meen Reifen rinn, mehr nicht, du Fatztke... du Piepmatz...Racker!“ Auch wenn das meine Gedankengänge sind, stammele ich irgendwas halbwegs höfliches und er hält den Luftschlauch an den Reifen.

Ich kann es ehrlich gesagt nicht wirklich erkennen, was er da macht. Er meint nur: „ Hier guck, Luft zischt raus, Schlauch kaputt!“ Na, klar. Dann gib her die Möhre. Tschüss, soll sich wer auch immer um das Teil kümmern.
Wir schieben den Roller an eine zentrale Stelle vor den Supermarkt und laufen die restlichen zwei Kilometer zurück. An und für sich überhaupt kein Problem, aber wir hatten eigentlich noch andere Sachen heute Abend vor. Außerdem hieß es Ganztagesmiete und nicht Halbtagesmiete.

Angekommen im Hotel guckt die kleine Thai eher gelangweilt hinter ihrer Rezeption hervor und scheint sich für unser Rollerproblem peripher zu interessieren. Und als wir damit anfangen, etwas von Rabatt und Geld zurück zu fragen, ignoriert sie das irgendwie. Leider können wir die Sache nicht sofort klären, so dass wir uns noch bis zum Abend gedulden müssen. Na toll. Willkommen in Thailand. Naja, dann eben später.

Auch wenn anders geplant, beenden wir unseren letzten Abend in Koh Lanta wie die bisherigen bei einem Schmautzschen Abendprogramm. Die Sache mit dem Roller ist fast vergessen bis wir wieder vor der Thaidame stehen, um zu erfragen, ob sich die Sache jetzt klären lässt.

Und das lässt sie sich. Sie eröffnet uns, dass der Schlauch und das Rad irgend einen Schaden haben und wir 650 Baht zu zahlen hätten. „Äh was? Kleinhirn an Lane, klingelingeling!“ Hab ich grade was falsch verstanden oder hat sie tatsächlich gesagt, wir hätten zu zahlen? Für was denn, für einen Roller, der sich die ganze Zeit etwas eirig fährt und der mir zum Schluss um die Ohren fliegt? Nee, nee...so nicht. Aber so ist es. Nicht wir sollen Geld zurück bekommen, sie will Geld von uns. Schließlich wären wir für jeglichen Schaden des Rollers verantwortlich.

Da ich bisher Müscha alles regeln lassen habe, um mich nicht wieder aufzuregen, platzt mir jetzt echt der Arsch. Innerlich auf jeden Fall, denn ich bleibe natürlich sachlich. Trotzdem weise ich die Thai darauf hin, dass das ja alles sein könnte, aber sie uns weder vor Fahrantritt darauf hingewiesen hätte, noch hätten wir irgend einen Wisch unterschrieben. Klar, Unwissenheit schützt vor Strafe nicht. Aber hätte sie uns das alles vorher gesagt, hätte ich mir dann doch das gepflegte, niedliche rosa Modell genommen und auf das uns zugewiesene kleine ranzige Häufchen Blech verzichtet. Aber hätte hätte, liegt im Bette.

Pahh...wo kommen wir denn da hin? Keine Ahnung warum, sie zeigt sich einsichtig. Gleichzeit haut sie aber raus: „Naja, okay, dann zahlen sie das eben nicht. Jetzt muss ich das aus der eigenen Tasche bezahlen. Naja, ist schon okay.“ Boah, wie fies ist das denn? Voll auf die Tränendrüse und ich denke fast daran Mitleid mit ihr zu haben und vielleicht einen Kompromiss zu finden. Aber da fällt mir ein, wie oft die uns hier über den Tisch ziehen wollten. Wir nicht einmal wissen, was genau mit dem Roller ist und wir uns irgendwie auch nicht vorstellen können, dass sie dafür aus privater Tasche zahlen muss. Also beiße ich mir auf die Zähne und dann hat sie eben Pech gehabt, wir zahlen hier nix.

Trotzdem sitzt die kleine nun zur Ziege mutierende Thai am längeren Hebel. Wir müssen noch unser Zimmer zahlen und da sind noch 2.800 Baht offen. Wie mit ihrer Kollegin ausgemacht, 1000 Baht pro Nacht. Am Anreisetag haben wir 1.200 Baht schon angezahlt. Und auch wenn sie nicht das Geld für den Roller bekommt, heimst sie sich jetzt so Kohle ein. Denn sie meint, der ausgemachte Rabatt für das Zimmer (200 Baht pro Nacht) wären erst ab Tag 2. Und schwupp die wupp, blechen wir anstelle der 2.800 jetzt 3.000 Baht. Aber was soll´s, wir wollen keinen Stress und die 200 Baht tun uns auch nicht weh. Trotzdem sind wir wieder bei „Pleiten, Pech und Pannen – Lane und Müschael in Thailand“ angekommen und ich freue mich jetzt schon auf die Überfahrt nach Koh Tao. Denn dann heißt es wieder: „Where you wanna go?“ „Tuk Tuk?“ „Taxi?“ Blablabla...!“ Ick freu ma!!! Thailand, das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Denn hier baut sich jeder seine Welt wie sie ihm in der oder auch in der nächsten Sekunde gefällt.


26/01/2012 DONNERSTAG

Jetzt stehen wir geschniegelt und gestriegelt in unserer kleinen Bude und ich freue mich innerlich jetzt schon auf die Überfahrt nach Koh Tao. Denn seit gestern weiß ich auch, dass das wieder eine halbe Ewigkeit dauern wird und wir erst in 24 Stunden dort sein werden. Tja, das ist eben Reisen auf thailändisch, denn da kann es schon einmal vorkommen, dass man für schlappe 250 Kilometer den ganzen Tag benötigst.

Naja, Schritt für Schritt. Wir schnappen uns unsere Rucksäcke und wandern vor an die Hauptstraße. Um 7.00 Uhr sind wir hier mit Mister Kum verabredet, der uns zum Hafen fahren soll. Klar werden wir gleich von einem Tuk Tuk Fahrer begrüßt, der uns fahren möchte, doch wir lehnen ab. Ein wenig skeptisch bin ich ja, ob Mister Kum auch wirklich kommt. Schließlich habe ich hier mehr als denn je gelernt, dass du dich hier in Thailand auf nichts und niemanden zu 100 Prozent verlassen kannst.

Doch da kommt er, Mister Kum. Schon von weitem gibt er uns Lichthupe und ich freue mich total, dass dieser Schritt schon einmal als geklappt und unter "positiv verbucht" werden kann. Wir werfen unsere Rucksäcke auf die Ladefläche und nehmen daneben Platz und brausen davon.

Koh Lanta schläft noch und über der Insel liegt Nebel. Eine Dunstwolke verschleiert die Insel regelrecht und so wirkt alles so still und natürlich. Ein schöner Anblick. An der Französischen Bäckerei bitte ich Kum anzuhalten. Ich springe vom Auto und renne schnell in die Bäckerei, um uns ein paar Teilchen für Unterwegs zu besorgen. Wer weiß, wann wir wo wieder was zwischen die Zähnchen kriegen.

Nur 5 Minuten später sitze ich wieder auf der Pritsche und wir setzen unsere Fahrt fort.
Am Hafen selbst ist um diese Uhrzeit schon mehr los und die ersten Garküchen und Obststände haben ihre Läden geöffnet. Schon eine coole Kulisse und das ist wohl das, was jeder mit Thailand verbindet. Die kleinen geschäftigen Stände, blaues Wasser, ein Hafen, verschiedene Garküchen, knatternde Boote oder Autos, freundliche Menschen und? Naja und die nervtötenden Tuk Tuk und Taxifahrer. Auch morgens um 7.00 Uhr stehen sie schon hier. Und obwohl sie sehen, dass wir von der Insel wollen, bieten sie uns eine Fahrt an.

Wir bezahlen Mister Kum mit einem sehr guten Preis (für ihn) und verabschieden uns. Direkt vor den Fähren müssen wir jetzt feststellen, dass unsere Fähre nicht um 8.00 Uhr fährt wie überall ausgeschrieben, sondern erst 8.30 Uhr. Naja, besser später als früher. Verpassen möchte ich die nicht, zumal nur eine Fähre am Tag nach Krabi fährt.

Es bleibt also noch genügend Zeit für einen morgendlichen Kaffee, den wir uns in einer kleinen Bude besorgen. Als ich den Kaffee überreicht bekomme, denke ich kurzfristig darüber nach, gleich einen weiteren zu bestellen. Denn so wie Müscha Fleisch isst, so atme ich Kaffee weg, wenn ich denn welchen trinke. Wo Müscha noch pustet und schlückchenweise (Anmerkung Müscha: genießender weise) an seinem nippt, habe ich meinen meistens schon weggeschlürft. Und die Portion, die jetzt vor mir steht, könnte mit einem Espresso mithalten. Aber wer wird denn meckern und so latschen wir langsam auf unsere Fähre.

Ein bisschen merkwürdig ist es schon, denn wir sind bis jetzt die einzigen Passagiere. Sollten wirklich so wenig Leute nach Krabi wollen? Komisch. Doch kurz bevor wir ablegen, füllt sich das Schiff und wir haben noch ein paar weitere Leidensgenossen. Wir können also in Schritt zwei übergehen. Die Fährüberfahrt von Koh Lanta nach Krabi.

Das Ablegen passt schon einmal und pünktlich schippern wir auf´s Meer hinaus. Schon nach den ersten 5 Metern gesellt sich Atze Peng zu uns und bequatscht uns mit, wie soll es anders sein: „Where do you wanna go after Krabi?“ Boah nerv. Naja, Müscha und ich haben nichts zu verlieren und sind uns 100 Prozentig sicher, einen günstigen Transportweg nach Koh Tao zu finden, den wir definitiv erst in Krabi buchen werden. Das Spiel kann also beginnen.

Müscha und ich lassen uns also gelangweilt von der Seite anquatschen und wir bekommen ein unschlagbares Angebot von 1100 Baht pro Person. Wir lehnen natürlich ab. Viel zu überteuert.
Auf der Hälfte der Fahrt kommt Atze Peng zu mir zurück, höchstwahrscheinlich denkt er:“Such ich mir mal das schwächste Glied der Familie Schmautz aus.“, aber weit gefehlt, denn ich hab ja gelernt. Grade schreibe ich an meinem Tagebuch und bin mit meinen Gedanken ganz woanders, so dass ich ihm sehr gelangweilt gegenübertreten kann und meine: „Hey, ich hab dir doch gesagt, wir checken erst einmal andere Preise, ich will nicht!“ Und schwupps sind wir schon bei 1000 Baht. Na mal gucken wie weit das noch geht?

Immer wieder versucht er es bei weiteren Touristen, die teilweise auf den Deal eingehen, teilweise es mir aber gleich tun. Kurz vor Krabi schleicht er sich jetzt wieder zu mir rüber und ich gucke ihn an und meine schon im Vorfeld:“Hey, ich hab doch gesagt, ich will nicht, lass mich in Ruhe!“ Und siehe da, der Preis steht jetzt schon bei nur noch 850 Baht. Innerhalb von zwei Stunden ist der Preis also um 250 Baht gesunken, na das nenne ich doch mal was. Hihi!

Trotzdem haben Müscha und ich keine Lust auf ihn und verlassen in Krabi das Schiff. Schon komisch. Vor gut einer Woche waren wir noch ahnungslose kleine Babies, die ihre ersten Thailand-Erfahrungen gemacht haben. Jetzt wissen wir glaube ich ganz gut Bescheid und es fühlt sich wesentlich sicherer und besser als vorher an.

Trotzdem weiß ich jetzt schon, dass die Aasgeier in der Eingangshalle vom Hafen stehen werden, um über uns herzufallen. Jetzt laufen wir den langen Weg von der Anlegestelle bis in die Eingangshalle und Müscha und ich können uns noch einmal abstimmen. Denn eins steht fest. Nie wieder Stress auf dieser Reise.

In der Eingangshalle schubbsen wir die Geier von unseren Schultern und gehen direkt an den Schalter, bei dem wir schon unsere Überfahrt nach Phi Phi gebucht haben. Die nette Thai ist wieder total gelassen und erklärt uns alles, was wir wissen möchten und gibt uns sämtliche Informationen. Nach einer halben Stunden sind wir mit einem Rundum-Sorglos-Paket ausgestattet und verfügen jetzt über sämtliche Tickets, die wir für unsere kommenden Fahrten nach Koh Tao benötigen. Sogar unsere Rückreise nach Bangkok mit Fähre, Bus und Zug ist gesichert und wir halten unsere Tickets in den Händen. Ein gutes Gefühl. Und das hat alles der Müscha geregelt.

Etappe zwei – Fährüberfahrt – hat also auch geklappt und wir nähern uns langsam Etappe drei und vier, eine kurze Taxifahrt, die in einer längeren Busfahrt enden wird. Jetzt heißt es aber erst einmal 6 Stunden warten. Uns stehen jetzt mal wieder einige Varianten zur Auswahl. Entweder ein wenig Strand, die Stadt Krabi entdecken oder einfach hier vor Ort bleiben und warten.

So richtig nach Strand ist uns ja nicht zu Mute, auf Stadtgelatsche haben wir eigentlich Lust, doch empfinden wir die Zeit als ein wenig zu kurz. Und mit dem ganzen Gepäck auch etwas unvorteilhaft. Naja, was soll´s wir bleiben jetzt einfach hier. Die Zeit wird schon irgendwie vorüber gehen.

Wir setzen uns also erst einmal in ein Café und trinken einen weiteren Kaffee. Dabei beobachten wir die verrückten Tuk Tuk- und Taxifahrer, die gierig auf ihre Beute, den kleinen Touristen, warten. Auch uns quatschen sie immer wieder an und nerven rum. Als sie aber merken, dass wir hier warten, begreifen auch sie, dass es nichts bringt und lassen von uns ab. Wie von einem toten Tier, was ungenießbar geworden ist.

Den Rest der Zeit verbringen wir mit Warten, ich mit schreiben, die "Meute" beobachten, essen, wieder schreiben, langweilen und die letzten 2 Stunden finde ich ein offenes Wifi, so dass wir uns kleine Videoclips im Internet angucken können. Also alles gar nicht so schlimm.

Um 17.30 Uhr kommt unser Taxi, das eher einem Viehtransporter ähnelt. Aber das haben wir ja schon gelernt. Touristen sind nichts anderes als Ware, dann reicht also auch ein Viehtransporter. Nur doof, wenn der Viehtransporter nicht nur so aussieht, sondern, wenn er regelrecht zu einem mutiert. Denn wir sind nicht die Einzigen, die auf ihm Platz genommen haben. Immer mehr Leute versuchen auf der Kiste einen Platz zu bekommen und langsam wird’s echt eng. Als wir schon alle aneinander gequetscht wie die Sardinen sitzen, müssen weitere 3 Personen samt Gepäck einen Platz finden und alle rücken noch einmal so gut sie können zusammen. „Oh mein Gott!!!“

Dann wirft der Thai, der von außen betrachtet, einen ganz schön stumpfen und hinterwäldlerischen Eindruck auf uns macht, seine Kiste an und wir holpern los. Müscha, der mit mir ganz hinten sitzt, muss immer wieder das Gepäck der anderen festhalten, damit es nicht runter fällt. Dank des Thais fliegt alles hin und her und er selbst kümmert sich glaube ich nen scheiß um das Gepäck, geschweige denn um unsere Sicherheit.

Der Auspuff dröhnt und es holpert. Bei jeder Kurve werden wir hin und her geschüttelt und ich kann´s nicht glauben, was hier wieder passiert. 20 Minuten später kommen wir an dem Touristen-Umschlageplatz an und werden in unseren tollen Bus vom letzten Mal gestopft. Haken wir also Etappe drei ab und gehen gleich in die vierte über.

Der Bus ist in der letzten Woche leider nicht hübscher geworden und sieht genauso versifft und muffig aus wie beim letzten Mal. Toll, da mag man doch gerne Platz nehmen. Aber was soll´s, Hauptsache weg. Als der Bus bis auf den letzten Platz besetzt ist, setzt er sich in Bewegung und wir rollen langsam davon.

Die Fahrt ist landschaftlich ziemlich cool und ich finde es fast ein wenig schade, dass wir hier nicht noch ein wenig länger geblieben sind. Aber Müscha und ich wollen gerne nach Koh Tao und dort die restlichen Tage verbringen. Dank eines Freundes sind wir auf die Idee gekommen einen Tauchschein zu machen und das dauert ja ein paar Tage.

Naja, jetzt sitzen wir im Bus und rollen wieder Richtung Surat Thani, um von dort mit einer Nachtfähre nach Koh Tao überzusetzen. Jetzt sind wir aber noch in unserem schönen Bus und wir gucken beide gespannt nach draußen. Ich find´s wirklich etwas schade und ich überlege, warum ich das Gefühl habe, irgendwas verpasst zu haben. Was ist denn Urlaub? Hier zählt ja schließlich Qualität und nicht Quantität oder wie viel habe ich in einem Urlaub gesehen, oder? Und wer weiß, vielleicht kommen wir ja auch noch einmal wieder. Dann sind wir ja gewappnet.

An tief grünen Wäldern und aus dem Meer ragenden Felsen, geschäftigen Läden und Ständen fahren wir aus der Stadt hinaus. Immer wieder überholen wir knatternde Motorroller mit 3-4 Fahrern gleichzeitig, die natürlich alle keine Helme tragen. Ein krasses Bild, bei dem sich mir sämtliche Nackenhaare aufstellen. Gegen 19.00 Uhr wird es dunkel. Und mit der Dunkelheit überkommt uns der Schlaf und wir beide schlummern ein.

Pünktlich vor unserem Stopp in Surat Thani werden wir von einem brüllendem Kind geweckt. „Autschn, das tut weh in meinem Ohr!“ Es hört sich fast an wie eine Katze, die gequält wird. Wach sind wir so auf jeden Fall wieder und so torkeln wir jetzt noch etwas wackelig auf den Beinen aus dem Bus. Die Rucksäcke haben die uns schon auf die Straße geworfen und wir müssen nur noch nach ihnen suchen und uns darüber freuen, wie sorgsam man doch mit unseren Habseligkeiten umgeht.

Meckern hilft jetzt aber auch nichts und wir schnappen uns unsere Rucksäcke und schauen uns unsere Fähre an, mit der wir nach Koh Tao schippern. Als wir sie jetzt sehen, verziehen sich unsere Münder und wir gucken uns lachend und ein wenig entsetzt an. „Ach du meine Nase, das kann ja lustig werden. Wir nehmen echt jeden scheiß mit.“ Wie schon von Anderen zuvor berichtet, sollte man die Fahrt mit der Nachtfähre eigentlich besser vermeiden. Warum? Es ist nur was für Hartgesottene. In diesem Moment gehören wir wohl zu denen mit dazu.

Das Schiff ist eigentlich ein kleiner Kutter, der Nahrungsmittel, Klamotten und alle anderen Utensilien nach Koh Tao schifft. Es ist fast, als wollen die sich noch ein paar Baht dazu verdienen und verfrachten die Ware „Tourist“ gerne auch noch auf dem Kutter, wenn Platz besteht. Unten ist das normale Frachtgut und im oberen Teil des Schiffs, sind ganz schmale Matratzen aneinander gereiht, auf denen wir sicherlich gleich Platz nehmen dürfen. Na das kann ja was werden. Die Matratzen sind gerade mal 50-70 cm breit, so dass eine normale Person mit anliegenden Armen darauf Platz finden kann. Sollte hier also alles ausgebucht sein, wovon ich jetzt erst einmal nicht ausgehe, würden wir wie die Ölsardinen aneinander gereiht nebeneinander liegen. Mit Sicherheit ein grandioses Bild.

Aber bis zum Ablegen des Schiffes sind noch zwei Stunden und so haben wir noch einen kleinen Aufenthalt. Sehr gut. Schon als der Bus um die Ecke bog, konnte ich den herrlichen Markt sehen und auf den gehen wir jetzt. Und mal wieder beginnen damit die „Happy Fressy Days“. Wir finden hier wundervolles frisches Obst und ganz hervorragende Garküchen. Ein Fest der Farben und somit ein Genuss für´s Auge und für den Gaumen zugleich. Toll!

Zuerst decken wir uns mit leckerem Obst ein und ich hole mir leckeres Gemüse mit Reis. Yummi. Die zwei Stunden Warten vergehen relativ schnell und wir nehmen auf unseren Matratzen Platz. Bis jetzt liegen hier nur vereinzelt noch ein paar "Dumme" wie wir rum. Sollte also genügend Platz für alle sein, Glück gehabt.

Müscha und ich kuscheln uns dich aneinander und sind noch ein wenig skeptisch. So richtig wissen wir nicht, wie das gleich ablaufen soll. Just in diesem Moment kommen immer mehr Personen die Treppe in unsere Gruppenkajüte. Und ich kann´s noch irgendwie nicht fassen, aber wirklich jede Matratze ist jetzt belegt und die Vorstellung der Ölsardinen wird jetzt real. Naja, ist ja auch irgendwie klar, dass das passieren musste.

Ich klebe, mein Nachbar klebt, zusammen kleben wir zusammen. Schön. Ich kann mich kaum bewegen und wage es auch nicht, mich zu bewegen, wer weiß, was dann passieren könnte.
Müscha sieht jetzt auch nicht grade begeistert aus, aber auch er nimmt die Situation gelassen und muss auch ein bisschen schmunzeln. Naja, die "Fracht" Tourist, mit der kann man´s ja machen und das für 550 Baht, was nicht gerade günstig ist, wenn man bedenkt, dass wir für 470 Baht schon eine komfortable Bahnfahrt zweiter Klasse bekommen.

Müscha und ich finden in einer Embryoartigen Verkrümmung unserer Körper eine halbwegs angenehme Schlafposition. Ein wenig Schiss hab ich und mir sausen gerade tausende Gedanken durch den Kopf. Das Schiff macht einen nicht so vertrauenswürdigen Eindruck. Die Fenster oder das, was davon übrig geblieben ist, lassen sich nicht schließen und der Wind pfeift uns um die Ohren. Hoffentlich wird’s nicht kälter und hoffentlich spritzt das Meerwasser nicht noch rein. Was ist wenn wir untergehen? Ob ich mich vielleicht übergeben muss, wenn es anfängt zu schaukeln?

In meinem Kopf schlagen die Fragen und Gedanken Purzelbäume. Müscha schnarcht mir schon sanft ins Ohr, als auch ich einschlafe. Höchstwahrscheinlich aus Erschöpfung und Angst zugleich. Mein Körper kann nicht mehr.


27/01/2012 FREITAG

Ich bin wach. Von Wellenrauschen und einem starken Seegang werde ich aus dem Schlaf gerissen. Ich reiße die Augen auf und möchte am liebsten Schreien, ich will hier weg, ich will in mein Bett. Auch jetzt frag ich mich, was das alles soll. Eine richtige Antwort fällt mir nicht ein. Ich hab Angst. Ob wir jetzt wirklich absaufen und uns irgend eine Welle verschluckt und uns auf den Meeresboden sinken lässt?

Ich würde gerne was sagen, aber ich kann nicht. Ich reiße nur immer wieder die Augen auf und starre an die Decke des Schiffes. Immer wieder schlafe ich ein und versuche mich zu beruhigen. Müscha hält mich ganz fest und kuschelt sich beschützend an meinen Rücken. Scheinbar hilft das. Ich schlafe wieder ein und als ich die Augen wieder auf mache, erreichen wir gerade den Hafen von Koh Tao.

Mittlerweile ist es kurz nach 5.00 Uhr morgens und ich kann´s noch nicht so wirklich fassen, aber wir haben unbeschadet unsere kleine neue Insel erreicht. Puuhhh! Und somit ist Etappe fünf auch abgehakt und wir kommen nun zur Kür. Ein nettes Zimmer finden.

Ganz schön müde und etwas benommen, trotten Müscha und ich aus dem Bauch des Schiffes. Wir schnappen unsere Rucksäcke und setzen uns an den Hafen, um uns einen ersten Überblick der Lage zu verschaffen. Die Taxi- und Tuk Tuk Fahrer sind im Gegensatz zu ihren Landsleuten auf Phi Phi, Lanta oder Krabi nicht so aufdringlich. Trotzdem schwirren sie auch schon morgens um 5.20 Uhr hier umher und versuchen ein Geschäft zu machen.

Müscha und ich müssen erst einmal Herr unserer Selbst werden bis wir wieder einen klaren Gedanken fassen können. Wir sind ja diesmal ein wenig besser vorbereitet und weil wir einen Tauchschein machen möchten, haben wir uns im Vorfeld mit ein paar Resorts und Tauchschulen beschäftigt. Zwei Adresse haben wir jetzt zur Auswahl und wir müssen nur entscheiden, wo die Reise zuerst hingeht.

Müscha pfeift uns also ein Taxi ran und wir fahren jetzt als erstes zum Sai Ree Beach ins Cottage Divers Resort. Wie gehabt nehmen wir hinten auf der Pritsche Platz und dann holpern wir los. Vor dem Resort lässt uns der Thai raus, wir hüpfen runter und dann stehen wir da. Etwas unsicher sehen wir sicherlich aus und so recht wissen wir mal wieder nicht, was jetzt passiert. Aber schlimmer kann´s einfach nicht werden.

Durch den Hintereingang nehmen wir jetzt Kurs auf eine nette Hütte für uns. Aber irgendwie sieht das hier alles anders aus, als im Internet. Tourismus ist ja echt eine ganz tolle Branche. „Vortäuschen von falschen Tatsachen“ wäre wohl der weit bessere Begriff dafür. Einige der Hütten sehen aber trotzdem okay aus und wir suchen die Rezeption.

Die macht natürlich erst um 8.00 Uhr auf und so stehen wir jetzt da und beschließen erst einmal einen Kaffee zu trinken. Im Gegensatz zu einer schönen Unterkunft finden wir ein ganz fantastisches Café mit einem richtig guten Cappuccino. Mit dem richtigen Equipment und köstlichem Biokaffee können die Thais wohl doch Kaffee machen und ein erster Schluck der braunen Flüssigkeit zaubert die kleinen Zornesfalten aus meinem Gesicht.

Trotzdem bin ich innerlich ganz schön nervös und angespannt. Die Situation der Ungewissheit macht mich doch etwas konfus. Müscha lässt sich davon wenig beeindrucken und versucht mit seiner Ruhe auf mich beruhigend einzuwirken. Leider gelingt ihm das nicht wirklich und ich kann ihn jetzt auch endlich von seinem Platz schubbsen, so dass wir wieder Richtung Resort laufen.

Als wir dort ankommen, schließt im richtigen Augenblick eine Thai auf, die erst einmal einen Mann abfertigt. Trotzdem frage ich sie höflich, ob noch Zimmer frei werden und ich bekomme ein unfreundliches: „Sorry, please wait a moment!“, an den Kopf. Na das passt mir ja jetzt gar nicht. Was soll das denn? Freundlich geht aber anders.
Noch einmal probiere ich mein Glück mit: „Wir wollen aber auch einen Tauchkurs machen!“, und schwupps wird aus: „einem Moment!“, ein „wait a second, please!“ Na also, geht doch. Trotzdem hat sie sich mit dem Einstieg alles versaut und mein Bauch sagt: „Rückzug.“

Müscha und ich wollen einen Tauchkurs machen und viele der Resorts bieten eine kostenlose Unterkunft im Gegenzug an. An und für sich nicht schlecht, doch trauen wir dieser Gastfreundschaft noch nicht und vermuten, dass sich dahinter nicht wirklich schöne Bungalows verbergen.

Nach ein paar Minuten des Wartens zeigt sie uns jetzt Bilder der Bungalows. Sieht ganz nett aus, aber die Realität ist ja oft anders. Bevor wir hier etwas entscheiden, möchten wir vorher definitiv einen Blick auf die Zimmer, Bungalow etc. werfen. Die Thai schickt uns jetzt aber erst einmal rüber in die Tauchschule, um alles vorab klar zu machen. Also tappsen wir jetzt rüber zu einem kleinem Typen mit Glatze. Obwohl er ganz sympathisch aussieht, nervt er mich jetzt schon mit seiner Art.

Entweder ist der echt so aufgedreht und wie auf Speed oder der war einmal zu viel Tauchen. Auweia. Stopp, aufhören. Klappe. Aus! Innerhalb der ersten zwei, drei Sekunden weiß ich ganz genau, hier bleibe ich nicht. Aber ich gebe ihm wenigstens noch eine Chance uns die Räume oder Bungalows zu zeigen. Also stiefeln wir ihm wie zwei treudoofe Hunde hinterher und wagen jetzt einen Blick in so einen Bungalow for free. „Ach du meine Nase!“ Müscha und ich gucken uns an, nicken und wir beide antworten im Chor: „Danke, nein!“ und fragen, ob´s nicht noch was für einen Aufpreis gäbe. Das gibt’s, nur leider bleibt uns ein Blick auf die Zimmer verwehrt, da alles voll ist und die Gäste noch nicht ausgecheckt haben. Aber ohne vorherigen Blick werden wir hier nicht in irgend ein Zimmer einziehen. Da ich eh ein komisches Gefühl habe, sagen wir, dass wir uns das Ganze noch einmal überlegen wollen und der Glatzenmann haut genauso schnell ab wie er gekommen ist.

Naja, ich hole jetzt Plan B aus der Tasche und wähle die Nummer vom Sunshine Divers Resort, dass sich ein wenig weiter im Süden befindet und laut Karte, sogar etwas ab vom Schuss. Dort freut man sich meine Stimme zu hören und man verspricht mir, uns mit einem Taxi abholen zu lassen. Cool.
Na das fetzt doch. Müscha und ich laufen wieder vor zu Hauptstraße und warten. Ich hab ein mulmiges Gefühl, denn ich weiß nicht, ob es richtig ist, hier einfach abzuhauen. Aber was sollen wir hier? Auch wenn es jetzt erst 8.00 Uhr ist, laufen uns die Alkoholleichen in die Arme und alles wirkt ein bisschen wie auf Phi Phi Island. „Nein danke, darauf haben wir keine Lust!“

Wenig später kommt ein Auto mit einem Thai, der ein Schild mit meinem vollständigen Namen in den Händen hält. Wie cool ist das denn? Wir freuen uns und dieser Umstand entlockt uns doch glatt wieder ein Lächeln.
Unsicher springen wir auf die Ladefläche und der nett aussehende Thai fährt los. Wir fahren ganz schön lange und kommen irgendwann an einer Bucht an. Die Chalok Bann Kao Bay. Und genau in dieser Bucht befinden sich zwei Resorts.

Eine kleine nettaussehende Thai empfängt uns und erklärt uns alles, was wir wissen wollen. Hört sich ganz gut an. Trotzdem sind wir unsicher und verhalten. Der Tauchkurs offeriert auch hier eine freie Unterkunft und die gucken wir uns jetzt an. Leider fällt auch diese aus. In unserer letzten Woche wollen wir echt was schönes und nicht so ne Absteige.
Aber die Thai ist nett und so führt sie uns jetzt durch sämtlich Bungalows und Zimmer, die hier zur Auswahl stehen. Nach vier weiteren Bungalows und einem sehr schönem Zimmer stehen wir jetzt in einem kleinen, aber niedlichem Bungalow direkt am Strand mit Blick auf die Bucht. Total romantisch.

Und das schönste wir zahlen dafür gerade mal 100 Baht, also 2,50 Euro die Nacht. Cool. Müscha und ich sind glücklich und die Anspannung fällt von unseren Schultern. Der Tauchkurs geht auch schon heute um 16.00 Uhr los und wir sind gespannt, was uns erwartet wird.
Zuerst gibt’s aber erst einmal eine Dusche für jeden und danach lümmeln wir uns auf unsere kleine Terrasse mit Blick zum Meer.

Koh Tao und Familie Schmautz werden also Freunde und die Kür, die Bungalowsuche nimmt ein gutes Ende. Jetzt muss nur noch das Tauchen Spaß machen und Anika und Caro aus Berlin müssen zu uns stoßen. Denn mit den zwei Knallfröschen haben wir uns hier verabredet und die beiden müssten morgen ankommen. Müscha guckt gerade durch´s Internet, als er die Nachricht bekommt, dass die beiden Mädels schon auf der Insel sind und auf dem Weg zu uns. Oh wie fein, nach 11 Wochen trauter Zweisamkeit, die wirklich schön waren, bekommen wir jetzt Besuch.

Nur eine Stunde später stehen jetzt Anika und Caro vor unserem Bungalow. Wir freuen uns total über das Wiedersehen. Schon toll. Klar erzählen wir erst einmal wie Wasserfälle und tauschen uns über die vergangenen Wochen aus. Die Zeit vergeht wie im Flug, so dass wir gerade noch kurz Zeit finden, was zu Essen und einen kleinen Spaziergang durch unser Dörfchen zu wagen.

Jetzt sitzen wir auf der Veranda der Tauchschule und Bastiaan, unser Tauchlehrer begrüßt uns. Für heute steht ein Videomarathon von zwei Sektionen auf dem Programm. Also eher Theorie als Spaß. Und nachdem ganzen Erlebten der letzten Stunden doch etwas langweilig und einschläfernd. Zumal alles auf Englisch ist und ich schon nach den ersten 15 Minuten abschalte und verträumt in meine Unterlagen gucke.

Wie soll ich das bitte schaffen, geschweige denn lernen. Ich versteh doch jetzt kaum die Hälfte. Und dass ich auf dieser Reise auch noch Tauchfachchinesisch lernen soll, hat mir irgendwie auch niemand gesagt. Kann man nur hoffen, dass ich morgen fitter bin. Sonst saufe ich wahrscheinlich in der ersten Tauchstunde im Pool ab. Na wir werden sehen.

Nach gefühlten 10 Stunden Tauchtheorie Videos und um den ein oder anderen Fachbegriff reicher, gesellen wir uns Abends zu den Mädels in unserem Restaurant und essen zusammen. Und bei Wellenrauschen geht’s dann ins Bett und ins Traumland. Leider stellen wir nun den Haken unser Unterkunft fest. Wir haben für die 100 Baht auch gleich die Disco mit gebucht. Denn auch wenn unser Bungalow nahezu perfekt ist, er steht in der Mitte des abendlichen Geschehens und so werden wir jetzt von viel zu lauter Musik der beiden Resorts, von links und von rechts, beschallt. Na super. Irgendwas ist ja immer.


28/01/2012 SAMSTAG

Es ist kurz nach 8.00 Uhr und wir schlendern langsam rüber in die Tauchschule. Heute werden wir also tauchen. Ein wenig aufgeregt bin ich schon. Denn so richtig kann ich noch nicht glauben, dass mir das Spaß machen soll. Aber einen Versuch ist es Wert.

Wenig später schrauben wir an einem Pool unser Tauchequipment zusammen und ich bin froh, dass uns Bastiaan noch einmal alles erklärt und die Theorie in der Praxis doch gar nicht so schwer ist.

Jetzt müssen wir nur noch in den Pool hüpfen und das Abenteuer Tauchen kann beginnen. Und wer hätte es gedacht nach den ersten Schwierigkeiten mit Luft und dem Gebammel links und rechts macht es sogar Spaß. Wir machen allerhand Übungen, tauchen durch den Pool und nach vier Stunden haben wir unseren ersten Praxistag hinter uns gebracht.

Trotz der angenehmen Temperaturen haben Müscha und ich blaue Lippen und bibbern ein wenig. Können wir nur hoffen, dass das morgen im Meer wärmer wird.

Jetzt haben wir aber erst einmal eine kleine Pause und wir gehen in einer Garküche bei uns im Dorf Mittag essen. Es gibt Nam Tok mit Hühnchen für mich und für Müscha mit Schwein. Es ist überragend lecker und ich könnte mich gerade in das Essen reinlegen. Yummi. Nam Tok ist irgendein Mix aus Gewürzen, Nüssen, Limone, dem gewählten Fleisch und gaaanz viel lecker. Dazu gibt’s eine kleine Portion Reis, der total klebt, was ich aber auch sehr toll finde. Herrlich.

Vollgefuttert geht’s jetzt zur nächsten Tauch-Theoriestunde. Auch heute stehen zwei weitere Lektionen, dementsprechend zwei Videos auf dem Programm. Nach frühem Aufstehen, Tauchen und Essen doch schon etwas einschläfernd. Denn zum einen, verstehe ich grade wieder nur die Hälfte, zum anderen bin ich einfach nicht mehr wirklich Aufnahmefähig und ich bin gespannt wie ich schon morgen eine Theorieprüfung absolvieren soll. Um uns darauf einzustimmen, verteilt Bastiaan jetzt zum Abschluss des Tages auch noch eine Art Übungstest. Na toll.

Doch wie in der Schule gucken Müscha und ich voneinander ab, als Bastiaan verschwindet und so lösen wir den Test fast gemeinsam und vergleichen immer wieder mit einander unsere Ergebnisse. Und scheinbar sind wir beide gar nicht so doof, denn wir haben gerade einmal einen Fehler. Super!!!

Völlig fertig gesellen wir uns Abends zu den Mädels, die uns ihre Erlebnisse des Tages berichten. Leider sehen sie ein wenig geschunden von der Sonne aus und schon von weitem strahlen uns ihre roten Waden an. Hoppala, da haben die zwei wohl die Sonne bei ihrer Kajaktour unterschätzt und sich ordentlich verbrannt.
Jetzt humpeln sie ein wenig wehleidig vor uns her und Müscha und ich können sich ein Grinsen nicht verkneifen.

Auch jetzt erzählen wir bis in die Nacht und wir beide kommen viel zu spät ins Bett. Auweia. Obwohl wir morgen schon um 7.15 Uhr auf´s Meer raus fahren, liegen wir erst gegen 24.00 Uhr im Bett. Und dank musikalischer Beschallung von rechts und von links fällt das Einschlafen auch nicht grade leicht.


29/01/2012 SONNTAG

Ich hab ein komisches Gefühl und bin glaube ich ein wenig aufgeregt, als wir zum Hafen runter fahren. Je näher wir dem Boot kommen, desto ruhiger werde ich. Ich kann noch immer nicht glauben, dass ich mich wirklich mit so einer dämlichen 15 Kilo Sauerstoffflasche in die Tiefen des Meeres begebe. Noch hätte ich wohl die Chance zu sagen, dass ich an Land bleibe, aber kneifen will ich ja auch nicht.

Bastiaan und Müscha sehen mir meine Nervosität scheinbar an und muntern mich immer wieder mit lieb gemeinten Sprüchen auf. Ich find´s alles andere als lustig und verziehe nur etwas argwöhnisch mein Gesicht. Naja, wir werden ja sehen, wer hier als letztes lacht. Pahhh...! Aber ich werd´s wohl trotzdem nicht sein.

Egal, nach einer Überfahrt mit einem kleinerem Bootstaxi stehen wir jetzt auf irgend so einem Holzkutter. Schon als wir an Bord gehen, winken mir unzählige Sauerstoffflaschen zu und eine davon wird wohl auch mir gleich etwas Luft spenden. Toll. Ich habe keine Lust. Ich bin müde, ich habe Hunger, ich bin faul und auf diesen doofen kalten Neoprenanzug, in den wahrscheinlich schon tausende von Menschen reingepullert haben, hab ich jetzt auch keine Lust.

Schon gestern fand ich es eklig in das Teil zu steigen. Und dann musste ich zwischendrin auch noch Pippi und wir mussten meinetwegen unsere Poolsession unterbrechen. Aber wenigstens hab ich nicht in dieses Stück Neopren "gemacht" wie vielleicht die anderen und bin artig auf´s Klo.

Naja, jetzt stehen Müscha und ich voreinander und machen irgend so einen "Buddy-Check"...wie hieß das "Bruce Willis rules all films." Bruce = BCD, also diese Tarierungsweste, wo man auch Luft reinpusten kann, damit man wie eine Boje auf dem Wasser schwimmt. Willis = Weights, also ob man die mit sich geführten Gewichte im Notfall auch abwerfen kann, rules = Releases: diese Weste hat ein paar Verschlüsse, die werden hier bei sich selbst und beim buddy (in dem Fall Müscha) gecheckt, dann all = air: hier probiert man die Luftzufuhr aus den Regulatoren aus. Da so eine Weste über zwei Stück verfügt (eine für sich selbst und eine für den buddy, falls der mal Luftmangel hat), testet man natürlich auch beide aus. Films =final: naja und zum Schluss guckt man noch einmal alles durch, guckt, ob der andere auch alles hat, wie Finnen und Maske und dann ist man fertig.

Hört sich einfach an. Ist es natürlich auch. Nur morgens um 7.30 Uhr etwas verpennt, kann man da die Hälfte auch mal vergessen und so stehen wir uns beide jetzt gegenüber und stammeln uns irgendwas zurecht. Toll, wie peinlich. Naja, Bastiaan hilft ein wenig und dann ist auch das geschafft. Super, dann müssen wir ja jetzt nur noch ins Meer mit dem ganzen schweren Gebammel hopsen und los geht’s.

Und jetzt steh ich hier auch, zum Sprung bereit. Natürlich ist nicht fünf Zentimeter unter mir das Meer, sondern ich muss aus zwei Metern eine Art "großen-Schritt-nach-vorne-Sprung" wagen. Mann ey, wieso denn einfach, wenn´s auch irgendwie immer ein wenig spektakulärer und schwerer geht. Ein wenig unbeholfen steh ich jetzt hier und alle gucken mich an. „Los spring!“, schreie ich mich innerlich an. Doch mein Körper sträubt sich dagegen. Jetzt halte ich inne und dann strecke ich das rechte Bein nach vorne und es macht laut Patsch.

Ich bin sicher im Wasser gelandet und Müscha folgt mir und auch er landet sicher neben mir. Jetzt treiben wir wie kleine Bojen hin und her. Von mir aus könnten wir das Ganze auch jetzt beenden. Schließlich ist es ja bis hierher schon spektakulär genug gewesen. Aber nüscht. Eins zwei fix und ich hab dieses Mundstück im Mund und stecke meinen Körper unter Wasser.

Langsam lasse ich die Luft aus meiner Weste, atme ruhig die Luft ein und aus und fange langsam an zu sinken. Ein komisches Gefühl, aber irgendwie auch toll. Jetzt sehe ich die ersten Fische und entfernte Korallen. Doch erst einmal muss ich mich auf mich konzentrieren und kann der Schönheit des Meeres noch nicht meine gesamte Aufmerksamkeit schenken.

Mein Augenmerk gilt jetzt mehr meinen Ohren, denn die haben alles andere als Lust auf Tauchen. Auch wenn ich immer wieder einen Druckausgleich versuche, das gewünschte Knacken bleibt aus und abwechselnd machen mir meine Ohren Probleme und bereiten mir Schmerzen. Doch in der Ruhe liegt die Kraft und so tasten wir uns ganz gemächlich auf 12 Meter runter.

Die Ohren sind mittlerweile frei, ich atme tief und ruhig und das mit dem Tauchen fühlt sich ganz gut an. Trotzdem taumele ich hier durch´s Wasser wie ein besoffener Radfahrer und so richtig flüssig sieht das sicherlich noch nicht aus. Aber jeder fängt ja einmal "klein" an und bestimmt sieht das beim zweiten Tauchgang ganz anders aus.

Und so ist es auch. Der zweite Tauchgang klappt schon viel besser und unser Lehrer ist zufrieden mit uns. Besonders weil wir ruhig und langsam atmen und dementsprechend wenig Luft verbrauchen. Auch das mit dem dahingleiten ist jetzt schon besser und der zweite Tauchgang macht wesentlich mehr Spaß als der erste. Trotzdem weiß ich nicht, ob ich das jetzt total toll finden soll oder nur so lala. Denn auch wenn es Spaß macht, den großen "Aha-Effekt" gibt’s bei mir irgendwie noch nicht. Zumal ich mir die Unterwasserwelt ein wenig spektakulärer vorgestellt hätte.

Naja, wir werden sehen. Morgen ist ja auch noch ein Tag und vielleicht sehen wir ja dann ein wenig mehr.

Ganz schön müde von allem gönnen wir uns eine wohlverdiente Mittagspause und spazieren mit den Mädels in die Garküche. Für alle gibt’s eine große Portion Nam Tok mit Reis und auch die Mädels sind begeistert von dem Essen.

Nur wenig später sitzen wir im "schönstem Klassenraum der Welt", auf der Veranda vor´m Meer und legen nach ein paar Wiederholungsaufgaben unseren Theorietest ab. Wir sind völlig im Eimer und die Konzentration lässt spürbar nach. Nach knapp einer Stunde, die uns ewig vorkommt, haben wir die Theorie Prüfung mit 7 Fehlern bestanden. Von 50 Fragen konnten wir also 43 richtig beantworten. Und 38 hätten für ein Bestehen der Prüfung genügt. Also gar nicht so schlecht. Und das, obwohl wir nicht gelernt und auch nicht wirklich fit waren. Naja die Schmautzens...sind eben Genies, ne!!!

Dann können wir morgen ja noch einmal in die Tiefen des Meeres hinab tauchen. Schließlich glänzen wir ja jetzt mit Fachwissen. Da kann also gar nix schief gehen.

Fix und foxi lassen wir den Tag ganz entspannt auf unserem Balkon ausklingen und fallen viel zu spät ins Bette. Gute Nacht.